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Toews, Miriam - Ein komplizierter Akt der Liebe




Toews, Miriam - Ein komplizierter Akt der Liebe

Beitragvon Dr.Who » 15.08.2008, 11:23

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Die Teenagerin Nomi wohnt in East Village, das genau an der Grenze zwischen Kanada und den USA liegt, und versucht sich irgendwie durch die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens zu schlängeln.
Erste Liebe, Trotzigkeit den Eltern und Lehrern gegenüber, rauchen und auch die ersten Drogenerfahrungen. All dies ist für uns eigentlich kein Problem, ja schon fast selbstverständlich. Aber bei Nomi ist der Fall schon etwas anders gelagert.
Ihre Eltern gehören der Sektengemeinschaft der Mennoniten an die nur auf der Welt zu sein scheinen um zu leiden und um so eines Tages in´s jenseitige Paradies zu kommen.
In dieser Gemeinschaft scheint so ziemlich alles was Spaß macht verboten zu sein. Keine Bars, Fressbuden, Shopingmals ja nicht einmal Geburtstage werden gefeiert.
Zu allem Überfluss ist auch noch Nomis Vater einer der erzkonservativsten Gläubigen die nicht mal für die Gartenarbeit Anzug und Krawatte ausziehen.
Mit einem Wort, der Horror für einen heranwachsenden Jugendlichen.
Erst als Nomis ältere Schwester Tash von Zuhause abhaut bekommt ihre unglückliche Welt Risse und als auch noch ihre Mutter geht und sie mit ihrem Vater alleine lässt, sieht sie ihre Zweifel den Gläubigen gegenüber bestätigt.

Die Autorin Miriam Toews wurde selbst in eine Minnoniten-Gemeinde hineingeboren so das es für den Leser nahe liegt vieles hier als Biografisch anzusehen. Dennoch ist das Buch keine Ausbruchsstory aus einer Sekte und auch kein Tatsachenbericht von abartigen Glaubenspraktiken oder gar Kindesmisshandlungen.
Das Buch ist eher eine (erschreckend) simple Coming of Age Story um ein Mädchen das seinen Platz in dieser Welt sucht.
Auch wenn sich die Zusammenfassung der Geschichte etwas “streng” anhört so erkennt man doch rasch das Toews mit Witz, Ironie und -ja muss man fast sagen- auch etwas Wehmut auf ihre Vergangenheit zurückblickt. Gerade die Ironie ist es die immer wieder die Glaubensgemeinschaft als Menschen mit verschrobenen Ansichten entlarvt die ihren Glauben meist auch nur dann ausüben wenn es ihnen Spaß macht. Meist dann wenn es darum geht Kindern etwas zu verbieten.
Musterbeispiel dafür ist natürlich Nomis Vater. Zwar ein absolut gottestreuer Kirchengänger kann er jedoch seine patriachale Rolle keines Wegs ausfüllen und tut sich als herzensguter Mensch nun mal schwer seinen Töchtern das rauchen oder das hören von Popmusik zu verbieten.
Überhaupt stehen in diesem Buch die Charaktere, genauer Nomis Familie, im Fordergrund und die Beziehungen die sich daraus ergeben wenn die Töchter erwachsen werden und selbstständig versuchen ihre Existent in so einer Gemeinde zu ergründen bzw. sich dafür oder auch dagegen zu entscheiden.

Auf den hier vorliegenden 300 Seiten gibt es zwar keine Längen aber dennoch kann man Stellen ausmachen an denen die Geschichte etwas unrund läuft. Wo die Ironie nicht ganz ins Bild passt und eindeutig weniger mehr gewesen wäre.
Auch werden gegen Ende der Geschichte Fragen aufgeworfen die vor allem Nomis Eltern betroffen hätten. Wie z.B.. ein Leben vor der Sekte das nur ganz grob angedeutet wird aber für den Leser sicher noch interessant gewesen wäre.

Frau Toews hat mit Ein komplizierter Akt der Liebe ein sehr nettes Buch geschrieben das, zwar nicht auf Anspruch verzichtet aber dennoch leicht lesbar und kurzweilig, jedem für heiße Sommermonate am Baggersee empfohlen werden kann.
Dr.Who
 

von Anzeige » 15.08.2008, 11:23

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Beitragvon Krümel » 15.08.2008, 11:36

Doc das kommt ins Blog :mrgreen:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Dr.Who » 15.08.2008, 11:43

Krümel hat geschrieben:Doc das kommt ins Blog :mrgreen:

Was jetzt, ECHT?!? :shock:
Hätt ich mir nicht gedacht jetzt...freut mich aber.
Dr.Who
 



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