Anwariels Geschichte

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    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 11.08.2004, 14:03

    Anwariels Geschichte
    Aiya!

    Ich habe den Prolog und das erste Kapitel meiner Fortsetzungsgeschichte hier hinein gestellt
    Bitte schreibt mir, wie euch die Geschichte gefällt (ein bischen Lob und Schulterklopfen schadet nie !!! Kritik ist auch willkommen) :)


    Prolog



    Große Philosophen der Geschichte sagen uns immer wieder, dass das Gute einst über das Böse triumphiert.
    Die Menschen, die unter dem Bösen leiden, bauen darauf ihre Hoffnungen auf. Sie glauben daran, um die Kraft zu finden ihre Dörfer wieder aufzubauen, ihre Toten zu ehren, die Trauer zu bewältigen und ihr Leben weiterzuleben.
    Die, welche als Krieger geboren werden, ziehen in die Schlacht um zu siegen oder zu sterben. In den Zeiten des Friedens sitzen sie am heimischen Feuer, schärfen ihre Waffen und erzählen die Geschichten ihrer großen Taten. Doch sie warten schon auf den nächsten Kampf.
    Denn sie und die Philosophen wissen, es wird nie ein Ende geben. Der Sieg ist nicht das Ende, er ist der Anfang der nächsten Schlacht.


    Wer einst dein Feind war,
    den du bekämpftest, den du besiegtest,
    Er wird wiedergeboren,
    aus den Schatten der Erde.



    Und so beginnt der Anfang vom Ende des Friedens!


    Viertes Zeitalter, das Zeitalter der Menschen


    Wir schreiben das Jahr 30


    ~~


    Kapitel 1


    Sacht fiel das Sonnenlicht auf das dichte Blätterdach des Waldes. Kleine goldenen Fäden und hier und da ein paar dichte Bündel des goldenen Scheins drangen durch das frische Grün und bildeten kleine Lichtinseln auf dem hellbraunen Boden. Der Wald leuchtete in allen Schattierungen des Grün. Anwariel saß auf einem Stein inmitten einer dieser Lichtinseln. Sie hatte ein schweres, altes in dunkelbraunes Leder gebundenes Buch auf dem Schoß doch ihre Augen richteten sich nicht auf das Buch sondern blickten träumend ins Nichts. Ein unwilliges Brummen hinter ihr brachte sie in die Wirklichkeit zurück. „Was ist Alastor? Gefällt dir das schöne Wetter etwa nicht?“ Unter lautem Gähnen erhob sich ein großer, schwarzgrauer Wolf von seinem Schattenplatz und trabte auf Anwariel zu. Er schob seinen haarigen Kopf auf ihren Schoß und blickte sie aus großen, braunen Augen an. Anwariel tätschelte ihm den Kopf und fuhr ihm nachdenklich durch die wuscheligen Haare auf seiner Nase. Alastor ließ sich die Streicheleinheiten wohlig brummend gefallen und drückte seine feuchte Nase noch etwas mehr an Anwariels Hand. „Ist ja gut mein Lieber, du hast bestimmt langsam Hunger. Laß uns mal sehen was wir für dich auftreiben können.“ Anwariel stand von ihrem Sitzplatz auf, klopfte sich das Moos von dem weißen, mit Perlen bestickten Kleid, klemmte sich das Buch unter den Arm und verließ mit Alastor im Rücken ihren Sonnenplatz. Langsam wanderten die beiden durch den Wald. Anwariel genoß den Gang, denn sie liebte den Wald wie kaum einen anderen Ort. Sie konnte sich nicht vorstellen einmal irgendwo zu leben, wo es keinen Wald gab. Sie liebte den Duft des Waldes nach einem Gewitter, das Gefühl des weichen Bodens unter ihren Füßen, sie liebte es die Bäume zu berühren, ihr Alter und ihre Kraft zu spüren. Die Geräusche des Waldes klangen in ihren Ohren wie Musik. Eine Musik, die sie beruhigte und die sie nachts in den Schlaf wiegte. Als Anwariel aus dem Wald trat, sah sie eine dunkel gekleidete Gestalt auf der Brücke vor dem Haus des Wissens stehen. Als die Gestalt sich umdrehte, glitt Anwariel das Buch aus den Händen. Sie rannte auf den Mann zu und fiel diesem, der völlig überrascht von der Begrüßung war, um den Hals. „Udin, du bist endlich wieder da. Ich dachte schon ich sehe dich erst in Lórien oder am Hofe Gondors wieder. Aiya alter Freund, war deine Reise erfolgreich?“
    Udin schmunzelte, Anwariels Temperament ließ ihn immer wieder vergessen, dass sie dem Volk der Elben angehörte. Die ruhige, reservierte Art ihrer Brüder, die auch sonst den meisten Mitgliedern ihres Volkes zu Eigen war, schien an Ihr vorüber gegangen zu sein und das obwohl sie außergewöhnliche Fähigkeiten und ein großes Wissen besaß und auch Krieg und Leid ihr nicht fremd waren. Udin musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, das Anwariel einige tausend Jahre älter war als er selbst. „Möchtest du das gute Stück nicht wieder aufheben?“ Udin deutete auf das Buch, das Anwariel hatte fallen lassen. Sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf, bückte sich schnell, hob das Buch auf und blies den Staub vom Einband. „Hoffentlich hat Silan das nicht gesehen, sonst jammert er mir wieder die Ohren voll, dass es Tausende von Jahren niemand gegeben hat der die Bücher kaputt gemacht hat und ich das in 300 Jahren schaffe. Ich bringe das Buch jetzt besser in die Bibliothek zurück, wir sehen uns später Udin.“ Anwariel trat durch den Torbogen und ging in Richtung Bibliothek davon.
    Sie folgte dem Geruch von altem Leder und Kleber und betrat die Bibliothek. Eine riesige Halle, drei Stockwerke hoch, war vollgestopft mit Büchern, die in hohen, dunklen Nußbaumregalen standen. Anwariel stieg eine Wendeltreppe in den ersten Stock hoch, ging einen schmalen Gang zwischen den ganzen Regalen entlang, bis sie vor dem richtigen stand. Vorsichtig schob sie ihr Buch an seine angestammte Stelle zurück. Sie wollte sich gerade zum Gehen wenden, als der Bibliothekar Silan um die Ecke schoß. „Aha“, knurrte er „ hat das gute Buch wieder einen Ausflug in den Wald gemacht ? Ich habe Euch schon hundertmal gesagt, das man Bücher nicht überall herumschleppt. Ihr bringt mich noch ins Grab mit Eurer Nachlässigkeit. Illuvater sei Dank, hat das bald ein Ende, ich werde drei Kreuze machen, wenn Ihr uns verlaßt und mich mit meinen Büchern allein laßt.“ Immer noch grummelnd ließ Silan Anwariel stehen und verschwand wieder um die nächste Ecke. Anwariel schüttelte belustigt den Kopf und verließ die Bibliothek. Im Innenhof wartete schon Udin auf sie. Er saß auf einer Bank im Schatten einer alten Kastanie und teilte sich mit Alastor einen Apfel. Alastor wedelte ihn glücklich an und ließ sich das Ohr kraulen. Anwariel ging auf die beiden zu und setzte sich neben Udin auf die Bank. „Erzähl“, bat sie ihn „was macht das Waldläuferleben und was gibt es Neues in der Welt da draußen? Ich bekomme hier ja kaum etwas mit, das Haus des Wissens ist so gut von der Welt abgeschottet, das du nur in alten Büchern blättern kannst und die Geschichten und das Wissen der Vergangenheit erlernst.“ „Das ist ja für dich bald vorbei, was wirst du tun? Wo willst du hingehen, wenn du diesen Ort verlassen musst? Udin blickte Anwariel erwartungsvoll an. „Ich habe mir 300 Jahre lang keine Gedanken darüber gemacht, was danach kommen könnte. Ich kann es immer noch nicht glauben, das in einer Woche 300 Jahre Ausbildung vorbei sind. Der Duft der Bücher wird mir fehlen.“ Anwariel seufzte tief „Ich werde wohl nach Gondor gehen. Ich vermisse Arwen. Und Anárion ist ja auch noch da, er wartet auf mich. Aber jetzt rede du nicht um das heiße Lembas herum, du bist doch aus einem bestimmten Grund hier. Du kommst ja nicht eine Woche vor meinem Abschluß einfach so hier hereingeschneit, nur um mich zu fragen was ich jetzt machen will und wo ich gedenke hinzugehen.“ „Ich schätze, du hast mich erwischt“ grinste Udin, „ ich bin hier um dich abzuholen. Arwen und Aragorn meinten du könntest eine kleine Eskorte gebrauchen, weil du dich sonst nach so vielen Jahren hinter Büchern noch in den Wäldern verläufst.“ Dann wurde Udins Gesicht ernst „Gandalf ist wieder da, er ist in Gondor und ich soll dich so schnell wie möglich mit nach Gondor nehmen. Es gibt Probleme, Aragorn wollte mir nicht sagen was es ist, aber er macht sich große Sorgen. Weiß Illuvater warum, aber deine Ankunft wird sehnsüchtig erwartet, sie scheinen dich wirklich dringend zu brauchen. Ich will nicht großartig spekulieren, aber die Waldläufer erzählen sich, das im Norden die Schatten wieder erwacht sind, was immer das auch heißen mag.“ Anwariel sah Udin besorgt an. Eine solche Nachricht hatte sie nicht erwartet. „Damit ist das Thema, wo ich hingehe, ja wohl geklärt. Ich gehe noch mal in den Wald, ich muss ein bißchen allein sein und nachdenken.“ Mit diesen Worten stand Anwariel auf und verließ den Platz unter der Kastanie. Sie ging über den Innenhof , passierte den Torbogen und verschwand aus Udins Blickfeld. Alastor zog seinen Kopf von Udins Knie und folgte seiner Herrin langsam.
    Udin stand am großen Fenster in Anwariels Zimmer und sah ihr zu wie sie ein Kleidungsstück nach dem anderen aus dem Schrank zog und neben eine geöffnete Tasche legte. „So, ich glaube ich habe bald alles gepackt. Mit Elión habe ich auch schon gesprochen, wir könnten morgen schon aufbrechen.“ Anwariel drehte sich noch einmal zum Schrank um, griff hinein und zog ein langes Bündel hervor. Sie löste die Schnur und ließ den Inhalt vorsichtig auf das Bett gleiten. Ein Dolch und Elbenschwert lagen nun vor ihr. Sie nahm den Dolch auf, blickte auf die Klinge und drehte ihn langsam in der Hand. Es war ein schönes Stück menschlicher Schmiedekunst, welches Aragorn ihr vor Jahren geschenkt hatte. Er hatte ihr schon oft gute Dienste geleistet und die damit getöteten Orks waren kaum zu zählen. Sie schüttelte die Erinnerungen mit einem Seufzer ab und legte den Dolch wieder zurück. Udin betrachtete sie nachdenklich „das Schwert ist aus Lórien, oder?“ „Ja, meine Großmutter hat es mir geschenkt. Sie sagte es wäre ein guter Gefährte und würde mich nie im Stich lassen. Aber laß uns jetzt nicht mit den alten Geschichten anfangen. Ich habe genug Vergangenheit“, ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen als sie ihn ansah. Anwariel packte Dolch und Schwert wieder in das dunkelgrüne Tuch und rollte sie zu einem Bündel zusammen. Danach stopfte sie den Rest ihrer Sachen in ihre Tasche und legte das Bündel oben drauf. „Ich denke ich werde noch einmal in die Bibliothek gehen, mich von den Büchern verabschieden und von Silan. Er wird froh sein mich endlich los zu werden.“ Udin war sich nicht sicher ob er richtig gesehen hatte, doch er meinte Tränen in Anwariels Augen gesehen zu haben, als sie ihn in ihrem Zimmer stehen ließ um zur Bibliothek zu gehen. Er konnte sie verstehen, denn auch ihm war es vor zehn Jahren nicht leicht gefallen diesen Ort zu verlassen. Das Haus des Wissens wurde im Laufe der Zeit immer mehr zu einem zu Hause und Anwariel hatte noch viel mehr Zeit hier verbracht als er. Udin wäre damals gerne geblieben, wobei er sich eingestehen musste, das Anwariel dabei der Hauptgrund gewesen wäre. Doch ihr Herz würde immer Anárion gehören, dass wußte er jetzt und er hatte es auch damals gewußt.


    ------------------------


    Namarië
    Anwariel



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 11.08.2004, 14:52


    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 26.06.2003 17:33

    Alae Anwariel!

    Habe mir eben endlich mal deine Geschichte durchgelesen!

    Ich denke mal, ich werde erstmal die Kritik schreiben, oder? Dann ist das blöde wenigstens am Anfang!!!!

    Aaaalso, ..... zuerst mal fand ich eine Formulierung und zwar die mit den Schattierungen des Grün nicht so gut....

    Dann finde ich hast du manchmal sehr auffällig die Umganssprache benutzt... Ich meine, du hast so geschrieben wie man heute reden würde, aber ich finde, manchmal passt das nicht zu so einer eigentlich weit in der Vergangenheit spielenden Geschichte... Tolkiens Texte haben finde ich mehr "Mittelalter-Flair"... Ich weiss, es geht hier nicht um Tolkienkopien oder so, aber der Stil gefällt mir besser, und ich finde, er passt auch besser zu solchen Fantasy-Geschichten.

    Ach, genau: Wieso schreibst du immer Illuvater??? Ist das Absicht oder hast du das ausversehen statt Illúvatar geschrieben???

    Und ich habe auch noch einen Widerspruch entdeckt... Du sagt, dass Aragorn Anwariel das Schwert geschenkt hat, doch zu Udin sagt Anwariel, dass sie es von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hat....


    So, aber trotz der Kritik muss ich sagen, dass du am Anfang einen total coolen Stil hast. Als ich die Stelle mit dem Wald und Anwariel auf dem Stein gelesen habe, da war ich sofort total in die Situation hineinversetzt... Respect!!!

    Deine Idee mit dem Haus des Wissens als eine Art Ausbildung finde ich auch sehr gut!!!

    Außerdem hat mir auch gefallen, dass du am Ende des Kapitels (oder zumindest das Ende des Textes, den du bis jetzt geschrieben hast) eine kleine Liebesgeschichte anfängst bzw. andeutest!!!

    Also, alles in allem, finde ich die Geschichte bis jetzt schon gut gelungen!!!! Congratulations!!! Mach weiter so!

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Fortsetzung!!! *gggg*

    Suilad

    Morwen


    Zitat:
    Von: Anait
    Gesendet: 27.06.2003 16:38

    alae!

    hab mir den prolog durchgelesen, respekt, der macht schon neugier auf den rest der geschichte! diesen vers finde ich gut, hast du ihn dir selber ausgedacht? *neugierig ist*

    tja, als ich das 1.kapitel runterladen wollte, hats nicht geklappt...keine ahnung was da für ein fehler ist, habs dreimal probiert...

    muss ich es eben nochmal probieren...*seufz*
    Aber ansonsten, Respekt, der Prolog ist kurz und knackig...eben ein Prolog ;)

    Schöne Grüße, Anait

    Zitat:
    Von: °Anwariel°
    Gesendet: 28.06.2003 11:40

    Aiya Morwen!

    Danke für das erste Statement, ich habe schon sehnsüchtig darauf gewartet.

    Aber ich komme auch nicht drumherum einige Anmerkungen zur Kritik zu machen.

    Also, Punkt 1, die Geschichte mit dem Schwert: Aus dem Tuch fallen doch zwei Sachen heraus, ein Dolch und ein Schwert. Der Dolch ist von Aragorn und das Schwert von Galadriel.

    Punkt 2, der gute Illúvater: Eigentlich ist Illúvater ohne ú etwas Absicht gewesen, ich kann nämlich den ASCI-Code für das ú nicht auswendig (jetzt schon nach dem ganzen ú *g*) und das stört beim Schreibfluß und deshalb habe ich wohlwollend darüber hinweg gesehen. Aber ich habe es jetzt korrigiert (auch im Rechtschreibprogramm)

    Ich bin Tolkien wirklich dankbar für Mittelerde und all die schönen Geschichten drumherum und die Sprache die er benutzt ist natürlich charakteristisch für seine Bücher. Doch ich hatte niemals vor ihn in irgendeiner Weise zu kopieren oder zu imitieren. Ich denke das der Ausdruck immer auch den Stil des Autors widerspiegelt und meiner ist eben völlig anders. Aber ich habe mir auch schon vorher Gedanken über die Sprachwahl gemacht. Die Elben sind doch fast alle weg, die Hobbits und Zwerge leben abgeschieden und die Menschen sind eigentlich die treibende Kraft hinter dem vierten Zeitalter. Menschen führen Veränderungen herbei und das manchmal in einem rasanten Tempo, warum sollte sich also nicht in 30 Jahren Menschenherrschaft auch die Sprache etwas wandeln?

    Aber wie gesagt, es ist mein Stil und ich kann verstehen, wenn er etwas gewöhnungsbedürftig ist, gerade weil es ja eine Fortsetzung sein soll.

    Also noch mal vielen Dank für die erste Kritik!

    Anwariel


    Zitat:
    Von: °Anwariel°
    Gesendet: 28.06.2003 11:45

    @ Anait

    Schön, das dir der Prolog schon mal gefällt.
    Wenn du weiterhin Probleme mit dem Download haben solletest, dann sag einfach Bescheid. Ich kann dir das Kapitel ja auch per E-Mail zuschicken.

    Anwariel

    Zitat:
    Von: Anait
    Gesendet: 28.06.2003 12:41

    Das wär nett, ich habs wieder probiert und es hat wieder nicht geklappt -.-
    Mein Computer hat etwas gegen mich, glaub ich

    Bin gespannt

    Anait

    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 30.06.2003 14:32

    Ach genau!!! Der Vers!!! Den fand ich natürlich auch gut!!! Passt voll
    schön!!!!

    Wenn du ihn dir selbst ausgedacht hast: Wow, wie bist du darauf gekommen???

