Wissenswertes zur Biologie der Honigbiene (1)

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    Re: Wissenswertes zur Biologie der Honigbiene (1)

    Der Bienen-Much - 20.12.2007, 18:41

    Wissenswertes zur Biologie der Honigbiene (1)
    Wissenswertes zur Biologie der Honigbiene (1)

    Der Monat Dezember ist für den Imker der besinnlichste Monat. Die Strapazen mit den Bienen das Jahr über kommen in Vergessenheit. Der Imker bekommt wieder Lust zum Planen. Sein Arbeitsfeld verlagert sich vom Bienenstand in die Werkstätte. Den Bienen-Wissensdrang kann er in ruhigen, stillen Stunden in seiner Stube stillen. Manchmal legt er vielleicht sein Bienenbuch oder die Imkerzeitung zur Seite und erinnert sich an eigene Bienenerlebnisse. Evtl. an ein ganz bescheidenes Erlebnis — eine zappelnde Biene am Auto- oder Wohnzimmerfenster. Da muss er sich vielleicht eingestehen, dass ihm vom Bienenvolk, dem Bienenkasten und Honig manches bekannt ist, dass er aber über die Beschaffenheit der Biene, ihrer Glieder und Organe noch weniger weiß als über seinen eigenen Organismus. Dabei ahnt er bei der Betrachtung, dass sie, wie das ganze Bienenvolk, in ihrer Gestalt und Bewegung ein Wunder des Lebens ist. Schon die Lehrer der alten griechischen und römischen Kulturen haben die Biene herausgestellt.

    Jeder Imker müsste sich verpflichtet fühlen sich mehr Wissen über die Biene anzueignen. Damit bekommt er mehr Einfühlungsvermögen bei der Arbeit am Bienenvolk und ist außerdem in der Lage, im Meinungsstreit der Öffentlichkeit die Biene zu verteidigen. Die Wintermonate sind besonders geeignet, Wissenslücken zu verkleinern. Eine beschauliche Stunde über dieses Gebiet kann mehr befriedigen und verbrauchte Lebenskraft ersetzen als laute Stunden am Fernseher oder im Trubel von Menschen. Ich möchte in den nächsten Monaten versuchen weniger Bekanntes von der Biene aufzuzeigen und damit Anregung geben, über den Winter die Kenntnisse auf dem Gebiet der Bienenanatomie und Biologie zu verbessern oder aufzufrischen. Der Giftstachel ist beim Menschen allgemein das Bekannteste und bringt der Biene den Ruf als gefährlichstes Insekt in Europa ein, dass sie sogar noch gefährlicher sei als Wespe und Hornisse. Soll sich der Imker als Held fühlen, weil er die todbringenden Stiche erduldet, oder soll er empört sein über diese Missdeutung?

    Ein Umstand aus dem Zusammenhang gelöst ergibt eine Situation, die das Gute böswillig ins Gegenteil kehrt. Denn bei dem Nutzen, den die Biene im Naturhaushalt erbringt, sind die Bienenstiche eine Bagatelle. Es ist bedauerlich, wenn ein Mensch an einem Bienenstich stirbt. Ein solcher Tod wiegt in der Presse schwerer, vielleicht gerade weil es seltener passiert, als Tote im Verkehr, bei Flugzeugabstürzen, Terror und Verhungerte m der dritten Welt. Dabei wird selbst noch das Bienengift in der Medizin verwendet. Man kann hier gleich weiter anbringen, dass jedes Lebewesen zum Lebensunterhalt Pflanzen oder Tiere vernichtet. Die Biene ist das einzige mir bekannte Lebewesen das selbst beim Fressen nicht zerstört sondern auch hierbei noch der Umwelt dient. Um die Aufgaben im Naturhaushalt zu erfüllen und um sich selbst zu erhalten, ist sie mit Organen und Gliedern ausgestattet, die bei näherer Betrachtung so wunderbar sind, dass man sich fragt, wie sich dieses Lebewesen zu solch einer Vollkommenheit entwickelt hat.

