Die nordische Mythologie

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    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:12

    Die nordische Mythologie
    Die nordische Mythologie
    In vielen Fantasy-Romanen, –Geschichten und –Filmen gibt es Beziehungen zu Mythen und Sagenkreisen unserer realen Welt. In einigen Rollenspielen hat man als Kleriker oder Klerikerin eine große Auswahl unter vielen Göttern und Göttinnen verschiedener Sagenkreise/Mythen/Religionen, andere beziehen sich nicht explizit auf einen bestimmten Sagenkreis, doch sind sie damit verknüpft durch oft nicht direkt erkennbare Verbindungen. Beispiele hierfür sind etwa der Sagenkreis um König Artus oder der um die keltischen Druiden; gerade der letztere wird gerne »ausgebeutet«, obwohl wenig darüber bekannt ist und dieses wenige oft noch falsch verstanden oder ausgelegt wird. Auch die nordische Mythologie spielt eine Rolle in vielen Fantasy-Rollenspielen, –Filmen und Werken der Literatur. Wer sich damit beschäftigt, stößt meist schnell auf »Elfen« oder »Elben« – doch wer weiß schon, daß diese keine Erfindung moderner Autor/innen sind, sondern ursprünglich Gestalten der nordischen Sagenwelt, nämlich die mächtigen »Dunkelzwerge«?
    Allgemein ist, was die nordische Sagenwelt betrifft, ein erhebliches Maß an Fehlinformationen oder unzutreffender Interpretation festzustellen. Eines der häufigsten Mißverständnisse ist, daß es sich dabei um eine »Religion« handele.

    Über die germanische und isländische Religion ist nicht sehr viel bekannt; vieles ist noch ungeklärt. Bei der Edda, die den meisten populären Darstellungen nordischer Mythologie als Grundlage dient, handelt sich auf jeden Fall nicht um eine religiöse Dichtung: Alle Versuche, in der »Lieder-Edda« kultische Bräuche nachzuweisen, gelten als mißglückt. Der Kultpoesie stehen alle Edda-Gedichte fern: »Von dem, was den eigentlichen Kern aller Religionen bildet: dem Verhältnis der Götter zu den Menschen, finden wir in den Edda-Liedern nichts... So ist die Edda alles andere als ein Glaubensbuch.« (RGG)

    Auch bei dem fälschlicherweise oft als »Jüngere Edda« bezeichneten Werk (zwar sind Teile der »Lieder-Edda« älter, doch entstand das Gesamtwerk etwa 20 Jahre nach der Edda des Snorri), der »prosaischen« oder »Snorra-Edda«, handelt es sich nicht um religiöse Dichtung. Snorri wollte mit seinem um 1223 vollendeten Werk den jungen Skalden das für ihre Kunst notwendige Rüstzeug vermitteln. Snorri selbst war Christ und nahm an den Mythen einerseits ein nationales, andererseits ein wissenschaftliches, auf keinen Fall jedoch ein religiöses Interesse, so daß in dieser Hinsicht mit dem RGG der Schluß zu ziehen ist, daß »uns auch die Snorra-Edda keinen Einblick in die eigentliche Religion der Nordleute« erlaubt.

    »Gandalf for President...«
    Viele Vorstellungen in der Fantasy-Literatur beruhen auf der nordischen Mythologie, nicht nur die von Elfen, Zwergen, Riesen oder Trollen. John Ronald Reuel Tolkien, von seinen Fans kurz und liebevoll JRRT genannt, bezieht sich in seinen Werken stark auf die nordische Sagenwelt. Der Oxford-Professor für altes Englisch (31.1.1892 – 2.9.1973) war einer der größten Phantasten der Literaturgeschichte und hat mit der Saga um Mittelerde, die Hobbits (Halblinge), um Elben und Zwerge, um den Zauberer Gandalf und um die drei Ringe (der Elben) und den »Einen Ring« (Saurons) einen der umfangreichsten, fantastischsten und schlüssigsten Mythen geschaffen und damit der Fantasy-Literatur weltweit zum Durchbruch verholfen.
    Tolkien ist der wohl erfolgreichste - und nach meiner Meinung beste – Fantasy-Autor überhaupt, seine Welt »Mittelerde« hat einem Rollenspiel den Namen gegeben, und »Der Herr der Ringe« (1954/55) wurde verfilmt. (Der Zeichentrickfilm von Ralph Bakshi ist allerdings für mich wie für viele Tolkien-Verehrer/innen ein abscheuliches Machwerk, das von der Subtilität und der erzählerischen Großartigkeit des Werkes nichts rüberbringt.)

    Tolkiens Werk, mit einer kompletten eigenen Welt mit eigener Kosmogonie (im »Silmarillion«, 1979), eigener Religion und sogar eigener Sprache, bietet viele Aspekte, bis hinein in den politischen Raum, auch wenn er selbst es nie politisch verstanden wissen wollte. Immerhin gingen in den USA 1968 Student/innen auf die Straße mit dem Slogan »Gandalf for President« - und der letzte Teil des »Herrn der Ringe« behandelt den Kampf zwischen Industrie und Umwelt, zwischen Ausbeutung und humaner Lebensweise. Zudem kann man in seinen Werken zu fast jedem Problem des Menschseins Bedenkenswertes finden:

    »Utopisch ist der 'Herr der Ringe' in mancherlei Hinsicht. [...] Die kleinen Leute ... nehmen entscheidende Aufgaben wahr in einer Situation, in der den Weisen und Großen der Atem und der Verstand auszugehen drohen. [...] So bewältigt der 'Herr der Ringe' das Bedürfnis nach Geschichte, das er aufgreift, nicht, aber er gestattet weitgreifende Durchblicke dem, der sich über der Lektüre fremd wird und damit einen Schritt zu sich selbst tut...«
    (Frankfurter Rundschau, 2. 9. 7
    Tolkien war schon in frühester Jugend sehr von dem Sagenkreis um König Artus beeindruckt, aber auch von der nordischen Sagenwelt. So war er mit 18 Jahren begeistert vom finnischen »Kalevala«, dem »Land der Helden«, einer Sammlung von Geschichten, die die wichtigste Quelle für die Grundlage der Mythologie Finnlands bildet, und lernte zwei Jahre später genug Finnisch, um dieses Epos zumindest teilweise im Original lesen zu können. Das »Quenya« oder »Hochelbisch« der späteren Jahre ist stark an das Finnische angelehnt.
    Tolkien bedauerte sehr, daß den Engländer/innen eine solche umfassende Mythologie fehlte, für die die Artussage ein nur mangelhafter Ersatz sei:

    »Diese mythologischen Balladen sind voll von jenem höchst ursprünglichen Unterholz, das in der europäischen Literatur insgesamt über viele Jahrhunderte hin immer mehr beschnitten und verdrängt wurde, in den einzelnen Völkern jeweils früher oder später und mehr oder weniger vollständig. [...] Ich wünschte, wir hätten noch mehr davon – etwas von der gleichen Art, das uns Engländern angehörte.«
    (JRRT 1912 in einem Vortrag über das »Kalevala«, zitiert nach Carpenter)
    So entstand bei Tolkien früh die Idee, eine umfassende Kosmogonie und Mythologie zu erschaffen, was ihm mit der Geschichte Mittelerdes als wohl einzigem Autor auch überzeugend gelang. Dabei erzählt Tolkien nicht Geschichten aus und über eine parallele oder eine Alternativ-Welt oder eine frei erfundene, sondern über unsere Welt und unsere Vor-Geschichte:
    »Mittelerde ist unsere Welt. Ich habe (natürlich) die Handlung in eine imaginäre (wenn auch nicht ganz unmögliche) Periode des Altertums gerückt, in der die Kontinente eine andere Form hatten.« (JRRT, zitiert nach Carpenter)

    Alles, was Tolkien schreibt, könnte sich so tatsächlich in grauer Vorzeit auch ereignet haben – von der Erschaffung der Welt durch Musik über die der zunächst flachen Erde, die Umwandlung des Planeten in eine Kugel, die Verschiebung der Kontinente, den Untergang von »Atlantis« bis hin zum Verschwinden der Elben und Zwerge und der Magie. Übrig bleibt unsere graue, magie-lose und poesie-arme Welt...

    Unwahrscheinlicher als die Erschaffung der Welt in sieben Tagen ist das jedenfalls nicht, plausibel ist eine solche Geschichte mit ihrer Entwicklung hin zu unserer Welt ohne Magie allemal - und schöner finde ich es sowieso.

    Wie stark Tolkien bei seiner Schöpfung von verschiedenen Religionen, Mythen und Sagenkreisen beeinflußt war, läßt sich immer wieder feststellen. So scheint sein starker Katholizismus oft durch: bei »Eru« oder »Iluvatar«, dem Einen Gott, bei den »Valar«, Untergött/innen, die man mit den Erzengeln, und den »Maiar«, deren Diener/innen, die man mit Engeln vergleichen kann, besonders aber bei »Morgoth« oder »Melkor«, dem »gefallenen« »Engel« Luzifer ähnlich. Alle Wesen erwartet eine Art »Jüngstes Gericht« bei der »Zweiten Musik der Ainur« - und die »Auferstehung« des Zauberers Gandalfs, der in Wirklichkeit ein von den Valar gesandter Maiar (Olorin, der Herr der Träume) ist, hat doch auch gewisse Parallelen...

    »Tolkien gab seiner Mythologie diese Form, weil er wünschte, daß sie fern und fremd, zugleich aber keine Lüge sei. Er wollte, daß die mythologischen und legendären Erzählungen seine eigene moralische Sicht der Welt aussprechen sollten, und als Christ konnte er sie dann nicht in einen Kosmos ohne den Gott stellen, den er verehrte. [...] Er nahm nicht an, daß genau die Völker, die er beschrieb, die Elben, Zwerge und bösartigen Orks, auf Erden gelebt und getan hätten, wovon er berichtete. Doch fühlte oder hoffte er, daß seine Geschichten in gewisser Hinsicht eine starke Wahrheit verkörperten.« (John Carpenter)
    Einflüsse der nordischen Mythologie finden sich bei Tolkien zuhauf, u. a. bei den Elben, den Trollen, den Orks (als mißgebildete, zum Bösen gezüchtete »Dunkelelben«) und bei den Zwergen; sie finden sich sowohl in der Struktur der Geschichten als auch in Einzelheiten, etwa in den Zwergennamen Durin und Dwalin.
    »Opfern wollen sie am Abend...«
    Bei Poul Anderson (geb. 1926) tauchen die eben genannten als Dyrin und Dvalin auf – beide Autoren haben sich des Zwergenkatalogs der Älteren Edda bedient. Der Amerikaner Anderson, Nachfahre dänischer Einwanderer, hat bisher weit über 50 Bücher und 200 Erzählungen veröffentlicht; sein Hauptwerk ist der Science Fiction, etwas weniger der Fantasy zuzuordnen. Aber er hat auch Krimis, Jugendbücher, historische und allgemeine Romane und Sachbücher geschrieben und ist als Herausgeber in Erscheinung getreten. Zwar erreicht er »in der großen Breite seiner Arbeiten nur mittelmäßiges Niveau« (Lexikon der Science-Fiction-Literatur 1988), hat aber einige aufsehenerregende Kurzgeschichten und Romane geschrieben, sowohl im Bereich der SF als auch der Fantasy, und wurde mit einigen NEBULA- und HUGO-Awards ausgezeichnet - und dem »Tolkien Memorial Award«. Anderson hat sich viele Gedanken um »Realismus« in der Fantasy gemacht und einiges darüber geschrieben; er ist Mitglied der »Society of Creative Anachronism«.
    In Andersons Fantasy tauchen seine Wurzeln, taucht die Mythologie seiner Ahnen sehr oft auf. Gerade zwischen den beiden bisher genannten Autoren, die sich so intensiv wie wenige andere mit den Wesen aus der nordischen Mythologie auseinandergesetzt haben, gibt es in deren Behandlung allerdings erhebliche Unterschiede:

    »Während Tolkien im Grunde ein christlicher Autor ist, der den Sinn der Kunst in einer Läuterung des Menschen und einer Hinführung zum Schönen, Wahren und Guten sieht, ist Andersons Werk durch und durch von jenem heidnisch-nordischen Geist durchdrungen, zu dem wir uns mit einem atavistischen Schauder immer noch hingezogen fühlen.«
    (Lin Carter 1971 im Vorwort zur Neuauflage von Andersons »Das geborstene Schwert« [1954])
    Das Bild der Elfen und anderer mythologischer Gestalten hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt – von mächtigen göttergleichen Wesen bis hin zum (sehr sympathischen) Blumenelf in Waldemar Bonsels »Biene Maja« (1912) oder den zu dicken, kleinen, geflügelten Elfen in Alan Dean Fosters »Bannsänger«-Reihe (1984), denen nur noch Aerobic hilft - und schließlich, ganz schlimm, hin zu den modernen kitschigen Zeichentrickfilmen wie etwa auch hier der »Biene Maja«.
    Anderson hat diese Entwicklung beschrieben:

    » ,Opfern wollen sie am Abend
    den Elfen, die Heiden.'
    [...] Wir lernen daraus, was die Elfen in alter Zeit waren: Götter. Als die Männer im Norden damit anfingen, Bücher zu schreiben, waren die Elfen natürlich schon zu harmlosen Naturgeistern... abgewertet worden. Die Eddas siedeln einige von ihnen in Asgard als Diener der Asen an... Später entstandene Sagen verkleinerten die Elfen noch mehr, ließen ihre Gestalten zur Winzigkeit schrumpfen und vergaßen völlig ihre Verwandschaft mit den immer noch mächtigen Zwergen. Nichtsdestotrotz finden wir einen Abglanz von Alfheim noch im Mittelalter und der Renaissance – das Feenreich, dessen Bewohner von menschlicher Gestalt, aber von unirdischer Schönheit und mit Zauberkräften begabt waren. In unserer Zeit hat J. R. R. Tolkien den Elfen in seinem faszinierenden `Herrn der Ringe' etwas von ihrer früheren Größe zurückgegeben. Er hat sie jedoch nicht nur schön und klug, sondern auch weise, ernst, ehrenhaft und freundlich gemacht – Verkörperungen des guten Willens gegen alles, was lebt...
    Selbstverständlich ist nichts dagegen einzuwenden. Es war auch für Professor Tolkiens Zwecke notwendig. Aber vor zwanzig Jahren ging ein junger Bursche, der den gleichen Namen wie ich trug, weiter zurück, bis ins neunte Jahrhundert, und entdeckte Elfen und Götter von ganz anderer Art. Es war, wenigstens in Europa, eine rohe Zeit. Ungehindert herrschten Grausamkeit, Raubgier und Zügellosigkeit. Die Schrecken, die die Wikinger über Britannien und Frankreich brachten, waren nicht geringer als die Greueltaten, die Karl der Große bei den Sachsen oder die Ritter des Ersten Kreuzzuges in Jerusalem begingen... Da die Menschen dazu neigen, ihre Götter und Halbgötter nach ihrem eigenen Bild zu schaffen, stellte der Verfasser Elfen und Asen als amoralisch dar – sogar als böse, wenn man ihre Pläne durchkreuzte. Das stimmt zu dem, was wir über sie in der Edda und den Sagas lesen können.«
    (Poul Anderson 1971 im Vorwort zur Neuauflage seines Buchs »Das geborstene Schwert« [1954])
    Mir persönlich sind die Elben Tolkiens sehr viel lieber als die Elfen bei Anderson – aber Anderson hat recht, was ihr Verhältnis zu den Gestalten der Mythologie betrifft und ist so deren Ursprüngen sehr viel näher. Eben darin aber liegt auch eine der großen Leistungen Tolkiens: daß er es geschafft hat, Gedanken, Muster und Topoi vieler Mythen, Religionen und Sagen zu einem neuen, eigenständigen Gesamtwerk zu verbinden, was in einer solchen Form vorher nie gewagt und später nie wieder erreicht worden ist.
    Anderson hat mit den nordischen Mythen oft auch gespielt, sie verfremdet oder in andere Umgebungen verfrachtet, etwa in seiner wunderschönen Story »Die Königin der Luft und der Dunkelheit« (1973), in der eine einheimische Rasse auf dem fernen Planeten Roland die »Archetypen« der Kolonialisten verwendet, um als Elfen zu erscheinen und der Maschinenkultur Paroli zu bieten – ein Versuch, der scheitert, im Interesse der Menschen scheitern muß, da Anderson, anders als Tolkien, ein Zusammenleben der Menschen mit ihren Geistern, ihren Träumen, nicht für möglich hält: »Wenn das Elfenland gewonnen hätte, wäre der Mensch auf Roland wohl endlich – friedlich, sogar glücklich – ausgestorben. Wir leben mit unseren Archetypen, aber können wir in ihnen leben?«

    In Andersons wohl reifstem Fantasy-Roman, »Kinder des Wassermanns« (1979), kommt es zur Konfrontation zwischen der Feenwelt – den Wassermenschen, Nixen, Wergeschöpfen – mit dem mittelalterlichen Christentum, das Anderson gleichberechtigt neben das Feenreich stellt. Er »begreift sie beide als magisch«, und »so teilt sich gerade durch derlei heute bizarr anmutende christliche Mystik der Fantasy-Charakter dieser Mystik mit« (Hans Joachim Alpers). Der Grundgedanke, moderne Religionen als gar nicht so viel anders zu betrachten als die alten, eher als »siegreiche« Konkurrenten, findet sich sowohl bei Anderson als auch bei anderen Fantasy-Autor/innen häufig, ist aber auch bei »modernen Heiden« oder Anhänger/innen esoterischer Lehren verbreitet.

    Von Steinen und Dryaden, Elfeneiern und 007
    Viele Autor/innen befassen sich mit der Möglichkeit des Zusammenlebens von Elfen oder diesen verwandten Wesen und Menschen.
    Einer der großen fantastischen Autoren, den England noch vor Tolkien hervorbrachte, war Lord Dunsany (mit bürgerlichem Namen Edward John Moreton Plunkett, 1878 – 1957), ein exzentrischer Abenteurer, berühmter Jäger, Sportsmann, Schachspieler und Professor für englische Literatur, der seine Geschichten noch mit dem Federkiel schrieb. Seine Elfen sind Wesen, die Göttern oder Göttinnen näher stehen als den Menschen, und auch wenn bei ihm »Die Königstochter aus dem Elfenland« (1924) sich in einen Menschen verliebt und von ihm einen Sohn bekommt, so hat dies doch zunächst erst einmal schreckliche Konsequenzen. Zauber und Logik, Vernunft und Magie passen nicht zusammen; die Geschichte kann nur zu einem guten Ende geführt werden, indem der gottähnliche Elfenkönig seine letzte, mächtigste Rune und damit die Zukunft des Elfenreichs opfert. Dieses verschluckt einen Teil der Menschenwelt, aber sein Ende ist absehbar... Die Elfen Dunsanys sind in ihrer Macht und Schrecklichkeit den Alfen der alten nordischen Sagen näher verwandt als die Tolkiens, in ihrer Zeit-Entrücktheit und Kälte jedoch auch wiederum weit entfernt von diesen oder deren Nachkommen, wie Anderson sie zeichnet.

    Den Elfen Andersons sehr ähnlich hingegen ist bei Paul Edwin Zimmer »Die Frau aus dem Elfenhügel« (1979). Der jüngere Bruder der bekannten SF- und Fantasy-Autorin Marion Zimmer-Bradley läßt die Begegnung der Menschen und Elfen in einer Welt des frühen Mittelalters dramatisch und tödlich enden. Die Vorurteile beider Seiten verhindern eine friedliche Koexistenz: Machotum (der Männer beider Rassen), Stolz, fanatischer Glaube – Ähnlichkeiten mit heute sind unverkennbar. Zimmer beschreibt bewußt einen Einzelfall; er sieht durchaus eine Möglichkeit des Zusammenlebens. Die Umstände, die dies verhindern, sind zutiefst menschlich und könnten geändert werden...

    Wie Lord Dunsany beschreibt auch Richard Ford im »Vermächtnis der Eldron« (1982) einen Kampf zwischen Logik und Magie, die er als die beiden bestimmenden Kräfte der Welt betrachtet. Seine Elfen sind am ehesten den keltischen Göttern und Göttinen verwandt, ihre Führer selber Quasi-Götter. In einem Armageddon-ähnlichen Endkampf zwischen den Elfen und den Trollen, zwischen dem Herrn des Guten und dem des Bösen, zwischen Elfenfreund/innen unter den Menschen (den Eldron), verbündet mit den Tieren, und der Mehrheit der »technologisch« orientierten Menschen wird die Grundlage geschaffen für unsere heutige Welt, in der wir uns für den rechten Weg selbst entscheiden können (und müssen!) – ein »grüner« Roman mit »grünen« Elfen und einer Geschichte, die das Christentum ebenso aufgreift wie an Tolkien erinnert. Das »Heil« liegt bei Ford in der Verbindung von Elfen- und Menschentum, von Magie und Vernunft.

    Einer der poetischsten Fantasy-Autoren, der leider mit nur 48 Jahren viel zu früh starb, war Thomas Burnett Swann, in dessen Büchern das Verhältnis von Christentum und »altem Glauben« oft eine Rolle spielt, aber auch das Vergehen der »Alten Götter« und der mit ihnen verbundenen Wesen wie Trolle, Satyre, Elfen und Dryaden. Ein Zusammenleben der Wesen aus dem Feenreich mit den Menschen sieht Swann als nahezu unmöglich an, nur für kurze Zeit oder in bestimmten Refugien, die zumindest für eine begrenzte Zeit noch in oder neben unserer Welt bestehen.

    Auch Carolyne Janice Cherryh betrachtet es, wie ja schon Anderson, als letzlich unmöglich, daß Elfen und Menschen sich glücklich vereinen; ihr »Stein der Träume« (1983) bringt sie zwar zunächst zusammen, doch eine Zukunft auf Dauer gibt es nicht. Cherryhs Elfe hat mehr von einem Waldgeist, einer Hexe, als einer Göttin, doch ist sie – trotz nachlassender Macht und Problemen mit menschlichen Gefühlen – von einer geradezu dämonischen Größe.

    Viele Autor/innen lassen die Elfen in unserer modernen Welt auftauchen oder neben dieser existieren, so etwa Peter Rühmkorf, bei dem »Der Agent und die Elfe« (1983) gemeinsam den Bau eines Raketenkontrollzentrum auf dem Gebiet der Elfen verhindern. Rühmkorfs Elfen sind allerdings denen à la »Biene Maja« verwandter als jenen der alten Sagen: kleine geflügelte Wesen mit begrenzter Macht, wie auch sein »007« eher eine Karrikatur ist...

    Ganz anders bei einem ebenfalls neueren deutschen Autor, Wolfgang E. Hohlbein. »Die Jäger« (1983) sind moderne Menschen, die erfahren müssen, daß das Reich der Elfen, Trolle und Einhörner in unserer Zeit noch so präsent ist wie früher, doch nur wenige finden den Weg - und falls diese in böser Absicht kommen, stoßen sie auf mächtige Wesen auf prächtigen Pferden. Ganz in der Tradition Tolkiens sind Hohlbeins Elfen mächtig, aber gut.

    »Ich bestehe immer noch darauf, mich zu wundern«, war das Motto von Edgar Pangborn, der den »Sense of Wonder« wie kaum ein anderer Autor an seine Leser weitergab, in einem »schmalen Werk, aber sowohl stilistisch als auch moralisch von eminentem Gewicht« (Wolfgang Jeschke). In seiner Geschichte »Das Elfenei« hat er das Kunststück fertiggebracht, kleine geflügelte Elfen als mächtige und moralisch enorm hochstehende Wesen zu schildern, den Menschen um Jahrmillionen voraus, ohne daß dies kitschig oder lächerlich wirkt; eine der schönsten Geschichten um Außerirdische, die den Menschen helfen wollen. Hier ist von der Tradition der Elfen aus der Edda oder bei Tolkien kaum mehr etwas zu spüren, außer in den Erinnerungen des Erzählers an Sagen und Mythen und der Tatsache, daß nicht ganz klar ist, ob die Elfe nicht vielleicht doch aus einer Welt »neben« oder »hinter« der unseren kommt - und doch ist dies eine der schönsten Elfengeschichten, die ich kenne.

    Riesen und Elohim
    Für mich gibt es nur einen Fantasy-Autor, der an Tolkien fast heran kommt: Stephen R. Donaldson mit seinem sechsbändigen Monumentalwerk über »Thomas den Zweifler« (1977-1983), der »Thomas-Covenant-Saga«. Atmosphärisch, von der Dichte der Sprache, der Poesie, von den angesprochenen menschlichen und ethischen Problemen, aber auch vom Gesamtentwurf her zählt dieses Werk für mich zu den absoluten Höhepunkten der Fantasy-Literatur.
    Donaldson hat einige Aspekte der nordischen Mythologie in teilweise verblüffend neuer Form verwandt, etwa den »Lebensbaum« oder die »Weltenschlange«. Und auch bei ihm gibt es Riesen und Elfen, beide allerdings in sehr abgewandelter Form: Die Riesen sind ausgesprochen menschliche, ruhige, sensible Wesen; die Elohim hingegen wollen mit dem Rest der Welt wenig zu tun haben, sind mächtig und ohnmächtig zugleich, arrogant und gleichzeitig fragwürdig - und nehmen schließlich nur sehr widerstrebend teil am entscheidenen Kampf um das Schicksal ihrer Welt.

    Donaldsons Werk ist ein Höhepunkt in der Entwicklung der alten »Alfen« zu den modernen »Elfen«, der »Dunkelzwerge« zu den Lichtgestalten der Elfen, und läßt mich die Karrikaturen in Zeichentrickfilmen wie der »Biene Maja« verschmerzen; deshalb möchte ich mit ihm diese Betrachtungen über die Entwicklung vom Dunkel ins Licht abschließen.

    Adils, ein mächtiger König in Schweden, über Upsala herrschend, bekannt durch seinen Stiefsohn, Rolf Kraki, den Dänenkönig, welcher ihm in einem Kriege gegen König Ali von Upsala Beistand geleistet, und nun durch Hinterlist um seinen Lohn gebracht werden sollte; Rolf streute jedoch etwas von dem gewonnenen Golde aus, wodurch Adils und sein Gefolge sich aufhielten, und Rolf Zeit gewann, mit dem Hauptschatz zu entfliehen.

    Adilsi, ein Berserker, riesig und von unbesiegbarer Stärke; er diente dem Rolf Krake (siehe Adils).

    Aegir, der Gott des Meeres, Sohn des Urstoffs, Bruder der Luft und des Feuers. Er wird noch unter die älteren Naturgötter gezählt, und dient, den Ozean in seiner Größe und Milde zu bezeichnen. Er hat seinen Herrschersitz auf der Insel Lessoe im Kattegat aufgeschlagen. Sein Weib ist Ran, aus dem Riesengeschlechte stammend, im Gegensatz mit Aegir die tückische, feindselige Natur des Meeres. Die Wellenmädchen Himinglaeffa, Dufa, Hadda, Hefring, Udur, Hroenn, Bylgia, Bara und Kolga sind jenes Paares Töchter. Seine Diener heißen Fimafengur und Eldir. - Als Aegir einst nach Asgard kam, ward er von den Göttern mit einem glänzenden Gastmahl empfangen. Aegirs Tischnachbar Braga trank ihm fleißig zu und erzählte ihm viel von den Taten der Asen, so dass Aegir in die heiterste Stimmung versetzt wurde, und endlich auch die Götter zu einem großen Gastmahl einlud. Diese waren verdrossen über eine solche Kühnheit, daher sie ihm aufgaben, sein Versprechen alsbald zu erfüllen, widrigenfalls sie ihn als einen Verächter und Spötter ihrer Majestät bestrafen würden. Aegir verlangte nun von Thor einen großen Kessel, um das Bier für seine Gäste darin zu brauen, und Thor samt Tyr entwenden mit List und Gewalt dem Riesen Hymir einen Kessel, der die Tiefe einer ganzen Meile hatte. Nun ward das Mahl von Aegir angeschafft, und alle Götter versammelten sich zu demselben, bald von ihrer üblen Meinung zurückkommend, denn man konnte nicht mehr erwarten, als geleistet wurde. Loke aber, voll Neid deshalb, kam mit den Göttern in Streit, und erschlug dabei Aegir einen Diener, Fimafengur; die Asen erhoben ihre Schilde, drangen auf ihn ein und folgten dem Fliehenden bis an einen Wald, dann kehrten sie zu dem Gastmahl zurück, wohin auch Loke wieder kam und die Götter so lange schmähte und neckte, bis er von diesen ergriffen und getötet wurde.

    Aegisdrekka ("Aegirs Trinkgelag"), ein berühmtes Gedicht, in welchem Loke, mit den Asen bei Aegir zum Mahle geladen, diesen ihre wahren oder auch nur angedichteten Vergehungen vorwirft, worauf er von ihnen insgesamt mit Schmähungen von der Tafel gejagt wird.

    Aegis Hjalmr, der Schreckenshelm, die Wehr des furchtbaren, Gold hütenden, von Sigurd (Siegfried) erschlagenen Drachen Faffnir; wer sie trug, war geschützt vor jedem Angriff, denn niemand vermochte den furchtbaren Anblick des so Bewehrten zu ertragen; noch jetzt ist der Aegis-Helm in Schweden und Norwegen sprichwörtlich.

    Agnar, Bruder des Gotenkönigs Gejrroed, welcher nach dem Tode seines Vaters, des Königs Hroedung, von jenem, der der Jüngere war, des Thrones beraubt wurde. Gejrroed entging der Strafe nicht, denn Odin, in Menschengestalt, machte eine Reise auf die Erde, kam zu Gejrroed und nannte sich dort Grimmer, ward aber von dem König ergriffen, der Lüge beschuldigt und zwischen zwei Feuern aufgehängt. Agnar tröstete den Fremdling, welcher sichs anfangs nicht anfechten ließ; doch nachdem er acht Tage in der martervollen Lage verweilt, gestand er, dass er Odin sei. Der König eilte nun herzu, um den Gefesselten zu befreien, stürzte dabei und fiel in sein eigenes Schwert. Agnar ward für sein Mitleid von dem Gott belohnt und wieder auf den erledigten Thron gesetzt. Die Mythologen betrachten ihn als eine Personifikation des Sommers.

    Aï, ein Zwerg aus der Klasse derer, welche, wie die Edda sagt, von Swainshaugi nach Orwanga auf der Insel Jornwall gezogen sind.

    Aijkthyrner, ein Hirsch, der in Walhalla steht und von den Zweigen des Baumes Lerad frisst. Aus seinem Horne fließen so viele Tropfen in den Brunnen Hvergelmir, der in Niflheim ist, dass daraus siebenunddreißig Flüsse entstehen.

    Alfadur, der höchste Gott des nordischen Altertums, und ein Beweis, dass jene Völker, welche Schweden und Norwegen, sowie die eine Hälfte von Deutschland bewohnten, die reinste Gottesverehrung als Basis ihrer Religion erkannt hatten, denn alle edlen Eigenschaften, welche die mosaische Urkunde dem unaussprechlichen, welche die christliche Religion dem einzigen Gott beilegt, finden wir in diesem wieder. Er ist Schöpfer, Ordner und Lenker des Weltalls, sein Hauch weht durch alle Zeiten, unerforschlich ist seine Größe, seine Macht, und niemand vermag sich ihn vorzustellen, denn niemals hat er sich einem Sterblichen gezeigt, und wenn sein Geist auf der Erde weilt, so ist es im Schatten geheimnisvoller Haine, stiller, ihm geheiligter Wälder. Sein Wille herrscht über alles, und was nicht Er ist, das ist ihm untertan, denn alles ging aus seinem Schöpferwort hervor. - Dieses Urwesen, welches war, bevor die Welt stand, welches sein wird, wenn sie längst vergangen ist, wird zuweilen mit Odin verwechselt.

    Alfablot, eine Opferfeierlichkeit, bei welcher von den Bewohnern der skandinavischen Halbinsel den Licht-Elfen geopfert wurde; dies geschah des Abends, mit vielen Zeremonien, doch so heimlich, dass nie ein Uneingeweihter daran Anteil nehmen konnte.

    Alfheim, der Wohnsitz der Licht-Elfen (-Alfen), von den Asen dem Gotte Frey oder Freyr geschenkt, als er den ersten Zahn erhielt. Da Frey der Gott der Fruchtbarkeit war, so mussten die Lichtstrahlen, d.h. die Elfen des Lichts, ihm untertan und mithin das Reich derselben, Alfheim, sein Eigentum sein. Alfheim liegt unmittelbar an Thrudheim, dem Reiche des Donnergottes Thor.

    Alfhild, ein gefeierter und berühmter Frauenname; die Gattin des Königs Waldar, Tochter Iwar Widfames, die Mutter des gewaltigen Ragnar Lodbrog etc. hießen so.

    Alfroedull, ein Elfstrahl, d.h. der erste Lichtstrahl oder Elementarstrahl des Tages, mit welchem alle Geister der Finsternis entfliehen müssen.

    Ali oder Vali, ein Frühlingsgott, das Symbol des wachsenden Tageslichtes im Norden. Odin und Rinda sind seine Eltern; Valaskialf ist sein kristallhelles Schloss. Er ist tapfer im Streit und ein guter Schütze.

    Ali, König in Upsala. Da er mit König Adils in Norwegen in Fehde geriet, wurde er von den Berserkern erlegt, die Rolf Kraki seinem Stiefvater Adils zu Hilfe sandte.

    Almweig, eine der nordischen Mythen-Geschichte angehörige Königin, Gemahlin Haldans, von Hringarik. Sie gebar dem Könige achtzehn Söhne, von welchen die Skioldunger, Skilfinger, Authlinger und Ynglingas abstammen, daher sie die Ahnfrau all jener hochberühmten Geschlechter ist.

    Althiofi, einer der Urzwerge, welche die Götter zuerst schufen, berühmt wegen seiner Geschicklichkeit in Metallarbeiten.

    Alwis, ein Zwerg, der sich durch seine Kunst die Tochter des Thor geneigt gemacht, und sich heimlich mit ihr verlobt hatte. Thor, der gewaltige Held, verbiss seinen Zorn, suchte aber die bereits angesetzte Vermählung zu verzögern, bis es Tag wurde und die Sonne den Zwerg beschien, wodurch derselbe zu Stein ward, indem die Zwerge, im Dunkel der Erde wohnend, das Licht des Tages nicht ertragen können.

    Alwitra, eine Heldin und Schildjungfrau, Gesellschafterin der Walküren.

    Amswartnir, eine Insel im See Lynge, war der Schauplatz des Sieges der Asen über den Wolf Fenrir, welcher dort mit dem unzerreißbaren, obwohl schwach aussehenden Bande Gleipner gefesselt wurde. Der Ase Tyr verlor dabei seine Hand, die er dem Ungeheuer zum Pfande, dass man es wieder entfesseln wolle, in den Rachen gesteckt.

    Anar, der zweite von den drei Gatten der Riesentochter Not ("Nacht"), welchem sie die Göttin Joerd ("Erde") gebar. Das Wort Anar bedeutet "Arbeit", "Bearbeitung", worunter vielleicht eine dunkle Idee von dem Bildungstrieb oder der Formkraft verborgen liegt.

    Andhrimner, der Koch, der in Walhalla den Eber Sährimner für die Einheriar zubereitet. Sein Kessel heißt Eldhrimner und ist so groß, dass die ganze Göttersippschaft an einer solchen Mahlzeit genug hat; der Eber besitzt die Eigenschaft, dass er an jedem Abend, nachdem er verzehrt worden, aus den übrig gebliebenen Knochen wieder lebendig wird, um sich am nächsten Tage von neuem schlachten und speisen zu lassen.

    Andlangur ("der sich weit Erstreckende"), ein Himmel, welcher noch höher als der Himmel der Asen, und zwar südlich von demselben, liegt; er wird die Götter nach dem furchtbaren Welt-Untergange aufnehmen.

    Angerbode, eine gewaltige Riesin, ein Jetten- oder Jotenweib, des bösen Gottes Loke Gattin, und von ihm Mutter dreier furchtbarer Ungeheuer, der scheußlichen Todesgöttin Hel (Hela), des Fenrir, eines Wolfes, dessen aufgesperrter Rachen Himmel und Erde zugleich berührt, und der Erdschlange Jormungand.

    Angeya, eine von den neun Joten- oder Riesen-Jungfrauen, welche den Gott Heimdal am Rande der Erde gebaren. Sie alle waren seine Mütter; Odin war der Vater.

    Apfel. Der Mythos der Skandinavier erzählt uns, dass Iduna, die Göttin der Jugend, köstliche Äpfel in ihrer Verwahrung gehabt, von denen die Asen öfters essen mussten, weil sie ohne diese alterten. Unbekannt ist der Ort, an welchem diese Äpfel wachsen, doch höchst wichtig war ihre Erhaltung den Asen (siehe Iduna), daher sie, als einst Iduna mit ihrer kostbaren Speise von dem Riesen Thiassa entführt worden war, Loke mit den härtesten Strafen bedrohten, wenn er sie nicht wieder herbeischaffen würde.

    Arkona, eine uralte, stark befestigte Burg auf dem nordöstlichsten Vorgebirge der Insel Rügen, Hauptsitz des Götterdienstes der Ranen, eines slawischen Volksstammes, der die Insel Rügen bewohnte. Hier befand sich der größte Tempel ihres Hauptgottes, des Swantewit. Von der ungemeinen Festigkeit der Burg zeugen noch jetzt, nachdem sie schon seit dem Jahr 1168 zerstört ist, die Überbleibsel der Erdwälle, und doch waren diese nur die äußersten Ringwälle; ihnen folgte noch eine mächtige Steinmauer und darauf eine hölzerne, fast unüberwindliche Wand. Letztere ist bei der endlichen Zerstörung durch König Waldemar I. von Dänemark und den Bischof Absalom von Roskild verbrannt, die Mauer zertrümmert und die Erdhügel abgetragen worden. Ein hohes Dach, von breiten Pfeilern getragen, umschloss das Heiligtum, welches aus vier Balken bestand, die mit Teppichen umspannt waren, in deren Mitte sich das riesige, hölzerne Bild des vierköpfigen Swantewit erhob. Die Burg selbst war die Wohnung des Oberpriesters, der andern Götzenpriester, des heiligen Rosses und der Besatzung; ein starker Tempelschatz hatte sich daselbst angehäuft, indem der dritte Teil aller Kriegsbeute dem Gotte zukam, von jedem Bewohner jährlich ein Kostgeld erhoben wurde, jeder Beherrscher des Reichs, so wie der Nachbarvölker, bei dem Antritte seiner Regierung ein Geschenk geben musste, die Völker, zu denen die Ranen erobernd kamen, stark besteuert wurden, und eine heilige Schar von 300 Reitern ganz allein dem Gotte bestimmt war und alles, was sie raubte oder eroberte, ihm gehörte und vom Oberpriester bewahrt wurde. Dies erklärt, wie es möglich war, dass Waldemar nach Eroberung der Burg aus dem Tempelschatze zwölf christliche Kirchen auf Rügen erbauen konnte. - Das Vorgebirge Arkonas gehört jetzt in das Kirchspiel Altenkirchen auf der Halbinsel Wittow, welche durch die sandige Landenge Schabe mit der Halbinsel Jasmund, und mittels dieser auch mit der eigentlichen Insel Rügen zusammenhängt. Unter dem Volke geht die Sage, dass von Zeit zu Zeit das Bild der zerstörten Burg auf den Wellen des Meeres erscheine. Dieser Volksglaube hat mehreren deutschen Dichtern Stoff zu sehr anmutigen Gedichten von einer versunkenen Stadt gegeben.

    Arngrim, der durch den Besitz des vortrefflichen Schwertes Tristing berühmte nordische Kämpfer, aus Bolmsö in Småland gebürtig, Enkel des achthändigen Starkoder und der schönen Alfhilde. Er hatte im Zorn so übermenschliche Kräfte, dass er stets ungeharnischt ins Gefecht ging, und sein Grimm die Bewaffnung ersetzte; von dieser Eigenschaft schreibt sich der Name Berserker (besser: Bar Serker) her; er bedeutet: "bar Panzer", "ohne Panzer".

    Arvakur ("früh wach"), ein Sonnenross, das mit noch einem zweiten, Alswidur ("alles versengend"), an den Sonnenwagen gespannt ist.

    Arwidsweirs, eine eigene Kaste unter den Barden der alten Isländer, welche eigentlich nicht Sänger, sondern nur gelehrte Genealogen waren; ihnen oblag, den Geschlechtern angesehener Isländer so weit als möglich nachzuspüren, und sie erstellten Stammbäume, welche bis auf Aeneas, Bel, Noah und Adam zurückliefen.

    Asaheim, das fern im Osten gelegene Land, aus welchem die Asen stammen; man ist zweifelhaft, wohin man dasselbe legen soll. Mone will die Asen nach dem alten Troja weisen, und glaubt, sie seien nach der Zerstörung von dort ausgewandert. Ob man der Wahrheit viel näher rückt, wenn man behauptet, Asaheim liege am Don, und von dorther seien die Asen unter Odins Anführung nach dem Norden von Europa gewandert, wäre noch zu entscheiden. Asaheim darf man nicht mit Asgard verwechseln: dies ist der Palast, in welchem die nordischen Götter wohnen bis zum Weltuntergange; in Asaheim wohnten sie, bevor sie nach Skandinavien kamen.

    Asamal, die Asen- oder Götter-Sprache, d.h. diejenige Sprech- oder Schreibart, deren sich nur die Dichter, die Skalden und Priester der nordischen Völker bedienten; eine Art Sanskrit, dem Volke unzugänglich, ein erbliches Eigentum des Gelehrtenstammes.

    Asathor, Thor der Asen, Asengott, ein sehr ehrenvoller Beiname, welchen die Edda dem Thor gibt.

    Aschan, ein Autochthon, der erste sächsische König ("Aschan" ist wohl unverkennbar verwandt mit "Esche"), soll in einem Walde, in der Nähe eines Springbrunnens, aus dem Felsen des Harzgebirges emporgewachsen sein.

    Asciburgum, Name zweier römischer Vesten am Niederrhein, die eine bei der Trennung des Rheins auf der deutschen Seite, wo der Drusus-Canal in die Yssel geht, also bei Duisburg, die andere südlich von Xanten auf dem westlichen Rheinufer, etwa bei Essenberg zu suchen. Wenn Ask die Esche ist, so bedeutet Asciburgum wohl ganz richtig "Eschenburg".

    Asen, allgemeiner Name der Götter des Nordens. Nach einigen soll schon bei Sueton eine Spur ihres Namens zu finden sein, welcher im Leben des Augustus sagt: »Unter die Vorboten von Augusts Tode und seiner darauf folgenden Vergötterung ist auch der Umstand zu zählen, dass an einer ihm erbauten Ehrensäule der Blitz das C an seinem Titel (Namen) verlöschte, so dass statt CAESAR Augustus nunmehr AESAR übrig blieb, welches Wort in der etruskischen Sprache die Götter bedeutet (Isländisch: As, Plural: Asir), und es ist offenbar hierdurch angezeigt worden, dass Augustus binnen C (hundert) Tagen zu den Göttern versetzt werden würde«. Wenn nun auch nicht zu leugnen ist, dass die Ähnlichkeit des etruskischen AESAR mit dem isländischen Aesir auffallend genannt werden muss, so steht dieses Beispiel doch so ganz vereinzelt da, dass wir schwerlich berechtigt sind, darauf fortzubauen, um so weniger, als es uns an weiteren Beweisen der Sprach- und Religionsverwandtschaft fehlt. Erst 300 Jahre später finden wir das Wort Asen wieder bei Hesychius, welcher sagt: »Asoi theoi apo Tyrrhenôn«, "die Asen, Götter bei den Tyrrhenern". Noch 300 Jahre später (550 n. Chr.) hören wir von Jornandes, dass die Goten nach einem glänzenden Siege über das Heer des Domitian ihre Feldherren für Götter hielten und Asen nannten. Dazu kommt, dass sich noch in mehreren Sprachen, z.B. der galischen, ostiakischen, assanischen, das Wort As als Bezeichnung der höchsten Gottheiten nachweisen lässt; ja, darf man den Sprachforschern trauen, so heißt Mithr-As, der oberste Gott der Perser, im Persischen nichts weiter, als der herrliche, der große Ase. Desto auffallender ist es, von einem der ältesten Schriftsteller des skandinavischen Nordens, Snorre Sturlasson, zu hören, dass dieser Göttername auch zugleich Name eines in frühem Altertum im Norden eingewanderten Volkes sein soll. Er sagt: »Der Fluss Tanaquisl (Tanais, Don) teilt die Welt in drei Teile; ostwärts heißt sie Asia, westwärts Europa. Das Land im Osten hat man Asaheim, und die Hauptstadt Asaburg genannt. In dieser Burg befand sich der bekannte Häuptling Odin. Es gab dort eine große Opferstätte und zwölf Tempelvorsteher, die als Oberpriester über die Opfer und zugleich über die Rechtspflege des Landes gesetzt waren; man nannte sie Diar oder Drottnar ("Götter" oder "Herren"), und alles Volk muss ihnen dienen und hohe Verehrung bezeugen. In dem Türkenlande hatte Odin große Besitzungen. Zu der Zeit breiteten die Häuptlinge der Römer ihre Waffen über die ganze Welt aus, und zwangen alle Völker unter ihre Botmäßigkeit; es flohen daher manche Häuptlinge aus ihrem Lande. Da Odin ein Prophet war, so wusste er, dass seinen Nachkommen bestimmt sei, in der Nordhälfte der Welt zu wohnen; er setzte daher seine Brüder We und Wile über sein Reich, und zog mit den zwölf Diar aus dem Lande, erst nordwärts nach Garda-riki ("Russland", wo man noch viele Spuren einer früheren Beherrschung durch Normänner findet), und von da südwärts nach Sachsen. Odin ließ seine Söhne in den Ländern, die er sich erobert, als Beherrscher zurück, er selbst aber ging zur See, nordwärts, und nahm seinen Wohnsitz auf einer Insel, welche jetzt Odins-ei ("Odense") heißt. Nun schickte er Gefion (eine der vier höchsten Göttinnen der Asen) aus, um neues Land zu suchen; sie kam zu Gylfe, welcher ihr so viel Land anwies, als sie in einem Tage mit vier Stieren würde umpflügen können. Da sie von einem Riesen aus Jotunheim vier Söhne hatte, verwandelte sie diese in Stiere, und sie zogen an dem Pfluge so gewaltig, dass sie ein mächtiges Stück Land von dem Reiche der Gylfe abrissen und in die See brachten; dieses hieß man Seeland (Dänisch: Sjælland), hier wohnte sie und vermählte sich mit Odins Sohne Skiold. Wo aber dieses Stück Land vorher gewesen war, entstand nun der Mälarsee, in welchem daher eben so viele Buchten sind, als Vorgebirge an Seeland . Odin hörte von der Trefflichkeit des Landes und ging dahin, wählte sich einen Platz zum Wohnsitz und führte dort einen großen Tempel nach Sitte der Asen auf, gab jedem der zwölf Tempelvorsteher eine Wohnung, Noatun dem Njord, Upsal dem Freyr, Heminbjorg dem Heimdal, Theudwang dem Thor, Breidablik dem Baldur etc. So wurden denn, wie in Asien, auch im Norden dem Odin und seinen zwölf Begleitern, als eben so vielen Göttern, Opfer gebracht, und man betete sie lange Zeit als Götter an«. So wären denn, nach der Ansicht des ältesten nordischen Historikers, die Asen ein im Norden eingewandertes, gebildetes Hirtenvolk, das durch seine Tapferkeit sich die Länder, und durch seine geistige Überlegenheit die Gemüter unterwarf, Künste und Wissenschaften verbreitete, und so sein göttliches Ansehen festigte. Die Asen männlichen Geschlechts waren: Odin, das Oberhaupt derselben; Thor, der Stärkste von Göttern und Menschen; Freyr, der Gütigste, der Sonnenschein, Regen und gedeihliche Witterung verleiht; Vidar, der Verschwiegene; Baldur, der Beste, von glänzender Gestalt; Ali oder Vali, der geschickte Bogenschütze; Njord, der den Gang des Windes leitet; Heimdal, der Wächter an der Himmelspforte; Uller, ein mutiger Krieger; Forsete, ein Schlichter aller Uneinigkeiten; Tyr, der Gott der Kühnheit und Unerschrockenheit; Braga, Gott der Dichtkunst; Hoder, der Blinde. Die weiblichen Asen heißen: Frigga, Odins Gemahlin; Iduna, Göttin der Unsterblichkeit; Freya, Göttin der Liebe; Joerd (Dänisch: Sjælland)("Erde"), mit Frigga identisch und Thors Mutter; Gerda, Freyrs Gattin; Laga, Odins Gesellschafterin; Rinda, Valis Mutter; Gefiona, Göttin der Jungfrauen; Fulla, Dienerin und Vertraute der Frigga; Loeben oder Lofn, Göttin der ehelichen Liebe; Eira, Göttin der Arzneikunde; Sioena oder Sioefna, Göttin der Zärtlichkeit; Surtra, Göttin der Klugheit; Syn, Göttin der Gerechtigkeit; Voer, Göttin der Herzensprüfung, die alle Geheimnisse kennt; Var, Göttin der Treue und Wahrheit; Alyn, Freundin der Frigga und Schutzgöttin der Menschen; Gna, Botin der Götterkönigin Frigga; Sol, die Sonne; Beyla oder Bil, Freyas Dienerin. Auch müssen hierzu noch die Nornen, Göttinnen der Zeit und des Schicksals, und die Walküren, Göttinnen der Schlacht, gerechnet werden. Aber so mächtig auch alle diese Göttinnen sind, und so unbedingt sie im Himmel und auf Erden gebieten, werden sie doch am Ende der Welt vernichtet. Alfadur allein, dessen Wirksamkeit weder an Zeit noch an Raum gebunden ist, herrscht ewig; allein er ist auch kein sterblicher Ase, sondern ein unsterblicher, ewiger Gott.