    Morwen


    Zitat:
    Von: °Anwariel°
    Gesendet: 30.06.2003 18:52

    Der Vers ist absolut und ganz allein auf meinem Mist gewachsen.
    Und ich darf es ja fast nicht laut sagen, aber solche Ideen kommen mir oft beim spülen (ich find spülen halt so langweilig, dass ich mir dabei immer irgendwas ausdenke).
    [/quote]



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 21:41

    Kapitel 2 ist da!!!!
    So, für alle die schon sehnsüchtig darauf gewartet haben, das 2. Kapitel steht bereit.
    Lob und Kritik sind wieder gern gesehen! :D

    Viel Spaß beim Lesen

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 2

    Der Morgen war hell und klar, kein Wölkchen trübte den blauen Himmel über dem Haus des Wissens. Udin stand im Innenhof und sattelte zwei Pferde. Es war der perfekte Tag für einen traurigen Abschied, das wußte er. Wenn es doch wenigstens regnen würde. Er wußte das sich alle im Hof versammeln würden, wie es einst auch beim ihm gewesen war. Anwariel würde an ihnen vorbeigehen, sie alle ein letztes mal ansehen, einigen noch ein paar Worte sagen und dann mit ihm davonreiten. Und bei dem was sie an Ungewißheit in Gondor erwartete, könnte sie noch nicht einmal versprechen eines Tages zurückzukehren. Während Udin die letzten Gepäckstücke auf den Pferden verzurrte, hing er weiter seinen Gedanken nach, ohne zu bemerken, das Anwariel schon hinter ihm stand. Als sie ihn ansprach zuckte er leicht zusammen. „Bist du schon mit allem fertig?“ fragte sie ihn. „Du hast mich erschreckt“, gab er zu „Seit ich hier bin hat meine Wachsamkeit gelitten. Die alten Erinnerungen lassen mich nicht los und ich habe das Gefühl heute meinen eigenen Abschied noch einmal zu erleben.“ „Mach dir keine Sorgen um mich, ich habe mich bereits von allen verabschiedet und sie gebeten nicht nach draußen zu kommen. So ein rührseliger Abschied wäre jetzt wirklich das Letzte, was ich gebrauchen könnte. Ich glaube ich würde sonst vom Pferd steigen und hierbleiben. Elión wartet auf dich, laß mich den Rest hier fertig machen und geh zu ihm, ich brauche sowieso noch etwas Ablenkung.“ Udin überließ Anwariel die Pferde und machte sich auf den Weg zu Elión. Anwariel verknotete die letzten Riemen an den Gepäckstücken und kontrollierte die Hufe der Pferde. Sie holte zwei Äpfel aus den Taschen ihres Umhangs und hielt sie den beiden Schimmeln hin. „Na ihr, seid ihr auch schon so aufgeregt wie ich? Ihr könnt die Reise wohl gar nicht mehr erwarten, was?“
    Udin lief grinsend über den Hof. Elión hatte ihm ein paar Dinge für König Elessar mitgegeben und ihm noch schnell eine kleine Geschichte erzählt. Udin ging zu seinem Pferd und steckte die Gegenstände in eine seiner Satteltaschen dann schwang er sich aufs Pferd, sah zu Anwariel hinüber, die auch schon im Sattel saß und beide ritten aus dem Torbogen, über die kleine Brücke und schlugen den Weg durch den Wald ein. Als sie ein Stück geritten waren prustete Udin laut los und konnte sich vor Lachen kaum auf seinem Pferd halten. „Was ist? Warum lachst du“ fragte Anwariel. „Entschuldige bitte, aber Elión hat mir die Geschichte mit Silan erzählt, dass er dich in den Arm genommen und ganz fest gedrückt hat, konnte ich ja noch verstehen, aber das er geschnieft hat und dir sogar eines seiner kostbaren Bücher geschenkt hat, ist zum schreien komisch. Die ganzen Jahre hörte ich ihn immer nur über dich schimpfen und dann das.“ Anwariel lächelte vor sich hin „Ja, das hätte ich auch nicht erwartet.“ Nach diesem kurzen Gespräch, schwiegen beide und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Anwariel dachte an den langen Weg nach Gondor, der ihr bevorstand. Das Haus des Wissens war wirklich weit von der Welt entfernt, nicht nur was seine geistige Abgeschiedenheit betraf, sondern auch der Ort, den die Elben und Istari für das Haus ausgewählt hatten, als sie es einst gründeten. Die Ered Luin boten Schutz vor der Außenwelt und garantierten die Bewahrung jedes Geheimnisses. Der Weg den sie ritten führte stetig bergab und Anwariel schätzte, dass sie gegen Mittag die Grauen Anfurten erreichen würden. Sie würden am Auenland vorbei, Eriador hinunter reiten. Bei diesem Gedanken, überfiel Anwariel plötzlich eine große Sehnsucht. Sie sehnte sich nach ihrem alten zu Hause, nach Bruchtal. Sie wußte, dass sie diesem wunderbaren Ort freiwillig fern geblieben war und war sich ihrer eigenen Gründe dafür auch bewußt. Aber dort lag der größte Teil ihrer Vergangenheit, ihre Erinnerungen. Dort waren ihre Gedanken bei Celebrian, ihrer Mutter, die sie sooft vermißt hatte in den letzten Jahren. Anwariel hielt ihr Pferd an und rief Udins Namen. Udin zügelte sein Pferd und drehte sich zu Anwariel um „Was ist los? Hast du etwas gehört?“ „Nein, mach dir darüber keine Sorgen. Es ist etwas anderes. Ich möchte einen anderen Weg nach Gondor reiten. Wir haben zwar noch etwas Zeit, bis wir an die entscheidende Weggabelung kommen, aber ich weiß jetzt schon, das ich nicht den Weg über Eriador nehmen möchte. Ich möchte durchs Auenland reiten. Ich möchte gerne nach Bruchtal, ich muss dort hin, kannst du das verstehen?“ die letzten Sätze hatte sie sehr leise gesprochen, doch Udin hatte jedes einzelne Wort vernommen und auch die Bedeutung hinter den Worten. Er nickte kurz, schenkte ihr ein Lächeln, drehte sich um und lenkte sein Pferd weiter den Weg entlang. Anwariel war froh, dass er keine Fragen stellte, wie hätte sie ihm ein Gefühl erklären können, das sie so plötzlich heimgesucht hatte.
    Am Mittag überquerten sie den Lhûn, ließen die Tower Hills rechts liegen und ritten über die Westmarsch ins Auenland. Von da an reisten sie etwas langsamer um ihre Pferde zu schonen. Die Landschaft war flach und von grünen, saftigen Wiesen gekennzeichnet, die gegen Abend rot-grün zu leuchten begannen, als die Sonne am Horizont langsam zu schwinden begann. Da Anwariel und Udin weit von einer Menschensiedlung entfernt waren und auch die Hobbits in dieser Gegend der Westmarsch nur wenige Ansiedlungen besaßen, suchten sie sich einen Lagerplatz am Rande eines kleinen Wäldchens. Anwariel ging, nachdem sie die Pferde versorgt hatte, auf die Suche nach etwas trockenem Holz für ein Feuer. Udin hatte etwas von Hasen und leckerem Braten gemurmelt und war schon eine Weile vorher im Wäldchen verschwunden. Nachdem sie genug Holz beisammen hatte, kehrte sie zum Lagerplatz zurück und entfachte das Feuer. Sie setzte sich ins Gras und blickte zum Himmel auf. Ein paar Sterne funkelten schon dort oben, heute Nacht würde der Himmel voll von ihnen sein. Hinter ihr knackten ein paar Zweige was Anwariel dazu veranlaßte sich umzudrehen. Udin trat aus dem Dickicht, „Ha!“ sagte er und hielt ihr zwei Kaninchen entgegen. Er setzte sich ihr gegenüber und sie sah ihm zu, wie er die Tiere ausnahm und zum Braten auf lange Stöcke spießte, die Anwariel vorher angespitzt hatte. Es war das erste Mal, seit Udin im Haus des Wissens angekommen war und sie ihre Reise begonnen hatten, dass sie ihn richtig ansah. Udins Haare waren noch immer tiefschwarz und fielen ihm in Wellen auf die Schultern, noch kein grauer Faden zog sich hindurch. Aber wenn sie richtig nachrechnete, war er ja auch erst fünfunddreißig. Das Gesicht war erwachsener und reifer. Seine Lachfalten waren tiefer geworden und seine blauen Augen blitzten noch genauso schelmisch wie vor 20 Jahren. Mit 15 kam er in das Haus des Wissens, ein begabter Junge, der aber mehr Flausen im Kopf hatte als den Drang zu lernen. Sie hatte sich anstecken lassen, mit weit über 2000 Jahren hatte sie mehr Unfug angerichtet, als jemals in den Jahren zuvor. Zehn Jahre lang wahren sie ein Herz und eine Seele, lernten zusammen, wanderten zusammen durch den Wald und teilten ihre Träume, Wünsche und ihre Geheimnisse miteinander. „Hast du eigentlich das Amulett noch, das ich dir geschenkt habe, als du das Haus des Wissens verlassen hast?“ Udin griff sich unter das Hemd und zog das Amulett, welches er an einem Lederband um den Hals trug, hervor. „Ich habe es niemals abgelegt, es ist das kostbarste Geschenk, das mir jemals jemand gemacht hat. Und ich schwöre das ich es tragen werde, bis mich das Leben eines Tages verläßt. Anwariel lächelte „Was wird deine zukünftige Frau dazu sagen, dass du diesen Eid geschworen hast? Sie wird nicht damit einverstanden sein, das es das Geschenk einer anderen Frau ist.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Sie wird sich damit abfinden müssen, das es das Geschenk meines besten Freundes ist, falls ich überhaupt jemals eine Frau haben werde.“ „Mein Herz ist schon vergeben“, flüsterte er.
    Nachdem sie gegessen hatte legten sie sich rücklings ins Gras Anwariel kuschelte sich in ihren Elbenumhang und schloß die Augen, doch sie konnte nicht einschlafen. Sie wartete bis Udin eingeschlafen war und begann dann ihre elbischen Kräfte zu nutzen. Sie ließ ihren Geist über die Hügel, Berge, Täler und Wälder Mittelerdes schweifen und dachte dabei ganz fest an Anárion. In ihrem Geist formte sie sein Bild und rief nach ihm. Ihr Körper sank an einer Quelle, umgeben von einem Wald, nieder und sie sprach seinen Namen laut aus. Langsam, sich aus dem Nebel formend, erschien seine Gestalt vor ihr. Anárion kam langsam auf sie zu „Indolla utúlien (2). “ Sie strich ihm zart über die Wange und legte dann ihre Hand auf seine Schulter. Er nahm eine Strähne ihres Haares in die Hand und lächelte sie an. „Sie sind noch immer so kurz, früher reichten sie dir bis zum Po.“ Anwariel war glücklich seine Stimme zu hören „Sie wachsen doch wieder“ sagte sie und küßte ihn. „Du weißt doch, dass ich sie abschneiden musste. Der Eintritt ins Haus des Wissen verlangt eine Opfer. Du mußt bereit sein etwas weltliches zurückzulassen und in meinem Fall waren es nunmal die Haare.“ Anárion nickte und ließ die Strähne los. Anwariel faßte nach seiner Hand „Ich kann nicht lange bleiben, aber ich konnte nicht anders, ich musste dich rufen. Ich habe dich sehr vermißt.“ Anárion zog sie in seine Arme und hielt sie fest. „Ich werde dich halten solange du bleiben kannst, ich habe so lange auf ein Zeichen von dir warten müssen, du hast mich schon lange nicht mehr gerufen. Es macht mich glücklich das du es jetzt getan hast.“ „ Ich bin auch glücklich. Es stimmt, ich habe lange nicht nach dir gerufen und es tut mir leid. Aber das wird sich ändern, ab jetzt bin ich in meinen Entscheidungen frei und kann sein, wo immer ich will. Und jetzt wünsche ich mir nichts mehr, als bei dir zu sein. Doch vorerst muss ich dich verlassen!“ Anárion küßte sie auf die Stirn „melinyet, indonya“ „Ich liebe dich, mein Herz. Ich warte in Gondor auf dich“ Anárion löste sich wieder im Nebel auf und Anwariel stand allein an der Quelle. Sie hob dem Nichts um sie herum die Hand entgegen und murmelte „melinyet(2) , mein Geliebter.“
    Als Udin am nächsten Morgen gähnend erwachte, drückte Anwariel im ein Stück Lembas in die Hand. Sie hatte den Großteil ihrer beider Sachen schon zusammengepackt und die Pferde scharrten schon erwartungsfroh mit den Hufen. „Das nennst du Frühstück,“ maulte er „Ich dachte wir würden reisen, doch das sieht mir eher nach Flucht aus. Nichtmal ein anständiges Frühstück ist bei euch Elben drin.“ Anwariel strafte ihn mit einem strengen Blick „Wir sind zwar nicht auf der Flucht, aber der Umweg über Bruchtal kostet uns ein paar Tage, also müssen wir uns halt ein wenig beeilen. Essen nimmt am meisten Zeit in Anspruch, Lembas macht satt und das ziemlich schnell, ergo spart es uns eine Menge Zeit. Also iß und mach dich fertig, damit wir aufbrechen können. Anwariels Pferd tänzelte unvermittelt von einer Seite zur anderen und schnaubte aufgeregt. Ein paar Äste knackten und Alastor erschien aus dem Dunkel des Wäldchens. Anwariel streichelte ihm über den Kopf „Alastor, mein treuer Freund. Wo warst du denn die letzten zwei Tage. Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht.“ Alastor brummte und schnüffelte an Anwariels Hand, bevor er begann sie abzulecken. „Ah, jetzt verstehe ich,“ lachte sie „Du bist nur aufgetaucht, weil du Hunger hast. Das werde ich mir merken.“ Anwariel kramte in ihrem Proviantbeutel und schob Alastor ein Stück Lembas ins Maul. Erwartungsvoll schmatzend schielte er zu Udin hinüber „Oh nein, das ist mein Frühstück. Wir werden heute beide nicht sehr fürstlich beköstigt mein Lieber, Außer Lembas will sie uns nichts gönnen.“ Udin schob sich seinen letzten Bissen Lembas in den Mund, stand auf und half Anwariel beim zusammenpacken der letzten Dinge. Fünf Minuten später saßen sie auf den Pferden und ritten weiter durch die Westmarsch. Alastor trottete friedlich hinter ihnen her.

    (1) Dein Herz hat mich gerufen.
    (2) Ich liebe dich.



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 21:44


    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 28.07.2003 01:48

    Alae!

    Natürlich hab ich mir gleich die Fortsetzung deiner Geschichte runtergeladen...

    Hm, diesmal hab ich nur ne kleine Kritik. Und zwar, dass ein paar Rechtschreibfehler drin sind und einmal ne komische Formulierung...

    Ansonsten muss ich echt ein Lob aussprechen!!! Das zweite Kapitel ist dir echt super gelungen... Du gibts dir ja echt total viel Mühe und es ist auch schon ziemlich viel Text geworden... Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und das "eigentliche" Thema, denn ich denke ja nicht, dass du es bei einem harmlosen Rumreiten in der Wildnis belassen willst, oder? Also, was ich damit sagen will: Ich freue mich auf Action!!!! Bin gespannt, wie du das umsetzt....

    Aber eine Frage habe ich noch:Hast du nicht mal was von einer Karte erzählt??? Ich meine eine, die du zeichnen wolltest oder so...

    Suilad

    Morwen



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 21:48

    Kapitel 3
    Freude über Freude, das 3. Kapitel ist da. Ich weiß, es hat etwas lang gedauert und sollte eigentlich schon seit 3 Tagen hier stehen.
    Nachdem ich dann also meine Testleserin mit Unmengen von Snickers und Mars und dem Text in der Hand auf meine Couch verfrachtet hatte, hab ich sie nicht mehr gehen lassen, bis sie fertig war. Sie wurde heute fertig und wiegt jetzt 2 Kilo mehr als vor dem 3. Kapitel. :P

    Also, ich hab mir lange den Kopf über das 3. Kapitel zerbrochen und mich einige Male gefragt ob man Elben weinen lassen darf. Man darf! Arwen bläddert im Film schließlich auch!!!(Zumindest fließen Tränen.)

    Diesmal weigere ich mich für alle Rechtschreibfehler die Verantwortung zu übernehmen der Computer ist schuld und meine Korrekturleserin.(Ja ok, vielleicht hab ich sie reingetippt, aber Anait hat gedrängelt)

    Also viel Spaß beim Lesen

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 3

    Sie waren nur noch wenige Stunden von Bruchtal entfernt. Zweieinhalb Tage hatten sie gebraucht um oberhalb von Michel Delving und Hobbingen am Auenland vorbeizureiten. Drei weitere Tage hatte die Reise bis zum alten Wachturm von Amon Sûl, auf dem Gipfel der Wetterspitze gedauert. Alastor war zwischendurch wieder verschwunden, doch Anwariel hatte sich keine Sorgen um ihn gemacht. Jetzt, kurz nach der Überquerung des Bruinen tauchte er erneut auf. Anwariel beugte sich vom Pferd herunter, und steckte ihm etwas Lembas zu. Alastor verzog keine Miene, doch sein Unmut war deutlich in seinen Augen zu lesen. Er haßte Lembas. Anwariel sog tief den Duft der Landschaft ein. Es roch nach zu Hause. Jeder Baum, jeder Stein gehörte hier zu ihrer Vergangenheit. Jedes Fleckchen Erde war ihr vertraut.
    Sie ritten über die Brücke, über die auch schon die Gefährten gekommen und gegangen waren. Anwariel stieg von ihrem Pferd, sie führte es durch den Torbogen und betrat ihr altes Zuhause. Alles war still, nur das Zwitschern einiger Vogel war zu hören. Anwariel drehte sich langsam um die eigene Achse. Alles sah aus wie früher, nur das sich die Natur langsam Bruchtal wieder zu Eigen machte. Überall flogen braune, alte Blätter herum, bedeckten Stufen, Dächer und Böden. Erinnerungen, aus den vergessensten Winkeln ihres Gedächtnisses stürmten auf Anwariel ein und sie sank auf die Knie. Udin eilte zu Ihr, bückte sich und zog sie in seine Arme. Anwariel verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter und weinte. Er sprach leise mit ihr „ Ich weiß das es hier viele Erinnerungen für dich gibt, viele Wunden brechen an diesem Ort wieder auf, welche die Zeit noch lange nicht geheilt hat. Aber du bist nicht allein, ich bin hier. Ich werde deine Hand halten, bis der Schmerz dich nicht mehr in seiner Gewalt hat, ich werde dir helfen deine inneren Dämonen zu bekämpfen, bis sie dich nicht mehr verletzen können. Laß es zu!“ Er strich ihr sanft über den Rücken und nach einer Weile versiegten ihre Tränen und die Schluchzer wurden weniger. Sie atmete tief ein und hob den Kopf. Udin sah eine letzte Träne ihre Wange hinunterollen. Er reichte ihr die Hand und sie standen vom Boden auf. „Danke“, flüsterte Anwariel und lächelte ihn aus rot verweinten Augen an, in die glücklicherweise langsam das alte Funkeln zurückkehrte.
    Sie führte ihn die Stufen hinauf in das Gebäude, das einst das Haus ihrer Familie gewesen war. Einige Gegenstände fehlten, doch insgesamt sah alles so aus, als käme gleich jemand um die nächste Ecke. Anwariel betrat Raum für Raum, berührte Schränke, Wände, Bilder und Polster. Im Arbeitszimmer ihre Vaters war alles leer, all seine Bücher und Schriftstücke waren fort. Das Große Kaminzimmer war leer und kalt, das Feuer lange schon erloschen. Die Nachklänge der Geschichten geisterten noch durch den Raum und Anwariel blieb eine Weile in der Tür stehen um ihnen zuzuhören. Geschichten und Lieder kamen ihr in den Sinn, die sie hier seinerzeit gehört hatte und der Klang des Lachens ihrer Mutter schwebte wie ein leiser Hauch durch den Raum. In Arwens Zimmer fand sie eine getrocknete Rose auf dem Kopfkissen. Sie war ein Zeichen! Arwen hatte gewußt, das es Anwariel an diesen Ort ziehen würde. Nachdem sie auch in ihrem Zimmer endgültig die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog es sie als Letztes in den Raum, der sie schon immer am meisten fasziniert hatte und Udin folgte ihr. Er teilte jede Erinnerung mit ihr, die sie bereit war mit ihm zu teilen. So standen sie im Raum der Geschichte, wie Anwariel ihn nannte. Die Wände waren mit Gemälden geschmückt, welche die Geschichte Mittelerdes erzählten. Anwariel führte Udin zu einer Statue, sacht strich sie über den Samtstoff, der über die Hände der Statue gebreitet war. „Hier lag einst Narsil, das Schwert, welches den Ring von Saurons Finger schnitt. Mein Volk hat es neu geschmiedet und es ist wieder dort wo es hingehört, an der Seite des Erben Isildurs. Sie setzten sich auf eine Steinbank und Anwariel begann, Udin zu jedem Wandgemälde die passende Geschichte zu erzählen. Udin lauschte ihren Worten und fühlte sich durch Raum und Zeit schweben. Der Klang ihrer Stimme versetzte ihn in die Epochen vor dem Vierten Zeitalter, Anwariel ließ für ihn die großen Jahre der Elben lebendig werden.
    Udin und Anwariel füllten ihren Wasservorrat auf, Anwariel nahm noch ein paar Gegenstände aus dem Haus mit und so kehrten sie Bruchtal den Rücken. Anwariel glaubte nicht, das sie das verlassene Bruchtal noch einmal betreten würde, sie hatte ihren Frieden mit der Vergangenheit gemacht. Sie ritten am Nebelgebirge entlang durch Eregion und Dunland, schwenkten nach links und ritten zwischen dem Nebelgebirge und dem Weißen Gebirge in Rohan ein. Die Reise verlief ruhig und ohne Zwischenfälle, sodaß Anwariel sich manchmal fragte um was sich alle Sorgen machten? Nirgendwo lauerte ein Schatten, an keinem Ort den sie durchquerten, hatten die Menschen Angst. Alles schien in Ordnung zu sein. Selbst in Rohan sah alles so aus, als hätte der Ringkrieg niemals stattgefunden. Vor der Grenze nach Rohan hielten sie noch einmal an, um dort die Nacht zu verbringen. Sie hatten ein Feuer entzündet, in dem Udin herumstocherte. Alastor lag auf Anwariels Schoß und schnarchte leise vor sich hin, während sie ihm über das Fell strich und ein altes, elbisches Lied summte. Als sie geendet hatte ergriff Udin das Wort „Erzählst du mir etwas vom Ringkrieg? Alle, die jetzt in Gondor sind waren dabei, nur ich habe wenig Ahnung davon. Ich weiß nur das, was ich in Büchern gelesen habe, was mir meine Mutter erzählt hat und das mein Vater in diesem Krieg sein Leben ließ.“ Anwariel runzelte die Stirn und schwieg eine Weile „Mittelerde hat schon viel Krieg erlebt. Selbst bei einer Liebesgeschichte, wie der von Beren und Luthien, geht es nicht ohne Kämpfe. Manchmal denke ich, dass wir Elben, die wir so alt werden, eigentlich aus der Vergangenheit lernen sollten. Doch auch wir machen viele Fehler und manche von uns lassen sich von Macht und Habgier blenden. Krieg ist keine schöne Geschichte, Udin. Viele gute Männer sind gestorben. Und zu viele gute Krieger haben Mittelerde damals verlassen. Ich war enttäuscht, dass mein Volk genau zu der Zeit Mittelerde verließ. Mein Vater, ebenso meine Großmutter sagten, die Zeit der Elben sei vorüber und so folgten viele meines Volkes ihnen und gingen. Aber die Menschen brauchten uns, deshalb bin ich geblieben und weil Mittelerde mein zu Hause ist, nicht das Land der Valar. Ich habe es noch nie gesehen, hier bin ich aufgewachsen, hier liegt mein Schicksal, nach Aman werde ich erst gehen wenn mein Körper stirbt.“ Nachdenklich blickte Anwariel ins Feuer, als sie den Kopf hob, lächelte sie Udin an und begann zu erzählen. „Die erste Schlacht gegen Sauron habe auch ich nicht mitbekommen, mein Vater hat damals gekämpft, aber er hat nie viel darüber erzählt. Es gefiel im nicht, das Cirdan und er es nicht geschafft hatten Isildur davon zu überzeugen den Ring in den Orodruin zu werfen. Als ich klein war, stand ich immer vor den Bruchstücken von Narsil und war mir sicher, dass ich Elbenkriegerin werden wollte. Als der eine Ring nach Bruchtal kam, war ich nicht hier, ich war noch im Haus des Wissens. Ein paar Monate später verließ ich es und ging in den Düsterwald. Ich habe wieder angefangen meine Fähigkeiten als Kriegerin zu trainieren, was im Haus des Wissens ja nicht ging. In den Düsterwald kamen damals verstärkt die Elben, die nicht mit nach Aman segeln wollten.
    Zur großen Schlacht auf den Pelennor Feldern, wäre ich beinahe zu spät gekommen, ich habe unterwegs noch eine Horde Uruks vermöbelt“, Anwariel grinste. „Anárion und ich haben damals eine Kampftruppe aus Elben und Menschen geführt. Wir haben die Elben aus dem Düsterwald zusammengerufen, haben unterwegs Menschenkrieger getroffen, die sich uns anschlossen und schon hatten wir eine kleine Armee. Es wimmelte überall nur so von Orks und Uruks, an jeder Ecke gab es Kämpfe. Einer von den Uruk- Pfeilen hat mich erwischt und die vergiftete Spitze hat mir ganz schön zugesetzt. Vier Monate hat es gedauert, bis ich die Vergiftung endlich im Griff hatte, zwischendurch habe ich wirklich gedacht ich sehe die Valar eher als mein Vater. Ich habe eine Unmenge von Kräutern und Salben verbraucht. Irgendwas davon hat zum Glück geholfen. Nach der großen Schlacht kamen noch ein paar kleinere Scharmützel, bis wir die Orks weit genug vertrieben hatten. Danach war der Krieg für mich vorbei. Und den Rest kennst du ja.“ Udin nickte „wenn man bedenkt, was du vorher erlebt hast, waren die letzten zwanzig, dreissig Jahre wohl eher langweilig.“ „Nein,“ Anwariel schüttelte den Kopf „sie waren nicht langweilig, sie waren ruhig. Und eigentlich habe ich es genossen. Ich mag es wenn es so ruhig ist. Wenn du durch den Wald streifen kannst ohne Angst zu haben, wenn du nachts draußen hergehen kannst ohne das Gefühl zu haben, hinter dem nächsten Baum lauert ein Ork. Und es gefällt mir ganz und gar nicht, dass nach dreissig Jahren Ruhe wieder irgendetwas im Busch ist.“ Udin hatte die ganze Zeit in das Feuer gestarrt „Mir gefällt es auch nicht, aber es war vorauszusehen, es ist immer wieder das selbe. Krieg und Frieden gibt es nicht ohne einander und der Wechsel verläuft mal schneller und mal langsamer.“ „Diesmal, wenn die Gerüchte stimmen, zu schnell für meinen Geschmack. Eigentlich hatte ich vor das Haus des Wissen in Ruhe zu verlassen, mir ein neues zu Hause zu suchen, das Leben zu genießen und mit Anárion zusammen zu sein.“ Udin schüttelte belustigt den Kopf „Mit anderen Worten du wünscht dir das Paradies und die Freiheit. Bald werden wir ja wissen was los ist.“
    Anwariel und Udin redeten noch eine Weile über dies und das und legten sich dann hin um zu schlafen, denn am anderen Morgen wollten sie zeitig aufbrechen.



