Englische Bogenschützen

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    Re: Englische Bogenschützen

    Sir Valnar - 13.04.2004, 02:49

    Englische Bogenschützen
    Die englischen Bogenschützen
    Legenden um eine "Wunderwaffe".
    Zu den beeindruckendsten Ereignissen der Militärgeschichte des Mittelalters gehören sicher die Siege, die den Engländern mit Hilfe ihrer Langbogenschützen gegen weit überlegene französische Ritterheere gelangen. Am Anfang des Hundertjährigen Krieges hatte der englische König Edward III. bei seinem Einfall in Nordfrankreich 1339 sein Heer noch mit zahlreichen Rittersöldnern aus dem Reich verstärkt. Da die Franzosen aber eine Entscheidungsschlacht vermieden und den Engländern die Einnahme von Städten nicht gelang, waren ausgedehnte Verwüstungen das einzige Resultat dieser Kriegszüge. Bei der Anwerbung der teuren Rittersöldner hatte sich Edward jedoch finanziell derart übernommen, dass er vorerst auf sie verzichten musste. Als er nun zur Entlastungen seiner südfranzösischen Besitzungen 1346 in die Normandie einfiel, hatte er neben Rittern aus England und der Gascogne hauptsächlich Bogenschützen geworben, die aus seiner Sicht vor allem den Vorteil hatten billiger zu sein. Durch ausgiebige Plünderungen, die wahrscheinlich zum Teil den Sold ersetzen mussten, gelang es den Engländern schließlich die Truppen des französischen Königs auf sich zu ziehen. Doch dieser hatte ein so imposantes Heer zusammengebracht, dass es die Engländer vorzogen sich mit ihrer Beute nach Flandern in Sicherheit zu bringen. Als die Verfolger immer näher kamen, wählte Edward eine gute Verteidigungsstellung auf einem Hügel bei Crecy und erwartete den Angriff. Die französischen Ritter waren sich des Sieges so sicher, dass sie nicht versuchten ihre genuesischen Armbrustschützen vernünftig zum Einsatz zu bringen, oder gar die eigenen Truppen richtig zu positionieren: Sie griffen direkt aus dem * an, 15 bis 16 mal sollen sie es versucht haben und wurden dabei regelmäßig von den Bogenschützen zusammengeschossen. Am Ende bedeckten weit über 1.000 tote Ritter und hohe Adlige das Schlachtfeld, während die Engländer nur verschwindend geringe Verluste gehabt hatten. Als das französische Ritterheer 1356 dann noch einmal bei Poitiers und schließlich 1415 bei Azincourt ähnlich vernichtende Niederlagen hinnehmen musste, war für England der Hundertjährige Krieg zwar dennoch nicht zu gewinnen, die Welt aber um eine Legende reicher.

    Vor allem bei modernen Geschichtsinteressierten beflügelt der Langbogen immer wieder die Phantasie. Da mischen sich Vorstellungen von Robin Hood mit Halbwahrheiten und weitererzählten Anekdoten. Man kann dann lesen, dass ein Langbogenschütze im Kampf hunderte wenn nicht sogar tausend Gegner tötete. Die eingefleischten Fans glauben zudem, dass die Pfeile Kettenhemden und sogar Plattenpanzer durchschlagen konnten. Eine der fatalsten und immer wieder gern kolportierten Geschichten setzte der Sohn Napoleons III. in die Welt, als er feststellte, dass ein Bogenschütze in einer Minute 12 mal über eine Distanz von mehr als 200 Meter schießen konnte und dabei nur einmal sein Ziel verfehlte. Ein selbstverständlicherweise englischer Historiker hat sich von seiner Begeisterung sogar zu der Behauptung verstiegen, dass der Langbogen noch im 18. Jahrhundert schlachtentscheidend hätte sein können, und englische Bogenschützen bei Waterloo ein Massaker unter ihren Gegnern angerichtet hätten.

    Kommt man bei solchem Geschwafel dann zu der Frage, warum denn irgendwann auf diese Wunderwaffe verzichtet wurde, kann man lesen, dass vielleicht die Technik des Bogenbaus verloren gegangen sei oder es an den notwendigen Rekruten gefehlt habe. Möglicherweise war der Verzicht auch der Borniertheit einiger Heerführer zuzuschreiben, die nicht einsehen wollten, dass ein Langbogen einer Arkebuse, mit der man bei geradezu unglaublich langsamer Feuergeschwindigkeit auch noch meistens das Ziel verfehlte, haushoch überlegen war. Nun gibt es sicher immer wieder bornierte Heerführer, aber in den Kriegen der Renaissance wurde so ziemlich alles ausprobiert, was an neuen Taktiken und Waffen zur Verfügung stand, und die, die nicht schnell genug lernten, verschwanden meistens sehr schnell von der Bildfläche.

