drachenfeuer

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    Re: drachenfeuer

    danug - 01.08.2004, 11:44

    drachenfeuer
    nachdem der webby gemeint hat, dass ich die story auch posten soll, mache ich es einfach!
    es geht dabei um einige zauberer, die auf dem 'geheiligten kontinent' leben. alles weitere werdet ihr ja sehen..


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    „Nein, verdammt!“ rief Bedzhaa, „Wir MÜSSEN gegen die Dämonen vorgehen.“ „Ja, er hat Recht!“, stimmte Danug ihm zu. "Aber warum?", schrie Sahira zurück, "Wir könnten sie beherrschen. Mit ihnen arbeiten. Mit ihnen die Welt beherrschen. Die Völker, die es außer uns noch gibt unterdrücken. Die Silberwesen unterwerfen. Sie Steinmenschen töten!" Ihre Augen glänzten. "Wir könnten es zumindest versuchen", schlug Chilija vor. Bedzhaa warf einen bitterbösen Blick in die Runde, stand auf und ging aus dem Raum.
    "Wir brechen die Sitzung ab", rief Danug und lief Bedzhaa nach.

    Sie fand ihn bei den Pferden. „Bedzhaa, lass dich nicht so von Sahira provozieren“, sagte Danug leise zu ihm.
    “Aber es ist eine Frechheit. Verbindung mit Dämonen, wie soll das gut gehen????“, schimpfte Bedzhaa aus der Box seiner Stute Sadhy heraus, „Sie macht mich wahnsinnig. Und so was ist meine Schwester. Teilweise schäme ich mich." "Trotzdem", beharrte Danug, "Wir müssen miteinander auskommen. Das Land braucht uns! Wir müssen zusammenhalten und nicht streiten.“
    Bedzhaa knurrte unwillig, Danug seufzte und verließ den Stall. Der Nomadenprinz wandte sich wieder seiner verletzten Stute zu, er wollte ihr Fesseln bandagieren. Sadhy war gestern beim Ausreiten gestolpert. "Weißt du, ich glaube ja auch dass sie Recht hat, aber wenn ich ihr das sage, kann ich meinen Stolz vergessen. Sie hat es schon drauf", vertraute er ihr an. Sadhy schnaubte und stubste ihn an.

    Danug war wieder auf dem Weg zum Versammlungssaal, wo die anderen inzwischen weiterstritten.
    Chilija und Avrel hatten den Raum schon verlassen, Wingo war zu Bett gegangen, Kira war auch geflüchtet. Sahira musste sich alleine gegen Karitsa, Melia, Lintu und Saadhja wehren. "Ich könnte euch alle vernichten mit Hilfe der Dämonen", tobte Sahira und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Und die Dämonen würden dich vernichten", sagte Karitsa müde. „Aber...“, begann Sahira. "Schluss!", unterbrach Danug, "Morgen machen wir eine Abstimmung, sonst wird das nie was."
    Damit mussten sich alle zufrieden geben.
    Karitsa und Danug verließen leise diskutierend den Raum, Saadhja zauberte sich hinaus und Melia spazierte pfeifend durch eine Seitentür weg.
    Sahira trat auf Lintu zu, legte ihm den Arm um die Schultern und warf ihre vielen schwarzen Zöpfe zurück.
    "Meinst du nicht, es wäre besser, wenn wir die Dämonen hätten?", fragte sie und beugte sich so weit vor, dass sich ihre und Lintus Lippen fast berührten, "Ich wäre wirklich sehr froh", hauchte sie und strich dem Zigeuner über die Wange.
    "Hör zu", sagte Lintu leise, fast drohend, "Ich entscheide, was ich mache. Und ich handle nur aus freiem Willen. Ich lasse mich zu nichts überreden." Er stand auf und verließ den Saal.
    "Glaubt sie, ich bin so leicht zu überzeugen?" murmelte er vor sich hin, "Sehe ich so schwach aus?"
    Tief in Gedanken versunken wanderte er durch die Stadt der Zauberer, zum Pferdestall. Er wollte Djapu hinausbringen.
    Auf dem Rücken seiner Stute fühlte er sich gleich besser, er schloss die Augen und ließ sich davontragen.
    "Hey, pass doch auf!", rief jemand vor ihm.
    Erschrocken riss Lintu die Augen auf und sah Samir auf dem Weg stehen. Er streckte die Hand aus und zog seinen Freund zu sich aufs Pferd.
    "Wieso warst du nicht in der Versammlung?", wollte Lintu wissen. "Weil ihr sowieso alle nur gestritten habt", Samir grinste, "Ich weiß schon, was ich bei der Abstimmung sage."
    "Woher weißt du von der Abstimmung?", fragte der Zigeuner. "Ich weiß alles!", grinste Samir, "Nein, Danug hat mich schon gefunden und mir alles erzählt."
    Lintu lachte. "Immer muss sie die Erste sein", witzelte er. "Nicht überall", Samir grinste noch breiter, "Aber sie mag mich ja doch nicht."
    "Frag sie doch", schlug Lintu vor, lachte dabei aber, "Nimm mich dann aber mit, ich will sehen, wie sie dich schlägt." "Ja, sie ist ein bisschen aufbrausend", murmelte Samir.
    "Warum macht sie das? Sie spaltet den ganzen Rat!", murmelte Danug verärgert. Karitsa zuckte die Schultern. "Reg dich nicht so auf", versuchte sie zu beschwichtigen.
    "Ich rege mich auf! Das Schicksal des Kontinents hängt davon ab, ob wir uns streiten oder nicht", brauste Danug auf. "Tut mir leid", entschuldigte sie sich gleich darauf und umarmte die Freundin schnell. "Ich weiß ja, dass dir das Land am Herzen liegt", sagte Karitsa. Die beiden Zigeunerinnen saßen auf einem Koppelzaun, umringt von Pferden und ein paar Lämmchen.
    Jetzt hörten sie ein Pferd Näherkommen und bekamen die letzten Worte der Jungen mit.
    "Sie meinen mich, oder?", fragte Danug, fast lächelnd, Karitsa nickte und grinste. Sie kannte das Temperament ihrer Freundin gut.
    Die Jungen hatten die Weide schon fast erreicht und die Frauen dort sitzen sehen.
    Danug sah ihnen entgegen, hob die Augenbrauen und zog die Mundwinkel leicht hoch. Ohne ein Wort zu sagen sprang sie vom Zaun und ging ein paar Schritte weit weg.
    "Sie hat uns gehört, nicht?", fragte Lintu und seine Wangen überzogen sich mit leichten Röten. "Oh ja", Karitsa grinste, "Und sie ist etwas beleidigt."
    Samir lachte. "Auf dich auch", sagte die junge Frau und fixierte ihn. Er schlug die Augen nieder, um das Lachen darin zu verbergen. "Du brauchst gar nicht zu lachen", schimpfte Karitsa.
    Kira kam des Weges. "Was macht ihr hier?", fragte sie und strich sich eine der blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. Verstohlen wanderte ihr Blick zu Lintu.
    "Nichts", sagte der Zigeuner und lenkte seinen Blick auf die Weide. "Wir reden", erklärte Samir und lächelte sie an. Kira lehnte sich an den Zaun. "Was machen wir mit den Dämonen?"
    "Alle vernichten", schlug Lintu vor, ohne sich umzudrehen. "Sie alle umbringen", bot Samir an. "Alle töten", ließ Danug, die wieder nähergekommen war, sich vernehmen. „Himmel Hilfe, seid ihr radikal“, seufzte Kira, sie stieß sich ab und ging davon.
    “Ich hoffe, Saadhja bekommt das Reich“, knurrte Danug und sah ihr nach. „Vielleicht ist sie gar nicht so“, wagte Lintu zu sagen. „Ach ihr könnt mich“, murmelte Danug und ging davon, Lauri, ihr Pferd, knapp hinter ihr.
    “Was hat sie?“, fragte Lintu. „Sie glaubt, du findest Kira hübscher als sie“, sagte Karitsa so leise, dass nur Lintu sich hören konnte. Dieser starrte sie an. Schnell lief er Danug nach.
    “Steht er auf sie?“, fragte die braunhaarige Zigeunerin. Samir zuckte die Schultern. „Woher soll ich das wissen?“, brummte der, “Über so etwas redet man nicht.“
    „Was ist mit dir?“, fragte Lintu Danug. „Keiner interessiert sich wirklich für das Land“, beschwerte diese sich. „Das hab’ ich nicht gemeint. Ich wollte wissen, warum du abgehauen bist“, erwiderte Lintu. „Weil Kira glaubt, nur weil sie eine Elfe ist, kann sie tun was sei will. Und weil sie Herrscherin wird“, murmelte Danug. „Und du nicht?“, ergänzte der Zigeuner. Danug warf ihm einen bitterbösen Blick zu und wollte weitergehen, aber Lintu hielt sie am Arm fest. „Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt“, schalt er. Danug seufzte, „Du hast ja recht“, gab sie zu, „Sag’ es aber keinem.“ Lintu grinste, „Was?“, fragte er, „Was du willst oder dass ICH RECHT HATTE?“
    Danug grinste leicht, „Gar keines von beiden.“ Lintu schüttelte den Kopf. „Weißt du, manchmal bist du echt komisch.“ „na und? Andere in meinem Alter haben nur Spaß und was ist mit mir? Ich arbeite“, entgegnete Danug. „Was verstehst du unter Spaß?“, fragte Lintu. „Das hier“, antwortete Danug leise und küsste ihn flüchtig. Wie der Wind saß sie auf Lauri und ritt davon.
    Lintu starrte ihr nach.
    Sahira lag in ihrem Haus auf einer Liege und spielte mit einem ihrer Tigerbabys. „Ach komm schon Spin“, lockte sie das Tier. Spin tappte auf sie zu und fauchte, die Wüstenbewohnerin lachte. In diesem Moment rauschte Avrel herein. Sahira stützte ihren Kopf auf eine hand und sah zu ihm auf. „Was?“, fragte sie herrisch. „Glaubst du wirklich, dass das mit den Dämonen eine gute Idee ist?“, fragte Avrel zögernd. Sahira funkelte ihn an. „Gut, da glaubst es“, Avrel gab jeden Wiederstand auf. „Wäre es von Vorteil, für dich zu stimmen?“, fragte er noch. Sie bedachte ihn mit einem betörenden Blick: „Das musst du selbst entscheiden.“ Wortlos drehte der Junge sich um und ging hinaus. Sahira hob ihren Tiger hoch und kraulte ihn. „Jungs“, kicherte sie.
    „Drei zu neun“, gab Kira das Ergebnis der Abstimmung bekannt.
    Wütend sprang Sahira auf. „Ohne die Dämonen haben wir nie eine Chance!“, schrie sie. „Du meinst, DU hast keine Möglichkeit, uns andere alle umzubringen“, gab Melia gelassen zurück.
    “Ich habe recht und ihr werdet es alle erleben!“, tobte Sahira und stampfte mit dem Fuß auf. „Das Schattenvolk ist abgrundtief böse“, wiederholte Danug, „Und niederträchtig.“ Vom Dorfplatz her drangen Schreie, irgendjemand läutete die Alarmglocke. Bedzhaa und Saadhja stürzten sofort zu Tür hinaus, Danug und Lintu sprangen aus einem der Fenster des ebenerdigen Hauses. Karitsa war gemeinsam mit Melia auf dem Weg zur Tür als Sahira lachte.
    Avrel bedachte sie mit einem kalten Blick und verließ den Raum durch eine kleine Seitentür.
    Im Hof wurden die Zauberer von ganzen Scharen Schattenwesen bedrängt, die aus einem riesigen Loch kletterten. Danug und Saadhja standen Schulter an Schulter auf dem Brunnen und schossen mit Pfeilen, Karitsa und Lintu nahmen die Dämonen von einem Felsblock aus unter Beschuss. Die anderen wehrten sich vom Boden aus.
    Die Dämonen warfen mit riesigen Energiebällen, Karitsa wurde von einem getroffen und sank zu Boden. Bevor sie bewusstlos wurde, ließ sie einen Steinregen auf ein großes, schwarzes Monster niedergehen. Kira entfesselte nur ihrerseits gewaltige Lichtblitz, die überall in die Dämonen einschlugen. Bedzhaa schlug blindwütig mit seiner Peitsche um sich, die Silberkugeln schlugen tiefe Wunden in die Haut der Dämonen. Samir und Avrel kämpften jetzt Rücken an Rücken. Chilija, die inzwischen heruntergekommen war stand neben Melia, nach einer halben Stunde waren die Dämonen soweit zurückgedrängt, dass sich Danug um Karitsa kümmern konnte. „Ich bring dich hinein“, murmelte sie, „Weg von den allen hier. Du darfst nur nicht sterben.“ Sanft hob sie die Zigeunerin hoch und trug sie in den Versammlungsraum. Drinnen hockte nur Wingo.
    „Los, pass auf sie auf!“, schrie Danug ihn an, „Wenn du schon nicht kämpfst.“ Sie selbst stürmte wieder hinaus.

    „Wir versiegeln das Tor“, schlug Samir vor. „Wir hauen alle ab“, meinte Avrel. „Wir machen beides“, kam es von Bedzhaa. Saadhja nickte, „Aber was machen wir mit Sahira? Sie ist einfach abgehauen.“ „Wir finden sie schon“, beruhigte Karitsa, die, eine Hand bandagiert, mit Verband am Kopf, in einem Lehnsessel thronte. „Und was machen wir mit den Dämonen?“, fragte Lintu weiter. „Also, ich verschwinde von hier“, ließ Wingo sich vernehmen. Chilija und Avrel nickten zustimmend. Als hätte er nur auf so ein Zeichen gewartet, verschwand Wingo. Avrel und Chilija folgten seinem (schlechten) Beispiel. Kira war ebenfalls weg. Die Übriggebliebenen sahen sich ratlos an. „Ich versiegle das Tor“, sagte Danug bestimmt und stand auf. „Ich bin dabei“, Bedzhaa trat an ihre Seite. Ohne zu Zögern schlossen Melia, Saadhja und Samir sich ihnen an. „Wenn ihr ich hinaustragt...“, meinte Karitsa.
    Saadhja ließ sie nicht weiterreden, der Elf hob sie hoch als wöge sie gar nichts.
    Gemeinsam betraten sie den verwüsteten Dorfplatz und bildeten einen Kreis.
    „Nakali inam ikani manika lani kanhni“, sagte Danug vor. „Verschließe das Tor zum Reich der Dämonen“, wiederholten die anderen. „Li mielon oklien koliek kilon ilen oplien“, fügte Saadhja hinzu. „Chukoro suo monchu kuto locho“, murmelte Samir. Sie fassten sich an den Händen und wiederholten die Formel in der Elfensprache. Ein gleißend heller Lichtstrahl fiel vom Himmel auf das Loch und bildete ein goldenes Schutzschild. Wolken stiegen auf und spiralförmig in die Höhe. Erschöpft sank Karitsa zu Boden. Saadhja trat auf sie zu und hob sie hoch. „Ich bring sie in ihr Haus“, bot er an.

    Bedzhaa ging zu seinem Haus uns stopfte seine Sachen in eine Tasche. Es klopfte an der Tür.
    Danug trat ein. „Gehst du?“, wollte sie wissen. Bedzhaa nickte. „Ich will zu meinen Leuten“, sagte er, „Sonst hetzt Sahira sie gegen mich auf.“ Danug nickte nachdenklich, „Soviel zu den Zauberern.“ „Es hätte nie funktionier“, gab Bedzhaa zu bedenken. „Stimmt schon,, aber so wird es nur Krieg geben“, die Zigeunerin seufzte. Bedzhaa umarmte sie kurz, „Mach’s gut, alte Zigeunerin.“ Er grinste. Danug lächelte leicht, „Mach’s besser, alter Herumtreiber.“
    Schnellen Schrittes verließ Bedzhaa das Haus und ging zu Sadhy. Er führte die Stute aus der Stadt, schwang sich auf ihren Rücken und ritt langsam, um ihren verletzten Fuß zu schonen, davon.

    Danug ging zu Lintu. „Wohin gehst du?“, fragte sie. „Zu meinem alten Haus“, erklärte der Gefragte, „Wieso?“ „Weil ich nicht weiß, wo ich hinsoll“, meinte Danug, „Ich hab’ keine Königreich, kein zuhause. Ich bin seit Anfang an hier.“ „Du warst bei den alten Zauberern?“, fragte Lintu und sah sie interessiert an. Danug nickte, „Gemeinsam mit einer Freundin von mir, Lisha.“ „Und wo ist sie?“ „Lisha ist tot“, Danugs Blick verdunkelte sich.
    „Tut mir leid“, murmelte Lintu. „Es war kurz bevor wir Zauberer wurden. So habt ihr sie alle nicht gekannt“, erzählte Danug. Lintu drückte kurz ihre Hand. „Du kannst mit zu mir“, bot er an und sah ihr fast hoffnungsvoll in die Augen. Aber Danug schüttelte dein Kopf, „Ich möchte niemandem zur Last fallen.“ Sei ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Lintu sah ihr nach. „Warum zur Last fallen?“, murmelte er, „Ich hab’ es ihr doch angeboten. Will sie nicht mit zu mir? Mag sie mich nicht?“ Er raufte sich die Haare und begann, seine Sachen zusammenzusuchen.