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 21:49


    Zitat:
    Von: °Undómiel°
    Gesendet: 13.10.2003 20:40

    Hab mir natürlich die Geschichte sofort lesen müssen und ich muss sagen, sie ist dir echt gelungen!! Gratuliere!!! Und wegen der Rechtschreibfehler mach dir keine Gedanken, das sind ja gar nicht so viele, dass sie schwer ins Gewicht fallen. Ich bin mir sicher, wenn du deine Geschichte veröffentlichst und zu Druck brigst, dann wird dein zukünftiger Verlag diese Fehler bestimmt ausbessern!

    "Ich werde dir helfen, deine inneren Dämonen zu bekämpfen, bis sie dich nicht mehr verletzen können!" Also ich muss schon sagen, du hast echt prima Ideen und Formulierungen verwendet und ich bin schon total auf den nächsten Teil gespannt! Mach weiter so!!

    lg, Undómiel

    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 14.10.2003 14:39

    Alae!

    Wow, mal wieder ein Kompliment!!! Das ist dir ja wieder wunderbar gelungen!!!!

    Einige meiner Lieblingsstellen:

    „Geschichten und Lieder kamen ihr in den Sinn, die sie hier seinerzeit gehört hatte und der Klang des Lachens ihrer Mutter schwebte wie ein leiser Hauch durch den Raum.“

    „Der Klang ihrer Stimme versetzte ihn in die Epochen vor dem Vierten Zeitalter, Anwariel ließ für ihn die großen Jahre der Elben lebendig werden.“

    „Ich habe es noch nie gesehen, hier bin ich aufgewachsen, hier liegt mein Schicksal, nach Aman werde ich erst gehen wenn mein Körper stirbt.“

    Aber eine Frage habe ich noch:

    Bringst du das, was du in dem Charaktere-Thread über deinen Charakter geschrieben hast auch noch mit rein??? Ich meine jetzt sowas wie

    „Anwariel ist die zweite Tochter Elronds und Celebrians. Sie taucht in den Geschichtsbüchern Mittelerdes nicht auf, da sie sich schon früh von ihrer Familie entfernte. Elrond schickte seine Tochter fort, um sie zu einer "Weisen" ausbilden zu lassen. Anwariel war mit dieser Wahl nicht einverstanden und so kam es zum Zerwürfnis zwischen Vater und Tochter.
    300 Jahre besuchte sie Imladris kaum und wenn, dann nur um ihre Geschwister zu sehen. Sie verbrachte ihre studienfreie Zeit lieber in Lórien bei ihren Großeltern Celeborn und Galadriel. Arwen kam auch oft nach Lórien, da sie und Anwariel eine enge Beziehung verband. Anwariel bestärkte ihre Schwester immer darin, an der Liebe zu Aragorn festzuhalten. Sie selbst schwor, sollte sie jemals einen sterblichen lieben, so würde auch sie auf die Unsterblichkeit der Elben verzichten.
    Anwariel tat sich schwer damit, das ihr Volk Mittelerde während des Ringkrieges verließ. Sie betrachtete Mittelerde als ihre Heimat und war nicht bereit diese zu verlassen. Sie entschied sich dort zu bleiben und an der Seite der Menschen für die Freiheit Mittelerdes zu kämpfen.
    Ihre Liebe gehört Anárion, dem Sohn eines Waldelbenfürsten. Zum Zeichen seiner Liebe schenkte Anárion ihr "Isilya", den Ring des Mondes.
    Zu Zeiten des Ringkrieges zogen Anwariel und Anárion Mit einem Elbenheer aus den Wäldern in die Schlacht. Die Kämpfer auf den Pelennorfeldern verdanken ihnen definitiv ein paar Orks und Uruks weniger.“

    Also ich meine jetzt, das mit der Beschreibung, dass sie sich von ihren Eltern entfernt hat und warum und so….

    Suilad

    Morwen


    Zitat:
    Von: °Anwariel°
    Gesendet: 16.10.2003 20:49

    Aiya!

    Zwischendurch kommt ja immer mal wieder durch die Blume durch, das es mit Anwariel und ihre Beziehung zu Elrond nicht so ganz klasse ist. Aber ich denke schon, das ich darauf noch etwas eingehen werde, ich weiß nur noch nicht wann und wie.

    Was das Thema Karte betrifft, die wird mit dem passenden Kapitel kommen, also dann wenn sie wirklich gebraucht wird. Wird wahrscheinlich Kapitel 5 oder 6 sein.

    Anwariel



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 21:53

    Und Kapitel 4 ist da!!!
    Aiya!

    Also es lief unf lief und ich tippte und tippte.
    Lange Rede, kurzer Sinn

    :arrow: voila Kapitel 4

    Wie immer, viel Spass beim Lesen

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 4

    Früh am Morgen packten sie ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg, das letzte Stück zur gondorianischen Grenze und nach Minas Tirith zurückzulegen. Auf halber Strecke erwarteten sie schon Reiter aus Gondor, die vom König geschickt worden waren. „Das Empfangskomitee“ meinte Udin trocken. Anwariels Freude über die Eskorte hielt sich in Grenzen, doch sie seufzte nur leise. Lieber wäre ihr ein einsamer Ritt gewesen. Sie folgten dem Lauf des Anduin und durch die Weite der Ebene, war Minas Tirith schon lange vor ihrer Ankunft zu sehen. Anwariels Gesicht überzog sich mich dem Ausdruck von Zufriedenheit und Udin wunderte sich nicht darüber. Seit siebenunddreißig Tagen saßen sie im Sattel, unterbrochen nur von wenigen Pausen tagsüber und den nächtlichen Lagern. Selbst ihm, als Waldläufer, reichte es langsam. Er sehnte sich nach einem richtigen Bett, viel Schlaf und endlich nach einer anständigen Mahlzeit. Fünfzehn Tage nur Lembas lagen hinter ihm während er nachts immer von Wildbeer-Pfannkuchen, Kaninchen, gefülltem Wildschwein und anderen leckeren Sachen geträumt hatte. Anwariels Ruf riß ihn aus seinen Gedanken. „Udin, ich habe gefragt ob du Lembas haben möchtest, du hast heute Morgen ja fast nichts davon gegessen.“ Udin schüttelte schnell den Kopf und schluckte den Klos in seinem Hals herunter „Nein, danke. Ich habe keinen Hunger, wirklich nicht.“ Anwariel seufzte und schloß den Vorratsbeutel wieder. „Neri(1)“ murmelte sie „versorgt euch doch demnächst selbst.“ Bei diesen Worten blickte sie auch Alastor scharf an, der genau wie Udin das angebotenen Lembas verschmäht hatte. Anwariel blickte in Richtung Mordor, dessen Grenze ,das Ephel Dúath(2) , nicht weit entfernt war. Sie erinnerte sich an die hellen Blitze und das dunkle Grollen, welche damals hinter den Kuppen der Berge zu sehen und hören gewesen waren. Jetzt war alles still, hinter dem Ephel Dúath lag nichts als tiefes Schwarz und kein Laut war zu hören. Aber friedlich war diese dunkle Stille auch nicht, eher unheimlich. Als wenn sich wieder etwas zusammenbrauen würde. Eiskalt lief es ihr bei diesen Gedanken den Rücken hinunter.
    Minas Tirith! Anwariel konnte den Blick nicht von der Stadt wenden. Minas Tirith war für sie eine der schönsten Städte Mittelerdes. Jetzt, wo der Abend näher kam, tauchte der orange-goldene Schein der Sonne die sonst weiße Stadt, in ein sanftes, warmes Licht. Die Kuppeln der Türme glänzten wie kleine, polierte Sonnenkugeln, die der Stadt Licht und Wärme spendeten. Die Mauern erschienen in einem dunklen Pfirsichton. Anwariel ließ sich von der Wärme der Stadt anziehen und war eine der Ersten, die durch das Tor ritten. Minas Tirith war lebhaft, gefüllt mit Bewohnern, fahrenden Händlern, Schaustellern und anderen Menschen. Hier und dort sah man einen Elb, aber kaum Zwerge und Hobbits.
    Ihr Weg führte sie quer durch ganz Minas Tirith, an den höchsten Punkt der verschachtelt nach oben gebauten Stadt. Ein großes hölzernes Tor öffnete sich und die Gefolgschaft füllte den Innenhof der Zitadelle. Anwariel brachte ihr Pferd neben dem von Udin zum stehen und stieg ab. Zeitlos war es hier. Auch wenn sie ihn nur im Schein der angezündeten Fackeln betrachten konnte, so sah der Hof doch immer noch so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte und das war zur Hochzeit von Arwen und Aragorn. Hohe Türme schmückten viele Teile des Daches und Schwalben flogen, nach Nahrung suchend, um sie herum. Die letzten Sonnenstrahlen beleuchteten die Spitzen der Türme, bald würde sie ganz verschwinden. Hinter sich hörten sie einen Ruf und Udin und Anwariel drehten sich gleichzeitig um. Arwen flog förmlich die Treppe hinunter, die seitlich in den Innenhof führte. „Aiya! Wir haben euch schon sehnlichst erwartet.“ Sie flog Anwariel um den Hals und drückte sie ganz fest, dann nahm sie sich Udin vor. „Ich hoffe du hast gut auf meine kleine Schwester aufgepaßt“ zwinkerte sie ihm zu. Dann tätschelte sie Alastor den Kopf, der hinter Udins Beinen hervorlugte. Sich an Anwariel wendend sagte sie „Du hast mir so gefehlt, Anwi. Und du hast dich in der letzten Zeit kaum gemeldet, selbst Anárion hat sich darüber bei mir beklagt.“ Die Schwestern strahlten sich an und zwinkerten sich vergnügt zu.
    Anwariel stand auf dem Balkon ihres Zimmers und blickte auf die Lichter der Stadt unter ihr, Alastor hatte es sich am Fußende ihres Bettes gemütlich gemacht und schnarchte. Ein paar Stunden vorher hatte Arwen sie und Udin in die Zitadelle geführt und ihnen ihre Zimmer gezeigt. Udin war, mit Alastor im Schlepptau, sofort wieder verschwunden und hatte dabei etwas von ‚Bericht erstatten‘ gebrummelt. Anwariel fragte Arwen nach Aragorn und diese murmelte seufzend „Staatsgeschäfte“. Anwariel packte ein paar Sachen aus ihrer Satteltasche und Arwen saß in einem Sessel am Kamin und fragte sie nach der Reise und Anwariel erzählte ihr alles Wichtige. „Warst du in Bruchtal?“ Anwariel blickte ihre Schwester an und setzte sich mit einem gefalteten Kleid in der Hand, das sie gerade hatte in den Schrank legen wollen, auf die Bettkante. „Ja, ich war da. Ich kann es nicht erklären, ich musste einfach gehen. Du hast es doch sowieso vermutet, oder? Die Rose auf deinem Kopfkissen war eindeutig. Das Thema ist für mich auch jetzt abgeschlossen. Ich bin mit mir und allen anderen im Reinen. Wo sind eigentlich meine kleinen Nichten und Neffen?“ Arwen lachte laut auf „wenn du kleine Nichten und Neffen suchst, hättest du früher hier sein müssen. Deine kleinen Nichten sind bereits verheiratet und dein Neffe ist ebenfalls über zwanzig, ist ein ausgezeichneter Krieger und wird seinem Vater von Tag zu Tag ähnlicher.“ Arwen wurde ernster „Anwi, die Zeit vergeht für uns schneller. Ich merke es jeden Tag mehr.“ Anwariel nickte „ Ich war wirklich zu lange fort. Für mich waren die dreißig Jahre nur ein Wimpernschlag der Zeit.“
    Durch einen Windhauch, der ihr die Haare ins Gesicht wehte, verschwamm das vergangene Gespräch zwischen Arwen und Ihr, das diesen nachdenklichen Ton am Ende angenommen hatte, wieder vor den Lichtern der Stadt, auf die sie immer noch hinunter blickte. Jemand klopfte an die Tür. Anwariel drehte sich um und rief „Herein“. Anárion betrat das Zimmer und ein Strahlen breitete sich auf Anwariels Gesicht aus, als er sie in die Arme schloß. Sie hielten einander lange ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Anwariel brach das Schweigen „sín nan valin(3)! “
    Anwariel und Anárion hatten nicht viel Zeit für ungestörte Zweisamkeit, denn schon bald ertönte der große Gong und man rief sie zum abendlichen Bankett. Anwariel hatte gerade noch Zeit gehabt sich ihrer Reisekleidung zu entledigen und ein blaß himmelblaues Kleid anzuziehen. Und so betraten Anárion und sie den großen Saal. Anárion schob sie vor sich durch die Tür. Beide steuerten auf Aragorn, Arwen, Gandalf und Udin zu, die schon in einem Grüppchen zusammenstanden. Der restliche Saal war voll mit Menschen die Anwariel nicht kannte, sie gehörten wohl zum Hof.
    Udins Blick schweifte zur Tür, die sich gerade geöffnet hatte. Er vergaß Arwen und Gandalf weiter zuzuhören, denn wie ein in weißes Licht getauchter Engel trat Anwariel durch die Tür. Heute strahlte sie so schön, wie lange nicht mehr. Er hatte fast vergessen, wie es aussehen konnte, wenn ein Elb in voller Würde einen Raum betrat. Nur selten hatte er Anwariel in diesem Licht gesehen, da er ihre normale Gestalt kannte. Doch jetzt fühlte er eine Wärme und Sanftmut, die von ihr ausging und die jeden im Saal berührte. Sie schien den Raum mit Licht, Farbe und Musik zu füllen. Es kam ihm so vor, als schwebe sie durch den Raum auf ihn zu.
    Arwen zog Aragorn leicht am Ärmel „sie kommt“. Anwariel begrüßte Gandalf und Aragorn und schenkte ihnen ein Lächeln. „So, da bin ich. Ohne Anárion hätte ich mich glatt verlaufen, so lange war ich nicht mehr hier.“ Gandalf schmunzelte „dafür war dein Eintritt sehr außergewöhnlich. Die Menschen sind an so etwas kaum noch gewöhnt. Aber ich nehme an das war deine Absicht.“ Ein verschmitztes Lächeln überzog Anwariels Gesicht und sie nickte kurz. Aragorn nahm grinsend Arwens Hand und bat die anderen an den Tisch zum Essen. Udin rieb sich die Hände und flüsterte Gandalf „endlich kein Lembas mehr“ zu.
    Anwariel saß zwischen Anárion und Gandalf und unterhielt sich während des Essens mit ihnen. „Deine Mutter sendet dir ihre Grüße, Anwariel“ sagte Gandalf plötzlich. Anwariel setzte den Becher, welchen sie gerade zum Mund führen wollte, wieder ab. Sie runzelte kurz die Stirn und atmete tief ein „hast du auch Nachricht von meinem Vater?“ „Nein, leider nicht. Du kennst ihn besser als jeder andere, du bist ihm ähnlicher als jedes deiner Geschwister. Er ist genauso stolz wie du und ihr beide springt nicht leicht über euren Schatten.“ Anwariel hob den Kopf, sah Gandalf an und erwiderte „Ja, das mag wohl so sein. Ich kann nicht leugnen, dass sogar Arwen mir manchmal vorwirft wie mein Vater zu sein. Ich hatte nur gehofft , sein Weggang hätte etwas geändert, doch das war wohl ein Trugschluß.“

    (1) Männer
    (2) Schattengebirge
    (3) jetzt bin ich glücklich



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 21:57


    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 28.10.2003 17:39

    Also, ich muss schon sagen, da hast du dir wieder viel einfallen lassen!!! Deine Kreativität ist echt nicht zu bändigen!!!!

    Auch das mit der Rückblende auf das Gespräch zwischen anwariel und arwen ist total gut verknüpft. Ich habe es zwar erst nicht so ganz verstanden... Aber dann hab ich es nochmal gelesen und dann wurde mir klar, wie du das meinst...

    Ich hoffe die Beurteilung war einigermaßen okay, wenn die Testleser ja schon nicht objektiv sind!!!!
    Morwen



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 21:59

    Freut euch, Kapitel 5 trabt an! *g*
    Aiya!