    Asenpferde. Die Asen konnten selbst in ihrem Himmel der Pferde nicht entbehren, denn ihr Hauptzeitvertreib bestand in ritterlichen Spielen; daher hatte denn auch Odin ein besonders schönes Pferd, Sleipner, welches acht Füße hatte und nie ermüdete, indem vier derselben immer ausruhten; so hatte Baldur ein prächtiges Ross, das bei seiner Leichenfeier mit ihm verbrannt wurde; so gehört das Ross Goldtoppr ("Goldhaar" oder "Goldzopf") dem Heimdal etc.; überhaupt sind deren zwölf bekannt; welchen von den Göttern sie aber gehörten, weiß man nicht, ebensowenig, wie Baldurs Pferd genannt wurde. Die übrigen neun sind: Gladr ("Munter"), Fallhofner, Letsete, Gjel, Glenr, Gyller ("Goldig"), Siner, Skejdbrimer und Silfrintoppr ("Silberhaar" oder "Silberzopf"). Auch die Sonne, der Tag, die Nacht, die Walküren etc. hatten Götterpferde mit besonderen Namen, wie Skinfaxi, Rhimfaxi etc. etc.

    Asgard, wird teils die Hauptstadt des fabelhaften Landes Asaheim, teils der eigentliche Göttersitz der Asen genannt. In letzterem Sinne ist es eine Stadt oder ein prachtvolles, ausgedehntes Schloss, welches die Asen sich mitten in der Welt erbaut haben. Rund um diesen Prachtsitz sind die lieblichsten, immergrünen Haine, in denen nach dem Mahl oder nach ihren heiteren, immer wiederkehrenden Kämpfen sich die Götter ergehen; dies dauert fort, bis Ragnarokr hereinbricht, die große Nacht, worin die Götter vergehen müssen. Einer der Paläste in Asgard ist Walhalla. Noch ein anderer Palast steht in Asgard, Walaskialf, Odins Wohnung, in welcher ihm und seiner Gattin Frigga ein hoher Thron bereitet ist, von dem er die ganze Welt überschauen kann. Wingolf, ebendaselbst, ist der freundliche Wohnsitz der Göttinnen, und Gladsheim, der größte Platz in Asgard, auf welchem jeder der zwölf Götter einen Ehrensitz hat, über die alle jedoch der dreizehnte, Odins Ehrensitz, hervorragt. Dort halten sie Gericht über Menschen und Götter.

    Ask, der erstgeschaffene Mann. Die drei mächtigen Asen Odin, Wile und We kamen aus einer heitern Versammlung an den Meeresstrand. Sie fanden dort zwei Bäume, eine Esche und eine Erle, schicksalslos, ohne Zukunft und ohne Vergangenheit. Odin gab ihnen Atem und Leben, Wile (oder Hoenir) Geist und Beweglichkeit, We (oder Lodur) Blut, Sprache, Schönheit, Gehör und Gesicht. Die Asen nannten das eine Geschöpf Ask ("Esche") und das andere Embla ("Erle"). So entstanden der erste Mann und das erste Weib.

    Asynien, allgemeiner Name sowohl der Göttinnen aus dem Geschlechte der Asen selbst, als auch der Jungfrauen in dem Gefolge der Ersteren, ferner der Nornen und der Walküren.

    Atla, eine Riesenjungfrau, welche mit ihren acht Schwestern, am Rande des Meeres schlummernd, von Odin überrascht und durch ihn Mutter wurde; sie alle neun gebaren den Gott Heimdal.

    Atridr, Beiname des obersten der Asengötter, des Odin.

    Audumbla oder Audumla, eine Kuh, die entstand, als das Eis in Ginnungagap, dem nordischen Chaos, nach der Erschaffung der Welt auftaute. Diese Audumbla beleckte die salzigen Eisfelsen, und leckte dadurch den ersten Gott Bur hervor; dieser erzeugte den Boer, welcher Odins Vater war. Diese Abstammung zeigt deutlich, dass die Asen keine selbstständigen, unendlichen Götter sind, wie sie denn auch altern, und nur durch Idunas verjüngende Äpfel bei dauernder Jugendblüte zu erhalten sind, und ihnen bestimmt ist, in der großen Nacht unterzugehen, wie alle erschaffene Wesen.

    Audur, Sohn der dunkeln Not ("Nacht") und des Naglfari ("Luft" oder "Aether"). Es ist unbekannt, in welcher Beziehung sein Name Audur ("Stoff", "Vorrat") zu der Lehre von der Weltschöpfung steht.

    Aulruna, eine Heldenjungfrau, eines norwegischen Königs Tochter, nach ihrem Tode unter die Walküren aufgenommen.

    Aundlang. Die Cosmogonie der alten nordischen Völker nimmt einen dreifachen Himmel an: der unterste, in welchem sich die Götter und Helden bis zu dem Untergange der Welt aufhalten, heißt Asgard; der zweite ist Aundlang, in welchem die Asen, so viel ihrer den furchtbaren Kampf mit den Söhnen Muspelheims überdauern, nach der großen Nacht Ragnarokr wohnen werden, und Gimle, der dritte eigentliche Himmel.

    Aurbode, eine Riesenfrau, Gattin des Riesen Gymer und Mutter der schönsten Riesen-Jungfrau, Gerda, welche Freir zur Gemahlin wählte.

    Aur Koengur ("der König der Pfeile"), ein ehrender Beiname des Haenir von seiner außerordentlichen Geschicklichkeit im Pfeilschießen.

    Aurmt, einer von den Weltströmen, die Eliwager heißen und in ihrer Mitte den Giftstrom einschließen, der, sobald er erhärtete, zu Eis ward, das durch Befrachtung einiger Feuerfunken aus Muspelheim den Eisriesen Ymir gebar.

    Austri. Die Cosmogonie der nordischen Völker lehrt, daß das sichtbare Himmelsgewölbe aus der Hirnschale des Riesen Ymir bestehe, welche die Söhne Boers, Odin, Wile und We dazu verwandten, nachdem sie den Riesen getötet. Sie erhoben diesen Himmel mit vier Ecken über die Erde, und setzten unter jede Ecke einen Zwerg = Austri, Sudri, Westri, Nordri ("Ost", "Süd", "West", "Nord").

    Baldur,, Sohn des Odin und der Frigga, hochgeehrt als der schönste und gütigste der Asen; seine Schönheit ist so außerordentlich, dass ihn stets leuchtendes Feuer umstrahlt, dass sein Haupt wie die Sonne erglänzt. Er war voll Beredsamkeit und so gerecht, dass ein Urteil, welches er aussprach, nicht mehr geändert werden konnte; dabei war er tapfer und furchtlos, doch beunruhigten ihn zu einer Zeit sehr ängstliche Träume, weshalb seine Mutter alle Dinge der Welt schwören ließ, Baldur nicht zu schaden. Dies war auf Odins Rat geschehen, denn besorgt um seinen Sohn, hatte er einen Ritt nach der Unterwelt gemacht, um die Nornen der Träume wegen zu befragen, und diese hatten ausgesagt, das Schicksal habe Baldurs Untergang beschlossen, worauf Odin hoffte, durch obigen Rat demselben zu begegnen; allein dem Schicksal unterliegen selbst die Götter, und so konnte auch Baldur demselben so wenig entgehen, als Odin ihm entgehen wird. Von Frigga waren unter anderem alle Pflanzen in Eid genommen, nur der junge zarte Baumspross Misteltein schien der Göttin noch zu schwach und zu unbedeutend, um ihn einen so ernsten Schwur ablegen zu lassen: Loke hatte der Götter-Königin dies Geheimnis entlockt, indem er in der Gestalt eines alten Weibes sie treuherzig machte; auf seine Veranstaltung wuchs der Baum schnell empor, und als einstmals, seiner Unverletzlichkeit sich bewusst, Baldur den Asen ein Fest gab, bei welchem sie nach ihm schossen, hieben, mit Steinen und Lanzen warfen, ohne dass ihm dieses schadete, mischte sich Loke unter die Spielenden, gab dem blinden, überaus starken Hoedur, Bruder Baldurs, den ausgerissenen Misteltein, lenkte seinen Arm dahin, wo Baldur stand, und dieser fiel durchbohrt zu Boden. Jetzt war seine Wohnung Breidablik ein Aufenthalt der tiefesten Trauer; die Götter vermochten nicht einmal Rache zu nehmen an dem schändlichen Loke, denn der Aufenthalt in Asgard war eine so heilige Freistätte, dass sie selbst den großen Verbrecher schützte, doch ward er aus ihrer Versammlung gebannt. - Um dem jungen Gotte die letzte Ehre zu erweisen, wollte man ihn auf seinem Schiffe, dem schönsten, das je erbaut worden, dem glänzenden Ringhorn, verbrennen; allein ehe die Götter dazu schritten, sollte ihre Trauer noch vermehrt werden, indem die liebliche Nanna, Baldurs Gattin, vor Gram über den Geliebten Verlust plötzlich starb. Es wurden nun auf dem Schiffe zwei Scheiterhaufen errichtet, und die Leichen der Liebenden darauf gelegt; dann wollte man das Schiff ins Meer schieben, und es, von allen Seiten angezündet, den Wogen überlassen; allein es war nicht von der Stelle zu bewegen, obwohl Thor Rollen und Hebel unter dasselbe gesetzt hatte; in dieser Verlegenheit sandten die Asen nach der Riesin Hyrokian, welche eine große Zauberin war; sie kam auf einem Wolfe angeritten, welchen vier Berserker in ihrer höchsten Zornesstärke nur dann halten konnten, als die Riesin selbst ihn zu Boden geworfen hatte; nun trat diese an das Schiff, und gab ihm einen solchen Stoß, dass es flott wurde und weit in die See flog, und die untergelegten Hölzer, durch die gewaltige Reibung, in Brand gerieten. Thor ergrimmte hierüber in wilder Eifersucht, und hätte die Riesin mit seinem Hammer Mjollner zermalmt, wenn die übrigen Asen nicht dazwischen getreten wären; allein da sein einmal erwachter Zorn schwer ohne Blutvergießen zu stillen war, so musste ihm auch hier ein Opfer fallen: das war der Zwerg Litur, der ihm, während er die Scheiterhaufen entzündete und mit seinem Hammer weihete, zwischen die Füße kam; sogleich ergriff er denselben und warf ihn in die Glut. - Alle Asen, viele Joten, Rhimtussen und Zwerge waren bei der Feierlichkeit zugegen. Sie opferten Baldur, indem jeder etwas ihm Wertvolles in die Flamme warf; auch Odin legte einen kostbaren Goldring ins Feuer, doch fand man denselben unversehrt wieder, da die Asche gesammelt wurde, und Baldurs Geist hatte, um seinen Vater zu erfreuen, demselben die Eigenschaft erteilt, dass in jeder neunten Nacht acht gleich schöne Goldringe von demselben herunter träufelten, wovon er den Namen Drupner ("Tröpfler") bekam. - Nach dem Leichenbegängnis sagte Frigga, wer ihre ganz besondere Gunst verdienen wolle, der möchte zur Hela ("Todesgöttin") herniedersteigen, um ihr ein Lösegeld für Baldur anzubieten, damit er wieder zur Oberwelt zurückkehren dürfe. Hermode, Odins Sohn, bot sich hierzu an, und erhielt des Vaters achtfüßiges Wunderpferd Sleipner, auf welchem er neun Tage und neun Nächte durch tiefe, finstere Täler und Höhlen ritt, bis er an den Höllenfluß Gjall und dessen Brücke kam, über die er, zum Schrecken der sie hütenden Jungfrau Modgudur, sprengte. Er wünschte zu wissen, ob sie Baldur nicht auf Helas Wegen gesehen? Er ritt gestern über die Brücke des Gjall, sagte diese; willst du den Toten suchen, so musst du dich weiter rechts auf der Totenstrasse wenden. Das tat Hermode, und kam an die Hecke, welche die Hölle umschloss; da gürtete er sein Pferd fester, nahm einen Ansatz, sprengte hinüber und fand dort auch seinen Bruder Baldur auf erhabenem Throne in der Wohnung der Hela. Letztere ward nun gebeten, den jungen Gott mit dem Bruder zur Oberwelt zurückkehren zu lassen, und alles an Lösegeld zu fordern, was sie nur wünsche. Hela erwiderte, sie verlange kein Lösegeld; wenn alles um Baldur trauere, wie Hermode gesagt, solle er frei zurückkehren, doch wenn irgend ein lebendes oder lebloses Geschöpf der Erde ihn nicht beweine, müsse er in Helwed bleiben. Mit reichen Geschenken und schlechtem Troste kehrte Hermode von Baldur und Nanna zurück, doch zu seinem Staunen schien der Asen Wunsch in Erfüllung zu gehen, denn die ausgesandten Boten kehrten zurück, sagend, selbst die Steine weinten um Baldur: Aber der letzte der Boten fand in einer abgelegenen Höhle ein Jotenweib mit Namen Tok, welche auf seine Forderung, ihm ein Trauerzeichen um Baldur zu geben, dies entschieden verweigerte. - Der schadenfrohe Loke soll unter dieser Gestalt verborgen gewesen sein, und so tötete seine Arglist nicht nur den edlen Gott, sie verhinderte auch seine Auferstehung; daher muss Baldur in Helheim bleiben, bis zur großen Götterdämmerung, dann werden sich auch die Pforten der Unterwelt öffnen und der Gott daraus hervorgehen, um mit seinen Brüdern das neue Asgard, Gimle ("Himmel"), aufzubauen. - Ein Bild (aus "Wörterbuch der Mythologie") zeigt die Scene, wo Baldur von Hoedur getroffen wird, in rohen Umrissen, wie ein alter Runenstein sie uns bewahrt hat, ermangelnd aller Schönheit der Form, hart und ungestaltet, fast kindisch.

    Balleygr ("der Schönaugige"), Beiname des Odin, weil er überaus schöne, feurige Augen hat.

    Basan oder Basanwow, ein König und Priester der Sigambern, weise und von den trefflichsten Eigenschaften, doch für einen Priester zu sehr eroberungslustig. Er unterwarf sich von 264 bis 240 v. Chr. alle britannischen Könige und erhielt daher den Titel des großen Basan / Basanwow. Dem Götzendienste sehr ergeben, ward er nach seinem Tode als Kriegsgott verehrt und in allen Liedern der alten Barden gepriesen.

    Baudwildur oder Boedwildur, eine überaus schöne und kühne Schildjungfrau, Tochter des Königs Nidudr. Dieser Beherrscher von Schweden überfiel den kunstreichen Voelundr, lähmte ihn und ließ ihn für sich kostbare Sachen arbeiten. Voelundr rächte sich furchtbar, indem er Nidudrs Söhne tötete, aus ihren Zähnen Schmuck machte und Baudwildur / Boedwildur, als sie ihm einen zerbrochenen Ring zum Ausbessern brachte, entehrte.

    Bauge oder Baugi, ein Jote, Bruder des Suttung, welcher den köstlichsten Meth, dem Dichtkunst und Wohlberedtsamkeit ihren Ursprung verdanken, besaß. Odin wünschte denselben zu haben, machte jedoch vergebens dem Riesen freundliche Vorschläge. Hierauf verwandelte er sich in Knechtsgestalt, tötete neun, auf einer Wiese für Bauge / Baugi arbeitende Knechte, und erbot sich demselben, ihre Arbeit zu verrichten, wenn er ihm zu einem Trunk von dem Dichtermeth verhelfen wollte. Bauge / Baugi versprach es, und führte nach vollzogener Bedingung den Gott zu dem Berge, in welchem sein Bruder wohnte. Der Eingang war durch einen Felsen verschlossen, welchen Odin dem Bauge / Baugi zu durchbohren befahl; mehrmals sagte derselbe, es sei geschehen, allein Odin ließ sich nicht täuschen, er blies in das Bohrloch, und da der Staub ihm in's Gesicht flog, sah er, dass der Fels keineswegs durchbohrt sei; endlich fiel der Staub in die Höhle hinein, Odin verwandelte sich in eine Schlange und kroch hindurch, und als Bauge / Baugi mit dem Bohrer nach ihm stach, sah er, wie wenig er sich getäuscht, als er dessen Hinterlist fürchtete. Er verwandelte sich nun in den schönsten Mann, gewann durch seine Gesänge und seine Gestalt die Liebe der Gunloede, Tochter des Suttung, und sie ergab sich ihm während dreier Nächte, ihm auch noch drei Züge von dem Dichtermeth erlaubend, welchen sie bewachte. Odin trank mit diesen Zügen all' ihren Vorrat aus, und entfloh in Gestalt eines Adlers, doch nicht ohne Gefahr, denn Suttung suchte ihn in derselben Gestalt zu ereilen. Schon hatte Odin Asgard erreicht, allein der Adler war ihm so nahe, dass er etwas von dem Meth von hinten verlor; diesen bekamen die schlechten Dichter. Den übrigen genossenen Meth spuckte Odin in Gefäße aus; die Götter verwahrten ihn und gaben nur selten, und nur ihren Lieblingen, etwas davon.

    Baulthorn oder Boelthorn, ein Ahnherr Odins mütterlicher Seite. Seine Tochter hieß Bestla, und ward mit Boer, dem Sohne Bures (des aus den Salzsteinen geleckten ersten Gottes), vermählt. Baulthorn / Boelthorn ward durch Bestla Großvater des Odin, des Wile und des We.

    Bawor, ein Zwerg, der mit seiner Sippschaft in Steinen wohnte, und nie an das Tageslicht kam.

    Beiggwir, Diener des Gottes Freyr, so wie Beyla, seine Gattin, auch eine Dienerin desselben Gottes war. Als Aegir den Göttern das Gastmahl gab, bei welchem Loke so arge Zänkereien verursachte, trugen beide so viel als möglich zur Freude des Mahles bei.

    Bela, ein Riese, den Gott Freir im Zweikampf tötete, indem er mit einem Hirschgeweih ihm den Kopf zerschmetterte.

    Ben, der Meeresgott der alten Angeln und Sachsen.

    Bergelmer. Sohn Aurgelmers, ein gewaltiger Rhimthusse, Bergriese. Lange vor Erschaffung der Welt lebte schon dieser mächtige vorjotnische Gott, bis die Erde durch Ymers Blut überschwemmt war, und das ganze Rhimthussengeschlecht unterging. Er war der Einzige, welcher sich mit seiner Gattin in einem Boot rettete und nachher die Welt wieder bevölkerte.

    Bergriesen, Waldgötter, beschützen Wald und Wild, und beherbergen müde Wanderer, sind aber die gebornen Feinde der Asen, weil diese sie aus ihrem Reiche und aus der Verehrung des Volkes getrieben haben; sie würden Asgard stürmen, doch ist die Brücke Bifrost ("der Regenbogen"), welche Asgard mit der Erde verbindet, zu schwach, um sie zu tragen.

    Berserker, mächtige Kampfhelden, welche in der nordischen Mythologie eine wichtige Rolle spielen. Starkodder, ein Riese mit acht Händen, vermählte sich mit Alfhilde, mit dem Beinamen "die Allerschönste". Ihr Sohn (gemäß anderer ihr Enkel) Arngrim war der Erste, welchen man Berserker (besser: Bar Serker, bedeutet: "bar Panzer", "ohne Panzer") nannte, weil er, von übermenschlicher Stärke, stets ohne Rüstung in den Kampf zog, und durch seine Wut den fehlenden Schutz des Harnisches ersetzte. Er tötete den König Swafurlam, vermählte sich mit des Ermordeten Tochter, und bekam von ihr zwölf Söhne, welche alle seine Kampfeswut und Stärke erbten. Weil sie gleichfalls ohne Panzer in die Schlacht gingen, erhielten sie, wie ihr Vater, den Namen Barserker oder Berserker. Es schien sich die angeerbte Wut bei ihnen noch gesteigert zu haben; es begegnete ihnen sogar nicht selten in solchen Anfällen, dass sie, weder sich noch andere kennend, ihre eigenen Leute umbrachten, daher sie, sobald sie Annäherung des Anfalls fühlten, sich in Wälder und Gebirge begaben, um ihren Grimm an den Felsen und Bäumen auszulassen; war dieser dann vertobt, so erschienen sie abgemattet, schwach und hilflos. - Die Götter bedienten sich ihrer zu den gewagtesten, tollkühnsten Unternehmungen; aber eben so waren sie auch verabscheut und gefürchtet, denn selbst die Trolle, Bergriesen und Gnome, die Joten und andere gescheute Gäste, setzten bei ihrer Erscheinung weniger in Angst als die Berserker, denn sie heulten und bissen mit den Zähnen wie die Wölfe, zerbissen oft Schwerter und Schilde ihrer Feinde, stürzten sich in die Flamme brennender Schiffe unversehrt, zermalmten, was in den Bereich ihrer Arme kam usw. Ihr Untergang ward durch ihre Raserei selbst herbeigeführt. Einer von ihnen, Hjoernart, wollte die Tochter des schwedischen Königs Zegbug sich erkämpfen, und forderte seine Genossen auf, ihm zu helfen; aber das schwedische Heer war so stark, dass es noch nicht völlig vertilgt war, als ihre Berserkerwut nachließ, und nun gewann der Rest desselben die Schlacht, indem wenige Kräfte dazu gehörten, kampfesmüde Berserker umzubringen; alle Brüder und Verwandte derselben fielen, und das ganze Geschlecht war ausgerottet.

    Bestla, Tochter des Joten Baulthor, Gattin des Boer, und von ihm Mutter des Odin, Wile und We.

    Beyla, Freyrs Dienerin, Beiggwirs Gattin, und Freundin Laufeias, der Mutter Lokes, welches sie bewog, den bösen Asen, als er bei Aegirs Trinkgelag alle Götter schmähte und verleumdete, zu bitten, dieser, seiner Mutter, zu schonen.

    Biarki, ein berühmter Berserker, Sohn des Arngrim. König Rolf Kraki in Hledra bediente sich seiner und seiner elf Brüder in vielen Kriegen. Biarki führte auch dem König Adils von Upsala in seinem Kriege gegen Ali, König von Norwegen, ein Heer und seine Brüder zu, wodurch sich der Sieg auf des erstern Seite neigte.

    Biflinde ("der Bewegliche"), ein Beiname des Alfadur, deren er zwölf hat.

    Bifrost, Bif-raust, die Brücke, welche den Himmel mit der Erde verbindet, der "Regenbogen". Die Asen reiten darüber zu ihrer Versammlungstätte an Urdars Brunnen. Der weithin tönende Heimdal mit seinem Gjalderhorn bewacht sie, damit die Asen nicht unvermutet überfallen werden. Sie ist ungemein fest und kunstvoll aus Luft, Wasser und Feuer gebaut, welche Elemente sich in ihren Farben aussprechen: das Grüne ist das Wasser, blau die Luft und rot das Feuer. Die beiden ersten Bestandteile würden sie für die Asen stark genug machen, doch hat man das Feuer hinzugefügt, damit die Bergriesen nicht über dieselbe reiten können. Trotz ihrer Stärke bricht sie doch unter den gewaltigen Söhnen von Muspelheim zusammen, damit diese von Asgard abgehalten werden, aber sie durchschwimmen Flüsse und Meere, und langen in dem Sitz der Asen an, um ihn zu zerstören.

    Bifur ("der Zitternde"), ein Zwerg, aus Erde geschaffen und in der Erde wohnend.

    Bikki, ein böser, heimtückischer Bube, den der König Jormunrekur als Ratgeber brauchte. Dieser sandte seinen Sohn zu König Jonakur, der Gudrun geheiratet, und ihre Tochter erster Ehe (von Sigurd), die schöne Swanhildur bei sich hatte. Randver, Jormunrekurs Sohn, sollte für den Vater um des Mädchens Hand werben, Bikki riet ihm, sie für sich zu nehmen, weil beide jung seien, was Randver tat, worauf der Verräter zum Vater ging und erzählte, was der Sohn verübt; erzürnt befahl Jormunrekur, seinen Sohn zu töten, dieser gab sich willig darein, weil er sich der Schuld bewusst war, eines Hundes ("Bikki" heißt Hund) Rat gefolgt zu haben; doch sandte er seinem Vater noch einen Falken, dem er die Federn ausgerupft, in welchem traurigen Bilde der Vater sein eigenes hilfloses Alter erkannte.

    Bil, ein Mädchen, das der Mond mit seinem Bruder Hinke von der Erde raubte und in seine Scheibe versetzte, als diese Kinder nach Wasser zu dem Brunnen Byrgir gesandt waren.

    Bilskirner, Palast des Gottes Thor in seinem Reiche Thrudwanger, das größte Gebäude der Welt; er hatte 540 Säle, war aber voller Krümmungen und Winkel, so dass derjenige, welcher sich ohne Führer hineinwagte, sich nicht leicht wieder herausfand.

    Biugwoer, eine Höllenjungfrau, sitzend an Helas Türe auf einem schreienden Stuhle; das eiserne Blut, das ihr aus der Nase fällt, erregt Hass, Zwietracht, Feindschaft und Krieg.

    Blikandeboell, die von Gift und giftigem Gewürme triefende Decke in der gewölbten Wohnung der Todesgöttin Hel.

    Blixbuller, Name des Donnergottes Thor ("Blitzdonnerer") bei den *, überhaupt im Holsteinischen.

    Bloetgodar, wurden von dem Worte At-Blota ("blutige Opfer"), die Priester des nordischen Heidentums genannt. Ihnen oblag die Opferung der Tiere und der Menschen; die Weissagung pflegten meistens Frauen zu verrichten, doch auch sie waren von der Opferung, d.h. von dem Schlachten der Gefangenen, nicht befreit. Die Priester wohnten gewöhnlich bei den Tempeln, die Priesterinnen meistens einsam in Wäldern. Es war schwer, diesen blutigen Götterdienst aufzuheben, und es dauerte Jahrhunderte, bevor er ganz getilgt war.

    Bluttrank. Man trank sein eigenes Blut, um sich gegen Zauberei zu verwahren, und anderer Blut, sowohl um den Bund ewiger Treue und Freundschaft zu stiften, als auch in mancher anderen, teils religiösen, teils mysteriösen Bedeutung. Die Slaven, Wenden, Deutschen, die Littauer, Russen, Ungarn, sowie Gallier und Bretonen kannten diese Sitte zu Zeiten der Römer, und früher war sie als Freundschaftszeichen schon bei den Scythen üblich.



    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:14


    Bodn, eines von den drei Gefäßen, in welchem die Zwerge Fialar und Galar das Blut des von ihnen ermordeten weisen Quaser auffassten, worauf sie es mit Honig vermischten und daraus den Weisheits- oder Götter-Trank, Quasersblod, bereiteten.

    Boelwerk, ein Name, welchen Odin sich beilegte, als er in Knechtsgestalt in Dienste des Baugi trat, um durch dessen Beistand Eingang in die Höhle zu gewinnen, in welcher die schöne Gunloede, eine Riesenjungfrau, den Dichtermeth bewachte. Boelwerk kam in Gestalt einer Schlange zu ihr, verwandelte sich in einen herrlichen Jüngling, gewann ihre Liebe und blieb drei Nächte bei ihr, wofür sie ihm erlaubte, drei Züge von dem Meth zu trinken; mit diesen drei Zügen leerte er alle Gefäße, welche den köstlichen Trank enthielten, und entfloh.

    Bombur, einer jener Zwerge, deren zahlreiches Geschlecht, aus Erde geschaffen, in der Erde wohnt.

    Boer, Sohn des Bure; seine Gemahlin war das Jotenweib Bestla, Tochter des Baulthorn; sie gebar ihm die Söhne Odin, Wile und We. Durch diese ward der Riese Ymer erschlagen, dessen Blut die Welt ersäufte, und aus dessen Leib sie dann eine neue schufen; die Knochen wurden Berge und Felsen, das Blut Meer, und die Hirnschale der gewölbte Himmel.

    Borghildur, die in den nordischen Heldensagen berühmte Mutter Hamunds und des Hundingtoeters Helgi; sie war vermählt mit Sigmund dem Volsungen, der sie jedoch verstieß, da sie ihren Stiefsohn Sinfiotli vergiftet hatte, um den an ihrem Bruder Gumar begangenen Mord zu rächen.

    Braga oder Bragi, Sohn Odins und der Frigga, Gott der Beredtsamkeit und Dichtkunst, der weiseste unter den Asen. Odin übergab jedem der Asen irgend eine Eigenschaft, welche derselbe wieder an seine Lieblinge verleihen konnte: so dem Thor die Stärke, der Freia die Liebe, dem Baldur die Schönheit, und so auch dem Braga oder Bragi den begeisternden Dichtermeth; nun bewahrt Braga denselben, spendet ihn jedoch nur an wenige Erlesene, macht aber selbst häufig Gebrauch davon, so dass seinem Munde kein geistloses Wort entflieht und alles, was er sagt, Weisheit im Gewande der Schönheit ist. Den Ankommenden in Walhalla geht er entgegen in Gesellschaft des Hermode, sie mit dem Göttergruße empfangend: »Tretet ein in Walhalla, genießt Einheriarfrieden und trinket geheiligten Meth mit den Asen«. Des Gottes Zunge ist mit Runen bezeichnet, und so wird er zum Erfinder der Sprache. Seine Gattin ist die jugendliche Itun (nach moderner Schreibart Iduna); sie besitzt die Äpfel der Unsterblichkeit: wem daher ihr Gatte Dichtermeth gibt, dem schenkt sie ewiges Leben im Andenken des Volkes. Der Gott war so hoch geehrt, dass Gelübde, bei seinem Becher abgelegt, unverbrüchlich gehalten wurden; auch bei dem Regierungsantritt eines Fürsten spielte dieser Becher (Bragafull) eine wichtige Rolle. Wenn die Leichenfeierlichkeiten für den verstorbenen Herrscher gehalten wurden, sass der neue König nicht auf dem Thron, sondern auf einem Stuhle vor demselben, bis von dem Priesterchor der Bragafull gebracht wurde; nun erhob er sich, ging demselben entgegen, ergriff ihn zum Preise des Gottes, legte irgend ein wichtiges, auf seine Regierung Bezug habendes Gelübde ab, und leerte ihn mit einem Zuge; musste er absetzen, so war dies ein sehr übles Vorzeichen. Nun erst bestieg er den Thron. - Merkwürdig ist, dass dem Braga / Bragi bei Aegirs Gastmahl aller Mut und alle kriegerische Tapferkeit durch den tückischen Loke abgesprochen wird, ohne dass dies seinem Ruhme Abbruch tut.

    Breidablik, der Teil des Asen-Aufenthaltes, worin Baldur sein Schloss Glittnir hatte: die herrlichste Gegend des ganzen Himmels; der Name bedeutet entweder "die weit Schauende" oder "die weit Glänzende".

    Breysing, ein großer, reich verzierter, goldener Halsschmuck der Göttin Freia. Vier geschickte Schmiede des Zwergen-Geschlechtes hatten ihn angefertigt; Loke stahl denselben, um ihn Odin zu bringen, welcher Freia damit beschenkte, die nunmehr der Liebe des Gottes nicht länger zu widerstehen vermochte.

    Brimner, der Saal in Gimle, oder Okolni, wo es das herrlichste Getränke in Fülle gibt, einer der guten, angenehmen Aufenthaltsorte für die abgeschiedenen Seelen.

    Brok, ein Zwerg, Bruder des Sindri, beide sehr geschickt in Metallarbeiten. Iwaldes Söhne, gleichfalls Zwerge, hatten den Asen drei große Kostbarkeiten verfertigt: goldenes Haar, welches, sobald es auf eines Asen Kopf kam, festwuchs; den immer treffenden Speer Gungnar, und das stets günstigen Wind habende Schiff Skidbladner. Mit Brok wettete Loke, dass sein Bruder Sindri nicht ähnliche Kostbarkeiten verfertigen könne; der Preis war Lokes Kopf. Sindri machte sich ans Werk, legte ein Eberfell in das Schmiedefeuer und hieß Brok *, bis er wiederkäme; während Sindri aber fort war, kam Loke in Gestalt einer Bremse und stach ihn in die Hand, allein Brok hielt dies aus, und Sindri erlöste ihn, indem er einen goldenen Eber aus dem Feuer nahm, dessen Borsten im Dunkeln leuchteten, und auf welchem man schneller als mit dem schnellsten Rosse über Land und Meer reiten konnte; jetzt legte er ein Stück Gold ins Feuer, Brok musste wieder *, und die Bremse stach ihn noch viel heftiger; allein der Zwerg hielt auch dieses aus, und Sindri nahm einen Goldring aus dem Feuer, von welchem sich in jeder neunten Nacht acht gleich kostbare Ringe lösten. Nun übergab er ihm die letzte Arbeit, mit dem Bemerken, dass, wenn er jetzt zu * aufhöre, alles verloren sei; Loke blieb auch diesmal nicht aus, er setzte sich auf des armen Brok Augenbraue, und stach so heftig, dass ihm das Blut über die Wangen lief, und er nichts mehr sah; da griff er nach der Bremse, den * stehen lassend, und Sindri kam; die Arbeit war nicht vollkommen, er nahm einen Hammer aus den Kohlen, dessen Stiel zu kurz geraten war; er sagte: hättest du einen Augenblick früher losgelassen, so wäre er ganz unbrauchbar, doch jetzt ist er noch immer gut; er trifft, wohin man ihn wirft, er zermalmt, was ihm im Wege steht, und kehrt immer zu den Händen seines Besitzers zurück. Jetzt lass uns sehen, wer die Wette gewonnen hat. Mit ihren Schätzen begaben sie sich zu den Asen, und Freir, Odin und Thor waren die Richter, deren ersterer den goldenen Eber, der andere den Ring Draupner, der dritte aber den Hammer Mjollner bekam. Dieser Letztere erhielt von allen Geschenken als das wertvollste den Preis, und die Götter hofften davon gute Dienste bei der Schlacht, welche der Welt Ende herbeiführen wird. Brok wollte nun dem bösen Loke den Kopf abschneiden, dieser bot viel Lösegeld, allein Brok hatte den Schmerz, den ihm der Bösewicht verursacht, noch nicht vergessen, und verlangte Lokes Kopf. Nun, so nimm mich! sprach Loke; als aber Brok ihn greifen wollte, war er weit fort, denn er hatte Schuhe an, mit denen er auf Luft und Wasser so gut laufen konnte, als auf der Erde. Thor ergriff ihn und gab ihn dem Brok, allein Loke behauptete, er habe nur den Kopf, nicht den Hals verwettet, und ließ sich daher den Hals nicht abschneiden; nun nähte der Zwerg dem bösen Asen mittelst seines Bruders Ahle und eines starken Riemens die Lippen zusammen.

    Brynhildur, eine Schildjungfrau und Walküre, Budlis Tochter. In einen Zauberschlaf versenkt, im Gebirge inmitten eines einzelnen Hauses wohnend, ward sie durch den starken Sigurd befreit, indem dieser den Panzer, welcher sie fesselte, zerhieb. Sigurd fand die Jungfrau überaus schön, verlobte sich mit ihr, ward jedoch in Gjukis Haus, wohin er kam, durch einen Zaubertrank, den ihm des Letztern Gattin Grimhild gab, bewogen, der Geliebten zu vergessen und sich mit Grimhilds Tochter Gudrun zu vermählen. Brynhildur wollte nun unvermählt bleiben, und knüpfte darum ihre Hand an eine Bedingung, welche niemand erfüllen zu können schien; sie verhieß sich nämlich demjenigen, welcher durch den Feuerstrom Waffurlogi, den Odin rings um ihr Haus geleitet, reiten werde. Gudruns Bruder Gunnar wünschte Brynhildur zu besitzen, wagte jedoch nicht, das Abenteuer zu bestehen; da machte sich in Gunnars Gestalt der mutige Sigurd auf den Weg, setzte über den Feuerstrom und bestieg mit Brynhildur das Ehebett, legte jedoch sein Schwert zwischen sich und die Braut seines Schwagers. Am andern Morgen wechselten sie Ringe (wobei in Brynhildurs Hand der Unglück bringende Ring, den Loke von Andwari empfangen, gelangte) und Sigurd mit Gunnar wieder die Gestalt, und alles schien im rechten Geleis, bis ein stolzes Wort Brynhildurs des Ringes Verderben bringende Kraft weckte. Die beiden Schwägerinnen badeten sich im Fluss, da ging Brynhildur weiter hinein als Gudrun, und sagte, das Wasser, das aus Gudruns Haar träufte, wolle sie nicht auf ihrem Haupte tragen, weil sie einen viel bessern Mann habe; Gudrun meinte, was dies anbelange, dürfte sie kecklich das Haar in demselben Wasser waschen, das ihr gedient, weil sie in Sigurd einen Mann habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und an Stärke komme ihm keiner gleich, denn er habe Fafner und Reigen erschlagen und beerbt. Brynhildur antwortete darauf: es war wohl mehr wert, dass Gunnar durch Waffurlogi setzte, das wagte Sigurd nicht. Da lachte Gudrun und sprach: glaubst du, dass Gunnar dies getan? ich glaube, dass der an deiner Seite ruhete, der mir diesen Ring gab! - und hiermit zeigte sie der entsetzten Brynhildur den Ring, welchen sie in der Hochzeitnacht dem vermeinten Gunnar gegeben, - der Ring aber, welchen du an der Hand trägst, heißt Andwaranautur, und ich glaube nicht, dass es mein Bruder Gunnar war, der ihn auf Gnitaheide suchte. Brynhildur beschloss, sich für den Betrug zu rächen; ihre Liebe verwandelte sich in Hass; sie bewog Gunnar und Hoegni, den Sigurd zu ermorden, sich selbst aber erstach sie und ward mit Sigurd auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

    Buri. Die Kuh Audumbla, welche gleich nach dem Urriesen Ymer aus dem Ginnungagap ("Chaos") hervorging, leckte den salzigen bereiften Grund, und am ersten Tage erwuchsen daraus Menschenhaare, am zweiten drang ein Kopf hervor, und am dritten stieg ein Gott, Buri, herauf, schön von Gliedern, groß, stark und kräftig. Er zeugte Boer, dieser Odin, Wile und We.

    Bylgia ("See-Sturm"), eines von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der Ran.

    Byrgir, ein Brunnen, zu welchem die Geschwister Bil und Hinke gegangen waren, um Wasser zu holen, als sie vom Monde geraubt und an den Himmel gesetzt wurden, wo sie noch immer des Gestirnes Begleiter und selbst von der Erde aus sichtbar sind.

    Catta, eine von den weisen Frauen, Wahrsagerinnen der Deutschen; ist vielleicht eins/identisch mit der Jetta, einer Zauberin.

    Dains-leif, das Schwert des Königs Hoegni, Vaters der Zauberin Hildur. Das Schwert hatte von den Zwergen, die es geschmiedet, die böse Eigenschaft empfangen, dass es, einmal entblößt, Blut sehen musste, und dass die mit ihm geschlagenen Wunden unheilbar waren. Der Krieg, welcher durch den Raub der Hildur zwischen Hoegni und Hedin entstand, dauert durch dieses Schwertes Kraft und Hildurs Kunst bis zum Weltuntergange fort.

    Dellingur ("Dämmerung"), dritter Gemahl von Norfs Tochter Not ("Nacht"); der glänzende Sohn dieses Paares war Dagur oder Dag (der Tag).

    Diar, heißen Odins Opferrichter; sie waren sein geheimer Rat und genossen göttlicher Ehre.

    Dolgtwari, einer der Zwerge, welche, aus Erde gemacht, in der Erde wohnen; die Edda zählt deren namentlich zwölf (Bombur, Dolgtwari, Dori, Duffur, Gandalfur, Kili, Nain, Nidi, Nipingr, Nydarus, Onar, Reckur).

    Dori, einer der zwölf Zwerge, welche, aus Erde gemacht, in der Erde wohnen.

    Drauger, Geister und Gespenster abgeschiedener Seelen, die sich bei ihren Körpern aufhalten sollen. Durch Runen konnte man sie herbeibannen. Odin war hierin Meister, daher hat er den Namen Draugedrot ("Geisterherr"); sie offenbarten dem Rufenden die Geheimnisse der Zukunft, konnten jedoch auch gebraucht werden, um andere zu quälen, wozu man sich bannender Runen bediente.

    Draupner ("Tröpfler"), ein Goldring, welchen Baldur seinem Vater Odin aus der Unterwelt schickte, nachdem Letzterer den Ring zuvor mit Baldurs Leiche verbrannt hatte. Dieser Ring war von dem Zwerg Sindri verfertigt und hatte die merkwürdige Eigenschaft, dass in jeder neunten Nacht acht gleich grosse Goldringe von ihm herabträufelten, daher sein Name.

    Droma, die zweite starke Fessel, welche die Asen hatten machen lassen, um den Wolf Fenrir damit zu binden; er ließ sich dieselbe anlegen, doch, wie stark sie auch war, als er sich schüttelte, zersprang sie, so dass die Stücke davon weit umher flogen.

    Drotte oder Drotner, Opferpriester, von Odin eingesetzt; man nannte sie auch Diar, sie waren seine Räte und wurden göttlich verehrt.

    Dufa ("die Tiefe"), eine von den neun Wellenmädchen, Töchter des Meergottes Aeger und der Ran.

    Duffur, einer der zwölf die Erde bewohnenden und aus der Erde gebildeten Zwerge.

    Dunair, einer der zwei Hirsche (Dunair und Duratror), welche auf der Esche Ygdrasil wohnen, und die Knospen derselben benagen.

    Duratror, einer der zwei Hirsche (Dunair und Duratror), welche auf der Esche Ygdrasil wohnen und von den Knospen ihrer Zweige leben.

    Durinn, einer der berühmtesten und ältesten Zwerge, welche Odin mit Menschengestalt und Menschenverstand begabte; er und Moedsognir waren die trefflichsten Metallarbeiter.

    Dvalin, ein Zwerg, mächtig in seinem Geschlechte; er besaß die größte Kunst, Schlachtschwerter zu verfertigen, und legte ihnen Zauberkraft bei.

    Dysen, weibliche Schutzgeister im Allgemeinen; der Name erscheint in dreifacher Bedeutung: einmal identisch mit den Walküren, dann als Schicksalsgöttinnen, gute oder böse, welche zu rufen man sich die Briarg-Runen in die flache Hand ritzte; dies geschah besonders bei schweren Geburten, um der Mutter und dem Kinde Hilfe zu verschaffen; endlich bezeichnet der Titel Dysen besonders eine unter den Göttinnen, nämlich Freya, welche man dadurch, dass man sie vorzugsweise die Göttin nannte, zu ehren glaubte. Ein ihr in der Mitte des Winters gebrachtes Opfer, das Dyssablot, hatte davon den Namen.

    Egill oder Eigill, ein berühmter nordischer Held, Sohn eines Königs von Finnland, war mit der Walküre Aulraun vermählt, welche ihm einen Sohn gebar, ihn aber nach acht Jahren verließ. Egill / Eigill suchte sie überall, doch vergebens. Bei seiner Rückkehr geriet er mit einem anderen König in Streit über die Fertigkeit im Bogenschießen, und um die seinige zu zeigen, tat er, was Tell viele hundert Jahre später tat - er schoss einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes.

    Eikin, einer der Flüsse, welche um das Götterland fließen; er entspringt mit allen übrigen von den Tautropfen, welche den Geweihen des Hirsches Aijkthyrner entträufeln.

    Eikinskiald, einer der zehn Zwerge, welche von Swainshaugi nach Orwanga auf Jornwall kamen. Sie waren alle kunstreiche Schmiede und vorzügliche Waffenarbeiter.