    Am nächsten Tag waren nur noch Karitsa und Danug in der Stadt. „Ich gehe auch zurück“, sagte Karitsa leise. Danug nickte. „Ich bleibe, glaube ich. Ich war schon immer hier.“
    Sie gingen zur Weide. Karitsa schwang sich auf ihr Pferd, umarmte Danug noch und verschwand im Wald. Danug lehnte sich gegen den Koppelzaun und starrte in die Ferne.
    Nach einiger Zeit stieß sie sich ab und holte ihre schon gepackte Tasche. Lange sah sie sich in ihrem Haus um, dann wanderte sie durch die verlassene Stadt, strich über die Steine, horchte in die Erde hinein.
    Dann ging sie wieder zu Weide und ließ sich dort zu Boden sinken. Eine Träne lief ihr über die Wange. „Ich möchte nicht fort“, flüsterte sie in den Wind. Lauri kam angetrabt, er beugte dien Kopf zu ihr hinunter und schnaubte ihr ins Gesicht.
    „Hau ab Lauri“, schimpfte Danug und drückte seinen Kopf weg. Der Hengst stubste sie an und wieherte leise. Danug umarmte das stolze Tier. „Weißt du was, wir gehen jetzt auch“, sagte sie. Sie schwang sich auf Lauris Rücken und wuschelte ihm durch die Mähne, „Los, du kannst hingehen, wo auch immer du hinwillst.“
    Lauri warf den Kopf hoch und fiel in einen schnellen, gleitenden Gang.
    Zielstrebig lief er davon, in Richtung Westen.



    Re: drachenfeuer

    danug - 03.08.2004, 10:27


    Kapitel 2 Danug

    Der Wind spielte mit ihren Haaren, während Lauri dahinflog. „Na los mein Kleiner“, rief Danug, „Vielleicht finden wir Antero irgendwo.“ Wie aus dem Nichts stand der Flammenhund auf dem Weg. Danug sprang vom Pferd und umarmte den Hund. „Antero“, sagte sie, „Hast du gewusst, dass ich dich brauche?“ „Oh ja, und ich muss dir etwas sagen “, der Hund keuchte, „Ich hab’ eine Botschaft für dich.“ „Jetzt verschnauf erst mal“, schlug Danug vor. Dankbar ließ Antero sich auf die Hinterpfoten sinken. „Also, du sollst die Zauberformel aufsagen: Mieko lione kileno“, japste der Flammenhund. Danug wiederholte die Worte und eine kleine, durchscheinende Fee erschien.
    „Ich habe eine Aufgabe für dich“, erklärte die Fee, „Vom Sternengott. Du sollst das Schattenschwert suchen. Es ist irgendwo hier im Land der Zauber. Das Schwert ist eine der wirksamsten Waffen gegen die Dämonen.“ Es gab ein leises „Ping“ und die Fee verschwand. „Sieht so aus, als müsstest du es suchen“, sagte Antero amüsiert. Danug seufzte, „Ja. Macht auch nichts, solange ich es dann behalten kann.“ Kurz dachte sie nach, „Hast du Hakala mitgebracht?“, wollte sie wissen. Im selben Moment hörte sie das wohlbekannte Kichern des kleinen roten Drachen. „Hakala, komm raus!“, Danug schmunzelte. Der kleine Drache schlängelte sich an ihrem Bein hoch und schlüpfte in ihre Tasche. „Können wir weiter?“, fragte Danug Antero. Dieser kläffte und so schwang Danug sich wieder auf Lauri und sie ritten weiter.
    Immer wieder wanderten Danugs Gedanken zur Stadt zurück. „Warum muss ich nur weg, verdammt“, flüsterte sie, „Ich war dort zuhause.“ „Ich weiß Danug. Immerhin war ich immer mit dir dort..“, sagte Antero leise. „Das weiß ich. Danke dass du immer für mich da warst“, antwortete sie.
    „Wegen dem Schwert, vielleicht ist es in einer Höhle, es heißt ja Schattenschwert“, meinte Antero. „Ich wollte zum westlichen Teil des Gebirges, dort sind viele Höhlen. Was hältst du davon?“, legte Danug ihren Plan dar. „Das Schwert müsste aus Schattenstein sein“, überlegte der Flammenhund. „Dem unverwüstlichen und fast federleichtem Metall?“, Danug starrte ihn ungläubig an. „Klar, warum nicht? Wenn es eine so wichtige Waffe gegen die Dämonen ist...“, Antero konnte sich dafür begeistern. „Was soll ich denn alleine ausrichten?“, fragte Danug. „Es gibt noch 11 weitere Schwerter. Und die sind alle sehr wirksam gegen die Dämonen“, erklärte Antero. „Und wo sind die?“, fragte Danug ohne großes Interesse. „Überall verstreut“, sagte der Flammenhund, „Und jedes hat eine bestimmte Eigenschaft. Das Schattenschwert versetzt teilweise die Gegner in Angst und Schrecken und lähmt ihn. Ist ganz nützlich.“ „Woher weißt du das alles?“, fragte die Zigeunerin. „Ich weiß alles“, Antero kläffte, seine Art zu lachen. „Erzählst du mir mehr?“, bat Danug. „Ja klar. Es gibt noch das Drachenschwert, das lässt einen fliegen – manchmal. Dann das Flammenschwert, es lässt Feuer regnen. Das Runenschwert macht zeitweise unsichtbar. Das Elfenschwert lässt einen ab und zu Hellsehen. Das Sonnenschwert blendet die Gegner – nur die Dämonen. Das Mondsteinschwert macht es einem möglich, einige der uralten Zauber anzuwenden. Dass Himmelschwert, hm.. da muss ich passen, aber das Nebelschwert hüllt einem in undurchdringlichen Nebel und das Steinschwert macht die Haut hart wie Stein. Ja, das waren alle, glaube ich. Aber man kann sie nur dann richtig benutzten, wenn man es geübt hat. Und die meisten Leute lernen es nie.“ „Kann ich die Schwerter alle finden?“, wollte Danug wissen. „Nein, normalerweise kann man nur eines haben. Aber bei Zauberern... hm. Auf alle Fälle, vor langer Zeit hatten die ersten Zauberer jeweils ein Schwert. Diese Zauberer haben sich aber zerstritten, getrennt und so wurden auch die Schwerter auseinandergerissen. Die Zauberer sind damit unterschiedlich umgegangen, manche haben die Schwerter missbraucht, ihre ehemaligen Freunde damit getötet. Aber jedes der Schwerter ist fast wie ein Schutzschild gegen die Dämonen. Diese können die Schwerter nicht ansehen, egal wie der Besitzer gesinnt ist. Und Dämonen können sie nur mit Schutzkleidung berühren. Und die Waffen, deren ursprüngliche Besitzer gut waren, können bis heute nicht von Bösem berührt werden, da sie rein von Sünde sind.““ Danug seufzte, „Bleiben wir heute Nacht im Wald?“, fragte sie. „Ja, ich weiß einen guten Platz. Wir sind bald dort“, sagte Antero.

    1 ½ Stunden später saß Danug unter einer großen Eiche. Als sie schon fast eingeschlafen war, hörte sie Pferdehufe und Lachen. „Na Kleines, wie geht’s?“, rief Ylon ihr entgegen, der gemeinsam mit einer alten Frau angeritten kam. Danug rappelte sich hoch und fiel dem Krieger um den Hals. „Wo kommst du den her?“, rief sie. „Vom Zigeunerlager. Ist ganz schön weit bis hierher“, er grinste. „Ich freue mich auch, dich zu sehen“, ließ seine Begleiterin sich vernehmen und nahm ihr Kapuze ab. Die Illusion einer alten Frau verschwand und stattdessen sah Danug das feingeschnittene Gesicht einer jungen Frau mit schwarzen Haaren.
    „Sinnikka“, staunte Danug, „Bist du eine Illusionskünstlerin?“ „Oh ja“, die Seherin nickte gutgelaunt, „Ich kann aussehen, wie ich will.“ Als Beweiß zog sie an ihren Haaren und sie wurden länger und blond. „Was machst du hier?“, wollte Danug wissen. „Nichts. Ich passe auf Ylon auf“, Sinnikka lachte und Ylon boxte sie auf sie Schulter. „Das ist wohl falsch. Ich passe auf dich auf“, entgegnete der Krieger und versuchte vergeblich, nicht zu lachen. Selbst Danug musste schmunzeln. „Auf alle Fälle schön, euch zu sehen“, sagt sie dann, „Aber ich kann euch leider nichts anbieten.“ Sinnikka schwang sich von Ju, ihrer kleine und zierlichen Ponystute. „Aber setzen können wir uns doch, oder? Was ist das für ein schöner Hund?“, sie strich über Anteros Fell. „Er heißt Antero“, erzählte Danug. Ylon war schon bei Lauri. „Er seiht prachtvoll aus. Fast so gut wie Sinninen.“ Sein Hengst, der blauschwarze Sinninen mit grauen Socken und einer grauen Schnauze, war Lauris „Jugendfreund“, er hatte ihn Danug geschenkt. „Kommt ja aus guter Zucht“, entgegnete Danug. „Schon, aber was sollen die Federn?“, Ylon zupfte skeptisch daran herum. „Er will sie“, behauptete Danug. Ylon schüttelte ungläubig den Kopf, „Du drehst total durch!“ „Aber... Ach, vergiss es“, murmelte Danug und berührte verstohlen die Federn in ihrem Haar. Ylon setzte sich zu Sinnikka auf den Boden. „Hier riecht es komisch“, stellte er fest, „Nach nasser Erde und Moos.“ „Das ist Drachengeruch“, erklärte Sinnikka. „Ja, das ist Hakala“, bestätigte Danug. Der kleine Drache steckte den Kopf aus ihrer Tasche und kicherte fast unhörbar. „Wo ist den der her?“, staunte Sinnikka, „Gehört er dir?“ „Oh nein. Er ist auf Besuch hier“, stellte Danug richtig. „Ich hab’ noch nie einen Drachen gesehen“, sagt Ylon und gähnte, „Und ich interessiere mich nicht dafür.“ Hakala fauchte und tauchte wieder in der Tasche unter. „Du hat ihn beleidigt“, erklärte Danug. „Ist mir egal“, der Krieger gähnte schon wieder. „Ich finde, er ist süß“, murmelte Sinnikka. Hakala lugte über den Rand und kicherte. Danug ließ sich zu Boden sinken und lehnte den Kopf gegen einen Baum. Antero legte sich neben sie und ließ sich kraulen. „Was macht ihr so?“, fragte Danug. „Ach, es kommen immer mehr Dämonen und wir beide versuchen, etwas dagegen zu tu. Aber so... ich meine die Menschen und Krieger erkennen die Gefahr nicht. Wir haben fast keine Möglichkeit, irgendetwas zu ändern“, erzählte die Seherin, „Und Ylon ist ja sowieso alles egal.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Kann ich auch etwas tun?“, wollte Danug wissen. „Ja, jeden Dämonen töten, den du findest“, sagte Ylon mit geschlossenen Augen, schon fast eingeschlafen. „Ach vergiss es du großer Krieger“, sagte Danug trocken. Ylon gähnte abermals und schlief dann ein. „Und er will ein Krieger sein“, murmelte die Seherin, musste aber ein Gähnen unterdrücken. „Hm.. was hältst du davon, wenn wir auch schlafen?“, schlug Danug vor, Sinnikka hört sie schon nicht mehr. Danug stand noch mal auf und sagte Lauri gute Nacht. „Ich mag deine Federn!“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

    Am nächsten Morgen wurde Danug von Ylon geweckt, der vor sich hinpfeifend irgendetwas über einem kleinen Feuer briet. „Was zum Teufel machst du da?“, knurrte Danug. „Frühstück“, der Gefragte grinste, „Dein Hund scheint ganz scharf darauf zu sein.“ „Nicht mein Hund. Antero. Was gibt es denn?“, sagte Danug, durch den Gedanken an Essen etwas besänftigt. „Geröstetes Brot. Mehr hab’ ich nicht mehr“, antwortete Ylon. „Ich hätte da noch en paar Apfel“, schlug Danug vor, „Wenn du willst?“ „Immer“, sein grinsen wurde noch breiter. „Was ich eigentlich fragen wollte: bist du mit Sinnikka zusammen?“ „Ich... nein“, Ylon wandte sich ganz dem Brot zu, „Wie kommst du darauf?“ „Ich finde bloß, ihr würdet gut zusammenpassen“, erklärte Danug. „Hör mal, ich bin jetzt 23. Und da soll ich überlegen, wer zu mir passt“, lachte Ylon. „Na und, ich bin 22 und mach’ mir Gedanken. Wenn auch nicht viele“, gab Danug zu und musste schmunzeln. „Du lachst ja fast“, rief der Krieger, „Aber sag, denkst du an jemanden bestimmten?“ „Nein“, log die Zigeunerin und dachte an Lintu, Saadhja, Samir, Bedzhaa und sogar an Ylon. „Man sieht dir an, dass du nicht die Wahrheit sagst“, behauptete Ylon, „Gib es schon zu! Lintu?“ Danug funkelte ihn an und öffnete den Mund um zu wiedersprechen als zwei Dämonen von einem Baum fielen und ihre Energiestäbe zückten.
    Danug zog ihren Bogen hervor und spannte gleich den ersten Pfeil ein. Ylon hatte schon sein Schwert gezogen und griff den ersten Dämonen an. Gerade als Danug ihren Pfeil abschoss sprang Sinnikka von einem Baum auf das nun verletzte Monster und stach ihm ein Messer in den Hals. Danug schoss einen zweiten Pfeil, dem anderen Dämonen ins Herz.
    „Ich hasse sie“, knurrte Danug, ging zu ihrer Tasche und holte drei Äpfel heraus. „Es gibt Frühstück“, kündigte Ylon an.