    Dennoch steht fest, dass der Langbogen zu seiner Zeit eine sehr effektive Waffe war. Zudem war er eine typische Söldnerwaffe. Die englischen Bogenschützen wurden als Söldner angeworben, und nach ihren spektakulären Erfolgen in den Schlachten des Hundertjährigen Krieges versuchten auch andere Feldherren ihre Dienste zu kaufen. Es lohnt sich also die Geschichte dieser Waffe etwas genauer zu betrachten.

    Das grundlegende Problem bei Bogenschützen ist, dass sie sehr viel Training und Erfahrung haben müssen. Man kann sie also nicht schnell ausbilden, sondern nur dort rekrutieren, wo das Bogenschießen fest in der Kultur verankert ist. Gerade sesshafte Völker mussten deshalb Bogenschützen meistens bei ihren nomadischen Nachbarn anwerben. Berühmt sind hier die nubischen Bogenschützen in den Heeren der Pharaonen. Die Griechen beschäftigten Skythen und Bogenschützen aus Rhodos, wo sich diese Kunst anscheinend aus älteren Zeiten gehalten hatte, denn auch noch die Römer griffen gerne auf diese Spezialisten zurück, neben denen aus ihren Provinzen im vorderen Orient. Auch bei den Germanen scheint der Bogen in der Schlacht kaum Verwendung gefunden zu haben. Lediglich von den Goten wird berichtet, dass sie in größerer Anzahl über Bogenschützen verfügten. Wahrscheinlich haben sie während ihres engen Kontaktes mit Hunnen und Alanen den Gebrauch der Waffe von diesen übernommen. Allerdings verfügten sie anscheinend nicht über berittene Bogenschützen. Der Bogen blieb bei ihnen eine zweitklassige Waffe des Fußvolkes.

    Im Mittelalter wird der Bogen dann zwar immer mal wieder erwähnt, so wurde er in den karolingischen Kapitularien sogar vorgeschrieben, es ist jedoch nur ganz selten von seinem Einsatz im Krieg zu lesen. Allerdings scheinen ihn die Wikinger bei ihren Raubzügen gerne verwendet zu haben, und möglicherweise gibt es von hier eine Verbindung zu seinem ersten bedeutenden Einsatz im Mittelalter: der Schlacht bei Hastings 1066. Da die normannischen Ritter nicht in der Lage waren in die geschlossenen angelsächsischen Heerhaufen einzudringen, zermürbten sie diese so lange mit dem massiven Feuer ihrer Bogenschützen, bis sie begannen sich aufzulösen. Sonst ist allerdings nur von dem Stauferkaiser Friedrich II. bekannt, dass er in größerem Umfang und mit Erfolg Bogenschützen verwendete. Er rekrutierte sie unter den immer noch in Sizilien ansässigen Sarazenen, die dazu in eigenen Militärkolonien angesiedelt wurden.

    Interessant dabei ist allerdings, dass sich der Bogen dennoch nie als Waffe durchsetzte. Sowohl die Nachfolger Wilhems des Eroberers oder Friedrichs II. haben entweder ganz auf Schützen verzichtet oder lieber Armbrustschützen verwendet. Ganz anders verhielt es sich allerdings im Osten, wo Byzanz in seinen Auseinandersetzungen mit den Türken und anderen Reiternomanden gelernt hatte die Waffen seiner Gegner zu schätzen. In Byzanz wurden deshalb ständig Kumanen, Patzinaken oder Magyaren als berittene Bogenschützen angeworben. Die Europäer machten dann bei den Kreuzzügen auch schnell die Erfahrung, dass Schützen dringend notwendig waren, um die feindliche Reiterei auf Distanz zu halten. Der bekannteste Kreuzritter - Richard Löwenherz - kam von dort als eifriger Verfechter der Armbrust zurück.