    Einheriar, heißen alle die Helden, welche auf Erden tapfer gekämpft haben und in der Schlacht des ehrenvollen Todes sterben, den ihnen die Walküren bereiten, die auf dem Schlachtfelde umherreiten und die mutigsten mit einem Kusse einladen, zu Odins Mahl in Walhalla zu kommen. Diese mächtigen Helden versammeln sich in der Götterburg zum Schutze der Asengötter; sie sollen dieselben gegen die Söhne des Landes Muspelheim verteidigen, welche bei dem Untergange der Welt mit Feuer hereinbrechen werden. Da ihre Macht fast unwiderstehlich ist, so versammelt Odin alles um sich, was je tapfer gekämpft hat, Freund und Feind. Die gegenseitige Abneigung der Einheriar verleugnet sich auch dort in Walhalla nicht; jeden Tag ziehen sie aus, um mit einander bis auf den Tod zu kämpfen, jeden Tag liefern sie sich wilde, blutige Schlachten, doch sobald der Krieg geendet, stehen sie gesund, von der Todeswunde geheilt, wieder auf, setzen sich zu Odins Tafel, und nun werden ihnen von den ewig jungfräulichen Walküren die goldenen Becher mit köstlichem Meth kredenzt, und in ihren Armen ruhen sie aus von ihren Kämpfen, um am nächsten Morgen sie wieder zu beginnen: eine Übung der Kräfte, welche Odin sehr gerne sieht, da sie all' ihren Mut brauchen werden, wenn der verderbliche Weltbrand hereinbricht. Von den Einheriarn sind viele, nach Einigen gar die Hälfte, in Freya's Burg Volkwang, um diese zu bewachen; dort, am Hofe der Göttin der Liebe, leben sie noch herrlicher, als an Odins reich besetztem Tisch.

    Eira, die Göttin der Arzneikunst und Pflegerin der Götter, der Asen, für deren Gesundheit sie durch ihre Zauberkräuter sorgt.

    Elder ("Feuer"), Diener des Meergotts Aeger, welcher die Götter bei Aegers berühmtem Gastmahl so flink und gewandt bediente, dass er die größten Lobsprüche einerntete.

    Eldhrimner, der Kessel, in welchem in Walhalla der Eber Saehrimner gekocht wird, welcher jedesmal nach dem Gastmahl wieder lebendig wird, um sich am folgenden Tage durch den Koch Andhrimner noch einmal schlachten und kochen zu lassen.

    Elfen, (Nordischer, Britischer und Deutscher Volksglaube), Zwischenwesen zwischen Göttern und Menschen, deren Name sich bei den genannten Völkern, wenn auch mit einzelnen Abweichungen der Form, doch im Wesentlichen gleichlautend findet. Altnordisch heißen sie Alfar, angelsächsisch Aelf, dänisch Elve, deutsch eigentlich Elbe; die jetzt im Hochdeutschen einzig übliche Form Elfe ist, nachdem die deutschen Elben aus der Kunde der gebildeten Welt verschwunden waren, durch Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts aus England bei uns eingebürgert worden. Was die Wurzel des Worts ursprünglich bedeutet habe, ist nicht mehr mit Sicherheit zu ermitteln; indessen scheinen der Name der schneebedeckten Alpen, der klaren Elbe, das schwedische Wort Älv (Elf) für Fluss, das mittelhochdeutsche Elbez für Schwan, endlich das lateinische albus, weiß, darauf zu deuten, dass die Grundvorstellung Licht und Klarheit war. Ist aber diese Ableitung richtig, so muss auch angenommen werden, dass der Name Elfen ursprünglich nur der einen, dem Lichte zugekehrten, Klasse dieser Wesen angehörte, und auf die anderen, die wir sogleich kennenlernen werden, nur um gewisser gemeinsamer Merkmale willen übertragen wurde. Die Edda lehrt nämlich drei Klassen von "Alfen" (Elfen): Licht-Alfen, Dunkel- Alfen und Schwarz-Alfen (Svartalfen): wovon die ersten Bewohner der reinen Lichtregion, die zweiten irdischer Bergklüfte und Höhlen, die dritten der Unterwelt sind. Allein die Annahme dieser dreifachen Gliederung scheint sich frühzeitig wieder verloren zu haben und in einen Dualismus übergegangen zu sein, weshalb Snorre Sturlasson (1179 - 1241) sagt: »In Alfheim wohnt das Volk der Licht-Alfen, unten in der Erde die Dunkel-Alfen, beide einander unähnlich in Aussehen und Kräften, jene leuchtender als die Sonne, diese schwärzer als Pech«. Die nunmehr in Eins zusammengeworfenen Dunkel- und Schwarz-Alfen stellt er sodann auch den Zwergen vollkommen gleich, und gibt ihrem Wohnort den Namen Swartalfaheim (Schwarzalfheim / "Schwarzelfenheim"). - Die Lichten sind heitere, fröhliche Geschöpfe, bald sichtbar, bald unsichtbar; sie machen sich gern mit den Menschen und Göttern zu schaffen, erfreuen durch ihre schöne Gestalt und Gutmütigkeit, während die Schwarzen das Licht fliehen, nur während der Nacht aus ihren finstern Wohnungen hervorkommen, und, falls sie die Sonne noch auf der Erde überrascht, versteinert werden durch den Strahl, der sie trifft. Diese sind gewöhnlich auf das Possierlichste missgestaltet, haben ungeheure Nasen und Bäuche, spindeldürre Beine, kahle oder gehörnte, struppige Köpfe; bei alledem sind sie gewandt, geschickt, nicht nur kundig aller Zauberkräfte, sondern vermögen auch mit einer seltenen Kunstfertigkeit Metall-Arbeiten zu machen, die der trefflichste Künstler vergeblich zu machen sich bemühen würde; allein immer ist irgend ein Fluch an dieselben gebunden. - Die Wohnung dieser Elfen ist immer in tiefer Finsternis, doch wissen sie sie durch das Licht der Edelsteine und edlen Metalle auf das Glänzendste zu erhellen, ja wahre Prachtpaläste aus den unerschöpflichen Schätzen des Erdenschoßes zu erbauen. Einige wohnen in Steinen, andere in der Erde, noch andere im Meer; sie rauben gerne ungetaufte Christenkinder, erziehen dieselben nach ihrer Weise in ihren Erd- oder Fels-Häusern, und schieben an die Stelle der geraubten ihre eigenen hässlichen Wechselbälge unter, welche man nur dadurch los werden kann, dass man ihre Fußsohlen mit Fett bestreicht und sie am Feuer brät; auf ihr Geschrei kommen die Elfen herzu und bringen das geraubte Kind zurück, um das eigene von den Martern zu befreien. - Ganz anders ist es mit den Lichten; Recht und Billigkeit sind diesen heilig, und sie schaden ungereizt den Menschen nie, ja, selbst beleidigt, rächen sie sich nur durch Neckerei. Sie finden vorzügliches Wohlgefallen an dem Umgange mit Christen; da sie selbst menschlich gestaltet und überaus schön sind, so findet es sich nicht selten, dass sie sich mit den Menschen liebend verbinden; folgen solchem Umgange Kinder, so müssen diese ganz im heiligen Taufwasser gebadet werden, was die Elliser (Elfenmädchen) ausdrücklich von ihren Liebhabern verlangen, weil sie sonst keine unsterbliche Seele bekommen. Bei heiterer Luft kommen sie gerne hervor und baden sich im Sonnenschein, doch die eigentliche Zeit ihres Erscheinens ist nach Sonnenuntergang, besonders in heiteren, sommerlauen Mondnächten; dann tauchen sie oft in ganzen fröhlichen Scharen auf, um ihren Freuden nachzuhängen und jede ausgelassene Lust sich zu erlauben. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist der Tanz; mit diesem bringen sie ganze Nächte zu, und wo auf einer Wiese ein Kreis von Elfen sich gedreht hat, da wächst das Gras grüner, frischer und üppiger hervor. Wenn man zur Nachtzeit bei Vollmondschein in einen solchen Kreis tritt, so sieht man die Elfen um sich her tanzen, und wird dann gewöhnlich für den Frevel tüchtig geneckt; ebenso, wenn man zufällig in einem solchen Kreise schläft, was Schnittern, Landleuten manchmal begegnet. Die Elfenmännchen tragen leichte Kappen, welche sie unsichtbar machen; vermag man sich eine solche zu verschaffen, so sieht man auch ihre Tänze. Ein solcher Moment ist auf einer Zeichnung (aus "Wörterbuch der Mythologie") dargestellt. Man denkt sich nun die Elfen zum Teil nur einen Zoll hoch und so leicht und zierlich, dass, wenn sie auf einen Tautropfen treten, dieser zwar leise erzittert, doch nicht auseinander fließt; dagegen können sie jede beliebige Größe und Gestalt annehmen, sind bald hässlich, bald schön, wie es ihrem Zwecke im Augenblick am angemessensten ist; nach anderen Sagen haben sie zwar menschliche Form und Größe, doch sind sie so überirdisch schön, dass nichts sich mit ihren blühenden Reizen vergleichen lässt; wieder andere beschreiben sie als schöne Mädchen oder Jünglinge von den vollendetsten Formen, doch hohl und unkörperlich, weswegen sie sich nur von vorne zeigen, indem ihr Rücken leer und vertieft ist. Die Schotten und Irländer stehen zum Teil noch in dem Glauben, dass ihr Land vorzüglich von den Elfen besucht und geliebt sei, weshalb man dort die heitersten und anmutigsten Sagen von ihnen findet, auch die Leute, wenn sie irgendwo auf einer Landstraße einen Staubwirbel aufsteigen sehen, in der Meinung, dort zögen die Elfen einher, ihre Wohnungen verändernd, sich ehrerbietig vor ihnen neigen und sie grüßen. Gewöhnlich erscheinen sie von einem silberglänzenden Duft umhüllt, durch welchen ihre zarten Formen nur wie die Umrisse eines lieblichen Gemäldes durchschimmern; die Kopfbedeckung der Männer ist eine Blüte des Fingerhutes (Digitalis), deren Farbe dann meistenteils eine gewisse Partei andeutet, zu welcher sie gehören. Sie unterrichten nicht selten die Menschen in ihren geheimen Zauberkünsten, und obwohl sie denselben nur einen höchst geringen Teil ihres Wissens geben, so werden die so Eingeweihten doch übermächtig und furchtbar, denn auch der geringste Teil ihrer unbegrenzten Kunst wirkt schon ganz außerordentliche Dinge. Die Musik wird von ihnen über alles geliebt, und obwohl die Elfenmusik einfach ist, übt sie doch auf den Menschen die überraschendsten Wirkungen aus: das Elfenkönigsstück zwingt jeden Zuhörer, selbst zuletzt Tische und Stühle, zu einem Tanze, der so lange dauert, als die Musik erklingt; aber der Spielende kann nicht aufhören zu spielen, denn der Arm, welcher geigt, ist gleichfalls verzaubert; er müsste denn ganz genau rückwärts dasselbe Stück spielen können, oder es müsste unaufgefordert jemand kommen, der dem Spielmann von hinten über die Schulter die Saiten der Geige zerschneidet. In dem Gedanken, dass die Elfen vom Himmel verstoßene Engel seien, die nicht bis zur Hölle gesunken sind, liegt die größte Ähnlichkeit zwischen ihnen und den Peris der Perser; diese nämlich sind auch so anmutige, überirdische Wesen, des Himmels verlustig, doch der Hölle noch nicht verfallen. Die Elfen drücken häufig durch einen lieblichen Gesang Hoffnung auf einstige Erlösung aus; dieser Gesang verwandelt sich sogleich in tiefes Weinen und Wehklagen, wenn jemand so grausam ist, diese ihre Hoffnungen zu stören. - Ihrer viele wohnen in dem Lande der Jugend, unter dem Meere, in wahren Hesperidengärten, wo niemand altert, niemand stirbt; an manchen Tagen erheben sie sich über die Meeresfläche zu fröhlichen Gelagen, rauschenden Tänzen und Festlichkeiten; doch sieht man sie nicht, denn der Regenbogen in seiner höchsten Farbenpracht umzieht ihren Spielplatz; nur wenn ein Schiff diesen durchschneidet und in den Ring hineinfährt, kann die Mannschaft desselben sie erblicken, doch immer zu ihrem Unglück, denn nur einmal sieht man sie, und im Zorn ziehen sie das Schiff mit Mann und Maus in den Strudel des Meeres hinab. - Der Elfen-Glaube hat noch deutschen Dichtern der neuesten Zeit Anlass zu den lieblichsten oder heitersten Darstellungen gegeben. Man vergleiche das Märchen: »die Elfen«, in Ludwig Tiecks Phantasus; desselben Novelle: »die Vogelscheuche«; dann besonders eine Stelle aus der Erzählung Cordelia von A. Treuburg (Friedrich Vischer), im Jahrbuch schwäbischer Dichter von Mörike und Zimmermann. - Manche Sagen von Zwergen, Trollen, Wichten oder Wichtelmännchen, lassen alle diese Wesen als die nächsten Verwandten der Elfen erscheinen; man vergleiche daher die genannten Artikel.

    Elgia, eine der neun Mütter Heimdals.

    Eliwager, Gesamtname der Höllenflüsse, welche aus dem Born Hwergelmer in Niflheim in den Abgrund Ginungagap hinausströmen. Auf dem Wege dahin erstarren diese Flüsse zum Teil zu Eis, in welches das aus Niflheim mit ihnen strömende Gift eingeschlossen ist, so dass sie gereinigt weiter ziehen. Das Eis erfüllt den Abgrund bis zu dem Orte, da aus Muspelheim die Hitze hinüber auf denselben wirken kann, welche das Eis schmolz, worauf die Kuh Audumbla und der Riese Ymer entstanden, welchen die Kuh mit ihrer Milch ernährte, und darauf die ersten Menschen aus den Steinen herausleckte. Die Edda nennt elf Höllenflüsse: Swoel, Guntraa, Fion, Fimbultul, Slidur, Hridur, Sylgir, Ylgir, Vid, Leiptr und Gjoel, und setzt diesen letzteren zunächst an die Höllengrenze.

    Elli. Auf seiner Reise mit Thialfe und Loki kam Thor zu Utgardsloki, wo er mit dem alten Weibe Elli (das Greisenalter) ringen musste; dieses brachte es dahin, dass der mächtige Thor auf ein Knie niedersank; denn es ist keiner, sagt die Edda, und wird keiner sein, den Elli nicht niederbeugt, wenn er alt wird.

    Elvidver, Name des Palastes der Hela, der Todesgöttin, in der Unterwelt, aus lauter seufzenden Steinen erbaut.

    Elyma, Vater der starken Hjoerdisur, welche mit Sigmund vermählt wurde, und von ihm Sigurd gebar.

    Embla, das erste Weib, das die Asen schufen, als sie, am Meere lustwandelnd, ein Paar Baumstämme daselbst liegen sahen (Embla die Erle, sowie Ask die Esche, welches der Name des ersten Mannes war). Sie erhielt Verstand, Beweglichkeit, Geist, Leben, Gehör, Gesicht und Sprache, und ward von dem mit ihr zugleich geschaffenen Manne Ask Mutter des Menschengeschlechts.

    Erlkönig, wahrscheinlich eins mit Elfkönig: der Beherrscher der zarten, luftigen Wesen, welche man Elfen nennt; er ist erwachsenen Menschen nicht leicht gefährlich, doch Christenkinder, bevor sie getauft sind, raubt er häufig, nicht in böser Absicht, sondern weil er Freude an ihnen hat, und weil die Elfen sich überhaupt gerne mit Menschen verbinden. Er wird abgebildet als ungewöhnlich großer, bärtiger Mann, mit glänzender Krone und langem, schleppendem Gewand.

    Erpr oder Erpur, der dritte und geliebteste Sohn der Königin Gudrun und des Königs Joenakur. Als Swanhildur ermordet worden war (indem Jormunrekur, ergrimmt darüber, dass sie seinen Sohn Randver und nicht ihn geehelicht, sie unter den Hufen seines von der Jagd heimkehrenden Gefolges zermalmen ließ), wollte Gudrun die Unglücklichen rächen, sie spornte ihre Söhne mit heftigen Worten dazu, und trieb sie alle, Erpr, Hamdir und Saurli, hinaus, sagend, wenn sie zu Jormunrekur kämen, sollte Saurli ihm die Hände, Hamdir die Füße und Erpr / Erpur ihm den Kopf abhauen; darauf wurden ihnen so treffliche, starke Helme und Panzer gegeben, dass jedes Schwert daran abglitt. Die beiden älteren Söhne waren unwillig über der Mutter Zorn und darüber, dass sie mit so gar bösen Worten fortgetrieben wurden, daher beschlossen sie, zu tun, was diese am meisten kränke. Sie fragten später ihren Bruder Erpr, was er ihnen helfen würde, wenn sie in Gefahr kämen; er sagte, ich werde euch so viel helfen, als die Hand dem Fuße. Das ist sehr wenig, meinten die Brüder. Nun beschlossen sie, da Erpr der Mutter Liebling sei und ihnen nichts helfen wollte, denselben zu töten, was auch alsbald geschah. Sie kamen beide nun in der Nacht, wie ihre Mutter geraten, zur Wohnung Jormunrekurs; da stolperte Saurli und wäre gefallen, wenn er sich nicht auf die Hand gestützt hätte. Nun bedürfen die Füße der Hand, sprach er zu seinem Bruder: es wäre doch besser, wir hätten Erpr nicht gemordet. Als sie darauf in das Schlafgemach des Königs traten, hieben sie ihm Hände und Füße ab; da schrie er, rief seine Leute herbei, und Hamdir sagte, ab müsste nun der Kopf, wenn Erpr lebte. Des Königs Heerscharen überfielen sie; da nun aber kein Hieb in ihre Panzer eindrang, schrie der schwer Verwundete, man solle sie steinigen, und dies geschah. Sie wurden begraben unter einem Haufen von Felsstücken, und so endete das ganze Geschlecht der Gjurkungar oder Niflungar.

    Fafner oder Fofner, Sohn des Bauern Hreidmar, der ein gewaltiger Zauberer war. Otter, Fafners Bruder, ward von Odin und Loke getötet, während er in Gestalt einer Otter an einem Wasserfall saß, wo jene Götter vorbeikamen, und einen Lachs verzehrte. Sie kehrten darauf bei Hreidmar ein und brachten den Balg des erlegten Otter mit. Als Hreidmar erkannte, dass sie seinen Sohn Otter getötet hatten, legte er ihnen zum Lösegeld auf, dass sie den Otterbalg mit Gold füllen, und darauf den so aufgestellten mit Gold überdecken sollten, bis nichts mehr zu sehen wäre. Da schickte Odin den Loke in's Schwarzelfenland, wo er den Zwerg Andvari fing, der in Hechts-Gestalt im Wasser saß, und ihn nötigte, all sein Gold herauszugeben; ja auch den letzten Ring presste er ihm noch ab, ungeachtet dessen dass ihm Andvari verkündigte, dass dieser Ring jedem Besitzer Verderben bringe. Hreidmar empfing nun all dies Gold, samt dem Ring, als Sühne; als er aber seinen Söhnen Fafner und Reigen nichts von dem Schatze geben wollte, so erschlugen ihn diese. Darauf vertrieb Fafner seinen Bruder Reigen und legte sich in Gestalt eines Drachens auf das Gold. Reigen ging zu König Hialprek, ward dessen Waffenschmied, erzog bei ihm Sigurd, Sigmunds Sohn, schmiedete ein treffliches Schwert, gab es dem Sigurd, und sagte ihm, wo Fafner auf dem Golde liege; er solle ihn töten und das Gold nehmen. Sigurd ging mit Reigen auf den Weg, den der Drache zum Wasser zu nehmen pflegte, machte dort eine Grube, setzte sich hinein, und als der Drache über ihn hinweg schlich, stach er ihm sein Schwert durch den Bauch. Reigen trank Fafners Blut, und legte Sigurd auf, ihm das Herz des Drachens zu braten; dieser tat es, verzehrte aber das Herz selbst, während Reigen schlief, lernte dadurch die Sprache der Vögel verstehen, die ihn vor Reigens Tücke warnten, lud das Geld auf sein Ross Grani und ritt davon.

    Falhofner, eines der zwölf schnellen Asenpferde.

    Fallandiforrad ("fallende Brücke", auch "falsche Vorspiegelung"), Name der Türschwelle, welche in die Wohnung der Todesgöttin Hela führt.

    Falur, einer der zehn kunstreichen Zwerge, welche von Swainshaugi nach Orwanga auf Jornwal kamen.

    Farangerfall. Als Loke Baldurs Tod veranlasst hatte, entfloh er, und verbarg sich auf einem Berg in einem Hause mit vier Türen, um nach allen Richtungen sehen zu können, wenn die Asen etwa ankämen. Als er sie bemerkte, ging er in den Faranger, einen Fluss, der einen starken Wasserfall hatte; hier verbarg er sich, in Gestalt eines Lachses, mitten in dem Falle selbst, hoffend, die Asen würden nicht wissen, wie sie ihn fangen sollten; allein das Netz, welches er gesponnen, verriet ihn, obwohl er dasselbe ins Feuer geworfen, da sich die Asen seiner Wohnung naheten. Quaser, der weiseste der Götter, hieß sie ein solches Ding machen, wie das verbrannte, welches man noch an der Asche erkennen konnte; damit ging man zu dem Wasserfall, und Loke entging dieses Mal nur dadurch dem Fang, dass er sich zwischen zwei Steinen verkroch; bei einem zweiten Zuge wurde aber das Netz beschwert, es nahm die Steine mit und auch ihn; jetzt sprang er über das Netz und verbarg sich abermals mitten im Wasserfall; als zum drittenmal die Asen das Netz zogen, und er wieder durch einen Sprung sich zu retten suchte, erfasste ihn Thor am * und hielt ihn so fest, dass er nicht ausschlüpfen konnte, daher die Lachse einen nach hinten zugespitzten Körper haben. Er ward nun auf drei hervorragende Felsklippen gelegt, mit den Schultern auf die eine, mit den Hüften auf die andere, und auf die dritte mit den Kniekehlen; seinen Sohn Vali verwandelten sie in einen Wolf, dieser zerriss sogleich seinen eigenen Bruder Narfi, und dessen Eingeweide nahmen sie, um den Vater, Loke, an den Felsenspitzen festzubinden, und über sein Gesicht hängten sie eine Schlange, deren Gift auf ihn niederträufeln sollte; nun hielt zwar seine Frau, Sigin, eine Schale unter dasselbe, doch wenn sie diese ausleert, fällt ein Tropfen auf ihn, und dieser verursacht ihm so fürchterliche Schmerzen, dass er sich windet und krümmt, von seinen Banden zwar nicht loskommen kann, doch die Erde damit so erschüttert, dass die Menschen dies Erdbeben nennen.

    Farbaute, ein Jote, hatte zur Gemahlin Laufeja oder Nala, von welcher er Vater des Loke wurde.

    Farmagott ("der Lastengott"), einer der Beinamen Odins.

    Farmatyr ("Lastenherr"), gleich dem vorigen ein Beiname Odins.

    Fenja, eine von den beiden starken Mägden des Königs Frothi, welche allein im Stande waren, die ungeheuere Wundermühle Grotta in Bewegung zu setzen; sie musste immerfort mahlen, und durfte nur so lange ruhen, als der Kuckuck schwieg.

    Fenrir oder Fenris, ein Wolf, der schreckliche Sohn des bösen Loke und der Riesin Angerbode. Die Asen wussten, was ihnen von den Kindern dieses Paares drohe, darum zogen sie den Wolf Fenrir bei sich auf, um wo möglich seine Wildheit zu mäßigen, welche so furchtbar war, dass nur ein einziger Ase, der starke und weise Tyr, es wagte, dem Untier Futter zu bringen. Die Götter wollten ihn zu binden versuchen, und legten ihm zwei mächtig starke Ketten, Leding und Droma, nacheinander an, doch beidemale hatte er sich kaum ausgedehnt, als sie zersprangen; nun ließen die Asen durch Freias Diener, Skirner, bei den Schwarzelfen ein Band bestellen, das aus Seide zu bestehen schien, aber aus dem Schall eines Katzentrittes, dem Bart eines Weibes, den Wurzeln eines Berges, dem Bauche eines Fisches, dem Speichel eines Vogels und den Sehnen eines Bären gemacht war: dieses hieß Gleipner. Es fühlte sich leicht an, doch als man es dem Wolf anzulegen gedachte,wollte dieser den Versuch nicht gestatten, obwohl er wusste, dass er, seit er die beiden Bänder Leding und Droma gesprengt, viel stärker geworden. Die Asen sprachen ihm zu, und sagten, wenn er sich nicht einiger Gefahr unterziehen wolle, werde er schwerlich berühmt werden; das Band sei zwar stärker, als es scheine, doch würden sie ihn losbinden, wenn er zu schwach wäre, sich davon zu befreien. Wenn ich mich nicht selbst befreie, erwiderte Fenrir, so weiß ich wohl, was mir bevorsteht, darum komme es mir nicht an die Füße, denn nachdem ich schon so starke Bande gesprengt, ist von diesem Bande wenig Ehre für mich zu erwarten, es muss also Zauber dabei im Spiele sein; wenn ihr es jedoch ehrlich meint, so lege mir, zum Pfande, dass ich nicht gefesselt bleiben soll, einer von euch die Hand in den Rachen. Nach langem Weigern tat endlich Tyr, was Fenrir begehrte, und nun ließ dieser sich geduldig binden; sobald er sich aber zu strecken anfing, empfand er, dass das locker umgelegte Band sich fester ziehe und ihn um so mehr schnüre, je stärker er sich anstrenge; da lachten die Asen schadenfroh: nur Tyr lachte nicht, denn ihm war die Hand abgebissen. Seit dieser Zeit ist Tyr einhändig. Sie hätten nun das Untier erlegen können, doch die Heiligkeit des Ortes hinderte sie daran, sie nahmen also das Ende des Bandes Gleipner, welches Gelgia hieß, zogen es durch einen Felsen, Gjol, hämmerten mittels eines andern Felsens, Twite, jenen ersten noch tiefer in den Erdboden, und da Fenrir immer nach allem sich nahenden schnappte, steckten sie ein Schwert in seinen Rachen, so dass dessen Heft im oberen, die Klinge aber im untern Kiefer steckte, und er nun unschädlich ist, doch leider nur bis zum Ragnarokr, dann kann auch das mächtige Band Gleipner ihn nicht mehr halten; sein Körper ist so gewachsen, dass beim Aufsperren des Rachens er Himmel und Erde zugleich berührt; er reißt sich los, er einigt sich mit seiner Schwester, der Midgardsschlange, und den Söhnen Surturs zum Kriege wider die Asen, verschlingt die Sonne, verschlingt selbst den Gott Odin, aber nun reißt der Urgott Alfadur ihm den Rachen dergestalt von einander, dass er getötet wird. Odin geht aus seinem Grabe hervor, und die Welt wird neu und anders gestaltet. Fenrir hatte mit der Riesin Guege zwei Söhne, Skoll und Hate, erzeugt. Skoll verfolgt beim Ragnarokr die Sonne, Hate verschlingt den Mond.

    Fensaler, ein überaus schöner, von Gold und Edelsteinen glänzender Saal, welcher der Göttin Frigga gehört.

    Fialar und Galar, die Bereiter des köstlichen Dichtermeths, zwei Zwerge böser Art. Der weise Quaser kam einst auf seinen Reisen zu ihnen; sie schlachteten ihn und fingen sein Blut in zwei Fässern, Son und Bodn, und in einem Kessel, Odrarer, auf, taten Honig dazu und ließen es in Gärung übergehen, woraus ein so köstlicher Meth entstand, dass, wer davon trinkt, ein Dichter und weiser Mann wird. Den Asen, welche den weisen Quaser ungern vermissten, wurde berichtet, dass derselbe an seiner eigenen Weisheit erstickt sei, weil niemand dieselbe ihm habe abfragen können. Zwei andere Mordtaten machten, dass jene Zwerge des köstlichen Meths wieder verlustig gingen. Der Riese Gilling und dessen Frau kamen zu den Zwergen auf Besuch; sie fuhren mit Gilling in einem Nachen aufs Meer, und wo es tief genug war, kehrten sie den Nachen um, so dass der Riese, der nicht schwimmen konnte, ertrank. Da sie seiner Frau den Tod des Gatten berichteten, nahm diese es sich sehr zu Herzen und weinte immerfort; dies ärgerte Fialar, und er beschloss auch den Tod der Frau, fragte sie, ob sie nicht auf die Stelle hinfahren wolle, wo ihr Mann umgekommen, und führte sie, da sie es bejahte, zum Hause hinaus, Galar aber war bereits bestellt, um auf sie einen Mühlstein herab fallen zu lassen, wodurch sie erschlagen ward. Der Sohn dieses Riesen, Suttung, erfuhr diese abscheulichen Mordtaten, und kam, seine Eltern zu rächen; da boten die Zwerge als Lösegeld für ihr bedrohtes Leben ihm den köstlichen Dichtermeth, was auch angenommen ward, so dass derselbe in des Riesen Suttung Besitz kam, der ihn seiner Tochter, der schönen Riesin Gunloede, zur Bewachung gab.

    Fiaulswidr (der Alles Wissende), Beiname des höchsten Gottes Odin.

    Fimafengur, Diener des Weltmeergottes Aeger; er ward von Loke erschlagen, nachdem er bei dem berühmten Gastmahle des Aeger sich durch seine Behendigkeit ausgezeichnet hatte.

    Fimbulthul, ein Fluss, dessen Urquelle in dem Geweih des Hirsches Aekthyrner zu suchen ist; von diesem fließen so viele Tropfen in den Born Hwergelmer, dass daraus alle Flüsse (37 gesamt) entspringen, welche um das Götterland und in die Unterwelt strömen.

    Fimbulweter, drei auf einanderfolgende, sehr strenge Winter; Vorboten des Ragnarokr bzw. des Weltunterganges.

    Findsleif, ein schön gearbeiteter, von kunstreichen Zwergen geschmiedeter Harnisch, welcher allem Eisen widerstand. Er gehörte zu den Kleinodien, welche die zwölf Berserker, die Rolf Kraki dem König Adils von Upsala zum Beistande gegen König Ali von Norwegen geschickt hatte, für ihren Herrn und König aussuchten, nachdem sie Ali besiegt hatten.

    Fion, einer der Flüsse, welche dem Urbrunnen Hwergelmer, oder vielmehr dem Geweih des Hirsches Aekthyrner, entspringen.

    Fioergynia, Beiname der Frigga, nach ihrem Vater Fioergynur, gewissermaßen ihr Familien- Name.

    Fioergynur, Vater der Gattin des obersten Gottes Odin, der erhabenen Frigg oder Frigga.

    Floelnir, einer der zwölf Beinamen welche Odin in der Götterwohnung führte.

    Folkvangur, die Wohnung der allen Menschen hold gesinnten Göttin Freia, ein glänzend Schloss mit schönem Garten, es umschließt den Saal Sesrumner, in welchem den Beglückten, der ihn betreten darf, alle Freuden der Welt überschütten.

    Forejotre, der vorderste Jote, d.h. der älteste Riese, das Stammhaupt der alten forjontnischen Götter, welche früher als die Asen über Skandinavien herrschten, und von dem später ihnen nachfolgenden Odin verdrängt wurden. Ihre Bedeutung liegt so fern und tief im Schoße der Vergangenheit begraben, dass man nichts als ihren Namen kennt, und nur aus diesem auf eine die Naturkräfte personifizierende Mythologie schließt. Forejotre hatte drei Söhne: Aeger ("das Meer"), Kare ("die Luft"), Loge ("das Feuer"); und eine Tochter Ran ("der Raub"), ein Meerweib (hier ist eine Verbindung mit der späteren Asenlehre nicht zu verkennen, indem Ran dort eine Riesen- oder Joten-Tochter genannt, und mit den Asengöttern verehrt wird). Diese Schwester ward Aegers Gattin, und erzeugte mit ihm die neun Wellenmädchen: Himinglaefa ("die Himmelandrohende"), Dufa ("die Tiefe"), Blodughadda ("die Blutbegierige"), Heffring ("die sich erhebende"), Udur ("der Untergang"), Raun ("das Rauschen"), Bylgia ("der Sturm"), Droebna ("die Drohende", "das brausende Wasser"), und Kolga ("die Flut"). Kare ("die Luft") erzeugte den Frosta ("Frost"); dieser erzeugte den Snio hingamble ("der alte eisige Schnee"), den Mjoll ("weicher Schnee"), Faun ("das Schneegestöber"), Drifa ("der Reif"), und Thorre ("das Glatteis"). Loge, der dritte Sohn Forejotres, vermählte sich mit Gloed ("Glut") und erzeugte mit derselben Einmiria ("Kohle") und Eisa ("Asche"). Durch diese Elementar- oder Urgottheiten sind die alten und die neuen Götter mit einander verbunden, oder sie gehen in einander über; die Namen aber, welche sich alle auf Naturereignisse beziehen, scheinen das oben Gesagte zu bestätigen, und so war denn, demzufolge, die ursprüngliche Götterlehre des Nordens ein reiner Naturdienst, wovon deutliche Anklänge auch in den spätern Asendienst übergegangen sind, wie die Weltgestaltung aus dem Blute und den Gebeinen des Riesen Ymer, wie sogar noch einzelne Gottheiten, Thor ("der Donner") und andere beweisen.

    Forsete, ein Sohn Baldurs und der lieblichen Tochter des Nef, der Nanna; er ist der Gott des Friedens und der Eintracht, der Verträglichkeit und der Freundschaft; jeden Zwist vermag er zu schlichten, und wenn erzürnte Feinde ihm nahen, müssen sie versöhnten Herzens von ihm gehen. Er hat einen prächtigen, auf goldenen Säulen ruhenden Palast (Glitner), der ganz mit silbernen Schindeln gedeckt ist; in diesem Palast steht sein Thron, der gerechteste Richterstuhl in der ganzen Welt.

    Freia, die vorzüglichste der Asinnen nach Frigga, der Gemahlin Odins, Tochter des dunkeln Njord und der schattigen Skade, welche beide man für die zwei Tag- und Nacht-Gleichen des Jahres halten will. Freia war in der alten nordischen Natur-Religion eigentlich Mondgöttin; im Fortschritt der ursprünglichen Lehre zu persönlicherer Entwicklung ihrer Gottheiten ward sie die Göttin der Liebe. Sie ist allen Liebenden günstig gesonnen und findet besonderes Wohlgefallen an Liebes-Gesängen, die sie auch den Skalden eingibt. Sie liebt den Frühling und die Blumen, und ist besonders den Elfen hold. In größerer Eile bedient sie sich eines Paares Falkenflügel, welches sie auch den andern Göttern willig zur Benützung überlässt. Brising heißt der blitzende Halsschmuck, den ihr einige Zwerge verehrt haben; doch sagt man ihr nach, sie habe, als sie diesen Schmuck schmieden sah, aus Begierde nach demselben den Arbeitern eine Nacht hindurch den Genuss ihrer Reize geschenkt, um ihn zu bekommen, wie auch beim Gastmahl Aegers Loke, der den ganzen Götterkreis mit Anzüglichkeiten überhäufte, ihr Schuld gab, dass sie jedem Asen oder Alfen ihre Gunst gesckenkt habe. Freia war mit Odur vermählt, und hatte aus dieser Ehe zwei Töchter: Hnos ("schön") und Gersemi ("anmutig", "einnehmend"). Nach einiger Zeit machte Odur eine Reise, und da er nicht zurückkehrte, wollte ihn Freia aufsuchen, weshalb sie durch viele Länder reiste, und überall einen andern Namen annahm: Mardoel, Horn, Gefion, Syr, Vanadys, doch überall vergebens ihn suchte, und deshalb die bittersten Tränen vergoss, welche sich aber in durchsichtiges Gold verwandelten ("Bernstein"). Ihre Reisen hatten zur Folge, dass man sie weit und breit als gute Göttin kennenlernte, ihr Verwechseln des Namens jedoch zugleich, dass man sie überall unter anderer Gestalt anbetete. In Norddeutschland, Dänemark, Friesland, Sachsen, behielt sie übrigens den Namen Freia. Man stellte sie mit Helm und Harnisch, Bogen und Schwert bewaffnet dar, oben in männlicher, unten in weiblicher Kleidung. - Während Odin die eine Hälfte der Menschen, die für die Geliebte oder für das Vaterland gefallenen Streiter in Walhalla aufnimmt, empfängt Freia die andere Hälfte, nämlich alle edeln und schönen Frauen, in ihrer himmlischen Wohnung Folkvangur. Sie selbst weilt am liebsten in ihrem Saale Sesrumner, und gibt sich wehmütigen Betrachtungen im Gedanken an ihren entflohenen Gatten Odur hin. - Die Schweden hatten ihr mehrere Tempel gebaut, unter denen der zu Upsala besonders berühmt war; zu Freienwalde in der Mark soll sie gleichfalls einen Tempel gehabt haben, auch die Sachsen beteten sie an, und Karl der Große zerstörte ihren Tempel zu Magdeburg. Ihr Name hängt zusammen mit dem deutschen Zeitwort: "freien"; auch ist der sechste Tag der Woche, der Freitag, nach ihr benannt.

    Freir oder Frey, Sohn des Njord; Njord ward unter die Asen aufgenommen, als er, von den Vanen ihnen als Geisel übergeben, seine Trefflichkeit durch Taten bekundet hatte. Freirs Mutter war Skade. Wie seine Schwester Freia der Mond, so ist Freir ursprünglich die Sonne. Man nennt Freir den vorzüglichsten der Asen; er herrscht über Regen und Sonnenschein und die Erdgewächse, und ihn muss man anrufen um gute Jahre und Frieden; er waltet auch über die güterreichen Menschen, gibt den verlobten Mädchen ihre Geliebten und den Frauen ihre Gatten wieder, wenn sie in der Schlacht gefangen worden sind. Freir ging einst auf den Thron Hlidskialf, von welchem man die ganze Welt überschauen konnte, doch war dieser nur für Odin bestimmt, deshalb ward Freir sogleich für seine Dreistigkeit dadurch bestraft, dass er in Liebessehnsucht zu einem Jotenmädchen versank. Er sah nämlich dort die Tochter des Bergriesen Gymer und der Aurboda, die schöne Gerdur, welche so anmutig und leuchtend war, dass, als sie die Hände erhob, um die Türe von ihres Vaters Haus zu verschließen, Luft und Wasser davon auf das Heiterste erglänzten. Als er nach Hause zurückkehrte, sprach, trank und speiste er nicht; ein verzehrender Unmut ergriff ihn, und niemand wagte mit ihm zu reden; selbst sein Vater Njord wandte sich nur an seinen Diener Skirner, welcher ihn auszuforschen versprach, doch wenig Hoffnung zeigte. Freir ließ sich williger finden, als Skirner gedacht, er sagte ihm, dass er das schöne Jotenmädchen liebe, und nicht ohne dasselbe leben wolle und könne. Zufrieden damit, dass nichts Ärgeres ihn verstimme, unterzog sich Skirner dem Auftrage, für ihn um Gerdur zu werben, doch nur unter der Bedingung, dass Freir ihm sein treffliches Schwert mitgäbe, welches von Zwergen mit tiefer Zauberkunst geschmiedet war, und die Eigenschaft hatte, dass es von selbst tötete, wenn es einmal gezogen war. Freir gab es unbesonnen hinweg, und geriet dadurch in die Notwendigkeit, den starken Beli, der ihn angriff, waffenlos zu bekämpfen, und ihn mit einem Hirschgeweih zu erschlagen, das er von der Wand des Saales herabnahm, worin sie sich begegneten. Noch schlimmer wird's ihm bei dem Weltuntergang Ragnarokr ergehen, denn die Söhne von Muspelheim sind nicht so leicht ohne Schwert zu bekämpfen, als der starke Beli. Skirner erhielt die günstige Antwort, dass Freir die Hand der schönen Gerdur bekommen solle, und dass sie sich nach neun Nächten bei ihm einstellen werde, um die Vermählung zu feiern; da sprach Freir: »Das ertrage ich nicht, denn auch nur eine halbe Sehnsuchtsnacht ist länger, als sonst ein ganzer Monat«. - In Gerdur ist das Nordlicht personifiziert. Mit ihr wohnt Freir in Alfheim, das die Götter ihm geschenkt, als er den ersten Zahn bekam. Als dem Sonnengotte gehört ihm auch der goldhelle Eber Gullinbursti. Nebst diesem besitzt er das Ross Blodughofi, das er auch seinem Diener Skirner zu jener Botschaftsreise lieh. Auch hat er ein kunstvolles Wolkenschiff, Skidbladnir genannt, ein Werk von Zwergen, Söhnen Yvolds. Es ist so groß, dass die Asen in Waffenrüstung darin Raum haben, und sobald die Segel aufgezogen sind, hat es guten Wind, wohin nur immer sein Lauf gerichtet ist. Will man aber nicht damit fahren, so kann man es in die Tasche stecken, aus so vielen Stücken ist es künstlich zusammengesetzt. - Man pflegte die heiligsten Eide bei Freirs Namen zu schwören, in welchem Falle ein Tier (meistens ein Eber), ihm zum Opfer gebracht, und ein Ring in das Blut des Tieres getaucht, von den Schwörenden emporgehalten, und dabei ausgerufen wurde: »So wahr als mir Freir, Njord, und die mächtigen Asen helfen mögen!« - Der Eber war Freir besonders heilig, und noch in der christlichen Zeit pflegte an dem Juelfest ein Eberbild auf die Tafel, an der die Helden zechten, zu kommen, und ein jeder, die Hand auf das Idol legend, irgend ein Gelübde zu Ehren des Gottes zu tun.

    Freki, einer der beiden Wölfe, die Odin als Jagdhunde nutzt; sie bekamen alles das, was ihm zu essen vorgesetzt wird, da der Götterkönig, ohne schwere Nahrung, bloß vom Trinken lebt.

    Fricco, mit Odin und Thor der dritte Gott, welcher in dem großen Tempel zu Upsala (damals Hauptstadt von Schweden), verehrt wurde. Nach den neuesten Forschungen ist er völlig identisch mit Freir.

    Frigg oder Frigga, Tochter des Joten Fioergynur, und Odins Gattin; die meisten Asen sind ihre Kinder oder Enkel. In Asgard wohnt sie in einem prächtigen Palast, der Fensaler heißt, umgeben von vielen der vornehmsten Asinnen, deren eine jedoch ausschließlich ihr Vertrauen hat, das ist die liebliche Fylla, welche ihr Schmuckkästchen in Verwahrung hat, ihres Anzuges wartet, und ihrem geheimen Rat vorsteht; ihre Botin ist Gna, welche sie zu Göttern und Menschen mit ihren Befehlen und Aufträgen sendet, und Hlyn wird von ihr gebraucht, um Unglückliche aus Gefahren zu erretten. Frigg ist die oberste der Asinnen, der alle andern Verehrung bezeigen, welche sie als Mutter des Thor, Baldur, Braga, Hermode und Tyr mit doppeltem Rechte verdient, denn diese starken und mächtigen Götter allein können dereinst die Welt vor dem Untergange durch Muspelheims Bewohner eine Zeit lang wahren. - Frigg schaut in die fernsten Tiefen der fernen Zukunft, offenbart jedoch niemand, was sie weiß. Als ihr Sohn Baldur einst von bösen Träumen geplagt wurde, sah sie seinen Tod voraus; deshalb nahm sie allem, was auf der Welt ist (allen Steinen, Pflanzen, Tieren, den Krankheiten, den Giften) einen Eid ab, ihn nicht zu töten; eine einzige Pflanze, Misteltein, schien ihr zu schwach, um zu schaden, und zu jung, um einen Eid zu leisten, und diese Pflanze war es, durch welche Hoedur, mit Hilfe des bösen Loke, den Götterjüngling ermordete. Loke warf ihr bei Aegers Gastmahl verbotenen Umgang mit Wile und We, ihres Gatten Brüdern, vor, auch soll sie das Gold einer heiligen, Odin geweihten Bildsäule genommen, und zu ihrem Schmuck verwendet haben. - Frigg fährt auf einem goldenen Wagen einher, der mit zwei weißen Katzen bespannt ist, worunter wahrscheinlich Luchse zu verstehen sind. Das Gestirn, das wir Orions Gürtel nennen, hieß im Norden Frigg's Rocken. Demnach ist Frigg auch Spinnerin und Weberin; der Flachs ist ein Geschenk von ihr, als der mütterlichen Erdgöttin, wozu sie natürlich wird, wenn ihr Gemahl Odin der höchste Himmelsgott ist.

    Fro, eine Gottheit zweiten Ranges, von den Goten und Dänen als Beherrscher der Winde angebetet. Er erhielt blutige, sogar Menschenopfer, die er selbst angegeben und eingeführt haben soll. Die Verehrung teilte er mit Wagnof und Mithodin, welche beide man für Zauberer hielt, und dem Fro zu beiden Seiten stellte, damit sie ihn bewegten, günstigen Wind und gutes Wetter für die Schiffenden zu erhalten. Nach andern Nachrichten wurden ihm durch den Dänenkönig Hadding, der von wütenden Stürmen verfolgt wurde, weil er eine Gottheit in Gestalt eines Seeungeheuers getötet hatte, zuerst schwarze Tiere geopfert, und diese Opferungen später in Menschenopfer verwandelt; sie werden Froablot genannt. Fro soll identisch sein mit Freir.

    Froste, Sohn des Kare (Luft), und Enkel des Forejotre, also einer der Naturgötter, welche vor den Asen über Skandinavien herrschten; Froste bedeutet Kälte, wie dessen Sohn Snio Schnee.

    Frosti, einer der kunstreichen Zwerge, welche von Swainhaugi nach Orwanga auf Jornwall kamen.

    Frothi, ein mythischer König von Dänemark, der Sohn Frithleifs, des Sohnes Skjoeldurs, des Sohnes Odins; er soll ungefähr um die Zeit von Christi Geburt gelebt, und der Welt einen allgemeinen Frieden geschenkt haben, doch von dem Seekönig Mysingr getötet worden sein. Frothi besaß die berühmte Mühle Grotta, auf welcher der Besitzer mahlen lassen konnte, was er wollte. Die beiden starken Mägde, Menja und Fenja, die einzigen, welche sie in Bewegung zu setzen vermochten, mussten sein ganzes Leben lang Frieden und Glück für ihn mahlen; damals konnte ungezähltes Gold lange auf der Haide liegen, ohne dass jemand sich desselben bemächtigte.

    Fylgien, Schutzgeister, die vom ersten Augenblick des Lebens an den Menschen als Geleiterinnen durch's Leben führen.

