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Re: Vorstadtkrokodile
Jaxx - 16.02.2005, 22:51Vorstadtkrokodile
Autor: Max von der Grün
Hörspielskript: Udo W. Wolf
Toningenieur: Hans-Joachim Herwald
Regie: Lothar Zibell / H.-J. Herwald
Jahr: 1978
Mitwirkende:
Erzähler - Paul-Edwin Roth
Olaf - Lutz Schnell
Maria - Jeanne Weitner
Peter - Jens Paetow
Frank - Thorsten Warnecke
Hannes - Stephan Chrzecsinski
Kurt - Thomas Hinck
Erster Feuerwehmann - Jans Kersten
Zweiter Feuerwehrmann - Lothar Zibell
Egon - Christoph Rudolf
Besprechung:
Re: Vorstadtkrokodile
Uwe - 22.03.2005, 21:12
"Vorstadtkrokodile" war in meinen Kindertagen (ich bin Baujahr ´70) eines meiner Lieblingshörspiele!!!
Daher ist meine Rezension natürlich absolut parteiisch!
Worum geht´s?
Ruhrpott. Eine Vorstadtsiedlung von Dortmund. Frühe Siebziger Jahre. Schlechte Luft aus den Fabrikschornsteinen. Engstirniges, miefiges Milieu. Die Prügelstrafe für Kinder, auch fremde, ist noch hoch im Kurs. Die Väter ackern in den Fabriken, die Kinder suchen Zerstreuung vor ihrem Stress in Schule und Elternhaus. Acht solche Vorstadtkinder bilden die Bande „Die Krokodiler“. Die heißt so, weil jedes Mitglied ein aufgenähtes kleines Stoffkrokodil auf der Jeans tragen darf. Alle sind zwischen 13 und 14 und jagen gemeinsam auf ihren Fahrrädern durch Straßen, Wald und Flur, auf der Suche nach Abenteuern. Wer ein Krokodiler sein will, muss vorher eine gefährliche Mutprobe bestehen, die sich Olaf, der Anführer, ausgedacht hat. Nur Olafs Schwester Maria darf auch so bei den Krokodilern dabei sein. Als einziges Mädchen muss sie ganz schön kämpfen, um sich zwischen all den Rotzlöffeln behaupten zu können. Alle reden natürlich den typischen, mit Schimpfwörtern gespickten Kinder-Slang.
Auch der kleine schmächtige Hannes möchte gern zu den Krokodilern gehören. Und hier setzt das Hörspiel ein, als dieser Hannes sich an die Mutprobe wagt, auf das Dach einer alten baufälligen Ziegelei-Ruine zu klettern. Er schafft es zwar, kommt aber beim Versuch, wieder runterzuklettern, beinahe ums Leben. Zum Glück ist die Feuerwehr rechtzeitig da.
Hannes ist nun mächtig stolz, der neunte Krokodiler zu sein. Bald freundet er sich mit einem Jungen aus der Nachbarschaft an, der nicht zur Bande gehört. Der heißt Kurt und sitzt im Rollstuhl. Hannes besucht Kurt oft und sie spielen zusammen. Hannes bringt Kurt bei den anderen Krokodilern ins Gespräch, aber natürlich wollen die keinen „Krüppel“ in ihre Bande aufnehmen.
Eines Tages, als beide bei einem schweren Gewitter in Kurts Kinderzimmer sitzen, erzählt Kurt Hannes ein Geheimnis, das er noch niemandem zuvor verraten hat: Dass er nämlich vor kurzem eines Nachts die Einbrecherbande beobachtet hat, nach der die Polizei seit Monaten vergeblich fahndet, weil sie keine Spuren hinterlässt, und von der alle im Ort glauben, dass es nur eine Gastarbeiter-Bande aus Türken oder Italienern sein kann.
Klar, dass nun die Krokodiler zusammen mit Kurt Detektive spielen...
Und wie ist´s?
Wer in den Siebzigern großgeworden ist, kennt die Vorstadtkrokodile als Fernsehfilm, der damals bei seiner Erstausstrahlung 1977 sehr gelobt wurde. Ein Kinderkrimi aus Deutschland mit realistischer Milieuschilderung und guten (auch guten Kinder-) Schauspielern, das war was Besonderes! Gedreht wurde der Film nach dem gleichnamigen Jugendbuch von Max von der Grün.