    Erst später ritt Danug allein, das heißt mit Antero und Hakala in Richtung Berge. „Warum glaubt Ylon, dass ich Lintu mag? Klar, ich vermisse ihn, aber doch die anderen auch. Außer Kira und Sahira“, murmelte Danug. „Gib doch zu, dass du Lintu mehr vermisst als die anderen“, neckte Antero. „Jaja. Und ich mag Kira nicht, weil sie viel hübscher ist als ich und Königin und weil ich glaube, dass alle sie lieber mögen als mich“, schnappte Danug und funkelte den Flammenhund böse an, „Und am liebsten wäre ich mit zu Lintu gegangen.“ ‚Wütend riss sie einige Blätter von einem der Bäume und warf sie zu Boden. „Siehst du!“, Antero kläffte. „Ich ...“, Danug ballte die Fäuste,, „Ach, vergiss es, und rede von etwas anderem.“
    Lauri schnaubte beruhigend und Danug sah, dass seine Mähne flatterte. „Nein, jetzt nicht!“, beschwor sie ihn, „Aber lauf, so schnell du kannst.“ Der Hengst schnaubte wieder, stieg leicht auf der Hinterhand und sprintete los.
    Der Wind blähte Danugs Umhang auf, wehte ihr Blätter ins Gesicht als sie dicht über Lauris Hals gebeugt dahinpreschte. „Das ist besser als Fliegen!“, flüsterte sie dem Hengst ins Ohr als er in etwas langsameren Galopp fiel. „Was zum Teufel hast du vor?“, keuchte Antero, der angehechtet kam, „Willst du mich umbringen?“ „Nein, ich will dich loswerden“, knurrte Danug,, aber ihre Augen funkelten belustigt. „Kannst du haben“, murmelte Antero mit spöttischem Unterton, „Ich muss mal wieder... meine Familie besuchen. Hakala, kommst du mit?“ Blitzschnell schlüpfte der kleine Drache aus Danugs Tasche, kicherte ein letztes Mal und sprang auf Anteros Rücken. Sekunden später waren die beiden verschwunden. „Auch schön, ganz allein...“, Danug seufzte, „Warum wünsche ich mir wirklich, ich wäre zu Lintu? Ich meine, sonst bin ich doch auch gerne allein?“ Sie wuschelte Lauri durch die Mähne. „Ja, ich weiß schon, was du denkst... Zigeuner! Immer denke sie über so einen Schwachsinn nach... aber mir ist das alles wichtig! Zum Beispiel Kira. Was hat sie, das ich nicht habe? Außer Schönheit und Macht? Warum bilde ich mir ein, dass Lintu sie mag?“
    Lauri nickte mit dem Kopf, der Wind wehte durch seine Mähne, wirbelte die Federn umher und seine Hufe lösten sich vom Boden. Er schwebte nur wenige Zentimeter über dem Grund bevor er wieder zur Erde sank, aber es genügte um Danug in bessere Stimmung zu versetzten. „Dafür hab’ ich dich“, sagte sie fast stolz und klopfte Lauri auf en Hals, „Und du bist einzigartig. Liegt das an den Federn?“ Der Hengst schnaubte. „Das heißt wohl ja, nicht? Schade, dass du hast auch mir eine Feder, na gut, mehrere, gegeben. Und ich verstehe die Raben. Du kannst wohl fliegen. Aber Lintu hat ja auch Federn. Sag mal, hab’ ich eigentlich Freunde? Eine beste Freundin? Immer sind all zu zweit, ... klar, da ist Karitsa aber sie ist oft komisch. Ich meine, sie hat fast keine Ahnung von der Welt. Bis jetzt noch nicht. Sie denkt, ihr kann nichts geschehen. Immerhin ist sie erst 20. Aber... egal. Da ist Melia noch mehr wie ich. Lintu sowieso. Aber er hat Samir. Und Bedzhaa hat sozusagen Saadhja. Chilija Avrel. Was ist mit mir?“, murmelte Danug, „Warum habe ich keine Freundin? Bin ich so komisch? Na gut, ich mag Armspangen, Lederbänder, Silberketten und Tücher. Ich rede nicht so viel, aber das ist ja nicht schlecht, oder mein kleiner Schatz?“
    Lauri setzte wieder am Boden auf und jagte in gestrecktem Galopp dahin. Plötzlich blieb er abrupt stehen und Danug wäre fast über seinen Hals zu Boden gefallen.
    „Ich hasse Dämonen!“, murmelte sie und ließ einen Feuerball auf den größten der 3 Dämonen, die vor ihnen aufgetaucht waren.
    Fast im selben Moment warf sie einen Dolch. Die Dämonen begannen mit Energiebällen zu werfen, Danug holte ihren Bogen hervor. Lauri stampfte nervös mit den Beinen und spielte mit den Ohren. „Hör auf, bitte“, flehte Danug, konzentrierte sich dann wieder auf die Dämonen. Das große Monster kam immer näher auf sie zu, streckte seine Klauen aus, wollte sie ergreifen.
    In diesem Augenblick sprang Antero aus dem Gestrüpp hervor, warf sich auf das Monster, verbiss sich in seinem Hals. „Antero!“, rief Danug und zog ihr Schwert, nachdem die den Bogen weggeworfen hatte. Blitzschnell stach sie es einem Dämon ins Herz. Dem zweiten Kleinen jagte sie einen Feuerball nach. Dann wandte sie sich dem Großen zu, wehrte seine Energieblitze mit dem Schwert ab. Irgendwann schaffte sie es, den Dämonen an der Seite zu erwischen und er stürzte zu Boden. Mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung köpfte sie das Monster. „Kaum lässt man dich alleine, legst du dich mit Dämonen an“, japste Antero. Danug rang sich ein Lächeln ab, „Wo ist Hakala?“, fragte sie. „Irgendwo da... keine Ahnung“, sagte Antero. „Du hast ihn verloren?“, riet Danug und fixierte den Flammenhund.
    „Kann sein“, gab Antero zu und lachen glomm in seinen Augen auf. „Er wird schon kommen“, murmelte Danug, „Bist du irgendwo verletzt?“ „Nur eine kleine Brandwunde im Nacken“, sagte Antero und kniff die Augen zusammen. „Ich verarzte dich“, bot Danug an und der –Flammenhund nickte dankbar. Schnell holte Danug einen Topf Honigsalbe hervor und trug sie sanft auf Antero Wunde auf.
    „Hast du Hunger?“, wollte sie dann wissen.

    Nur wenig später saßen sie nebeneinander und knabberten Karotten und Äpfel. „Bals hast du die Berge erreicht, und dann“, fragte Antero. „Suche ich das Schwert“, antwortete die junge Frau. In diesem Moment flog ein Rabe heran und landete auf ihrer Schulter. „Ich soll dir einen schönen Gruß von Lintu sagen, und fragen, was du immer so machst.“ „Du bist doch nicht Rownu, oder?“, fragte Danug. „Nein. Ich bin Raben“, krächzte der Rabe, „Aber sag: wie geht’s dir?“ „Ganz gut. Sagen wir, ich bin in Ordnung. Musst du das Lintu sagen?“, murmelte Danug. „Ja. Erzähl mir einfach irgendwas.“ „Hm. Gerade waren drei Dämonen hier, vor kurzem habe ich Sinnikka und Ylon getroffen. Aber ich vermisse die Stadt, die anderen“, als sie auf die Zauberer zu sprechen kam, bekamen ihre Augen einen sehnsüchtigen Glanz. „Naja, ich muss dann wieder“, krächzte Raven und schlug mit den Flügeln. „Sag Lintu liebe Grüße“, bat Danug und sah Raven fast leidend an, strich ihr noch mal über die Federn. Im nächsten Moment war sie weg. „Wollen wir auch weiter?“, fragte Danug Antero. Dieser nickte, „Hakala findet mich schon.“ „Dann sofort weiter!“, meinte Danug und sprang auf. Lauri stellte sich neben sie und stubste sie am Fuß an. „Jaja. Komme schon“, murmelte Danug und schwang sich auf den Pferderücken. „Ich kann den Schattenstein riechen“, erzählte Antero, „Ich führe dich überall hin, wo das Schwert ist!“ „Seit wann hast du eine so gute Nase?“, spottete die junge Frau. „Ach, immer schon“, entgegnete der Flammenhund, „Soll ich dich jetzt führen oder nicht?“ „Gerne!“, meinte Danug erfreut. „Na dann los“, kläffte Antero und lief los.

    Drei Tage später hatten sie den Fuß des Berges erreicht. Danug war von Lauri gestiegen und ging Antero nach, den steilen Hang hinauf. Hakala, der sie inzwischen eingeholt hatte, hatte sich um Lauris Fessel geschlungen. „Los, bald sind wir da“, spornte Antero an. „Hoffentlich wirklich bald“, keuchte Danug und trank einen Schluck aus ihre Wasserflasche. Nur Minuten später standen sie vor einer Höhle. „Hier ist der Geruch besonders stark“, erklärte Antero. Danug nickte. „Spring auf Lauri“, bat sie und legte dem Hengst einen Arm um den Hals. Der kleine Drache kicherte. Langsam trat Danug in die Höhle und folgte dem breiten Gang. Am Ende sah sie etwas schimmern. Als sie es fast erreicht hatte, gab es einen lauten Knall, einen Lichtblitz und dann wurde Danug ohnmächtig.

    Sie erwachte, als sie etwas Nasses im Gesicht spürte. „Was?“, murmelte sie und tastete herum. Als Antwort hörte sie ein leises Schnauben und ein Kichern. „Lauri, Hakala?“, sagte sie leise und schlug die Augen auf. „Wo ist Antero“, fragte sie und kraulte den Hengst. „Wir versuchen seit einer Woche, dich aufzuwecken“, ließ Antero sich vernehmen. „Was?!?!“, schrie Danug und setzte sich ruckartig auf. Dann griff sie sich an den Kopf und stöhnte. „Naja, wo sind wir?“, fragte sie. „Im Reich der Dämonen“, verkündete Antero fast stolz, „Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise“, witzelte er, „Also es war normal, dass du eine Woche geschlafen hast. Nur bei mir wirkt das nicht, ich bin aus einer anderen Welt.“
    Danug umarmte ihn und kicherte. „Das hat dir nicht gut getan“, meinte Antero, „Du lachst ja.“ „Sie haben mich ausgetauscht“, spottete Danug, „Gegen einen Dämonen.“ „Ach, Spaß beiseite, ich rieche immer noch Schattenstein“, murmelte der Flammenhund. „Dann nichts wie los!“, sagte Danug und rappelte sich auf.

    Ohne irgendjemanden zu treffen, durchforsteten sie das Dämonenreich. Nach zwei Tagen erreichten sie eine Kreuzung der so seltenen Wege. „Bleiben wir ein bisschen hier“, schlug Antero vor und ließ sich auf die Hinterbeine sinken. „Gut“, Danug gähnte und glitt von Lauri. Müde lehnte sie sich gegen eine der Felswände und schloss die Augen.



    Re: drachenfeuer

    danug - 03.08.2004, 10:28


    Kapitel 2 Danug

    Der Wind spielte mit ihren Haaren, während Lauri dahinflog. „Na los mein Kleiner“, rief Danug, „Vielleicht finden wir Antero irgendwo.“ Wie aus dem Nichts stand der Flammenhund auf dem Weg. Danug sprang vom Pferd und umarmte den Hund. „Antero“, sagte sie, „Hast du gewusst, dass ich dich brauche?“ „Oh ja, und ich muss dir etwas sagen “, der Hund keuchte, „Ich hab’ eine Botschaft für dich.“ „Jetzt verschnauf erst mal“, schlug Danug vor. Dankbar ließ Antero sich auf die Hinterpfoten sinken. „Also, du sollst die Zauberformel aufsagen: Mieko lione kileno“, japste der Flammenhund. Danug wiederholte die Worte und eine kleine, durchscheinende Fee erschien.
    „Ich habe eine Aufgabe für dich“, erklärte die Fee, „Vom Sternengott. Du sollst das Schattenschwert suchen. Es ist irgendwo hier im Land der Zauber. Das Schwert ist eine der wirksamsten Waffen gegen die Dämonen.“ Es gab ein leises „Ping“ und die Fee verschwand. „Sieht so aus, als müsstest du es suchen“, sagte Antero amüsiert. Danug seufzte, „Ja. Macht auch nichts, solange ich es dann behalten kann.“ Kurz dachte sie nach, „Hast du Hakala mitgebracht?“, wollte sie wissen. Im selben Moment hörte sie das wohlbekannte Kichern des kleinen roten Drachen. „Hakala, komm raus!“, Danug schmunzelte. Der kleine Drache schlängelte sich an ihrem Bein hoch und schlüpfte in ihre Tasche. „Können wir weiter?“, fragte Danug Antero. Dieser kläffte und so schwang Danug sich wieder auf Lauri und sie ritten weiter.
    Immer wieder wanderten Danugs Gedanken zur Stadt zurück. „Warum muss ich nur weg, verdammt“, flüsterte sie, „Ich war dort zuhause.“ „Ich weiß Danug. Immerhin war ich immer mit dir dort..“, sagte Antero leise. „Das weiß ich. Danke dass du immer für mich da warst“, antwortete sie.
    „Wegen dem Schwert, vielleicht ist es in einer Höhle, es heißt ja Schattenschwert“, meinte Antero. „Ich wollte zum westlichen Teil des Gebirges, dort sind viele Höhlen. Was hältst du davon?“, legte Danug ihren Plan dar. „Das Schwert müsste aus Schattenstein sein“, überlegte der Flammenhund. „Dem unverwüstlichen und fast federleichtem Metall?“, Danug starrte ihn ungläubig an. „Klar, warum nicht? Wenn es eine so wichtige Waffe gegen die Dämonen ist...“, Antero konnte sich dafür begeistern. „Was soll ich denn alleine ausrichten?“, fragte Danug. „Es gibt noch 11 weitere Schwerter. Und die sind alle sehr wirksam gegen die Dämonen“, erklärte Antero. „Und wo sind die?“, fragte Danug ohne großes Interesse. „Überall verstreut“, sagte der Flammenhund, „Und jedes hat eine bestimmte Eigenschaft. Das Schattenschwert versetzt teilweise die Gegner in Angst und Schrecken und lähmt ihn. Ist ganz nützlich.“ „Woher weißt du das alles?“, fragte die Zigeunerin. „Ich weiß alles“, Antero kläffte, seine Art zu lachen. „Erzählst du mir mehr?“, bat Danug. „Ja klar. Es gibt noch das Drachenschwert, das lässt einen fliegen – manchmal. Dann das Flammenschwert, es lässt Feuer regnen. Das Runenschwert macht zeitweise unsichtbar. Das Elfenschwert lässt einen ab und zu Hellsehen. Das Sonnenschwert blendet die Gegner – nur die Dämonen. Das Mondsteinschwert macht es einem möglich, einige der uralten Zauber anzuwenden. Dass Himmelschwert, hm.. da muss ich passen, aber das Nebelschwert hüllt einem in undurchdringlichen Nebel und das Steinschwert macht die Haut hart wie Stein. Ja, das waren alle, glaube ich. Aber man kann sie nur dann richtig benutzten, wenn man es geübt hat. Und die meisten Leute lernen es nie.“ „Kann ich die Schwerter alle finden?“, wollte Danug wissen. „Nein, normalerweise kann man nur eines haben. Aber bei Zauberern... hm. Auf alle Fälle, vor langer Zeit hatten die ersten Zauberer jeweils ein Schwert. Diese Zauberer haben sich aber zerstritten, getrennt und so wurden auch die Schwerter auseinandergerissen. Die Zauberer sind damit unterschiedlich umgegangen, manche haben die Schwerter missbraucht, ihre ehemaligen Freunde damit getötet. Aber jedes der Schwerter ist fast wie ein Schutzschild gegen die Dämonen. Diese können die Schwerter nicht ansehen, egal wie der Besitzer gesinnt ist. Und Dämonen können sie nur mit Schutzkleidung berühren. Und die Waffen, deren ursprüngliche Besitzer gut waren, können bis heute nicht von Bösem berührt werden, da sie rein von Sünde sind.““ Danug seufzte, „Bleiben wir heute Nacht im Wald?“, fragte sie. „Ja, ich weiß einen guten Platz. Wir sind bald dort“, sagte Antero.

    1 ½ Stunden später saß Danug unter einer großen Eiche. Als sie schon fast eingeschlafen war, hörte sie Pferdehufe und Lachen. „Na Kleines, wie geht’s?“, rief Ylon ihr entgegen, der gemeinsam mit einer alten Frau angeritten kam. Danug rappelte sich hoch und fiel dem Krieger um den Hals. „Wo kommst du den her?“, rief sie. „Vom Zigeunerlager. Ist ganz schön weit bis hierher“, er grinste. „Ich freue mich auch, dich zu sehen“, ließ seine Begleiterin sich vernehmen und nahm ihr Kapuze ab. Die Illusion einer alten Frau verschwand und stattdessen sah Danug das feingeschnittene Gesicht einer jungen Frau mit schwarzen Haaren.
    „Sinnikka“, staunte Danug, „Bist du eine Illusionskünstlerin?“ „Oh ja“, die Seherin nickte gutgelaunt, „Ich kann aussehen, wie ich will.“ Als Beweiß zog sie an ihren Haaren und sie wurden länger und blond. „Was machst du hier?“, wollte Danug wissen. „Nichts. Ich passe auf Ylon auf“, Sinnikka lachte und Ylon boxte sie auf sie Schulter. „Das ist wohl falsch. Ich passe auf dich auf“, entgegnete der Krieger und versuchte vergeblich, nicht zu lachen. Selbst Danug musste schmunzeln. „Auf alle Fälle schön, euch zu sehen“, sagt sie dann, „Aber ich kann euch leider nichts anbieten.“ Sinnikka schwang sich von Ju, ihrer kleine und zierlichen Ponystute. „Aber setzen können wir uns doch, oder? Was ist das für ein schöner Hund?“, sie strich über Anteros Fell. „Er heißt Antero“, erzählte Danug. Ylon war schon bei Lauri. „Er seiht prachtvoll aus. Fast so gut wie Sinninen.“ Sein Hengst, der blauschwarze Sinninen mit grauen Socken und einer grauen Schnauze, war Lauris „Jugendfreund“, er hatte ihn Danug geschenkt. „Kommt ja aus guter Zucht“, entgegnete Danug. „Schon, aber was sollen die Federn?“, Ylon zupfte skeptisch daran herum. „Er will sie“, behauptete Danug. Ylon schüttelte ungläubig den Kopf, „Du drehst total durch!“ „Aber... Ach, vergiss es“, murmelte Danug und berührte verstohlen die Federn in ihrem Haar. Ylon setzte sich zu Sinnikka auf den Boden. „Hier riecht es komisch“, stellte er fest, „Nach nasser Erde und Moos.“ „Das ist Drachengeruch“, erklärte Sinnikka. „Ja, das ist Hakala“, bestätigte Danug. Der kleine Drache steckte den Kopf aus ihrer Tasche und kicherte fast unhörbar. „Wo ist den der her?“, staunte Sinnikka, „Gehört er dir?“ „Oh nein. Er ist auf Besuch hier“, stellte Danug richtig. „Ich hab’ noch nie einen Drachen gesehen“, sagt Ylon und gähnte, „Und ich interessiere mich nicht dafür.“ Hakala fauchte und tauchte wieder in der Tasche unter. „Du hat ihn beleidigt“, erklärte Danug. „Ist mir egal“, der Krieger gähnte schon wieder. „Ich finde, er ist süß“, murmelte Sinnikka. Hakala lugte über den Rand und kicherte. Danug ließ sich zu Boden sinken und lehnte den Kopf gegen einen Baum. Antero legte sich neben sie und ließ sich kraulen. „Was macht ihr so?“, fragte Danug. „Ach, es kommen immer mehr Dämonen und wir beide versuchen, etwas dagegen zu tu. Aber so... ich meine die Menschen und Krieger erkennen die Gefahr nicht. Wir haben fast keine Möglichkeit, irgendetwas zu ändern“, erzählte die Seherin, „Und Ylon ist ja sowieso alles egal.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Kann ich auch etwas tun?“, wollte Danug wissen. „Ja, jeden Dämonen töten, den du findest“, sagte Ylon mit geschlossenen Augen, schon fast eingeschlafen. „Ach vergiss es du großer Krieger“, sagte Danug trocken. Ylon gähnte abermals und schlief dann ein. „Und er will ein Krieger sein“, murmelte die Seherin, musste aber ein Gähnen unterdrücken. „Hm.. was hältst du davon, wenn wir auch schlafen?“, schlug Danug vor, Sinnikka hört sie schon nicht mehr. Danug stand noch mal auf und sagte Lauri gute Nacht. „Ich mag deine Federn!“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