    Fylla, eine der Asinnen, welche mit Frigga in Wingolf, in dem Palast Fensaler, wohnen. Sie ist überaus schön, hat lange, fliegende Haare, und die zarteste Gesichtsfarbe, welche das Rosenrot der Morgenröte beschämt. Eine goldene Stirnbinde zeichnet sie als Asengöttin aus, doch hat sie sich herabgelassen, die Dienerin der Göttermutter, Frigga, zu sein, aber sie sorgt nur für deren Haupt- und Fußschmuck, für die Juwelen, welche ihre Sandalen, ihre Krone und ihren Hals zieren; sonst ist sie mehr die Vertraute, als die Dienerin der Gattin Odins, und steht auch ihrem geheimen Rat vor.

    Galldrar, Zaubergesänge, an deren Wirkung nicht nur das alte nordische Heidentum, sondern noch das Mittelalter (wenn auch unter anderen Namen) glaubte. Durch solche Galldrar vermochten die Götter des Nordens ihre Gestalten zu verändern, durch die Luft zu schreiten, über die Elemente zu gebieten, sich unverletzlich zu machen, kurz, zu erlangen oder zu tun, was sie wollten.

    Galldrar Smidir, Gesangschmiede, Sänger, welche Galldrar zu singen wussten. Sie waren unter allen Zauberern die gefürchtetsten, denn sie konnten die Schiffe auf fernem Meere untergehen lassen, Stürme erregen, Schlachten durch ihre Gesänge leiten, im Kampfe die Schwerter stumpf, die Panzer weich und durchdringlich machen, und wurden deshalb oft von den Heerführern mit in die Schlacht genommen.

    Galliar, Odins Trinkhorn; es war aus dem linken Horn der Kuh Audumbla gemacht, und ganz mit Gold überzogen.

    Gamla Upsala, der ehemalige Sitz der mächtigen Könige von Schweden, Hauptsitz des Asendienstes; dort stand der berühmte Nationaltempel des Thor, Odin und der Freia. Es liegt unweit des jetzigen Upsala, und soll noch Ruinen, ähnlich denen der cyclopischen Bauten in Griechenland, aufzuweisen haben.

    Gandalfur, einer der aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwerge.

    Ganglate ("gehe langsam"), Diener der Hela. Er ist scheußlich von Gestalt, hat eisernes Blut in den Adern, und sitzt auf einem schreienden Stuhl. Siehe auch Gangloet.

    Gangler, der Name, den sich der weise Gylfe aus Schweden beilegte, als er nach Asgard reiste, um das Wesen der Götter zu erforschen, wo er von König Har auch wirklich ausführliche Antwort auf alle seine Fragen erhielt.

    Gangloet ("gehe träge"), Dienerin der Hela. Siehe auch Ganglate.

    Gangur, Sohn des Riesen Oelwald, Bruder des Thiassi und Idi; alle drei waren gewaltige Riesen, wie ihr Vater; als derselbe starb, teilten sie seine Schätze unter sich, und das sie kein Gefäß hatten, womit sie messen konnten, nahm jeder so viel, als er auf einmal in seinem Munde bergen konnte; davon heißt das Gold in den nordischen Gesängen häufig des Riesen Rede.

    Gardrosa, das Pferd, welches von dem Hengste Ham das windschnelle Füllen Hofwarpner empfing, auf dem Gna, die Botin der Göttin Frigga, reitet.

    Garmr, ein Höllenhund, welcher bei der Höhle Gnipi gefesselt liegt, bis Ragnarokr hereinbricht; dann wird er von seinen Besitzern, den Muspelheimern, losgelassen und gegen die Asengötter gehetzt. Er ist so böse, dass die eigenen Herren sich nur dadurch gegen ihn schützen können, dass sie ihn auf das Stärkste binden; allein im Kampfe mit den Göttern leistet er ihnen auch treffliche Dienste, denn er ringt mit Tyr und überwindet diesen, fällt aber auch selbst dabei.

    Gaule, Name einer der Schlachtgöttinnen oder Walküren.

    Gaumul, einer der zweiunddreißig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen.

    Gaundler, einer von den vielen Beinamen des obersten Gottes Odin.

    Gaupul, einer der zweiunddreißig Höllenflüsse, welche aus dem Brunnen Hwergelmer entspringen.

    Gefion, eine Asenjungfrau, Beschützerin der Jungfrauen und ihrer Tugend, allwissend, wie Odin selbst. Zu ihr wandeln die Mädchen, welche als Jungfrauen sterben, und sie nimmt dieselben in ihren Palast auf, dessen Schönheit alles übertrifft, was ein Mensch sich denken kann. Ihre eigene Reinheit wird durch zwei Begebenheiten zweifelhaft gemacht: erstens musste sie bei Aegirsdrekka (Aegirs Trinkgelag), wo sie durch freundliche Worte Braga mit dem schmähenden Loke zu versöhnen suchte, sich von diesem nicht besonders ehrende Dinge nachsagen lassen; zweitens, als sie von Odin zu Gylfe, König in Schweden, gesandt ward, ihn um Land zu bitten, und der König ihr wegen ihres schönen Gesanges ungefordert so viel Land versprach, als sie in einem Tage und einer Nacht würde umpflügen können, nahm sie vier mächtig starke Stiere, ihre Söhne von einem Riesen, spannte sie vor einen Pflug, und schnitt ein großes Stück ab, die Insel Seeland (Dänisch: Sjælland), welche weit in's Meer geschoben wurde. Sie ward dafür mit Skiold, dem Sohne Odins, vermählt, und so Stamm-Mutter der dänischen Könige.

    Gejrroed, 1) ein mächtiger Riese, der einst den listigen Loke überlistete. Dieser hatte in Freia's Falkengewand eine kleine Vergnügungsreise gemacht, und kam dabei an ein hoch ummauertes Schloss, Gejrroedsgard. Auf eine der mächtigen Zinnen setzte er sich, und sah neugierig in die Fenster. Gejrroed befahl einem seiner Diener, ihm den seltenen großen Vogel herabzubringen, und mit unsäglicher Mühe klomm dieser an der schroffen Mauer empor. Der schadenfrohe Loke lachte innerlich über des Burschen Dummheit, der einen Vogel mit bloßen Händen greifen wollte, und ließ ihn seine beschwerliche Arbeit ganz vollenden, dann erhob er seine gewaltigen Fittiche, um zu entfliehen, doch er war diesmal der Betrogene, denn er saß an der Mauer fest, und musste sich geduldig durch den Verhöhnten fesseln und in Gejrroeds Palast bringen lassen. Dem sonderbaren Vogel in die Augen schauend, meinte der Riese, dass er wohl ein verwandelter Mensch sein könne, befahl ihm zu sprechen, und sperrte ihn, da er dies nicht tat, drei Monate lang in einen Käfig, ohne ihm Futter zu geben. Nach dieser Hungerkur entschloss sich Loke, zu sagen wer er sei, und um sein Leben zu retten, versprach er dem Riesen, Thor ohne Mjollner und Kraftgürtel nach Gejrroedsgard zu bringen. Tatsächlich überredete er den mächtigsten Asen zu einem Spaziergang und zur Zurücklassung seiner einzigen Waffe, und sagte ihm dabei, dass es sehr empfehlenswert sein würde, den Riesen so ungerüstet zu besuchen. Thor, in seiner Ehrlichkeit und auf seine Stärke vertrauend, machte sich dahin auf, kehrte aber unterwegs bei der Riesenfrau Gridr, der Mutter des stummen Vidar, ein; diese machte ihn darauf aufmerksam, dass Gejrroed ein schlauer und ebenso mächtiger Mann sei, riet ihm, sich vorzusehen, lieh ihm auch ein Paar Eisenhandschuhe, einen starken Gürtel, und ihren eigenen, den Gridursstab. So ausgerüstet, zog er mit Loke zu dem Fluss Vimr, und wollte, nachdem er seinen Pelz aufgeschürzt, hindurchwaten; doch wie er mitten darin war, stieg der Fluss plötzlich an und erhob sich ihm bis an den Hals. Thor bedrohte den Fluss vergeblich mit seiner Götterstärke, da bemerkte er, sich umschauend, dass oberhalb der Stelle, an der er hindurchwatete, eine Riesenjungfrau, Gejrroeds Tochter, an beiden Ufern stand und so das Wasser steigen ließ; lachend wies Thor seinem Begleiter die Ursache des ungewöhnlichen Zuflusses, nahm einen Stein und warf ihn nach dem Jotenweibe, sagend: »bei der Quelle stockt der Fluss«, traf glücklich und alsbald kam er ungehindert hinüber. - Bei Gejrroed angelangt, wies man den Fremden ein Zimmer an, in welchem sich ein großer Lehnstuhl befand, auf den Thor sich setzte. Sogleich bemerkte er, dass derselbe sich gegen die Decke hob; da stützte er seinen Gridursstab dagegen und drückte nun mit aller Macht abwärts. Es entstand ein gewaltiges Krachen unter dem Stuhl, ein fürchterliches Geschrei erhob sich; siehe! Gejrroeds Töchter Gjalp und Greid hatten darunter gesessen, den Stuhl erhoben, und Thor hatte beiden die mächtigen Riesenleiber zerbrochen. - Die Fremdlinge leitete man nun in einen Saal, wo sich der Riese befand; sowie Thor gerade vor ihn hintrat, nahm er einen glühenden Eisenklumpen aus dem Feuer des Herdes und warf ihn nach Thor. Dieser fing ihn mit den Eisenhandschuhen auf und schleuderte ihn nach Gejrroed, der sich hinter einer eisernen Säule verborgen hatte, doch der Wurf durchdrang die Schutzwehr, durchbohrte den Riesen und die hinter ihm befindliche Wand, und fuhr weit in den Erdboden hinein; so rettete sich Thor aus der Gefahr, in welche Loke ihn gestürzt.
    2) Gejrroed, König des Gotnalandes, von Frigga gehasst und dem Untergange geweiht. Ihn wollte Odin besuchen, wovon ihn Frigga in Kenntnis setzen und vor dem Fremden als einem Zauberer warnen ließ; als nun Odin kam, und aus einem damals allgemeinen Aberglauben seinen Namen nicht nennen wollte, hängte ihn Gejrroed acht Tage lang zwischen zweien Feuern auf, um ihn zum Geständnis zu zwingen. In dieser Zeit besang Odin unter dem Namen Grimner seine eigenen Taten und andere mystische Sagen, endlich aber nannte er sich; jetzt wollte Gejrroed hinzulaufen, um den Gott zu entfesseln, stolperte jedoch und fiel in sein eigenes Schwert. Mit seinem Tode war der Zauber gelöst und der gefesselte Odin wieder frei.

    Gejrwimal, einer von den zweiunddreißig Höllenflüssen.

    Gelgia, das Ende des unzerreißbaren Bandes, mit welchem der Wolf Fenrir gefesselt und an den Felsen Gjoel gebunden wurde.

    Gerda oder Gerdur, die schönste von allen Jotenjungfrauen. Siehe auch Freir.

    Gere. Alle Götter und Helden in Walhalla vergnügen sich mit Speise und Trank, nur Odin isst nichts; die Speisen, welche ihm vorgesetzt werden, gibt er zwei Wölfen, Gere und Freke ("gierig" und "fressend") zu verzehren.

    Gersemi, eine der überaus schönen und anmutigen Töchter der Göttin Freia und des Odur, so schön, dass alles Liebliche und Anmutige nach ihnen genannt wird.



    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:26


    Gimle, der Himmel, oder der reizendste Aufenthalt im Himmel, die schönste aller Gegenden der Götterwelt. Nach Art der alten Nordländer, welche Waffenspiel und hinlängliches Trinken als die größten Freuden kannten, ist auch dieser unvergängliche Himmel mit Waffen und goldenen Methhörnern ausgeschmückt. Er ist der ewige Aufenthalt Alfadurs, der Sitz aller Guten und Frommen, welche dort ununterbrochen Wonne genießen. Der Weltuntergang wird Walhalla, den gewöhnlichen Sitz der Götter, Asgard und was dazu gehört, zerstören, ebenso auch den darüber liegenden Himmel Aundlang, und den noch höher gelegenen Sitz der Lichtelfen, Vidblain, aber der hoch über allen diesen ausgebreitete Gimle wird nicht von dem furchtbaren Ragnarokr (Welt-Untergang) ergriffen, sondern bleibt mit dem höchsten ewigen Gott bestehen, zur Aufnahme der mutigen Krieger und der gebliebenen Asen.

    Ginnar, einer der Zwerge, welche von Swainshaugi nach Orvanga auf Jornwall kamen.

    Ginnungagap, das Chaos, der leere Raum, doch begrenzt auf einer Seite von Niflheim und auf der anderen von Muspelheim, von Eis und Sonnenwärme. Aus der Eiswelt ragten mächtige Eiszapfen nach Ginnungagap hinein, aus Muspelheim flogen immer Feuerfunken herüber; diese befruchteten das Eis, und es entstand daraus Ymer, der erste und größte aller Hrimtussen (Eisriesen). Aus seiner Hirnschale ward später der Himmel, aus seinem Fleische die Erde, aus den Knochen die Gebirge und aus seinem Blute das Meer geschaffen.

    Gjall, einer der zweiunddreißig aus dem Quell Hwergelmer entspringenden Höllenflüsse, die Grenze der Ober- und Unter-Welt. Es führt eine Brücke, die Gjallerbrücke, ganz von Gold gebaut, über denselben; um in Hela's düstere Wohnungen zu gelangen, muss man sie passieren, und wird auf derselben von der Jungfrau Modgudur nach Namen und Geschlecht gefragt.

    Gjel, eines der berühmten zwölf Pferde, auf denen die Asen täglich zu Gericht reiten.

    Gjoel, einer der Höllenflüsse; ferner der Fels, an welchen der Wolf Fenrir gebunden wurde.

    Gjuki, ein mächtiger König, Vater des berühmten Heldengeschlechts der Gjukingar, die auch Niflungar (Nibelungen) heißen. Gjukis Tochter, Gudrunur, erhielt den starken Sigurd zum Manne, und ihr Bruder Gunnar durch List des Sigurd die Schildjungfrau und Walküre Brynhildur. Dieser Anhang der prosaischen Edda ist der ganze Text des Nibelungenliedes. Siehe auch Hreidmar.

    Gladr ("munter"), eines der Asenpferde, man weiß jedoch nicht, welchem der Götter es gehörte.

    Gladsheim, der größte und herrlichste Platz in Asgard, wo jeder der großen Götter einen Sitz, Odin aber einen über alle anderen erhabenen Thron hat; von diesem aus sah Freir die schöne Gerdur, denn man kann von demselben die ganze Welt überschauen.

    Glanur ("Freude"), Gemahl der Sunna ("Sonne"), der Tochter der Mundilfare. Sunna wurde von den Asen ihrem Manne Glanur geraubt und an den Himmel versetzt, wo sie jetzt als Sonne allen Wesen leuchtet.

    Glapswithr, Beiname des Odin.

    Glasor, der lieblichste Hain im Aufenthalt der Helden und der reizenden Walküren, in Walhalla. Glasor hat Bäume mit goldenen Zweigen und Blättern.

    Gleipner siehe Fenrer

    Glenr, eines der schönen und mutigen Rosse der Asen.

    Glitner, Palast des Friedensgottes, des Forsete, eines Sohnes von Baldur und Nanna. Alle Wände desselben sind von Gold, die Säulen, auf denen er ruht, sind von Gold, ebenso der Fußboden, von durchsichtigen Edelsteinen sind die Fenster, und das Dach ist mit Silber gedeckt.

    Gloed ("Glut"), Gattin des Loge ("Feuer"), des Sohnes jenes Urriesen Fornjotr, von dem die vor-odinischen Götter stammen. Seine Töchter hießen Eisa und Einmyria ("Kohle" und "Asche"); die Namen sind personifizierte Naturbegriffe.

    Gloinn, einer der Steinzwerge, welche von Mothsognir beherrscht wurden.

    Gna, die Iris der nordischen Juno, die Botin der Götterkönigin Frigga, der Gemahlin Odins. Alle Befehle dieser Göttin führt sie aufs Schnellste aus, oder überbringt sie augenblicklich an den Ort der Bestimmung, indem sie auf einem Ross, Hofwarpner, das mehr als windschnell ist, durch Feuer, Luft und Wasser reiten kann.

    Gnipi, die Höhle, an deren Eingang der böse Hund Garmr gefesselt liegt, bis er am Ragnarokr mit Surturs Scharen gegen die Asen anrückt und mit Tyr kämpft.

    Gnome siehe Kobolde und Dämonen

    Gnytaheide, die Heide, auf welcher Fafner sich in Schlangengestalt, als Hüter seines Schatzes, des Niflungarhorts ("Nibelungenhort/-schatz"), aufhielt; Reigen, Fafners Bruder, und Sigurd machten eine Grube, worin der Letztere sich verbarg; als nun Fafner über dieselbe hinwegkroch, bohrte ihm Sigurd sein Schwert in den Bauch und tötete ihn auf diese Art.

    Godheim, die Wohnung der Asen; von den neun Welten des Alls diejenige, in der die Asen wohnen.

    Goinn, eine der Schlangen, die in Helheim, im Quell Hwergelmer, wohnen und an den Wurzeln der Weltesche Ygdrasil nagen, um sie zu stürzen; die Nornen verhüten dies durch ihre Vorsicht.

    Grafvoelludr, eine von den Schlangen, welche in Helheim stets am Baum Ygdrasil nagen.

    Grafwitnir, die Mutter der beiden Schlangen, Goinn und Moinn, welche stets beschäftigt sind, die Wurzeln des Eschenbaumes Ygdrasil abzunagen; sie wohnt mit ihren Kindern im Brunnen Hwergelmer im Reich der Hela.

    Gral, der heilige Gral, eine große Schüssel, aus einem einzigen Smaragd geschliffen, in doppelter Hinsicht von unschätzbarem Wert, als heilige Reliquie, und als Stein der Weisen; dieser heilige Gral soll die Schüssel gewesen sein, welche unter anderen Schätzen die Königin von Saba dem Salomo gebracht; von diesem kam er als Erbstück an Nicodemus und dann an Joseph von Arimathia. Dort genoss Christus das Abendmahl daraus, und Joseph fing das den Wunden Jesu entströmte Blut darin auf. Hierdurch ward auch der Name bedingt, der eine Verstümmelung der Worte "sanguis regalis" oder "saing réal" ist. Die Dichter des Mittelalters bemächtigten sich dieses Stoffes; da ward aus dem "Saint Gral" (so schrieb man statt des Obigen) der "Stein der Weisen" des Morgenlandes, welcher den Tisch, worauf man ihn setzt, mit den köstlichsten Gerichten füllt; da ward er die wahre Universalmedizin, die man gar nicht einzunehmen braucht, deren Anblick schon von allen Übeln heilt, so dass, wer sie sieht, das ewige Leben gewinnt, d.h. gar nicht stirbt. Am Karfreitag kommen Engel hernieder, heben den heiligen Gral empor und halten ihn schwebend in der Luft, bis ein Paar anderer Engel eine von Gott selbst geweihte Hostie bringen und sie hinein legen, eine Szene, welche man auf alten deutschen Gemälden häufig wiederholt findet. - Noch weiter gingen die Engländer; nach den Sagen alt-britannischer Sänger brachte Joseph von Arimathia den heiligen Gral nach Britannien. Auf dem Mont-salvatsch ("mons salvatoris"), einem Berge aus einem einzigen Onyx, stiftete Titurel einen Tempel, der aus lauter Gold, Aloëholz und einem köstlichen ungenannten Gestein gebaut war, welches im Sommer Kühlung, im Winter liebliche Wärme verbreitete. Hier sollte der Gral aufbewahrt werden, und dies war ihm so vollkommen genehm, dass er selbst auf einer ungeheuren, 100 Klafter breiten Steintafel den Plan dazu zeichnete und auch alle Materialien zum Bau anschaffte. Dieser Tempel lag in eines Waldes düsterer Mitte und war deswegen so wenig bekannt, weil er so viel gesucht wurde, denn gerade von den Suchenden konnte er nicht gefunden werden; nur der Zufall und gläubiges Vertrauen, ohne den Wunsch ihn zu sehen, leitete dahin, aber dann auch stets zum zeitlichen und ewigen Heil des glücklichen Finders. Das Gefäß, eine Antike von hohem Alter, existiert wirklich, kam 1100 nach Genua und von dort 1806 nach Paris; Untersuchungen bestätigten seinen archäologischen Wert, aber zeigten auch, dass es von grünem Glase sei.

    Gramnar, König in Schweden, Vater des riesigen Hodbrod, der mit der schönen Schildjungfrau Sigrun verlobt war, doch gegen Helgi, deren Geliebten, in der Schlacht am Frekasteine blieb.

    Gramur, das berühmte Schwert des nordischen Helden Sigurd Fafnesbane, das trefflichste, das jemals von Zwergen geschmiedet wurde. Sigurd prüfte es auf zwei sehr auffallende Weisen: er zerhieb damit einen großen gestählten Amboss, und siehe, das Schwert hatte nicht die leichteste Scharte davon; dann legte er es in den Fluss, dieser trieb eine leichte Wollflocke dagegen, und sie ward zerschnitten. Als Sigurd in Gunnars Gestalt auf seinem trefflichen Ross über den feurigen Fluss gesprengt war, der Brynhildurs Haus umgab, und er so für Gunnar das Brautbett mit der schönen Schildjungfrau beschritt, legte er das Schwert Gramur zwischen sich und des Freundes Braut.

    Grani, das Ross Sigurd Fafnesbanes.

    Grath, einer von den zweiunddreißig Höllenflüssen.

    Gration siehe Giganten

    Grawakr, eine von den vielen Schlangen, welche an den Wurzeln der Weltesche Ygdrasil nagen.

    Greip, 1) siehe Gejrroed. - 2) eines von den neun Wellenmädchen, welche Odin am Meeresstrande traf, und das von ihm, gemeinsam mit den acht anderen, Mutter des Gottes Heimdal wurde.

    Gridur, eine weise Jotenfrau, einst alle Riesenmädchen, so schön, dass sie von Odin geliebt ward, der mit ihr einen Sohn, Vidar, zeugte, welcher, nächst Thor, der stärkste unter den Asen ist, und dessen einer Schuh aus lauter Lederabfällen der von den Menschen verbrauchten Schuhe gemacht ist; er dient ihm zur Besiegung des Fenrir. Gridur war es, welche den Thor mit den Eisenhandschuhen und mit dem Stabe versah, die ihn in der Wohnung des Gejrroed vor dem Untergange retteten.

    Grimhildur, die Frau des Königs Gjuki, Mutter von Gunnar, Hoegni, Guttormur und Gudrun. Sie erreichte durch einen Zaubertrank, dass Sigurd sein Verlöbnis mit Brynhildur vergass, und sich mit Gudrun verband.

    Grimner, Beiname des Odin, unter welchem er zu König Gejrroed zog, dort acht Tage zwischen zwei Feuern bratend, bis er seinen wahren Namen gestand.

    Griotunagarder, der Kampfplatz, auf welchem Thor mit dem ganz in Stein gewappneten Riesen Hrungner kämpfte.

    Grotta, eine Wundermühle des Königs Frothi; sie hatte zwei so große Mühlsteine, dass niemand im Stande war, sie umzudrehen; alles aber, was man wollte, konnte man darauf mahlen. Nun ließ, um sie in Bewegung zu setzen, der König zwei Mägde, Menja und Fenja, aus Schweden kommen; diese waren stark genug, mussten daher fast ununterbrochen mahlen, und durften nur so lange ruhen, als der Kuckuck nicht schreit. Als der Seekönig Mysingr kam, mahlten sie dem Frothi ein Heer; dieses war aber nicht stark genug, ward überwunden, und das Land des fremden Königs Beute; er aber nahm nur die Schätze desselben und die Mühle mit sich auf sein Schiff und hieß die Mädchen Salz mahlen. Dieses taten sie bis Mitternacht und fragten dann, ob er genug hätte; Mysingr hieß sie weitermahlen. Da mahlten sie noch einige Zeit, und siehe, von der Last sank das Schiff unter. An der Stelle aber fällt die See sprudelnd durch das ungeheure Mühlsteinloch, und dreht und bewegt sich noch, wie eine Mühle, aber von dem aufgelösten Salz ward die See salzig.

    Gudr, eine von den Walküren, welche die Schlachten und Kriege besonders lieben. Odin sendet ihrer Tapferkeit wegen stets sie in den Kampf, damit sie die mutigsten Krieger aussuchen und ihnen den Heldentod bringen, denn diese, die Kühnsten und Stärksten, braucht er im Ragnarokr, und wünscht alle Heroen um sich versammelt.

    Gudrun, Tochter des Königs Gjuki, welche mit Sigurd

    Haar, einer der aus Steinen gebildeten und in Steinen wohnenden Zwerge.

    Haband, eine Feenkönigin, Herrscherin über alle Elfen und weise Frauen, welche sich auf alten Schlössern, ehemaligen Fürstensitzen, sehen lassen. Ihre Dienerinnen sollen sich nicht selten bei edlen Rossen in der Stille der Nacht einfinden, sie säubern und füttern: daher kommen die rötlichen Wachstropfen, welche man auf den Krippen findet: diese sind von ihren rosigen Kerzen herabgeträufelt.

    Habrok, der stärkste und kühnste Habicht, dessen Name ausdrücklich in der Edda genannt wird.

    Hadding, ein berühmter, zuletzt als Gott verehrter Held der Dänen, Sohn des Königs Gorm, der im Kriege gegen Swibhagar blieb. Um sich an diesem zu rächen, kündigte er demselben Krieg an und nahm ihm nicht nur alle Kriegsbeute, sondern auch seine eigene Residenz-Stadt Dymin ab. Haddings Stärke war so groß, dass er einst mit einem furchtbaren Seeungeheuer, welches an Land stieg, rang, und dasselbe besiegte. Er war ein Günstling der Götter; Wagnof stand ihm im Kriege bei, und Odin schenkte ihm ein Ross, mit welchem er über Land und Meer reiten konnte; doch ward ihm nicht die Ehre des Heldentodes zuteil, und da nach vielen Siegen und Eroberungen niemand mehr mit ihm anbinden wollte, war er, um nicht zu Hel hinab zu fahren, sondern nach Walhalla zu kommen, genötigt, sich selbst das Leben zu nehmen.

    Hades, früherer Name des Pluto.

    Haenir. Als die Wanen und Asen nach langem Kriege sich entschlossen, die Waffen niederzulegen, tauschten sie Geiseln gegen einander aus; zu den Asen kam der Wane Njord, und zu den Wanen der Ase Haenir, der überaus schön, doch nicht mit Geistesgaben bedacht war, was zur Folge hatte, dass die Wanen ihn bald nicht mehr achteten, und er auch seine Verehrung bei den Menschen verlor. - Die beiden Geiseln bleiben bis zum Weltuntergange in der Gewalt ihrer Feinde, dann aber trennen sie sich von diesen und treten zu ihren Parteien, und wenn die Erde neu verjüngt aus dem Schoße des Meeres emporsteigt, wird auch Haenir seine vorige Schönheit und Macht, sowie die entschwundene Verehrung unter den Erdbewohnern erhalten.

    Hagall, Erzieher des berühmten Helden Helgi, des Hundingstoedters (des zweiten mit Namen Helgi, der eine Wiedergeburt des Helgi Hattingaskada war). Helgi war, um seine Feinde zu erforschen, selbst an den Hof des Hunding gekommen, und Hagall gab bei dem misstrauischen Herrn diesen für eine gefangene Königstochter aus, welche jetzt mahlen müsste.

    Hagbart, ein junger kühner Seekönig, der mit einem Schiff und wenigen tapferen Männern nach Seeland (Dänisch: Sjælland) kam, um die Helden zum Kampf zu fordern; er siegte, ward aber durch seine Liebe zu Signe bewogen, länger als nötig zu bleiben, ward dann gefangen und getötet.

    Hagyrkur, Beiname des Odin, davon entlehnt, dass er stets in Versen sprach.

    Haldan, König in Dänemark; sein Beiname war Berggrem; wegen seiner großen Taten hielt man ihn für einen Sohn Thors.

    Ham und Gardrosa, die Eltern des herrlichen fliegenden Rosses Hofwarpner, das der Asin Gna, der Götterbotin, gehört.

    Hamdir, siehe Hreidmar.

    Hamingior, allgemeiner Name der Schutzgeister oder guten Genien, welche die Sterblichen begleiten.

    Hamoys, wahrscheinlich identisch mit Hama, und ein Beiname des Gottes Thor. Man glaubt, dass von ihm Hamburg den Namen habe; er soll in jener Gegend in dem Bild eines Königs, mit Schwert und Zepter auf einem Drachen stehend, verehrt worden sein.

    Hangagott, ein Beiname Odins.

    Haptagot, einer der vielen Namen, welche Odin unter den Göttern und Menschen führt.

    Har, der König in Asgard, der mit König Gylfe von Schweden, welcher sich Gangler nannte, über die Götterlehre spricht; was dort gesagt wird, ist der Hauptinhalt der prosaischen Edda. Gangler stellt die Fragen, und Har beantwortet jede so, dass wir daraus, möglichst vollständig, die Ansichten der alten Skandinavier über Götter und Welt gewinnen.

    Harander, Beherrscher eines unbekannten, nordischen Reiches und Vater des Seekönigs Hedin, welcher die schöne Hildur, Hoegne's Tochter, entführte.

    Harbarter, einer von den Beinamen, welche Odin bei den Göttern (nicht unter den Menschen) hat.

    Hardveor, Sohn des Odin.

    Hartgrep, Gattin des dänischen Königs Hadding, eines Lieblings der Götter und mächtigen Riesen, war eine gewaltige, durch ihre Höllenkünste sehr gefürchtete Zauberin, welche sich nicht nur von dem kleinsten Kinde bis zur ungeheuersten Riesin in jede Größe fügen und alle Tiergestalten annehmen konnte, sondern auch anderen dieses anzutun vermochte, daher sie mit abergläubiger Furcht verehrt wurde. Durch ihre Hilfe stieg auch ihr Gatte lebend in die Unterwelt, um Hela zu bekämpfen.

    Hate, Sohn der Riesin Gyge und Bruder des Skoll; beide sind furchtbare Wölfe und verfolgen den Mond und die Sonne. Beim Ragnarokr (Weltuntergang) gelingt es den Ungeheuern, diese Himmelslichter zu verschlingen.

    Haugbuer, Gespenster, Geister der Verstorbenen; sie schweben um ihre ehemaligen Körper, bis diese ganz verwest sind. Die edlen Schildjungfrauen ließen sich oft in die Grabhügel der gefallenen Helden verschließen, und diese kehrten allnächtlich zu ihnen zurück. Diese Geister konnten gebannt, heraufbeschworen oder verscheucht werden. Odin, der dies am besten verstand, hieß davon: Draugedrot ("Geisterkönig").

    Haul, einer von den Höllenflüssen, welche von den Geweihen des Hirsches Aejkthyrner entspringen, indem der Tau von ihnen in den Quell Hwergelmer strömt, aus dem alle jene Flüsse kommen.

    Haur, einer von den aus Erde geschaffenen und in der Erde lebenden Zwergen.

    Haurgabrud, Beiname der Thorgerdur; er bedeutet "Tempelbraut" und ward ihr von Hakon Lade Jarl gegeben.

    Hedin, 1) der Entführer der schönen Schildjungfrau Hildur. - 2) Hedin, siehe Swawa.

    Heffring ("die sich Erhebende"), eine von den neun Wellenmädchen, eine Tochter des Meergottes Aeger und der Ran.

    Hefti, ein Wurm im Fleische des ungeheuren ersten Eisriesen Ymer, dann aus demselben hervorgehend der erste Zwerg, welcher allen in der Erde wohnenden Zwergen das Dasein gab.

    Heimdal, der Sohn, den Odin einst mit neun Joten-Mädchen, die er am Meere fand, erzeugte, so dass sie alle Mütter dieses einen Gottes wurden. Er erbte von seinen Müttern Schönheit und Größe, sowie Weisheit und Stärke von seinem Vater, weshalb ihm dieser ein hochwichtiges Amt, das des Wächters an der Bifrost-brücke, übertrug; dort wohnt er in dem freiliegenden Palast Heminbiorg ("Himmelsburg"), und schaut rings um sich, ob Bergriesen oder sonst Feinde der Brücke sich nahen. Während er wacht, können die Götter ruhig schlummern, denn ihn täuscht man nicht: er sieht selbst des Nachts auf eine Entfernung von hundert Meilen, und hört Gras und Haare wachsen, auch schläft er kaum so viel als ein Adler; wenn Feinde kommen, stößt er in sein Giallarhorn, dass die ganze Welt erbebt; dann versammeln sich die Asen und die Einheriar, die Helden in Walhalla, zum Kampfe. Dies geschieht besonders beim Weltuntergang, bei welchem er mit Loke kämpft, und beide einander wechselseitig töten. Einen Beinamen, Gullintani ("Goldzahn"), führt er davon, dass seine Zähne von Gold sind.

    Heimir, der heldenhafte Lehrer der mächtigen Schildjungfrau Brynhildur.

    Heimonskinder, siehe Aimon

    Heiti, eine Zauberjungfrau von freundlichem Äußerem und bösem Sinn; sie verstand alles mögliche Unheil zu kochen, brachte durch ihre reichen Geschenke Habsucht unter die Menschen, machte die Mädchen lüstern und zu bösen Weibern, brachte alles ins Unglück, indem ihr Gold entfloh, wie der Schatten einer Wolke, und nur die Bedürfnisse, nicht aber die Mittel, sie zu befriedigen, übrig blieben; brachte dann Raub und Krieg unter die Menschen, und obwohl die Asen sie schon dreimal getötet haben, lebt sie doch noch immer.

    Hel, Tochter des Loke und der Riesin Angerbode, Schwester des Wolfes Fenrir und der Schlange Jormungand. Alle drei Geschwister gehörten zu den entsetzlichsten Geburten der Unterwelt, und weil die Asen wussten, welche Schrecken sie von diesen Kindern erwartete, so schleuderten sie die Schlange in das Meer, wo sie wuchs, bis sie die ganze Erde als Midgards-Schlange umgab, fesselten den Fenrir mit einem unzerreißbaren Bande, und setzten endlich auch das dritte Kind des Loke, die grässliche Hel, in die Unterwelt. Dort ward sie Beherrscherin von den neun Welten, die zu dem Reiche Niflheim oder Helheim gehören, und regiert daselbst als Königin über alle diejenigen, die nicht auf dem Schlachtfeld, sondern an Alter oder Krankheit gestorben sind. Hel wird grässlich empfunden, offenbar, weil die Skandinavier nichts Schrecklicheres kannten, als den Tod der Krankheit und Entkräftung; so wird sie denn als furchtbare Riesin dargestellt, welche halb fleischfarben, halb blau oder schwarz ist, Menschen frisst, oder nur von ihrem Mark und Gehirn lebt; ihre Umgebungen sind entsetzlich und Grauen erregend.
    Zeichnung der grässlichen Hel (aus "Wörterbuch der Mythologie")

    Hela. Auch von den Wenden wurde diese ursprünglich skandinavische Gottheit verehrt, aber in anderer Bedeutung und mit dem Beinamen der bösen oder zornigen Gottheit. Sie wurde als großes dürres Weib mit einem aufgerissenen Löwenrachen abgebildet. Man betete zu ihr, dass sie vor bösem Rat bewahre.

    Helblinde, 1) Beiname des Odin, der die hellen Augen erblinden lässt, d.h. Herr über Leben und Tod ist. - 2) ein Bruder Loke's, Sohn des Farbaute und der Laufeya.

    Heldrun, eine große Ziege, welche vor Walhalla steht, deren Euter jedoch nicht Milch, sondern Meth, und zwar in solcher Menge gibt, dass alle Helden an Odins Tafel davon schwelgen können, und trotz des starken Verbrauchs es doch niemals fehlt.

    Helgabrudur, eine der Töchter des Königs von Helgoland in Norwegen, Holgi, dessen Grab mit Gold und Silber zugedeckt war; die andere hieß Thorgerdur; beide wurden nach ihrem Tode als Göttinnen verehrt.

    Helgi, siehe Swawa.

    Helgoland, eine Insel der Nordsee, welche von dem dort verehrten Gott Forsete, auch Forsetesland hieß; sie enthielt nur Herden, dem Gotte heilig, einen Opferaltar und einen Quell, aus welchem stillschweigend zu trinken für sehr heilsam galt; doch pflegte man dies nur in Gegenwart des dänischen Königs, der zugleich Oberpriester war, zu tun, denn die Heiligkeit der Insel war so groß, dass ein Frevler an dem Eigentum des Gottes einem qualvollen Tode verfiel. Der König selbst musste die Verbrecher strafen, und entgingen sie seiner Hand auch zufällig, so starben sie doch bald in Raserei.

    Helgrindum, das große Gitter, welches, außer dem Flusse Gjal, Helheim umschließt.

    Helheim, das Reich der grausigen Hel, groß und ausgedehnt, von zweiunddreißig Flüssen durchströmt, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen, und deren einer das ganze Land umfängt; über diesen Fluss, Gjal, führt die mit Gold belegte Gjalarbrücke; an derselben hält die Riesenjungfrau Modgudur Wache, welche die Ankommenden nach Namen und Geschlecht fragt, und ihnen den Weg zum Palaste der Hel zeigt; dann umschließt ein hohes eisernes Gitter das Reich, und erst, wenn man dieses durchschritten hat, befindet man sich in einer der neun Welten. Auch an Hels Palast finden sich Jungfrauen als Wache, doch haben sie eisernes Blut, welches, wenn es auf die Erde fällt, Zank und Krieg erregt, und sie sitzen auf immer schreienden Stühlen, Bigvoer und Listvoer. Hels Palast enthält einen Saal Eliud ("Elend"), ihr Tisch heißt Hungur ("Hunger"), ihr Messer Sultur ("Fress-Sucht"), Ganglate und Gangloet ("gehe langsam" und "gehe träge") ihr Knecht und ihre Magd, Fallandi Forad ("fallende Türe") ihre Schwelle, Kor ("Erschöpfung") ihr Bett, Blikandeboell ("Lästerung") ihre Decke. In Helheim oder Niflheim wohnt auch die böse Schlange Nidhoegr ("Neidhard"), welche die eine der drei Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Ygdrasil, die sich bis in den Mittelpunkt von Helheim, zum Brunnen Hwergelmer erstreckt, samt allen ihren Kindern immerfort benagt; dort wohnt in einer eigenen Höhle auch der Hund Garmr, der beim Weltuntergang den Tod eines Asen herbeiführt. Helheim ist kein Strafort, sondern nur die Wohnung derjenigen, welche nicht an Wunden oder auf dem Schlachtfelde starben. Erst nach dem Weltuntergange werden die Bösen von den Guten gesondert, und die letzteren gehen zu ewiger Freude nach Gimle ("Himmel"), während die Bösen nach Nastrond ("Leichenstrand") kommen.

    Heminbiorg ("Himmelsburg"), die Wohnung des weisen und starken Gottes Heimdal, welcher der Wächter der Himmelsbrücke Bifrost ist, an deren einem Ende auch die Wohnung liegt.

    Hengikjoptr, der erste Besitzer der berühmten Wundermühle Grotta, auf welcher die beiden starken Mädchen Menja und Fenja alles mahlen konnten, was man ihnen befahl: Frieden oder Kriegsheere, Gold, Salz, Glück etc. König Frothi erhielt diese Mühle von ihrem früheren Besitzer.

    Herfadur, Beiname des Odin.

    Herfioetr, eine der schönen mutigen Schlachtgöttinnen, der Walküren (Valkyrjer / Valkyrjor).

    Herian, Beiname des Odin.

    Hermod, Sohn des Odin, welcher in der Asenlehre ungefähr die Rolle des Mercur spielt; er ist, wie dieser, ein Bote der Götter, durch seine Schnelligkeit und Gewandtheit ausgezeichnet, führt auch die Toten in die andere Welt, nur, wie begreiflich, mit einigen Modifikationen; so begleitet er von den Gestorbenen nur die Helden nach Walhalla u. dgl. Auf der Reise zur Hel, von welcher er Baldurs Befreiung erwirken wollte, reitet er Odins achtfüßiges Ross und setzt über das Gitter um Helheim; die Todesgöttin will Baldur loslassen, wenn alles in der Welt um ihn weine. Dies tat nun allerdings alles, selbst Pflanzen und Steine vergossen Tränen; nur ein altes Weib (man glaubt, dass es Loke war, der diese Gestalt angenommen hatte) verweigerte diesen Tribut, und Baldur musste in Niflheim bleiben.
    Zeichnung des achtfüßigen Rosses (aus "Wörterbuch der Mythologie")

    Herteiter, Beiname des Gottes Odin.

    Hiadninger, die Streiter, welche, in einer Schlacht auf den Orkneys gefallen, durch die Zaubereien der schönen Schildjungfrau Hildur geweckt, allnächtlich wieder aufstehen, um den Krieg von neuem zu beginnen; so sollen sie bis zum Weltuntergange kämpfen. Die Bewohner von Haey wissen viel von diesem schauerlichen Kriege zwischen Gespenstern zu erzählen, und keiner würde sich bei Nacht auf das Schlachtfeld wagen, das am Tage nur mit unförmigen Steinen besäet ist.

    Hiaelmberi, Beiname des obersten der Götter, des Odin.

    Hialprek, ein König von Dänemark, Vater des Königs Alf und Gatte der schönen Walküre Hjoerdisur, welche als Gefangene (damals vermählt mit dem tapferen Sigmund) in seine Hände kam und den Sigurd Sigmundson gebar. Hialprek verband sich dann mit ihr und ward Erzieher ihres Sohnes.

    Hialti, einer der elf Berserker, welche der König Rolf Kraki seinem Bundesgenossen und Pflege- oder Stief-Vater Adils, König von Schweden, zusandte, da er ihm selbst, wegen seines Krieges mit den Sachsen, nicht beistehen konnte.

    Hiisi, ein böser Gott der Ureinwohner von Finnland, noch vor der Herrschaft der Asen, Sohn des Riesen Kalewa, ein gewaltiger Jäger, besonders auf Raubtiere, aber voll Tücke und Bosheit gegen die Menschen, daher von diesen mehr gefürchtet als geliebt.

    Hildalfur, Sohn des obersten Asengottes, Odin.

    Hildegoeltur, ein kostbarer, jedem Schwert widerstehender Helm, den die Berserker für Rolf Kraki, ihren Herrn, aussuchten, nachdem sie dem König Adils von Schweden ihre Dienste für diesen Lohn gewidmet.

    Hildeswin, ein trefflicher Helm, den König Adils von Schweden, nach der Schlacht gegen den König Ali von Norwegen, dem letztern, der bei dem Kampfe geblieben, samt seinem Rosse abnahm.

    Hildur, 1) Tochter des Königs Hoegni, schön und heldenhaft, und deshalb von Hedin, dem ebenso schönen und tapferen Sohn des Königs Harandis, in ihres Vaters Abwesenheit geraubt. Der König eilte dem Räuber nach, welcher gegen Norden, an Norwegens Küste hinauf, und von da nach den Orkneys gezogen war. Als er dort ankam, fand er des Räubers Heer gelagert; Hildur trat ihm entgegen und bot ihm in Hedins Namen Frieden an, setzte aber hinzu, dass Hedin zum Kampf bereit sei und ihm nichts weiter geben werde, wenn er die Bedingung ausschlage. Sie begab sich darauf wieder zu Hedin und sagte, dass Hoegni den Frieden gänzlich verwerfe weswegen sie ihn ermahnte, sich zur Schlacht zu rüsten. Beide taten es, stiegen an's Land und ordneten ihre Heere. - Hedin selbst schien friedfertiger, denn er rief seinem Schwiegervater zu, dass er ihm viel Geld geben wolle, um nicht mit ihm zu kämpfen; doch Hoegni antwortete, dass es nun zu spät sei, dass er bereits sein Schwert Dainsleif aus der Scheide gezogen, und dass dieses, wenn es einmal entblößt sei, Menschen töten müsse, auch dass die Wunden, die es schlage, unheilbar seien. Hedin antwortete, jener lobe zwar sein Schwert, doch darum noch nicht den Sieg; ihm sei das das beste Schwert, das seinem Herrn hold sei. Jetzt begann ein Kampf zwischen beiden Heeren der Hjadningawig genannt wird und welcher den ganzen Tag währte. Am Abend begaben sich die beiden Heerführer auf ihre Schiffe, allein Hildur erweckte durch Zauberkunst während der Nacht beide Heere, und als am Morgen die Könige das Schlachtfeld besuchten, standen die getöteten Krieger wieder auf und schlugen abermals von früh bis zum Abend, und so ging es Tag für Tag. Alle, die fielen und auf dem Felde lagen, wurden samt ihren Kleidern und Waffen zu Stein; doch sobald das Morgenrot tagte, standen alle wieder auf, die Waffen waren neu, und bis zum Untergang der Welt dauert so der Krieg, und weil Hildur ihn entzündet, wird den Krieg überhaupt Hildur genannt. - 2) Hildur, der Name, den sich die schöne Schildjungfrau Brynhildur gibt, nachdem Sigurd Fafnesbane sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt.

    Himinglaeffa ("die Himmelanklaffende", "die Drohende"), eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der zornigen Ran.

    Himmel. Es gab drei Himmel, von denen der nächste, durch Bifrost mit der Erde verbundene, derjenige, in welchem Asgard und Walhalla (Valhall) liegen, ein herrlicher und heiliger Aufenthalt der Asen war. Er, in der Zeit und im begrenzten Raume erschaffen, ist dem Untergange geweiht, der ihm durch die Flammen aus Muspelheim droht, wenn Ragnarokr, der schreckliche Weltuntergang, hereinbricht, der weder Odins Palast, Valaskialf, noch das herrliche Hlidskialf verschont, von welchem Odin die ganze Welt überschauen kann. Einen zweiten Himmel, Aundlung, erwähnt die Edda, ohne ihn zu beschreiben; er liegt über dem ersten, und über diesem zweiten liegt ein dritter, in welchem allein die Lichtelfen wohnen, und in welchem auch der Palast Gimle, schöner als die Sonne, mit Gold bedeckt, steht; ihn sollen nach Ragnarokr rechtschaffene Menschen bewohnen, er ist mithin der unzerstörbare ewige Himmel. - Andere Urkunden zählen neun Himmel: Windblain, Aundlung, Widblain, Widfemi, Hjodr, Hlyrni, Gimir, Wetmimir und Skaturnir.