    An alle die lang drauf gewartet haben und mich am liebsten vor meinem PC festgekettet hätten, das 5. Kapitel ist da

    Ich habe wieder versucht alle Rechtschreibfehler auszuradieren (hab bestimmt wieder welche übersehen)

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 5

    Arwen und Anwariel spazierten im ersten Sonnenlicht des Tages durch den Rosengarten, welchen Arwen angelegt hatte. „Es ist wunderschön hier“ bemerkte Anwariel und schnupperte an der Luft. „Rosenduft mit Morgentau, ich mag das.“ Sie wanderten den Kiesweg entlang, vorbei an noch mehr Rosenbüschen, ein paar Bäumen und einer Buchsbaumhecke. Eine balkonartige Balustrade eröffnete den Blick auf das gerade erwachende Minas Tirith. Arwen blickte ihre Schwester an die, die Augen geschlossen und das Gesicht der Sonne zugewandt hatte. „Anwi, bist du glücklich? Ich meine bist du wirklich glücklich, mit allem? Dein Leben beginnt jetzt neu. Du triffst ab jetzt deine eigenen Entscheidungen, in jedem Punkt. Du musst entscheiden wo du hingehen willst, ob du Anárion folgen willst, oder was auch immer sonst eine Option für dich ist.“ Anwariel verstand ihre Schwester nicht, „Was soll diese merkwürdige Frage? Und wieso spielst du auf Anárion an? Ich habe weder ihm noch dir einen Grund gegeben an meinen Gefühlen für ihn zu zweifeln.“ „Das ist wahr. Du nicht, aber Udin vermittelt mir das Gefühl, das etwas nicht in Ordnung ist.“ Überrascht sah Anwariel ihre Schwester an „Udin? Was hat er denn damit zu tun? Hat er irgendetwas gesagt?“ Arwen verneinte mit einem Kopfschütteln „Es ist die Art wie er dich ansieht. Ich würde unser Königreich darauf verwetten, das er dich liebt. Erst gestern beim Bankett ist es mir wieder deutlich aufgefallen. Als du den Saal betreten hast, war er hin und weg. In seinem Blick lag soviel Liebe und Zärtlichkeit. Ich bin mir sicher, er würde deinen Weg mit Wolken pflastern wenn er könnte.“ Unglauben war auf Anwariels Gesicht zu lesen „bist du dir da ganz sicher? Ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, er ist mein bester Freund. Und seit ich ihn kenne bin ich doch schon mit Anárion zusammen und Udin weiß das ganz genau. Das kann einfach nicht wahr sein! Was soll ich denn jetzt tun?“ „Anwi“, Arwen faßte nach Anwariels Hand „die Liebe interessiert es nicht ob der geliebte Mensch schon vergeben ist oder nicht. Udins Herz gehört ihm nicht mehr und er leidet weil er liebt. Du musst dich entscheiden! Willst du das er weiter leidet, oder bist du bereit seine Freundschaft aufzugeben, um ihm Frieden zu schenken?“ Verzweifelt hieb Anwariel mit der Faust auf die Balustrade „Du bist also der Meinung, solange ich seine Freundin bin, mache ich ihm Hoffnung auf mehr und muss mit dem Wissen leben, dass es ihn unglücklich macht. Wenn ich ihm aber sage, dass er sich zum was- auch- immer scheren soll, wenn ich ihn damit ein für alle Mal richtig verletze und mich mit dazu, dann ist es also in Ordnung? Das kann nicht dein Ernst sein, Arwen. Weißt du was ich ihm damit antue? Weißt du was es für mich bedeuten würde? Es wäre so, als wenn du Elladan und Elrohir auseinander reißen würdest. Udin ist für mich wie ein Bruder, mehr als meine eigenen Brüder es sind. Ich habe es satt diejenige zu sein die jedesmal die verdammt vernünftigen Entscheidungen treffen soll.“ Anwariel zerrupfte ein Blatt in ihrer Hand und warf es die Brüstung hinunter, Arwen sah ihr schweigend dabei zu. „Ich weiß, es ist schwer.“ Arwen tätschelte Anwariels Hand, drehte sich um und ließ ihre Schwester allein. Anwariels Blick schweifte wieder über die Stadt. Warum musste alles so kompliziert werden, kaum das sie in Gondor angekommen war, zurück in der Welt? Warum mussten sofort neue, schmerzliche Entscheidungen getroffen werden, wo sie sich gerade erst mit den alten arrangierte? Sie spürte den inneren Krieg in ihrem Herzen wüten und wußte, dass egal welche Entscheidung sie auch treffen mochte, sie würde sie eines Tages bereuen.
    Als die Ratssitzung beginnen sollte, fehlte Anwariel. Arwen wollte sich auf den Weg machen um sie zu suchen, doch Gandalf nahm ihr diese Aufgabe ab. Er fand sie dort, wo Arwen sie am Morgen zurückgelassen hatte. Sie hatte sich den halben Tag nicht von der Stelle bewegt. „Dein Geist ist schwer. Du wirst keine Antwort finden, wenn du ihm nicht eine Pause gönnst.“ Anwariel drehte sich zu ihm um und zuckte mit den Schultern „Ich kann es drehen und wenden wie ich möchte, ich werde mit keiner Lösung glücklich. Das ist es was mich schmerzt.“ Bedächtig nickte Gandalf „manchmal ist Zeit die beste Antwort. Sie läßt das Leben am Ende doch seinen eigenen Weg beschreiten.“
    Gandalf und Anwariel verließen den Garten und machten sich auf in das Ratszimmer der Zitadelle. Das Ratszimmer war ein runder Raum mit einem großen, runden Tisch in der Mitte, um den mindestens dreißig Leute paßten, doch nur wenige Plätze waren wirklich besetzt, was Anwariel erstaunte, sie hatte eine große Sitzung erwartet. Der Raum war an den Wänden mit wundervoll gearbeiteten Wandteppichen ausgekleidet, die in allen Farben leuchteten. An der Fensterseite des Raumes saßen alle, die schon anwesend waren, nur neben Aragorn und zwischen Anárion und Udin war noch jeweils ein Platz freigehalten worden. Anwariel hatte sofort ein fremdes Gesicht erblickt, als sie den Raum betrat. Gandalf stellte ihr Fiarn vor, seinen Schüler, den er aus Aman mitgebracht hatte. Nachdem sie Fiarn begrüßt hatte, setzte sie sich zwischen Udin und Anárion, während Gandalf seinen freigehaltenen Platz neben Aragorn einnahm. Aragorn ergriff das Wort „ich denke, die Hälfte aller Anwesenden hat jetzt lange genug auf eine Antwort gewartet, warum wir hier eine Ratssitzung abhalten und warum jeder einzelne von euch hier ist. Nun, ich bemühe mich um eine angemessene Erklärung. Udin ist hier als offizieller Vertreter der Waldläufer, Anárion und Anwariel als Vertreter der Elben Mittelerdes und ich übernehme die Vertretung der Menschen.“ Mit einem Schmunzeln fügte Aragorn hinzu „Gandalf und Fiarn sind einfach nur da, sie vertreten sich selbst. Die Hobbits wissen bereits Bescheid und verzichten auf eine Teilnahme am Rat, die Zwerge haben es abgelehnt einen Vertreter zu entsenden, was ich sehr bedaure. Und nun, kommen wir zum eigentlichen Thema. Ich habe im letzten halben Jahr Berichte der Waldläufer erhalten, das im Norden irgendetwas vor sich geht. Etwa zur selben Zeit erreichte mich eine ebensolche Nachricht von meinen Kurieren. Sie sprechen von unheimlichen Schatten, die sich in der nördlichen Einöde verbreiten und sich langsam den Weg nach Amanór bahnen. Nachdem ich alle Berichte gesammelt hatte, taucht plötzlich Gandalf hier in Minas Tirith auf und meine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu erfüllen. Die Schatten von denen wir hier reden, sind Orks und Uruks. Scharenweise!!! Wir könnten uns jetzt zurücklehnen und sagen, dass uns das nichts angeht. Amanór ist weit weg und wir hatten nie etwas mit der Bevölkerung zu tun. Aber es heißt nicht um sonst Amanór ‚Das Land frei von Bösem‘. Sie kennen die Gefahr nicht, sie wissen nicht was auf sie zukommt. Und wir wissen nicht wer hinter diesen teuflischen Geschöpfen steht. Aber ich bin mir sicher, das Amanór nur der Anfang sein kann. Wenn die Orks und Uruks dort genug Kräfte gesammelt haben, werden sie sich wieder unserem Teil der Welt zuwenden, der Krieg wird dann nicht an uns vorüber gehen. Wir müssen vorher handeln. Jetzt!“
    Nachdenkliche Stille hatte sich im Ratszimmer breit gemacht. Mit so etwas hatte Anwariel auf keine Fall gerechnet. Uruks und Orks und dann auch noch in einer beträchtlichen Anzahl. Sie erinnerte sich, wie sie Udin die Geschichte ihrer Vergiftung erzählt hatte. Die Erinnerung war in dreißig Jahren etwas verblaßt, aber nun kam sie deutlich wieder zum Vorschein. Anwariel erinnerte sich an die rot- schwarze Wunde, die nicht hatte heilen wollen, die Schmerzen die sie im Kampf behinderten und das ungute Gefühl das ihr irdisches Leben zu Ende sein könnte. Nun war es keine alte Kriegsgeschichte mehr, über die man mittlerweile mit einem lachenden Auge hinwegsehen konnte. Es konnte wieder geschehen, die Chancen standen ekelhaft gut. Anwariel schüttelte die Gedanken schnell ab und stand auf „Welche Aufgabe hast du den einzelnen Vertretern denn zugedacht? Wir sind ja nicht nur hier um informiert zu werden. Ich bin mir sicher, das ihr schon einen Plan habt.“ Aragorn sah seine Schwägerin an „das ist wahr, ich habe schon einen Plan. Wir können nicht mit Elbenheer, Gondors Truppen und Rohankriegern in Amanór einmarschieren und der Bevölkerung erzählen, dass wir sie mal eben beschützen wollen. Die Amanórer sind ein Bauernvolk, sie haben die Elben längst vergessen, ebenso die Hobbits. Sie sind ein abergläubisches Volk, dass an seinen Legenden klebt, wie feuchtes Lembas unterm Schuh.“ „Aber was willst du dann tun? Es bleiben ja nicht mehr viele Optionen übrig,“ warf Anwariel ein. Aragorn nickte „ich habe mir etwas anderes ausgedacht. Späher!“ Udin blickte Aragorn ungläubig an „Späher? Wie denkst du dir das denn? Ich denke wir reden hier von Angriff und das so schnell wie möglich, was sollen wir den dann noch großartig mit Spähern anfangen?“ „Ganz einfach, die Späher sind bereits ausgesucht, sie sind gut, zuverlässig und werden außerdem die Rolle von Unterhändlern übernehmen. Sie reisen nach Amanór, mischen sich unter die Bevölkerung, gewinnen das Vertrauen der Menschen. Sie sehen sich gleichzeitig um, halten nach den Orks Ausschau. Wenn sie meinen, dass die Zeit reif ist, oder die Amanórer schon in akuter Gefahr sind, müssen sie sofort handeln. Die Sippenchefs müssen verständigt werden, sie müssen von der Notwendigkeit der Verteidigung überzeugt werden. Und unser Heer muss verständigt werden.“ Aragorn schwieg eine Weile und blickte jeden Einzelnen im Raum an. „Ich habe die Späher sorgfältig ausgewählt und hoffe, dass sie diese Aufgabe annehmen werden. Denn sie sind es, von denen der Erfolg dieser Mission abhängt.“ Aragorn machte abermals eine Pause, dann richtete er sich zu voller Größe auf „Udin, Anwariel und Fiarn, ihr seid die Erwählten!“



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 22:05


    Zitat:
    Von: °Undómiel°
    Gesendet: 25.11.2003 09:36

    Suilad!

    Also ich muss schon sagen, die Geschichte wird ja immer spannender! Und wirklich eine gute Mischung aus Abenteuer, Lovestory und Fantasy!! Bin echt begeistert!!!

    Die Karte sieht auch super toll aus und ich bin echt schon auf das nächste Kapitel gespannt!

    Aber noch mal zu diesem Kapitel: Am besten hat mir der Dialog zwischen Arwen und Anwariel gefallen, wo sie über Udin und die Liebe sprechen. Das ist ja echt romantisch und auch wunderbar tragisch *heulheul*
    Und wegen der Rechtscheibfehler brauchst du dir auch keine Gedanken zu machen, die fallen überhaupt nicht auf - sind ja auch nicht so viele!

    Freu mich schon auf das nächste Kapitel!

    Mach weiter so!!!

    Undómiel



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 22:07

    Druckfrisch Kapitel 6
    Kurz und schmerzlos, das Kapitel Nr. 6 ist da.
    Vergesst das Feedback bitte nicht.

    kleine Vorankündigung:
    Als Weihnachtsgeschenk wird es Kapitel 7 geben



    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 6

    Anwariel glaubte sich verhört zu haben „hab ich gerade richtig gehört? Udin, Fiarn und ich sollen die Rolle der Späher übernehmen?“ Aragorn bejahte „ihr seid perfekt. Elbe, Waldläufer und Istari. Ich würde niemandem sonst diese wichtige Aufgabe anvertrauen wollen.“ Anwariel gestikulierte wild mit den Armen herum, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, wanderte im Raum auf und ab. Dann ging sie wieder zu ihrem Stuhl zurück, legte die Hände auf der Rückenlehne ab und sah Aragorn immer noch entgeistert an. „Siebenunddreißig Tage, siebenunddreißig, hab ich auf meinem Pferd gesessen, bin hierher geritten, mal abgesehen davon, dass ich sowieso gekommen wäre. Dann hatte ich diese einmann Eskorte hier,“ sie deutete auf Udin „die ständig über das Essen genörgelt hat. Dann bin ich hier und jetzt darf ich gleich wieder abreisen und dann auch noch in die Richtung, aus der ich gerade erst gekommen bin. Meine Begeisterung kennt keine Grenzen!“ Schweigen machte sich im Raum breit und Arwen, Aragorn und Gandalf schauten sich überrascht an. Anwariel holte tief Luft „Ok, ich mach’s!“ Erleichtert lachte Aragorn auf „ich habe gehofft das du das sagst, denn auf deinen Elbenaugen wird die Hauptverantwortung liegen. Aber du wirst, gerade weil du Elbe bist auch das größte Risiko tragen, denn wie schon gesagt, die Amanórer haben die Existenz der Elben längst vergessen.“ Udin grinste „wir können ja unseren jungen Istari hier fragen, ob er dir die Ohren wegzaubern kann.“ Anwariel knuffte ihn in die Seite. „Freu du dich lieber wieder auf Lembas, was anderes wird es nämlich nicht geben wenn wir in Eile sind,“ sagte sie bissig. Udins Gesicht versteinerte sich und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Fiarn war der einzige, der sich überhaupt nicht geäußert hatte, aber das war auch nicht nötig. Wenn es seine Pflicht war zu gehen, dann würde er eben gehen.
    Aragorn breitete eine Karte Amanórs auf dem großen Tisch aus „hier im oberen Teil der nördlichen Einöde scheinen sich die Orks und Uruks zu sammeln. Das ist schon verdammt nah an der großen Nordwand. Ich nehme an, dass sie in der Nordwand nach Höhlen suchen werden, in denen sich die Orks tagsüber verstecken können. Wenn sie die Nordwand überqueren, finden sie sofort im Feenwald Unterschlupf und sind nicht weit entfernt von zwei bedeutenden Orten, Tula und Erules.“ „Was soll eigentlich dieser Feenwald?“, fragte Anwariel und deutete auf den großen Wald auf der Karte. „was sollen denn diese Feen sein?“ Aragorn grinste breit „Du bist eine Fee!“ „Ich? Was soll das denn heißen?“ fragte Anwariel entrüstet und hob die Augenbrauen. Aragorns Grinsen wurde noch ein wenig breiter „Ich habe es doch schon erklärt, die Amanórer sind sehr abergläubisch. In ihren Legenden leben die Elben noch, aber eben nicht als Elben. Sie halten euch für das Feenvolk. Magie, spitze Ohren, Unsterblichkeit. Aber für sie ist das eben alles nur Legende. Es würde ein riesen Chaos geben, wenn sie entdecken würden, dass die Elben wirklich existieren. Doch zurück zum Feenwald. Ihrer Legende nach wurden dort die ersten Feen entdeckt, leuchtende Wesen, zeitlos und mit wundervollen, glänzenden Flügeln.“ Udin prustete los, er hielt sich den Bauch und konnte nicht aufhören zu lachen. Mit erstickter Stimme presste er ein „...Flügel, ...das ist ja....genial“ hervor. Auch Arwen grinste „wenigstens stimmen die Ohren.“ Anwariel schüttelte missbilligend den Kopf und schnaubte, was Udin nur noch mehr zum Lachen brachte. Aragorn bat jedoch um Ruhe und meinte „also, wie schon gesagt Tula und Erules werden als erstes in Gefahr sein. Ich denke es wäre das Beste, wenn ihr euch in dieser Gegend aufhaltet.“
    Anwariel und Anárion saßen unter einem Baum der auf einer Wiese im Garten der Zitadelle stand. Anárion saß hinter Anwariel und ihr Kopf lehnte an seiner Schulter. Anárion hatte seine Arme um sie geschlungen und ihrer beider Finger waren miteinander verkreuzt. Anwariel schmiegte sich an ihn „Es ist wirklich unfair, ich muss mich schon wieder von dir trennen, obwohl ich das gar nicht möchte. Ich habe gehofft, dass wir mal länger Zeit füreinander hätten. Weißt du dass wir in fünfhundert Jahren umgerechnet nur zweihundert Jahre am Stück gemeinsam verbracht haben? Und wenn du das auf die ganzen Jahre aufteilst und die Jahre auslässt in denen wir uns gar nicht gesehen haben, dann ist das ziemlich wenig.“ Anárion schüttelte mit einem Lächeln den Kopf „Ich wusste nicht das du nachrechnest, wann du mich siehst und wann nicht. Ich weiß, dass wir nicht viel Zeit hatten und ich möchte nichts mehr, als diese Tatsache ändern. Niemand wird mir jemals wieder sagen, wann ich dich sehen darf und wann nicht. Ich habe diese ganzen Heimlichkeiten gehasst.“ „Tu mir einen Gefallen und lass uns nicht über diese Angelegenheit sprechen. Denn jedes Mal, wenn wir das Thema anschneiden, macht es mich traurig. Ich will die vorerst letzten Tage mit dir genießen.“ Anárion nickte „du hast recht! Wir sollten uns lieber Gedanken über unsere Zukunft machen, als weiterhin in der Vergangenheit herumzustochern, die wir ja sowieso nicht mehr ändern können.“ Anwariel drehte sich leicht zu Anárion um, strich ihm über die Wange und sagte „siehst du, dafür liebe ich dich.“ Er sah sie verwundert an „wofür liebst du mich?“ Anwariel antwortete „dafür, dass du fast immer meiner Meinung bist.“ Anárion grinste sie an „Ich werde mich hüten anderer Meinung zu sein, schließlich will ich die nächsten fünfhundert Jahre auch noch mit dir zusammensein.“ Dann wurde er wieder ernst „ Eine Frage beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Sie hat mich ehrlich gesagt schon beschäftigt bevor du hier angekommen bist.“ Erwartungsvoll sah Anwariel ihn an „und welche Frage wäre das?“ „Die Frage was passiert, nachdem wir endgültig fertig mit allem sind, was nicht unser beider Leben betrifft. Wirst du mit mir in die Wälder gehen? Oder möchtest du das wir hier in Gondor bleiben. Ich könnte verstehen, wenn du in Arwens Nähe bleiben wolltest. Aber vielleicht hast du ja auch noch eine andere Idee, was du tun möchtest. Auf jeden Fall werde ich dich nicht ohne mich gehen lassen.“ Anwariel hatte nicht die Absicht irgendwo ohne Anárion hinzugehen „mach dir darüber keine Sorgen, ich habe nicht vor auf deine Gesellschaft zu verzichten. Wo wir hingehen ist mir letztendlich auch egal, ich gehe überall mit dir hin und wenn es der Unterschlupf eines Balrogs ist.“ Anárion spürte eine innere Zufriedenheit bei Anwariels Worten. Er zog sie wieder in seine Arme und genoss es ihr so nah zu sein. Sie würden alles gemeinsam schaffen, ganz gleich was auch immer auf sie zukommen mochte. Sie war die Sonne seines Lebens und seine ganze Welt dreht sich um diese wunderbare Frau.
    Früh am nächsten Morgen stand Anwariel auf dem Exerzierplatz der Zitadelle und blickte sich in den Reihen der trainierenden Soldaten Gondors um. Sie behielt jeden Soldaten eine Weile im Auge und beurteilte schnell seine Form und seinen Umgang mit den Waffen. Aragorn trat von hinten an sie heran „bist du zufrieden mit dem was du siehst?“ Anwariels Blick schweifte nicht von den trainierenden Kämpfern ab als sie Aragorn antwortete „bis jetzt habe ich keinen Grund zur Klage, aber das hatte ich auch so erwartet. Du bist nicht der Typ dafür, seine Kämpfer schludern zu lassen nur weil es gerade keine akuten Gefahren gibt. Weißt du wie es mit Rohans Kriegern aussieht? Die sind nämlich die einzigen, die ich nicht einschätzen kann. Bei den Elbenkriegern weiß ich, dass sie gut trainiert sind und das sie mir folgen werden.“ Aragorn verstand Anwariels Bedenken, zerstreute sie aber sofort. „Um Rohans Krieger brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen. Die Rohirrim waren von jeher gut ausgebildet. König Elfwine ist in diesem Bezug wie sein Vater Eomer. Die Legende der unerschrockenen Krieger Rohans wird am Leben erhalten und jeder Krieger dort strebt nach Ruhm, genau wie seine Vorfahren.“ Aragorn sah wie sich die Sorgenfalten auf Anwariels Stirn glätteten. „Gut“, sagte sie. „ich werde jetzt zu Anárion und Udin gehen, ein bisschen Training wird auch ihnen nicht schaden“ und mit einem schelmischen Augenzwinkern fügte sie hinzu „Udin scheint langsam etwas eingerostet zu sein.“ Lachend verschwand sie und auch Aragorn konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Anwariel war so völlig anders als ihre Schwester, obwohl die Schwestern im Herzen eine tiefe Einigkeit und Liebe verband. Anwariel genoss ihr derzeitiges Leben und nutzte jede Sekunde, obwohl ihr die Ewigkeit zur Verfügung stand. Aber Arwen begann sich ihrer Sterblichkeit bewusst zu werden und ihr Herz war nicht mehr ganz so unbeschwert. Manchmal beschlich Aragorn ein leises Schuldgefühl, denn schließlich hatte sie seinetwegen der Unsterblichkeit ihres Volkes entsagt. Niemals würde sie ihm einen Vorwurf deswegen machen, das wusste er, aber wenn er Anárion und Anwariel zusammen sah, fragte er sich immer ob Arwens Zukunft nicht auch besser an der Seite eines Mannes elbischen Bluts gewesen wäre.
    Anwariel fand Udin, Fiarn und Anárion im kleinen Speisesaal. Die drei saßen am Tisch und diskutierten angeregt miteinander. Udin murrte, als Anwariel ihn vom Stuhl zog und ihm sagte, dass er ruhig etwas Waffentraining gebrauchen könne. Fiarn lehnte das Training dankend ab und verzog sich schnell. Anárion wollte noch schnell seinen Bogen holen und versprach nachzukommen. Auf dem Exerzierplatz angekommen sah Udin den anderen Kämpfern eine Weile zu. Er sah Anwariel an und pfiff durch die Zähne „die sind nicht schlecht. Ich fühle mich schon gleich besser mir Gondors Kriegern im Rücken.“ Spottend fügte er hinzu „Orks im Rücken, können mich weniger verzücken.“ „Prima“, sagte Anwariel „dann schnapp dir dein Schwert und lass uns mit dem Üben anfangen, dann musst du dich auch nicht vor Orks hinter deinem Rücken fürchten. Aber ich warne dich, versuch nicht mich wie ein rohes Ei zu behandeln. Wenn du nicht echt kämpfst und mir Vorteile verschaffst, dann kannst du was erleben.“ Udin nickte und hob drei Finger seiner rechten Hand ans Herz „ich schwöre, ich lasse dich nicht einfach so gewinnen. Ich mache es dir so schwer wie möglich.“ Anwariel war zufrieden mit dieser Aussage. Udin und sie begannen sich vorsichtig einander zu nähern. Udin war der Meinung, dass Anwariels Bewegungen manchmal der einer Katze glichen. Sie hatte ihre dunkelblauen Augen auf sein Gesicht geheftet, denn sie hatte ihm einmal gesagt, dass seine Aktionen aus seinem Gesicht herauszulesen wären. Dieser Blick konnte einen Gegner ziemlich verunsichern, doch Udin ließ sich nicht beeinflussen. Er blickte auf ihr Schwert und versuchte eine kleine verräterische Bewegung auszumachen, die ihm einen Vorteil verschaffen könnte. Doch Anwariels Schwertarm zuckte nicht einmal. Plötzlich brach sie los wie ein Gewitter, sie teilte ein paar Schläge aus, die der überraschte Udin gerade eben noch parieren konnte. Udin wertete dies als die beste Situation um zurückzuschlagen. Er schnellte vorwärts und trieb Anwariel gegen einen Pfeiler. Anwariels Augen blitzten auf „Du bist doch nicht so schwach auf der Brust wie ich dachte.“ Udins Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, das sich allerdings sofort wieder legte, denn Anwariel bewegte sich schnell zur Seite und entkam so dem Pfeiler, der ihr den Weg nach hinten versperrt hatte. Gleichzeitig vollführte sie eine Parade, auf die Udin nicht gefasst war. Sein Schwertarm wurde innen zur Seite gedrückt und Anwariels Schwert schob sich schnell in Richtung seines rechten Rippenbogens. Udin fluchte „Verdammt! Ich hätte wissen müssen das so etwas von dir kommt.“ Anwariel nickte „hättest du.“ Sie musterte Udins Gesicht aufmerksam „Ich glaube, du hast mich doch gewinnen lassen. Das waren weniger als 10 Paraden und schon hatte ich dich am Haken. Ich denke nicht, dass du es einem Ork so leicht machen würdest. In einer Stunde wiederholen wir das Ganze. Freu dich schonmal drauf.“ Udin akzeptierte mit einem theatralischen Aufstöhnen „mir bleibt auch wirklich nichts erspart.“