    Am nächsten Morgen wurde Danug von Ylon geweckt, der vor sich hinpfeifend irgendetwas über einem kleinen Feuer briet. „Was zum Teufel machst du da?“, knurrte Danug. „Frühstück“, der Gefragte grinste, „Dein Hund scheint ganz scharf darauf zu sein.“ „Nicht mein Hund. Antero. Was gibt es denn?“, sagte Danug, durch den Gedanken an Essen etwas besänftigt. „Geröstetes Brot. Mehr hab’ ich nicht mehr“, antwortete Ylon. „Ich hätte da noch en paar Apfel“, schlug Danug vor, „Wenn du willst?“ „Immer“, sein grinsen wurde noch breiter. „Was ich eigentlich fragen wollte: bist du mit Sinnikka zusammen?“ „Ich... nein“, Ylon wandte sich ganz dem Brot zu, „Wie kommst du darauf?“ „Ich finde bloß, ihr würdet gut zusammenpassen“, erklärte Danug. „Hör mal, ich bin jetzt 23. Und da soll ich überlegen, wer zu mir passt“, lachte Ylon. „Na und, ich bin 22 und mach’ mir Gedanken. Wenn auch nicht viele“, gab Danug zu und musste schmunzeln. „Du lachst ja fast“, rief der Krieger, „Aber sag, denkst du an jemanden bestimmten?“ „Nein“, log die Zigeunerin und dachte an Lintu, Saadhja, Samir, Bedzhaa und sogar an Ylon. „Man sieht dir an, dass du nicht die Wahrheit sagst“, behauptete Ylon, „Gib es schon zu! Lintu?“ Danug funkelte ihn an und öffnete den Mund um zu wiedersprechen als zwei Dämonen von einem Baum fielen und ihre Energiestäbe zückten.
    Danug zog ihren Bogen hervor und spannte gleich den ersten Pfeil ein. Ylon hatte schon sein Schwert gezogen und griff den ersten Dämonen an. Gerade als Danug ihren Pfeil abschoss sprang Sinnikka von einem Baum auf das nun verletzte Monster und stach ihm ein Messer in den Hals. Danug schoss einen zweiten Pfeil, dem anderen Dämonen ins Herz.
    „Ich hasse sie“, knurrte Danug, ging zu ihrer Tasche und holte drei Äpfel heraus. „Es gibt Frühstück“, kündigte Ylon an.

    Erst später ritt Danug allein, das heißt mit Antero und Hakala in Richtung Berge. „Warum glaubt Ylon, dass ich Lintu mag? Klar, ich vermisse ihn, aber doch die anderen auch. Außer Kira und Sahira“, murmelte Danug. „Gib doch zu, dass du Lintu mehr vermisst als die anderen“, neckte Antero. „Jaja. Und ich mag Kira nicht, weil sie viel hübscher ist als ich und Königin und weil ich glaube, dass alle sie lieber mögen als mich“, schnappte Danug und funkelte den Flammenhund böse an, „Und am liebsten wäre ich mit zu Lintu gegangen.“ ‚Wütend riss sie einige Blätter von einem der Bäume und warf sie zu Boden. „Siehst du!“, Antero kläffte. „Ich ...“, Danug ballte die Fäuste,, „Ach, vergiss es, und rede von etwas anderem.“
    Lauri schnaubte beruhigend und Danug sah, dass seine Mähne flatterte. „Nein, jetzt nicht!“, beschwor sie ihn, „Aber lauf, so schnell du kannst.“ Der Hengst schnaubte wieder, stieg leicht auf der Hinterhand und sprintete los.
    Der Wind blähte Danugs Umhang auf, wehte ihr Blätter ins Gesicht als sie dicht über Lauris Hals gebeugt dahinpreschte. „Das ist besser als Fliegen!“, flüsterte sie dem Hengst ins Ohr als er in etwas langsameren Galopp fiel. „Was zum Teufel hast du vor?“, keuchte Antero, der angehechtet kam, „Willst du mich umbringen?“ „Nein, ich will dich loswerden“, knurrte Danug,, aber ihre Augen funkelten belustigt. „Kannst du haben“, murmelte Antero mit spöttischem Unterton, „Ich muss mal wieder... meine Familie besuchen. Hakala, kommst du mit?“ Blitzschnell schlüpfte der kleine Drache aus Danugs Tasche, kicherte ein letztes Mal und sprang auf Anteros Rücken. Sekunden später waren die beiden verschwunden. „Auch schön, ganz allein...“, Danug seufzte, „Warum wünsche ich mir wirklich, ich wäre zu Lintu? Ich meine, sonst bin ich doch auch gerne allein?“ Sie wuschelte Lauri durch die Mähne. „Ja, ich weiß schon, was du denkst... Zigeuner! Immer denke sie über so einen Schwachsinn nach... aber mir ist das alles wichtig! Zum Beispiel Kira. Was hat sie, das ich nicht habe? Außer Schönheit und Macht? Warum bilde ich mir ein, dass Lintu sie mag?“
    Lauri nickte mit dem Kopf, der Wind wehte durch seine Mähne, wirbelte die Federn umher und seine Hufe lösten sich vom Boden. Er schwebte nur wenige Zentimeter über dem Grund bevor er wieder zur Erde sank, aber es genügte um Danug in bessere Stimmung zu versetzten. „Dafür hab’ ich dich“, sagte sie fast stolz und klopfte Lauri auf en Hals, „Und du bist einzigartig. Liegt das an den Federn?“ Der Hengst schnaubte. „Das heißt wohl ja, nicht? Schade, dass du hast auch mir eine Feder, na gut, mehrere, gegeben. Und ich verstehe die Raben. Du kannst wohl fliegen. Aber Lintu hat ja auch Federn. Sag mal, hab’ ich eigentlich Freunde? Eine beste Freundin? Immer sind all zu zweit, ... klar, da ist Karitsa aber sie ist oft komisch. Ich meine, sie hat fast keine Ahnung von der Welt. Bis jetzt noch nicht. Sie denkt, ihr kann nichts geschehen. Immerhin ist sie erst 20. Aber... egal. Da ist Melia noch mehr wie ich. Lintu sowieso. Aber er hat Samir. Und Bedzhaa hat sozusagen Saadhja. Chilija Avrel. Was ist mit mir?“, murmelte Danug, „Warum habe ich keine Freundin? Bin ich so komisch? Na gut, ich mag Armspangen, Lederbänder, Silberketten und Tücher. Ich rede nicht so viel, aber das ist ja nicht schlecht, oder mein kleiner Schatz?“
    Lauri setzte wieder am Boden auf und jagte in gestrecktem Galopp dahin. Plötzlich blieb er abrupt stehen und Danug wäre fast über seinen Hals zu Boden gefallen.
    „Ich hasse Dämonen!“, murmelte sie und ließ einen Feuerball auf den größten der 3 Dämonen, die vor ihnen aufgetaucht waren.
    Fast im selben Moment warf sie einen Dolch. Die Dämonen begannen mit Energiebällen zu werfen, Danug holte ihren Bogen hervor. Lauri stampfte nervös mit den Beinen und spielte mit den Ohren. „Hör auf, bitte“, flehte Danug, konzentrierte sich dann wieder auf die Dämonen. Das große Monster kam immer näher auf sie zu, streckte seine Klauen aus, wollte sie ergreifen.
    In diesem Augenblick sprang Antero aus dem Gestrüpp hervor, warf sich auf das Monster, verbiss sich in seinem Hals. „Antero!“, rief Danug und zog ihr Schwert, nachdem die den Bogen weggeworfen hatte. Blitzschnell stach sie es einem Dämon ins Herz. Dem zweiten Kleinen jagte sie einen Feuerball nach. Dann wandte sie sich dem Großen zu, wehrte seine Energieblitze mit dem Schwert ab. Irgendwann schaffte sie es, den Dämonen an der Seite zu erwischen und er stürzte zu Boden. Mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung köpfte sie das Monster. „Kaum lässt man dich alleine, legst du dich mit Dämonen an“, japste Antero. Danug rang sich ein Lächeln ab, „Wo ist Hakala?“, fragte sie. „Irgendwo da... keine Ahnung“, sagte Antero. „Du hast ihn verloren?“, riet Danug und fixierte den Flammenhund.
    „Kann sein“, gab Antero zu und lachen glomm in seinen Augen auf. „Er wird schon kommen“, murmelte Danug, „Bist du irgendwo verletzt?“ „Nur eine kleine Brandwunde im Nacken“, sagte Antero und kniff die Augen zusammen. „Ich verarzte dich“, bot Danug an und der –Flammenhund nickte dankbar. Schnell holte Danug einen Topf Honigsalbe hervor und trug sie sanft auf Antero Wunde auf.
    „Hast du Hunger?“, wollte sie dann wissen.

    Nur wenig später saßen sie nebeneinander und knabberten Karotten und Äpfel. „Bals hast du die Berge erreicht, und dann“, fragte Antero. „Suche ich das Schwert“, antwortete die junge Frau. In diesem Moment flog ein Rabe heran und landete auf ihrer Schulter. „Ich soll dir einen schönen Gruß von Lintu sagen, und fragen, was du immer so machst.“ „Du bist doch nicht Rownu, oder?“, fragte Danug. „Nein. Ich bin Raben“, krächzte der Rabe, „Aber sag: wie geht’s dir?“ „Ganz gut. Sagen wir, ich bin in Ordnung. Musst du das Lintu sagen?“, murmelte Danug. „Ja. Erzähl mir einfach irgendwas.“ „Hm. Gerade waren drei Dämonen hier, vor kurzem habe ich Sinnikka und Ylon getroffen. Aber ich vermisse die Stadt, die anderen“, als sie auf die Zauberer zu sprechen kam, bekamen ihre Augen einen sehnsüchtigen Glanz. „Naja, ich muss dann wieder“, krächzte Raven und schlug mit den Flügeln. „Sag Lintu liebe Grüße“, bat Danug und sah Raven fast leidend an, strich ihr noch mal über die Federn. Im nächsten Moment war sie weg. „Wollen wir auch weiter?“, fragte Danug Antero. Dieser nickte, „Hakala findet mich schon.“ „Dann sofort weiter!“, meinte Danug und sprang auf. Lauri stellte sich neben sie und stubste sie am Fuß an. „Jaja. Komme schon“, murmelte Danug und schwang sich auf den Pferderücken. „Ich kann den Schattenstein riechen“, erzählte Antero, „Ich führe dich überall hin, wo das Schwert ist!“ „Seit wann hast du eine so gute Nase?“, spottete die junge Frau. „Ach, immer schon“, entgegnete der Flammenhund, „Soll ich dich jetzt führen oder nicht?“ „Gerne!“, meinte Danug erfreut. „Na dann los“, kläffte Antero und lief los.

    Drei Tage später hatten sie den Fuß des Berges erreicht. Danug war von Lauri gestiegen und ging Antero nach, den steilen Hang hinauf. Hakala, der sie inzwischen eingeholt hatte, hatte sich um Lauris Fessel geschlungen. „Los, bald sind wir da“, spornte Antero an. „Hoffentlich wirklich bald“, keuchte Danug und trank einen Schluck aus ihre Wasserflasche. Nur Minuten später standen sie vor einer Höhle. „Hier ist der Geruch besonders stark“, erklärte Antero. Danug nickte. „Spring auf Lauri“, bat sie und legte dem Hengst einen Arm um den Hals. Der kleine Drache kicherte. Langsam trat Danug in die Höhle und folgte dem breiten Gang. Am Ende sah sie etwas schimmern. Als sie es fast erreicht hatte, gab es einen lauten Knall, einen Lichtblitz und dann wurde Danug ohnmächtig.

    Sie erwachte, als sie etwas Nasses im Gesicht spürte. „Was?“, murmelte sie und tastete herum. Als Antwort hörte sie ein leises Schnauben und ein Kichern. „Lauri, Hakala?“, sagte sie leise und schlug die Augen auf. „Wo ist Antero“, fragte sie und kraulte den Hengst. „Wir versuchen seit einer Woche, dich aufzuwecken“, ließ Antero sich vernehmen. „Was?!?!“, schrie Danug und setzte sich ruckartig auf. Dann griff sie sich an den Kopf und stöhnte. „Naja, wo sind wir?“, fragte sie. „Im Reich der Dämonen“, verkündete Antero fast stolz, „Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise“, witzelte er, „Also es war normal, dass du eine Woche geschlafen hast. Nur bei mir wirkt das nicht, ich bin aus einer anderen Welt.“
    Danug umarmte ihn und kicherte. „Das hat dir nicht gut getan“, meinte Antero, „Du lachst ja.“ „Sie haben mich ausgetauscht“, spottete Danug, „Gegen einen Dämonen.“ „Ach, Spaß beiseite, ich rieche immer noch Schattenstein“, murmelte der Flammenhund. „Dann nichts wie los!“, sagte Danug und rappelte sich auf.

    Ohne irgendjemanden zu treffen, durchforsteten sie das Dämonenreich. Nach zwei Tagen erreichten sie eine Kreuzung der so seltenen Wege. „Bleiben wir ein bisschen hier“, schlug Antero vor und ließ sich auf die Hinterbeine sinken. „Gut“, Danug gähnte und glitt von Lauri. Müde lehnte sie sich gegen eine der Felswände und schloss die Augen.



    Re: drachenfeuer

    danug - 04.08.2004, 19:01


    Kapitel 3 Lintu
    Lintu und Djapu jagten über die Felder, der junge Mann immer noch voller Wut – gemischt mit Trauer. Djapu, seine Fuchsstute mit den seltsam gebogenen Ohren, schien aus seiner Wut Kraft zu schöpfen, sie galoppierte schon seit Stunden ohne ihre Geschwindigkeit zu verringern. „Warum verdammt“, murmelte Lintu jetzt, „Warum wollte sie mich nicht begleiten? Und wenn sie mich nicht mag, warum hat sie mich geküsst? WARUM???“ Djapu blieb abrupt stehen. „Was denn mein Schatz?“, fragte Lintu, „Oh, nur ein Dämon.“ Er lachte und ließ einen Windstoß los. Der Dämon wurde gegen einen Baum geweht und brach zusammen. Lintu betrachtete die Leiche schweigend, sah zu wie sie zerfiel. Er wirbelte herum als er einen Schrei hörte. „Rownu, erschreck mich nicht so“, der Junge Mann verzog den Mund. „Ach Quatsch du alter Hexer. Als ob ich dich erschrecken könnte“, krächzte der Rabe, „Aber darf ich dir Raven vorstellen? Eine gute Freundin von mir.“
    „Ach so, eine FREUNDIN“, Lintu hob die Augenbrauen. „Hehe!“, drohte Rownu und schnappte nach Lintus Finger. „Da fällt mir etwas ein“, meinte der junge Mann, „Kann mir einer von euch einen Gefallen tun?“ Raven und Rownu sahen sich an und nickten gleichzeitig. „Könnt ihr nicht Danug suchen und sie einfach mal fragen, wie es ihr geht?“, bat Lintu und sah die Raben hoffnungsvoll an. „Ja, klar. Sind schon weg“, sagte Raven und schlug mit den Flügeln. Im selben Moment flogen beide davon. „Hat das überhaupt irgendeinen Sinn?“, murmelte Lintu, „Will sie überhaupt etwas von mir wissen?“ Djapu wieherte leise und lenkte ihre Schritte in den Wald.