    Himmelswohnungen. In den verschiedenen Himmeln, besonders aber in denen zunächst der Erde liegenden, befinden sich Paläste, Gärten, Lusthaine der verschiedenen Götter des Nordens; dahin gehören: Walaskjalf, die mit Silber gedeckte Wohnung Odins; Ydalir, Freirs Palast; Thrudwanger, das Land der Stärke, Thors Aufenthalt; Folkwaag, Lusthain der erhabenen Freia; Soekwabaek, der Sitz der zweiten unter den Asinnen, der weisen Saga, welche dort oft den großen Odin mit köstlichem Meth bewirtet; Gladsheim, der Tummelplatz der irdischen Helden, der in der Schlacht gefallenen Einheriar; Thrymheimr, des Riesen Thiassi und der schönen Skade erhabene Burg, welche sie mit ihrem Gatten Njord teilt, der neun Tage bei ihr in den Gebirgen zubringt, worauf sie wieder drei Tage zu ihm an die See hinabgeht; Breidablick, Baldurs und der schönen Nanna Palast; Heminbiorg, Heimdals weitschauende Warte an der Bifrost-Brücke ("Regenbogen"-Brücke); Glitnir mit seinen Sälen von Gold und seinem silbernen Dache, Forsetes Prachtbau, und endlich das nie vergehende Gimle, welches im Weltuntergange bestehen bleibt, während alle anderen Himmelswohnungen ein Raub der Flammen im Ragnarokr werden.

    Hindaralpen, ein Gebirge, auf welchem die schöne Brynhildur wohnte, welche Sigurd Fafnesbane aus ihrem Zauberschlaf weckte, da er zu König Gjuki zog.

    Hjoerdisur, Tochter des Königs Elyma; sie war sehr schön und ward deshalb von zwei mächtigen Freiern, dem heldenhaften König Sigmund und dem jungen und schönen Lingwa, einem Seekönig, zur Gattin begehrt. Sie wählte ersteren, obgleich er älter war, seines hohen Heldenruhmes wegen; deshalb aber ward ihr Vater von Lingwa bekriegt, und sowohl er als auch Sigmund blieben in der Schlacht. Noch war ihr trauriges Schicksal nicht erfüllt: sie sollte Sklavin werden. Der kühne Seekönig Alf, Sohn des dänischen Königs Hialprek, nahm sie gefangen, und um nicht die Schmach zu erleben, als Königstochter in Fesseln prangend am Wagen des Siegers nach Kiöbenhawn ("Kopenhagen") geführt zu werden, tauschte sie mit einer Dienstmagd Kleidung und Namen, verriet sich aber bald selbst durch ihre edlen Sitten, sowie durch den Adel der Gestalt. Nicht, wie sie befürchtet, mit Schimpf bedeckt, sondern hoch geehrt war sie nun am Hofe des Königs; und als sie Sigmunds Sohn, den schönen Sigurd, geboren, an dessen glänzenden Augen Hialprek seine künftige Größe erkannte, reichte ihr der König selbst die Hand und ward des jungen Helden liebevoller Vater.

    Hlade, der berühmte heilige Tempelort Norwegens, für diesen Staat von derselben Bedeutung, wie Upsala für Schweden, Arkona für Rügen. Harald Schönhaar erbaute dort, wo jetzt Trontjem ("Trontheim") steht, nur auf der anderen Seite derselben Bucht, eine Stadt, von welcher der Glanz und die besondere Heiligkeit auf Trontjem überging, so dass dieses noch jetzt der Krönungsort der norwegischen Könige ist. Zu Hlade, hoch im Norden, errichtete der königliche Oberpriester einen hölzernen Tempel, welcher durch ihn und seine Nachfolger der reichste in ganz Skandinavien wurde. Dort versammelte sich ein großer Teil der Bevölkerung, um Opfer zu bringen, dort wurden jährlich allgemeine Opferfeste gehalten, zu denen alles kam, was den Tempel irgendwie erreichen konnte; zu dieser Zeit war das ganze Land auf einer Wallfahrt begriffen. Für die zahllose Menschenmasse hatte der karge Boden nicht Nahrung genug, daher jeder Wallfahrer sich seine Lebensmittel selbst mitbringen musste. Opfer wurden in Menge geschlachtet, in den frühesten Zeiten wohl auch Menschen, später Pferde (das heiligste Opfer), Rinder, Schafe, Böcke und Ziegen; mit dem Blut wurden die Pfosten der Tempelwände und die Sockel der Statuen jener alten skandinavischen Götter bestrichen, auch der Meth und das Bier wurden mit dem Opferblut vermischt, die Tiere aber im Tempelhofe selbst zum Opferschmause gekocht und gebraten. Die Priester segneten dann die Speisen ein, und jeder überließ sich, nach den ersten Libationen für die Götter, ungezügelter Trinklust.

    Hleidolfur, einer von den aus Steinen gebildeten, in Steinen wohnenden Zwergen.

    Hler, ein Name des Meergottes Aegir.

    Hlidskialf, der Thron des Odin in seinem Palast Walaskialf; er konnte von demselben die ganze Welt überschauen; alle zwölf Götter hatten in dem Thronsaal ihre erhöhten Sitze, doch keiner hatte die Eigenschaft des dreizehnten, der für den ersten der Götter erbaut war.

    Hlorridi, einer der verschiedenen Beinamen des Donnergottes Thor.

    Hlutir, Amulette, um sich vor feindlichem Zauber zu schützen, und Mittel, um zu bezaubern; sie bestanden aus Runenmünzen, Goldblechen, welche mit Runen bezeichnet waren.

    Hlyn, die hilfe- und trostreiche Botin der erhabenen Frigga. Sie ward von der Göttin an diejenigen gesandt, denen sie Linderung des Kummers schicken wollte, und kaum hatte Hlyn die Tränen von den Augen des Betrübten geküsst, als auch schon milde Ruhe und Freude sich einstellte.

    Hnikar ("der Sieger"), Beiname des Odin, wahrscheinlich identisch mit Hnikuthr; obwohl Odin selbst, da er zu König Gejrroed kam, diese beiden Namen unterschied und dadurch als verschieden zu bezeichnen scheint.

    Hnitberg, der Felsberg, in dessen Innerem der Riese Suttung den aus Quasers Blut bereiteten Dichtermeth unter Aufsicht seiner schönen Tochter Gunloede bewahren ließ; diese ward durch Odins Liebe bewogen, ihm davon zu trinken zu geben, und kam so um den ganzen Vorrat.

    Hnoss, die überaus schöne Tochter Odins und der Liebesgöttin Freia. Sie und ihre Schwester Gersemi waren so lieblich und anmutig, dass alles, was schön und erfreulich ist, nach ihnen genannt wird.

    Hodbrod, Sohn des Schwedenkönigs Gramnar, war mit der schönen Schildjungfrau Sigrun wider ihren Willen verlobt; sie, die den hässlichen Riesen nicht leiden mochte, forderte den tapferen Helgi, dem sie Sprache und Namen gegeben, zu ihrer Hilfe auf; in der Schlacht am Frekasteine besiegte er den Schweden, und ward Sigurs Gatte.

    Hoddmimis holt, ein Hügel oder Gehölz, in welchem sich zwei Menschen, Lif und Lifthrasir, während des alles zerstörenden Weltbrandes verbergen; von ihnen geht die neue Bevölkerung der Erde aus.

    Hoeder, ein überaus starker Asengott, doch blind, Sohn Odins und der Frigga, also Baldurs Bruder. Als dieser von allen Seiten auf sich stechen, werfen und schlagen ließ, weil seine Mutter Pflanzen und Steinen und Tieren einen Eid abgenommen, ihm nicht zu schaden, den allein die kleine Pflanze Misteltein nicht geleistet, da reichte Loke dem blinden Hoeder diese schnell erwachsene Pflanze, zeigte ihm den Ort, wo Baldur stand, und als nun der unglückliche Hoeder die Pflanze warf, fiel Baldur tot nieder und musste zur Hel in die Unterwelt. Ein dritter Sohn Odins, Wale, rächte Baldurs Tod an Hoeder, indem er, in einer Nacht zum stärksten Asen erwachsen, diesen überwand und ihn gleichfalls zu Hel schickte. Dort bleibt er, bis am Weltuntergange alle Götter sterben, und später im Himmel wieder auferstehen. Da Hoeder den Mord unfreiwillig beging, blieben er und Baldur gute Freunde.

    Hofwarpner, ein windschnelles Ross, erzeugt durch den trefflichen Hengst Ham und die mutige Stute Gardrosa. Das Tier gehört der Götterbotin Gna, und ist so geschickt, dass es durch Luft, Wasser und Feuer so schnell und unversehrt, wie über die Erde, fliegt.

    Hogni, Vater der schönen Hildur, welche durch Hedin entführt wurde, weshalb der König von dem südlichen Schweden, das er beherrschte, dem Räuber folgte, an Norwegens Küsten vorbei bis zu den Orkneys. Weiteres siehe Hildur.

    Holgi, ein König in Norwegen, von dem Helgoland benannt sein soll; Sohn des Riesen- oder Jotenkönigs, der Forejotre hieß, Bruder des Aeger oder Hler. Er hatte zwei Töchter, Thorgard und Yrpa, welche als Göttinnen verehrt wurden; die letztere hieß auch Helgabrudur. Holgis Grab war mit Gold und Silber bedeckt, worauf dann erst Erde kam, daher heißt Gold und Silber bei den Dichtern »Holgis Hügeldach«.

    Höllenflüsse. Inmitten von Helheim oder Niflheim befindet sich ein Brunnen, Hwergelmer, welcher seine Nahrung von den Geweihen des in Walhalla (Valhall) wohnenden Hirsches Aeikthyrner erhält, der von den Blättern des Baumes Lerad lebt; von seinem Geweih nämlich fallen beständig Tropfen herab, die sich in dem Quell, der den Mittelpunkt der Hölle einnimmt, sammeln. Aus diesem Born entspringen nun die siebenunddreißig Höllenflüsse; sie heißen: Sith, With, Saekin, Eikin, Swaul, Guntraa, Fiorm, Fimbultul, Rin, Rennandi, Gipul, Gaupul, Gaumul, Geyrwimul, Thyn, Vin, Thaull, Haull, Grath, Gunthorin, Vinu, Wegswin, Thiodnuma, Nyt, Naut, Naunn, Hraunn, Slith, Hrith, Sylgr, Ilgr, Wit, Wan, Waund Straund, Leiptr und Gjoell; der letztere umströmt begrenzend ganz Helheim. Ein Teil dieser Flüsse wird auch unter dem Namen Elliwager begriffen.

    Höllenjungfrauen, zwei schreckliche Geschöpfe der Abgrundsnacht, Wächterinnen an dem unterirdischen Palast der grausamen Hel. Sie heißen Bigwoer und Listwoer, haben eisernes Blut in ihren Adern, das Zank und Krieg erregt, wo es hinkommt, und sitzen vor Hels Türe auf immer schreienden Stühlen.

    Horn, einer der Beinamen, unter denen Freia in vielen Ländern umherreiste, um ihren Gatten Odr zu suchen, wobei sie stets ihren Namen veränderte.

    Hother, ein schwedischer König aus der Urzeit dieses Landes, dem die Nornen einen Zaubergürtel schenkten, welchen er nur anzulegen brauchte, um seine Feinde in jedem Kampfe zu besiegen.

    Hrafnagud ("Rabengott"), Beiname des Odin durch seine beiden Raben.

    Hraeswelgur ("Leichenschwelger"), ein riesiger Adler, welcher am Rande der Erde sitzt und durch das Schwingen seiner Flügel den Wind hervorbringt; er lebt von Leichen (daher sein Name) und freut sich auf den Weltuntergang, welcher ihm deren genug bringen wird.

    Hraun, einer von den 37 Höllenflüssen.

    Hreidmar, ein gewaltiger Zauberer. Eine wunderbare, der Edda entlehnte Sage, der Schlüssel zu vielen anderen, soll hier ganz Platz finden, weil in vielen andern Artikeln, um Wiederholungen zu vermeiden, auf sie zurückgewiesen werden muss:
    »Als die Asen durch die Welt reisten, um dieselbe näher kennen zu lernen, kamen Odin, Haenir und Loke zu einem Flusse mit einem Wasserfall; dort fanden sie einen Otter, welcher einen Lachs gefangen hatte, und mit geschlossenen Augen denselben zu verzehren begann. Loke nahm einen Stein, verwundete den Otter damit am Kopf und rühmte sich seiner guten Jagd, indem er zwei Tiere mit einem Wurf erlegt. Die Beute ward von den Asen nach einem Dorfe gebracht, in welchem sie einen Bauern, Hreidmar, der ein gewaltiger Zauberer war, um Nachtlager baten, dasselbe auch erhielten, und nun ihren Mundvorrat hervorholten, um ihn zum Abendessen zu bereiten. Kaum sah Hreidmar den Otter, als er seine beiden Söhne, Fafner und Reigen, herbeirief und ihnen sagte, dass die Fremden Otter, ihren Bruder, getötet hätten; er war ein großer Jäger, glücklicher als andere Menschen, und ging gewöhnlich in Gestalt eines Fischotters an den Fluss, um für seinen Vater Fische zu fangen. Hreidmar ging nun mit seinen anderen Söhnen zu den Asen, fasste sie bei den Händen und erklärte, dass sie ihnen durch * zur Rache verfallen seien, indem Otter Hreidmars Sohn und ihr Bruder gewesen, und dass sie sich aus dieser Schuld lösen müssten. Die Asen versicherten die Absichtslosigkeit der Tat, und boten Lösegeld, so viel Hreidmar verlangen würde; dies Versprechen ward mit Eiden bestätigt, und nun zog der Zauberer dem getöteten Sohne die Haut ab und sagte, diese Haut sollten sie mit rotem Golde ausfüllen, und ihn auch ganz damit bedecken, dann solle Friede zwischen ihnen sein. Loke, der die Tat vollbracht, musste nun auch Rat schaffen. Odin schickte ihn in das Land der Schwarzelfen, um Gold zu suchen; dort fand er den Zwerg Andwari, der in Gestalt eines Fisches im Wasser spielte; Loke ergriff ihn und hieß ihn zum Lösegeld seiner Freiheit alles Gold hergeben, das er in seinem Felsen habe. Hierzu verstand sich der Zwerg; er brachte alles Gold aus seiner Wohnung hervor; allein Loke bemerkte, dass der Alfe einen kleinen Ring in der Hand verberge, hieß ihn daher denselben noch zu dem Golde legen. Der Zwerg bat, ihn behalten zu dürfen, weil er in diesem Falle so viel Gold erhalten könne als er wolle; aber Loke sagte, er solle keinen Pfennig behalten, nahm den Ring und entfernte sich, worauf Andwari rief: »»Der Ring soll desjenigen Mörder sein, der ihn besitzt!««. Dem schadenfrohen Loke war dies ganz recht, und er nahm ihn nur desto sicherer mit, weil Unglück zu stiften seine liebste Beschäftigung war, erwiderte jedoch auf den angehängten Fluch, er werde es dem künftigen Eigner sagen. Als nun Loke zu Hreidmar kam, fand Odin den Ring außerordentlich schön und nahm ihn von dem Haufen, Hreidmar aber füllte den Otterbalg recht voll, stellte ihn dann aufrecht, und Odin bedeckte ihn mit Gold, fragte auch Hreidmar, ob er nichts mehr von dem Balg sähe; da fand sich ein einziges Haar an der Schnauze noch unbedeckt, und um dieses zu bedecken, musste sich Odin bequemen, den zurückbehaltenen Ring herzugeben. - Jetzt waren die Asen frei, bekamen auch die ihnen als Pfand abgenommenen Schuhe und Waffen zurück, und nun sagte Odin, der Fluch, welchen Andwari auf diesen Ring gelegt, solle in Erfüllung gehen. Dieser trat alsbald in Wirkung, denn vom Golde, das Hreidmar zur Sühne für seinen erschlagenen Sohn nahm, wollten die beiden Brüder auch ihr Teil, welches ihnen der Vater verweigerte; darauf beredeten sie sich, dass sie ihn erschlagen wollten, und dies geschah alsbald. Nun gedachte Reigen, die Hälfte des Goldes zu nehmen; allein Fafner sprach, er könne ihm unmöglich Gold geben, da er des Goldes wegen seinen Vater getötet; darauf setzte er sich des Vaters furchtbaren Helm, der Aegirs-Helm hieß, und den Besitzer aller Menschen entsetzlich machte, auf, ergriff des Vaters Schwert, Hrotte, und hieß Reigen sich sogleich von dannen machen, oder es solle ihm ergehen wie seinem Vater. Reigen flüchtete mit seinem Schwert Reffel, kam zu König Hialfrek und ward sein Schmied, Fafner aber zog mit seinen Schätzen nach der Heide, welche Gnytahed ("Gnytaheide") heißt, verwandelte sich in eine mächtige Schlange und legte sich dort auf das Gold, um es zu bewachen. - Der Schmied erzog sich in Sigurd, dem Sohne Sigmunds (des Sohnes Volsungs) und der Hjordisur (einer Tochter Elymas), einen Rächer; Sigurd Sigmundsson war mit seiner Mutter an Hialfreks Hof gekommen, der König hatte die Mutter geehelicht und liebte den Knaben wie seinen Sohn, und er ward der wackerste aller Heerkönige an Geschlecht, Kraft und Sinn. Reigen sagte diesem, wo Fafner liege, und ermunterte ihn, das Gold zu suchen, machte auch aus den Stücken des Schwertes Volsungs ein neues Schwert, das so scharf war, dass Sigurd Reigens Ambos damit spaltete, wodurch es so wenig von seiner Schärfe verlor, dass es, in den Fluss gesteckt, eine Wollflocke zerschnitt, die dieser dagegen trieb. Nunmehr ging Reigen mit Sigurd nach Gnytahed, dort machte Sigurd auf dem Wege, den Fafner zum Wasser nahm, eine Grube, setzte sich hinein, und als die Schlange darüber hinkroch, durchstach Sigurd dieselbe: dies war Fafners Tod. Reigen aber kam und sagte, Sigurd habe seinen Bruder getötet und sei ihm dadurch in * verfallen, er müsse also zur Sühne ihm Fafners Herz braten; darauf trank er von des Drachen Blut und legte sich schlafen. Nun saß Sigurd am Feuer und briet das Herz; als er glaubte, es möchte genug sein, und das Fett von dem Herzen ihm über die Finger lief, da leckte er daran; als aber das Herzfett auf seine Zunge kam, verstand er die Vogelsprache und wusste was die Schwalben sagten,
    und die eine sang:


    »»Dort sitzt Sigurd
    mit Schweiß genässt.
    Fafners Herz
    am Feuer bratend.
    Weise schien' er mir,
    wenn er das Schwert,
    den Ringvergeuder,
    das scharfe, hätte.««


    Da sang die andere:


    »»Dort liegt Reigen,
    redet mit sich.
    Will täuschen den Mann,
    der trauet ihm.
    Fügt aus Zorn
    falsche Worte zusammen.
    Will, ein Trugschmied,
    den Bruder rächen!««


    Da ging Sigurd zu Reigen und tötete ihn, und dann zu seinem Ross, das Grani hieß, ritt zu Fafners Wohnung und nahm das Gold in Säcke, lud es auf Granis Rücken, und wollte sein Ross heimführen, allein dies ging nicht von der Stelle; Sigurd wusste wohl weshalb; er setzte sich dem Tier auf den Rücken, und sogleich trabte es lustig davon, obgleich des Goldes, das es trug, so viel war, dass Sigurd geglaubt, drei Pferde würden es nicht fortschaffen. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold Fafner's Lager und Grani's Bürde«.
    Die Geschichte von Hreidmar wäre hier längst geschlossen; allein da das Folgende nicht nur die Idee des an den Ring gehängten Fluches weiter ausführt, sondern auch nach dem Hauptinhalt die Grundlage des ganzen Nibelungenliedes ausmacht und für die nordische Mythologie von Wichtigkeit ist, mag es gleichfalls hier stehen:
    »Sigurd ritt nun seine Straße, bis er zu den Hindaralpen kam. Dort fand er ein Haus, darin schlief eine schöne Frau, die war gepanzert mit Helm und Harnisch; Sigurd ergriff sein Schwert und hieb ihr den Panzer ab, da erwachte sie und nannte sich Hildur, sie war aber Brynhildur genannt, und war eine Walküre. Des Mädchens Schönheit erweckte Sigurds Liebe, und er verlobte sich mit der Heldenjungfrau, ritt darauf von dannen und kam zu einem König, der Gjuki hieß; der hatte eine Frau, Grimhildur, drei Söhne, Gunnar, Hoegni und Guttormur, und eine Tochter, Gudrunur. Dort verweilte Sigurd einige Zeit, da gab ihm Grimhildur einen Trank, so dass er Brynhildur gänzlich vergaß und sich mit Gudrun vermählte, worauf deren Brüder, Gunnar und Hoegni, mit ihm Waffenbrüderschaft schlossen, dann aber auf Abenteuer auszogen. Nun kamen Sigurd und Gjukinger (Kinder des Giuki) zu Atli, Budlas Sohn, und verlangten seine Schwester Brynhildur für Gunnar zur Gattin, sie aber saß auf den Hindaralpen und hatte um ihr Haus den Feuerstrom Waffurlogi ("Flackerlohe") geleitet und eidlich gelobt, niemand zu nehmen, der nicht durch diesen Feuerstrom zu reiten wagte. Da ritten Sigurd und die Gjukingar, die auch Niflungar ("Nibelungen") heißen, auf die Alpe und wollten hindurch. Gunnar hatte damals ein Pferd, das Goete hieß, aber er wagte nicht, über das Feuer zu sprengen. Da wechselten Sigurd und Gunnar ihre Gestalten und Namen (weil Grani, das Ross Sigurds, mit welchem er über Waffurlogi setzen wollte, niemand anderen trug als ihn), und Sigurd tat an Gunnars Stelle den gefährlichen Sprung und kam glücklich hinüber. Den Abend ging er mit Brynhildur zur Hochzeit, und als sie an's Bette kamen, zog er sein Schwert Gram aus der Scheide und legte es zwischen beide; aber am Morgen, als er aufstand, gab er zur Verlobungsgabe ihr den Goldring, den Loke von Andwari genommen hatte; von ihr empfing er einen anderen Ring zum Pfande. Sigurd nahm darauf sein Ross, ritt heim zu den Seinigen und vertauschte das Aussehen wieder mit Gunnar. Dieser und Brynhildur kamen dann auch zu König Gjuki. - Sigurd hatte zwei Kinder mit Gudrun, Sigmund und Swanhildur. Einstmals gingen Brynhildur und Gudrun an den Fluss, um ihr Haar zu waschen, und als sie nun zum Wasser kamen, ging Brynhildur mitten in den Strom, und sprach, dass sie auf ihrem Haupte nicht das Wasser tragen wolle, das aus Gudruns Haar flösse, weil sie einen viel besseren Mann habe. Da ging Gudrun ihr nach in den Fluss und sagte, deswegen könne Brynhildur ihr Haar wohl in dem nämlichen Wasser waschen, weil sie einen Gatten habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und keiner in der Welt käme ihm an Stärke gleich, weil er Fafner und Reigen erschlagen und beerbt habe. Darauf antwortete Brynhildur: mehr war es wert, dass Gunnar über Waffurlogi ritt, aber Sigurd hat das nicht gewagt. Da lachte Gudrun und sprach: denkst du, dass Gunnar über Waffurlogi ritt? Ich meine, dass bei dir im Zimmer schlief, der mir diesen Ring gab (und sie zeigte Brynhildur ihren eigenen, an Sigurd gegebenen Ring), aber der Ring, den du an der Hand hast und zum Brautgeschenk erhieltst, heißt Andwari Nautur, und ich glaube nicht, dass Gunnar ihn auf Gnytahed suchte. Brynhildur schwieg und ging nach Hause, aber sie reizte Gunnar und Hoegni, den Sigurd zu ermorden; da diese aber sich durch einen Eid mit demselben verbunden hatten, taten sie es nicht, wohl aber der durch sie dazu bestimmte dritte Bruder, Guttorm, welcher Sigurd im Schlafe mit einem Schwert durchbohrte, doch auch selbst den Tod fand, denn Sigurd hatte noch Kraft, sein Schwert Gram nach dem Mörder zu werfen, das diesen ganz von einander spaltete. So fiel Sigurd und auch sein Sohn Sigmundur, welchen die Niflungar töteten. Hierauf erstach sich Brynhildur und ward mit Sigurd verbrannt, aber Gunnar und Hoegni nahmen Fafners Erbe und den verhängnisvollen Ring und herrschten über ihre Lande. - König Atli, Brynhildurs Bruder und Budlas Sohn, vermählte sich darauf mit Gudrun, Sigurds Witwe, und nach einigen Jahren lud er seine Schwäger, Gunnar und Hoegni, zu sich (denn er war nach ihrem Golde lüstern) und sie leisteten der Einladung Folge, doch bevor sie abreisten, versenkten sie all' ihre Schätze in den Rheinstrom. Atli ließ die beiden Helden mit einem mächtigen Heere überfallen und sie gefangen nehmen. Dem Hoegni ward lebendig das Herz ausgeschnitten, Gunnar aber ward gebunden in den Schlangenhof geworfen; mitleidig hatte ihm jemand eine Harfe gereicht, und diese schlug er mit den Zehen, da die Hände gefesselt waren; die Schlangen schlummerten nun alle ein, ausgenommen eine Natter, welche durch seine Brust ein Loch nagte, und sich mit dem Kopfe an seine Leber hing, bis er tot war. Von diesen Sagen heißt bei den Dichtern das Gold "Rheinerz", oder "Niflungenhort", oder "Niflungenzwist". - Kurz hernach ermordete Gudrun, um ihre Brüder zu rächen, zwei von Atlis Kindern, ließ aus ihren Hirnschalen Trinkgeschirre machen, und bei dem Totenmahle, das den Niflungen gefeiert wurde, dem Könige in diesen köstlich mit Gold und Silber verzierten Bechern Meth, mit dem Blute seiner Kinder gemischt, zu trinken reichen, und deren Herzen gebraten ihm zum Essen vorsetzen; als es aber geschehen, sagte sie es ihm mit harten unlieblichen Worten, und da alles schlief, ermordete sie den König mit Hilfe von Hoegnis Sohn, verbrannte den Palast mit allem was darin war, und entfloh zur See, um sich hineinzustürzen und ihren Tod darin zu finden; allein sie ward gerettet und zu König Jonakur gebracht, der um ihrer Schönheit willen sie zur Gattin nahm und drei Kinder von ihr erhielt, die Saurli, Hamdir und Erpur hießen. Neben diesen ward auch Gudruns und Sigurds Tochter, Swanhildur, erzogen, die war von allen Frauen die schönste, und deshalb ließ König Jormunrekur durch seinen Sohn Randwer um sie werben; er erhielt sie und wollte sie nun zu seinem Vater geleiten; allein Biki, des Königs Ratgeber, Randwers Begleiter, sagte, es passe sich besser, dass Randwer das schöne Mädchen für sich behalte, denn er und sie seien jung, der Vater aber für sie zu alt; dann aber hinterbrachte der boshafte Biki dies dem Könige, und dieser befahl seinen Sohn aufzuknüpfen. Bevor dies jedoch geschah, rupfte Randwer einem Falken die Federn aus und sandte dies Sinnbild dem Vater, der daran erkannte, dass er nun hilflos sei wie der Falke, und dass bei seinem Alter, ohne Erben, das Reich zerstört sei; aber auch Swanhildur musste sterben, denn als Jormunrekur von der Jagd heimkam und Swanhildur beim Haarwaschen saß, ließ er sein Gefolge über sie hinwegreiten und sie unter den Hufen der Rosse zertreten. Als Gudrun dies mit Entsetzen vernahm, trieb sie ihre Söhne, die Schwester zu rächen, und da sie zur Fahrt bereit waren, erhielten sie so starke Panzer und Helme, dass jedes Eisen daran abgleite. Nun gab Gudrun ihnen den Rat, nachts, wenn der König schliefe, ihm Hände und Füße abzuhauen, was Saurli und Hamdir tun sollten, dann aber ihm den Kopf abzuschneiden, was Erpur tun sollte. Da sie auf der Reise waren, fragten die beiden Brüder den dritten, Erpur, was er tun würde, wenn sie König Jormunrekur fänden; Erpur antwortete: er würde ihnen so viel helfen als die Hand dem Fuß. Dies, meinten Saurli und Hamdir, sei sehr wenig; deswegen, und weil sie auf Gudrun erzürnt waren, die mit bösen Worten sie hinausgetrieben in Kampf, Not und Gefahr, gedachten sie etwas zu tun, das ihr am meisten Schmerzen verursachte, und so töteten sie Erpur, weil Gudrun diesen am meisten liebte. Bald darauf stolperte Saurli und wäre gefallen, wenn er sich nicht mit den Händen gestützt hätte; er sprach: jetzt bedürfen die Füße der Hände! es wäre doch besser, wenn Erpur nicht erschlagen wäre! In der Nacht gelangten sie zu König Jormunrekurs Schlafzimmer und hieben ihm Hände und Füße ab, worauf er entsetzlich schrie. Da sagte Hamdir, ab müsste nun der Kopf, wenn Erpur noch lebte! Die herbeieilenden Diener suchten die Mörder zu töten, doch an ihren Panzern glitt das Eisen ab; da rief Jormunrekur, man solle sie steinigen, und nun fielen Saurli und Hamdir, und davon nennen die Dichter die Steine Hamdirs und Saurlis Verderben. So ging das ganze Geschlecht der Niflungar unter«.

    Hridur, einer von den Höllenflüssen.

    Hrimfaxi, das schwarze Ross der Not ("Nacht"), auf welchem sie alltäglich um die Erde zieht; der Name bedeutet "Reifmähne", denn von seinen Haaren fällt der Reif auf die Erde, und mit dem Schaum seines Gebisses betaut es die Welt.

    Hringhorne, Baldurs schönes großes Schiff, auf welchem, nach seinem schmählichen Tode, der Gott verbrannt wurde. Als es in die See gestoßen werden sollte, um es mit dem Scheiterhaufen entfliegen zu lassen, versuchten alle Götter, selbst Thor, dieses vergebens, und man musste deshalb die Hexe Hyrokian herbeiholen, welche es mit einem Druck flott machte.

    Hrist, eine von den Walküren (Valkyrjer / Valkyrjor).

    Hrith, einer der aus dem Quell Hwergelmer entspringenden Höllenflüsse.



    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:27


    Hrugner. Thor, der mächtigste der Asen, war ausgezogen, um Zauberer und Riesen zu töten; Odin aber war auf seinem trefflichen Ross Sleipner nach Jotunheim gezogen, und kam so auch zu dem größten und schrecklichsten der Riesen, zu Hrugner. Dieser sah den Götterkönig in dem weithin glänzenden Goldhelm über das Meer und durch die Luft reiten, und sprach: das müsse ein unvergleichliches Ross sein, das dieses vermöchte. Odin erwiderte, er setze seinen Kopf zum Pfande, es fände sich dergleichen nicht im ganzen Jotunheim; Hrugner aber ward zornig, sprach: sein Ross Guldfaxi sei wohl ganz ein anderes, bestieg dasselbe, und setzte Odin nach, um ihn für seine Prahlerei zu strafen. Odin entfloh, denn bevor der halbsteinerne Riese auf sein Pferd kam, hatte er einen solchen Vorsprung, dass der Riese ihn nicht einholte, obwohl er in seiner blinden Wut bis vor die Mauern von Asgard gekommen war. Da er nun zur Pforte gelangte, durch welche Odin längst eingegangen, luden ihn die Asen ein, zu ihrem Trinkgelag zu kommen, welches der Riese annahm, und wobei er sich so rüstig zeigte, dass er alle Schalen leerte, die nur Thor auszutrinken pflegte; sie wirkten jedoch auch nicht wenig, denn er ward völlig trunken und begann nun mächtig zu prahlen: er wolle Walhalla (Valhall) einnehmen, nach Jotunheim versetzen, Asgard verwüsten, alle Asen töten, und bloß die schöne Freia und Sif verschonen, welche er mit sich nach seinem Lande zu nehmen gedächte; in dieser Laune durfte sich ihm auch niemand anderer nahen, als Freia, welche ihm immerfort Bier und Meth einschenken musste. Die Asen waren nun der Prahlereien satt, nannten Thors Namen, und augenblicklich stand der mächtige Held in dem Saale, erhob auch sogleich seinen furchtbaren Mjollner und fragte, wer den naseweisen Riesen hierher geladen, und weshalb ihm, wie bei den Trinkgelagen der Asen, die liebliche Freia einschenke. Hrugner antwortete unfreundlich, dass ihn Odin zu Gast geladen, und dass er sich unter dessen Schutz befände. Thor versicherte, die Einladung solle ihm leid werden, bevor er noch davonkäme; aber der Riese, dem die Gefahr den Rausch genommen, meinte ganz vernünftig, es würde Thor wenig Ehre machen, wenn er ihn unbewaffnet töten wolle; doch wenn er Herz habe, solle er an die Grenzen von Griotunagarder kommen und dort einen ehrlichen Zweikampf mit ihm bestehen, denn hier habe er weder seinen Schild noch seine Keule. Thor, der noch niemals herausgefordert worden, wollte den Zweikampf auf keine Weise ablehnen, und nun kehrte Hrugner unbeschädigt heim. In Jotunheim ward viel von seiner Reise und Herausforderung gesprochen, denn die Riesen hielten es für eine Ehrensache, den Sieg zu gewinnen; da sie von Thor nichts Gutes zu erwarten hatten, falls Hrugner, der stärkste von ihnen allen, in dem Kampfe bleiben sollte, machten sie zum Beistand desselben einen Mann aus Ton von ungeheurer Größe, und da sie kein Herz für ihn finden konnten, das stark genug gewesen wäre, nahmen sie das eines Rosses, und setzten es dem Tonriesen ein, der Mokkurkalfi hieß. Nun wappnete sich auch Hrugner; er hatte einen Kopf ganz von Stein, also bedurfte er keines Helmes, auch sein Herz war von Stein, darum fürchtete er sich nicht; sein Schild von ungeheurer Größe und seine mächtige Keule waren gleichfalls von Stein. So gerüstet, an seiner Seite den Tonriesen, erwartete er den Thor. Dieser kam, doch Thialfi, Thors Dienstmann und beständiger Begleiter, lief voraus und sprach: du stehst sehr unvorsichtig Riese! dich hat der mächtige Ase gesehen, und ist nun in die Erde gedrungen, um dich von unten her, wo du nicht gedeckt bist, zu treffen. Alsbald legte der dumme Riese die ungeheure Felsplatte, die ihm zum Schilde diente, an den Boden und stellte sich darauf, da kam Thor an unter Blitz und Donner, und warf seinen Hammer nach dem Riesen; dieser schleuderte demselben seine Steinkeule entgegen, so dass die beiden furchtbaren Waffen sich in der Luft begegneten. Die Steinkeule zerbarst, ein Teil kam zur Erde (die Größe der Keule ist daran zu ermessen, dass von diesem Stück alle Schleifsteine der Erde herkommen), der andere Teil aber flog Thor an den Kopf und betäubte ihn, so dass er niederstürzte; besseres aber leistete der Hammer, denn er zerschmetterte des Riesen Kopf, und dieser fiel zu Boden, so dass einer seiner Füße auf Thors Hals zu liegen kam. Mokkurkalfi, dem das Herz schon in den Bauch gefallen war, als er nur Thors Asenstärke von Ferne vernommen, stritt zaghaft mit Thialfi und fiel mit wenig Ehre. Nun kamen die Asen herzu, und wollten den Fuß des Riesen von Thors Halse hinwegnehmen, damit dieser sich aufrichten könne, allein das gelang keinem derselben, bis der kleine Magni, ein Sohn des Gottes Thor, und die schöne Jotentochter Jarnsaxa herbeigerannt kamen, und obwohl Magni damals erst drei Jahre zählte, hob er doch ohne Mühe den schweren Fuß des Riesen hinweg. Thor erhob sich, freute sich über seinen starken Sohn, und schenkte ihm Guldfaxi, des Riesen Pferd, die Beute, welche er in diesem Kampf gemacht hatte.

    Hrymer, ein Riese, welcher bei dem Ragnarokr (Weltuntergang) das schnell segelnde Schiff Naglfari lenkt, auf welchem die Bewohner von Muspelheim nach Asgard kommen.

    Hrymthussen, die mächtigen Riesen, deren ganzes Geschlecht von dem Ersterschaffenen, dem Urriesen Ymer, abstammt, welcher aus dem Eise von Ginnungagap, das durch Feuerfunken aus Muspelheim befruchtet wurde, geboren ward. Die Hrymthussen sind Feinde der Asen und kämpfen unter Lokes Anführung gegen dieselben; diese Feindschaft kann jedoch nicht immer bestanden haben, denn bei Baldurs Leichenbegängnis waren mehrere der Riesen zugegen, auch machten die Asen öfter Reisen in das Land dieser Erdensöhne, und umgekehrt kamen dieselben häufig nach Asgard.

    Hugi, ein Phantom, das Utgardsloki dem Thialfi zum Wettrennen stellte; es war dieses Zauberers Gedanke und konnte natürlich schneller laufen, als der schnellste Mensch.

    Hugin ("Vernunft" oder "Seele"), einer der beiden Raben (der andere heißt Munin, "Wissen" oder "Gedächtnis"), welche auf Odins Schultern sitzen (von ihnen hat er den Namen Hrafnagud, "Rabengott") und ihm erzählen, was auf der Welt geschieht, weshalb er sie jeden Morgen aussendet und Abends wiederkehren lässt.

    Hugprudi, einer der elf Berserker des Königs Rolf Kraki.

    Hugstari, einer der aus Stein geschaffenen und in Steinen wohnenden Zwerge.

    Huldrer, die holden weiblichen Elfen und Waldfrauen, welche sich in den Schneegebirgen von Norwegen sehen lassen. Sie hüten dort ihre Herden, und sind in so helle Gewänder gekleidet, dass nur ein glücklich Begabter sie von dem Schnee unterscheiden kann. Sie sind mild und gut, und überraschen den einsamen Wanderer oft durch ihren lieblichen, schwermütigen Gesang, der Huldraslaet heißt.

    Hunangsfall, der liebliche, süße Tau, welcher an jedem Morgen aus den Blättern der Esche Ygdrasil quillt, und die Blumen mit Nektar füllt, aus welchen die Bienen ihren Honig saugen.

    Hünen (Jaetter / Jetter), Riesen, ungeheure Menschen der Vorwelt. Hünenbetten sind Denkmale der Vorzeit, aus zwei aufgerichteten Steinen bestehend, über denen ein dritter liegt; die Größe dieser Steine setzt in Erstaunen, oft sind sie von 25 bis 34 Fuß im Umfang; sie dienten wahrscheinlich zu Altären. Hünengräber sind wirkliche Grabhügel, inwendig ausgemauert, mit Überbleibseln von Waffen, Aschenkrügen, sogar ganze Gerippe in sitzender Stellung enthaltend. Im Norden Deutschlands, wo die größte Kraft des Volkes stets zu Hause war, werden sie sehr oft gefunden.

    Hungr ("Hunger"), der Tisch der Todesgöttin Hel.

    Hvati, einer von Rolf Krakis elf Berserkern.

    Hvitserkur, einer der gewaltigen Berserker des dänischen Königs Rolf Kraki.

    Hwergelmer, der Quellen-Mittelpunkt von Helheim und Niflheim, in welchem sich die Tropfen sammeln, die vom Geweih des Hirsches Aeikthyrner (welcher in Walhalla steht und vom Baum Lerad frisst) abfließen. Es sind deren so viele, dass der Quell siebenunddreißig Höllenflüssen das Leben gibt. Der Quell ist von vielen Schlangen bewohnt, welche an der einen Wurzel der Weltesche Ygdrasil, die sich bis dorthin erstreckt, nagen und sie zum Fall zu bringen suchen, nach dem Weltuntergange wird Hwergelmer der schrecklichste Marterort im ganzen Strafreiche Nastrond ("Leichenstrand") sein, indem die grimmigste aller Schlangen, Nidhoeggur, an den Verdammten nahen wird.

    Hymir siehe Ymer

    Hyndla, eine Jotenfrau und mächtige Zauberin. Ottar und Angantyr hatten Zwist über eine Erbschaft und kamen überein, dass sie demjenigen zufallen solle, dessen Ahnen berühmter wären und sich weiter zurückführen ließen. Ottar suchte nun den Beistand der Götter, und durch ein Opfer, das er der Freia brachte, gewann er die Gunst der Göttin, welche ihn in einen Eber verwandelte und auf ihm zu der Zauberin Hyndla ritt, die, vertraut mit allen Geschlechtern, auf der Göttin Befragen erzählte und sang, was Ottar zur Erreichung seines Zweckes bräuchte. Als dies geschehen, befahl Freia der Zaubrerin, dem Eber einen Gedächtnistrank zu reichen, damit er das Gehörte nicht vergäße, und obwohl diese sich sträubte und den Trank mit einem Fluch belegte, ward sie doch durch die Göttin gezwungen, ihr zu willfahren, und durch ihre Macht auch der Fluch vernichtet, so dass Ottar den Sieg über Angantyr davontrug.

    Hyrokian oder Hirrokin, ein Jotenweib, eine mächtige, riesenstarke Zauberin. Sie ward von den Asen geholt, um das Schiff Hringhorne, auf welchem Baldur verbrannt werden sollte, flott zu machen; es saß mit dem Schnabel auf dem Strande, und konnte nicht fortgeschoben werden, obwohl selbst der starke Thor sein Möglichstes versucht hatte. Hyrokian (oder Hirrokin) kam nun auf einem Wolfe angeritten, den sie statt des Zaumes mit Schlangen zügelte; er war so stark, dass vier Berserker ihn nicht zu halten vermochten, bevor er niedergeworfen war; nun stemmte die Alte sich an das Vorderteil des Schiffes, und machte es mit einem einzigen Druck flott, so dass von der heftigen Reibung die unter dem Kiele liegenden Rollen und Hebel in Feuer aufgingen. Thor war über diese Zauberin, da sie seine Götterstärke übertroffen, so ergrimmt, dass er dieselbe mit dem schon geschwungenen Mjollner zerschmettert haben würde, wenn die Asen nicht für sie gebeten hätten; da sein erregter Zorn jedoch ein Opfer verlangte, warf er den Zwerg Litur, welcher ihm zwischen die Beine kam, ins Feuer.

    Idaplan oder Idafeld, der Aufenthalt der zwölf großen Richter in Asgard, welche Odin eingesetzt hatte, damit sie über Alles Recht sprechen sollten. In dem Saale Gladsheim waren für sie zwölf Sitze bereitet, nebst einem dreizehnten, einem Thron für Odin, von welchem er die ganze Welt überschauen konnte. - Der Idaplan / Idafeld ist der Versammlungsort für die Asen, welche nach dem Weltuntergange (Ragnarokr), denselben mit der neu verjüngten Erde überleben.

    Idavoellur, identisch mit Idaplan.

    Ide, Sohn des Riesen Oelwald, Bruder des Gangr und des Thiasse.

    Iduna, die lieblichste unter den Asinnen, Göttin der ewigen Jugend, der Unsterblichkeit, nicht erzeugt noch geboren, sondern von Anfang da. Sie ist die Gattin des weisen Braga, des Gottes der Dichtkunst; in ihrer Verwahrung befinden sich die Äpfel der Verjüngung, ohne welche selbst die Götter altern würden, daher sie täglich davon speisen. Ein Zufall und Lokes Bosheit hätte sie beinahe um diesen Schatz gebracht. Odin, Loke und Haenir machten eine Reise in Menschengestalt durch das Land der Riesen und Zauberer. Nach langem Wandern empfanden sie großen Hunger, und da sie in einem schönen Tal eine Herde fetter Ochsen fanden, schlachteten sie einen derselben zum Mahl, allein das Fleisch blieb roh, - wiederholte Versuche scheiterten an einer Zauberei, welche sie nicht lösen konnten. - Da ertönte aus dem Gipfel des Baumes, unter welchem sie saßen die Stimme des Zauberers Thiassi in Adlergestalt, welcher sagte, dass er das Fleisch weich zu werden hindere, bis sie ihm auch einen Teil davon zusicherten. Die Götter versprachen dies, da ließ sich der Adler auf den Rand des Kessels nieder und fraß beide Vorderviertel auf, worüber ergrimmt Loke ihn mit einer Stange schlug; diese aber blieb an dem Adler, und an der Stange blieb Loke hängen, der nun von dem Riesen durch die Lüfte mit solcher Schnelligkeit hinweggeführt wurde, dass er glaubte, sein Arm reiße aus, und daher dem Zauberer alles für seine Erlösung versprach; jener forderte Idunas verjüngende Äpfel, und Loke machte sich verbindlich, sie ihm zu schaffen. Um dies zu bewerkstelligen, sagte er zu der Göttin, er habe in einem nahen Haine Äpfel gefunden, welche den ihrigen an Schönheit gleich wären, wenn sie nicht dieselben noch überträfen; sie möchte ihn, um sich selbst zu überzeugen, dahin begleiten. Iduna nahm ihre köstlichen Früchte mit, um sie zu vergleichen, da erschien der Adler und raubte Iduna. Die Asen wurden alt, grau, matt und schwerfällig, keiner wusste sich dies zu enträtseln, bis ihnen einfiel, dass sie schon seit langem nicht mehr von den Äpfeln der Verjüngung gegessen; Iduna ward gesucht, doch nirgends gefunden; man forschte nun nach, wer die Göttin zuletzt gesehen; da ergab sich, dass man Loke bemerkt, wie er mit ihr nach einem außerhalb des Göttersitzes gelegenen Wäldchen gegangen, und Iduna von dort nicht zurückgekehrt sei. Auf sein beharrliches Leugnen drohte man ihm mit harter Strafe, und nun gestand er seine Tat, versprach jedoch auch, die Äpfel zurückzuschaffen, wenn die Götter ihm behilflich sein wollten. Dazu verlangte er von Frigga die Kunst, sich und andere beliebig verwandeln zu können, welche er erhielt, worauf er als Falke nach der Burg des Riesen flog. Idunas Gemach war durch sieben eiserne Türen verwahrt, allein durch ein kleines Fenster drang Loke zu der lange Vermissten ein, verwandelte sie in eine Schwalbe und eilte, sie in seinen Fängen haltend, auf Asgard zu. Der Riese kam in demselben Augenblick, als sie wegflogen, nach Hause, erkannte den listigen Betrüger in seiner Verkleidung, warf seine Gewänder von sich und stürmte ihm in Adlergestalt mit der größten Wut nach. Die Götter sahen die Jagd auf ihre Hofburg zukommen; trugen einen großen Haufen dürres Reisig, leicht geschürt, hinzu, und als Loke mit Iduna darüber weg war, zündeten sie das Reisig an. Der Riese Thiassi war in einem so reißenden Fluge begriffen, dass er sich nicht schnell genug aufhalten konnte; er stürzte in das Feuer, verbrannte sich die Schwungfedern, und ward von der Asen gefangen und getötet. Iduna aber beglückte die frohen Götter wieder mit ihren Früchten, worauf sie bald von Neuem in glänzender Jugend und Schönheit strahlten.