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 22:10

    Kapitel 7
    Der Weihnachtsmann hält mit seinem Schlitten auf dem Dach der Baratfalas Schreibwerkstatt an. Eilig steigt er aus und durchsucht die große Lädefläche des Schlittens. Er verschiebt einige Päcken von rechts nach links und da, zwischen dem goldenen Päckchen mit der roten Schleife und dem blau glänzenden Päckchen mit der goldenen Schleife wird er endlich fündig. Er zieht ein paar beschriftete Blätter hervor, die von einem grünen Band zusammengehalten werden. Schnell rutscht er mit den Blättern in der Hand durch den Kamin. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hat klopft er sich etwas Ruß von seinem roten Kostüm und aus dem Rauschebart. Sofort springt ihm der Gabentisch ins Auge, der mit einem Plätzchenteller und ein paar Tannenzweigen dekoriert ist. Er nimmt sich einen Zimtstern vom Teller und legt das lang ersehnte Geschenk, an die Baratfalasbewohner, auf dem Gabentisch ab. Schmunzelnd sieht er sich noch einmal um und entschwindet dann wieder durch den Kamin. Doch seinen Spuren hat er in Baratfalas hinterlassen und einige Bewohner sind sich sicher, dass ihnen der Nachtwind ein leises Ho, Ho, Ho ans Ohr getragen hat*

    Frohe Weihnachten an alle Baratfalasbewohner

    Und wie ihr sicher schon erraten habt folgt nun Kaptel 7

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 7

    Eine Woche Training lagen hinter Udin, Anwariel hatte ihn jeden einzelnen Tag herausgefordert und manchmal war er sich abends uralt vorgekommen. Dann hatte er sich auf sein Bett gelegt, versucht seine Knochen wieder in die richtige Reihenfolge zu sortieren und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Selbst das Abendessen ließ er ausfallen, weil er befürchtete die Treppen weder runter noch, nach dem Essen, wieder rauf zu kommen. Gute Seiten konnte er in diesen Momenten dem ganzen Training nicht abgewinnen, doch wenn es ihm am anderen Morgen wieder etwas besser ging, wurde er sich auch ihrer bewusst. In zwei Tagen würden Anwariel, Fiarn und er sich sowieso auf den Weg nach Amanór machen, den Schatten entgegen. Udin fragte sich was sie in Amanór erwarten mochte, wie die Menschen dort wirklich waren und ob ihr Aberglaube wirklich so schlimm sein mochte.
    Anárion schlenderte mit Arwen an seiner Seite durch den Garten, sie hatte schon die ganze Zeit die Gelegenheit gesucht mit ihm ungestört sprechen zu können. Sie nahm ihm das Versprechen ab, gut auf ihre kleine Schwester aufzupassen, sobald die Schlacht beginnen sollte. Anárion versprach es, er hatte sowieso nicht vor, sie während des Kampfes aus den Augen zu lassen, er wusste das er sie in seinem Rücken einsetzten wollte, er hatte alles schon soweit geplant, wie man als Krieger nur planen kann. Sie hatten sich gemeinsam schon durch einige Schlachten mit Orks gekämpft und Anwariel in seinem Rücken war das Beste was ihm je passiert war und außerdem wäre sie dort sicherer als mitten im Getümmel. Er fühlte sich besser bei dem Gedanken sie von vorn schützen zu können, während sie ihm dem Rücken freihielt. Arwen holte ihn aus seinen Gedanken „ich merke schon einige Tage, dass dir etwas auf der Seele liegt. Du bist nachdenklicher als sonst und so rastlos. Was ist los?“ „ Du kennst mich zu gut. Ich glaube es wird immer schwieriger für mich vor dir und Anwariel meine Gedanken zu verbergen.“ Arwen blieb stehen und nahm seine Hand. „Es geht um Anwariel, nicht wahr? Was ist los?“ Anárion nickte „Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Ich weiß was ich möchte, nämlich sie heiraten, aber ich habe immer wieder das Gefühl das sie noch nicht so weit ist. Sie war so lange abgeschieden von allem, Ich habe Angst, dass sie sich nicht fest binden will und dass ich sie zu früh mit einer Bindung konfrontieren könnte.“ Arwen seufzte „warum hast du nicht früher mit mir darüber gesprochen, als dir den Kopf zu zerbrechen? Ich bin ihre Schwester und kenne sie manchmal besser, als sie sich selbst. Und ich sage dir eins, sie liebt dich. Mehr als alles andere auf der Welt. Sie würde dich nicht von sich weisen, weil du sie zu früh fragst. Ich freue mich schon auf eine große Hochzeitsfeier hier in Gondor. Ich wäre so glücklich dir meine Schwester übergeben zu können.“ Anárion verdrehte die Augen, er wusste das große Feiern nicht gerade das waren, was seine Anwariel mochte. Aber Arwens Worte hatten ihn bestärkt, Anwariel noch heute zu fragen.
    Anwariel saß in einer Fensternische und hatte ein dickes Buch aus Aragorns Bibliothek auf dem Schoß. Gedankenverloren biss sie nebenbei in einen Apfel. Anárion näherte sich ihr, ohne das sie ihn bemerkte. Erst als er ganz dicht vor ihr stand, hob sie den Kopf. „das Gesicht kenn ich, du hast etwas vor, etwas ziemlich wichtiges.“ „Du hast mich durchschaut. Ich wollte dich etwas fragen.“ Anárion setzte sich zu Anwariel in die Nische und Anwariel klappte das Buch zu und legte es zur Seite. Sie spürte, dass er ihre volle Aufmerksamkeit verlangte. Sie legte ihre Hand an seine Wange „Was ist los?“ Anárion nahm ihre Hand von seinem Gesicht und umschloss sie mit seinen beiden Händen. „Ich liebe dich. Ich liebe dein Lachen, deine Wärme und ich genieße jede Stunde, die es mir vergönnt ist mit dir zu verbringen. Du hast mir so sehr gefehlt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Ich wachte morgens auf und alles war leer und kalt, deine Liebe die mich wärmte war nicht da. Der Tag war genauso leer und kalt, weil ich dein Lachen nicht hören konnte. Und wenn ich es in meinen Träumen doch vernehmen konnte, dann hoffte ich immer nie aufzuwachen, nicht bis zu dem Tag an dem du wieder bei mir wärest. Abends konnte ich nicht einschlafen, weil ich auch dann immer nur an dich denken musste.“ Anwariel liefen Tränen über das Gesicht, die Anárion mit einer Handbewegung von ihren Wangen strich „Anwariel, ohne dich bin ich nur noch ein halber Mann, ich möchte von nun an nie wieder ohne dich sein. Bitte heirate mich, lass unsere Seelen eins werden.“ Anwariel saß still da und blickt ihn an, sie war so überrascht und verwirrt, das ihr die Worte fehlten und als Anárions Blick unsicher wurde, nickte sie nur. Dann brachte sie schließlich leise „ja, ich werde dich heiraten“ zustande, während ihre Augen Anárion das verrieten, was ihre Stimme gerade nicht zuließ.
    „Lass uns es sofort tun, heute Nacht!“ Anárion hob erstaunt die Augenbrauen „Heute Nacht? Meinst du nicht das du das Ganze übers Knie brichst?“ Anwariel lächelte „Nein das denke ich nicht. Denn der Gedanke daran, was passiert wenn Arwen von unseren Hochzeitsplänen erfährt, der beängstigt mich mehr, als das Gefühl jetzt übereilt zu handeln. Weißt du was sie für einen Aufstand machen wird, sie wird eine riesige Hochzeitsfeier haben wollen, mit tausenden von Gästen, die wir beide nicht einmal kennen. Das Ganze wird uns aus den Händen gerissen werden und es wird nicht mehr unsere Hochzeit sein. Ich habe mir immer eine im Wald gewünscht, mit meiner Familie und deiner Familie und unseren Freunden.“ Traurig setzte sie hinzu „ich weiß das sich dieser Wunsch nicht erfüllen lässt. Also verzichte ich lieber ganz auf eine Feier und möchte den Moment nur mit dir allein genießen.“ Anárions Stirn lag noch immer in Falten, begann aber langsam sich zu glätten, als er das Für und Wider von Anwariels Vorschlag sorgfältig abwog. „Ich denke du hast Recht. Von mir aus kann Arwen dann, wenn sie will, nach unserer Rückkehr aus Amanór, immer noch eine Hochzeitsfeier haben. Denn irgendwann werden wir allen die Wahrheit sagen müssen.“ Anwariel wiegte den Kopf hin und her „Na gut, dann müssen wir also doch eine große Feier über uns ergehen lassen, aber später. Ich denke wir sollten Gandalf aufsuchen, denn ohne Segen, keine Hochzeit. Er wird sich freuen und versteht sicher auch unsere Gründe für die Eile und die Heimlichtuerei.“
    Anwariel klopfte an Anárions Zimmertür und trat ein. Anárion strahlte sie an und sie musste neidlos anerkennen, dass er in der cremefarbenen Tunika mit passender Hose einfach umwerfend aussah. Anárions Gedanken gingen in die gleiche Richtung, in dem weißen, leichten Kleid sah Anwariel noch schöner aus als sonst. Jede andere Frau, egal ob Elbe oder Mensch, verblasste neben ihr. „Wir sollten gehen, Gandalf wartet bestimmt schon auf uns“. Anwariel deutete nach draußen und setzte hinzu „wir haben ihm gesagt, das wir kommen sobald es dunkel geworden ist.“ Sie schenkte Anárion ein Lächeln und dieser zog sie in seine Arme „Weißt du eigentlich wie glücklich ich heute Abend bin? Ich liebe dich so sehr, das ich mir nicht vorstellen kann, wie mein Leben ohne dich wäre.“ Er küsste sie auf die Schläfe. Anwariel nahm seine Hand „Ich bin auch glücklich, aber lass uns endlich gehen, sonst werden wir doch noch erwischt. Du weißt ja was das bedeutet, die heimliche Hochzeit fällt dann nämlich aus.
    Gandalf wartete schon in einem Pavillon, in der hinteren Ecke des Gartens, auf das Brautpaar, das glückstrahlend, Hand in Hand vor ihm erschien. Er klopfte einmal mit seinem Stab auf den Boden und die Spitze erstrahlte in einem gelblichen Licht. Dann begann er zu sprechen „Heute habt ihr mir die Ehre erwiesen eure Verbindung zu segnen. Es ist mir eine wahre Freude dieser Aufgabe nachzukommen. Ich wünsche euch ein reiches Leben, möge die Sonne jeden Tag ihre Strahlen aussenden um euch Glück zu schenken und Zufriedenheit. Und möge der Glanz der zwei Bäume euer Leben mit dem Licht der ewigen Liebe erfüllen.“ Gandalf machte eine kurze Pause „nun ist es an euch, eure Versprechen abzulegen.“ Anwariel und Anárion drehten sich zueinander, ergriffen die Hände des anderen und blickten sich in die Augen. Gandalf lächelte bei dem Glanz den er in beiden Augenpaaren entdeckte. Wahre und tiefe Liebe führte diese zwei Elben zueinander. Anwariel atmete tief ein und begann ihr Gelöbnis „Alle Worte dieser Welt reichen nicht aus, um auszusprechen wie sehr ich dich liebe. Die Sonne könnte aufhören jeden Tag golden und warm zu scheinen, die Sterne könnten verblassen im ewigen blau des Himmels und der Mond könnte sich auf ewig hinter der Sonne verstecken und keiner seiner silbernen Strahlen könnte je wieder die Erde berühren. Doch das Feuer, welches deine Liebe in mir erglühen lässt wird niemals erlöschen. Von nun an werde ich dir folgen, wo auch immer unser Weg uns hinführen wird. Ich schenke dir heute und für immer mein Herz, denn du bist die zweite Hälfte meiner Seele.“ Anárion blickte sie glücklich an „Anwariel du wirst immer das Licht meines Lebens sein. Mit dir an meiner Seite fürchte ich keine Schatten und keine Gefahr. Es gibt keinen Sieg ohne Verlust und Leiden, keine Freiheit ohne etwas zu opfern und für mich gibt es kein Leben mehr ohne deine Liebe. Darum schenke ich dir heute und für immer mein Herz, denn du bist die zweite Hälfte meiner Seele.“ Nachdem er geendet hatte, entstand eine Stille und Gandalf räusperte sich, um die beiden in die Wirklichkeit zurückzuholen. Anwariel und Anárion drehten sich wieder zu ihm um und beide strahlten noch mehr als zuvor. Gandalf zwinkerte ihnen zu „Wenn ihr zwei so strahlt, kann ich meinen Stab ja ausmachen, ihr leuchtet heller.“ Er klopfte mit dem Stab wieder auf den Boden und die Spitze erlosch augenblicklich. „So, dann können wir ja jetzt fortfahren. Mit dem Segen Valinors habt ihr eure Verbindung geschlossen. Dies ist der erste Tag eures neuen Lebens, das ihr von nun an gemeinsam durchschreiten werdet. Seit gesegnet ihr beiden, Illúvater möge euch auf ewig beschützen. Und da es eine sehr schöne, menschliche Tradition ist, dürft ihr euch jetzt küssen.“



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 22:12


    Zitat:
    Von: °Undómiel°
    Gesendet: 02.01.2004 14:34

    Hab mir natürlich gleich wieder die neuen Kapitel backofenfrisch abgeholt, aber ich bin erst jetzt dazugekommen, sie zu lesen.
    Prinzipiell gibt es nur eins dazu zu sagen: ES IST SUPER!!!

    Also es wird richtig spannend und außerdem die Liebesgeschichte mit der Hochzeit und so... echt umwerfend diese Idee! Bin schon wieder voll auf das nächste Kapitel gespannt!!!

    lg, Undómiel



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 22:14

    Kapitel 8
    Aiya!

    Ich hoffe die Tachentücher vom letzten Kapitel liegen noch bereit ,

    Kapitel 8 ist da!!