    Bei einer Biene, die sich in die Staubgefäße einer Blüte hineingräbt, am Flugloch, oder wie sie am Fenster einen Durchschlupf nach draußen sucht, fallen uns die kleinen Glieder besonders ins Auge. Die Beine, die Flügel, der Kopf, die Fühler, die Augen, der Rüssel. Der Rüssel ist nur sichtbar beim Saugen, sonst ist er wie ein Taschenmesser eingeklappt, nach unten unter die Kiefern. Man muss es in einem Fachbuch näher verfolgen um zu verstehen, wie die Biene die verschiedenen Teile des Rüssels zu einem Saugrohr zusammenrollt in dem sich die Zunge vorwärts und rückwärts bewegt. Welcher Imker hat noch nicht an honigverschmierten Händen beim Saugen der Biene zugesehen und das Kitzeln ihrer Zunge gespürt? Mit dem behaarten Löffelchen an der Zungenspitze ist sie in der Lage den geringsten Rest aufzupinseln. Ist das aufzunehmende Futter zu dickflüssig oder eingetrocknet, kann die Biene durch ein feines Röhrchen in der Mitte des Rüssels, Speichel dazu geben und verdünnen. Beweis dafür, dass es die Biene kann, ist die Trockenzuckertasche, die wir zur Reizfütterung ins Bienenvolk geben.

    Das Weitergeben an die Stockgenossen — wem ist dies schon aufgefallen, ohne dass er darauf hingewiesen wurde — geschieht bei eingeklapptem Rüssel. So kann die Stockgenossin zwischen den Mandibeln, von der Futterrinne, den mitgebrachten Nektar oder Honigtautropfen absaugen. Wer sich nicht ausführlich mit der Anatomie der Biene befasst, dem sind Mandibeln ein unbekannter Begriff. Mandibeln sind neben der Zunge die Mundwerkzeuge und fast so etwas ähnliches wie die Hände der Biene, mit denen sie ihre Arbeiten verrichtet, beim Schlüpfen den Zelldeckel aufschneidet, den Pollen frisst, die toten Stockgenossinnen hinausträgt, die Stockisolierung zernagt, das Wachs bearbeitet und das Bauen durchführt, die Maden füttert und auch dem Imker bei der Arbeit am Volk m die Hände oder das Gesicht zwickt, dass er glaubt er sei gestochen worden. Und wenn er auf diesen Trick hereinfällt und erschrocken zuckt, folgt der Stich sofort.

    Als ich mit den Bienen noch nicht so sehr vertraut war, wunderte ich mich oft, wie sie im Gewimmel des Stockes zurecht kommen. Mit den Augen können sie im Dunkeln wohl kaum sehen. Wie wissen, sehen oder spüren die Stockbienen, wenn eine Made aus dem Ei geschlüpft ist und gefüttert werden muss, welches Alter die Made hat und welches Futter sie braucht, ob Drohnenmaden oder Arbeiterbrut, reifer oder unreifer Honig, Wärme oder Kälte, Feuchtigkeit oder Trockenheit im Stock, angenehme oder unangenehme Gerüche. Es ist das Verdienst der Wissenschaft, dass wir über die Vorgänge im Bienenstock so ausführlich informiert sind und wissen dass die Sinneszellen an den Fühlern der Biene die Wahrnehmung dieser Umstände ermöglichen. Die Antennen sind voller kleinster ca. 5000—6000 Tasthaare, Riechkegel und Riechgruben, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind. Der Drohn hat noch 10 x mehr solcher Sinneszellen an den Fühlern. Er hat sie nötig um die- Königin beim Hochzeitsflug aufzuspüren.

    Herzliche Grüße

    Dieter



    Re: Wissenswertes zur Biologie der Honigbiene (1)

    drohne - 20.12.2007, 23:28


    Ein wunderbarer und überaus interessanter Beitrag Dieter, da freue ich mich bereits auf die nächsten Folgen.

    Zitat: Zitat Der Bienen-Much

    Man kann hier gleich weiter anbringen, dass jedes Lebewesen zum Lebensunterhalt Pflanzen oder Tiere vernichtet. Die Biene ist das einzige mir bekannte Lebewesen das selbst beim Fressen nicht zerstört sondern auch hierbei noch der Umwelt dient.

    Diese Tatsache muss man sich erst einmal vor Augen halten und möglichst oft lesen.

    @ All, vor allem Anfänger

    wenn in den oft sicherlich unbekannten Fachbegriffen Fragen auftauchen, bitte nicht scheuen dies zu hinterfragen, unser Bienen-Much wird sicherlich sehr gerne und garantiert alles beantworten.

    LG Josef



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