    Ziemlich bald am nächsten Morgen beendete Lintu seine ziemlich kurze Nachtruhe. Er streckte sich kurz und ging dann zu dem kleinen Bach neben dem sie gerastet hatten und stieg in das eiskalte Wasser. Er tauchte den Kopf unter, spürte, dass ihm das Haar am Kopf kleben blieb. Er fühlte die leichte Strömung an seinem Körper, sie streichelte ihn, fast als wollte sie ihn liebkosen. Lintu schloss kurz die Augen, sah Danug vor sich.
    Zähneklappernd ging er später wieder zu Djapu zurück. „Hm, meine Schöne?“, flüsterte er ihr ins Ohr. E r erwartete keine Antwort, schwang sich gleich auf ihren Rücken und ließ sie antraben. Aber schon nach wenigen Schritten stolperte die sonst so trittsichere Djapu über irgendetwas. Lintu glitt von ihrem Rücken und betastete vorsichtig ihre Beine. „Alles in Ordnung, nicht wahr Schatz?“, fragte er. In diesem Moment bemerkte er etwas Goldenes auf dem Boden. Schnell griff er nach dem Metall und riss es aus der Erde. Zu seiner Verwunderung hielt er ein prachtvolles Schwert mit goldener, runenverzierter Klinge und rotem, mit Goldfäden bespanntem Griff aus mit Samt bezogenem Elfenbein. Plötzlich zuckte ein gewaltiger Blitz aus dem wolkenlosen Himmel und Lintu hörte eine leise Stimme, „Jetzt hast du das Drachenschwert. Geh damit ins Land der Dämonen und besiege den Dämonenlord Zabul.“ „Tja Djapu, jetzt wissen wir wenigstens was wir machen. Aber im Turm wäre es schön gewesen“, seufzte Lintu, „Aber auch langweilig.“ Er schwang sich wieder auf die Fuchsstute und Djapu galoppierte von selbst an, setzte mit einem wunderschönen Sprung über einen Bach und fegte über die Felder.

    Vier Tage später rannte Djapu immer noch, ohne geringste Anzeichen von Müdigkeit. Dann legte Lintu eine Pause ein, seine Stute sprengte davon. Auf einmal sprangen ihm zwei Dämonen entgegen. Schnell zückte Lintu sein altes Schwert und wehrte den Dämon ab. Gleichzeitig versuchte er, mit seinen Augen einen Sturm zu entfesseln. Es gelang ihm nur eine leichter Windstoß, der allerdings reichte, um den kleiner Dämonen zu Boden zu fegen.
    Mit einem schnellen Sprung landete Lintu auf der Brust des Dämonen und stach ihm das Schwert in die Kehle. Im nächsten Moment wirbelte er herum und versetzte dem zweiten Dämonen einen Kinnhaken. Dann setzte er zu einem Fußtritt an, traf das Monster genau am Schlüsselbein und warf es so zu Boden. Im nächsten Moment war auch dieser Dämon tot.
    Keuchend lehnte Lintu sich gegen einen Baumstamm und trank aus seiner Wasserflasche. Dann ließ er sich zu Boden sinken und schloss die Augen. In diesem Augenblick hörte er Flügelschlagen und ein leises krächzen. „Raven?“, murmelte er. „Ja. Ihr geht es gut. Sie hat irgendeine Sinnikka und einen Ylon getroffen, gegen ein paar Dämonen gekämpft. Und sie hat gesagt, sie vermisst die Stadt und euch. Ihre Augen haben vor Sehnsucht geglänzt. Auch alls ich von dir gesprochen habe. Ich glaube, du fehlst ihr“, erzählte Raven. „Ehrlich?“, unbewusst lächelte Lintu. „Ich glaube“, betonte Raven. „Wo ist Rownu?“, wechselte Lintu das Thema. „Genau neben dir“, ließ Rownu sich vernehmen. Lintu gähnte, „Bin ein bisschen erschöpft“, entschuldigte er sich und war im nächsten Moment eingeschlafen.

    Nur wenige Stunden später schlug er die Augen wieder auf. Er sprang sofort auf die Beine und streckte sich ausgiebig. „Djapu, was meinst du, wollen wir den Dämonenlord suchen?“, wandte er sich an seine Fuchsstute, die inzwischen zurückgekehrt war.
    Sie schnaubte und stubste Lintu an. Dieser lachte und landete mit einem eleganten Sprung auf Djapus Rücken. Die Stute wieherte leise und stieg leicht auf der Hinterhand. Schnell wirbelte sie herum und lief zurück, zur Stadt der Zauberer, zum einzigen Dämonenschlupfloch, dass ihnen bekannte war.
    „Hey, wartet auf mich“, rief ihnen Rownu hinterher und flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Lintu grinste und streckte seine Hand aus. „Wo ist deine Freundin?“, fragte er Rownu. Der Rabe, inzwischen gelandet, krächzte. „Weiß nicht. Nirgendwo. Wo ist denn deine Freundin?“ „Welche Freundin?“, sagte Lintu ernst. „Vielleicht Danug“, neckte Rownu. Lintu funkelte ihn an, schwieg aber. „Gib es schon zu“, witzelte der Rabe weiter, klappte aber den Schnabel sofort zu, als er Lintus wütenden Blick auffing.
    Nach einigen Stunden standen sie vor einem tiefen, dunklen Loch, gefüllt mit schwarzem, wirbelnden Schlamm. „Das ist ein Schlupfloch“, erklärte Rownu, „Wenn wir da hineinspringen kommen wir mit einer Woche Zeitverlust ins Dämonenreich.“ „Hm. Ich würde sagen, nichts wie rein!“, meinte Lintu, bemüht fröhlich. Er drückte Djapu die Fersen in die Flanken und die Stute sprang in das Schlupfloch.

    Später erwachte er in der Schattenwelt. „Es waren nur 6 Tage“, gab Rownu zu, und klapperte mit dem Schnabel. „Wir müssen nach Westen“, meinte Lintu und rappelte sich hoch. „Klar, aber wo ist Westen“, fragte der Rabe. „Irgendwo“, Lintu sah sich um, schüttelte dann aber den Kopf. „Keine Ahnung“, gab er dann zu und sein Sinn für Humor brach durch, er lachte. Djapu nickte nach links. „Du meinst, da rüber?“, fragte Lintu und schwang sich auf die Fuchsstute. Djapu fiel in langsamen Trab. „Dämonen“, krächzte Rownu und flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Lintu grinste und spannte erwartungsvoll einen Pfeil in seinen Bogen.
    Zwei kleine Dämonen kamen angeflattert, Lintu traf jeden der Beiden mit einem Pfeil und sie fielen zu Boden und zerbröselten zu Staub. „Das waren ja nur zwei“, murrte der Zigeuner, seine Augen funkelten. „Nie bist du zufrieden“, krähte Rownu und ließ sich auf seiner Schulter nieder, „Aber keine Angst, es sind noch nicht alle. Da hinten kommen noch welche!“
    Lintu zückte sein Schwert und nahm seinen langen Dolch in die andere Hand. „Die sind schon besser als die Kleinen“, murmelte er, als die mindestens 3m großen, schlanken Dämonen zu Dritt vor ihm auftauchten.
    Er schnippte mit der rechten hand und ein Tornado erschien auf seinen Fingerspitzen. Er pustete ihn vom Finger und trieb Djapu an, in das Auge des Wirbelwindes hinein. Dadurch geschützt entkamen sie den Dämonen.
    „Das war knapp“, meinte Rownu später. „Blödsinn“, entgegnete Lintu, „Das hab’ ich so geplant!“ Er lächelte verschmitzt. „Jaja. Aber sieh mal, hier ist ein Weg“, lenkte der Rabe ab. „Mhm. Und hier waren Dämonen!“, Lintu deutete auf einen nur wenige Stunden alte Leicht. Rownu klapperte mit dem Schnabel, „Trotzdem, nehmen wir den Weg?“ Lintu nickte und pfiff leise, auf dieses Signal hin verfiel Djapu in langsamen Galopp.

    Zwei Tage später stießen sie auf einen Lagerplatz. Lintu sprang von Djapu und untersuchte die Stelle gründlich.
    „Hier waren Elfen“, stellte er fest, „Sie haben Heilpulver angewendet.“ „Und sie haben Feuer gemacht“, warf Rownu ein. „Sie sind noch hier“, meinte Lintu und rief: „Elfen, zeigt euch!“
    „Elfen ist falsch“, ertönte eine tiefe Stimme, „Aber zeigen könne wir uns gerne zeigen.“ Sinnikka und Ylon traten aus dem Schatten hervor. „Willkommen in unserem Lager Lintu“, grüßte Sinnikka und hob ihre Hand. Der Zigeuner nickte kurz., „Woher kennt ihr meinen Namen“, fragte er. „Ach, Danug hat viel von dir erzählt“, sagte Ylon leichthin, „Und außer Danug und dir gibt es niemanden, der mit Raben redet.“ Er grinste.
    Rownu krähte empört und plusterte sich auf. „Hör schon auf damit!“, murmelte Lintu. „Übrigens, von dort hinten kommen 3 riesige Dämonen. Wir werden dir helfen!“, meinte Sinnikka und holte einen Beutel hervor.
    Ylon zog sein Schwert und wollte Lintu ebenfalls dazu auffordern doch dieser hielt das Drachenschwert und Messer bereits in den Händen.

    Nach Minuten des angespannten Wartens erschienen die drei Dämonen, denen Lintu zuvor entkommen war. Wieder schnipste Lintu mit den Fingern, diesmal ließ er den Tornado auf die Dämonen los. Fast gleichzeitig warf Sinnikka ihren Beutel und der Inhalt wurde vom Tornado direkt auf die Dämonen zugewirbelt. Die Monster sanken allesamt bewusstlos zu Boden. Lintu sprang los und stieß dem Ersten das Schwert in die Kehle, Ylon erledigte dein Zweiten ähnlich schnell, aber als Sinnikka den dritten Dämonen köpfen wollte, sprang dieser auf, ihr saphirbesetztes Schwert im Fleisch. Im gleichen Moment schleuderten Ylon und Lintu ihre Schwerter. Eines traf den Rücken, das andere genau das Herz des Dämons.

    „Guter Wurf“, beglückwünschte Ylon Lintu später. „Danke“, der Zauberer grinste, „Aber sagt mal, was ist das für ein Pulver?“ „Das ist Sternenstaub. Er versetzt Dämonen in Tiefschlaf oder verletzt sie sonst wie. Ist auf alle Fälle sehr nützlich“, erklärte Sinnikka, „er ist von den Flussnymphen, die den Sternensee bewachen.“ „Ich hab’ schon davon gehört“; saget Lintu zögernd. „Du kannst ruhig glauben, dass es sie Nymphen gibt. Auch wenn Kira, Sahira und andere darüber spotten. Danug und Saadhja haben sie schon gesehen. Mindi und ihr Gefolge – sie existieren“, erzählte Sinnikka. „Aber alle sagen, dass sie nur ein Märchen sind“, zweifelte Lintu. „Und doch sind sie echt“, Sinnikka lächelte, „Ich kann es dir sogar beweißen.“ „Niloen, niloi noniloi!“, rief sie. Es gab einen leisen Knall und einen schlanke, große Frau mit silbriger Haut erschien. „Zweifler?“, fragte sie mit einem gutmütigem Lächeln und warf ihr silberfarbenes Haar zurück. An der Innenseite des linken Armes hatte sie in Elfenschrift das Wort Dynastie eintätowiert. „Wer bist du?“, fragte Lintu. „Ich bin Mindi. Die Herrin der Sterne. Sagen wir, die Nymphenkönigin“, lächelte Mindi, „Seit Anbeginn der Zeit herrscht meine Familie, das Geschlecht der Niloen, nur zeitweise Unterbrechung durch die Nkios und die Kienels. Aber wir haben nicht wirklich viel zu herrschen. Jede Nymphe darf machen, was sie will, nur keine Nymphe töten.“ „Schön sich zu sehen“, schaltete sich Sinnikka ein, um den Redefluss der Nymphe zu unterbrechen, „Setz dich doch.“ Lintu starrte die bezaubernd schöne Mindi an, die jetzt ihre kurze Hose zurechtzog und an ihrem Oberteil zupfte. Er schüttelte kurz den Kopf und der Gedanke an Mindi verschwand, stattdessen tauchte wieder Danug auf. „Du bist immun gegen Verführung“, stellte Mindi vergnügt fest, „Wen gibt es denn in deinem Leben?“ Der Zigeuner wurde leicht rot und zog seine Schulter hoch. „Na gut, dann eben nicht“, lenkte die Nymphenkönigin ein, „Aber auch Ylon ist immun. Ylon?“ Sie zwinkerte ihn an. „Darauf kommst du im Leben nicht“, erwiderte der Krieger und legte sich auf den Rücken. Daraufhin schloss er die Augen und war schon eingeschlafen. „Männer“, murmelte Sinnikka. Lintu grinste und rappelte sich noch einmal hoch. Er ging zu Rownu und Djapu. „Bleibt ihr hier bei uns, ja meine Schönen?“, er strich Djapu über das weiche Maul. Als er nach wenigen Minuten zum Feuer zurückkam, waren Mindi und Sinnikka verschwunden. Er zuckte die Schultern und rollte sich zusammen. Kurz darauf war er eingeschlafen.

    Am nächsten Morgen war Lintu alleine. Das Einzige, das die anderen zurückgelassen hatten, war ein schwarzer Lederbeutel und ein Zettel:

    Ich denke, du kannst das Pulver brauchen.
    Würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen könnten.
    Mindi


    Lintu grinste und steckte den Beutel in eine seiner vielen Hosentaschen. „Nymphen, ph!“, krächzte Rownu und setzte sich auf Lintus Schulter. „Ich fand sie nett!“, gab Lintu zu. „Ja, schon, aber sie wollte dich verführen“, warf Rownu ein. „Na und? Hat doch nicht geklappt!“, sagte Lintu. „Ja, weil du VERLIEBT bist“, spottete der Rabe. „Pass auf, dass ich dich nicht erwürge“, knurrte Lintu, musste aber ein Lachen unterdrücken. „Siehst du, Dauer-Lacher“, krähte Rownu. „Ach, dummer Rabe. Los, reiten wir weiter“, murmelte der Zigeuner. „Ts. Wohin denn? Du hast ja keine Ahnung?“, sagt Rownu. Lintu funkelte ihn an und pfiff nach Djapu. Mit aufgeregt spielenden Ohren kam die Stute angetrabt und umrundete Lintu. Der Zigeuner schwang sich auf Djapu und diese fiel sofort in leichten Galopp. Wie der Wind ritten sie den engen Weg entlang, Rownu hatte Mühe, ihnen zu folgen. Irgendwann versuchte er, sich an Lintus schwarzen Umhang festzukrallen, was ihm auch gelang.

    Baldstanden sie an einer Kreuzung. „Wohin jetzt?“, fragte Lintu murmelnd und sah sich suchend um. Er wollte schon nach links reiten, als er am Wegrand eine zusammengesunkene Gestalt sitzen sah. Er lenkte Djapu auf sie zu und rutschte vom Pferd. Lintu legte der Gestalt die Hand auf die Schulter. Sie wachte auf und blickte zu Lintu auf. „Danug!“, sagte er und lächelte.



    Re: drachenfeuer

    danug - 09.08.2004, 15:19


    Kapitel 4 Melia

    Melia schritt hoch erhobenen Hauptes durch das Tor, zu ihrem Thronsaal.
    „Bria, verschwinde von meinem Thron!“, befahl sie herrisch, „Du hat hier nichts verloren!“ Die anwesenden, Fürsten, Grafen, Mächtigen des Reiches, starrten die Eisprinzessin verwundert an, wie einen Geist. Da kam aus einer dunklen Ecke des Raumes ein kleiner Eisbär gekugelt und tapste auf Melia zu. „Nalim“, lachte diese und hob ihn hoch. „Melia!“, ertönte ein Stimme und auch ihr Bruder Akki erschien, „Bria hat sich nicht aufhalten lassen.“ „Aber jetzt wird sie gehen!“, sagte Melia kalt und zog mit ihrer freien Hand ein silbernes, blankpoliertes Schwert mit blau hinterlegtem, geschnitzten Griff der silbern bemalt war, „Oder ich werde sie töten.“
    Bria sprang sofort auf und rannte aus dem Saal. „So Herrschaften, hat jemand etwas gegen meinen Thronanspruch?“, rief Melia spöttisch. Die Fürsten zogen die Köpfe ein, einzelne Verneinungsrufe wurden laut. „Nun gut. Als Zeichen dafür: Bringt mir die Krone!“, sagte die Einprinzessin und sofort sprang Erkki auf und kniete mit der Silberkrone in den Händen vor ihr nieder. Samili setzte sie ihr aufs Haupt. „Ihr seid entlassen“, entschied Melia und rasch verließen die Fürsten ihre Plätze.