    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 8


    Anwariel erwachte gähnend und setzte sich im Bett auf. Verschlafen blickte sie sich um und lächelte. Langsam erinnerte sie sich an ihre gestrige Hochzeit und daran, dass irgendwo unter dem Haufen Decken neben ihr, ihr frisch angetrauter Ehemann liegen musste. Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, tauchte auch schon ein Arm aus einer Decke auf und tastete sich langsam vorwärts. Anwariel grinste, zog an einem Deckenzipfel und Anárions Gesicht kam hervor. „Guten Morgen mein geliebter Ehegatte“, strahlte sie ihm entgegen, küsste ihn und schob sich dann langsam aus dem Bett. „Heute habe ich einen langen Tag vor mir“, sagte sie. „Packen, packen, packen, dass wird das Einzige sein, was ich heute tun werde. Ich habe die Liste der Dinge gesehen, die wir alle mitnehmen müssen, und das ist ziemlich viel. Ich sehe es schon kommen, das ich dich nicht eine Minute mehr zu Gesicht bekommen werde heute.“ Anárion nickte „Ich habe auch eine ganze Menge zu tun. Erst habe ich noch eine Besprechung mit Aragorn und Gandalf, dann gibt es eine kurze Unterweisung der Soldaten Gondors und heute soll das Elbenheer aus dem Düsterwald anrücken. Und Morgen, nachdem du aufgebrochen bist, werde ich dich schrecklich vermissen und vor lauter Verzweiflung nach Rohan reiten, nur um da die nächste Truppe abzuholen.“ Anwariel stöhnte „Rohans Krieger kommen erst morgen? Wer hat sich denn das einfallen lassen? Dann werde ich meinen Neffen ja wieder nicht sehen.“ Anárion, der sich nun auch aus dem Bett geschält hatte, trat hinter sie und umfasste ihre Schultern „Tja, da wirst du dann noch eine Weile warten müssen.“ Anwariel drehte sich aus seinem Griff und boxte ihm gegen den Oberarm sie grinste ihn an „Angeber, aus Verzweiflung reitest du also nach Rohan. Sie ließ es zu, dass Anárion ihr das Kleid zuschnürte, welches sie sich gerade über den Kopf gezogen hatte, schlüpfte schnell in ein paar Schuhe, durchquerte in vier Schritten den Raum, winkte „bis später“ und verschwand durch die Tür. Anárion sah ihr lächelnd nach.
    Als sie auf dem Weg in den großen Saal war, kam Alastor plötzlich auf Anwariel zugetrottet, ließ sich zur Begrüßung das Ohr kraulen und schleckte ihr vor Freude die Hand ab. Anwariel lachte „Nicht Alastor, das kitzelt. Wo warst du überhaupt die ganze Zeit? Ich habe dich seit einer Woche nicht mehr gesehen.“ Anwariel hockte sich hin, kraulte weiterhin Alastors Ohren und sah ihm in die sanften, braunen Augen. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, mein Freund Ich muss dich für eine Weile verlassen und du musst mir versprechen, dass du in dieser Zeit auf Arwen aufpasst und sie nicht aus den Augen lässt, ja?“ Alastor brummte traurig. „oh Alastor, schau mich nicht so traurig an, ich kann dich nicht mit nach Amanór nehmen, das ist viel zu gefährlich für dich. Wir wissen doch gar nicht was uns dort erwartet. Bitte sei brav und bleib hier. Ich möchte nicht das dir etwas passiert, ich hab dich doch lieb.“ Alastor zog seine haarige Stirn in Falten, schnaubte und zog beleidigt den Schwanz ein, dann drehte er sich um und verschwand in die Richtung aus der er gekommen war. Anwariel seufzte, stand aus der Hocke auf und setzte ihren Weg zum großen Saal fort.
    Nach dem Frühstück war genau das eingetreten, was sie vorausgesehen hatte. Sie war aus dem Packen gar nicht mehr herausgekommen und immer neue Sachen schleppte Udin an, die noch in irgendeine Satteltasche, irgendeines Packpferdes mussten. Anwariel öffnete eine der letzten Packtaschen von Udin, die ihr so merkwürdig vorkam. „Udin, was zum Henker ist das denn?“, fragte sie und hielt ihm einen ganzen Schinken entgegen. „Da ist ja noch mehr drin, hast du die ganze Küche der Zitadelle geplündert, oder was? Was willst du mit den ganzen Vorräten, wann glaubst du denn, dass wir Zeit für ein Festmahl haben? Wir haben genug Lembas dabei, wir brauchen diesen ganzen Kram überhaupt nicht.“ Udins Augenbraue zuckte und seine Wangen füllten sich mit Blut „Richtig, du hast Lembas dabei“, explodierte er „aber ich hab den Kanal von den letzten siebenunddreißig Tagen noch voll. Ich kann keine Lembas mehr sehen, ich will Schinken, ich will frisches Brot, ich geh freiwillig durch jeden noch so kleinen Wald und jage irgendetwas, selbst die winzigste Eidechse, ich sammle auch Beeren und Regenwürmer wenn es sein muss. Aber ich verhungere lieber, bevor ich wieder tagelang Lembas in mich reinstopfe, das macht doch gar keinen Spaß. Elbische Zeitersparnis macht ja die ganze Freude am Waldläuferleben kaputt.“ Anwariel sah ihn verdutzt an, genau wie Arwen, die gerade hinaus auf den Hof getreten war, um ihre Schwester zu holen. „Ist ja gut, behalte deine halbe Küche, aber jammere hinterher nicht, das dein Pferd zu schwer beladen ist, denn diesen ganzen Krempel mute ich keinem Packpferd zu, dafür bist du selbst verantwortlich.“ Nachdem Udin sich umgedreht hatte und verschwunden war, trat Arwen noch immer kopfschüttelnd, auf ihre Schwester zu. Anwariel war schon wieder damit beschäftigt Häkchen auf ihre Liste zu setzen und die im Hof verstreuten Packtaschen zu zählen und den einzelnen Packpferden zuzuordnen. „Anwi, du musst leider deine Liste zur Seite legen, ich werde dich jetzt entführen, Aragorn und Anárion brauchen dich, sie erwarten dich im Arbeitszimmer. Seufzend legte Anwariel die Liste auf einer Tasche ab, ließ noch einmal einen flüchtigen Blick über alle Sachen gleiten und folgte ihrer Schwester ins Innere der Zitadelle.
    Aragorn und Anárion standen am Schreibtisch und beugten sich über einige Karten. Anwariel trat zu ihnen und folgte Aragorns Finger, der gerade auf die große Nordwand tippte. „Entweder wir postieren hier schon einen oder zwei Kuriere, oder Anwariel muss Fiarn oder Udin zum ersten Sturmtrupp nach Forodwaith schicken. Vorteil der Kuriere wäre, dass uns die Nachricht schneller erreicht und unsere Späher vollzählig in Amanór bleiben zur ersten Verteidigung.“ Anwariel sah Aragorn forschend an „Ich glaube du denkst aber an den gleichen Nachteil wie ich. Die Informationen kommen nicht direkt durch mich und nicht vollständig. Und ohne Dialog fehlen dir meine Gedankengänge. Dennoch halte ich die Option mit den Kurieren für die beste Möglichkeit. Ich wäre gewillt dir Fiarn zu schicken, wenn es die Zeit erlaubt, Udin werde ich aber auf keinen Fall von meiner Seite lassen. Ich kann Fiarns Fähigkeiten nämlich überhaupt nicht einschätzen, er hat nicht einmal mit uns trainiert. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt eine Waffe besitzt, geschweigedenn, ob er sie gerade halten kann. Mit Udin habe ich einige Trainingseinheiten hinter mir und weiß, dass ich mich hundertprozentig auf ihn verlassen kann.“ Noch ehe Anwariel den Satz beendet hatte erscholl ein Horn vor den Toren Minas Tiriths. „ Ein Elbenhorn! Die Düsterwäldler kommen“, freute sie sich und stürmte aus dem Arbeitszimmer. Anárion zuckte mit den Schultern und lief hinter ihr her, genauso wie Aragorn, der die Karte fallen ließ, die er gerade noch in der Hand gehalten hatte, um nicht allein im Zimmer zurückzubleiben.“
    Nachdem die Elben begrüßt und in Minas Tirith willkommen geheißen waren, alle Pferde, Waffen und das Gepäck versorgt waren, gab es die erste Einweisung der Elbenkrieger, zusammen mit den Kämpfern Gondors. Anwariel nahm an dieser Zusammenkunft nicht teil, sie widmete sich wieder dem Gepäck für ihre eigene Reise und trommelte Fiarn und Udin zusammen, um mit ihnen sowohl die Reiseroute zu besprechen, als auch die Position der Kuriere bekannt zu geben, die Aragorn, Anárion und sie festgelegt hatten. Inzwischen war es schon Abend geworden und Anwariel wünschte sich nichts mehr, als ein heißes Bad und ein Bett.
    „Anwi, Anwi, fang mich doch.“ Anwariel lief hinter Arwen her, durch das Haus in Bruchtal. Plötzlich öffnete sich rechts eine Tür und ihre Mutter trat heraus in den Flur, durch den Arwen und Anwariel rannten. Celebrian breitete die Arme aus und fing die zwei Mädchen ab. Sie schloss sie in die Arme und sagte „meine zwei kleinen Lieblinge“, bevor sie sie wieder losließ und die Mädchen lachend davonstürmten. Anwariel hörte ihr eigenes Lachen und das ihrer Schwester, aber es kam ihr so fremd vor. Sie versuchte Arwen einzufangen, doch je schneller sie lief, desto größer schien der Abstand zwischen ihnen zu werden, bis sich Arwen schließlich wie Nebel auflöste. Und plötzlich wurde es Anwariel sehr kalt, als sie sich umdrehte, war auch Celebrian verschwunden. „Nana? Nana(1)? “ Anwariel schnappte nach Luft und öffnete rasch die Augen, nur um erkennen zu müssen, dass sie in kalt gewordenem Badewasser saß und nur geträumt hatte. Sie fischte nach einem Handtuch, das auf einem Hocker lag und stieg aus dem Badezuber. „Ich befürchte ich bekomme langsam irgendeinen Koller.“ Sie griff nach einem Socken und schmiss gleichzeitig das Handtuch hinter sich, welches mit einem Platsch im Badezuber landete. Anwariel stöhnte genervt auf, ließ den Socken fallen und zog das nasse Handtuch aus dem Zuber. Als sie ins Wasser blickte, glaubte sie auch hier das Gesicht ihrer Mutter zu sehen, doch nachdem das Wasser sich beruhigt hatte, sah sie, dass es nur ihr eigenes Spiegelbild war. „Ich glaube ich werde noch völlig verrückt, was ist nur los mit mir?“ Sie hob ihre Socke vom Boden auf, nahm auch den Rest ihrer Kleidung auf und marschierte damit zum Bett, auf dessen Kante sie sich setzte um sich anzuziehen. Sie überlegte krampfhaft, was ihr dieser Tagtraum wohl sagen wollte. Sie hatte schon lange keine Träume dieser Art mehr gehabt, doch sie wusste, dass sie nicht grundlos zu ihr kamen. Anwariel bekam keine Gelegenheit weiter über den Traum nachzudenken, denn es klopfte an der Tür und Arwen steckte den Kopf hindurch „wo warst du die ganze Zeit? Ich suche dich schon seit mindestens einer Stunde.“ Anwariel hob die Schultern „Tut mir leid. Ich habe ein Bad genommen und bin dabei wohl eingeschlafen. Ist denn irgendetwas los? Waren wir etwa verabredet? Oh, ich glaube ich habe heute nur die Hälfte von allem mitbekommen.“ Arwen winkte ab „Nein, mach dir keinen Sorgen, du hast keine Verabredung verpasst. Ich wollte dich nur ins Kaminzimmer mitnehmen. Es gibt ein letztes, gemeinsames Abendessen. Es ist eben der letzte Abend für dich, Fiarn und Udin und wir möchten euch gebührend verabschieden.
    Anwariel genoss den Abend. Aragorn hatte ein gutes Fass gondorianischen Weines anschlagen lassen und alle saßen bis tief in die Nacht zusammen und schwelgten in alten Geschichten. Anwariel wurde bei dieser Reise durch die Vergangenheit immer wieder bewusst, wie viele menschliche Leben sie schon gelebt hatte. Während die Lebensgeschichte der einen irgendwann aufhörte und ihre Erinnerungen nur noch in Erzählungen weiterlebten, würde ihre Zeit nicht stehen bleiben. Ihr wurde klar, das sie bald an den Gräbern von geliebten Menschen stehen konnte. Sie würde all ihre Geschwister zu Grabe tragen, da sich alle für ein sterbliches Leben entschieden hatten. „Nun kannst du es nicht mehr leugnen, du weißt das die Zeit der Elben wirklich vorüber ist. Die kommenden Zeitalter Mittelerdes gehören den Menschen.“ Gandalf hatte sich zu ihr hinübergebeugt und sah ihr in die Augen „Dein Vater hat es schon früh erkannt und jetzt erkennst du es selbst. Die Halbelben können wählen, Sterblichkeit oder Unsterblichkeit. Die, welche zurückbleiben, erkennen den Preis für diese Wahl. Dein Vater ist gegangen, um dem Sterben seiner Kinder nicht zusehen zu müssen. Du wirst die Letzte hier sein. Das Haus Elronds erlischt in Mittelerde.“ Anwariel sah ihn bedrückt an „Erst jetzt erfüllt mich das Licht der Erkenntnis. Es hat mich dreihundertfünfzig Jahre des Zorns gekostet, wenigstens einen Teil seiner Schritte zu verstehen, doch nun eröffnen sich mir seine Ängste und es tut mir leid, dass ich es ihm nicht sagen kann. Ich dachte mein Volk verließe diese Gestade, um sich zurückzuziehen, um wieder unter sich zu sein. Doch es ist die Sterblichkeit der Menschen! Wir überleben sie, sehen Generation um Generation, verlieren Freunde, deren Kinder und Kindeskinder. Der Gedanke erfüllt unsere Herzen mit Trauer und in unserem ewigen Leben wird diese Trauer immerwährend sein. Die Menschen scheiden aus dem Leben und mit ihnen das Leid ihrer Seelen, doch wir trauern bis ans Ende aller Tage. Wir werden sie nie wieder sehen, nie werden sie in Mandos’ Hallen wandeln.“ Gandalf bemerkte, dass es in Anwariels Augen feucht zu glitzern begann „Ich werde sie alle verlieren Gandalf“, flüsterte sie. „Sie werden mir aus dem Herzen gerissen werden und ich kann nichts dagegen tun.“

    (1) Mama



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 22:16

    und schwupp, Kapitel 9
    Aiya!

    Lang lang ist es her (fast einen Monat), dass ich die Worte sprach:


    Das nächste Kapitel ist da.

    Doch heute schreibe ich sie wieder, kann es selbst kaum glauben, doch es ist wahr!

    Kapitel 9 ist da

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 9

    Anwariel drückte ihre Schwester an sich „Cuio vae, Arwen(1)! Avo nallo, tolin dan lim(2). “ Arwen küsste sie auf die Wange „leb wohl, kleine Schwester, pass auf dich auf.“ Sie lächelten einander an. Arwen trat einen Schritt zur Seite, sodaß Anárion sich von Anwariel verabschieden konnte. „Denk immer daran, mein Herz wird bei dir sein, wo du auch bist. Ich liebe dich.“ Anwariel umarmte ihn „Ich weiß und ich werde jeden Tag an dich denken. I dagor avbalan(3). Ich fühle es.“ Anárion nickte „ich fühle es auch.“ Anwariel drückte noch einmal seine Hand und schwang sich dann in den Sattel. Dann ritt sie, gefolgt von Fiarn und Udin, aus der Zitadelle.
    Anwariel ritt meist an Udins Seite, die beiden unterhielten sich ausgiebig und diskutierten mögliche Schlachtpläne. Fiarn hielt sich die ganze Zeit im Hintergrund. Manchmal vergaß Anwariel, dass er überhaupt da war. Als sie eines Abends ihr Nachtlager aufschlugen und Udin Holz sammelte trat Fiarn zu Anwariel. „Ich habe gehört was Ihr zu Anárion sagtet, Saeldhî(4) “ Anwariel schmunzelte „Lasst die weise Frau weg Fiarn, nennt mich einfach nur Anwariel.“ Fiarn nickte „gut, wenn Ihr es wünscht.“ Er machte eine Pause und Anwariel nickte ihm aufmunternd zu. „Ah, ja …. meine Frage. Ich habe gehört, dass ihr ihm sagtet ihr fühltet die Schlacht wäre nah.“ „Ja so ist es! Ich habe noch immer das gleiche Gefühl. Beunruhigt Euch das?“ Fiarn nickte wieder „Ich lebe noch nicht so lange wie ihr und Valinor ist so……..so friedlich.“ Anwariel verstand Fiarns Gedanken „Fiarn, ich verstehe Euch. Auch meine erste Schlacht machte mir Angst. Erblickt Euren ersten Ork und Ihr werdet verstehen, warum wir kämpfen müssen. Und Fiarn, es ist nicht verwerflich Angst zu haben, denn ohne Angst wird man schnell leichtsinnig.“ „Vielleicht habt Ihr recht“, sagte er zögernd „ich werde sehen was das Schicksal mit mir vor hat, Bestimmung ist Bestimmung.“ Anwariel schmunzelte wider und fragte sich, ob Fiarn sich schon jemals gegen etwas aufgelehnt hatte, oder ob er es je tun würde.
    Anwariel lag auf ihrem Fell und blickte in die Sterne. Sie lauschte den ruhigen Atemzügen von Fiarn und Udin, aber sie selbst konnte nicht einschlafen. Fiarns Ängste hatten sie nachdenklich gestimmt und sie über ihre erlebten Schlachten nachdenken lassen. Immer wieder war dabei das Gesicht ihrer Großmutter Galadriel vor ihrem geistigen Auge aufgetaucht und sie erinnerte sich an ihre Worte, dass egal unter welchem Himmel sie kämpfen mochte, die Sterne ihren Pfad segnen würden. Nach einer Weile schlief sie endlich ein und versank in einer Reise durch ihre Vergangenheit. Sie träumte von den glücklichen Jahren des dritten Zeitalters, als ihre Mutter noch da war und zwischen ihr und ihrem Vater noch kein böses Wort gefallen war. Mit ihren Brüdern und ihrer Schwester war sie damals durch die Wälder rund um Bruchtal gestreift. Sie hätten Nächtelang im Wald gelegen, dem flüstern der Bäume zugehört und mit den Tieren gespielt. Arwen und sie hatten sich Geschichten ausgedacht, von Liebe, Freundschaft, Krieg und Verrat, die sie sich gegenseitig erzählten. Arwen war nicht nur ihre Schwester, manchmal schienen sie einen Geist zu teilen und verstanden einander ohne Worte. Elladan und Elrohir wurden ungewollt aus diesem Kreis ausgeschlossen. Anwariel erinnerte sich an die wunderschöne Stimme ihrer Mutter. Celebrian hörte man oft singen, ebenso wie ihr Lachen unverkennbar war. Sie saß häufig mit ihren Töchtern zusammen und ließ sich all ihre erdachten Geschichten erzählen. Mehrfach war sie mit ihren Töchtern nach Lórien gereist um Galadriel und Celeborn zu besuchen. Anwariel liebte den Wald dort fast noch mehr, als die Wälder Bruchtals. Und den Fluss, sie setzte sich gerne ans Ufer und ließ die Hände durchs Wasser gleiten. Manchmal hob sie kleine Steine auf und ließ sie ins Wasser fallen und freute sich an den Kreisen, welche das Wasser dann zog. Mit Arwen heckte sie immer wieder Streiche aus, die sich vorwiegend auf Haldir konzentrierten. Er war das bevorzugte Opfer für: Pfeile mit losen Federn, einer angeritzten Bogensehne, Pferdemist in den Schuhen und stinkenden, alten Fischen in seinem Kleiderschrank. Er konnte sich herrlich über all diese kleinen Streiche aufregen, während Anwariel und Arwen sich schon den nächsten ausdachten. Galadriel war eine mächtige Frau, eine Seherin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die sie auch in Anwariel zu sehen glaubte und welche sie zu fördern gedachte. Doch eines Tages verließ Celebrian ihre Familie, ein Orkangriff hatte ihr sehr zugesetzt und sie sehnte sich nach dem friedlichen Valinor. Arwen und Anwariel litten unter dem Verlust ihrer Mutter und darunter, dass sich ihr Vater veränderte. Der verständnisvolle Vater, den sie immer gehabt hatten, der die gemeinsamen Abende am Kamin liebte, wurde zu einem Grübler der sich immer mehr zurückzog und sich dadurch auch von seinen Kindern entfernte. Anwariel erschien es manchmal so als trüge er die Last der Welt. Hart traf es die unzertrennlichen Schwestern, als Elrond Anwariel eröffnete, dass er sie ins Haus des Wissens schicken würde. Zuerst hatte sie nicht wirklich realisiert, was das für sie bedeuten würde. Als sie jedoch eine Nacht lang mit Arwen am Fenster gesessen hatte und sich beide klar darüber wurden, dass es sie für drei Jahrhunderte auseinander reißen würde, erwachte in Anwariel die Rebellin. Sie erinnerte sich genau an diesen Tag, der ihr Leben veränderte und die Beziehung zu ihrem Vater. Sie hörte seine Stimme in ihrem Kopf „Du wirst gehen, es ist dir vorherbestimmt. Sie dich an, du bist nicht wie die anderen, du musst dein Potential nutzen.“ „Aber Vater, das sind 300 Jahre. Ich will keine Saeldhî werden. Ich träume von einem Dasein als Kriegerin, mehr will ich gar nicht. Ich will Bruchtal nicht verlassen.“ Elrond hatte sie damals nur scharf angesehen „Du bist meine Tochter und du gehst. Ich sage es und du tust es! Ich lasse nicht zu das du deine Fähigkeiten vergeudest. Du hast eine Gabe, sie ist ein Geschenk und so etwas Wertvolles lässt man nicht verkümmern. Kriegerin, das ist nichts für dich, du kannst mehr werden als das. Du gehst!“ Anwariel erinnerte sich an den Zorn den sie gefühlt hatte und an die Worte, die sie in eben diesem gesprochen hatte „Was ist mit dem was ich will? Es ist mein Leben! Habe ich kein Recht darüber zu bestimmen? Ich bin zweitausendsiebenhundertachtundvierzig Jahre alt, wann werde ich für dich endlich alt genug sein, um tun zu können was ich will? Was ist mit meinen eigenen Plänen und was ist mit Anárion?“ Doch Elrond hatte sich von keinem ihrer Einwände beeindrucken lassen „Was soll mit ihm sein? Entweder er wartet auf dich, oder er ist es nicht wert. Ich glaube ohnehin nicht, dass er deiner würdig ist. Es mag sein das es dein Leben ist, aber deine Pläne sind Nichts. Dein Alter brauchst du nicht zu betonen, sieh dir an was du aus deinem Leben bis jetzt gemacht hast und dann frag mich noch einmal, wann du darüber selbst entscheiden kannst. Du tust was ich dir gesagt habe. Ende aller Diskussionen!“ Es war das Ende aller Diskussionen, aber nicht nur das, es war auch das Ende aller Worte zwischen Vater und Tochter und der Anfang allen Zorns. Sie war gegangen und hatte danach keinen Fuß mehr auf den Boden Bruchtals gesetzt.
    Anwariel erwachte. Der Himmel war noch dunkel und das Feuer heruntergebrannt. Sie setzte sich auf, atmete die kühle Nachtluft ein und versuchte ihr pochendes Herz zur Ruhe zu bringen. Und wieder fragte sie sich, warum sie einen Traum wie diesen gehabt hatte. Erst der Traum als sie gebadet hatte und ihre Mutter gesehen hatte und jetzt dieser hier. Warum schien ihre Vergangenheit gerade jetzt so wichtig zu werden? Sie konnte es sich nicht erklären. Udin war aufgewacht und flüsterte „Was ist los? Hast du etwas gehört?“ Anwariel schüttelte den Kopf „Nein, es ist nichts, ich kann nur nicht schlafen. Mach die Augen wieder zu!“ Udin tat genau das und nach ein paar Minuten atmete er wieder ruhig und gleichmäßig. Anwariel drehte sich auf die Seite, zog sich die Decke über den Kopf und hoffte den Rest der Nacht traumlos zu verbringen.
    Den Rest der Reise träumte Anwariel wirklich nicht mehr, doch ihre Gedanken kreisten noch eine Weile um den Sinn und Zweck der Träume und manchmal glaubte sie Galadriels Stimme im Wind oder im Rauschen der Bäume wahrzunehmen „Höre auf dich selbst, sieh in dein Innerstes. Du allein kennst alle Antworten. Höre auf deine Stimme!“
    Udin, Anwariel und Fiarn reisten durch Rohan, vorbei an Dunland, querfeldein über Eregion zur Wetterspitze, durch Arnor und Angmar nach Carn Dûm und von dort aus nach Forodwaith. Durch die vielen Packpferde dauerte ihre Reise beträchtlich länger, als die siebenunddreißig Tage, die Anwariel und Udin vor ein paar Wochen unterwegs gewesen waren. In Forodwaith erwartete sie eine Gruppe von Waldläufern, die damit beschäftigt waren dort ein Basislager einzurichten. Alle Packpferde würden hier bleiben, denn Aragorn hatte sie ihnen mitgegeben um schon die ersten Dinge ins Basislager zu transportieren und das Lager zu vergrößern. Zwei Tage würden sie hier rasten und dann weiter nach Amanór reiten.

