Krümels-Bücherwelt ...

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Begley, Louis - Mistlers Abschied




Begley, Louis - Mistlers Abschied

Beitragvon Karthause » 08.09.2008, 15:52

Taschenbuch: 283 Seiten
Verlag: Suhrkamp
ISBN-13: 978-3518396131

Krebs im Endstadium. Inoperabel. Medikamente können das Leben verlängern, sie können ihn aber nicht heilen. Ohne medizinische Hilfe bleiben ihm nur noch Monate zu leben. Mit dieser Diagnose wird der erfolgreiche Chef einer Werbeagentur bei seinem Arztbesuch konfrontiert. Ohne die Familie zu informieren, nutzt Mistler eine Europareise, um noch einmal Venedig zu besuchen. Unverhofft trifft er dort auf ein flüchtige Bekannte. Eine kurze, aber intensive Affäre ist die Folge dieses Zusammentreffens. Mistler ist aber zu sehr in seiner Gedankenwelt verstrickt, als dass er sich völlig auf die junge Frau einlassen könnte. Das schnelle Ende dieser Beziehung ist unumgänglich. Mistlers Tagträume geben viel von ihm und seiner Gedankenwelt preis. Ehrgeizig, war er, rücksichtslos, berechnend und in seinen Augen ein ganz passabler Liebhaber. So hat er nur noch zwei Wünsche: Schmerzfrei zu sterben und keine Rechenschaft über Sünden abgeben zu müssen.

"Mistlers Abschied"
ist ein sehr berührendes Buch. Mistler, ein Leben lang erfolgreich, wird seinen letzten Kampf, den gegen den Krebs, verlieren. Er tritt eine Reise an, um zu sich zu finden, lässt in Venedig sein Leben Revue passieren und genießt noch einmal die Liebe. Familiäre Unstimmigkeiten sieht er nun aus einem anderen Blickwinkel. Er kann sogar seinen Sohn bitten, nach Hause zu kommen und auch die ungeliebte Schwiegertochter mitzubringen. Es war wieder der bekannte Stil von Begley, der mich gefangen genommen hat und doch ist dieses Buch anders alle anderen, die ich von diesem Autor bisher las, es ist ruhiger, nachdenklicher. Bereits zu Beginn dieses Buches machte ich mir Gedanken, wie Begley die Handlung letztendlich auflösen würde. Ich hatte Angst vor großem Pathos. Aber auch das hat er sehr einfühlsam und mit großer Symbolkraft gelöst. Einen Begley lese ich immer wieder gern.


:stern: :stern: :stern: :stern:

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Zuletzt geändert von Karthause am 08.09.2008, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
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von Anzeige » 08.09.2008, 15:52

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Beitragvon Kvinna » 08.09.2008, 16:16

Deine Rezi hört sich sehr interessant an, leider kann ich solche Bücher nicht mehr ertragen nachdem ich selber betroffen war, war nicht ohne Aussicht aber ich kann es einfach nicht mehr bewerkstelligen.
Kvinna
 

Beitragvon Krümel » 08.09.2008, 18:05

Kann das ins Blog?
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Beitragvon Karthause » 08.09.2008, 18:10

Na klar! :wink:
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Beitragvon wolves » 09.09.2008, 07:31

Kvinna hat geschrieben:Deine Rezi hört sich sehr interessant an, leider kann ich solche Bücher nicht mehr ertragen nachdem ich selber betroffen war, war nicht ohne Aussicht aber ich kann es einfach nicht mehr bewerkstelligen.

Das hätten jetzt fast meine eigenen Gedanken dazu sein können. Nur das es bei mir Familienmitglieder waren und sind. Ich bin da immer etwas hin- und hergerissen bei dieser Thematik.
@Karthause: Begley schätze ich als einen recht guten Schriftsteller ein. Wie verarbeitet er diesen Teil mit Venedig? Da bin ich jetzt drüber gestolpert :oops: Weil ansonsten klingt es recht gut.
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Beitragvon Karthause » 09.09.2008, 08:14

"Mistlers Abschied" ist kein sentimentales Buch und schon gar kein Buch, das auf die Tränendrüsen drückt. Der absehbare Tod ist Auslöser seiner Reise nach Venedig und einer anderer Dinge, die er dort tut. Begley setzt sich lediglich damit auseinander, dass das Leben des Menschen endlich ist.
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Beitragvon wolves » 09.09.2008, 10:53

@Karthause: Danke für deine Antwort. Im ersten Moment hatte ich befürchtet, dass es ein wenig zu sentimental an dieser Stelle wäre. Ich habe gerade die Hardcover-Ausgabe für recht wenig Geld (Tipp für Schnäppchenjäger) bei Amazon market bestellt.
Liebe Grüße
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Beitragvon Coco » 12.09.2008, 23:23

Ich kam bislang leider nicht dazu etwas zu dem Buch zu schreiben.

Ich bin sehr vorsichtig an das Buch herangegangen, da ich "Schicksalsromane" jedweder Art nicht lesen möchte. Aber Begley ist eben Begley und hat mich nicht enttäuscht:
Keine Dramatik, keine Tränendrüse, keine Endzeitstimmung ....

Es waren weniger die Gedanken zum bevorstehenden Tod als die Thematiken, was mache ich mit den letzten Monaten meines Lebens? Wen möchte ich um mich haben? Wie habe ich mein Leben gelebt? Interessant war ebenfalls wieder einmal zu sehen, dass man Verpasstes im Leben selten nachholen kann.

Für mich alles Gedanken die nicht unbedingt mit einem bevorstehenden Tod in Zusammenhang gebracht werden müssen.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen - "Schmidti" mochte ich zwar noch lieber als Mistler, aber dennoch ein guter Begley!!
Liebe Grüsse
Coco

-----------

:studie:

Charlotte Bronte - Villette
Gerhard Henschel - Abenteuerroman
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Beitragvon Karthause » 13.09.2008, 08:55

Coco hat geschrieben:Aber Begley ist eben Begley und hat mich nicht enttäuscht:
Keine Dramatik, keine Tränendrüse, keine Endzeitstimmung ....




Das hat mir auch so gut gefallen an diesem Begley. Besonders als es bei dem Buch in Richtung Ende ging, dachte ich schon, Begley wird doch nicht noch.... Nein er hat diese Klippen gekonnt umschifft. Coco, ich stimme ich voll zu.
Viele Grüße
Karthause

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