    Ilmur, eine skandinavische Göttin, von welcher man jedoch bis jetzt nichts als den Namen kennt. Ihr Amt, ihre Würde, ihre Abkunft lässt sich aus einer bloßen Andeutung nicht herleiten.

    Ingi, einer von den zehn Zwergen, welche von Swainshaugi nach Orwanga auf Jornwall kamen.

    Ingiald Ilraeda, König von Schweden, welcher seine Regierung damit begann, dass er alle zwölf Könige, von denen das Reich beherrscht ward, zu sich lud und sie sämtlich ermorden ließ; er erhielt davon den Beinamen Ilraeda ("der Mörder"). Er ward von dem mächtigen Ivar Widfadme bekriegt und so weit gebracht, dass er in der letzten Nacht seines Lebens alle Helden und alles Volk von Upsal um sich versammelte, berauschte, Feuer in die Burg und Stadt legte, und sich mit seiner Tochter und der ganzen Bevölkerung verbrannte. Noch viele Jahrhunderte später zeigte man in jener Gegend zwei konzentrische Ringmauern, welche zur Beschützung der Burg gedient haben sollen.

    Ingnersoit, die Feuergeister der Grönländer; sie bewohnen den Strand und erscheinen dort häufig als Irrlichter, waren früher Menschen, wurden aber, als die große Flut kam, in welcher die Erde unterging, in Feuergeister verwandelt. Es ist merkwürdig, dass selbst dort, wie bei fast allen rohen und zivilisierten Völkern, sich Sagen von einer "Sündflut" erhalten haben.

    Ingo, Sohn des Odin und König von Schweden, doch nicht selbst ein Gott, sondern ein Sterblicher, wie Njord, sein Sohn und Nachfolger, unter welchem die goldene Zeit des Reiches angenommen wird.

    Innerterirsok ("der Verbieter"), ein Beherrscher der Luft bei den Grönländern, welcher durch die weisen Männer den Menschen sagen lässt, was sie tun und lassen sollen, um glücklich zu werden.

    Innuarolit, Berggeister (Gnome) der Grönländer, von außerordentlicher Kleinheit, doch überaus geschickt; von ihnen haben die fremden Einwanderer alle Künste gelernt.

    Innuet, die Geister überhaupt, welche nach der Grönländer Meinung alles, das ganze Naturreich und jeden Körper in der Natur beherrschen.

    Irene siehe Horen

    Isarnkoll ("das Morgenlüftchen"). Die nordische Mythologie lehrt, dass die Asen unter ihren Pferden einen Windschlauch anbrachten, um sie abzukühlen; der Hauch, der daraus hervordringt, und besonders morgens, wenn sie heim reiten, so frisch wehet, ist Isarnkoll.

    Ithun. Eine Ithun ist gefangen bei Hel unter der Esche Ygdrasil; sie ist der Zukunft kundig und scheint daher zu den Nornen gezählt werden zu müssen; möglich, dass diese Ithun identisch ist mit Iduna, welche den Göttern die verjüngenden Äpfel bewahrt.

    Iwaldr, der Vater von Bragas schöner, ewig junger Gattin Iduna; auch soll er Vater der kunstreichen Zwerge Sindri und Brok gewesen sein, was jedoch unwahrscheinlich ist, da die Zwerge immer als aus der Erde und aus den Steinen entstanden gedacht werden.

    Iwidien, Wald- und Baum-Elfen, ähnlich den Dryaden der Griechen, mit ihren Bäumen lebend und sterbend.

    Jafnhar, einer der Beinamen, welche Odin bei den Göttern führte.

    Jäger, der wilde; siehe Wütendes Heer.

    Jalkr, Beiname des Odin.

    Jarnsaxa, 1) eine Riesenjungfrau, welche so überaus schön war, dass der mächtige Thor sie liebte und sich mit ihr verband. Ihr Sohn hieß Magne, er war schon nach drei Wintern stärker als alle Asen, und vermochte den Fuß des Riesen Hrugner von dem Halse seines Vaters Thor zu heben, wozu niemand sonst im Stande war. - 2) Jarnsaxa, eine der neun Jungfrauen, welche alle zugleich von Odin Mütter des Gottes Heimdal wurden.

    Jarvidur, ein Wald, unfern Asgard, von lauter Jotenmädchen und Zauberinnen bewohnt; unter ihnen ist besonders bemerkenswert Gygur, das Riesenweib, welches Mutter der beiden Wölfe Skoll und Hate ward, die sich stets bemühen, Sonne und Mond zu verschlingen.

    Jasiro siehe Kamihoefe

    Jernwidur, gemeinschaftlicher Name der Zauberinnen und Jotenmädchen, welche mit Gyge in dem Walde Jarnwidr wohnen.

    Joduta, mehr ein historisches Denkmal, als eine mythologische Figur. Einst soll Joduta ein Siegesdenkmal des Herzogs Lothar über den Kaiser Heinrich gewesen, später aber, als man die Bedeutung des ehernen geharnischten Mannes vergaß, für ein Götzenbild angesehen worden sein.

    Joerd, Gemahlin des Odin und durch diesen Mutter des Thor; eigentlich die sommerliche, fruchtbare Erde.

    Jonakur, König ~, nahm Gudrun zur Gattin - siehe Textende von Hreidmar.

    Jormungand, die Midgardsschlange, Tochter des bösen Loke und der Riesin Angerbode, von welcher der böse Ase noch den Wolf Fenrir und die blaue Hela zu Kindern hatte. Die Götter wussten, was ihnen von dieser Brut bevorstand, ließen daher den Fenrirwolf bei den Asen erziehen, schleuderten die Hela in den Abgrund und die Jormungand in das Weltmeer; hier wuchs aber die letztere so ungeheuer, dass sie die ganze Erde umschlingt, indem sie sich in den * beißt. Wenn sie trinkt, entsteht Ebbe, und wenn sie das Wasser wieder von sich gibt, Flut. So wird sie liegen bis Ragnarokr ("Weltuntergang"), dann aber schießt sie aus dem Abgrund empor, treibt das Meer aus seinen Ufern, und löst so das verhängnisvolle Schiff Naglfar von seiner Kette. Luft und Meer verpestet ihre Ausdünstung, sie greift Thor an, welcher sie zwar mit seinem Mjollner erschlägt, aber auch neun Schritte zurückprallt und dennoch in den Giftströmen, die das Untier ausspeit, ertrinken muss.

    Jormunrekur, König ~, siehe Textende von Hreidmar.

    Jornwall, ein Land, welches nur dadurch bekannt ist, dass zehn Zwerge von Swainshaugi nach Orwanga in dem Lande Jornwall zogen.

    Jorun, eine berühmte Seherin und Zauberin aus Odins Zeit.

    Joten. Es scheint, als seien diese Gestaltungen der Götterlehre des skandinavischen Altertums nicht bloße Phantasiegebilde gewesen, sondern als haben die Erzählungen von ihnen einen historischen Grund gehabt. Nach dieser Voraussetzung muss man sie für die Urbewohner des höchsten Nordens von Europa halten, welche durch die Begleiter Odins aus ihren Sitzen vertrieben wurden, daher die ununterbrochene Feindschaft zwischen Joten und Asen. - Die Fabel macht die Joten zu ungeheuren Riesen und Zauberern, denen die meisten Kräfte der Natur untergeben waren, zu Bewohnern finsterer Felsschluchten und Höhlen, macht reißende Bergströme zu ihren Söhnen, klare, sanft fortrieselnde Bäche zu ihren Töchtern, welche so schön waren, dass nicht selten die erhabenen Asen um ihre Gunst warben, und sich mit ihnen vermählten, doch blieb die angestammte Feindschaft darum gleich groß, wenn auch einzelne sich mit einander verschwägerten. Sie und die Thussen oder Thursen scheinen eines Geschlechtes gewesen zu sein, und der ehemals weit verbreiteten zahlreichen und mächtigen Nation der Finnen angehört zu haben.

    Jotunheim, das Reich der Joten. Aus den Augenbrauen des Weltriesen Ymer bauten die Joten Verschanzungen gegen die mächtigen Erdensöhne.

    Juelfest, das höchste Fest des skandinavischen Cultus, welches zur Zeit der längsten Nacht als Neujahrsfest gefeiert wurde. Man brachte an demselben den Göttern Opfer und Gelübde für die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Dem Gotte Freir wurde ein großer Eber, das Jula-Schwein, geschlachtet, und das Opfer, welches Juelfest-Opfer oder Jolarblot hieß, in Gegenwart des Königs verrichtet. Ein goldener Eber ward bei der Tafel in den Saal gebracht, die Lehensmänner legten ihre Hände auf dessen Borsten und schwuren dem Herrn unverbrüchliche Treue; dann überließ man sich der Juelfest-Freude, dem Essen, Trinken, Tanzen, Spielen, was vier Wochen lang dauerte. Es ist leicht möglich, dass einige weit durch den Norden verbreitete Gebräuche von jenem Feste herrühren. Das Einschlachten, namentlich der Schweine, für alle größeren Haushaltungen zur Weihnachtszeit, das Backen von Kuchen in mancherlei Formen, mag sich leicht darauf zurückführen lassen, so wie auch die scherzhafte Versicherung, dass derjenige, der sich vom heiligen Abend vor dem Christfest bis zum Abendessen am folgenden Tage aller Speise enthielte, in der Nacht das goldene Ferkel zu sehen bekäme. Das deutsche Wort "Juelen", "Jolen", stammt sicherlich von jenem Feste und der Juelfest-Freude her.

    Juelmonat, Name des Dezember bei den Skandinaviern und alten Deutschen, von dem in diesem Monat gehaltenen Juelfest.

    Jumala nennen die Sámen (meist falsch als "Lappen" bezeichnet) und Finnen Gott überhaupt. Es scheint sich auch dort eine Spur von Dreizahl der Götterkräfte vorzufinden, welche unter besonderen Namen personifiziert wurden. Tiermes, Stor-Junkare und Baiwe hießen diese drei Hauptmächte. Tiermes war ihr Donnergott und dem skandinavischen Thor ganz ähnlich, er führte auch einen Hammer, wie dieser; Stor-Junkare war der Jagdgott, also wahrscheinlich die nährende Erde, wie Baiwe die befruchtende Sonnenwärme.

    Kalewa, einer der Urgötter des höchsten Nordens, lange vor Ankunft der Asen herrschend, ein gewaltiger Riese und Vater des Jägers Hiisi, eines bösen Gottes, dessen schreckensvolle Behausung ein Ort der Verdammnis ist.

    Kare ("die Luft"), zu den fornjotischen Göttern gehörig, ein Sohn des Fornjoter. Kares Sohn war Joekul ("Eis"), dessen Sohn Snaer ("Schnee").

    Kekki, ein Feldgott, den die Finnen - man weiß nicht, ob schon vor Ankunft der Asen in Schweden - verehrten, und welchem sie den Schutz ihrer Rentierherden übertrugen.

    Kelpie, ein Wassergeist, der, nach dem in Schweden unter dem Volke ziemlich allgemein verbreiteten Aberglauben, den Tod derjenigen Menschen, die ertrinken, durch kleine, hüpfende Flämmchen, auch wohl durch übernatürliches Geräusch zu erkennen gibt. Man denkt sich diesen Geist in verschiedenen Gestalten, als furchtbaren Riesen, Wolf, Pferd, badenden Mann, der Vorübergehende zum Baden einladet und sie dann in den Abgrund zieht etc.

    Kili, einer der Zwerge, welche, aus Erde geschaffen, in der Erde wohnen.

    Kjalar, Beiname des obersten Gottes Odin.

    Kobolde, Hausgeister ("tomte" / "nisse"). Der Name stammt aus dem Griechischen, wo im Kreis der Gefährten Bacchus' gewisse Schälke und Possenreißer unter dem Namen Kobaloi aufgeführt werden. Seit dem dreizehnten Jahrhundert findet sich das Wort Kobolde in deutschen Schriften, und bezeichnet seitdem jene Klasse von Hausgeistern, an die genau genommen alte europäischen Völker in ihrer Kindheit geglaubt haben. Sie werden in zwerghafter Missgestalt gedacht, jedoch in der Regel nicht für böse genommen. Sie können nach Belieben verschiedene Körper annehmen, sich unsichtbar oder sichtbar machen. Gewöhnlich tun sie aus angeborener Gutmütigkeit den Menschen keinen Schaden, sondern suchen das Haus, zu dem sie gehören, vor Schaden zu schützen, wohltätig für dasselbe zu wirken; das Höchste, was man von ihnen zu fürchten hat, sind kleine Neckereien, weil sie meistens spaßhafter Natur sind; jedoch gereizt, suchen sie sich auf die empfindlichste Art zu rächen. Insbesondere sind die Kobolde auch Berggeister, d.h. Geister der Bergwerke, und niemand ist von ihrem Dasein gewisser überzeugt, als die Bergleute. Jedes Land übrigens macht sich seine eigenen Vorstellungen von diesen Geistern. So heißen sie in Norwegen unter anderem Nisse god Dreng ("Nicolaus / Nils / Nisse , der gute Knecht"); ebenso und auch Tomtegubbe ("Hausalter") werden sie in Schweden genannt, und man denkt sie sich als kleine Burschen, welche sich vorzüglich in Ställen aufhalten und zum Gedeihen des Viehs viel beitragen, aber auch mancherlei häusliche Dienste verrichten, weshalb man sie auch gerne hat und ihnen täglich ein Schüsselchen Milch an einen bestimmten Ort hinsetzt, um sie an das Haus zu fesseln. Auf den Faröern heißen sie Niägrujsar, und man stellt sie sich als glückbringende Dämonen, in Zwerggestalt, mit roten Lappen auf dem Kopfe vor; auf Sjælland (Seeland) in Dänemark hingegen erscheinen sie ganz in der Tracht des Landvolkes, während des Sommers mit einem Hut, im Winter mit einer Pelzmütze sich bedeckend; sie halten sich ebenfalls in den Ställen auf, putzen das Vieh und füttern dasselbe stark auf Kosten der Nachbarn, wofür man ihnen an Festtagen Essen vorsetzt. Schottland kennt sie unter dem Namen Browni, von der braunen Farbe ihrer Kleidung und ihres Körpers. Dort ist ihre Wohnung unter der Türschwelle des Hauses, mit dessen Herrn sie in gutem Vernehmen stehen. In England nennt man sie Robin good Fellow. Ihr Aussehen ist zottig und wild, sie sind scheu und wohnen gern in entfernten Winkeln, doch suchen sie Nachts den Feuerherd zur Schlafstelle zu gewinnen, und sind deshalb böse, wenn die Hausfrau sich nach ihrer Meinung zu spät in der Küche beschäftigt. Manche glauben auch, dass sie die Seelen in dem Hause ermordeter Kinder seien, daher sie dieselben häufig in Gestalt weiß oder bunt gekleideter Kinder gesehen zu haben vorgeben, mit einem Messer im Rücken oder der Brust steckend, oder auf sonst eine Weise verstümmelt. Von Mägden, welche sehr begierig waren, ihren dienenden Kobold zu sehen, erzählt man, dass sie durch diesen an einen möglichst abgeschiedenen Ort (selbstverständlich Nachts) bestellt worden sind, mit dem Bedeuten, einen Zuber voll Wasser mitzubringen; auf Befehl des Geistes muss so eine Person in den Spiegel des Wassers hinein sehen, dann erblickt sie auf dem Boden ein nacktes Kind, dem ein Schwert oder ein Messer im Rücken steckt. Wenn die Neugierige erschrickt, springt der Kobold auf, begießt sie mit dem Wasser, das sie selbst mitgebracht, und suchte sie auf solche Weise zu erwecken.

    Kolga ("die Flut"), eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der Ran.

    Kor ("Erschöpfung, Kummer"), das Bett, in welchem die Göttin der Unterwelt, Hel, Lokes und der Riesin Angerbode Tochter, schläft, oder welches die zu ihr Kommenden erwartet.

    Kormt und Ormt. Thor begibt sich zu dem Göttergerichte stets zu Fuß (die anderen Asen reiten), und auf diesem Wege muss er die beiden Flüsse Kormt und Ormt durchwaten.

    Kostbera, Gattin des Hoegni (in der Niflungarsage, siehe Hreidmar). Sie entwirrte die Runen, welche die Einladung an König Atlis Hof enthielten, die durch den Überbringer Vigni verfälscht worden, und riet ihrem Gatten, allerdings vergeblich, von der Reise ab.

    Kwaser siehe Quaser

    Laga, Göttin der kühlenden Gewässer und Quellen. Sie wohnt in Soequabekr, einem silbernen Palast, über welchen die sämtlichen Gewässer der Erde hinrauschen. Odin besucht sie täglich, um sich zu baden und an ihrer Quelle zu erquicken.

    Laufeia, ein Jotenweib, Gattin des Riesen Farbaute, mit dem sie den Loke, den Bösen unter den Asen, erzeugte.

    Leding, die Kette, mit welcher der Wolf Fenrir gefesselt werden sollte; wie stark sie auch war, so zerriss er sie doch. Siehe auch Fenrir

    Leiffthus, einer von den Höllenflüssen, die aus dem Quell Hwergelmer entspringen.

    Leiptr, einer der Höllenflüsse, welche aus dem Quell Hwergelmer entspringen.

    Lerad, ein mächtiger, in Walhalla stehender Baum, in dessen Ästen der Hirsch Eikthyrnir und die Ziege Hejdrun leben und Nahrung finden. Von den Tropfen, die dem Geweih des Hirsches entquellen, kommen alle Flüsse der Welt.

    Letfete, eins der zwölf berühmten Asenpferde, die in der Edda, bis auf Baldurs Ross, namentlich angeführt werden.

    Lethra, die uralte, längst verschwundene Götterstadt der Dänen, das Königsgrab ihres Landes, deren Denkmale noch zum Teil sichtbar sein sollen. In früheren Zeiten, als der heidnische Götterdienst noch allgemein verbreitet war, hatten alle Götter dort Tempel. Das große Juelfest wurde daselbst mit den blutigsten Opfern gefeiert, nicht nur hundert (nach Adam von Bremen) Hähne, Pferde, Hunde, sondern eben so viele Greise, Männer, Frauen, Jungfrauen, Knaben und Mädchen mussten an diesem Feste erwürgt, oder im heiligen Quell ertränkt und im Haine als Opfer aufgehängt werden.

    Lichtelfen siehe Elfen

    Lif und Lifthrasser, zwei Menschen, die sich beim Ragnarokr (während des Weltbrandes) an dem Ort Homimersholt verbergen, und sich lediglich vom Tau erhalten; von ihnen stammen die Menschen alle ab, welche nach dem Sutursbrand die verjüngte Erde bewohnen werden.

    Lifur, ein aus Erde gebildeter, in der Erde wohnender Zwerg. Er ward bei Baldurs Leichenfeier von Thor, dem er zwischen die Beine lief, erschlagen, und in das brennende Schiff geworfen.

    Listvoer, eine von den Höllenjungfrauen, welche vor dem Palast der Hela auf schreienden Stühlen sitzen.

    Llywy, Tochter der britischen Göttin des Lebens, "Ceridwen" oder "Ked". Sie und ihre Mutter hatten einen, von den Druiden unterhaltenen, feierlichen Dienst, einen Tempel und Mysterien, welche an die "Eleusinien" (griechische Religion; große Feste der "Ceres") erinnert haben sollen.

    Lodur, anderer Name für We, Sohn Boers, Bruder Odins. Mit seinen Brüdern am Strande wandelnd, schuf er mit ihnen das erste Menschenpaar.

    Loffur, einer der Zwerge, welche von Swainshaugi nach Orwanga auf Jornwall kamen.

    Lofn oder Loeffna, die Göttin ehelicher Liebe und Eintracht, durch deren Hilfe Liebende verbunden, zürnende Gatten versöhnt werden.

    Logi, das verzehrende Feuer, mit dem Loke in Utgardslokis Wohnung um die Wette essen mußte. Siehe auch Thor

    Loke, auch Loki, der boshafte, arglistige Gott, das böse Prinzip der Odinsreligion, ein Ase wie Odin selbst, doch ein verruchter, schadenfroher Übeltäter, Schöpfer aller Laster und Verbrechen, Vater der greulichsten Ungeheuer, des Wolfes Fenrir, der Midgardsschlange und der Todesgöttin, der blauen Hel. Er ist vermählt mit der Riesin Angerbode; als Elementargott Loge aber bedeutet er "das Feuer", und ist dann mit der Elementargöttin Gloed ("Glut") vermählt, und hat Eisa und Einmyria ("Kohle" und "Asche") zu Kindern; es ist in diesem Sinne auch seine Abstammung verschieden, indem er als "Loge" ein Sohn des ältesten Gottes, Fornjotur, als "Loke" aber ein Sohn des bösen Riesen Farbaute ist. - Die Asen haben von Loke (oder Loki) nichts als Böses zu befürchten, wie er denn auch Veranlassung zu Thors Kampfe mit Gejrroed, zu dem Raub der Iduna, zu dem Tode Baldurs war, wofür er auf das Härteste (siehe Farangerfall), doch nicht mit dem Tode gestraft wurde, welches die Asen beim Weltuntergange schwer zu bereuen haben werden, indem er Ursache ihres Unterganges ist. Sonderbar erscheint seine Vereinigung mit den Asen, unter denen sogar Odin Todesbrüderschaft mit ihm hat. Die Asen sind die edlen guten Götter, und sollten wohl solche Verräter nicht in ihrer Nähe dulden. Beim Ragnarokr sterben er und Heimdal gleichzeitig, einer von der Hand des anderen.

    Listvoer, eine von den Höllenjungfrauen, welche vor dem Palast der Hela auf schreienden Stühlen sitzen.

    Lyngwe, eine Insel im See Amtswartner, wo der Wolf Fenrir von den Asen durch das unzerreißbare Band Gleipner gefesselt wurde.

    Maane, Bruder des Son ("Sonne"), und Sohn des Mundilfare. Er lenkt den Gang des Mondes, oder ist der Mond selbst. Wie alle Götter des nordischen Heidentums, hat auch er stets mit dem bösen Prinzip zu ringen; ihn verfolgt ein Wolf, Hate, welcher ihn immerdar zu verschlingen strebt; Angst vor diesem Unglück macht ihn häufig schwinden ("abnehmen"); ist der Wolf entfernt genug, so nimmt er wieder zu. Bei dem Weltuntergang kann er jedoch seinem Schicksal nicht entgehen, das Ungeheuer fasst ihn in seinen Rachen, der Himmel wird rot von dem vergossenen Blut, die Sonne erbleicht vor Entsetzen und verliert ihren Schein, denn auch ihr steht dasselbe bevor, und Maane geht ohne Wiederkehr unter.

    Magni, Thors Sohn, siehe auch Hrugner.

    Mannagarmur, ein Riese in Wolfsgestalt, Sohn der Riesin Gyge. Er sättigt sich mit dem Leben aller sterbenden Menschen, verschlingt am Ende der Welt den Mond und bespritzt Himmel und Luft mit Blut, wodurch die Sonne verfinstert wird und Stürme entstehen. Er ist vermutlich identisch mit Hate.

    Mannheim, eine der neun Welten der nordischen Fabellehre, und zwar die mittelste, welche zum Wohnplatz der Menschen bestimmt ist, wie Asaheim für die Götter, Helheim für Hel etc.

    Mardoel, einer der vielen verschiedenen Namen, unter denen Freia auf der Erde umherreiste, um ihren Gatten zu suchen.

    Megingiarder, Thors Gürtel, der ihm, wenn er ihn anlegte, doppelt so viel Götterkraft verlieh, als er schon an sich besaß.

    Meinwaëttir, Geister, Kobolde, Elfen, welche allerlei Possen, auch wohl wirklichen Schaden stiften, wie man auf Island ihnen die vulkanischen Ausbrüche zuschrieb; man sammelte in der Mittsommernacht, in welcher sie besonders tätig sein sollten (d.h. in der Nacht von Johannis), das sogenannte Johanniskraut (Baldursbra, "Baldurs Augenbraue"), welches gegen diese neckenden, halb guten halb bösen Wesen schützen sollte.

    Midgard, die durch die Augenbrauen des Riesen Ymer verschanzte Erde, der eigentliche Wohnsitz der Menschen, und in dem Allerheiligsten, in Asgard, auch der Wohnsitz der Asen, welchen diese, um sich vor den Einfällen der Joten zu schützen, auf jede Weise befestigt haben.

    Midgardsschlange siehe Jormungand

    Mimameithr, der Baum, an welchem neben der Quelle der Weisheit Mimer sitzt; er breitet seine Äste über alle Gegenden der Erde aus, und wird weder vom Wasser, noch vom Feuer beschädigt.

    Mimer, ein überaus weiser Ase, der von den Göttern zu den Vanen gesandt wurde, um den Asen Haenir, der als Geisel bei ihnen war, mit seinem Rat zu unterstützen; Mimer aber ward von den Vanen getötet und sein Haupt an Odin zurückgeschickt, welcher durch Zauberei es wieder belebte, so dass es ihm alles Verborgene weissagte. Er hatte früher die Wache an einer der drei unterweltlichen Quellen, die nach ihm Mimersbrunnen heißt. Odin, der die Kraft dieses Wassers, Weisheit zu verleihen, kannte, wollte daraus trinken, erhielt jedoch nur gegen Einsatz seines Auges Erlaubnis hierzu, und büßte es auf diese Art ein.

    Mimring, ein in Dänemark verehrter Waldgott.

    Mimsoinr ("Freund des Mimer"), ein Beiname, den Odin davon erhielt, dass Mimer ihn aus seinem Weisheitsborn (Mimersbrunnen) trinken ließ, wiewohl er dies mit einem Auge bezahlen musste.

    Mioedvitnir, einer der vielen Zwerge der nordischen Märchen.

    Mist, eine der mächtigen schlachtenlenkenden Walküren.

    Mistel, eine Pflanze, welche auf mehreren Bäumen, auf der Buche, der Weide, der Birke wächst, doch vorzugsweise hoch geehrt wurde, wenn sie auf einer Eiche sich zeigte, in diesem Falle schrieb man ihr besondere Heilkräfte zu, ja es war nach der Lehre der Druiden nicht nur die heilsamste Pflanze, welche gegen alle Krankheiten wirkte, es war auch die heiligste, von Gott selbst erkorene, ohne welche kein Gottesdienst gehalten werden konnte. Sobald ein Druide eine auf einer Eiche wachsende Mistel entdeckt hatte, versammelte er alle in der Nähe wohnenden Brüder seines Ordens; sie legten ihre vielfarbigen Gewänder ab und kleideten sich weiß, als Zeichen der Demut gegen die göttliche Pflanze; der Oberdruide ging mit einer goldenen Sichel zu dem Baume, beugte seine Kniee vor demselben und ließ sich nun von anderen so hoch emporheben, bis er die Pflanze erreichen konnte, diese ward mit der goldenen Sichel abgeschnitten und zu heiligen Gebräuchen bewahrt. Konnte man sie sechs Tage nach dem Neumond schneiden, so hatte sie die größte Heilkraft, ward sogleich gekocht, mit dem Opferblut unter der Eiche geschlachteter, noch nicht zur Arbeit gebrauchter Stiere geweiht und in einen Trank verwandelt, welcher Fruchtbarkeit und Gedeihen allen verschaffte, die sich seiner bedienen konnten.



    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:27


    Mithodin, ein Zauberer, welcher sich eine Zeitlang für Odin ausgegeben haben soll, deshalb von den "Goten" und "Cimbern" verfolgt und erschlagen, dann aber doch als ein Gott angebetet wurde.

    Mjollner, Mjoelner, Mjölner oder Mioelner, der Hammer des Donnergottes Thor (siehe auch Brok).

    Modgudr, eine der Höllenjungfrauen, welche an der Gjallar-Brücke Niflheim Wache hielt.

    Modi, Sohn des Thor und Bruder des starken Magni.

    Modir ("Mutter"), die Gattin Fadirs ("Vater"); Heimdal machte sie zur Mutter der Edlen unter den Menschen, wie Amma Mutter der Bauern ward.

    Moedsognir, der Oberste und Beherrscher der in Steinen wohnenden, aus Steinen geschaffenen Zwerge.

    Mogthrasir, Vater dreier schöner Tochter, welche Schutzgeister der Erdbewohner sind und besonders über die Dörfer und Städte im Allgemeinen wachen.

    Mokkurkalfi siehe Hrugner.

    Morai, der Begräbnissplatz der Bewohner von Otaheite, auf welchem sie für ihre Lieben Denkmäler aller Art errichteten.

    Mundilfare, Vater von Son und Mani ("Sonne" und "Mond"), welche er ihrer Schönheit wegen so genannt hatte. Die Asen raubten ihm dieselben, um seinen Hochmut zu bestrafen, setzten sie jedoch als Sonne und Mond an den Himmel.

    Munin, einer der beiden Raben, welche auf Odins Schultern sitzen und ihm zuraunen, was auf der Erde, die sie täglich umkreisen, geschieht.

    Muspelheim, die Licht- und Feuerwelt, welche der alten "Nebelwelt" (Niflheim) gegenüber besteht, und die Asen immerdar mit dem Hereintragen ihrer verderblichen Glut bedroht; sie liegt südlich vom Reiche der Asen, ist hell und heiß und so flammend, dass niemand, der dort nicht seine Wohnung hat, daselbst aushalten kann. Surtur herrscht darüber und sitzt an der Grenze, bewacht das Land und schützt es mit seinem flammenden Schwert. Am Ragnarokr wird er hervorkommen, die Götter bekriegen, über sie triumphieren, und das ganze All wird in Feuer aufgehen.

    Muspelleute oder Muspelsöhne, die Bewohner von Muspelheim, welche bei dem Weltbrand Ragnarokr unter Suturs Anführung die Asen bekriegen werden.

    Myrkheim, eine der neun Welten, welche zum Wohnort für die Zwerge bestimmt ist.

    Naal oder Nal, die Gattin des Riesen Farbaute und Mutter des bösen Loke; sie wird auch Laufeia genannt.

    Naglfar, das größte Schiff der Welt, aus den Nägeln der Verstorbenen gebaut, und bestimmt, die Bewohner von Muspelheim zum Kampf gegen die Asen herbeizuführen, wenn Ragnarokr ("der Weltuntergang") anbricht.

    Naglfari siehe Not.

    Nagrind, das Gitter, welches in Helas Reich den "Leichenstrand" Nastrond von Helheim schied; Hermode setzte mit seinem achtfüßigen Ross darüber hinweg.

    Nain, einer von den vielen Zwergen der Odinreligion; er gehörte zu den aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwergen.

    Nair, nächtliche Gespenster, Seelen Verstorbener, welche die ihnen Angehörigen besuchten; der Ruf des Verkündigers des Morgens scheuchte sie zurück in ihr Schattenreich.

    Nanna, des schönen Baldur schöne Gattin, welche sich bei seinem Leichenbegängnis mit ihm verbrennen ließ, und nun in Helheim den Thron mit ihm teilt.

    Narfi, Sohn des bösen Loke und seiner, ihn zärtlich liebenden Gattin Sigyn. Die Götter ließen ihn zerreißen durch seinen Bruder Wali, den sie in einen Wolf verwandelten, und nahmen seine Gedärme, um Loke, der Baldurs Tod veranlasst hatte, damit auf drei Felsen zu befestigen.

    Nastrond ("Leichenstrand"), der Ort der Verdammnis für Verbrecher, welche in einem Hause, das ganz mit immerfort Gift speienden Schlangen gedeckt ist, im Gifte waten und sich von demselben beträufeln lassen müssen, was ihnen gräßliche Qualen verursacht.

    Naut, einer von den 37 aus dem Quell Hwergelmer entspringenden Höllenflüssen.

    Nebelkappe, eine Kappe, mittels derer man sich unsichtbar machen kann; die Zwerge und Elfen haben stets dergleichen, und werden daher nur sichtbar, wenn sie diese Kappen verlieren.

    Nekkus, ein Wassergott, ein böser Nix, welcher diejenigen, die ins Wasser fielen, in sein Reich herniederzog (siehe Nixen).

    Nida, der bekannte Hauptsitz der Asen, siehe auch Idaplan.

    Nidhoegr ("Neidhard"), die Schlange, welche an der Wurzel der Esche Ygdrasil nagt und sie niederzustürzen sucht.

    Nidi, einer der in der Erde wohnenden, aus Erde geschaffenen Zwerge.

    Nidudr oder Nidung, ein mächtiger König in Schweden, böse und grausam. Er fing den berühmten Voelundr, einen geschickten Goldschmied, lähmte ihn, und ließ ihn für sich arbeiten; aus Rache tötete dieser seine Kinder und machte aus ihren Augen einen Schmuck für die Königin.

    Nidur, einer der Flüsse, welche in dem Reiche der Todesgöttin Hela strömten; man trank aus demselben, wie aus Lethe, Vergessenheit alles Geschehenen.

    Niflheim und Helheim. Ersteres ist das allgemeinere, das Reich des Todes, der Nacht und des Elends; Helheim, das Reich der Hel, ist in demselben gelegen.

    Niotun, die Göttin der Jugend, nicht mit Iduna zu verwechseln.

    Nipen, nach einem neben dem Christentum fortbestehenden Aberglauben der Norweger ein Geist, der sehr allgemeinen Einfluss auf das Gedeihen jeder Unternehmung hat. Bald ist er ein freundlicher, bald ein neckender Hausgeist, den man zu Weihnachten durch Geschenke an Kuchen und Branntwein für das kommende Jahr sich geneigt zu machen nicht versäumt.

    Nipingr, einer der aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwerge.

    Nische Puk, Kobolde, Gnomen, Hausgeister, an welche in Skandinavien, England, Schottland und zum Teil auch Holland, bis zum Holsteinischen hin, geglaubt wurde; sie waren nicht eigentlich böser Art, durften jedoch nicht geneckt werden.

    Nixen. Von neueren Dichtern kennen wir die Nixen gewöhnlich nur als weibliche Wesen, gleich den Nymphen der Griechen, nur mit stärkerem Hervortreten der Vorstellung, dass ihre Nähe für den Menschen verderblich sei, was bei den Nymphen nur selten erscheint. Allein zu der Zeit, als dieser Name entstand, wurde er vom Volksglauben vielmehr überwiegend für männlich gedachte Wassergeister gebraucht, und zwar hieß die älteste Form des Namens Nihhus oder Nichus, wurde aber dann z.B. in Nicker, Nickel, Neck, Necker (wozu zu vergleichen der Name des Flusses Neckar) abgewandelt; frühzeitig jedoch wurden allerdings auch weibliche Nixen hinzugedichtet. Das Uebereinstimmende in allen Zügen des Nixen-Glaubens ist, dass sie Wesen gleicher Klasse mit den Elfen, nur auf das Wasser, als ihr Element, beschränkt sind. Der Nix ist gewöhnlich ältlich und langbärtig; er trägt einen grünen Hut, und wenn er den Mund bleckt, sieht man seine grünen Zähne. Zuweilen hat er die Gestalt eines rauhhaarigen wilden Knaben, zuweilen die eines gelblockigen, mit roter Mütze auf dem Haupt. Dem finnischen Näcki werden eiserne Zähne beigelegt. Nixen erscheinen, gleich den Feen, in der Sonne sitzend, ihre langen Haare kämmend, oder auch mit dem Oberteil des Leibs, der von hoher Schönheit ist, aus Wellen tauchend. Den Unterteil soll, wie bei "Sirenen", ein fischartiger * bilden; doch diese Vorstellung ist unwesentlich, und wohl nicht echt deutsch, denn die Nixen, wenn sie ans Land unter Menschen gehen, sind gleich menschlichen Jungfrauen gestaltet und gekleidet, nur an dem nassen Kleidersaum, dem nassen Zipfel der Schürze erkennbar. Tanz, Gesang und Musik sind die Freude der Nixen, wie der Elfen. Durch Gesang zieht die Nixe zuhorchende Jünglinge an sich und hinab in die Tiefe. Die Nixen sind unselige Wesen, die aber dereinst der Erlösung teilhaftig werden können. Zwei Knaben spielten am Strom; der Nix saß und schlug seine Harfe; die Kinder riefen ihm zu: »Was sitzest du Nix hier und spielst? Du wirst doch nicht selig«. Da fing der Nix bitterlich zu weinen an, warf die Harfe weg und versank in die Tiefe. Als die Knaben nach Hause kamen, erzählten sie ihrem Vater, der ein Priester war, was sich zugetragen hatte. Der Vater sagte: »Ihr habt euch an dem Nix versündigt; geht zu ihm, tröstet ihn und sagt ihm die Erlösung zu«. Da sie zum Strom zurückkehrten, saß der Nix am Ufer, trauerte und weinte. Die Kinder sagten: »Weine nicht so, du Nix! Unser Vater hat gesagt, dass auch dein Erlöser lebt«. Da nahm der Nix froh seine Harfe und spielte lieblich bis lange nach Sonnenuntergang. Aber andererseits geht durch die Nixen-Sagen ein Zug von Grausamkeit und Blutdurst, der bei den Geistern der Berge, Wälder und Häuser nicht leicht vorkommt. Nicht allein Menschen, deren der Nix gewaltig wird, tötet er, sondern er übt auch blutige Rache an seinen Leuten, die ans Land gestiegen sind, mit den Menschen umgehen und dann wieder zurückkehren. Von Ertrunkenen sagt man: »Der Nix hat sie an sich gezogen«.

    Njord, ein schöner Jüngling aus dem Geschlechte der Vanen, welchen diese den Asen als Geisel für ihre friedliche Gesinnung gaben, während die Asen dasselbe in der Person des Haenir taten. Er vermählte sich mit der schönen Jotentochter Skade, und sie gebar ihm Freir und Freia, die edelsten und schönsten der Asen, unter welche sie, obwohl nicht ihrem Stamme angehörig, aufgenommen wurden; doch war die Ehe nicht glücklich, weil Njord und Skade verschiedenen Völkern angehörten, deren verschiedene Gewohnheiten ihnen gegenseitig nicht zusagten; so konnte Skade nicht das Geschrei der Möwen ertragen, wenn sie bei ihrem Gatten am Meere, in Noatun, wohnte, während Njord das Geheul der Wölfe unerträglich fand, wenn er bei seiner Gattin im Gebirge war. So trennten sie sich endlich, Skade, um ungestört auf ihren leichten Schneeschuhen umherzufahren und Wild zu jagen, Njord, um im leichten Nachen den Fischen nachzusetzen.

    Njordr, eine der jüngeren Asinnen, der Gespielinnen der Freia.

    Njotr ("der Genießer"), Beiname Odins.

    Noatun siehe Njord.

    Nonu, einer der Flüsse, welche in das Reich der Todesgöttin Hela hinabströmen.

    Nordri, einer der vier starken Zwerge, welche das Himmelsgewölbe tragen.

    Norna Gest, Sohn eines dänischen Fürsten, Thort Bengbit, dem, als er noch ein Kind war, drei Zaubernornen eine glückliche Zukunft prophezeiten und ihn mit Segnungen überhäuften; nur die jüngste derselben, teils dadurch beleidigt, dass die anderen ihr alle Wünsche vorweggenommen, teils entrüstet über eine Menge Menschen, welche sich herzudrängten und sie von ihrem Sitze schoben, fügte zu jenen Segnungen den Fluch, dass er nur so lange leben sollte, als die soeben für ihn angezündete Kerze noch nicht verzehrt sei. Eine andere Norne löschte die Schicksalskerze sogleich aus und gab sie der Mutter des Knaben, dem diese sie, mit der Erzählung der Begebenheit, überreichte, als er zu einem rüstigen Helden erwachsen war. Sorgfältig bewahrt, begleitete sie ihn von Ort zu Ort, von Land zu Land. Die größten Heldentaten vollbrachte der kühne Jüngling, der erfahrne Mann, der kräftige Greis; die glänzendsten Höfe sahen ihn bewundernd während dreier Jahrhunderte, bis Olaf Trygvason ihn zur Annahme des Christentums bewog. 300 Jahre alt, zündete er nun auf Olaf's Befehl, nachdem er die Taufe erhalten hatte, die Kerze an, doch war die Macht des Zaubers nicht gebrochen: er starb, sobald die Kerze verbrannt war.

    Nornen ("Schicksalsgöttinnen"): drei weise Jungfrauen von nie alternder Schönheit und nie wechselndem Ernst, Urd, Naranda und Skuld geheißen. Sie wohnen in einem Palast unter der Esche Ygdrasil, dem Lebensbaum, dessen Dauer sie dadurch erhalten, dass sie seine Wurzeln täglich mit dem Wasser aus den Udarquellen benetzen, damit er nicht verdorre, und mit dem in der Nähe liegenden weißen Lehm bestreuen, damit sie nicht faulen. Nach ewigen Gesetzen weben sie den Lauf der Dinge, die Schicksale der Könige, die Taten der Helden, und wurden daher von den Bewohnern des Nordens hoch verehrt.

    Norr, Sohn des finnischen Riesengottes Thorri. Er hatte eine schöne Schwester, welche geraubt wurde; da sandte sein Vater ihn und einen Bruder Gorr aus, um die Verlorene zu suchen, welche sie dann auch, doch schon vermählt mit Hrolf vom Berge, fanden. Norr hatte einen Sohn, Raumus.

    Norve, ein Jote oder Riese, Vater der Not ("Nacht") und durch sie Großvater des Dag oder Dagur ("Tag").

    Not (die "Nacht"), eine Jotenjungfrau, Tochter des Norve, schwarz und düster wie ihr Name. Sie vermählte sich dreimal, zuerst mit Naglfari, welchem sie einen Sohn, Audr, gebar; dann mit Anar, der Joerd (die "Erde") erzeugte, und endlich mit einem Asen, Dellingur ("Dämmerung"), welchen sie mit dem Dag oder Dagur ("Tag") beschenkte. Letzterer ward wegen seiner Schönheit ganz zum Geschlechte des Vaters gezählt, und Odin gab ihm ein Ross, Skinfaxi, mit welchem er immerfort um die Erde reitet; ihm voran aber reitet Not auf dem Ross Hrimfaxi; so folgen Not und Dagur ("Nacht" und "Tag") einander stets abwechselnd nach.

    Nyradus, einer der aus Erde gebildeten in der Erde wohnenden Zwerge.

    Nyt, einer der vielen Flüsse, welche von der Erde hinab in das Reich der Hel strömen.

    Odainsakur, eine Landschaft im Reiche des Königs Gudmund, in Jotunheim gelegen. Wer dorthin kam, genas von jeder Krankheit und unterlag nicht dem allgemeinen Naturgesetz, dem Sterben.

    Oddrun, Schwester des Königs Atli, Gunnars Geliebte, eine mächtige Schildjungfrau und Zauberin.

    Odin, der höchste Gott des Göttergeschlechtes, das den Norden nach dem Unterliegen des Fornjotnischen beherrschte. Er ist nicht mit Alfadur zu verwechseln (wiewohl er diesen Titel als Beiname führt), denn Alfadur ist der ewige, unerschaffene Gott, Odin aber ein erdgeborener König. Die Edda erzählt: »Aus den salzbereiften Steinen leckte die Kuh Audumbla den Riesen Bure; dieser bekam einen Sohn, Boer, welcher sich mit der Riesentochter Bestla vermählte und mit ihr den Odin, den Wile und den We erzeugte«. Die letzteren beiden verlieren sich aus der Asengeschichte, werden selten erwähnt und haben nicht viel getan; Odin aber waltet mächtig, schöpferisch, durch alle Zeiten hindurch, bis zum Weltuntergang. Die erste Tat der drei vereinten Brüder war, dass sie gegen den Joten Ymer auszogen, ihn erschlugen und aus seinem Leichnam die Welt bildeten. Die Welt war durch Ymers Blut überschwemmt, und es rettete sich nur ein Paar, der Riese Bergelmer und dessen Weib. Nachdem die Erde gebildet war, bevölkerte Odin dieselbe, indem er ein Menschenpaar, Ask und Embla, erschuf; allein das Riesengeschlecht pflanzte sich gleichfalls fort, und so war von Anfang der Streit zwischen dem Guten und dem Bösen bedingt, in welchem auch Odin selbst untergeht, da er doch nur ein endlicher Gott ist. Odin ist überaus weise, und dankt sein Wissen zwei Raben, Hugin und Munin, welche auf seinen Schultern sitzen und ihm alles erzählen, was auf der Welt geschieht, daher er auch "der Rabengott" heißt; ferner einem Trunk aus Mimirs Brunnen, wofür er ein Auge verlor, daher er "der Einäugige" heißt. Den köstlichen Dichtermeth wusste er sich durch seine List und männliche Schönheit von Gunloede zu verschaffen, ist daher auch "Dichterkönig" und führt den Beinamen Liodasmieder ("Liedermacher", "Verseschmied"). - Odins Gattinnen und Geliebten sind: Joerd (Mutter des Thor), Rinda (Mutter des Vali), Frigga, die Asenkönigin (Mutter des Baldur, Braga, Hermode und Tyr), Grydur (Mutter des Vidar), neun reine Riesenjungfrauen von unendlicher Schönheit, welche alle neun, am Meeresstrande schlafend, zugleich Mütter des Heimdal wurden; Skade, früher Njords Gattin (von Odin Mutter des Semming und vieler anderer Söhne), Gritha (Mutter des Skiold); ferner erfreuten ihn mit ihrer Gunst die Riesentochter Gunloede, von welcher er für seine Liebe den Dichtermeth erhielt, und Laga, die Göttin der Gewässer. - Odin wohnt in Asgard, wo er drei Paläste hat, welche Gladsheim, Walaskialf und Walhalla heißen: der erste ist zu den Versammlungen des Götterrates bestimmt; von dem zweiten vermag er die ganze Welt zu überschauen; in dem dritten sammeln sich um ihn alle Helden der Erde, um mit ihm gegen die den Weltuntergang herbeiführenden bösen Mächte zu kämpfen. Diese Helden heißen Einheriar, werden auf dem Schlachtfelde durch die Walküren mit einem Kusse zum Mahle Odins eingeladen, und erwarten dort, unter stetem Schmausen und Kämpfen, den Ragnarokr (Weltuntergang). Selbst ein Freund des Zechens und der Schlachten, lässt Odin sich stets von zwei Walküren, Rista und Mista, mit goldenen Pokalen bedienen, und kämpft mit den Einheriarn auf einem achtfüßigen Ross, mit einem nie fehlenden Speer; doch helfen ihm weder seine Helden, noch seine Waffen: der Weltuntergang bringt auch ihm den Tod. Man glaubt nicht ohne Grund, dass vieles, Odin betreffende, teilweise historisch sei.

    Odinsfall, der erste volle Becher, der bei Opferschmäusen von den Priestern gesegnet und dem Odin als Opfer gebracht wurde.

    Odr oder Odur siehe Freia.

    Odrarer, ein Kessel, den Zwergen Fialar und Galar gehörig, in welchem diese aus des ermordeten Quasers Blut den Dichtermeth bereiteten.

    Odur oder Odr siehe Freia.