    (1) Leb wohl
    (2) Weine nicht, ich komme schnell zurück.
    (3) Die Schlacht ist nicht fern.
    (4) Weise Frau



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 22:18


    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 31.01.2004 13:57

    Wow, du bist ja echt schon viel weiter gekommen...
    Leider konnte ich noch keins der neuen Kapitel lesen... Deswegen hab ich
    auch keine Kritik abgegeben... *g*
    Aber wenn ich meinen Anschluss hab, dann les ich alle... Dann hab ich ne
    schöne Bettlektüre!!!!!!

    Mach weiter so!!!!


    Suilad

    Morwen



    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 22:20

    Kapitel 10
    Aiya!

    Ab heute gibt es Kapitel 10.

    Bis jetzt mit Abstand (auch wenn ein Höhepunkt, mit Sicherheit aber nicht der letzte, die Hochzeit war) mein absolute Lieblingskapitel. Ich hab mich beim schreiben am Kaffee verschluckt, weil ich so lachen musste (dabei habe ich ja höchstpersönlich allen Charakteren die Worte in den Mund gelegt).


    Viel Spass beim Lesen

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 10


    Der Morgen erwachte und die ersten Sonnenstrahlen ließen die Berge in ihrem Rücken in einem wunderschönen, orangenen Licht erstrahlen. Ein friedliches Bild, das keine Anzeichen davon vermittelte, dass etwas nicht in Ordnung war. Anwariel, Udin und Fiarn standen auf einem kleinen Hügel und blickten auf die weite Ebene die vor ihnen lag. Sie hatten es geschafft, sie waren am Ziel, Amanór! Im Schutz der Nacht waren sie in Höhe des Flusses Arta über die große Nordwand gekommen, ein Pass der nicht sehr schwer zu überwinden war und den Umweg an der Küste entlang ersparte. Anwariel griff in ihre Haare, löste ihre Zöpfe und ließ die dichten Strähnen über die Ohren gleiten. Dann drehte sie sich zu dem noch immer über die Ebene blickenden Fiarn „auf in die Höhle des Löwen.“ Udin legte sein schelmische Lachen auf, sodass die Grübchen auf seinen Wangen sichtbar wurden „wie ich sehe hast du deine Ohren schon versteckt, kleine Fee.“ Anwariel fletschte spielerisch die Zähne, knuffte ihn in die Seite und sagte „pass bloß auf Waldläufer, sonst lass ich dich hier allein stehen, ohne Karte und ohne Elbenaugen.“ Sie lachten und Fiarn stimmte in ihr Lachen mit ein. Langsam setzte sich das Dreiergrüppchen in Bewegung. Sie ritten den Hügel hinab, auf die Ebene zu, ließen den Arta links liegen und ritten in Richtung Tula.
    „Platt, alles platt, soweit das Auge reicht. Das wird ja aufregend“, stöhnte Udin nach einer Weile. „Jammere nicht rum, sei lieber froh, so musst du dir wenigstens keine Sorgen darum machen, was hinter dem nächsten Hügel auf dich wartet. Du siehst es schon Jahre vorh…..“ Plötzlich wurde Anwariel still und blickte angestrengt auf den Boden und dann irgendwo nach vorn, in die Ferne. „Was ist? Sag was! Was siehst du?“ fragte Udin aufgeregt und auch Fiarn blickte sie erwartungsvoll an. Anwariel sah den beiden nicht in die Augen, murmelte nur schnell „Orks“, trieb ihr Pferd an und preschte in einer rauchenden Staubwolke davon. Udin und Fiarn sahen sich einen Moment etwas verdattert an, gaben dann ihrerseits den Pferden die Sporen und galoppierten hinter Anwariel her. Diese, hockte schon vor einem Haufen, dessen Inhalt Udin und Fiarn nicht genau erkennen konnten, als die beiden, etwas aus der Puste, bei ihr ankamen. Anwariel hob mit zwei Fingern einen länglichen Gegenstand auf, drehte sich in der Hocke um und blickte ihre zwei Begleiter ernst an. Sie hielt den Gegenstand Hoch und Udin wurde blass, als er erkannte, dass es ein menschlicher Knochen war. „Feinsäuberlich abgenagt, Orkzähne, siehst du hier die Riefen im Knochen.“ Fiarn wurde grün im Gesicht, stieg eilig von seinem Pferd und übergab sich hinter einem niedrigen Busch, während Udin auf Anwariel zuging und sich den Knochen ansah. Anwariel stand auf, klopfte Udin auf die Schulter und sagte „sieh du dir die Spuren an, ich gehe mal zu Fiarn, er scheint meine Entdeckung nicht sehr gut zu verkraften.“ Sie lief hinüber zu ihrem Pferd, nahm ein Stück Stoff, dass sie mit Wasser tränkte und ging damit zu Fiarn. Der stand immer noch gebeugt über dem Busch. Sie legte eine Hand auf seinen Rücken und reichte ihm das nasse Tuch. „Hier Fiarn, ich weiß das Orküberbleibsel nicht gerade appetitlich sind. Aber ich habe schon schlimmeres von ihnen gesehen. Da müsst ihr jetzt durch. Ich kann euch jetzt nicht allein umkehren lassen.“ Sie ließ ihn wieder allein und kehrte zurück zu Udin und hockte sich ihm gegenüber wieder vor den Knochenhaufen. Udin sah ihr in die Augen „sehr taktvoll, alte Freundin, ‚da müsst ihr jetzt durch’, was für Worte! Der arme Fiarn ist fertig für heute.“ Anwariel blickte ihn streng an „was hätte ich ihm sonst sagen sollen? Soll ich das hier etwa schönreden? Du weißt das es noch hässlicher wird. Es gibt an diesem Punkt keine Ausflüchte, keine Illusionen mehr. „Das hier“, sie hob eine Unterschenkelknochen auf, „ist die nackte Wahrheit, du weißt es und ich weiß es! Und Fiarn hat ein Recht auf die Wahrheit, er muss lernen damit klarzukommen. Wir können ihn nicht an die Hand nehmen, wie ein Kind und ihm sagen das alles in Ordnung ist.“ Anwariel stand auf, sie ließ ihren Blick wieder über die Ebene gleiten. Ihre Sinne standen alle auf Alarm. „ Die Schlacht ist nahe, ich hab’s ja vorausgesehen“, murmelte sie.
    Am Abend schlugen sie ihr Nachtlager an einem kleinen Wäldchen, zwei Tagesritte vor Tula, auf. Fiarn war an diesem Tag noch einige Male von seinem Pferd abgestiegen und hinter irgendeinen Busch gerannt und Anwariel hatte ihm jedes Mal ein nasses Tuch gebracht. Er tat ihr leid, aber sie konnte ihm nicht helfen. Nun saß Fiarn still an einen Baum gelehnt und blickte ins Leere. Anwariel reichte ihm eine Decke und setzte sich zu ihm „hier, zum warm halten. Wir können heute keine Feuer machen, es würde uns verraten.“ Fiarn nickte stumm und nahm die Decke entgegen. „Fiarn“, begann sie „ich weiß das euch das hier zu schaffen macht. Aber keiner von uns kann euch helfen. Ich habe gelernt mit dem Schrecken zu leben, doch einige schaffen das nicht. Wenn ihr bereit seid darüber zu sprechen, dann werde ich da sein, um euch zuzuhören.“ Fiarn nickte wieder, zog sich fröstelnd die Decke um die Schultern und blickte weiter ins Nichts. Anwariel seufzte innerlich. Sie ging zu Udin, der sich gerade an seinen Satteltaschen zu schaffen machte. Er zog ein Stück Schinken und etwas Brot heraus und setzte sich auf einen flachen Stein. Anwariel setzte sich neben ihn und er bot ihr etwas von dem Essen an, welches sie dankend annahm. „Glaubst du Fiarn will auch etwas“, fragte er und deutete auf das Essen. Anwariel schüttelte mit dem Kopf „lass es lieber, ich glaube nicht das er jetzt etwas essen will. Er würde wahrscheinlich wieder zum nächsten Busch laufen.“ Udin nickte „ich habe noch nie jemanden so minzgrün anlaufen sehen und das gleich mehrfach.“ Anwariel unterdrückte ein Prusten „hör auf. Ihm geht es wirklich nicht gut. Ich glaube er fängt langsam an zu begreifen, in was für eine Situation wir uns hier begeben, dass das hier kein kleiner Erkundungsausflug ist.“ Udin nickte wieder „Valinor scheint mir wirklich eine Nummer zu friedlich zu sein.“ Anwariel stocherte mit einem Stock im Gras herum „Liebe den Frieden, denn er ist ein Geschenk. Höre die Stille, die der Wind dir zuträgt und lausche dem Gesang der Vögel. Denn wenn der Frieden sein Ende nimmt, werden sie verstummen und der Wind wird das Grollen der Schlacht an dein Ohr tragen. Und die Welt hat sich gewandelt, genau wie du.“ Udin sah ihr in die Augen „alte Elbenweisheit?“ „Nein, Erfahrung von 2796 Jahren. Ich denke und hoffe immer wieder, das es irgendwann meine letzte Schlacht ist, aber in meinem tiefsten Innern weiß ich, dass Frieden niemals ewig währt. Der Gedanke an daran das er ewig dauern könnte, erhält nur die Hoffnung aufrecht.“ Udin schob sich das letzte Stück Brot in den Mund und blickte nachdenklich seine Satteltasche an. Dann stand er auf „ich werde Fiarn jetzt mal auf andere Gedanken bringen.“ Er ging zu seinen Taschen, wühlte kurz darin herum und zog schließlich eine Feldflasche hervor, mit der er zu Fiarn hinüberging und sich neben ihn setzte. Eine Stunde später war Fiarn völlig betrunken und Udin saß stark angeheitert neben ihm. Anwariel, die bis dahin allein geblieben war um nachzudenken, ging zu den Männern hinüber. Sie nahm Udin die Flasche aus der Hand und roch daran. „Weizenschnaps? Sind wir hier auf einer Vergnügungsfahrt?“ Udin grinste jungenhaft „Och Anwilein, sei nich so sch…streng su mir. Das Zeug war ein…ein….eintlich sur Dessn…fiktion gedacht. Aber s’ schmeckt b….sser.“ Fiarn lehnte an Udin und gab immer nur Hickser und kleine Lacher von sich. Anwariel schüttelte ungläubig den Kopf, nahm Udin die Flasche weg, dann hob sie Fiarn vom Boden auf, legte seinen Arm um ihre Schulter und führte ihn zu seinem Schlafplatz. Sie deckte ihn zu und kehrte dann zu Udin zurück „so, du kommst jetzt auch mit, wir müssen früh weiter und du trinkst dir hier einen an. Udin ließ sich schwerfällig zu seinen Fellen geleiten und plumpste schon halb schnarchend darauf. Anwariel schmiss ihm die Decke ins Gesicht und stapfte ärgerlich zu ihrem eigenen Bett. Fiarn würde sie morgen bereitwillig ein Mittel gegen seine Kopfschmerzen geben. Udin jedoch sollte die Nachwirkungen dieses Abends ruhig lange im Gedächtnis behalten.
    Anwariel erwachte durch ein markerschütterndes Stöhnen und Husten. Fiarn stand einige Meter von ihr entfernt an einen Baum gelehnt und übergab sich. Sie schoss von ihre Schlafstätte hoch und lief zu ihm hinüber „Orks oder Alkohol?“, fragte sie ihn. Fiarn stöhnte leise und flüsterte „Alkohol.“ Anwariel lächelte „nicht bewegen, ich bringe Euch ein Mittel gegen die Kopfschmerzen und die Übelkeit.“ Fiarn nickte, beugte sich gleich darauf wieder tiefer ins Gebüsch und übergab sich nochmals. Anwariel reichte ihm einen Becher und er trank die streng nach Kräutern riechende Mischung in einem Zug aus. Bald darauf hörte sein Magen auf zu rebellieren. Anwariel nahm ihn mit zu den flachen Steinen und beide setzten sich. Sie gab ihm Wasser zu trinken und reichte ihm auch ein Stück Lembas, das er dankend ablehnte. „Ihr müsst etwas essen Fiarn, nach der ganzen Zeit, die ihr hinter Büschen und Bäumen verbracht habt, braucht euer Körper Nahrung.“ Fiarn nahm das Lembas, kaute langsam und war froh, das er es bei sich behielt. Anwariel blickte sich um und suchte nach Udin, Fiarn der ihrem Blick folgte sagte „er ist vorhin im Wald verschwunden, ihm geht es etwas besser als mir.“ „Das will ich ihm auch geraten haben, dass es ihm besser geht“, brummte Anwariel. „Ich habe mich gestern darüber geärgert, dass er Euch zum Trinken animiert hat.“ Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln und stand auf um ihre und Fiarns Packtaschen auf den Rücken der Pferde zu verzurren. Sie warteten eine Weile auf Udin, der wortlos aus dem Wald auftauchte, seine Sachen zusammenpackte und dann wie die anderen beiden auf sein Pferd stieg. Er ritt als letzter, um etwas Zeit zu haben, mit seinem Brummschädel klarzukommen, ohne Anwariels Genugtuung sehen zu müssen.



    Re: Anwariels Geschichte

    Morwen - 12.08.2004, 22:21


    Zitat:
    Von: °Undómiel°
    Gesendet: 11.02.2004 18:18

    Hab mir das neue Kapitel natürlich gleich heruntergeladen! Hatte aber leider noch keine Zeit zum lesen (muss nämlich aus dem Internet raus, damit das funktioniert) Freue mich aber schon total darauf, denn das 9. Kapitel hat mir auch wieder super gefallen!! Da gibts echt (fast) keine Kritik mehr!

    lg, Undómiel

    Zitat:
    Von: Morwen_Aurlhain
    Gesendet: 22.03.2004 15:54

    Alae!

    Also ich hab mir endlich alle Kapitel durchgelesen und so langsam hab auch ich nicht mehr so viel Kritik!!!!!!!!!! *g*

    Ich finde es total gelungen, dass du die "moderne" Sicht von Elfen mit einbringst!!!!!! Das fand ich echt süß!!!!

    Und die Liebesgeschichte mit der Hochzeit!!!! Da hab ich echt voll die Gänsehaut bekommen!!!!

    GROSSES LOB!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Suilad

    Morwen




    Re: Anwariels Geschichte

    Anwariel - 12.08.2004, 22:22

    gleich 2 neue diesmal
    Aiya!

    So, es ist vollbracht. Ich habe wieder weitergeschrieben.
    Und ich hoffe es freut alle, dass es diesmal gleich 2 Kapitel sind.

    Also nix wie ab, Kapitel 11 und 12 lesen!!!!