    Melia nahm die Krone ab und lümmelte sich gemütlich auf den Thron. „Wie kommt es, dass Bria meinen Platz einnehmen wollte?“, fragte sie Akki. „Alle hielten dich für verschwundne“, gab er zu, „Und die Fürsten wollten das Land nicht ohne Führer lassen.“ Melia schmunzelte, „Aber Samili und Erkki sicher nicht?“ „Nein, Puri auch nicht, aber drei sind zu wenig, Sie hatten keine Chance. Und mir haben sie keine Stimme zugestanden“, er wirkte unglücklich. „Ach, mach dir nichts draus!“, Melia stand auf und umarmte ihren Bruder, „Lass uns lieber zu den Eisbären gehen.“ Sobald sie im Gehege stand, liefen einige Eisbären auf Melia zu und sprangen an ihr hoch. Lachend nahm Melia zwei der kleinen Tiere auf den Arm und knuddelte sie. „Seid ihr dafür nicht zu alt?“, scherzte sie. „Sie haben dich vermisst“, stellte Akki fest, „Du bist ja praktisch ihre Mam.“ Melia lächelte, „Sie sind erwachsen!“ Sie streichelte einen der Mini-Eisbären. „Aber sie sehen noch aus wie Babys“, murmelte Akki. „Ts.... Es sind Kämpfer“, Melia suchte mit ihren Augen den Horizont ab. Endlich entdeckte sie, was sie wollte. Sunow, ein etwa pony-großer, schlanker Eisbär kam angelaufen. „Los, komm. Wir reiten ein Stück“, forderte Melia. Sie schwang sich auf Sunow und Akki sprang hinter sie. „Wie geht’s Mam?“, fragte Melia. „Sie ist vier Tage nachdem du wegbist gestorben. Aber sie hat gedacht, du bist noch hier. Und sie hat einen Brief geschrieben. In fünf Tagen dürfen wir ihn öffnen“, erzählte Akki. Inzwischen waren sie in der Eisstadt und Sunow lief durch die engen Gassen. „Die Stadt ist einfach toll. Ich liebe sie einfach!“, schwärmte Melia. Akki legte ihr den Arm um die Schultern, „Ja, es ist deine Stadt. Die Leute lieben dich.“ Melia strahlte ihn an und küsst ihn auf die Wange. „Hey, warte. Ich muss zur Arbeit“, fiel Akki ein, er sprang von Sunow. Melia umarmte den Eisbären, „Er ist mein Lieblingsbruder“, hauchte sie ihm ins Ohr, „Akki ist toll.“
    Beim Palast ließ auch Melia sich von Sunow gleiten und ging in den Wohnteil. „Hoffentlich ist Utila da“, murmelte sie. „Was ist mit mir?“, fragte die junge Frau, die gerade den Gang entlang rannte und jetzt schlitternd stehen blieb. Neugierig sah sie Melia an. „Hast du mich vergessen Utila?“, fragte die Eisprinzessin. „Melia!“, Utila fiel ihr um den Hals, „Seit wann hast du so kurze Haars.“ Lachend strich Melia sich über die ca. 4,5cm kurzen Haare. „Wie geht’s dir?“, fragte Melia. „Gut. Los komm, gehen wir in die Bibliothek“, rief Utila, „Ich hab’ eine Menge neuer Zauberbücher gefunden.“ Schon bald saßen die beiden Zauberinnen in der Bibliothek und grübelten über Zauberbücher.

    Zwei Tage später stand Melia im Hof und boxte unerbittlich auf einen Strohsack ein. Wütend biss sie auf ihre Unterlippe und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich hasse sie“, zischte sie und schloss die Augen kurz. Schon wider erschien Leljas Bild vor ihren Augen. „Sie soll meinen Bruder in Ruhe lassen. Womit hat Akki verdient, dass sie ihn anmacht? Er braucht nicht verarscht werden!“ Lelja war bekannt dafür, mit den Männern zu spielen, sie dann fallen zu lassen und zu verspotten. „Akki ist viel zu nett für so was. Aber er lässt sie sicher abblitzen. Wenn er nicht mein Bruder wäre...“, murmelte sie, „Wo sind die tollen Typen die nicht meine Brüder sind?“ „Hey, überanstreng dich nicht!“, rief Akki hinter ihr. „Ts, ich und zuviel arbeiten“, sie umarmte ihn. Akki hob Melia lachend hoch und wirbelte sie herum. Dabei berührte er unabsichtlich ihren Nacken, Melia schloss wie verzaubert die Augen. „Meli, du bist schon komisch“, sagte Akki und grinste. „Ich bin krank“, witzelte Melia und zappelte herum, um wieder auf den Boden gelassen zu werden. Akki drückte sie noch einmal ganz fest und stellte sie dann hinunter. „Ich muss sowieso los. Bis heute Abend“, erklärte Akki und verließ den Hof. Stattdessen tapste Nalim herein und sprang um sie herum. „Komm, Nalim-Schatz. Wir gehen spazieren!“, forderte Melia auf.

    Melia wanderte mit Nalim über die Schneehügel. „Akki ist einfach toll. Er ist alles, was man sich wünscht. Und zusätzlich ist er mein Bruder. Na gut, auf das könnte ich verzichten. Warum bitte muss das sein? Ach, vergiss es. Ich sollte froh sein, dass ich einen Bruder wie ihn habe. Ich meine, wer kann schon von sich behaupten, dass er den liebsten Menschen der Welt als Bruder hat? Nur ich oder? Akki ist einfach der Beste. Vielleicht gibt es irgendwo noch jemanden wie ihn. Glaubst du, ich kann ihn finden? Ich meine, denjenigen, der genauso toll ist wie Akki? Geht das überhaupt? Ich werde wahnsinnig!“, Melia raufte sich die Haare, hob etwas Schnee auf und formte einen Schneeball. Sie warf ihn in die Ferne, Nalim jagte ihm hinterher, schnüffelte im Schnee herum. Er nahm ein Maul Schnee, nieste dann. „Ach du kleiner Tollpatsch. Schnee isst man nicht!“, Melia lachte, „Aber weißt du was, Lelja wird Akki nie bekommen. Er hatte sie durchschaut, schon als wir noch jünger waren. Akki ist zu intelligent für so dumme Tricks. Und ich werde dafür sorgen, dass Lelja jemanden anderes bekommt. Ich muss mich noch mit Utila beraten, wer in Frage kommt...“ Melia stolperte und zog ihren Stiefel wieder hoch, klopfte etwas Schnee von ihrem Minirock. „Hoffentlich verrosten meine Armschützer nicht“, sie lächelte und hob Nalim hoch.

    Zwei weitere Age später stand Melia wieder im Hof und schlug diesmal mit einem Schwert auf einen Strohsack ein. „Warum ärgern mich diese verdammten Fürsten immer so?“, knurrte sie. Plötzlich fuhr sie auf, meinte in der Ferne einen Schrei zu hören. Wenige Sekunden später rannte Nalim auf den Hof und zerrte an ihrem Stiefel. „Jaja, komme schon“, murmelte Melia und folgte dem Eisbären. Nalim führte sie auf das Eisbärgehege zu.
    In der Nähe der Höhlen sah Melia zwei Dämonen auf irgendetwas eintreten. Sie stürzte auf die Gestalt am Boden zu und ließ einen der Dämonen zu Eis erstarren. Den Zweiten erledigte sie mit einem schnellen Schwertstreich. Dann beugte sie sich über die Gestalt. „Akki!“, rief sie und berührte ihn sanft an der Schulter. Der Mann stöhnte und seine Lider zuckten. Melia seufzte und pfiff Sunow. Mit einer kleinen Handbewegung beförderte sie Akki auf den Eisbären und ging dann vor Sunow her zu Palast. Sie betrachtete den bewusstlosen Akki. „Er sieht einfach toll aus“, murmelte sie, „So hilflos!“ Vor dem Tor zögerte sie kurz, öffnete es dann aber und führte Sunow hinein. Melia ließ Akki in ihr Zimmer bringen und legte ihn auf ihr Bett. Vorsichtig untersuchte sie ihn. Akki hatte eine Platzwunde am Kopf, Verbrennungen von Energiekugeln und einige Schnittwunden, einen riesigen blauen Fleck an der Seite. „Nalim“, sagte Melia, „Lauf in die Bibliothek und hol’ meinen Medizinbeutel.“ Der Eisbär lief sofort los und die Tür schlug hinter ihm zu. Melia setzte sich aufs Bett und nahm Akkis Hand in ihre, streichelte sie sanft. „Was machst du nur? Warum warst du alleine dort draußen? Du hast Mams Brief geholt, nicht? Hat er dich denn so aufgeregt?“, eine Träne lief ihr über die Wange. Von draußen rannte Nalim gegen die Tür, dann drückte jemand die Klinke hinunter. Schnell sprang Melia auf und legte eine Decke über Akki. Nur wenige Sekunden später betraten Samili und Nalim den Raum. „Was ist passiert?“, fragte Samili. „Ach, das waren Dämonen“, sagte Melia kurzangebunden. „Soll ich einen Heiler holen?“, bot Samili an. „Nein“, schlug Melia das Angebot aus, „Ich kümmere mich selbst um ihn. Aber könntest du heute die Heerbesichtigung übernehmen? Ich weiß, dass dich das interessiert. Und nimm Erkki mit. Sie wird sich darüber freuen.“ Der Fürst lächelte und neigte den Kopf. „Ich gehe dann jetzt“, meinte er und verschwand. „Nalim, Schatz!“, Melia hob den Eisbären hoch und nahm ihm den Medizinbeutel aus dem Maul. Sie holte einen Tiegel Heilsalbe heraus und strich sie Akki vorsichtig auf die Kopfwunde. Dann deckte sie ihn wieder ab und behandelte auch Die Schnittwunden und Verbrennungen. „Nalim, bleib du bei ihm, ja?“, bat Melia den Eisbären und rauschte zur Tür hinaus. Wenige Minuten später war sie wieder da, Utila im Schlepptau. „Er hat sich das linke Handgelenk verstaucht“, stellte Utila fest, „Am besten schienen wir es.“ Sie zog elastisches Verbandsmaterial aus der Tasche.
    Gemeinsam verbanden sie Akkis Handgelenk. Später saßen sie an seinem Bett. Utila sah Melia, die schon wieder Akkis Hand in ihrer hielt, prüfend an. „Du liebst ihn, hm?“, fragte sie leise. Melia nickte zögernd, „Aber er ist mein Bruder“ Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Utila umarmte und drückte sie. „Gefühle kann man nicht lenken“, beruhigte sie, „Du kannst nichts dafür.“ „Aber....er ist mein BRUDER!“, Melia schluchzte und lehnte sich an ihre Freundin. „Sch...schon gut“, tröstete Utila, „Bitte versuch, es zu vergessen. Ich ... hole etwas Tee.“ Langsam stand sie auf und verließ das Zimmer. Melia räusperte sich und wischte sich die Tränen aus den Augen.

    In dieser Nacht saß sie bei Akki am Bett und hielt seine Hand. Irgendwann überfiel sie die Verzweiflung und sie weinte leise in Nalims Fell. „Warum muss ich ihn lieben? Er ist doch...“, sie brach den Satz ab und schluchzte. Dann trocknete sie ihre Tränen und blickte Akki lang an, gefangen von seiner Verletzlichkeit, die ihn in ihren Augen noch stärker machte.
    Am nächsten Morgen erwachte sie als ihr jemand die Hand auf die Schulter legte. Blitzschnell fuhr sie hoch. „Akki!“, rief sie. Der junge Mann grinste schwach und versuchte, sich aufzurichten. „Ach, bleib bloß liegen“, murmelte Melia und sah Akki in die Augen. Sein Blick wurde schlagartig traurig, als hätte er sich an etwas erinnert, er wandte sich ab. „Was ist?“, fragte Melia und nahm seine Hand in ihr. „Nichts“, murmelte der Gefragte, drückte aber ihre Hand. „Du hast den Brief geholt, oder?“, sagte Melia leise. Akki sagte nichts, drückte aber wieder ihre Hand. „Was stand drinnen“, dränget Melia, aber ihr Bruder brummte nur. Die Eisprinzessin seufzte. „Dann lass mich wenigstens die Brandwunden behandeln“, forderte sie und zog Akki mit einem Ruck die Decke weg. Zärtlich trug sie die Heilsalbe auf, legte Blätter auf die Wunden und umwickelte sie mit Stoffstreifen. „Ich komme bald wieder“, sagte sie dann und stand auf, „Nalim bleibt bei dir!“

    „Er ist irgendwie so... komisch. So abweisend“, erklärte sie Utila. „Komm schon. Er hat etwas auf dem Herzen. Frag ihn danach“, sagte Utila, „Und frag ihn bald. Sonst drehst du durch.“ „Bald“, Melia spuckte das Wort fast aus. „Am besten gleich“, drängte ihre Freundin. Melia sprang auf. „Danke!“, flüsterte sie.
    Wenig später saß sie wieder an Akkis Bett. „Bitte sag es mir“, bat sie, aber Akki schüttelte nur den Kopf. „Warum nicht?“, sagte die Eisprinzessin zu leise, als das es jemand gehört haben könnte und sah zum Fenster hinaus. Ihre Gedanken schweiften ab, sie begann zu träumen, von eine scheinbar unmöglichen Zukunft, von Akki und ihr. Melia versuchte, sich wieder auf Akki zu konzentrieren. Sie betrachtete ihn, er lag mit geschlossenen Augen in ihrem Bett, trotz seiner sonst entspannten Haltung eine Falte zwischen den Augenbrauen. Die Eisprinzessin seufzte leise und nahm dann in einem ihrer Sessel platz, die Augen immer noch auf ihren Bruder gerichtet, der zu schlafen schien.

    „Ich halt es nicht mehr aus. Ich möchte es dir sagen!“, erklärte Akki vier Tage später mit belegter Stimme. Melia blickte ihn erwartungsvoll an. „Also: wie schon vorrausgesehen gehört das Reich dir. Aber das Wichtigste: Ich bin nicht dein Bruder. Mam hat mich irgendwo gefunden, oder was auch immer“, erzählte Akki und drehte dann den Kopf zur Seite. Für einen Augenblick saß Melia wie versteinert da, dann begann sie zu strahlen. „Ich muss dir auch etwas sagen“, hauchte sie. Sie tastete nach Akkis Hand und hielt sie fest, „Ich liebe dich.“ Akki drehte sich zu ihr um, sah sie mit tränenverschleierten Augen an und zog Melia neben sich. „Aber wieso?“, flüsterte er. Melia beugte sich vor und küsste ihn sanft. „Egal was ist, irgendwie gehören wir immer zusammen“, flüsterte sie. „Nein, nicht irgendwie. Genauso!“, er drückte seine Lippen sanft gegen ihre.
    „Wann darf ich aufstehen?“, fragte er kurz darauf. „Heute!“, bestimmte Melia und zog ihn hoch. Akki legte Melia den Arm um die Schultern. „Ich glaube, du musst dich auf mich stützen“, witzelte Melia.
    Arm in Arm gingen sie zu den Eisbären. „Ich werde sie trainieren“, sagte Melia versonnen, „Und mit ihnen gegen die Dämonen kämpfen, Eisbären sind fantastische Kämpfer.“ „Sobald ich wieder kämpfen – oder zumindest alleine gehen – kann, helfe ich dir“, bot Akki an. „Ja, ja, ja“, Melia strahlte. Langsam wanderten sie einen Hügel hinauf. „Die Dämonen müssen verschwinden“, sagte Melia irgendwann. „Gut. Und darum... du musst wieder arbeiten“, meinte Akki, sagte es aber nur zögernd. „Ja“, seufzte Melia gedehnt und stand langsam auf. Schnell küsste sie Akki auf die Wange, ging dann rasch davon und entzog ihm so ihre Hand.