Die Story vermittelt viele Werte. Z.B. soll gezeigt werden, dass ein querschnittsgelähmter Junge natürlich ein absolut gleichwertiges und sogar höherwertiges Mitglied einer Kinderbande sein kann. Außerdem geht´s gegen Spießbürgerlichkeit und Vorurteile. Aus dem engagierten Buch hat der Autor "Udo W. Wolff" (Pseudonym?) eine Klasse-Hörspiel-Adaption verfasst. Natürlich musste er kürzen und konnte längst nicht alle Facetten des Buches unterbringen.
Hergestellt wurde das Hörspiel 1978 in Hamburg vom bewährten Fontana-Team Lothar Zibell, Hans-Joachim Herwald und Michael Weckler. Und die waren mutig genug, die Krokodiler auch das berühmte Wort mit Sch sagen zu lassen, das damals im Fernsehen noch verpönt war. Und dadurch ist „Vorstadtkrokodile“ vermutlich das allerallererste deutsche Kinderhörspiel, in dem das Wort „Scheiße“ gesagt werden durfte. Auch sonst gelang es blendend, eine authentische Atmosphäre ins Hörspiel zu bringen.
Und die Sprecher?
Nicht alle Krokodiler-Mitglieder sind mit Sprechern besetzt, aber 10 Kinderstimmen wären wohl auch zuviel gewesen. Die bekanntesten darunter dürften heute Lutz Schnell und Stefan Chrzescinski sein.
Und dann sind da noch Thomas Hinck, Thorsten Warnecke und Jens Paetow. Und Jeanne Weidner als Maria. Sie sind leider nicht so populär geworden wie die beiden erstgenannten oder manche Europa-Kindersprecher, die teilweise noch heute in den dortigen Endlos-Serien mitmachen. Alle machen ihre Sache außerordentlich gut und klingen glaubwürdiger als die Kindersprecher auf manchen Europa-Produktionen aus dieser Zeit.
Schade, dass diese gute Crew ansonsten nur noch bei einigen Enid Blyton-Hörspielen zusammen agieren durfte.
Paul-Edwin Roth mit seiner vertrauenerweckenden Stimme ist der Erzähler. Hinter den Pseudonymen "Jens Kersten" verbirgt sich Michael Weckler und hinter "Christoph Rudolf" natürlich (wie schon bei Europa) Konrad Halver.
Na ja, und weil in dem TV-Film auch einige damals populäre Rock- und Popsongs zu hören waren, wurde einer davon auch für´s Hörspiel verwendet: „Amada mia amore mio“ ist ein Lied aus den Anfängen der Discowelle, das unter "Vorstadtkrokodile"-Fans eine Art Kultstatus erlangt hat. Und weil Fontana-Schwester Philips die Rechte an dem Stück hatte, hat man Ausschnitte davon auch an den Anfang und an das Ende des Hörspiels geklebt. Kommt gut und gehört auch einfach dazu.
Fazit:
„Vorstadtkrokodile“ ist für mich einer der besten Kinderkrimis, die in den guten, alten, verrauchten und ölkrisengeschüttelten Siebzigern auf die Rillen einer Schallplatte bzw. das braune Band einer MC gebracht wurden.
Und zum Schluss noch ein Geständnis: In Maria – und damit auch in ihre Sprecherin Jeanne Weidner – habe ich mich damals heftigst verknallt. Sie ist fürsorglich und verantwortungsbewusst, aber auch mutig und hat eine große Klappe, mit der sie auch den Jungs Paroli bieten kann. So ein prima Mädchen hätte ich mir damals als Freundin gewünscht... :mrgreen:
Re: Vorstadtkrokodile
Jaxx - 22.03.2005, 21:39
Eine sehr interessante und toll geschrieben Rezension! :gut:
Stimmt..."Schei.." und "Pimmel anfassen" waren die Wörter, die für Aufregung gesorgt hatten. :mrgreen:
Jaxx
Re: Vorstadtkrokodile
Uwe - 29.04.2005, 19:58
Uwe hat folgendes geschrieben:
Aus dem engagierten Buch hat der Autor "Udo W. Wolff" (Pseudonym?) eine Klasse-Hörspiel-Adaption verfasst.
Man sollte immer erst recherchieren, bevor man dumme Behauptungen in die Welt setzt. Udo W. Wolff ist kein Pseudonym, sondern dieser Autor existiert. Laut Google-Angaben hat er wohl hauptsächlich Sportbücher geschrieben und ein Film-Buch namens "Preußens Glanz und Gloria im Film".
Also Asche über mein Haupt!
Grüße!
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