    Allerdings schien zu dieser Zeit niemand der Ansicht zu sein, dass Pfeile Kettenhemden durchlagen könnten. Manche Autoren loben ausdrücklich den Einsatz der Schützen, da diese starke Verluste bei den Pferden verursachten. Das Fußvolk schützte sich während der Kreuzzüge dagegen oft mit dick wattierten Jacken vor den feindlichen Pfeilen. Das Kettenhemd war mit Abstand der teuerste Ausrüstungsgegenstand eines Ritters, nur ein gutes Schlachtross konnte ähnlich viel kosten. Schon allein deshalb wäre es merkwürdig, wenn ein Krieger so viel Geld für einen Panzer ausgegeben hätte, nur um sich dann von einem billigen Bogenschützen aus dem Sattel holen zu lassen. Es ist in diesem Zusammenhang auch interessant, dass die die prominentesten Opfer von Schützen - der angelsächsische König Harold und Richard Löwenherz - bezeichnenderweise ins Auge getroffen worden sein sollen.

    Von den Kreuzzügen scheint auf jeden Fall die Armbrust profitiert zu haben, die eine höhere Durchschlagskraft als der Bogen hatte und deren Gebrauch vor allem viel einfacher zu erlernen war. Die Armbrust wurde eine typische Waffe der Städter und Seefahrer und deshalb konnte man auch in Katalonien, den italienischen Hafenstädten oder am Niederrhein immer ausreichend Schützen anwerben. Bei den Bogenschützen fehlte dagegen lange ein entsprechend ergiebiges Rekrutierungsreservoir. Das änderte sich erst als die Engländer bei der Eroberung von Wales (1278-1284) mit der dort verbreiteten Version des Langbogens Bekanntschaft machten. Es wäre hier noch anzumerken, dass in modernen Texten manchmal von der Bedeutung englischer Bogenschützen während der Kreuzzüge zu lesen ist. Das ist jedoch völliger Quatsch, da die Engländer den wirkungsvollen Einsatz des Langbogens erst richtig lernten, als die Kreuzzüge bereits so gut wie vorbei waren.

    Die Waliser galten als wilde Barbaren und hatten sich mit Erfolg gegen die angelsächsischen und normannischen Eroberungsversuche zur Wehr gesetzt. Als sich nun der englische König Edward I. entschloss das leidige Problem der ewigen Überfälle und Plünderungszüge an seiner Westgrenze dadurch zu lösen, dass er seinem Reich eine neue große Provinz einverleibte, sah er sich plötzlich in einen heimtückischen Kleinkrieg verstrickt. Das Gelände war oft schwer zugänglich und stark bewaldet und deshalb schlecht für den Einsatz schwerer Kavallerie geeignet. Vor allem dachten die Waliser auch gar nicht daran sich den viel besser ausgerüsteten Engländern zu einer großen Schlacht zu stellen. Sie beschränkten sich auf Überfälle und zogen sich vor überlegenen Kräften schnell in Berge und Wald zurück. Und bei dieser Art des Kampfes brachten sie ihre Langbogen höchst wirkungsvoll zum Einsatz.

    Es ist umstritten, woher die Waliser die Technik des Langbogenbaus hatten. Möglicherweise hatten sie sie von den Wikingern übernommen, die ihre Küsten verheert hatten. In Skandinavien war nämlich um 300 n. Chr. damit begonnen worden die Bogen so zu bauen, dass sie aus Kern- und Splintholz bestanden. Das harte Kernholz des dickeren Mittelstücks war praktisch so mit dem elastischeren Splintholz verbunden, dass eine ähnliche Wirkung wie bei dem aus verschiedenen Materialien verleimten Reflexbogen erzielt wurde. Jedenfalls lässt sich der Langbogen bereits für das 7. Jahrhundert in Wales nachweisen. Das Entscheidende aber war sicher, dass ihn die Waliser auch oft bei der Jagd benützten. Zudem waren bei der Armut des Landes Panzerhemden nicht sehr verbreitet, so das er auch bei ihren lokalen Fehden Verwendung fand. Letzten Endes war Wales einfach eine dieser kargen und harten Grenzregionen, in denen die Bevölkerung vom Feudalismus noch relativ unberührt den Umgang mit ihren traditionellen Waffen noch nicht verlernt hatte. So wie die Schweizer Berge Hellebardenträger und Spießer lieferten und die Pyrenäen und Aragon Wurfspießschleuderer, so kamen aus Wales eben Bogenschützen.