    Ofnir, eine Schlange, deren Gestalt Odin annahm, um durch ein enges Bohrloch in einen Felsen zu kommen, hinter welchem der Quasermeth von der schönen Gunloede bewacht wurde.

    Okolne, ein Teil des Himmels (Gimle), in welchem der Saal Brimmer ist, der allen guten Seelen Getränke in Fülle bietet.

    Oelwald, einer der reichsten Riesen oder Joten, Vater des Thiasse. Sein Gold teilten seine Kinder so unter sich, dass jeder auf einmal so viel nahm, als er in dem Munde bergen konnte.

    Omi ("der Rauschende"), Beiname des Odin.

    Onar, der zweite Gatte der Jotentochter Not ("Nacht"); ferner hieß ebenso einer der Zwerge, welche aus Erde gebildet sind und in der Erde wohnen.

    Oendurdys, Beiname der schönen Skade, welche Njord verlassen hatte, um in ihren heimatlichen Bergen umherzuschweifen (letzteres soll in dem Namen Oendurdys ausgedrückt werden).

    Oergelmir, identisch mit Aurgelmer.

    Ori, ein Zwerg, gewöhnlicher Gesellschafter des Modsognir.

    Ormseinbani, Beiname des Thor: "derjenige, welcher die Schlange Jormungand, die Midgardsschlange, allein erschlägt".

    Ormt, einer derjenigen Flüsse, welche Thor zu durchwaten hat, wenn er mit den Asen zu Gericht geht.

    Oski, einer der vielen Beinamen Odins.

    Ostar, wahrscheinlich ein Mondgott, dem zu Ehren alle Jahre ein Fest gefeiert und ein Stier geschlachtet wurde; einige glaubten, das deutsche Wort Ostern komme von diesem Gotte her.

    Ostre, identisch mit Austri.

    Ottar, Sohn des Königs Innstein und der schönen Hledis, berühmt durch seine Verehrung und unwandelbare Liebe zu den Asen, welche so weit ging, dass er der Freia einen Tempel baute von geschliffenen Steinen und so schön glänzend wie poliertes Glas. Ottar und Angantyr hatten eine Erbschaft gemacht, die demjenigen zufallen sollte, der die Geschichte seines Hauses am höchsten hinaufführen würde; da flehte Ottar zur schönen Freia, welche ihm zum Siege verhalf; siehe weiteres unter Hyndla.

    Otter siehe Hreidmar.

    Para oder Bjaera, ein Kobold, welcher, nach dem Glauben der alten Schweden und Finnen, Milch fremder Kühe stiehlt und sie in das Butterfass des Hauses, welchem er dient, zu tragen pflegt.

    Pepenut, angeblich ein Kriegsgott der alten Sachsen, in dessen Tempel ein weißes Pferd gehalten wurde, das man bei beginnendem Kriege sattelte, glaubend, der Gott besteige es, um seinen Verehrern in der Schlacht beizustehen.

    Plinajoinen nannten die Finnen den Alp; er wird als ein Seelöwe gedacht, welcher sich unsichtbar in die Häuser schleicht und Nachts auf die Schlafenden wirft, auch die Kinder schielend macht, oder sie auf andere Weise beschädigt. Man konnte diesen Kobold vertreiben, wenn man einen Stahl unter das Kopfpolster legte.

    Quaser. Die Asen führten mit den Vanen seit langen Jahren Krieg; überdrüssig der nicht aufhörenden Streitigkeiten, beschlossen sie, ein Wesen zu schaffen, dessen Weisheit sie sich anvertrauen, und das sie zum Schiedsrichter nehmen könnten. Asen und Vanen spien in ein Gefäß und bildeten den Quaser. Er war so weise, dass niemand ihm eine Frage vorlegen konnte, die er nicht zu beantworten gewusst hätte, deshalb reiste er, nach vollzogenem Schiedsrichteramt, in der Welt umher, um die Menschen Weisheit zu lehren; allein als er zu den Zwergen Fialar und Galar gelangte, fanden diese an seinem Rat nicht genug, sie wollten ihn ganz haben, schlachteten ihn daher, und mischten sein Blut mit Honig, einen köstlichen Meth daraus bereitend, so dass jeder, der davon trank, zum Dichter wurde. Die Götter, welche sich nach dem Weisen erkundigten, erhielten zur Antwort, »Quaser sei in seiner eigenen Weisheit erstickt« weil niemand ihm dieselbe habe abfragen können. Nicht lange nach dieser Tat erschlugen die Zwerge auch den Riesen Gilling und dessen Gattin im Schlafe mit einem Mühlstein, ohne dass uns die Tradition die Ursache dieser Grausamkeit aufbewahrt hätte, wohl aber weiß man, dass Gillings Sohn, der Riese Suttung, Rache suchte, die Zwerge ergriff und sie mitten im Meere auf einem Felsen dem Hungertode preisgegeben aussetzte. In dieser Not boten sie demselben für ihre Freiheit den kostbaren Dichtermeth, der aus dem Blut Quasers gemacht war. Suttung nahm das Angebot wohl an, gab den Zwergen die Freiheit und ließ den Meth durch seine Tochter, die schöne Gunloede, im Hnitberge sorgfältig bewahren. Odin verschaffte sich durch List den Eingang in den Berg, und durch die Gunst der jungen Riesin den ganzen Vorrat von Meth. Von dem ganzen Vorgang her kommen alle die Namen, welche der Dichtermeth in der Edda führt: Quaser's-Blut, Zwerge-Trank, Hnitbergsmeth, Zwerglösegeld etc.; von den Fässern, Son und Bodn, in welche das Blut gezapft, sowie von dem Kessel, Odrarir, in dem der Meth bereitet wurde, heißt er auch "Sonsnass", "Bodnnass" oder Odrarir's Meth.

    Radgrid, eine der schönen Walküren oder Schlachtjungfrauen.

    Radweig, eine von den neun Töchtern des Njord.

    Rafn, berühmtes Ross Alis, des Königs von Norwegen, welches durch den König Adils von Schweden erbeutet wurde, als dieser mit einem Heer in Norwegen einfiel.

    Ragnarokr ("Götterdämmerung"); der schreckliche "Weltuntergang", der den nordischen Göttern, den Asen, ihren Reichen, ihren Schöpfungen, und mithin auch der Erde und den Menschen ein Ende droht. Die Edda macht folgende Beschreibung davon: »Es kommt ein Winter, Fimbulweter genannt, da stöbert Schnee von allen Seiten, ein starker Frost herrscht, und rauhe Winde toben, wodurch die Wärme der Sonne vernichtet wird; solcher Winter folgen drei aufeinander, ohne einen Sommer dazwischen, aber vor diesen werden drei Jahre kommen, in denen die ganze Welt mit Krieg und Blutvergießen heimgesucht wird; Brüder töten einander aus Geiz, und keine Schonung findet statt, auch nicht zwischen Eltern und Kindern. Dann geschieht, was von der größten Wichtigkeit ist, dass der Wolf Skoll zum großen Verderben der Menschen die Sonne verschlingt, ein anderer Wolf, Hati, nimmt den Mond, die Sterne verschwinden vom Himmel, die ganze Erde bebt, die Bäume werden mit den Wurzeln ausgerissen, die Berge stürzen zusammen und alle Ketten und Bande brechen und zerreißen. Der Wolf Fenrir kommt los, das Meer tritt über seine Ufer, weil die Midgardsschlange wie wütend wird und das Land sucht. Da geschieht auch folgendes: das Schiff Naglfar wird los; es ist aus Menschennägeln gemacht, weswegen bemerkt zu werden verdient, dass, wenn jemand stirbt und ihm die Nägel nicht abgeschnitten werden, er dadurch den Bau des Schiffes fördert. Götter und Menschen müssen wünschen, dass es spät fertig wird. Der Riese Hrymer steuert Naglfar; der Fenrir-Wolf fährt hervor mit aufgesperrtem Rachen, so dass der Unterkiefer die Erde, der Oberkiefer den Himmel berührt. Die Midgardsschlange speit Gift aus, welches die ganze Luft und das Meer ansteckt; sie ist erschrecklich und kämpft an der Seite des Fenrir-Wolfs. In diesem Lärm birst der Himmel, und Muspels Söhne kommen reitend unter Surturs Anführung, der von Feuer umgeben ist, und dessen vortreffliches Schwert heller leuchtet, als die Sonne. Während sie über Bifrost ("Regenbogen-Brücke") reiten, geht sie in Stücke. Muspels Söhne ziehen hinaus auf die nach allen Seiten 100 Meilen messende Ebene Vigrid, wo sie zu Fenrir und der Midgardsschlange stoßen. Es vereinigt sich auch mit ihnen Loke, Hrymer und alle Hrymtussen. Muspels Söhne haben ihre eigene, sehr glänzende Schlachtordnung. Wenn diese Begebenheiten eintreffen, erhebt sich Heimdal, stößt aus aller Kraft in's Gjallarhorn, und weckt alle Götter, die Rat halten. Odin reitet zu Mimers Brunnen, um dort für sich und die Seinigen Rat zu holen. Die Esche Ygdrasil bebt, und alles fürchtet sich, im Himmel und auf Erden. Die Asen rüsten sich mit den Einheriarn und ziehen auf die Ebene; voran reitet Odin mit einem Goldhelm, einem trefflichen Harnisch und dem nie fehlenden Speer, Gungnar, bewaffnet; er kämpft gegen Fenrir. Thor streitet an seiner Seite, ohne Odin beistehen zu können, da er genug mit der Midgardsschlange zu tun hat; Freir kämpft mit Surtur, und es beginnt ein harter Kampf, der mit Freirs Fall endet. Die Ursache seines Todes ist der Mangel eines guten Schwertes, das er Skirner gab. Auch der Hund Gramr, der in dem Loche Gnipi gebunden war, reißt sich los. Er verursacht außerordentlich viel Unglück; er streitet nämlich gegen Tyr, und sie töten einander. Thor erwirbt sich zwar die Ehre, die Midgardsschlange zu töten, aber nachdem er neun Schritte davon gegangen ist, fällt auch er tot zur Erde von dem Gift, das die Schlange ausgespieen hat. Der Wolf Fenrir verschlingt Odin, alsbald wendet sich Vidar gegen ihn, setzt ihm einen Fuß in den unteren Kiefer und reißt ihm mit der Hand den Schlund heraus. Der Schuh dieses einen Fußes ist von den Lederstücken gemacht, welche man von den Schuhen um die Zehen und den Absatz abschneidet; daher darf niemand, der den Asen zu Hilfe kommen will, versäumen, diese Stücke wegzuschneiden. Nach diesem allem wirft Surtur Feuer und verbrennt die ganze Erde. Aber nun hebt sich aus dem Meer eine schöne grüne Erde, worauf Korn wächst; Vidar und Vali, denen Surturs Lohe nichts geschadet hat, leben, sie wohnen auf der Ida-Ebene, wo Asgard ehemals lag; dort finden sich auch Thors Söhne, Magni und Modi, ein, und haben Thors Hammer, Mjollner, mit; ferner erscheinen auch Hoedur, Baldur und Hel. Sie setzen sich zusammen und gedenken ehemaliger Begebenheiten. Auch haben sich zwei Menschen, Lif und Lifthrasir, im Homimersholt verborgen; diese haben sich vom Morgentau genährt und kommen jetzt hervor. Von ihnen stammt das neue Geschlecht, das die Erde bevölkert; auch die Tochter der Sonne wandelt an der Mutter Stelle die alte Bahn und erleuchtet die Erde«.



    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:28


    Ran, das personifizierte Meer, die Gattin des Meergottes Aeger; sie gebar demselben die neun Wellenmädchen. Alle diejenigen Menschen, welche auf dem Meere starben, kamen in das Reich der Ran.

    Randgrith, eine der schönen Walküren.

    Randwer siehe Hreidmar
    .

    Ratatoeskur, ein Eichhörnchen, das auf der Esche Ygdrasil auf- und abspringt, und der Schlange Nidhoegr am Fuß des Baumes erzählt, was der die Wipfel der Esche bewohnende Adler gesprochen, und umgekehrt, wodurch beide gegen einander aufgebracht werden.

    Rathgrith, eine Walküre, eine der schönen Schildjungfrauen, welche die Helden der Erde zu Odins Mahl laden.

    Raun ("das Rauschen der See"), eine von den neun Wellenmädchen, den Töchtern des Meergottes Aeger und der bösen Ran.

    Raumus, ein Nachkomme des Gottes Thor, Sohn des Norr und Enkel des Thorri. Bei einem Feste, das der Jote Bergfinn gab, verliebte er sich in dessen Schwester, welche ihm drei Söhne gebar: Boere, Brand und Alf.

    Rawsqua, einer der beständigen Begleiter Odins.

    Reckur, einer der Zwerge, welche aus Erde geschaffen sind und in der Erde wohnen.

    Regin, Gemein-Name aller großen (regierenden) Götter.

    Reginsleif, eine der Walküren.

    Reidityr, Beiname des Thor.

    Reigen siehe Hreidmar.

    Rennandi, einer von den 37 Höllenflüssen.

    Riesen, siehe Joten.

    Riesenjungfrauen. Obwohl jedes Joten Tochter eine Riesenjungfrau war, so führten doch vorzugsweise die neun Töchter des Riesen Gejrroed diesen Namen; sie hießen: Gialp, Greip, Elgia, Angeia, Auergiafa, Ulfrun, Sindur, Atla und Jarnsaxa. Als sie einst am Meere schliefen, besuchte Odin die schönen Riesenjungfrauen, und alle neun wurden Mütter des einen Sohnes Heimdal.

    Rigr, Name des Gottes Heimdal, unter welchem derselbe Stammvater der vier Stände: Knechte, Bauern, Edle und Fürsten ward. Zwei seiner Nachkommen heißen ebenso.

    Rimfaxi siehe Hrimfaxi.

    Rimthussen siehe Hrymthussen

    Rin, einer von den Höllenflüssen.

    Rinda, eine von Odins Frauen, welche ihm den Wali gebar, der in einer Nacht so stark wurde, dass er Hoeder, den Mörder Baldurs, erschlagen konnte.

    Rist, eine Walküre.

    Ristubgrad, das verschränkte Fünfeck ("Pentagramm"), welches man sonst auch "Drudenfuß" nennt. Es war den alten Kelten und Deutschen ein heiliges Zeichen.

    Rolf, einer der berühmtesten Könige Dänemarks; er hatte den Beinamen Kraki angenommen, wozu folgender Vorfall ihn bewog. Ein armer Jüngling, Voeggur, kam in des Königs Palast, sah ihn lange an und sagte endlich auf des Königs Frage, warum er ihn so betrachte, er habe gehört, dass Rolf der größte Mann in ganz Nordland sei, und nun säße ein Kraki ("Knäblein", "winziger Wicht") auf dem Thron. Rolf sagte darauf: du hast mir einen Namen gegeben, so gib mir nun auch das Geschenk (welches einen gegebenen Namen stets begleitete). Voeggur erwiderte, dass er nichts habe; gut, sagte der Herrscher, so will ich, der ich viel habe, ein Geschenk geben, und er reichte ihm einen Goldring, worüber Voeggur freudig ausrief: Herr, ich will dich einst rächen, so dir jemand frevelnd naht! Des Königs Antwort hierauf: »über eine Kleinigkeit wird Voeggur froh« ward sprüchwörtlich. Berühmt waren Rolf Krakis Heere, und unter diesen besonders seine zwölf Berserker (nach anderen elf, indem er selbst der zwölfte gewesen sei). Diese sandte er einst seinem Stiefvater, dem König Adils von Schweden, zu Hilfe gegen Ali, König von Norwegen, und verschaffte dem Erstern den Sieg gegen diesen; doch wollte Adils nun weder den Berserkern, noch dem König Rolf die versprochene Belohnung für den Beistand geben. Da zog Rolf selbst mit seinen Berserkern an Adils Hof, und erinnerte den König an sein Wort. Dieser lud die Gäste zu einem freundschaftlichen Mahle in der größten Halle des Schlosses, in deren Mitte er ein ungeheures Feuer anzünden ließ, wobei er den König und die Berserker daran erinnerte, dass sie geschworen, nie vor Feuer und Wasser zu fliehen. Das Feuer ward so vergrößert, dass es endlich Rolfs Kleider ergriff; da erhob er sich, warf seinen Schild hinein, schritt mit den Begleitern durch die Flammen und sprach: »wahrlich, der fürchtet nicht das Feuer, der selbst hineinrennt«. Darauf warf er die Knechte, welche dasselbe angeschürt hatten, hinein, und forderte nun seinen Lohn, erhielt auch den Ring Swiagris und ein mächtiges Horn voll Gold, worauf er sich entfernte; aber der König sammelte schnell seine Mannen und eilte dem Sieger nach; dieser streute nun auf der Fyriswallsheide Goldstücke aus, wodurch, indem sie sie sammelten, die Verfolger aufgehalten wurden, und als Adils sich Rolf nahete, warf letzterer ihm auch den kostbaren Goldring hin. Adils stieg vom Pferde, um den Ring aufzuheben, da gab Rolf ihm eine schimpfliche Wunde über das Hinterteil und rief: »gebogen wie ein Schwein habe ich den reichsten Mann in Schweden«; dann nahm er selbst den Ring auf, und während der König von den Seinen verbunden ward, erreichte Rolf mit seinen Schätzen und seiner Mutter die Schiffe, auf denen er nach Dänemark zurückkehrte. Davon hieß das Gold "Fyriswalls Saat" oder "Krakis Saat".

    Roeska, Thialfes Schwester und Thors Dienerin.

    Rota, eine der Todeswählerinnen, der Walküren.

    Sadr, Beiname des Odin, des obersten der Götter.

    Saga, vielleicht identisch mit Laga, mit welcher sie wenigstens den Wohnsitz in den kühlenden Gewässern von Soequabekr / Söquabekr und die Liebe Odins teilt, der sie täglich besucht. Saga ist eine der Asinnen, eine Göttin der Geschichte; sie bewahrt in ihren Liedern die Taten der Helden auf.

    Saehrimner siehe Andhrimner.

    Saekin, einer der 37 Höllenflüsse.

    Saemingr, König von Norwegen, Sohn des Odin und der schönen Riesentochter Skade.

    Saequin, einer von den Strömen, welche aus dem Quell Hwergelmer entspringen und durch das Land der Götter fließen.

    Sangrid, eine der Walküren oder Schlachtwählerinnen.

    Sanngetal, Beiname des Odin.

    Saukwimir, einer der stärksten Joten oder Riesen. Odin erschlug seinen Sohn, begab sich dann zu den Joten und erzählte ihnen, dass er eines Riesen Sohn getötet und sich dann zu dessen Vater begeben habe, ohne dass derselbe gewusst oder geahnt, wen er beherberge.

    Sauqua Bekkr oder Soequabekr ("Todesbach"), derjenige Ort, an welchem Saga wohnte, zu der Odin täglich kam, um sich an dem köstlichen Meth, den sie hatte, zu berauschen, und sich ihrer Liebe zu erfreuen.

    Schwarzelfen siehe Elfen

    Seid, eine bei den Vanen allgemein verbreitete Zauberkunst, welche Freia, die von den Vanen abstammte, vorzüglich kannte, und in der sie Odin unterrichtete. Über die Kunst selbst hat man nur Vermutungen; es scheint derselben eine gewisse Kenntnis der Chemie zugrunde gelegen haben, welche allerlei Mittel kennen lehrte; doch hielt man sie eines Mannes unwert, und Odin war der Einzige, der sich damit befasste.

    Sesrumner, der schöne Saal in Freias Wohnung Folkwang, in welchem sie die Hälfte der Helden der Erde zum Dienst der Liebe und zu allen Lebensfreuden um sich versammelt; hier oder in Walhalla ist sämtlicher Einheriar Aufenthalt.

    Sewafioll, der Wohnsitz der schönen und starken Sigrun; man glaubt, es sei der Berg Säwa in Väster Götland in Schweden.

    Sidgrani, Beiname des Odin.

    Sidhoete, Beiname des Odin, von einem tiefgehenden Hut, womit er sein Gesicht zu verdecken pflegt, wenn er unter Menschen geht.

    Sif, Thors schöne zweite Gattin, berühmt durch ihr wundervolles, blondes Haar, welches der böse Loke ihr einst abschnitt, da sie schlief. Thor zwang ihn, ihr goldenes Haar zu schaffen, welches er, um sein Leben zu retten, bei den Zwergen bestellte. Sif war früher schon vermählt und hatte einen Sohn, Ullar, von Thor aber hatte sie zwei Kinder: Thrudr und Lorride. Sie scheint von den Asinnen die reinste gewesen zu sein, denn bei Aegers Gastmahl, als Loke allen Frauen und Mädchen ihre vielen Liebschaften vorwarf, und Sif dem Loke einen Becher reichte, ihm dankend, dass er ihrer allein unter allen geschont, sagte er, dass er ihr den Vorzug vor den Übrigen lassen müsse, da sie nur einen Geliebten gehabt, und dies sei er gewesen.

    Sigarsholmr, eine Insel im Norden von Schottland, auf welcher eine Schlacht vorfiel, in der 46 berühmte Helden blieben, deren Schwerter dort vergraben sind. Die Walküre Swawa brachte das berühmteste derselben ihrem Geliebten und Schützling Helgi.

    Sigarsvoellur, der Ort, an welchem die Schlacht zwischen Helgi und Hrodmar vorfiel; Helgi Hattingaskade blieb dort todeswund in den Armen seiner Geliebten, der Walküre Swawa; Sigardsvoellur aber kam später durch Sigmund Wolsungssohn an dessen Sohn Helgi Hundingstoedter, dem sein Vater es als Namensgeschenk* gab (*welches einen gegebenen Namen stets begleitete).

    Siggautr ("Siegesgott"), Beiname des Odin.

    Sigfaudur ("Vater des Sieges"), Beiname des Odin.

    Sigi, Sohn des Odin; er musste das Reich verlassen, nachdem er im Jähzorn den Sklaven Bredi erschlagen hatte, weil derselbe auf der Jagd mehr geschossen, als er. Odin gab ihm Schiffe, und er ward ein mächtiger Seekönig, welcher sich große Reiche eroberte. Sehr alt schon, fiel er in einer Schlacht gegen den Bruder seiner Gattin, die sich gegen ihn empört hatte.

    Sigmuud Wolsungsson, ein berühmter, unverwundbarer und unvergiftbarer Held, welcher den für seinen Bruder bestimmten Giftbecher leerte, ohne dass er ihm schadete. Er war Vater des Helgi Hundingstoedter und des Sigurd Fafnesbane, von der schönen Königin von Dänemark, Borghild.

    Signe, Tochter der Königin Bera auf Seeland (dänisch Sjælland). Der kühne Hagbart, Hakes Sohn, von Drontheim ("Trondhjem", Norwegen), ein berühmter Seekönig, kam nach Seeland (dänisch Sjælland), um die Söhne der Königin, Alf und Alger, zum Zweikampf zu fordern, und zu sehen, wer von ihnen der stärkere sei. Hagbart und Signe sahen einander und liebten sich; doch trennte sie der grausamen Mutter Hass, der noch gesteigert ward, als der älteste ihrer Söhne, Alf, in dem Kampfe blieb. Hagbart gab sich unbesonnen gefangen, seiner Stärke vertrauend, doch eine Haarlocke von Signes Haupt fesselte ihn. Der Tod war ihm bestimmt und die Bogenschützen waren bereit, der Königin Urteilsspruch zu vollziehen, als er sich selbst den Tod gab. Signe ward aus ihrem flammenden Hause durch den Bruder Alger gerettet, doch nur, um an des Geliebten Seite ihr Leben auszuhauchen, denn sie hatte Gift genommen. In einem der rührendsten Trauerspiele, "Hagbart und Signe", hat Oehlenschläger diesen Stoff behandelt.

    Signy, Tochter des Königs Wolsung, wider ihren Willen mit Siggnir von Gothland vermählt, der, wie sie gefürchtet, ihrem Hause Unglück brachte, indem ihr Vater und acht ihrer Brüder durch ihn ermordet wurden; den neunten, Sigmund, rettete sie. Mit diesem in einer Waldhütte verborgen, und in veränderter Gestalt sich ihm darstellend, erzeugte sie den Sinfioetli, der von Vater und Mutter dem Wolsungen-Geschlecht angehörte, und daher, gleich Sigmund, ungeheuer stark war. Nachdem beide an Signys Gatten die Blutrache für den Mord des Vaters vollzogen, ließ Signy sich mit diesem verbrennen; denn sie hatte nur so lange zu leben gewünscht, bis die Rache vollzogen.

    Sigrdrif, identisch mit Brynhildur. Siehe auch Hreidmar.

    Sigrhoeffundr ("der Urheber des Sieges"), Beiname des Odin.

    Sigrlin oder Sigurlin, Tochter des Königs Swafnir von Swawaland, die schönste aller Frauen, ward mit König Hiorward vermählt, welcher sich nebst Hrodmar um sie beworben, und durch die List seines Lehenmannes, des Jarl Idmund, den Sieg davon getragen hatte, indem dieser den Jarl Franmarr, welcher Sigrlin / Sigurlin verborgen in der Gestalt eines Adlers bewachte, erschoss, als er vor Müdigkeit eingeschlafen war.

    Sigrun, ein berühmtes Heldenmädchen der nordischen Vorzeit. Siehe auch Swawa.

    Sigrunnur ("der glückliche Sieger"), Beiname des Odin.

    Sigthrorr ("der mächtige Sieger"), Beiname des Odin.

    Sigtifar ("die glücklichen, sieghaften Götter"), Beiname der Asen insgesamt.

    Sigtopir ("die Häuser der Glückseligen"), der Aufenthalt, den nach dem Weltuntergang die übrig gebliebenen Asen bewohnen werden.

    Sigtun, der Aufenthalt Odins am Mälarsee, den Odin sich im Reiche des Königs Gylfe gewählt hatte: ein Tempel und Opferplatz.

    Sigtyr ("der Gott des Sieges"), Beiname des Odin.

    Sigurd siehe Hreidmar

    Sigurlami, Sohn des Odin, den dieser zum König von Garderike ("Russland") machte. Er vermählte sich mit Heida, der Tochter eines schwedischen Königs, und ward durch dieselbe Stammvater eines berühmten Heldengeschlechts.

    Sigyn, die Gattin des bösen Asen Loke, dem sie zwei Söhne, Narwe und Wale, gebar.

    Silfintopr, eines der berühmten Asenpferde, auf denen die Götter täglich zu Gericht reiten.

    Sindur, eine von den neun Riesenjungfrauen, welche alle zusammen durch Odin Mütter des Heimdal wurden.

    Siner, eines der berühmten zwölf Asenpferde, deren sich die Götter bedienen, um zur Gerichtsstätte am Urdarbrunnen zu reiten.

    Sinfioetli, Sohn Sigmunds und seiner Schwester Signy, welche sich, nicht erkannt von dem Bruder, ihm hingegeben, um einen Sohn zum Bluträcher zu erziehen, in dessen Adern von Vater und Mutter Wolsungs Blut fließe; er rechtfertigte ihre Voraussetzung durch die größte Kühnheit und Furchtlosigkeit.

    Sinir, eines der Asenpferde.

    Sinriod, eine der vier Frauen des Königs Hioward, welche für die schönsten Frauen der Erde galten; sie war die Mutter Hylmings.

    Siofn oder Siofna, die Göttin der Jugend, Anmut und der ersten Liebesgefühle, welche sie in den Herzen der jungen Mädchen und Jünglinge weckt, und welche sie zu gegenseitiger Neigung stimmt. Sie darf nicht mit Freia, der eigentlichen Liebesgöttin, verwechselt werden.

    Sith, einer der Flüsse, welche von dem Geweih des Hirsches Aejkthyrner herabfließen.

    Sithsekur ("der Langbärtige"), Beiname Odins.

    Skade siehe Njord

    Skalden, die Dichter des nordischen Altertums, die Sänger, welche, gleich den "Barden" der "Kelten", mit begeisterndem Schlachtruf den Helden voran in die Schlacht gingen, ihre Taten beobachteten, ihnen Lieder brachten und ihre Namen so der Nachwelt aufbewahrten. Sie waren an den Höfen der Fürsten hochgeehrt als die Organe des Nachruhms, als von Gott begabte Weise und Seher. Norwegen, Schweden, Island, Dänemark und der ganze Norden von Deutschland kannten sie; die Sagen der Edda sind Werke der Skalden, welche Snorre Sturlasson (1179 - 1241) uns aufbewahrte.

    Skapidur, einer der berühmten kunstreichen Zwerge, welche von Swainhaugi nach Orwanga auf Jornwall kamen.

    Skatalundr, der Hain, in welchem Odin die schöne Brynhildur in einen Zauberschlaf versenkte und mit Schilden umpanzerte, welche erst Sigurd löste.

    Skaugul, eine der Schlachtjungfrauen, der schönen Walküren.

    Skeggoeld ("Zeit der Beile"), eine Walküre.

    Skeidbrimer, eines der Asenpferde, auf denen die Asen (außer Thor, der zu Fuß geht) täglich zu Gericht reiten.

    Skialgr ("der Gekrümmte"), Beiname des Mondes.

    Skidbladner, ein vortreffliches Schiff, dem Gotte Freir gehörig. Es war von kunstreichen Zwergen, den Söhnen Iwalds, verfertigt, und ist so groß, dass es alle Asen samt ihren Rüstungen aufzunehmen vermag, dennoch aber kann man es in einen kleinen Raum zusammenfügen, um es in einer Tasche forttragen zu können; dazu hat es immer günstigen Wind, wohin man auch mag fahren wollen.

    Skilfinger, Beiname des Odin.

    Skinfaxi, das Ross des Dagur ("Tag"), mit welchem er täglich um die Erde fährt; der Schein seiner Mähne (Skinfaxi bedeutet "Glanzhaar") erleuchtet die Erde.

    Skiold, ein Sohn Odins, welcher die schöne Gefion zur Gattin bekam, als diese, mit den Riesensöhnen in Stiergestalt, Sjælland ("Seeland") von Schweden abgepflügt hatte. Er war Stammvater der dänischen Könige, von deren Grabhügeln und Denkmalen auf jener Insel zum Teil noch Spuren bei Leire vorhanden sind. Leire ist das ehemalige Hleidra oder Lethra, der Hauptopferplatz der heidnischen Dänen.

    Skirner, ein vertrauter Freund und Genosse des Gottes Freir.

    Skjoeldr, ein berühmter dänischer König, der nach vielen Eroberungen und großen Taten sich mit seinen Schätzen auf ein Schiff bringen und den Winden preisgeben ließ.

    Skoll oder Skoell, der schreckliche Sohn des Fenrir und der Gyge, ein ungeheurer Riese in Wolfsgestalt, welcher immerfort der Sonne nachläuft und sie zu verschlingen sucht, was ihm zuletzt auch gelingt; sein Bruder Hate verschlingt den Mond bei hereinbrechendem Weltuntergang.

    Skuld, 1) die jüngste der drei Schicksalsnornen, welche das Leben der Menschen lenken; von ihnen holen sich die Götter häufig Rat, und ihre Schlüsse kann selbst Odin nicht ändern. - 2) eine Walküre, welche mit zwei anderen auf das Schlachtfeld reitet, um die Helden zu Odins Mahl in Walhalla einzuladen.

    Skyndir ("der Eilende"), Beiname des Mondes.

    Slagfidr oder Finnr, ein Königssohn finnischer Abkunft, großer Held oder Sänger, den die Walküre Swanwit zum Gatten wählte, ihn jedoch nach acht Jahren verließ, seit welcher Zeit er sie ohne Unterlass suchte.

    Sleipner. Odins berühmtes achtfüßiges Ross. Siehe auch Swadilfar

    Sleipnisfraendi, Beiname des Loke, welcher in Gestalt einer Stute den Hengst Swadilfar seinem Herrn entführte und das achtfüßige Ross Sleipner gebar.

    Slidrugtanni ("der Schleuderzähnige"), Beiname des goldenen Ebers Gullin Bursti, welchen die Zwerge gemacht hatten.

    Slidur, einer von den Eliwagerflüssen.

    Slith, einer der siebenunddreißig Höllenflüsse, welche aus dem Quell Hwergelmer entspringen und um Niflheim fließen.

    Snio oder Snaer ("Schnee"), einer der fornjotnischen Naturgötter, Sohn des Froste ("Kälte", "Frost"), Enkel des Kare ("Luft") und Urenkel des Ältesten der Götter, Fornjoter.

    Snotr, die Göttin der Tugend und Sittsamkeit; Beschützerin der tugendhaften Menschen.

    Son, eines der Fässer, in denen Fialar und Galar das Blut des weisen Quaser auffingen, um daraus den Dichtermeth zu bereiten.

    Sonargaultr, der große goldene Eber, der am Juelabend auf die Tafel der Helden gesetzt wurde, und die Gelübde eines jeden für das nächste Jahr empfing, indem man schwörend die Hand auf seinen Rücken legte.

    Sool siehe Sunna

    Spaadisir, Name der Nornen, unter dem in den Gesängen der Skalden diejenigen guten und weisen Göttinnen verstanden werden, welche die Helden und erhabenen Männer für ihre Lebenszeit geleiten und durch weisen Rat zum Glücke führen.

    Starkodder, ein ungeheurer Riese dänischer Abstammung, von dem man sogar sagt, dass er 8 Hände gehabt: seine Titanentaten machten ihn durch die ganze Welt berühmt; er soll 250 Jahre alt geworden sein.

    Straund, einer von den Höllenflüssen.

    Stuffo, ein unbekannter Gott der alten Sachsen, von dem man nur vermutet, dass er dem Trinken vorgestanden und ein Schutzpatron der Zecher gewesen sei.

    Sudri, einer der vier starken Zwerge (die anderen sind: Nordri, Westri, Austri), welche das Himmelsgewölbe in den vier Weltgegenden ("Süden", "Norden", "Westen", "Osten"), wovon sie den Namen haben, unterstützten.

    Sulter ("verzehrender Hunger"), das Messer der bösen Hela.

    Sumeru oder Meru, der "Nordpol", ein Berg von Gold und Edelsteinen, welchen die Genien und Götter bewohnen.

    Sunna, eine der Asinnen, Tochter des Mundilfare, des Sternengottes. Weil sie und ihr Bruder von außerordentlicher Schönheit waren, gaben die Eltern ihnen die Namen Sol oder Sunna und Maani ("Sonne" und "Mond"); doch die Götter, denen dies frevelhaft erschien, raubten dieselben und übergaben ihnen die Leitung des Sonnen- und des Mond-Wagens, welche aus den Feuerfunken, die aus Muspelheim nach dem Reiche der Asen herüberflogen, geformt waren. Die Rosse, welche diese Wagen zogen, hießen Alswidur und Arwakur ("das alles versengende" und "das früh wache"); sie fahren so schnell, weil ihnen Skoll und Hate, zwei mächtige Riesen in Wolfsgestalt, immer auf den Fersen sind und sie zu verschlingen drohen. Unter dem Namen Sunna scheint die Sonne auch von den alten Deutschen als leuchtendes, strahlendes Wesen angebetet worden zu sein.

    Surtur, der mächtige Beherrscher von Muspelheim, der unversöhnliche Feind der Asen, welcher bei dem Weltbrand die Heere der Muspelsöhne anführt, sich mit der Midgardsschlange und dem Wolf Fenrir verbündet, die Götterwohnungen stürmt, in einer mächtigen Schlacht alle Asen besiegt, und endlich den Weltuntergang herbeiführt.

    Suttung siehe Quaser

    Swadilfur, ein berühmtes achtfüßiges Ross des Riesen, der die Götterburg erbaute. Den Asen lag an einer tüchtigen Feste, die sie gegen die Eisriesen verteidige; eine solche zu erbauen, erbot sich ein Baumeister, wenn man ihm drei Winter Zeit lasse, und ihm die schöne Freia zur Gattin, Sonne und Mond aber zu Dienern geben wolle. Auf Lokes Rat nahmen die Asen das Erbieten unter der Bedingung an, dass alles in einem Winter und ohne andere Hilfe, als die seines Pferdes Swadilfur, vollbracht werde. Der Riese ging dies ein, und sein Ross entwickelte eine so ungeheuere Kraft, dass es die großen Lasten Steine, zu denen man viele hundert Pferde gebraucht hätte, spielend bewegte und der Bau, bis auf ein Tor, schon vollendet war, bevor die Asen sich noch die Möglichkeit dachten. Da drohten sie Loke mit dem Tode, wenn er den eingegangenen Vertrag nicht rückgängig machte; Loke verwandelte sich darauf in eine schöne Stute und begegnete so dem Hengst Swadilfur, welcher die Seile, mit denen er angespannt war, zerriss und Loke folgte, der ihn weit genug fortführte. Aus dieser Begegnung entsprang das berühmte achtfüßige Ross Odins, Sleipner, welches schneller war als der Wind und nie ermüdete. Der Baumeister sah sich von seinem Gehilfen verlassen und wollte, um mit all seiner Riesenstärke das Werk vollenden zu können, auch seine Riesengestalt annehmen, die Götter aber fühlten sich entweder in diesem Falle nicht mehr verpflichtet ihr Wort zu halten, oder der Riese konnte allein, wie er war, sein Versprechen nicht in Vollzug bringen; kurz, Thor erschien mit seinem Hammer und erschlug den Riesen.

    Swainshaugi ("Swain's Hügel"), ein Ort, der früher von Zwergen bewohnt gewesen sein muss, weil die Edda viele der letztern namentlich anführt, welche von dort her nach Orwanga ("Pfeilfelder") auf Jornwall ("Eisenfekd" oder "Schlachtfeld") gekommen sind. Wo dies gewesen, scheint nicht zu enträtseln.

    Swartalfheim, die Heimat aller bösen Genien oder Schwarzelfen.



    Re: Die nordische Mythologie

    Sir Valnar - 07.04.2004, 20:28


    Swarthoefde, der Urältervater aller Zauberer, welcher seine Kunst von den Göttern selbst erlernt und sie auf seine Nachkommen vererbt hat.

    Swawa, Tochter des Königs Eylimi, eine schöne Schildjungfrau und Walküre, ward durch Helgi Haddinga Skati, den Sohn Hiorwards, Königs von Norwegen, berühmt. Der König hatte das Gelübde getan, die schönste Frau der Erde sein zu nennen, und so hatte er schon drei Frauen, Alfhild, Hedins Mutter, Saereid, Humlungs Mutter, und Sinriod, Hilmings Mutter, als der König hörte, Sigurlin sei die allerschönste aller Frauen. Sogleich warb er durch den Jarl Atli um dieselbe, ward aus Furcht vor andern Freiern abgewiesen, überzog jedoch den Vater mit Krieg und erhielt endlich Sigurlin, welche nun Mutter eines Sohnes, des berühmten Helgi ward, der jedoch stumm und untätig blieb, bis die holde Swawa ihn berührte, erweckte, ihm den Namen Helgi und sich selbst als Namens- oder Paten-Geschenk übergab. Von der reizenden kühnen Walküre beschützt, mit einem nie fehlenden Schwert beschenkt, in alle Schlachten begleitet, zeichnete sich Helgi bald als den größten Helden aus; doch, nachdem er die größten Taten getan, seinen Vater an Hrodmar gerächt, ward er von dessen Sohn Atli erschlagen, bald aber als Helgi der Hundingstoedter und als Sohn des Königs Sigmund und der schönen Borghili wieder geboren, Swawa dagegen erstand in einer zweiten Verkörperung als Schildjungfrau Sigrun. Helgi war erst einen Tag alt, da er schon im Panzer stand und nach Schlacht und Sieg verlangte. In das Haus des mächtigen bösen Königs Hundingur trat er kundschaftend, als Mädchen verkleidet, ein, entging als Mahlmagd seinen Nachforschungen, überzog ihn dann mit Krieg und tötete ihn in einer großen Schlacht, wovon sein Beiname herkommt. Helgi warb nun um die schöne ehemals geliebte Swawa, jetzt Sigrun, musste jedoch vorher manchen harten Strauß bestehen, da sie bereits dem Hodbrod zugesagt war, welcher, ein Sohn des schwedischen Königs Gramnar, mit ihr verlobt, doch von ihr nicht geliebt war. Helgi zog auch gegen ihn aus, überwand und tötete ihn in der Schlacht am Frekasteine und schien jetzt dem Ziele seiner Wünsche nahe; doch Hedin, sein Bruder, legte ihm ein Hindernis in den Weg; dieser war am Juelabend heimkehrend aus dem Forst einem hässlichen alten Zauberweibe begegnet, das auf einem Wolfe ritt, den sie mit zusammengeknüpften Schlangen statt der Zügel lenkte; sie trug sich dem schönen Jüngling als Walküre, als Beschützerin an, da er sie jedoch verschmähte, rief sie zornig: »das sollst du bei Bragas Becher büßen«. Als Hedin nun daheim ankam, und jeder bei Freirs Eber, den Bragabecher leerend, ein Gelübde tat, schwor Hedin betäubt, seines Bruders schöne Braut Sigrun sein zu nennen (nach anderen des früher geborenen Helgi, seines eigentlichen Bruders, Braut Swawa); bald aber reuete ihn das Gelübde, und er ging, seinen Bruder aufzusuchen und sich ihm zur Bestrafung zu übergeben, der ihn jedoch nicht nur freundlich behandelte, sondern sogar, als er in einer Schlacht tödlich verwundet ward, der Geliebten den Bruder zum Gatten empfahl. Helgi kam in Walhalla an, doch konnten ihm alle Freuden des Himmels nicht die Reize der schönen Sigrun ersetzen, darum kehrte er allnächtlich in seinen Grabhügel zurück und ruhete dort an der Seite der lieblichen Sigrun, bis das nahende Morgenrot den Tag und damit das Ende seiner Freuden verkündete, und er sich auf sein Ross schwang, wieder nach Walhalla zu reiten. Zum dritten Male ward Helgi als zweiter Haddinga Skati wiedergeboren, und auch Swawa erschien zum dritten Mal als Kara, Halfdans Tochter, welcher König von Dänemark war und mit dem Gatten seiner Tochter die Herrschaft über Land und See teilte.

    Swidor, Beiname des Odin.

    Swipall, Beiname des Odin.

    Swipul, eine der schönen Schlachtenlenkerinnen, der Walküren.

    Sygn, eine der Asinnen, Göttin der Gerechtigkeit, welche bei Gerichten die Aufsicht führt und hindert, dass jemand etwas leugne. An dem Palaste Wingolf die Tore hütend, wehrt sie unwahren Fremdlingen den Eingang.

    Tanfana, eine unbekannte Gottheit der "Friesen" und "Westfalen", nach "Tacitus" ein Tempel von hoher Berühmtheit. Er soll zwischen der Ems und Lippe gestanden haben, und zur Zeit des Kaisers Augustus, als die Druiden aus "Gallien" vertrieben wurden, abgebrannt sein. Wenn man Tanfana als Gottheit betrachtet, ist man über das Geschlecht zweifelhaft und glaubt nur etwa, dass die "Marsen" eine Göttin (des Feuers?) dieses Namens verehrten.

    Tangniostr und Tangrisnr, die beiden Steinböcke, mit denen Thor im Donnerwagen fährt.

    Telyn, die heilige Harfe des Gottes Braga, ganz von Gold. Die Harfe der Skalden wurde nach ihr benannt.

    Thialfi, Thors Dienstmann. Siehe auch Hrugner und Utgardsloki.

    Thiasse, Vater der schönen Skade (Njords Gattin); er war ein mächtiger Riese, und entführte mit Lokes Hilfe die schöne Iduna samt ihren verjüngenden Äpfeln. Er ward von Thor besiegt, welcher seine Augen an den Himmel warf, wo sie als Sterne flammen.