    Lachend rannte Melia den schneebedeckten Hügel hinunter. Irgendwann stolperte sie und kugelte durch den Schnee. Kichernd rappelte sie sich wieder hoch und nahm erst jetzt wahr, dass Nalim mit schräggelegtem Kopf neben ihr saß. „Ach Süßer, komm wir gehen arbeiten“, Melia hob den Eisbären hoch und schlenderte zum Thronsaal.
    Einige Stunden später saß sie erschöpft im Sessel, Nalim auf dem Schoß, Utila neben ihr. „Bist du jetzt zufrieden?“, fragte Utila. „Oh ja“, antwortete die Eisprinzessin und fing an zu strahlen, „Wenn diese ganzen Entscheidungen nicht so schwer fallen würden... Ein Reich regieren ist schon ziemlich anstrengend. Und ich bin erst 22. Aber mit Akki...“
    Bevor sie weiterreden konnte, platzt Loki in den Saal. „Wie geht es meinem Schatz?“, rief sie aufgeregt, „Was ist mit meinem Süßen geschehen?“ „Beruhig dich erst mal“, versuchte Melia zu beschwichtigen, „Um wen geht es, um deinen Freund?“ Loki nickte wie verrückt, „Ja. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie süß er ist, und so nett, und gutaussehend, und er ist so toll. Also, wo ist er, wo ist Akki?“ Melia erstarrte. „Ach, verschwinde“, fauchte Utila die jüngere Loki an, „Du hast dich nicht dafür zu interessieren!“ „Hör mal, was wäre, wenn dein Schatz verletzt wäre?“, brauste Loki auf, drehte auf dem Absatz um und rannte hinaus.
    Utila schüttelte Melia sanft. „Meli, komm schon. Du weißt ja gar nicht, ob er Loki mag.“ „Sie hat gesagt, er sei ihr Freund“, entgegnete Melia mit erstickter Stimme. „Ich lass dich alleine“, sagte Utila leise und stand auf. Melia bemerkte gar nicht, dass ihre Freundin ging. Durch ihre tränenverschleierten Augen sah sie nur Nalim und den auch bloß als weißen Fleck. Melia saß stundenlang da und weinte, bis es sogar ihrem Eisbären zuviel wurde und er verschwand. Irgendwann schlief sie ein und erwachte erst, als jemand sich neben ihr räusperte. „Melia...“, hörte sie Akki sagen. „Verschwinde!“, fauchte sie ihn an, „Jetzt ist alles nur noch schlimmer als vorher!“ „Aber ich...“, versuchte Akki es noch einmal. „Nein“, fuhr Melia ihn an, „Verschwinde!“ Akki gab auf und verließ mit hängenden Schultern den Raum, Melia weinte weiter.

    Erst am übernächsten Morgen schaffte sie es, aufzustehen und zu den Eisbären hinauszugehen. Sie ging gemeinsam mit vier der Tiere in den Hof und versuchte, ihnen zu lernen, wie sie die Dämonen angreifen mussten. Anfangs noch etwas tollpatschig, dann immer mutiger und besser griffen die Eisbären den „Dämon“ an. Schließlich war der Strohsack zerfetzt und Melia ließ die Eisbären Bisstechniken mit einem Holzstück üben. „Lass, Lad“, rief Melia ein Zwillingseisbärpaar zu sich. Die Beiden kamen angelaufen und sprangen auf sie zu. Durch den Schwung der kleine Eisbären kam Melia aus dem Gleichgewicht und stürzten zu Boden.
    Melia fühlte sich an den Angriff auf Akki erinnert und blieb wie erstarrt liegen. Sei schloss die Augen, fühlte sich, als würde sie in einen tiefen schwarzen Strudel der Verzweiflung gezogen. In ihrem Kopf drehte sich alles, irgendwann stieg ein Bild von Loki und Akki in ihren Gedanken hoch, ließ sich nicht mehr verdrängen. „Warum?“, flüsterte sie. Tränen träten ihr in die Augen, leise weinend rollte sie sich zusammen. So fand Erkki sie. „Melia! Hast du dir wehgetan?“, rief die Fürstin. Stöhnend rappelte Melia sich hoch. „Nein. Lass, Lad und ich sind nur etwa ungeschickt gewesen“, beruhigte sie, „Wie geht’s dir?“ „Ganz gut. Und danke, dass du mir die Heerbesichtigung überlassen hast“, Erkki strahlte. „Ich... ich geh dann mal rein“, murmelte Melia. „In Ordnung. Kann ich dir irgendwie helfen?“, bot Erkki an. „Ja gerne“, sagte Melia erleichtert, „Kannst du die Eisbären zum Kämpfen trainieren?“ „Gerne“, Erkki lachte. Melia grinste schwach und ging langsam auf den Palast zu. Nalim lief ihr nach und sprang in ihre Arme.
    Melia ging in ihr Zimmer, schloss die Tür und warf sich aufs Bett. Schon wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Verärgert blinzelte sie, fing dann an zu singen, ein altes Leid, das ihre eigene Meinung ziemlich gut ausdrückte.

    Am nächsten Tag klopfte es an Melias Tür. „Melia, lass mich rein!“, forderte Utila. „Na gut!“, sagte Melia missmutig und öffnete die Tür. „Du darfst dich nicht so hängen lassen“, meinte Utila. „Ich brauche meine Ruhe“, murmelte Melia und sah ihrer Freundin zum ersten mal in die Augen. „Komm schon. Rede mit ihm“, beschwor Utila. „Nein!“, sagte Melia bestimmt, „Ich will ihn nicht sehen. Wenn er mir etwas zu sagen hat, soll er es aufschreiben. Und mir den Brief dann geben.“ „Warum glaubst du Loki?“, fragte Utila. „Wieso denn nicht?“, fauchte Melia, „Sie hat mich noch nie belogen. Wir waren früher die besten Freundinnen, Marj, Loki und ich. Warum sollte sie mich jetzt belügen?“ „Warum hätte Akki das tun sollen?“, hielt Utila dagegen, „Vielleicht möchte Loki bloß, dass er ihr Freund ist, oder sie bildet es sich einfach ein.“ Melia seufzte. „Gut, sag ihm, wenn er wirklich mit Loki zusammen ist, kann er verschwinden, aus der Stadt. Wenn nicht, soll er es mir in einem Brief sagen“, murmelte sie. Utila seufzte und stand auf, „Ich sag es ihm.“ „Danke“, nuschelte Melia.

    Tags darauf stand Melia wieder im Hof und übte mit den kleinen Eisbären. Lass, Lad und Gal sprangen fröhlich um sie herum, führten die Übungen voll Tatendrang aus. Ab und zu musst sogar Melia lachen, die Eisbären waren wirklich tollpatschig, aber die Traurigkeit in ihren Augen blieb. Plötzlich stand Akki hinter ihr. „Melia, ich...“, sagte er leise. Als sie nicht antwortete, seufzte er und legte einen Briefumschlag auf den Boden. Langsam entfernte er sich.
    Melia lauschte seinen Schritten, als sie keine mehr hörte, drehte sie sich um und hob den Umschlag auf. Sie drückte ihn an ihr Herz, eine einzelne Tränen lief ihr über die Wange.



    Re: drachenfeuer

    danug - 23.08.2004, 19:53


    Kapitel 5 Bedzhaa
    Sieben Tage nachdem Bedzhaa die Zaubererstadt verlassen hatte, erreichte der Nomade die Stadt Daka. Um von den Leuten nicht erkannt zu werden wickelte er sich ein Tuch ums Gesicht, sodass nur seine Augen zu sehen waren. Dann ging er in eines der Pubs, in dem er auch Dager, einen alten Freund von ihm, traf. Bedzhaa tippte Dager auf die Schulte rund machte ihm ein Zeichen, dass er ihm nach draußen folgen sollte. Vor der Hintertür nahm Bedzhaa das Tuch ab. „Bedzhaa“, flüsterte Dager erstaunt, „Was... Ich meine, Sahira hat „gesagt“, du seist tot.“ Der Nomadenprinz lachte. „Wäre ja noch schöner. Es reicht schon, das Sahira mein Reich hat. Obwohl ich vorhabe, es zurückzuerobern“, sagte Bedzhaa. „Ich kenne eine Menge Leute, die sofort zu dir zurückkommen würden“, bot Dager an. „Das ist gut“, nickte Bedzhaa, „Was hältst du davon, wenn wir ein Lager in den Bergen aufschlagen, in Tintera? Dorthin sollen die ganze Leute kommen.“ „Ja, aber bis ich sie alleine alle gefunden habe, dauert das“, wandte Dager ein. „Quatsch. Ich helfe dir“, sagte Bedzhaa, „Nenn mich einfach El Moro.“ Er zog sich das Tuch wieder über den Mund, seine Augen funkelten unternehmungslustig, „Ich gehe Najera suchen. Er kann mir – uns – sicher helfen.“ Er ging mit federnden Schritten zu Sadhy zurück und ritt mit ihr zum Pub am anderen Ende der Stadt, zum „Misty“.
    Wie erwartet saß Najera an der Bar. Bedzhaa lehnte sich an die Theke. „Einen Chet!“, bestellte er. Der Wirt sah ihn an, „Ich hab dich hier noch nie gesehen. Woher weißt du, dass ich Whiskey braue?“, knurrte er. „Ein Freund der oft hier ist, hat es mir erzählt“, gab Bedzhaa zurück. Der Wirt fixierte sofort Najera. „Hast DU es DEM gesagt?“ fragte er mürrisch. Najera drehte den Kopf und sah Bedzhaa in die Augen. Einige Sekunden saß er wie erstarrt da, dann nickte er wie betäubt. Bedzhaa grinste hinter seinem Tuch und ließ sich neben Najera nieder. „Was machst du hier?“, zischte Najera, „Sie wird dich umbringen.“ Bedzhaa schüttelte den Kopf, „Sie wird mich nicht finden. Nicht einmal Chet erkennt mich wieder.“ „Das ist Selbstmord, du Idiot“, fluchte Najera, „Aber gut, dass du da bist! Sie holt Dämonen. DÄMONEN!!!“ „Ich weiß. Darum bin ich hier. Ich will mein Reich zurück. Aber dafür brauche ich deine Hilfe. Du musst für mich Leute finden“, erklärte Bedzhaa. „In der Oase sind Revolutionäre versteckt. Du musst sie holen“, drängte Najera, „ich suche sie hier in der Stadt. Aber zuerst muss ich Dager finden.“ „Er ist im anderen Pub“, grinste Bedzhaa, „Bitte, kommt mit den Leuten nach Tintera.“ Bei der Erwähnung ihres alten Verstecks leuchteten Najeras Augen.
    „Morgen um die selbe Zeit bin ich dort“, versprach er seinem Prinz. Bedzhaa lachte, „Nicht so unterwürfig“, spottete er, „Wir sind doch Freunde.“ Er wurde ernst, „Vergiss das nie! Ich bin zuerst dein Freund und dann der Prinz“, sagte er eindringlich. Najera nickte, „Du, Dager und ich. Fast wie früher“, er seufzte, „Nur Dazzen und Rakisha fehlen.“ „Wo ist Dazzen überhaupt?“, wollte Bedzhaa wissen. Najera zuckte die Schultern, „Sie ist schon länger weg. Rakisha übrigens auch.“

    Eine Stunde später war Bedzhaa auf dem Weg zur Oase. Gut gelaunt pfiff er vor sich hin. Da fiel ihm wieder etwas ein. „Wo ist Dazzen?“, fragte er Sadhy. Die Stute schnaubte und spielte mit den Ohren. „Du brauchst doch nicht eifersüchtig werden“, tröstete der Wüstenschwan seine Stute, „Ich würde dich nie im Leben hergeben oder eintauschen.“
    Bald hatte er Tantegu, die Oase, erreicht. „Na, wo sind den die anderen?“, murmelte er. Suchend drehte er den Kopf. Aus dem Augenwinkel erspähte er eine kleine Bewegung.
    Mit wenigen Sprüngen war er bei dem Baum und kletterte hinauf. Auf einer Plattform stand ein schwarz gekleideter Mann mit gezogenem Schwert. „Was bitte willst du?“, fragte er Bedzhaa drohend. „Ich suche... dich!“, gab der Wüstenschwan zurück und riss das Tuch vor seinem Gesicht weg. Der Mann starrte ihn an. „Ja, schau ruhig“, grinste Bedzhaa, „Ich bin Bedzhaa, euer rechtmäßiger Herrscher.“ Der Mann sank vor ihm auf die Knie und verbeugte sich. „Ach, lass den Scheiß“, murmelte Bedzhaa, „Bring mich lieber zu eurem Anführer. Der Mann nickte und stand auf. „Warte! Du bist Saljas, ja?“, fiel dem Nomadenprinz ein. „Ja“, sagte der Mann, „Dass du mich nicht vergessen hast...“ „Ich habe fast mein ganzes Leben in Daka verbracht“, erinnerte Bedzhaa, „Als mein Vater noch dort regiert hat.“ Saljas nickte. „Trotzdem dachte ich, du hast uns alle vergessen. Immerhin bist du Zauberer und König“, er zog den Kopf ein. Aber Bedzhaa lachte nur, „Bring mich zu eurem Anführer.“
    Saljas führte Bedzhaa durch die Oase, erzählte von Sahiras Horrorregime, das sie, von den Zauberern bisher unbemerkt, schon lange führte. „Hier sind wir“, sagte er schließlich und führte Bedzhaa vor ein Zelt, „Es wird sicher eine Überraschung.“ Bedzhaa grinste und zog sich das _Tuch vors Gesicht. Dann betrat er das Zelt. „Wer ist da?“, fragte eine Stimme, hinter einer Stuhllehne versteckt. „El Moro“, sagte Bedzhaa leise, drohend. „Andere kannst du täuschen, aber mich nicht, Schwan“, zischte die Stimme. „Dann eben nicht, denn du kannst dich nicht vor mir verstecken Dazzen!“, antwortete Bedzhaa leichthin. Die Gestalt sprang vom Stuhl auf und umarmte Bedzhaa. Dieser grinste und drückte seine alte Freundin an sich. „Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte Dazzen kurz darauf. „Keiner außer dir, Dager, Najera und Rakisha würde mich erkennen, nachdem ich zwei Worte gesagt habe. Nicht mal meine eigene Schwester“, sagte Bedzhaa, „Dager und Najera hab ich schon gefunden und Rakisha ist nicht der Herrschertyp.“ „Kippu hätte es auch gewusst“, gab Dazzen zu bedenken. „Ja“, sagte Bedzhaa gedehnt, „Aber sie ist schon vor Jahren verschwunden oder?“ Dazzen nickte traurig. „Was willst du?“, fragte sie unvermittelt. „Deine Hilfe“, gab Bedzhaa zu, „Ich will Sahira töten.“ „Dann ist ja gut“, sagte Dazzen beruhigt, „Aber jetzt musst du dich dem Volk zeigen.“

    Gemeinsam traten sie vor das Zelt. Die Leute, von Saljas zusammengetrommelt, standen alle auf dem Platz zusammengedrängt. „Willkommen!“, sagte Bedzhaa, „Ich... ach, vergesst die Ansprachen: Schön, euch zu sehen!“ Die „Menge“ (ca. 25 Leute) begann zu jubeln. „Ach, hört schon auf“, winkte Bedzhaa ab, „Wisst ihr noch irgendwo Leute?“ Er machte eine kurz Pause, „Wenn ja, bringt sie so schnell wie möglich auf den Berg, nach Tintera“, bat er. Die Leute jubelten ihm zu und stoben auseinander. „Ich hole Rakisha“, sagte Dazzen zu Bedzhaa, hauchte ihm den Satz regelrecht ins Ohr. „Ich gehe nach Tintera, ins Richtige Tintera, zu unseren Höhlen“, murmelte Bedzhaa, „Bitte, kommt auch dorthin.“ Er sah ihr in die Augen. Dazzen lächelte und ging ohne ein weiteres Wort davon. Saljas trat an Bedzhaa heran, „Lass sie ja in Ruhe“, knurrte er. „Sie ist meine älteste Freunden“, antwortete Bedzhaa gelassen, „Ich denke nicht daran, nicht mit ihr zu reden.“ Der Nomadenprinz funkelte den anderen Mann an. „Jetzt machst du einen auf König“, murmelte Saljas. „Ich rede, mit wem ich will!“, sagte Bedzhaa.