    Anwariel


    ~~~

    Kapitel 11

    Sie näherten sich Tula. Anwariel hatte eine Stadt etwa so groß wie Minas Tirith erwartet, doch was sie sah, ließ ihr Kinn bis fast auf die Brust fallen. Tula war ein etwas größeres Bauerndorf in ihren Augen. Keine großen Bauten, keine filigrane Architektur und keine befestigten Straßen. „Hallo? Was soll das denn sein?“ ertönte es hinter ihr und Udin schob sich an ihre Seite. „Anwi, hast du nicht was von einer Stadt gesagt? Sind wir irgendwo in der Pampa falsch abgebogen?“ Anwariel schüttelte den Kopf „nein, wir sind nirgendwo falsch abgebogen, das hier ist tatsächlich Tula. Aber wenn du schon fragst, ich hatte auch etwas anderes erwartet.“ Sie ritten bis zum Ortseingang, stiegen dann von ihren Pferden und gingen zu Fuß durch die Strassen. Tula war um einen runden Platz gebaut worden, in dessen Mitte der Dorfbrunnen stand, an dem alle Leute Wasser holten. Von allen Seiten wurden Fiarn, Udin und Anwariel neugierig beäugt, als sie den Platz betraten, sodass Udin begann sich etwas unwohl zu fühlen. Anwariel drückte ihm die Zügel ihres Pferdes in die Hand und sagte „hier, halt mal mein Pferd, ich werde fragen, wo es hier ein Gasthaus gibt. Das wird das erste Eis brechen.“ Zielstrebig trat sie nun auf ein paar Frauen am Brunnen zu „ich wünsche Euch einen schönen Tag. Wir sind Reisende aus dem Norden, könnt ihr mir sagen, wo es hier ein Gasthaus gibt?“ Eine junge Frau blickte Anwariel aus braunen Augen „mein Name ist Alia, meinem Vater gehört das hiesige Gasthaus. Wenn ihr möchtet, führe ich euch hin. Anwariel bedankte sich, rief Udin und Fiarn heran und gemeinsam mit Alia gingen sie zum Gasthaus. „ihr kommt aus dem Norden habt ihr gesagt, warum seid ihr dann durch das Südtor in die Stadt gekommen?“ Eine sehr scharfe Beobachtungsgabe, dacht Anwariel, bevor sie antwortete „Wir hatten erst vor nach Erules weiterzureisen, haben uns dann aber doch entschieden eine Weile in Tula zu bleiben. „Ah“, sagte Alia „ihr wollt bestimmt zu den heiligen Stätten im Feenwald.“ Auch wenn Fiarn innerlich mit den Schultern zuckte und Udin fragend ansah, sagte er schnell „Ja, dort wollen wir hin.“ „Es ist gut, dass ihr vorerst hier bleibt“, meinte Alia „es ist gefährlich geworden nach Erules zu reisen. Wir vermissen sehr viele Leute, die Wölfe hausen in der Ebene, die Männer finden oft nur noch ihre Knochen.“ Anwariel und Udin warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. „Wölfe sagtet ihr? Wie lange habt ihr schon Last damit?“ griff Anwariel das Thema auf. „Es hat vor etwa einem Mondzyklus angefangen. Und nun wird es immer schlimmer. Erst verschwand unser Vieh, sogar die großen Kühe. Und vor zwei Wochen fiel ihnen der erste Reisende zum Opfer, Auch Bewohner von außerhalb stehenden Gehöften sind schon verschwunden.“ Sie beendeten das unerfreuliche Thema, da sie vor dem Gasthaus angekommen waren. Udin öffnete die Tür und Alia und Anwariel traten als erste ein. „Vater, ich habe Gäste mitgebracht“, verkündete Alia und der Wirt, der hinter seinem Tresen, an der rechten Wand des Schankraumes, stand und gerade Met in einige Becher füllte, drehte sich zu ihr um. Der Schankraum war nicht sehr voll, nur drei Personen saßen an einzelnen Tischen. Anwariel trat an den Tresen heran, grüßte den Wirt freundlich und fragte nach einem Schlafplatz für einige Nächte. „Wir haben oben zwei sehr schöne Zimmer“, sagte der Wirt. „Ein Doppelzimmer für die Herren und eines für euch, meine Dame. „Danke, das ist sehr freundlich, aber ich denke wir kommen mit einem Zimmer aus.“ Der Wirt griff zu einem Schlüsselbrett und überreichte Anwariel zwei Schlüssel. „Entschuldigt Herr Wirt, vielleicht habt ihr mich missverstanden, wir brauchen wirklich nur ein Zimmer, das genügt uns völlig.“ Der Wirt lächelte „Das Zweierzimmer für die Herren, das Einzelzimmer für euch, meine Dame.“ „Anwariel kämpfte um ihre innere Ruhe „Uns reicht ein einziges Dreierzimmer, danke.“ „Tut mir Leid, meine Dame, wir haben zwar ein freies Dreierzimmer, aber ich kann es euch nicht geben.“ „Ja aber warum den nicht, wenn ihr ein freies habt, dann möchten wir gerne genau dieses haben.“ Der Wirt lächelte wieder „Seit ihr verheiratet?“ Anwariel und Udin antworteten gleichzeitig „Ja“, „Nein.“ Anwariel holte tief Luft und ihre Augenbraue zuckte „Ich bin weder mit ihm, noch mit ihm verheiratet“, nacheinander zeigte sie dabei auf Fiarn und Udin. Der Wirt lächelte immer noch und Anwariel stand kurz davor zu platzen, sie musste sich bemühen, ihre Kontenance zu behalten. „Wenn das so ist, meine Dame, dann kann ich euch kein Dreierzimmer geben, bei uns ist es nicht üblich, dass eine Dame mit fremden Männern in einem Zimmer schläft.“ Anwariel stöhnte innerlich auf „ich schlafe schon seit Monaten neben den beiden Herren unter freiem Himmel, da können wir uns doch wohl jetzt auch ein Zimmer teilen.“ Doch der Wirt streckte ihr weiterhin die zwei Schlüssel entgegen, sodass Anwariel entnervt aufgab und die Schlüssel an sich nahm.
    Anwariel klopfte an Udins und Fiarns Zimmertür. Udin öffnete und Anwariel trat ein. Sie setzte sich auf das erste Bett im Zimmer und blickte Udin an. Udin lächelte und meinte „du hast dich da unten sehr gut gehalten, aber ein paar Minuten länger und ich wette du wärst explodiert. Deine Augenbraue hat schon gezuckt.“ Fiarn nickte zustimmend „sie hat wirklich gezuckt.“ „Danke ihr beiden, ich glaub ich habe es jetzt verstanden! Aber dieser ewig lächelnde Wirt hat mich fast die Beherrschung gekostet. Dieses Amanór ist wirklich ein rückständig altmodisches Land. Naja, wenigstens schnarcht mir heute Nacht keiner von euch die Ohren voll.“ Udin und Fiarn verteidigten sofort ihre Schlafgewohnheiten und beteuerten, das keiner von ihnen schnarchen würde. Anwariel genoss das kleine Wortgefecht und ihre Laune besserte sich schnell. Den Rest des Tages erkundeten sie Tula, wobei sie sich eingestehen mussten, dass es wahrlich nicht viel zu erkunden gab, bevor sie sich abends zum Essen in den Schankraum setzten. Dieser, war nun besser gefüllt, als noch am Nachmittag. Außer den drei Personen die sie schon am Nachmittag gesehen hatten und die ebenfalls Reisende waren, bevölkerten einige Dorfbewohner den Raum. Während Anwariel ihren Haseneintopf löffelte, den der Wirt ihnen empfohlen hatte, schaute sie sich um. „Ist euch eigentlich schon etwas aufgefallen hier?“ Udin und Fiarn verneinten. „Hab ich mir gedacht. Schaut euch doch mal genau um. Außer Alia, die hier bewirtet, und mir, ist nicht eine einzige Frau im Raum. Macht euch das nicht stutzig?“ Udin grinste „Wo sie es sagen, da rieche ich es auch.“ Anwariel lachte „ Das hat ja gedauert, bis ihr Männer merkt, dass zu wenig Frauen im Raum sind. Ich habe mir noch über etwas anderes Gedanken gemacht. Nämlich was wir mit dem morgigen Tag anfangen. Fiarn, ich habe eine Aufgabe für euch. Ihr dürft euch morgen mal umhören, was sich die Leute so über die Wölfe erzählen. Udin und ich werden Tula verlassen. Wir reiten raus in die Ebene und suchen nach Spuren. Ich hoffe wir gewinnen dadurch neue Erkenntnisse.“ Udin und Fiarn waren mit der Aufgabenverteilung einverstanden. Nachdem sie gegessen hatten und noch eine Weile bei Met und Brot in der Schankstube gesessen hatten, gingen sie zu Bett.
    Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, brachen Anwariel und Udin auf, sie ritten einige Stunden planlos durch die Ebene und Anwariel fluchte innerlich „diese verdammten Orks, wo sind die ganzen Spuren hin, die wir vorgestern noch gesehen habe? Das kann doch nicht wahr sein. Seit wann sind diese Biester schlau genug ihre Spuren zu verwischen?“ Udin zuckte mit den Schultern, auch er konnte sich keinen Reim darauf machen. „Ich hab keine Ahnung Anwi, aber das Ganze gefällt mir nicht besonders. Das scheint mehr hinter zu stecken, als wir vermuten.“ Nach einer weiteren Stunde Ritt, fanden sie wieder einen Knochenhaufen mitten in der Ebene und endlich auch ein paar Spuren, die Anwariel sorgfältig studierte.
    Gegen Abend kamen sie völlig erschöpft am Gasthaus an. Sie stellten die Pferde in den Stall und versorgten sie, bevor sie den Schankraum betraten. Fiarn saß nicht an einem der Tische, also gingen sie zu ihren Zimmern und dort fanden sie Fiarn, der am Tisch in seinem und Udins Zimmer saß und sich ein paar Notizen machte. Udin bot Anwariel den Stuhl gegenüber von Fiarn an, auf den sie sich dankbar sinken ließ, während es sich Udin auf seinem Bett gemütlich machte. Anwariel sah Fiarn an, der von ihr zu Udin und wieder zurück blickte. Sie schmunzelte „unsere Gesichter sprechen Bände, oder?“ Fiarn nickte „der Tag scheint nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Ihr seht müde aus Anwariel.“ Anwariel winkte ab „meine Knochen tun etwas weh, meine Augen haben viel gesehen, nur nicht das was ich erwartet hatte und ich habe Hunger. Aber sonst kann ich nicht klagen.“ Udin schnaubte „wenn wir das morgen noch mal machen, fällt mir der Hintern ab. Darauf kannst du wetten Anwi.“ Udin sah Fiarn an „was gab es bei dir? Hast du irgendetwas Interessantes über unsere Wölfe herausgefunden?“ Fiarn schüttelte niedergeschlagen den Kopf „nichts, was wir nicht schon wussten. Alia hatte uns alles erzählt, was hier im Ort an Fakten und Spekulationen kursiert.“ „Das ist ja dann wirklich nicht viel. Wir haben einen Tag gebraucht um mit so gut wie Nichts in der Hand dazustehen. Das ist sehr aufbauend.“ Mit diesen Worten stand Anwariel von ihrem Stuhl auf. „Lasst uns runter in den Schankraum gehen, ich brauche etwas zu Essen. Vielleicht kommen wir dort ja auch durch Zufall an weitere Informationen. Wer weiß was die Dorfbewohner sich heute noch alles zu erzählen haben.“ Udin und Fiarn standen ebenfalls auf und folgten ihr. Anwariel ließ Fiarn den Vortritt und auf der Treppe drehte sie sich zu Udin um „Seit wann duzt Fiarn und du euch eigentlich? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen? Diese Männerfreundschaft wird mir unheimlich.“ Udins weiße Zähne blitzten auf, als er schelmisch grinste „seit unserer kleinen Sauforgie, die dir ja so missfallen hat. Du verpasst halt immer den ganzen Spaß.“

    ~~~

    Kapitel 12

    Anwariel, Udin und Fiarn betraten die Schankstube und setzten sich an denselben Tisch wie am Abend zuvor. Sie hatten von dort aus einen guten Blick über den Rest des Raumes. Udin bestellte beim Wirt etwas zu Essen und etwas Wein, den Alia ihnen schnell brachte. „Hast du schon etwas von den Gesprächen aufgeschnappt?“ fragte Udin und sah Anwariel neugierig an. Anwariel zog sich gerade den Löffel aus dem Mund und konnte somit vorerst nur den Kopf schütteln. „Sie reden über belangloses Zeug. Nichts, das uns nützen würde. So saßen sie weiterhin in der Schankstube, ohne das etwas Nennenswertes geschah. Nach dem x-ten Met und einige Geschichten aus Valinor, die Fiarn erzählt hatte, wollte Udin langsam das Bett aufsuchen, doch plötzlich flog die Tür der Schankstube unter lautem Krachen auf. Einige Männer stürmten herein, bewaffnet mit Äxten, Beilen und Mistgabeln. Der Schmied des Ortes war vorangeeilt und baute sich in der Mitte des Raumes auf. „Die Wölfe haben wieder zugeschlagen. Zwei Höfe, der von Gavral und Oltan, sind völlig zerstört, alles Vieh ist fort und die Menschen auch. Alle Mann zu den Waffen, wir gehen hin, suchen die Wölfe und machen ihnen ein für alle Mal den Gar aus.“ Alia schlug verschreckt die Hände vors Gesicht und der Wirt war bei den Worten des Schmieds ganz blass geworden. Fiarn, Udin und Anwariel waren aufgestanden und Anwariel sagte „wir werden euch helfen, wir haben Pferde und Waffen!“ Der Schmied taxierte Anwariel, deutete dann auf Fiarn und Udin und meinte „die zwei können mitkommen, wir brauchen starke Männer. Ihr bleibt besser im Haus, Weib. Kümmert euch lieber mit den anderen Frauen ums Essen und ruiniert nicht euer zartes Gesichtchen.“ Er lachte hämisch und die anderen Männer im Raum taten es ihm nach. Anwariel sah ihn nur kühl an, auch wenn es in ihrem inneren gefährlich zu brodeln begann. „Ich glaube nicht, dass heute Abend noch etwas zu Essen gebraucht wird, Schmied. Ebenso kann euch ein Augenpaar mehr bei der Suche nicht schaden. Wir drei gehen alle mit, ohne Ausnahme.“ Der Schmied bleckte seine fauligen Zähne und blickte von Anwariel zu Udin. „Haltet die Zunge eures Weibes im Zaum. Sie scheint zu wenig Prügel von Euch zu beziehen. Und lasst sie endlich Kleider tragen, statt dieser ungehörigen Hosen. Und du Weib, wag es nicht mich so herausfordernd anzusehen.“ „Wagt ihr es nicht sie so anzusprechen, ihr Lump“, ereiferte sich Fiarn und trat vor. Sie ist eine Saeldhî, eine Gelehrte. Sie hat mit Respekt behandelt zu werden. Ich dulde solche Worte von euch nicht. Ihr könnt mit ihr nicht umgehen, wie mit einer Frau euresgleichen.“ Fiarn war hochrot im Gesicht und wütend blickte er den Schmied an. Dieser schnellte vor, griff Fiarn am Kragen und schickte sich an ihn zu verprügeln. Anwariel schritt dazwischen „Schluss jetzt! Ihr habt beide gesagt was zu sagen war. Doch ich entscheide, was ich trage und wohin ich gehe und wem es nicht passt, der soll mir eben aus dem Weg gehen.“ Der Schmied hatte Fiarn verblüfft losgelassen und blickte geradewegs in Anwariels blaue Augen. Sie hatte sich vor ihm aufgebaut, überragte ihn um einige Zentimeter und starrte ihn funkelnd an. „Habt ihr mir noch irgendetwas zu sagen, Schmied?“ Der Schmied blickte trotzig zurück, dann siegte seine Wut und er holte aus, um Anwariel zu schlagen. Sie wehrte seinen muskulösen Arm mit ihrer linken ab und hielt ihn fest. Sie funkelte ihn an „wagt das noch ein einziges Mal und ihr müsst die Konsequenzen tragen.“ Den Schmied ließ ihre Drohung kalt, er lächelte nur höhnisch und holte mit seinem anderen Arm zum Schlag aus. Auch den wehrte Anwariel ab. Sie schlug seinen Arm zur Seite weg und gab dem Schmied einen Schwinger auf die Nase. Knochen knackten hörbar und der Schmied blutete. Er quiekte auf, wie ein verängstigtes Ferkel und fiel rücklings in Ohnmacht. Stille herrschte im Raum und die Männer sahen die Elbe fassungslos an. „Holt mir ein Tuch und kaltes Wasser“, rief Anwariel, beugte sich über den Bewusstlosen und befühlte die blutende Nase. Der Wirt stob eilig davon und brachte Anwariel die gewünschten Sachen. Sie ruckte einmal an der Nase des Schmieds und die Knochen rutschten einigermaßen gerade an ihren angestammten Platz. Sie drehte ich auf die Seite, dann klatschte sie ihm ein nasses Tuch in den Nacken und auf die Stirn. „So, das wird das Blut stillen.“ Sie stand auf „können wir uns jetzt um die Wölfe kümmern oder hat jemand noch ein Problem mit meiner Person?“ fragte sie die immer noch verdatterten Männer im Raum. Ein Gemurmel, aus dem man ein paar „Neins“s hören konnte, erhob sich und die Männer verließen eilig den Schankraum. Udin stürmte die Treppe zu den Schlafkammern hinauf und holte die Waffen. Anwariel nahm ihr Schwert entgegen und trat hinaus in die sternklare Nacht.
    Fiarn sah Udin an „Ich habe noch nie einen Elb so wütend gesehen. Ich dachte sie wären immer ausgeglichen und ruhig.“ Udin lächelte „Anwariel ist nicht irgendein Elb und sie ist auch nicht typisch elbisch. Aber so wütend wie heute, habe ich sie auch noch nie erlebt. Und geschlagen hat sie noch nie jemanden. Naja, wenn man von den Orks absieht jedenfalls.“ Anwariel wandte sich zu Udin und Fiarn um „Lamentiert nicht so lange. Das eben war keine Glanzleistung. Ich musste eine Wahl treffen, entweder ich benehme mich wie eine Elbe und nutze meine Kräfte, dann wäre das Ganze nicht so gewalttätig gewesen, oder ich haue dem Schmied eins auf die Nase. Letzteres war das kleinere Übel. Aragorn hat gesagt ich soll mich unauffällig bewegen und wenn ich angefangen hätte zu leuchten wie ein Glühwürmchen dann wäre ich wohl ein wenig aufgefallen. Ich bin wütend auf mich selbst, weil ich den friedlichen Lösungsweg nicht nehmen konnte. Es wird noch genug Gewalt geben und ich wollte nicht jetzt schon damit anfangen!“
    Ein gespenstischer Reiterzug verließ Tula. Fackeln flackerten im Nachtwind, die Äxte und Mistgabeln blinkten im fahlen Schein des Vollmonds. Anwariel ritt am Ende der schaurigen Prozession und hing ihren Gedanken nach. Sie war immer noch wütend ob ihrer Entgleisung im Schankraum und wünschte sich nach wie vor, dass es anders gelaufen wäre. Sie blickte nach vorn und versuchte schon weit vor den anderen etwas zu sehen, doch vor ihr lag nur die Dunkelheit. Udin und Fiarn ließen sich aus der Gruppe zurückfallen und ritten an Anwariels Seite. „Schon was entdeckt“, fragte Udin. „Nein“, erwiderte sie „Nichts zu sehen bis jetzt.“ Udin nickte „Hast du dich wieder einigermaßen beruhigt? Du solltest dir wirklich nicht selbst in den Allerwertesten beißen wollen, für die Schlägerei. Der Schmied hat dich schließlich ganz schön provoziert….“ Anwariel unterbrach ihn „Udin, tu mir einen Gefallen und halt den Mund. Ich will das Thema beendet wissen. Und was in meinem Kopf vorgeht, geht dich jetzt nichts mehr an.“ Udin schnaubte verächtlich „Ich bin dein Freund Anwi. Ich sage das Thema ist nicht beendet, solange du dir Selbstvorwürfe machst und den Kopf in den Sand steckst, wie ein Kind das unartig gewesen ist. Auch Elben haben das Recht mal auszurasten und dieser Idiot von Schmied hatte den Nasenschwinger wirklich verdient. Ich bin froh, das du ihm eine geschossen hast, hättest du es nicht getan, hätte ich ihn mir vorgenommen und dann wäre mehr kaputt gegangen als nur seine Nase!“ Anwariel seufzte hörbar und schwieg, dann hielt sie abrupt ihr Pferd an und schnupperte an der klaren Nachtluft. Auch Udin und Fiarn hatten ihre Pferde angehalten. „Ich rieche Feuer, da vorne brennt es irgendwo und zwar gewaltig.“ Sie sah Udin an „ich möchte nicht schon wieder auffallen, reite du nach vorn und sag du riechst Feuer, damit etwas Bewegung in den Trupp hier kommt. Ich denke wir sind eh zu spät, aber etwas schneller ankommen wäre trotzdem gut.“ Udin nickte, ritt ein paar Meter voran, und schrie laut „Feuer“, dann gab er seinem Pferd richtig die Sporen und preschte an den vorderen Reitern vorbei. Als sich das Tempo der Gruppe leicht erhöhte, nickte Anwariel Fiarn zu und die beiden trieben ihre Pferde an. Sie ritten etwas schneller um Udin einzuholen. Bald schon konnten sie die ersten Flammen hoch auflodern sehen und für Anwariels Nase wurde der Qualm jetzt schon unangenehm. Die zwei Höfe standen ungefähr zweihundert Meter auseinander und beide Wohnhäuser, sowie alle Nebengebäude standen hell in Flammen. Kein Vieh und keine Bewohner waren weit und breit zu sehen, doch jede menge Abdrücke von Viehhufen und Schleifspuren. Anwariel hielt sich nicht lange mit den brennenden Häusern auf, dort war eh nichts mehr zu retten. Sie ging durch den beißenden Rauch, der das ganze Gelände einhüllte wie dichter Nebel im Düsterwald und versuchte neben den Spuren, die sie schon ausgemacht hatte, noch etwas anderes zu finden. Fiarn folgte ihr und sah aus einiger Entfernung das sie etwas vom Boden aufhob und in die große Felltasche an ihrer Seite steckte. Sie drehte sich um, kam zu Fiarn und gemeinsam gingen sie zu den Männern, die sich an der Frontseite des ersten Hauses zusammengefunden hatten und wild durcheinander redeten. „Wir müssen die Wölfe verfolgen“, rief einer. Zwei andere nickten bekräftigend und ein anderer schrie „diese Bestien, seht euch das hier nur an, wir machen sie alle fertig!“ Und wieder ein anderer forderte die anderen auf ihre Pferde zu besteigen. Doch Anwariel stoppte die aufgebrachten Männer mit ihren Worten „Halt! Langsam. Denkt doch mal alle in Ruhe nach. Sieht das hier wirklich nach dem Werk von Wölfen für euch aus? Ich kann nicht glauben, dass ihr euch so blind stellt. Habt ihr jemals Wölfe Feuer legen sehen? Und was ist mit Waffen? Benutzen Wölfe etwa Waffen?“ Mit diesen Worten zog sie eine Orkaxt aus ihrer Felltasche. Die Männer starrten ungläubig auf die scharfe, metallische Klinge, die in einem Schaft saß, der Mal der Oberschenkelknochen eines Menschen gewesen war. Dreckige Lumpen waren um die Mitte gewickelt worden, damit man die Axt besser greifen konnte. Schweigen machte sich für eine Minute breit, dann rief wieder einer „tötet die Wölfe“. Anwariel zog eine Grimasse „Verdammt, hat mir auch nur einer von euch zugehört“, schrie sie. „Es gibt keine Wölfe die euch das Leben schwer machen und eure Leute töten. Das hier ist etwas ganz anderes und ihr wisst noch nicht einmal mit was ihr es zu tun habt. Ihr könnt doch nicht einfach mitten in der Nacht drauflos stürmen. Was ist mit eurem eigenen Leben? Wollt ihr alle euer Leben aufs Spiel setzten für einen Moment der Wut?“ Udin unterstützte Anwariel „Sie hat recht Männer. Wir können hier nichts mehr tun. Wir sollten nach Hause gehen und diese Racheaktion aufgeben. Wir müssen erst herausfinden, wer oder was hier so gewütet hat.“ Wieder erhob sich ein Gemurmel und langsam nickten einige der Männer und kehrten zurück zu ihren Pferden. Zwei Stunden nach ihrem dortigen Aufbruch erreichten sie Tula. Den ganzen Weg über hatte eine Totenstille über der Gruppe gelegen.



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