    Thor, nach Odin der oberste und gefürchtetste der Götter. Seine Eltern sind Odin und Frigga, seine Gattinnen waren: die schöne goldhaarige Sif, von der er die Söhne Loride und Mode hatte, und die Jotenjungfrau Jarnsaxa, eine Riesin von solcher Schönheit, dass Thor, obwohl ein geschworener Feind der Joten, sich nicht enthalten konnte, dieselbe sein zu nennen; sie gebar ihm Magni, seinen Liebling, den Sohn, der unter allen an Mut und Stärke ihm am ähnlichsten war. Furchtbar fährt Thor daher, rollend, donnernd, über den Wolken; doch schrecklicher noch ist er, wenn er seinen Kraftgürtel Megingjarder umschnallt, der ihm doppelte Kraft verleiht, mit seinen Eisenhandschuhen den Hammer Mjollner fasst, und zermalmend unter die Feinde der Götter tritt. Thors Reich heißt Thrudwangr, und der Palast darin, Bilskimer, ist der größte, der je erbaut worden ist, und hat 540 Säle. Niemand ist so klug, Thors Taten alle zu berichten, und der Tag würde nicht hinreichen, um alles zu sagen; doch sind die vorzüglichsten folgende: Er machte mit seinen Steinböcken, in Gesellschaft des bösen Loke, eine Reise; Abends kamen sie zu einem Manne, den sie um Nachtlager baten; dort schlachtete Thor seine Böcke, ließ sie zur Mahlzeit braten, und lud seine Wirtsleute ein, mit zu essen, sagte ihnen aber, dass sie die Knochen nicht verzehren, sondern auf die ausgebreiteten Felle der Böcke legen sollten. Als am folgenden Morgen Thor weiter wollte, bezauberte er mit dem mächtigen Hammer die Felle, und die Böcke erhoben sich kräftig und jung zu neuem Leben, aber der eine hinkte, denn Thialfe, des Wirts Sohn, hatte ihm ein Bein zerschlagen, um das Mark daraus zu bekommen. Da wollte Thor alle zerschmettern, doch ließ er sich beschwichtigen und dadurch versöhnen, dass der Vater ihm seine beiden Kinder, Thialfe und Roeska, als Diener überließ, welches Thor annahm und mit ihnen weiter reiste. - Sie übernachteten darauf in dem Handschuh des Riesen Utgardsloki, welcher selbst sich bei ihm unter dem Namen Skirner einfand, und Thor die Reise nach seiner (Utgardslokis) Burg auszureden suchte; doch war dies vergeblich, und die kleinen Hindernisse, welche er ihm in den Weg legte, wie das feste Zuschnüren des Mantelsackes, in welchem der Speisevorrat sich befand, ereiferten Thor nur noch mehr, ja er versuchte dreimal, dem Riesen die Stirne mit dem Hammer einzuschlagen; endlich trennten sie sich, und Thor ging mit den Seinen weiter. Um Mittag bemerkte er auf einer Ebene eine so hohe Burg, dass er sie kaum überschauen konnte. Die Reisenden kamen zu einer Gartentüre, und da Thor dieselbe verschlossen fand und nicht öffnen konnte, kroch er mit seinem Gefolge durch die Zwischenräume des Gitters hindurch. Sie fanden nun eine große Halle, und in ihr eine Menge sehr großer Menschen, die auf zwei Bänken saßen, in der Mitte den König Utgardsloki, von beträchtlicher Länge und noch mehr Hochmut, denn er würdigte die ihn grüßenden Fremdlinge kaum eines Blickes und sagte nur lächelnd; »Der kleine Kerl ist, glaube ich, Aukathor - bist du vielleicht größer, als du scheinst? Was für Geschicklichkeiten könnt ihr Leute denn verrichten? - hier wird niemand gelitten, der sich nicht durch eine Kunst oder Wissenschaft auszeichnet«. - Loke antwortete, dass er sich für einen großen Esser halte, und nicht glaube, dass jemand mehr leisten könne, als er. »Das wollen wir gleich versuchen«, antwortete der König, hieß einen mit Namen Logi von der Bank aufstehen und sich zum Wettkampf bereit machen; es ward ein mächtiger Trog mit Fleisch auf die Erde gesetzt, an dem einen Ende nahm Loke Platz, an dem anderen Logi, und weil der erste lange nichts gegessen, so aß er sehr viel; die beiden Kämpfer begegneten sich in der Mitte ihrer Bahn, allein, obwohl Loke alles Fleisch verzehrt hatte, so ließ doch Logi selbst die Knochen nicht übrig, und auch seine Hälfte des Trogs war aufgefressen. - Alle kamen daher überein, dass Loke das Spiel verloren habe. - »Was kann der junge Mann dort?« fragte der König weiter. Thialfi antwortete, er könne um die Wette laufen, und sei erbötig, dieses zu versuchen, mit wem Utgardsloki wolle. Der König ging hinaus, rief einen jungen Mann Namens Hugi zum Wettrennen, zeigte eine Bahn nach der Ebene hin und bestimmte ein Ziel. Hugi kam in drei verschiedenen Wiederholungen dem Thialfi stets voran, obwohl der König zugestand, von allen den bisher zur Burg Gekommenen habe noch keiner besser laufen können, als Thialfi. - Nun wurde Thor gefragt, was er könne, da er eines bedeutenden Ruhmes unter den Asen genösse. Thor sagte, er wolle sich im Trinken versuchen; der König brachte ein Horn und sprach: es heißt "gut getrunken", dieses Horn mit einem Zuge zu leeren, viele können es erst in zwei Zügen, doch keiner ist ein solcher Stümper, dass er es nicht beim dritten Male austrinken sollte. Thor setzte dasselbe dreimal an und trank aus allen Kräften, doch da er hinein sah, hatte es kaum etwas abgenommen. Thor gab es fort und wollte nicht mehr trinken, da sagte der König: »Nun ist es klar, dass deine Macht nicht so groß ist, als wir gewähnt, und du wirst, wenn du noch mehr Kämpfe wagen willst, schwerlich großen Ruhm einernten«. Thor erwiderte, er wolle doch noch mehr versuchen, und er würde sich gewaltig wundern, wenn man das, was er hier geleistet, "klein" nennen sollte. Utgardsloki schlug ihm nun vor, eine Katze von der Erde zu heben, eine Kleinigkeit, die hier jeder Junge könne, und die er dem mächtigen Thor nie vorgeschlagen haben würde, wenn er nicht gesehen, dass dieser bei weitem nicht der große Mann sei, für den man ihn gehalten. Hierauf kam eine sehr große graue Katze zum Vorschein, welche Thor um den Leib fasste und zu erheben versuchte; doch die Katze krümmte den Rücken immer höher, und als Thor sich nach Möglichkeit ausgestreckt hatte, konnte er es doch nicht so weit bringen, dass sie mehr als einen Vorderfuß vom Boden erhob. »Es ging, wie ich dachte«, sprach der König, »die Katze ist groß, und Thor ist kurz und sehr klein im Vergleich mit denen, die dieses Spiel hier treiben«. - »So klein ich bin«, rief Thor ergrimmt, »so fordere ich doch jeden von euch heraus, mit mir zu kämpfen, denn jetzt bin ich zornig, und fühle meine ganze Götterstärke«. Da sprach Utgardsloki: »Hier ist keiner, der es nicht für ein Kinderspiel halten würde, es mit dir aufzunehmen; doch, ruft mir meine alte Amme herein, die hat wohl mehr Männer niedergeworfen, wie Thor einer ist, mit ihr möge er sich messen«. Es kam Frau Elle, und so sehr sich Thor auch anstrengte, vermochte er doch nicht, sie zum Wanken zu bringen; als aber auch sie ihre Kräfte in Bewegung setzte, vermochte Thor nicht lange Widerstand zu leisten, und musste zuletzt auf ein Knie niedersinken, worauf der König die Kämpfenden trennte. - Nach guter Bewirtung und einem warmen Nachtlager zogen die Abenteurer beschämt von dannen; doch da sie zum Tor hinaus waren, sagte der König: »Jetzt seid ihr aus der Burg, wohin ihr, so lange ich Macht habe, nicht wieder kommen sollt, und wohin ihr gar nicht gekommen wäret, wenn ich Thors Stärke gekannt hätte; wisset, es ist alles mit Zauberei zugegangen. Zuerst begegnete ich euch im Walde, dort nannte ich mich Skirner, und hatte als solcher den Reisesack mit Eisenstangen zusammengeschnürt, daher du ihn nicht öffnen konntest; darauf schlugst du, Thor, dreimal mit dem Hammer nach mir; die drei tiefen Felstäler von viereckiger Form in jenen Klippen mögen dir zeigen, wie du geschlagen, denn ich schob diese Klippen unter den Schlag, doch unsichtbar, daher du sie nicht wahrnehmen konntest. Als ihr nun zu mir kamt und eure Proben machtet, stellte ich dem Loke einen Mann entgegen, der freilich mehr essen konnte, als Loke, denn Logi war ein verzehrendes Feuer, das fraß natürlich Holz und Knochen mit auf. Thialfi lief mit keinem anderen, als mit meinem Gedanken, um die Wette, und dass dieser früher an's Ziel kommen konnte, als er, ist begreiflich; aber du hast etwas Übernatürliches geleistet, denn das Horn, das du auszuleeren dich mühetest, stand mit einem Ende im Weltmeer, und du hast so ungeheuer gezogen, dass das Weltmeer auf eine weite Strecke hinein trocken ist, man nennt es jetzt "Ebbe". Die Katze, welche du aufhobst, war die Midgardsschlange, und du warst stark genug, sie so hoch zu heben, dass kaum noch Kopf und Schweif die Erde berührte, da sie doch sonst alle Länder umschlingt; du hobst ihr den Rücken so hoch, dass er den Himmel berührte. Endlich, "die Alte" betreffend, mit der du gerungen hast, so war diese "das Alter" selbst, und Ehre dem Manne, der dem alles besiegenden Alter so wenig weicht, als du. Jetzt lebe wohl; obschon ich noch manches Mittel habe, meine Burg zu schützen, so meine ich, es ist für uns beide das Beste, wenn wir uns nicht wieder begegnen«. Thor, wütend, sich so gefoppt zu sehen, griff nach seinem Hammer, allein in dem Augenblick war Utgardsloki und die Burg verschwunden, und sie sahen sich auf einer weiten Ebene. - Um sich nun wenigstens an der Midgardsschlange zu rächen, fuhr Thor bald darauf mit dem Riesen Ymer auf das Meer hinaus, und so weit, dass dem Riesen Angst und bange wurde; dann warf er an einer mächtigen Angelschnur einen Ochsenkopf in das Wasser, wonach die Midgardsschlange schnappte; doch da sie sich verwundet fühlte, fuhr sie mit solcher Gewalt zurück, dass Thors Hände, welche die Angelschnur hielten, gegen das Boot fuhren, worauf er seine Götterstärke annahm und sich so gegen den Boden des Schiffleins stemmte, dass seine Füße hindurch fuhren und er auf dem Meeresgrunde stand. Der Riese zitterte vor Angst, als Thor an der Schnur die Schlange in die Höhe zog, sie mit glühenden Blicken anstarrte, und diese ihr Gift gegen ihn strömte; da erhob Thor seinen Hammer, doch Ymer schnitt die Schnur ab, und die Schlange fuhr zurück. Thor aber stürzte den Riesen mit dem Kopfe zuunterst ins Meer, so dass die Beine emporstanden, und watete auf's Trockene. - Eine andere von des mächtigen Asen Taten siehe unter Gejrroed und Hrugner, sein Ende aber unter Jormungand. - Auch bei den "Wenden" ward Thor als einer der höchsten Götter verehrt; sie errichteten ihm häufig Bildsäulen, aus einem Weidenbaum geschnitzt, dessen unförmiges Ende das Gesicht des Gottes darstellte; ein Gerüst um denselben bildete eine Art Altar, auf welchem die Opfer niedergelegt wurden.

    Thorgerdur, Tochter des Königs Holgi unter dem Namen Haurgabrud ("Tempelbraut"), und von den Bewohnern von Holgaland als Göttin verehrt, welches besonders durch den berühmten Hagen Lade Jarl veranlasst wurde, der ihr und ihrer gleichfalls angebeteten Schwester Irpa seinen eigenen Sohn Erling geopfert hatte. Lade Jarl und Dale Gudbrand hatten nach ihrem Tode gleichfalls einen Kultstatus, in Folge dessen ihnen ein Tempel geweiht wurde; in diesem, sowie in einem eigens der Königstochter geweihten, stand das lebensgroße Bild der Thorgerdur, mit Gold und Silber reich geschmückt.

    Thrudgelmer, Vater des Riesen Bergelmer, welcher allein mit seiner Gattin sich auf einem Boote rettete, als die Welt durch des Riesen Imer Blut überschwemmt ward. Thrudgelmer stammte unmittelbar von diesem Imer oder Aurgelmer (beide sind identisch) ab.

    Thrudr, Tochter der schönen goldhaarigen Sif, aus ihrer Ehe mit Thor; Thrudr war also Schwester des Loride, und Halbschwester des Uller, eines Sohnes der Sif aus einer früheren Verbindung.

    Thrudwangr, das Reich des mächtigen Thor, in welchem er den größten, jemals gebauten Palast, Bilskirner, welcher 540 Säle enthält, bewohnt.

    Thrym, ein Riesenkönig von großer Macht und Stärke, welcher, als Feind des Thor, danach strebte, diesen seiner Waffen zu berauben, um ihn für das Riesengeschlecht minder fürchterlich zu machen, was ihm gelang, indem er den schlafenden Thor beschlich, und ihm den furchtbaren Mjollner stahl. Loke erkundete den Täter und wollte mit diesem verhandeln, doch versicherte er, sich zur Herausgabe des unschätzbaren Hammers nicht eher verstehen zu wollen, als bis man ihm die schöne Freia zur Gattin gebe. Dies ward der Liebesgöttin hinterbracht, sie geriet jedoch über den Vorschlag so heftig in Zorn, dass alles erbebte, und sogar ihr schönes, goldenes Halsband zersprang; da war denn an keine Hilfe zu denken. Loke aber, der überall Rat wusste, sagte, Thor selbst solle sich als Braut verkleiden. Wiewohl dieses Unternehmen dem kühnen Gotte sehr weibisch vorkam, so entschloss er sich doch endlich dazu, und ging verschleiert, mit Schmuck und weiblichen Gewändern beladen, von Loke als Kammermädchen begleitet, zu Thrym. Dort machte der ungeheure Appetit, den die schöne Braut beim Mahle entwickelte, zwar großes Aufsehen; allein Loke wusste die zarte Göttin mit einem achttägigen Hunger, den sie aus Sehnsucht nach Thrym geduldet, zu entschuldigen; ebenso kamen ihre flammenden Augen auf Rechnung eines achttägigen Wachens; nur Thryms Schwester, schlauer als der dicke Riese, schien der Sache nicht zu trauen, und hätte wahrscheinlich zur Entdeckung Veranlassung gegeben, denn sie verlangte die Ringe der schönen Freia zu sehen; allein in diesem Augenblicke ließ Thrym den Hammer Thors kommen, um damit die Braut zu weihen, und das Eheband zu segnen; kaum sah Thor seinen Mjollner, als er ihn ergriff und das ganze Riesengeschlecht zerschmetterte.

    Thrymheim, Thryms Land; das Vaterland der schönen Riesentochter Skade, zwischen dessen Felsen sie lieber hausen wollte, als bei Njord, ihrem Gatten, am möwenumflatterten Meeresstrand.

    Thudr, Beiname des Odin.

    Thursen oder Thussen,, identisch mit Joten oder Riesen: die bösen Widersacher der Asen.

    Thyn, einer der Helas Reich umströmenden Höllenflüsse.

    Trolle, die Bergriesen, Joten, Thursen (Thussen), ein mächtiges, Skandinavien bewohnendes Heldenvolk, welches von den Asen aus seinem Stammsitz erst nach langen Kämpfen vertrieben werden konnte, und stets feindlich gesinnt blieb, obwohl einzelne Verbindungen nicht selten sind, und viele der Asengötter selbst sich jotnischer Abkunft nennen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sehr kräftige Menschen, durch die Kälte des Nordens gestählt, den kleineren, nur durch Kunst und Wissen ihnen überlegenen Asen als Riesen erschienen, wenigstens sind die Gegensätze von überwiegender Größe und roher Kraft auf der einen, und geringerer körperlicher Ausdehnung, aber siegendem Verstande, geheimem Wissen auf der andern Seite, nicht zu verkennen.

    Tuiscon (Germanische Mythologie), erdgeborener Stammgott der Germanen, von welchem alle Deutsche Nachkommen sein sollen; er ward mit seinem Sohne Man hoch verehrt, ihm wurden von den Druiden Menschenopfer geschlachtet, was nach Cäsar nicht nur in Deutschland, sondern auch durch ganz Gallien geschah. Von einigen wird er für eine historische Person, von anderen nur für eine personifizierte Idee gehalten.

    Tyr, einer der obersten Götter des nordischen Altertums, Sohn des Odin und der Frigga, und Bruder des Thor. Als Gott der Kühnheit, Weisheit und Stärke, ward er sowohl von den Helden als den Skalden um seine Gunst gebeten, und zugleich mit Thor und Odin verehrt. Seine Unerschrockenheit wird bei Fenrir beschrieben; beim Weltuntergang kämpft er mit dem Höllenhund Garm, und beide töten einander gegenseitig. Mehrere Altertumsforscher sind geneigt, ihn mit Tuiscon zu identifizieren.

    Udainsakr, derjenige Teil des Landes der Seligen, in welchem mit allen irdischen Bedürfnissen auch alle Übel aufhören, indem niemand dort krank wird oder stirbt. Es ist im Besitz des Königs Gudmund, welcher der Beherrscher von Jotunheim war. Aus diesem letztern scheint hervorzugehen, dass Udainsakr nicht ein Paradies der Asen, sondern der früheren Bewohner Skandinaviens, der Joten, gewesen ist.

    Udur ("der Untergang"), eine von den Töchtern des Aeger und der Ran, ein Wellenmädchen.

    Ulfruna, eine von den neun schönen Riesenjungfrauen, welche zugleich mit ihren acht Schwestern durch Odin, der sie im Schlafe beschlich, Mutter des Gottes Heimdal, des Himmelswächters, wurde.

    Ulldra, der Flussgeist im Aberglauben der Norweger, von welchem der Segen des Fischfanges abhängt. Man suchte seine Gunst auf dieselbe Weise zu gewinnen, wie die des Nipen.

    Uller, Sohn der zweiten Gattin des Thor, der schönen goldhaarigen Sif, doch nicht von Thor, sondern in einer früheren Verbindung erzeugt. Uller ist berühmt als guter Schütze und tüchtiger Jäger, läuft, was in Norwegen von der Jagd unzertrennlich ist, vortrefflich auf Schneeschuhen, so dass ihm niemand nachkommen kann, und heißt darum auch Weida As ("der jagende Ase"). In der Sage von Uller, dass er, nach Odins Vertreibung aus Asgard zum Könige gewählt, als solcher Mit-Odin genannt, endlich aber von dem siegreich zurückkehrenden Odin vertrieben und in Fünen ermordet worden sei, ist der neuere Zusatz unverkennbar.

    Urd, die Norne der Vergangenheit, welche mit ihren beiden Schwestern, Waranda und Skuld, unter der Weltesche Ygdrasil sitzt, und bei welcher sich die Götter täglich Rat erholen.

    Urdaborn, der Quell der Vergangenheit, an welchem die drei Nornen sitzen, aus dessen klaren Fluten sie sich täglich neue Weisheit schöpfen, mit dessen Wasser sie die Wurzeln des Weltbaumes Ygdrasil tränken.

    Urgiaffa, eine der neun Riesenjungfrauen, welche alle gemeinsam Mütter des Heimdal waren.

    Utgard, das Reich des Utgardsloki, am Ende der Welt gelegen, das Land den Riesen und Zauberer, zunächst der eisigen Zone. Es ist bekannt durch Thors Reise dahin.

    Utgardsloki siehe Thor

    Uvaettir. Das ganze zahlreiche Geschlecht der Trolle, Thussen, gespenstigen Zwerge und Riesen, der Joten, Schwarzelfen und Dockelfen führte gemeinschaftlich diesen Namen.

    Venus, Frau ~. In Thüringen soll eine Feenkönigin mit Namen Frau Venus gewohnt und den Horselberg zu ihrem Revier erkoren haben; um sie war ein wonnevoller Liebes- und Freudenhof, und diejenigen, welche sich ihr ergaben, wurden mit allen Genüssen, welche die ausschweifendsten Gelüste nur begehren mögen, überschüttet, jedoch dadurch um ihr ewiges Heil betrogen. Unter den also dahingefahrenen Personen nennt die Sage insbesondere einen Ritter Tannhäuser, der, nachdem er mehrere Jahre im Venus-Berg zugebracht, plötzlich, von schwerer Reue ergriffen, nach Rom zum Papst kam, um zu beichten und Gnade zu erflehen. Der Papst wies ihm seinen Krummstab vor, und sagte, wenn dieser Stab wieder grüne und blühe, dann werde er Vergebung erlangen. Tannhäuser ging verzweiflungsvoll von dannen, nach etlichen Tagen aber fing der Stab an zu grünen und zu blühen. Der Papst ließ den Tannhäuser überall suchen, aber der war nirgends mehr zu finden, denn er war in den Venus-Berg zurückgegangen, wo er nun bleibt in Ewigkeit. Erst seit dem 14ten Jahrhundert kommen die ersten Spuren der Sage vom Venus-Berg zum Vorschein: um diese Zeit scheint also die deutsche Holda = Frigga, in die römische Venus umgewandelt worden zu sein.

    Waehrwolf ("Werwolf"), ein gespenstisches Wesen, das noch in den Köpfen vieler Leute spukt. Der Aberglaube lehrt, ein Waehrwolf sei ein Mensch (Mann oder Weib), welcher im Stande ist, sich in die Gestalt eines Wolfes zu verwandeln; ein solcher Wolf hat eine ungewöhnliche Größe und Wildheit, und ist besonders an dem sogenannten Schmachtriemen zu erkennen, einem Riemen, der ihm zur Verwandlung dient, dessen er nicht entbehren kann, den er jedoch so gut als möglich unter den Haaren zu verbergen sucht; sobald er ihn auflöst, ist er wieder Mensch, schießt man daher auf einen solchen Wolf und trifft den Riemen, so liegt anstatt des Tieres ein nackter Mann oder eine solche Frau da. Auf diese Weise will man schon oft Hexen, die als Waehrwolf auf Beute ausgingen, und besonders Kinder raubten, gefangen haben.

    Wafthrudner, ein Riese, Bewohner des Jotenlandes. Odin hielt mit ihm einen Wettstreit im mythologischen Wissen.

    Wagnoff, Kriegsgott der Dänen, welcher häufig mit Fro oder mit Odin verwechselt, und wie diese bewaffnet, mit Helm, Schild und Schwert, dargestellt worden sein soll.

    Wala, eine weise Frau, Zaubernorne, oder nach dem gemeinen Sprachgebrauch Hexe, doch nicht mit eingebildeten, sondern wirklich mit höheren Kräften begabt, im Stande, das Schicksal der Menschen zu bestimmen.

    Walaskialf, einer der Paläste, welche Odin in Asgard hatte. Er war ganz mit Silber gedeckt und hatte in seinem Hauptsaal Throne für alle höheren Gottheiten, einen jedoch vorzugsweise erhaben für Odin; er hieß Hlidskialf, und Odin konnte von ihm die ganze Welt überschauen.

    Walfadur, Beiname Odins, des Vaters (Herrn) aller auf dem Schlachtfeld Erschlagenen, weil sich bei ihm die im Kampfe gebliebenen Helden versammelten.

    Walhalla, der goldene Palast im Reiche Odins, in welchem sich alle Helden versammeln, welche an einer Wunde, oder überhaupt im Kampfe geblieben sind. Alles, was die nordischen Helden als Glück und Seligkeit auf der Erde gekannt, fanden sie in Walhalla. Hermode und Braga empfingen sie in dem goldblättrigen Hain Glasor, welcher an den bis zu den Wolken reichenden Palast stieß; in diesem selbst warteten ihrer die reizendsten, blühendsten Jungfrauen, die Walküren, wartete ihrer eine reich besetzte Tafel und Meth in schwelgerischer Fülle, aber auch Kampf und Sieg und Tod und wieder Kampf; denn Odin braucht die Helden, um an dem Tage des Weltunterganges sich gegen Surturs Heerscharen und die Bewohner von Muspelheim zu wehren.

    Wali, Sohn des bösen Loke. Als dieser Baldurs Tod veranlasst, und man ihn darauf in Gestalt eines Luchses im Farangerfall gefangen hatte, ward Wali in einen Wolf verwandelt, in welcher Gestalt er seinen Bruder Narfi zerriss, mit dessen Eingeweiden dann Loke gebunden wurde. Ein anderer Wali heißt auch Ali.

    Walküren oder Walkueren, liebliche Jungfrauen von unvergänglicher Schönheit und Jugend, die in Walhalla den Helden, welche Odin um sich versammelt, die Freuden der Erde ersetzen. Im Sinne des nordischen Rittertumes lag es jedoch, im Weibe nicht bloß die Haus-, sondern auch die Kampf-Genossin des Mannes zu sehen, daher sind die Walküren Schlacht- und Schild- Jungfrauen, und Krieg ihr Element; stets reiten sie in das Getümmel des Kampfes voran, Odin sendet sie zu jeder Feldschlacht, sie bestimmen, wer fallen soll (daher auch ihr Name, von Wal: Schlachtfeld oder Totenfeld, und küren: wählen, "Totenwählerinnen") und geleiten die Gefallenen zu Odins Mahl.

    Wan, einer der in Hels Reich strömenden Höllenflüsse.

    Wanadis, Beiname der Freia, die Wanen-Göttin, weil sie diesem Volke entstammte.

    Wanaheim, das Land der Wanen, hoch im Norden von Europa gedacht; geschichtlich und geographisch schwer zu bestimmen.

    Wanen, eine Völkerschaft, deren Wohnsitz Wanaheim gänzlich unbestimmt ist, und welche man bald an den Don (Tanais), bald an das Nordkap (Finnen, Vanen, Wanen) versetzt, die nur dadurch merkwürdig wird, dass sie mit den Asen in eine lange dauernde, entsetzliche Fehde verwickelt war, die zu beider Vernichtung führen zu sollen schien, bis man endlich Frieden schloss, und zur Bestätigung desselben Geiseln austauschte, so dass die Asen Njord, Freia und Freir, die Wanen aber Haenir und Mimer erhielten; auch spien beide Parteien in ein Gefäß, aus dessen Inhalt die Asen den weisen Quaser erschufen. Die Wanen scheinen ein im Götterdienste wohl erfahrenes Volk gewesen zu sein, denn ihre Geiseln führten die Verehrung der Götter bei den Asen ein; dagegen schienen sie der Staats- und Regierungs-Kunst unkundig, denn die Asen setzten ihnen Haenir zum König, und gaben demselben den weisen Mimer als Rat zur Seite; woraus auch eine Art von Unterwürfigkeit der Wanen unter das Joch der erobernden Asen hervorgeht.

    War oder Woer, Göttin der ehelichen Liebe und Treue, Rächerin des Treuebruchs.

    Waranda, eine der drei Nornen, welche an dem Urdarbrunnen sitzen und das Schicksal der Welt lenken.

    Wasuthr, Personifikation eines Witterungszustandes; der Name bedeutet "böses Wetter". Sein Sohn war Windloni ("Eiswind"); er erzeugte mit Swasuthr ("warmer Wind") den Sommer. Zu diesem Geschlecht gehören noch in unbekanntem Verwandtschaftsgrade Grimmer ("grimmige Kälte") und Swalbriostatur ("Kälte atmend").

    Waunt, einer der Höllenflüsse, welche Niflheim und Helheim durchströmen.

    We, Bruder des Wile und des Odin, welche drei das erste Menschenpaar, Ask und Embla, erschufen.

    Wechselbalg. Die Elfen oder Zwerge entwenden zuweilen wohlgestaltete Kinder aus der Wiege, und legen ihre eigenen hässlichen Kinder, oder gar sich selbst an deren Stelle. Diese untergeschobenen Geschöpfe heißen Wechselbälge. Als Zweck des Wechsels erscheint, dass die Elfen bemüht sind, ihre Art durch das entwendete Menschenkind größer zu ziehen, welches sie nun bei sich zu behalten meinen, und wofür sie ihr eigenes Kind hingeben. Gegen die Austauschung sichert, dass man einen Schlüssel, oder ein Kleid des Vaters, oder Stahl und Nähnadeln in die Wiege lege. Am wichtigsten ist aber die Art, wie man sich einen Wechselbalg wieder vom Halse schafft. Man muss ihn nämlich durch irgend ein höchst seltsames Vornehmen zum Selbstgeständnis seines Alters, und folglich der geschehenen Vertauschung, bringen, worauf er sich augenblicklich entfernt und das geraubte Kind wieder erscheint, denn die Elfen wollen nichts umsonst haben. Z.B. wenn der Wechselbalg Wasser in Eierschalen über Feuer kochen sieht, so ruft er aus: »Nun bin ich so alt wie der Westerwald, und habe doch noch nie in Eierschalen kochen sehen«. Nach einem bretagnischen Volksliede sieht ein Wechselbalg die Hausmutter Speise für zehn Hausknechte in einer Eierschale kochen, und spricht: »Ich habe das Ei vor der weißen Henne gesehen, und die Eichel vor der Eiche, und nimmer ein solches«.

    Weda, einer der beiden Kriegsgötter der Friesen; er ward mit dem anderen, Freda, stets zugleich abgebildet und verehrt; der Kopf war mit einem befiederten Helm, die Brust durch einen Schild gedeckt, die Schultern trugen Flügel. Weil sie als Zwillingspaar erschienen, glaubte man in ihnen Castor und Pollux wieder zu finden.

    Wedurhoelner, ein Habicht, welcher zwischen den Augen des Adlers sitzt, der auf dem Gipfel der Esche Ygrasil thront.

    Wegswin, einer der Höllenflüsse, welche Niflheim durchströmen.

    Wellenmädchen, Töchter des Aeger und der Ran. Sie schwimmen auf der stürmischen See um die Mutter her, und tauchen, mit weißen Schleiern geschmückt, aus den Wellen auf, den Verunglückten die Hand bietend und sie freundlich aus dem tobenden Elemente geleitend, oder die unrettbar Verlorenen in den Schoß ihrer Mutter Ran niederlegend. Ihre Namen sind: Bloedughadda, Bylgia, Droebna, Dufa, Heffring, Himinglaeffa, Kolga, Raun und Udur.

    Westri, einer der vier gewaltig starken Zwerge, welche den Wind hervorbringen, und mit ihren Schultern das Himmelsgewölbe unterstützen; sie wohnen an den vier Himmelsgegenden Osten, Süden, Westen, Norden, und haben davon ihre Namen Austri, Sudri, Westri, Nordri.

    Wichtel, Wichtelmännchen. Das Wort Wicht hieß im Alt-Deutschen so viel als Geschöpf überhaupt. Hat es nun im Neu-Hochdeutschen immer eine gewisse geringschätzige Nebenbedeutung erhalten, wie man sagt: ärmlicher Wicht, Bösewicht, so hat insbesondere die Verkleinerungsform, z.B. Wichtel oder Wichtlein, bloß noch die Bedeutung einer Art von halbgöttlichen Geistern, wie Elfen oder Zwerge, mit deren Charakterzügen oder Verrichtungen der Volksglaube die Wichtel völlig zusammenfaßt, was einzelne in demselben lebende Märchen beweisen, z.B. folgende hessische Sage: An der Schwalm bei Uttershausen liegt der Dosenberg; dicht am Ufer gehen zwei Löcher hervor, die waren vor Urzeiten Aus- und Eingänge der Wichtel. Zu einem Bauern kam öfter ein Wichtel freundlich auf den Acker. Eines Tages, als der Bauer Korn schnitt, fragte er, ob er in der folgenden Nacht für reichen Geldlohn Fuhren durch den Fluss übernehmen wolle? Der Bauer sagte zu. Abends brachte der Wichtel einen Sack voll Weizen als Handgeld in des Bauern Haus; nun wurden vier Pferde angeschirrt, und der Bauer fuhr zum Dosenberg. Aus den Löchern lud der Wichtel schwere unsichtbare Lasten auf den Wagen, die der Bauer durchs Wasser an das andere Ufer brachte; so fuhr er hin und her von Abends zehn bis Morgens vier Uhr, bis die Pferde endlich ermüdeten. Da sprach der Wichtel: »Es ist genug; nun sollst du auch sehen, was du gefahren hast!«. Er hieß den Bauer über die rechte Schulter blicken, da sah er, dass das weite Feld voll von Wichteln war. Darauf sagte das Wichtel: »Seit tausend Jahren haben wir im Dosenberg gehaust; jetzt ist unsere Zeit um, wir müssen in ein anderes Land; im Berge aber bleibt so viel Geld zurück, dass die ganze Gegend genug daran hätte«. Darauf lud er dem Bauer seinen Wagen voll Geld und schied. Dieser blieb mit Kind und Kindeskindern reich, die Wichtel aber waren für immer aus dem Lande verschwunden.

    Wid, einer der Flüsse, welche durch das Reich der Hela strömen.

    Widar, einer der wenigen Asen, welche den Surtursbrand ("der Weltuntergang"), überleben. Um mit Fenrir zu kämpfen, macht er sich einen dicken Schuh aus Lederabgängen der Fußbedeckung der Menschen. Bei dem Streit mit dem Wolf Fenrir setzt er dem Ungeheuer den so geschützten Fuß in den Unterkiefer und reißt ihm mit den Händen den Rachen auseinander. Widar ist ein Sohn des Odin und der Riesin Gridar, wegen seiner Stärke hoch geehrt. Er bewohnt mit Baldur, Wali, Haenir, Hoedur und den beiden Söhnen des Thor die neuverjüngte Erde.

    Widblain, von den neun übereinanderliegenden Himmeln derjenige, in welchem nach dem Weltuntergang die Elfen wohnen.

    Widolf, die älteste der Zaubernornen oder Hexen (mit den eigentlichen Schicksalsnornen nicht zu verwechseln), von welcher alle übrigen Hexen abstammen.

    Widr, Beiname des Odin.

    Wig, ein Götze, den man in Jütland, unbekannt auf welche Art und in welcher Absicht, verehrte.

    Wigdnalin, eine von den Töchtern des Njord, welche aus einem Grabhügel ein großes Trinkhorn holte, auf welches Radweig, ihre Schwester, Zauberrunen schrieb.

    Wigridr, die große Ebene, welche den Asen in Begleitung der Einheriar, und den Muspelheimern in Begleitung von Hel, Loke, Fenrir und Jormungand zum Schlachtfelde dient; sie hat eine Fläche von 10.000 Quadratmeilen.

    Wildes Heer siehe Wütendes Heer

    Wile siehe We

    Wilmeid, der Stammvater aller Zauberer; von ihm rührt die Wissenschaft der Ärzte, der Zauberer und der Wahrsager her.

    Wilmund, ein Fürst des höchsten Nordens, dessen Heldenhaftigkeit ihm die Liebe der schönen Königstochter Borgni (ihr Vater war Heithrek) erwarb, so dass sie sich gegen ihres Vaters Willen auch ohne Vermählung ihm ergab. Sie konnte nach einem Fluch nicht gebären, bis Oddrun, König Atlis Schwester, Zaubersprüche über sie sprach und des Vaters Fluch löste.

    Wimr, der Fluss, den Thor durchwatete, als er nach Gejrroedsgard ging; damals ließ des Riesen Tochter ihn so anschwellen, dass er dem Thor bis an den Hals ging.

    Win und Wina, zwei von den Höllenflüssen, die durch das Reich der Hel strömen.

    Windalf, der Beherrscher der Zwerge, welcher die vier starken Zwerge, die das Himmelsgewölbe tragen, beaufsichtigt, und auf dessen Befehl sie *, d.h. Wind machen müssen, daher sein Name Windalf.

    Windheim, eine von den Welten, welche von den Seelen abgeschiedener Menschen bewohnt werden.

    Wingolf, der Palast der Asinnen, Aufenthalt der Liebe und Freundschaft.

    Wit, einer der aus dem Brunnen Hwergelmer strömenden Höllenflüsse.

    Wodan. Dies ist die jetzt bekannteste Form des Namens des höchsten Gottes des deutschen Heidentums, der aber ursprünglich Wuotan hieß. Deutsche Altertumsforscher setzen diesen Namen in Verbindung mit dem Zeitwort "waten", und nehmen als Urbedeutung den Begriff des raschen Vorwärtsstrebens an, woraus sich allmählich die Vorstellung einer geistig wie körperlich alle durchdringenden Kraft eines allmächtigen Gottes entwickelt habe. Unmittelbar daran knüpfen sie aber das Hauptwort "Wut", welches ursprünglich nur eine heftige stürmische Bewegung, erst später ungemäßigte und bösartige Leidenschaft bezeichnet habe. Auf diese Art ist schon von vornherein auch das wütende Heer mit Wodan verknüpft. Über die näheren Bestimmungen des Begriffes und der Verehrungsweise Wodans haben wir, da das deutsche Heidentum ausgetilgt wurde, ehe es Zeit gewinnen konnte, schriftliche Denkmale zu hinterlassen, nur sehr kärgliche Spuren, aus welchen sich nur ergibt, dass Wodan die alldurchdringende, schaffende und bildende Kraft war, die den Menschen und allen Dingen Gestalt und Schönheit verleiht, von der sowohl die Dichtkunst ausgeht, als auch die Lenkung des Krieges und Sieges, von der aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes, ja alle höchsten Güter und Gaben abhängen. Somit erkennen wir an Wodan, wie an Zeus und Jupiter, dass alle Heiden darauf ausgingen, einen obersten Gott anzuerkennen, der schon die Eigenschaften aller übrigen in sich trägt, so dass diese nur als seine Auswirkungen und Verjüngungen zu betrachten sind. Die Römer verglichen ihn mit ihrem Mercur, was freilich zunächst überrascht, da Mercur jugendlich und dem Jupiter untergeordnet, Wodan aber väterlich herrschend gedacht wird, aber dadurch bewiesen ist, dass der vierte Tag der Woche, den die Römer Mercurs-Tag nannten, noch jetzt im Englischen Wednesday (Wodans-Tag) heißt. Die Ähnlichkeit zwischen Wodan und Mercur wurde also ohne Zweifel in der geistigen Natur beider Götter gefunden. Die zur Schlacht ziehenden Deutschen gelobten dem Wodan, als dem Kriegsgott, ihm nach der Schlacht alle Gefangenen zu opfern, welches nicht selten auf die grausamste Art durch Verstümmelung und langsames Dahinmorden geschah. Dass Wodan eins ist mit dem nordischen Odin, ersieht man schon aus der Namensähnlichkeit; es zeigt sich aber noch besonders darin, dass Wodan, wie Odin, die im Kampfe gefallenen Helden in seine Gesellschaft und Wohnung aufnimmt. Das Sternbild des großen Bären hieß bei den alten Deutschen Wodans-Wagen, die Milchstraße Wodans-Straße. In Niedersachsen pflegte man noch spät bei der Kornernte einen Büschel Getreide für Wodans Pferd stehen zu lassen. - Noch jetzt sind viele Örtlichkeiten in ganz Deutschland zu finden, deren Namen an Wodan erinnern; man denke nur an den Odenwald und an Godesberg bei Bonn.

    Wodhu, ein Kriegsgott der Völker des baltischen Meeres, wahrscheinlich mit Wodan identisch.

    Wolen, böse Nornen, Zaubernornen, denen der Titel Nornen eigentlich gar nicht zukommt, weil diese göttlichen, die Wolen aber unterweltlichen Ursprungs sind. Die Wolen waren gefürchtete Zauberweiber, Hexen, welche die Kräfte der Natur sich untertan gemacht hatten, und sie nur brauchten, um Böses zu stiften.

    Wolsung, ein berühmter, nordischer König; er vermählte seine Tochter Signy wider ihren Willen mit König Siggnir von Gotland, welcher ihn, nebst acht von seinen Söhnen, grausam ermorden ließ; nur Sigmund rettete sich, und erzeugte mit seiner Schwester, ohne dieselbe zu kennen, einen Sohn, Sinfiotli, mit dessen Hilfe er den Mord an Siggnir rächte. Alle Nachkommen dieses Geschlechtes führen den Namen der Wolsungen, auch der Sigurd der Niflungasaga gehört dazu, und in Folge dessen auch der Sigfrid des Nibelungenliedes. Siehe auch Hreidmar

    Woelundr oder Voelundr siehe Baudwildur

    Won, der Schaum und Geifer, welcher, gleich einem Strom, aus dem aufgesperrten Rachen des Wolfes Fenrir fließt.

    Woer siehe War

    Woetter oder Wotter, gute und böse Genien (Bjarg- und Mein-woetter), von denen das Volk glaubte, dass sie sich in die häuslichen Angelegenheiten, wohltuend oder schadenbringend, mischten. Die Donnerkeile ("Belemniten") schrieb man ihnen zu und nannte sie Woettelis, von ihrer Kraft besonderes Glück erwartend.

    Wütendes Heer. Die durch ganz Deutschland verbreitete Sage von einem nächtlichen Geisterzug, der mit furchtbarem Getöse, besonders Jagdlärm, durch die Lüfte fährt, und aus männlichen und weiblichen Gestalten, auch Kindern, samt Rossen und Hunden, besteht, ist uralt und hängt mit dem deutschen Heidentum auf's Engste zusammen, wie denn gleich der Name wütendes Heer, süddeutsch Muotes-Heer, ursprünglich nichts anderes besagt, als Wodans-Heer (siehe Wodan). Die eigentliche Grundlage der Sache liegt also in den Erinnerungen der Deutschen an ihren vorchristlichen höchsten Gott, der unter anderen Äußerungen seiner alles durchdringenden Kraft auch der himmlische Schlachtenlenker war, und deshalb sehr natürlich auch als Führer himmlischer Heerscharen erschien, wozu sich als nächstliegende Tätigkeit die Jagd, die zweite Hauptbeschäftigung der alten Helden, gesellte. Natürlich verlor der alte Gott durch die Einwirkungen des Christentums sein zutrauliches Wesen, und ging in den Begriff einer finsteren schreckenden Gewalt über. Den Menschen und ihrem Dienste gleichsam abgestorben, irrte und schwebte er in den Lüften, teuflisch und gespenstig, und so wurden denn auch alle ungetauften Kinder in seinen Heeres- oder Jagdzug versetzt. Unglaublich beinahe wäre es, wenn es nicht durch die zahlreichsten Beispiele bewiesen wäre, mit welcher Zähigkeit der Volksglaube an dieser uralten Vorstellung gehangen, und unter dem mannigfaltigsten Wechsel der an die Spitze des Zuges gestellten Personen die wesentlichen Grundzüge des ältesten Bildes festgehalten hat. Während der gemeine Mann am Namen Wodan festhielt, stellten Gebildetere teils den Teufel als Führer des wütenden Heeres auf, teils bezogen sie »den wilden Jäger« auf die bestimmte, halbhistorische Person eines gewissen Jägermeisters. Dies geschah indessen nur in Nord-, und höchstens noch in Mitteldeutschland; in Süddeutschland kennt man nur den namenlosen wilden Jäger mit dem Muotes-Heer, aber gerade im letzteren Namen ist ja der Name Wodans erhalten. Die angeblich historische Person des wilden Jägers aber wird auf die verschiedenste Weise benannt, am verbreitetsten indessen scheint die Erzählung vom Jägermeister * zu sein, von welcher auch Fouqué im Zauberring Gebrauch macht. Grimm jedoch findet auch in diesem Namen, dessen Urform * ist, nur einen Beinamen Wodans, den Mantelträger. Indessen sagt die niedersächsische Sage: Hans von * war Oberjäger des Herzog von Braunschweig, und ein gewaltiger Waidmann; er soll 1521 gestorben sein. Drei Stunden von Goslar, im Garten eines Wirtshauses, genannt der Klapperkrug, liegt sein Grabstein. Eines Nachts in schwerem Traume dachte er, er kämpfe mit einem furchtbaren Eber und unterliege ihm zuletzt. Wirklich traf er am Tage darauf ein solches Tier und erlegte es nach hartem Kampf. In der Siegesfreude stieß er mit dem Fuße nach dem toten Eber und rief: »Hau' nun, wenn du kannst!«. Er hatte aber so heftig gestoßen, dass des Ebers scharfer Zahn durch den Stiefel drang und ihm den Fuß verletzte. An dieser Wunde musste er sterben. Auf dem Totenbette wollte er nichts vom Himmel wissen, und auf des Predigers Ermahnungen versetzte er: »Unserem Herrgott möge der Himmel bleiben, wenn nur mir meine Jagd bleibt«; worauf der Prediger sprach: »Nun, so jage bis zum jüngsten Tag!«, was nun bis heute in Erfüllung geht. - Wie schon gesagt, sind an verschiedenen Orten eine große Menge verschiedener anderer Personen an die Spitze des wütenden Heeres gestellt worden, und zwar sind diese teils rein göttlicher Art, wie Frau Holda. Frau Perchta, Frau Gaude, teils Helden der reinen Sage, Dietrich von Bern, der getreue Eckhardt, König Artus, teils geschichtlich bekannte Könige, Karl der Große, sogar Karl V., und die Könige Waldmar und Christian II. von Dänemark; endlich ein gewisser Junker von Rodenstein, von welchem nichts Weiteres bekannt ist.

    Ydalir, der Palast, oder überhaupt der Wohnsitz des Sohnes der goldhaarigen Sif, des Uller, eines Stiefsohns des Thor.

    Ygdrasil, der Weltbaum, eine ungeheure Esche, welche ihre Äste bis zum Himmel erhebt, und über die ganze Erde ausstreckt. Drei Wurzeln nähren dieselbe: die eine reicht bis Asgard, dem Aufenthalt der Götter, die andere in das "Riesenland" Jotunheim und die dritte bis zur Unterwelt Niflheim. An dem Quell Urdarborn wohnen die drei heiligen Schicksalsnornen, welche diese Wurzeln täglich mit dem Wasser des Brunnens begießen; dieser Born ist im Asenlande; bei der anderen Wurzel, in Jotunheim, ist der Mimirsbrunnen, und in dem Reiche der Hel der Quell Hwergelmer, aus welchem die Höllenflüsse entspringen. Der Baum ist bewohnt von verschiedenen Tieren, so von den Hirschen Dunair und Duratror, welche seine Blätterknospen abfressen; im Gipfel hauset ein Adler, der zwischen seinen Augen den Habicht Wedurhoelner trägt; ganz unten an der Wurzel wohnt die Schlange Nidhorgr, welche an des Baumes Wurzeln nagt; zwischen beiden läuft ein Eichhörnchen, Ratatoeskur, auf und ab, welches zwischen dem Adler und der Schlange Zwietracht zu stiften sucht. Letztere benagt ewig die Wurzeln des Baumes, um ihn zu fällen, wie die Hirsche seine Zweige benagen, doch wird er durch das Begießen erhalten, und selbst beim Weltuntergange, bis zu welchem die Götter sich täglich in seinem Schatten versammeln, um Rat zu halten, wird er nicht untergehen, sondern nur heftig erschüttert werden.

    Ymer, der Riese, aus dessen einzelnen Körperteilen die Welt erschaffen ist. Die Hitze von Muspelheim schmolz das Eis in Niflheim, und es entstand der furchtbare Eisriese Ymer und die Kuh Audumbla, von deren Milch er lebte, während die Kuh sich von dem Belecken bereifter Salzsteine nährte, wodurch dann aus den so beleckten Steinen der erste Mensch, Bure, entstand. Ymer erzeugte aber aus sich selbst das furchtbare Geschlecht der Hrymthussen; doch lebte er nicht lange, denn Bures Enkel, Boers Söhne, Odin, Wile und We, erschlugen den Ymer, machten aus seinem Blut (in welchem seine ganze Nachkommenschaft ertrank) des Meer, aus seinem Fleisch die Erde, aus seinen Knochen die Felsen und Berge, aus seiner Hirnschale das Firmament, aus seinem Gehirn die Wolken, und aus seinen Augenbrauen die Verschanzungen um Asgard.

    Zwerge, nicht gerade immer kleine, sondern nur unverhältnismäßig gebaute, menschenähnliche Wesen, oft von gewaltiger Stärke, wie die vier Zwerge, welche den Himmel tragen, zwar immer im Vergleich mit den Asen klein, wie diese wieder im Vergleich mit den Riesen klein waren, doch keineswegs deshalb Zwerge genannt: ein Wort, das die Riesen und Joten nie für die Asen benutzten. Die Edda lehrt uns dreierlei Arten von Zwerge kennen: erstens solche, die aus Erde gemacht, in der Erde wohnen, dann solche, die aus Steinen gemacht, in Steinen wohnen, endlich solche, die aus einem andern Lande, von Swainshaugi kommen, und deren Reiseziel Orwanga auf Jornwall war. Sie sind trotz ihrer Missgestalt überaus geschickt, bereiten die trefflichsten Waffen, verstehen sich auf das Schmieden des Goldes und der edlen Metalle und machen daher die schönsten Schmucksachen, sind zugleich Zauberer und vermögen ihren Geschenken Eigenschaften beizulegen, welche zum Heil oder Verderben der Beschenkten dienen, wie, dass ein Ring den Tod seines Besitzers nach sich ziehen sollte, oder dass ein Schwert, einmal gezogen, nicht wieder in die Scheide kommen kann, ohne Menschenblut zu trinken und dergleichen. Auch haben sie aus Quasers Blut den köstlichen Dichtermeth bereitet. Sie suchten immer die Finsternis, weil sie, sobald die Sonne sie beschien, zu Stein wurden; so sind die zackigen, verworrenen Felsen an den Küsten von Norwegen lauter Zwerge.



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