    Als Edward I. merkte, dass der Feind von seinen Rittersöldern, die übrigens zu guten Teilen in der kurz zuvor unterworfenen Gascogne rekrutiert worden waren, nicht zu fassen war, begann er selbst damit Waliser anzuwerben. Anfangs scheint er allerdings mehr ihre Ortskenntnis und ihre niedrigen Löhne geschätzt zu haben, denn es wurden auch weiterhin viele Armbrustschützen eingesetzt, die zudem mehr Sold als die Waliser erhielten. Im Laufe der Jahre lernten die Engländer jedoch während der zahlreichen Gefechte und Belagerungen gerade die Kombination aus Rittern und Bogenschützen vorteilhaft einzusetzen. Diese Taktik erwies sich als so vorteilhaft, dass man auch bald in England damit begann Langbogen zu bauen und sich in ihrem Umgang zu üben. Nach der vollständigen Unterwerfung von Wales, wurde das Land selbst zur ergiebigsten Quelle für anspruchslose erfahrene Bogenschützen.

    Edward machte auch bald Gebrauch davon, als er 1292 damit begann Schottland zu unterwerfen. Die Schotten hatten während ihres Aufstandes unter William Wallace gelernt sich in geschlossenen Spießerhaufen erfolgreich gegen Ritter zur Wehr zu setzen und 1297 gelang ihnen sogar ein großer Sieg, als sie das englische Heer beim Übergang des Stirling überraschen konnten. Ein Jahr später wurden die schottischen Spießerhaufen jedoch bei Falkirk so lange von Edwards Walisern zusammengeschossen, bis sie dem Angriff der Ritter nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Man sollte bei den Erfolgen des Langbogens in den walisischen und schottischen Kriegen Edwards jedoch beachten, dass Schotten und Waliser nur über wenige voll gepanzerte Kämpfer verfügten, einige hatten sicher Panzerhemden aber die große Masse schützte sich lediglich mit ihren Schilden. Der Miltärhistoriker Hans Delbrück hat das Problem folgendermaßen auf den Punkt gebracht, dass Richard Löwenherz die Armbrust favorisierte und sein Nachfolger Edward dagegen den Langbogen wahrscheinlich daran lag, dass der erste gegen Ritter kämpfte, der andere aber gegen schlecht gepanzertes Fußvolk.

    Dennoch hatte sich der Langbogen als wirkungsvolle Waffe erwiesen. Viel wichtiger war aber die Erfahrung die die Engländer in diesen langen und schwierigen Kriegen im Einsatz kombinierter Waffengattungen gewonnen hatten. Trotzdem stützte sich Edward III. am Anfang des Hundertjährigen Krieges zuerst wie gesagt hauptsächlich auf Soldritter und griff erst auf die Bogenschützen zurück, als er die teuren Ritter nicht mehr bezahlen konnte. Nach den großen Siegen bei Crecy und Poitiers änderte sich das natürlich und Bogenschützen waren nun für Generationen überall auf dem Markt gefragt. Dennoch war der Langbogen keine Wunderwaffe. Man nimmt zwar an, dass seine Pfeile Anfang des 14. Jahrhunderts Panzerhemden durchschlagen konnten. Aber auch hier gab es sicher große Qualitätsunterschiede. Es versteht sich von selbst, dass z. B. ein Graf, der mit 100 Reitern zu einem Kriegszug erschien, selbst eine sehr gute Rüstung hatte, während einige seiner ritterlich gerüsteten Knechte sich mit wesentlich älteren und schlechteren Modellen zufrieden geben mussten. Auf einem zeitgenössischen Bild der Schlacht von Mühldorf (1322) sind diese unterschiedlichen Rüstungen sehr deutlich zu erkennen, vor allem auch die weit verbreiteten konischen Helme (Barbute), die das Gesich frei ließen.



    Wenn nun wie bei Crecy immer nur einige hundert Ritter eine Stellung von 6.000 Bogenschützen, die 12 mal pro Minute gefeuert und fast immer getroffen haben sollen, angriffen, wie konnten diese Ritter dann mehrmals in die englische Stellung einbrechen, wenn Pfeile so tödlich waren? Als die Franzosen dann 1356 bei Poitiers mit einigen tausend schwer Bewaffneten zu Fuß angriffen, waren die ca. 4.000 Bogenschützen nicht in der Lage diesen äußerst langsamen Block zu stoppen. Das gelang erst mit dem Gegenangriff von 2.000 englischen Rittern zu Pferde! Im Nahkampf rückten die Bogenschützen dann ihren zusammengedränten und schwerfälligen Gegnern mit Messern und Kampfhämmern zu Leibe, anstatt sie aus kürzester Distanz zusammenzuschießen. Man kann also davon ausgehen, dass ein Ritter gegen Pfeile relativ gut geschützt war und vor allem bei den neueren Plattenpanzern sicher auf die Pferde gezielt werden oder aus kürzester Distanz eine Schwachstelle getroffen werden musste. Gute Rüstungen wurden bezeichnenderweise mit einer Windenarmbrust auf Beschußfestigkeit getestet.

