Interview mit Micheal Weckler

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    Re: Interview mit Micheal Weckler

    Jaxx - 14.02.2005, 22:03

    Interview mit Micheal Weckler

    "Ich bin leider von der Ansicht völlig abgerückt, daß man mit Platten oder mit Fernsehsendungen irgendwas bewirken kann bzw. irgendetwas Erzieherisches bewirken kann. Das muß von den Eltern kommen. Wenn die Kinder zu Hause keine Unterstützung haben, dann wird auch eine Schallplatte oder ein guter Fernsehfilm es nicht machen." (Michael Weckler)


    Interview mit Michael Weckler


    Herr Weckler, in den 70er/80er Jahren produzierten Sie viele Kinderhörspiele welche aus heutiger Sicht nostalgisch und angestaubt wirken. Diese Werke scheinen in den Kinderohren von heute nichts mehr zu suchen bzw. zu bewirken. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

    Michael Weckler:Ich glaube, der Einfluß durch das Fernsehen ist sehr stark, alles muß reißerisch und mit viel Action sein.


    Ich bin Jahrgang 69 und erinnere mich noch gerne an Serien wie „Robi, Tobi und das Fliwatüüt“, „Hase Cäsar“ und viele andere zurück. Schaue ich heute in den Fernseher wird mir schlecht. Wieso „sterben“ die wertvollen Kinderserien aus?

    Michael Weckler: S.o! Viel zu wenig ‚Action‘! Wenn ich an meine Fernseh-Serie ‚ „Kleiner Mann‘ im Ohr‘“ mit Wolfgang Buresch denke, damit könnten Sie heute kein Kind mehr vor den Fernseher locken, fürchte ich.


    Das Kinderbuch „Räuber & Gendarm“, welches Ihr Kollege Wolfgang Buresch schrieb, wurde als Hörspiel adaptiert und bei der Phonogram unter dem Label „fontana“ veröffentlicht. Dort sprechen Sie den Vater und Ihr Kollege – Michael Weckler – liest den Erzähler. Zwei Regisseure die mitsprechen, dass deutet auf grenzenlosen Idealismus. Richtig?

    Michael Weckler: Ja, Buresch und ich haben viel zusammen gemacht, das war eine tolle Zusammenarbeit.


    Heute beschränkt sich die Hörspielindustrie auf High-End-Produktionen die Hollywood-Produktionen gleichkommen oder „Endlos-Serien“ wie „Die drei Fragezeichen“. Wieso gibt es keine Produktionen á la „Sigi Wulle auf dem Kriegspfad“ mehr?

    Michael Weckler: Ich kann mich nur wiederholen: „ACTION, ACTION, ACTION“!


    Bei „Sigi Wulle auf dem Kriegspfad“ übernahmen Sie und H.-J. Herwald die Hörspiel-Regie. Wie gefällt Ihnen die Geschichte persönlich?

    Michael Weckler: Auch heute noch gut!


    Sie und Herr Herwald haben recht häufig die Regie bei Kinderhörspielen übernommen. Wie entstand das Paar „Weckler/Herwald“?

    Michael Weckler: Wir haben uns im Studio kennengelernt, und da wir fantastisch zusammenarbeiten konnten, haben wir eine Firma geründet, die „PROTON GmbH“, mit der wir sehr viele Hörspiele produziert haben.


    Ein weiterer Kinderhörspiel-Regisseur war Kuth Vethake. Kannten Sie Vethake persönlich? Wenn ja: Gab es etwas, was Sie an ihm bewunderten/toll fanden o.ä.?

    Michael Weckler: Mit Herrn Vethake habe ich viel zusammengearbeitet, als ich Redakteur für „Kinderprogramm und Liedermacher“ bei der Phonogram war. Sein Stil gefiel mir sehr, er war sehr engagiert, wir lagen auf einer Wellenlänge. Gesehen haben wir uns nur 2-3 Mal, aber oft telefoniert.


    Auf die Frage, wie man Kinderhörspielregisseur wird, sagten Sie mal:"Also, dazu gekommen bin ich über's Theater und über's Fernsehen. Ich war lange Zeit am Theater - ungefähr 10 Jahre - und war dann eine Zeitlang freischaffend beim Fernsehen und wurde dann eines Tages von einem Bekannten, der eine Firma hat, gefragt: 'Du hast doch Theaterregie gemacht. Willst du nicht bei mir Kinderhörspiele machen - traust du dir das zu?' Ich habe zu Anfang vor dem neuen Metier doch ein bißchen Angst gehabt, aber das hat mir doch sehr viel Spaß gemacht, muß ich sagen. Ich bin dann einfach dabei geblieben. Ich habe für verschiedene Firmen mit einer eigenen Produktionsfirma Kinderhörspiele produziert und bekam eines Tages das Angebot, eben hier zur Phonogram zu kommen ..." (Quelle: Johann-Günther König: "Zum Selbstverständnis der Macher. Einschätzungen und Kommentare")

