Über Süchte jedweder Art

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Über Süchte jedweder Art"

    Re: Über Süchte jedweder Art

    Trockenfisch - 09.08.2013, 12:31

    Über Süchte jedweder Art
    Mir hat gerade jemand einen Text am Telefon vorgelesen, den ich bemerkenswert finde.
    Versuche den Inhalt wiederzugeben, solange ich ihn noch halbwegs im Kopf habe:

    Wenn ein Familienmitglied von Sucht betroffen ist, reagieren die anderen Familienmitglieder mit Liebe und Verständnis im Glauben, dadurch zu helfen.

    Sie versuchen, zu beschützen und - zu vertuschen.
    Sie versuchen, Aufgaben des Angehörigen, die diese/r nicht mehr ausfüllen kann, zu übernehmen.

    Das führt nicht dazu, dass sich die Situation entspannt, sondern im Gegenteil dazu, dass die "Helfer" sich auf Dauer so überfordern, dass sie selber in Suchtgefährdung geraten - sei es, dass sie selber anfangen, zuviel zu trinken, sei es dass sie zuviel rauchen, zuviel essen...

    Das Fazit des Textes war....loslassen.

    Einem Süchtigen ist nur zu helfen, indem von ihm selbst das Eingeständnis der Sucht kommt, was die Grundvoraussetzung ist, etwas zu ändern.
    Und manchmal muss jemand sehr (!)tief fallen, damit es zu diesem Eingeständnis kommt.

    Soweit (in meinen Worten), was ich gerade gehört habe....ich finde es wahr.
    Übrigens hat eine Klara (weiss gerade nicht wer) auch mal ähnliches geschrieben...mit den schönen Worten, dass manchmal nur noch "in Liebe fallen lassen" geht.



    Re: Über Süchte jedweder Art

    Pearl - 09.08.2013, 14:31

    Re: Über Süchte jedweder Art
    Trockenfisch hat folgendes geschrieben: Wenn ein Familienmitglied von Sucht betroffen ist, reagieren die anderen Familienmitglieder mit Liebe und Verständnis im Glauben, dadurch zu helfen.
    Sie versuchen, zu beschützen und - zu vertuschen.
    Sie versuchen, Aufgaben des Angehörigen, die diese/r nicht mehr ausfüllen kann, zu übernehmen.
    Oh ja. "Es ist besser, wenn der Papa das Bier zuhause hat, dann muss er nicht in der Kneipe saufen." oder wenn der Vater seinen Rausch ausschläft statt arbeiten zu gehen: "Ja, Herr Chef, er hat sich wohl irgendetwas fürchterliches eingefangen .... Ja, ich weiss, er hat halt so eine empfindliche Gesundheit ..."
    Zitat: Einem Süchtigen ist nur zu helfen, indem von ihm selbst das Eingeständnis der Sucht kommt, was die Grundvoraussetzung ist, etwas zu ändern.
    Und manchmal muss jemand sehr (!)tief fallen , damit es zu diesem Eingeständnis kommt.
    Und manchmal muss jemand sehr (!)tief fallen gelassen werden, damit es zu diesem Eingeständnis kommt.
    Es tut weh, zuzugucken, wie er dann alleine sein Chaosrad dreht und es immer schlimmer wird. Streit und Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert, aber anders als in den Zeiten , in denen man der Sucht ein bequemes Nestchen gebaut hat...und den Stoff ins Haus geholt hat...
    Aber solange die Angehörigen helfen ohne Hilfe zu geben, verlangsamen sie die Einsicht des Süchtigen nur. Sie bauen einen Schrecken ohne Ende für alle. Sie lassen dem Suchtie keine Wahl.
    Indem sie die Coabhängigkeit aufgeben, geben sie dem Suchtie die Wahlmöglichkeit, sie geben ihm seine Verantwortung zurück !
    Sie zeigen ihm, dass sie an ihn glauben und Respekt vor ihm haben - dürfen aber nicht wanken, wenn es wie in der Homöopathie zur Erstverschlimmerung kommt.

    Alle , die diesen Weg beschritten haben und beschreiten, gehören mit in mein persönliches Pantheon von Helden ;)
    Liebe kann und muss manchmal verdammt rauh sein und erst wenn einige Zeit vergangen ist, kann der Suchtie in der Rückschau sehen, dass ihn da jemand aus ganzem Herzen liebt und sich weigert, zuzugucken, wie er kaputtgeht.



    Re: Über Süchte jedweder Art

    Messina - 09.08.2013, 17:46


    Ja, und der Co-Abhängige hat auch unterschwellig was von seinem süchtigen Partner.
    Er steht vor der Frage: "Wie sähe mein Leben aus,
    wenn ich mich nicht um ihn / sie kümmern müsste?"

    Das ist für Co-Abhängige eine enorme Herausforderung,
    also unterstützt man man oft unbewusst die Sucht.