    Nachdem 1360 Frankreich und England dann vorübergehend Frieden geschlossen hatten, zogen große Gruppen arbeitsloser Söldner nach Italien und nahmen dabei auch viele der bewährten Bogenschützen mit. In Italien trafen sie aber nicht mehr auf die ignorante Feudalreiterei Frankreichs, sondern auf andere professionelle Söldnerkompanien und so wurden die Engländer auch erst einmal von der deutschen Kompanie "Vom Stern" geschlagen. Der italienische Chronist Filippo Villani berichtet berichtet zudem von einer Belagerung von Florenz, wo wieder hauptsächlich deutsche und englische Söldner aufeinandertrafen. Bei einem Ausfall habe einer der Führer der deutschen Ritter - Henri de Montfort - wie eine "Masse aus Erz" standgehalten, während "die Pfeile der englischen Bogenschützen wie Hagel auf seinen Panzer herabregneten". Wenn dieses Bild auch etwas übertrieben sein mag, so wird doch deutlich, dass Pfeile nicht immer mit vollem Erfolg eingesetzt werden konnte. Villani lobt bei den Engländern deshalb vor allem die schweren Rüstungen, die sie aus Frankreich mitgebracht hatten und zum Schrecken ihrer leichter gewappneten Gegner ständig auf Hochglanz brachten. Über die "berühmten" Bogenschützen in ihrem Gefolge schreibt er dagegen: "Man machte die Erfahrung, dass sie besser nächtliche Überfälle machten und stahlen als das Feld zu behaupten; sie hatten mehr Erfolg durch die Feigheit unserer Leute als ihre eigene Tapferkeit.

    Auch Karl der Kühne warb für seine Kriege tausende englischer Bogenschützen. Dennoch wurden seine Heere 1476 bei Grandson und Murten und 1477 bei Nancy vom schweizer Fußvolk einfach überrannt. Und niemand wird wohl behaupten, dass ein schweizer Fußknecht besser gepanzert oder gar schneller als ein Ritter war. In England sonnte man sich noch lange im Glanz der großen Siege. Als aber Heinrich VIII. an die alten Erfolge anknüpfen wollte und 1544 in Frankreich einfiel, mußte er feststellen, dass mit seinen weltberühmten Bogenschützen allein nicht mehr viel auszurichten war. Landsknechte, Spanier und Söldner aus aller Herren Ländern mußten angeworben werden. Seine Tochter Elisabeth I. zog dann die Konsequenz und schloss den Bogen per Dekret von der Musterung aus. Dennoch gab es in England noch 1590 eine literarische Kontroverse über die Vor- und Nachteile von Bogen und Arkebuse, wobei der Verteidiger der Arkebuse anführte, es könne ja sein, dass durch Pfeile die Pferde mehr erschreckt würden, die Männer allerdings mehr durch Kugeln.

    Das Ende des Bogens kam durch die Arkebuse. Sie schoss weiter und konnte sogar Plattenpanzer durchschlagen. Allerdings gibt es nun reichlich Literatur darüber, wie langsam und wie schlecht Arkebusen und Musketen schossen. Aber genau das sollte sich jeder vor Augen halten, der aus purer Effekthascherei die Vorzüge des Langbogens preist. Mit aus heutiger Sicht geradezu lächerlich schlechten Feuerwaffen wurden Amerika, Sibirien und Kolonien in Asien erobert, und dort gab es gewiss keine schlechteren Bogenschützen als in England.

    Aber man wird den Bogenschützen auch nicht gerecht, wenn man denkt, sie hätten ihre Gegner wie Hasen schießen können. Unter guter Führung und sicher auch mit Glück gewannen sie das Selbstvertrauen, das Infanteristen in dieser Zeit immer benötigten, wenn sie es überhaupt wagen wollten, sich den Herren hoch zu Ross entgegenzustellen. Dazu kam die enorme Beute, die in diesen Kriegen gemacht wurde. Durch sie wurden sicher erst viele potentielle Rekruten dazu motiviert, die notwendige Technik zu erlernen.



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