    Frage 1: Gab es verschiedene Faktoren, die die Phonogram anders als andere Produktionsfirmen machten? (die Größe nicht mitzählend)

    Michael Weckler: Wir haben mit vielen großen Verlagen eng zusammengearbeitet durch die Kontakte, die mein Vorgänger, Herr Sternberg, aufgebaut hatte. Dadurch kamen an Stoffe von Preußler usw.

    Frage 2: Wieso machte es sehr viel Spaß? War der Punkt, etwas für Kinder zu machen, ausschlaggebend?

    Ja, denn Kinder sind ein sehr dankbares Publikum, wenn man sie ernst nimmt! Ich glaube, sie merken sehr schnell, wenn man sie veralbert. Die Verantwortung gute Produktionen rauszubringen hat mich sehr gereizt und mein damaliger Chef bei der Phonogram, Jürgen Sauermann, hat mir viel freie Hand gelassen, wofür ich ihm sehr dankbar bin.


    Sie sagten auch: "Ich bin leider von der Ansicht völlig abgerückt, daß man mit Platten oder mit Fernsehsendungen irgendwas bewirken kann bzw. irgendetwas Erzieherisches bewirken kann. Das muß von den Eltern kommen. Wenn die Kinder zu Hause keine Unterstützung haben, dann wird auch eine Schallplatte oder ein guter Fernsehfilm es nicht machen." (Quelle: Johann-Günther König: "Zum Selbstverständnis der Macher. Einschätzungen und Kommentare")

    Durch welche Erfahrung änderte sich Ihre erste Ansicht?

    Michael Weckler: Wenn man sich das Fernsehprogramm für Kinder ansieht, wie Sie schon selbst sagten, findet manTrickfilme mit fantasielosen Figuren. Hörspiele haben heute ja kaum noch eine Chance, wenn sie nicht nach Fernsehstoffen produziert werden.


    Sie sind heute freischaffender Schauspieler, Synchronautor/Sprecher und Regisseur in Hamburg. Nennen Sie doch bitte ein paar aktuelle Projekte.

    Michael Weckler: Sie werden lachen, auch ich mache Trickfilme für Kinder, „Bob der Baumeister“, „Rubbadubbers“, „Brum“, drei Kinderserien, die ich sehr mag, weil sie weder reißerisch noch „zeigefingerig“ sind!


    Heute wird in vielen Familien der Fernseher als „Maulkorb“ für die eigenen Kinder missbraucht. Sind Eltern von heute verantwortungslos?

    Michael Weckler: Ganz so weit würde ich nicht gehen, vielleicht sind sie überfordert durch Alltagssorgen.


    Wenn Sie die Jugend der 70er Jahre mit der heutigen vergleichen, welche Parallelen erkennen Sie?

    Michael Weckler: Dazu habe ich leider zu wenig Kontakt zu Kindern.


    „Erwachsene Kinder“, die den Hörspiel-Produktionen vergangener Jahre hinterher weinen sind Ihrer Meinung nach...

    Michael Weckler:„geschmackvolle Menschen“! (Little joke!)


    In heutigen Kinderhörspielen fallen leider auch derbere Wörter wie das berühmte Wort, welches 2damals für Schlagzeilen sorgte, als „Schimanski“ es im „Tatort“ aussprach. Gehören solche Wörter in Produktionen für Kinder? Immerhin wachsen sie mit solchen Wörtern auf (Kindergarten, Schule, Elternhaus(?) etc).

    Michael Weckler: Eine schwere Frage, die Sprache sollte schon modern sein. Z.B.: „Das find‘ ich echt geil‘ muß ja nicht sein, obwohl man heute dauernd hört, „Das find‘ ich echt stark“ tut’s ja auch.


    Hören Sie heute noch Hörspiele oder haben Sie damals welche gehört?

    Michael Weckler: Sowohl als auch. Aber auch da ist das Angebot kleiner geworden. Ich bin ja noch mit dem Radio aufgewachsen, Kinderfunk und Schulfunk gehörten zu meinen täglichen Sendungen. Heute nehme ich mir bei längeren Autofahrten gern Hörspiele oder Lesungen mit.


    Mein besonderer Dank gilt Michael Weckler, der trotz mangelnder Zeit dieses Interview mit mir machte. Das Interview fand zwischen dem 11.01. und 03.02.2005 statt (via Mail).



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