    Hier ein paar Links dazu:

    Co-Abhängigkeit: Die Sucht hinter der Sucht
    "Menschen, die im Umfeld von Suchtkranken leben, haben es schwer,
    persönliche Klarheit zu bewahren.
    Sie sind ständig in Gefahr, ihren eigenen, latenten Krankheiten zu verfallen.
    Doch immer noch wird die sogenannte Co-Abhängigkeit
    nicht als eigenständige Krankheit betrachtet."
    http://www.amazon.de/Co-Abh%C3%A4ngigkeit-Die-Sucht-hinter/dp/3453095391

    Hier eine gut aufgemachte Seite:
    http://www.co-abhaengig.de/index.html
    und http://www.co-abhaengig.de/sichtweisen.html


    "Wir achten sorgsam darauf, dass niemand verletzt wird.
    Auf unsere eigenen Verletzungen achten wir nicht."
    http://www.ingwi.de/html/sind_sie_co-abhangig__test.html


    Hilfreiche Gedanken zur Co-Abhängigkeit:
    http://www.alkohol-hilfe.de/Co/gedanken.htm


    Co-abhängig: Frauen im Sog der Abhängigkeit.
    Darum sind vor allem Frauen co-abhängig
    http://www.frauenzimmer.de/cms/diaet-gesund/gesundheit/suchterkrankungen-sucht/co-abhaengigkeit/co-abhaengig-frauen.html



    Re: Über Süchte jedweder Art

    Pearl - 10.08.2013, 12:07


    :gruebel: Helfersyndrom und Coabhängigkeit haben eine Wurzel :staun:

    http://www.ingwi.de/html/sind_sie_co-abhangig__test.html hat folgendes geschrieben: Fühlen Sie sich gut und stark, wenn sich der Abhängige schwach fühlt und Sie braucht?
    Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Angehöriger/Kollege völlig abrutschen könnte, wenn Sie sich nicht mehr um ihn kümmern würden?



    Re: Über Süchte jedweder Art

    Trockenfisch - 10.08.2013, 12:52


    Fühlen Sie sich gut und stark, wenn sich der Abhängige schwach fühlt und Sie braucht?
    Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Angehöriger/Kollege völlig abrutschen könnte, wenn Sie sich nicht mehr um ihn kümmern würden?

    Ich glaube, das kann wohl eine gemeinsame Wurzel haben, muss aber nicht so sein.

    Es gibt Menschen, die die Schwäche anderer brauchen, um sich selber besser zu fühlen - darauf zielt die erste Frage.

    Das muss man nicht in einen Topf werden mit den Menschen, die sich verantwortlich fühlen und glauben, schlimmeres durch ihren Einsatz verhindern zu können.

    Vermutlich gibt es auch Mischungen...



    Re: Über Süchte jedweder Art

    Pearl - 11.08.2013, 09:57


    Liebes,

    die Klassifizierung kommt nicht von mir, die wird so gelehrt.
    Deshalb muss sie nicht richtig sein ;)
    Man muss natürlich immer den Einzelfall prüfen,
    jeder für sich.



    Re: Über Süchte jedweder Art

    Waldtroll - 20.08.2013, 18:18


    Also mir haben knallharte Konfrontation, klare Ansagen und Grenzen weitaus mehr geholfen als Rückendeckung, Schonung und Wegschauen.

    Richtige Konfrontation gabs fast nur bei Alkohol und Drogen (ich hatte noch einige andere Süchte) - klar, das ist ja auch offensichtlich, schwer zu verheimlichen und führt zu unkontrllierbaren Zuständen.

    Meine Familie hat sich sehr schnell distanziert (ich vermute, meine Mutter war mal in einer Suchtberatung und bekam dort einen guten Tipp, den sie auch gottseidank annahm), was mir letztlich auch den letzten Kick gab, da rauszuwollen.

    Auch sonst bekam ich sehr viele klare Ansagen, die mir gar nicht schmeckten, die mir aber ziemlich von Anfang an zeigten und bewusst machten, ich hab ein Problem.
    zB sagte mir eine Bekannte und ein Kumpel regelmäßig am Telefon oder auch beim Chatten: du bist wieder zugedröhnt, in diesem Zustand diskutiere ich nicht mit dir. Tschüss.
    Das härteste war eine befreundete Nachbarin, mit der ich eines Tages einen Ausflug zu einer Burg machen wollte. ich genehmigte mir vorher mittags ein paar Cocktails und sie sagte bei ihrer Ankunft zu mir: "sorry, wir machen den Ausflug ohne dich. Du kennst unsere Abmachung, kein Alkohol, wenn wir uns treffen und schon überhaupt nicht, wenn mein Kind dabei ist.

    Während ich mich kaum an die sinnlosen Diskussionen erinnere, die ich so führte, sind mir diese Ansagen, Absagen und Konfrontationen alle sehr gut im Gedächtnis geblieben.

    Co-Abhängigkeit hab ich eigentlich nur bei meinen Eltern erlebt, allerdings wohnten die damals sehr weit weg und kannten das Ausmaß meiner Probleme nicht ansatzweise, sie sahen nur die Auswirkungen und halfen mir dann halt regelmäßig aus der Patsche. Das war komplett kontraproduktiv, schadete mir und ihnen, verlängerte meinen Leidensweg, weil es einen Tiefpunkt lange verhinderte.

    Seither hab ich einen geradlinigen Weg. Ich decke grundsätzlich keine Alkoholiker und lüge auch nicht für sie. War neulich in der Situation, als meine Chefin mich fragte, ob ein Kollege ein Alkoholproblem hat. Ja, hat er und er legt in der Mittagspause sogar oft nach und fährt auch alkoholisiert Auto bzw mit dem Firmenwagen. Mal davon abgesehen, dass er mit seinem Verhalten auch mich gefährdet, rückfällig zu werden.
    ich hätte auch keine Hemmungen, einen Freund anzuzeigen, der regelmäßig besoffen mit dem Auto unterwegs ist. Wenn das jeder täte, gäbs wahrscheinlich einige Todesfälle auf den Straßen weniger.



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