    Am nächsten Tag saß Bedzhaa von Sonnenaufgang an auf einem Felsen über den Höhlen und dem Pass von Tintera. Die Höhlen waren nur wenigen Nomaden bekannt, fast keiner wusste, wo sie lagen, doch der Pass war der meistgenutzte im ganzen Land.
    Die Ersten, die auftauchten waren Dazzen, Rakisha und zehn weitere Leute. Bedzhaa grinste in sich hinein und sprang von seinem Felsen, landete genau vor Dazzen. „Schwärt ihr, dass ihr zu mir haltet?“, fragte er die Nomaden. Der Reihe nach fielen die anderen auf die Knie und sprachen Bedzhaa die Schwurformel nach. Dann murmelte der Wüstenschwan einen Zauberspruch, der die Nomaden an ihn band. Im Laufe der Zeit trudelten immer mehr Nomaden ein, die Bedzhaa alle schwören ließ. Erst spät in der Nacht führte der Wüstenschwan seine Leute zu den Höhlen von Tintera.
    „Wenn ihr auch nur ein Wort über diese Höhlen verliert, schneide ich euch die Zungen heraus und nagle sie an das Tor!“, drohte Bedzhaa. Einige Nomaden sahen ihn erschrocken an, fingen an zu murmeln. „Das meint er nicht ernst, oder?“, fragte irgendjemand. „Oh doch, ich meine es ernst. Also, bewahrt das Geheimnis oder ihr verliert eure Zungen durch meine Hand“, sagte der Wüstenschwan und ließ den Blick über die Menge schweifen, „Übrigens, Dazzen, Najera, Dager und Rakisha sind genauso eure Führer wie ich. Gehorcht ihnen!“ Dazzen, Najera, Dager und Rakisha nickten, die letztere wurde rot und sah zu Boden. „Ich wäre froh, wenn einige von euch hier bleiben könnten, um neue Leute aufzunehmen“, redete Bedzhaa weiter, „Ich selbst werde noch nach Leuten suchen.“ „Geht jetzt erst mal hinein“, unterbrach Dazzen die Ansprache, „Und setzt euch hin. Wir bringen gleich noch etwas zu essen.“
    Die Nomaden drängten sich in die Höhlen. „Was, wenn sie es verraten?“, fragte Dazzen. „Können sie gar nicht, ich hab sie verzaubert“, Bedzhaa grinste, „Aber Drohungen wirken meist besser als gemurmelte Sprüche.“ Dazzen legte ihrer Stute Elixier den Arm um den Hals. Bedzhaa trat auf die Stute zu und klopfte ihr auf den Rücken. „Sie ist wunderschön“, sagte er leise und sah Dazzen tief in die Augen. Dazzen strich Elixier über den Hals, streifte Bedzhaas Hand. „Ja“, hauchte sie und sah zu ihm auf. „Bedzhaa“, rief Dager vom Höhleneingang her. Der Kopf des Nomaden fuhr hoch. „Was?“, fragte er leicht verärgert. „Es war jemand hier“, erklärte Dager. „Ich komme gleich“, murmelte Bedzhaa und wandte sich von Dazzen ab.

    „Du hast recht. Vor wenigen Tagen“, sagte Bedzhaa nachdem er die Feuerstelle untersucht hatte. „Irgendjemand von uns fünf muss hier bleiben“, sagte Najera. „Ich mache das gerne“, verkündete Rakisha. „Du kannst zaubern, ja?“, erkundigte sich Bedzhaa, „Ich lerne dir den Spruch, mit dem die Leute an uns binden kannst.“ Rakisha nickte, „Was sollen die Leute tun?“ „Zu zweit oder zu dritt losziehen und noch Leute für uns suche“, meinte Najera, „Dager und ich gehen gemeinsam.“ „Ich... sehe noch mal nach den Pferden“, sagte Bedzhaa später. Er ging lautlos hinaus, zu Sadhy und den anderen Tieren. „Was machst du so alleine hier?“, fragte jemand. „Ich denke“, erwiderte Bedzhaa. „Worüber denkst du nach?“, wollte dir Person wissen. „Über das Leben“, antwortete der Wüstenschwan. „Jaja“, murmelte die Stimme. „Dazzen, begleite mich bei der Suche“, bat Bedzhaa dann. „Verdammt. Kann ich mich nicht vor dir verstellen?“, fluchte Dazzen. „Nein, kannst du nicht. Wir kennen uns schon ewig. Du hast mich auch gleich erkannt“, sagte der Wüstenschwan, „Also, begleite mich.“ „Warum?“, fragte die Nomadin. „Weil... ich weiß es nicht“, murmelte Bedzhaa. Dazzen lachte leise. „Ich weiß es“, sagt sie, „Ja, ich begleite dich.“ Bedzhaa lächelte, „Danke“, flüsterte er. Er taste nach Dazzens Hand und nahm sie in seine. Aber Dazzen drehte sich um und ging davon. „Ich hätte das nicht tun sollen, oder Sadhy?“, fragte der Wüstenschwan. Die Stute schnaubte und rieb ihren Kopf an Bedzhaas Seite. „Ich hab nichts zu fressen, Kleine“, er lächelte und kraulte sie. Elixier und Nina drängten sich an ihn heran, schnupperten an seinen Taschen. Bedzhaa drängte sie liebevoll aber bestimmt weg und ging davon.
    Schweigend wanderte er durch die Nacht Aus dem Augenwinkel sah er eine kleine Bewegung. Sofort blieb er stehen. „Wer ist da?“, fragte er. „Ein Schatten“, sagte jemand leise. „ICH bin der Schatten“, erwiderte Bedzhaa drohen. „Ja. Der Schatten. Ich bin die Schatten“, kam zurück. Eine Gestalt trat hinter einem Fels hervor, dem Aussehen nach war es eine junge Frau. Sie kniete vor Bedzhaa nieder und beugte den Kopf. „Mein König“, murmelte sie und zog ein flammendrotes Schwert hervor. Sie legte es Bedzhaa in die Hände. Bedzhaa murmelte einen Zauber. „Schwörst du, zu mir zu halten?“, fragte er. „Ja“, flüsterte die Frau, „Und ich gebe dir das Flammenschwert zum Kampf gegen die Dämonen.“ Bedzhaa nahm das Schwert in die Hände. Die Umgebung war plötzlich von einem gleißend hellen Licht erfüllt. „Du musst Sahira töten“, sagte eine weicht Stimme, „Und die Dämonen vertreiben.“
    Das Licht verschwand und Bedzhaa und die Freu wurden in tiefe Dunkelheit gehüllt. „Wer bist du?“, fragte Bedzhaa leise. „Die Schattenfrau“, war die Antwort, im selben Moment war die Frau verschwunden. Verwirrt ging Bedzhaa zur Höhlt zurück.
    „Was hast du da für ein Schwert“, fragte Najera ihr sofort. „Das Flammenschwert“, sagte Bedzhaa. Seinem Freund blieb der Mund offen stehen, „Eines der 12 berühmten Schwerter. Woher hast du es?“ „Die Schattenfrau hat es mir gegeben“, murmelte Bedzhaa zerstreut.

    Am nächsten Tag war Bedzhaa schon bald wieder draußen. Im Laufe des Vormittags verschwanden immer mehr der Rebellen, bald brachen auch Najera und Dager au. Dazzen kam auf Bedzhaa zu. „Wollen wir auch aufbrechen?“, fragte sie. Bedzhaa nickte und pfiff nach Sadhy. Wenige Minuten später ritten Dazzen und Bedzhaa auf Elixier und Sadhy den Berg hinunter. „In Mamar sind sicher noch Rebellen“, vermutete Dazzen. „Ja, aber sicher auch Sahiras Leute“, gab Bedzhaa zu bedenken. „Ach Quatsch. El Moro“, grinste die Nomadin, „Keiner wird dich erkennen.“ Bedzhaa grinste ebenfalls und zog sich ein Tuch über Mund und Nase. Seine dunklen Augen blitzten fröhlich, „Du hast Recht. Keiner außer dir, Rakisha, Dager oder Najera würde mich erkennen!“ „Kippu würde“, erwiderte Dazzen. „Aber sie war auch sozusagen meine Schwester. Mehr, als Sahira es je sein wir. Sei hat zu mir gehalten, als keiner geglaubt hat, dass ich Prinz bin. Genauso wie ihr anderen auch. Euch ist es egal, ob ich Bettler oder König bin, ihr akzeptiert mich. Ihr seid meine wahre Familie.“ Dazzen sah zu ihm hoch. „Das hast du schön gesagt. Aber du vermisst Kippu sehr, oder?“ „Ja, schon seit sie fort ist. Aber mehr noch quält mich die Frage, warum sie gegangen ist. Und wohin. Ob ich schuld bin. Oft habe ich mich gefragte, ob es wegen Iara war“, er senkte den Kopf. „Wer ist Iara?“, bohrte Dazzen. „Sie war... sozusagen in mich verliebt“, Bedzhaa wurde rot und war froh über das Tuch, das er trug. Dazzen lächelte, „Und du...?“ „Sie war zu aufgetakelt. Sogar zum Pferdeputzen war sie geschminkt. Mit diesen komischen roten und blauen Pudern“, er schüttelte leicht angewidert den Kopf, „Aber sie ist wie eine Klette an mir geklebt. Ich war froh, als der alte Zauberer Donu mich zu sich hat rufen lassen und mein Vater dann seinen Regierungssitz verlegt hat.“ „Armer Schwan“, murmelte Dazzen mit zärtlichem Spott in der Stimme. „Iara kommt sicher nicht zu mir, sie hat Sahira vergöttert. Sie wollte genauso sein wie sie“, erzählte Bedzhaa weiter, „Dabei war sie ganz anders. Blond, blaue Augen, klein. Sie kam von den Windmenschen.“ „Hm... wie hast du sie abgehängt, wenn du dich mit uns getroffen hast?“, fragte Dazzen. „Meiner Sadhy kommt nur ein Pferd aus unserer Zucht nach. Zumindest in der Wüste. Sonst sind Windpferde schon schneller“, er lachte. „Aber Sadhy ist ja auch ein Wüstenpferd“, Dazzen grinste und klopfte Sadhy auf den Hals. „Willst du ein Wettrennen“, forderte Bedzhaa auf. „Klar. Aber wir tauschen Pferde!“, meinte Dazzen. „Nur, wenn du unterm Reiten auf Sadhy kommst“, verlangte der Wüstenschwan. Dazzen musterte ihn abschätzend und grinste dann breit. Wie der Wind saß sie hinter Bedzhaa. „Jetzt du auf Elixier!“, sagte sie. Als Bedzhaa auf der anderen Stute saß, spürte er immer noch Dazzens Schenkel an seinen, ihre Hand, die kurz an seiner Hüfte geruht hatte. „Wer als Erstes bei dem Kaktus da vorne ist“, schlug Dazzen vor und deutete in die Ferne. Fast gleichzeitig spornten sie ihre Pferde an. Elixier flog dahin, streckte sich. Ihre Hufe trommelten auf den Sand. Bedzhaa verengte die Augen zu kleinen Schlitzten, beugte sich über den Hals der Stute. „Los, lauf Elixier“, forderte er sie auf. Im selben Moment wie Dazzen und Sadhy erreichten sie den Kaktus. „Man merkt, dass sie den selben Vater haben“, lachte Dazzen. „Ja. Dalazzah war der Beste“, gab Bedzhaa ihr recht. „Ohne ihn wäre die ganze Zucht nicht dieselbe gewesen“, redete Dazzen weiter. „Ja schon. Aber denk an die ganzen Stuten, Cid, Ymba und Sizzah. In der Wüste schlägt sie keiner“, sagt Bedzhaa. „Unserer Wüstenpferde sind die Besten – in der Wüste. Vielleicht auch in der Steppe. Und sie sind viel ausdauernder als Windpferde. Ich würde ein Azhra nie gegen ein anderes Pferd tauschen“, stimmte Dazzen zu. Den restlichen Tag fachsimpelten sie über Azhras.
    1An diesem Abend saß Bedzhaa noch lange alleine am Feuer. „Die Schattenfrau“, murmelte er, „Woher kommt sie. Wo ist sie hin?“ Er stützte seinen Kopf in seine Hände und seufzte, „Sie war mir so vertraut. Ich kenne sie.“ Er fuhr sich durch die Haare, seinen Turban hatte er schon abgenommen. „Schatten“, flüsterte er, „Ich bin der Schatten. Aber wird Sahira mich fürchten? Ich muss sie töten!“ Er stand auf und ging zur Schlafstelle. Sein Blick fiel auf Dazzen, die – mit verwuscheltem schwarzem Haar – friedlich schlummerte.



    Re: drachenfeuer

    danug - 23.08.2004, 19:55


    Kapitel 5 Bedzhaa
    Sieben Tage nachdem Bedzhaa die Zaubererstadt verlassen hatte, erreichte der Nomade die Stadt Daka. Um von den Leuten nicht erkannt zu werden wickelte er sich ein Tuch ums Gesicht, sodass nur seine Augen zu sehen waren. Dann ging er in eines der Pubs, in dem er auch Dager, einen alten Freund von ihm, traf. Bedzhaa tippte Dager auf die Schulte rund machte ihm ein Zeichen, dass er ihm nach draußen folgen sollte. Vor der Hintertür nahm Bedzhaa das Tuch ab. „Bedzhaa“, flüsterte Dager erstaunt, „Was... Ich meine, Sahira hat „gesagt“, du seist tot.“ Der Nomadenprinz lachte. „Wäre ja noch schöner. Es reicht schon, das Sahira mein Reich hat. Obwohl ich vorhabe, es zurückzuerobern“, sagte Bedzhaa. „Ich kenne eine Menge Leute, die sofort zu dir zurückkommen würden“, bot Dager an. „Das ist gut“, nickte Bedzhaa, „Was hältst du davon, wenn wir ein Lager in den Bergen aufschlagen, in Tintera? Dorthin sollen die ganze Leute kommen.“ „Ja, aber bis ich sie alleine alle gefunden habe, dauert das“, wandte Dager ein. „Quatsch. Ich helfe dir“, sagte Bedzhaa, „Nenn mich einfach El Moro.“ Er zog sich das Tuch wieder über den Mund, seine Augen funkelten unternehmungslustig, „Ich gehe Najera suchen. Er kann mir – uns – sicher helfen.“ Er ging mit federnden Schritten zu Sadhy zurück und ritt mit ihr zum Pub am anderen Ende der Stadt, zum „Misty“.
    Wie erwartet saß Najera an der Bar. Bedzhaa lehnte sich an die Theke. „Einen Chet!“, bestellte er. Der Wirt sah ihn an, „Ich hab dich hier noch nie gesehen. Woher weißt du, dass ich Whiskey braue?“, knurrte er. „Ein Freund der oft hier ist, hat es mir erzählt“, gab Bedzhaa zurück. Der Wirt fixierte sofort Najera. „Hast DU es DEM gesagt?“ fragte er mürrisch. Najera drehte den Kopf und sah Bedzhaa in die Augen. Einige Sekunden saß er wie erstarrt da, dann nickte er wie betäubt. Bedzhaa grinste hinter seinem Tuch und ließ sich neben Najera nieder. „Was machst du hier?“, zischte Najera, „Sie wird dich umbringen.“ Bedzhaa schüttelte den Kopf, „Sie wird mich nicht finden. Nicht einmal Chet erkennt mich wieder.“ „Das ist Selbstmord, du Idiot“, fluchte Najera, „Aber gut, dass du da bist! Sie holt Dämonen. DÄMONEN!!!“ „Ich weiß. Darum bin ich hier. Ich will mein Reich zurück. Aber dafür brauche ich deine Hilfe. Du musst für mich Leute finden“, erklärte Bedzhaa. „In der Oase sind Revolutionäre versteckt. Du musst sie holen“, drängte Najera, „ich suche sie hier in der Stadt. Aber zuerst muss ich Dager finden.“ „Er ist im anderen Pub“, grinste Bedzhaa, „Bitte, kommt mit den Leuten nach Tintera.“ Bei der Erwähnung ihres alten Verstecks leuchteten Najeras Augen.
    „Morgen um die selbe Zeit bin ich dort“, versprach er seinem Prinz. Bedzhaa lachte, „Nicht so unterwürfig“, spottete er, „Wir sind doch Freunde.“ Er wurde ernst, „Vergiss das nie! Ich bin zuerst dein Freund und dann der Prinz“, sagte er eindringlich. Najera nickte, „Du, Dager und ich. Fast wie früher“, er seufzte, „Nur Dazzen und Rakisha fehlen.“ „Wo ist Dazzen überhaupt?“, wollte Bedzhaa wissen. Najera zuckte die Schultern, „Sie ist schon länger weg. Rakisha übrigens auch.“

    Eine Stunde später war Bedzhaa auf dem Weg zur Oase. Gut gelaunt pfiff er vor sich hin. Da fiel ihm wieder etwas ein. „Wo ist Dazzen?“, fragte er Sadhy. Die Stute schnaubte und spielte mit den Ohren. „Du brauchst doch nicht eifersüchtig werden“, tröstete der Wüstenschwan seine Stute, „Ich würde dich nie im Leben hergeben oder eintauschen.“
    Bald hatte er Tantegu, die Oase, erreicht. „Na, wo sind den die anderen?“, murmelte er. Suchend drehte er den Kopf. Aus dem Augenwinkel erspähte er eine kleine Bewegung.
    Mit wenigen Sprüngen war er bei dem Baum und kletterte hinauf. Auf einer Plattform stand ein schwarz gekleideter Mann mit gezogenem Schwert. „Was bitte willst du?“, fragte er Bedzhaa drohend. „Ich suche... dich!“, gab der Wüstenschwan zurück und riss das Tuch vor seinem Gesicht weg. Der Mann starrte ihn an. „Ja, schau ruhig“, grinste Bedzhaa, „Ich bin Bedzhaa, euer rechtmäßiger Herrscher.“ Der Mann sank vor ihm auf die Knie und verbeugte sich. „Ach, lass den Scheiß“, murmelte Bedzhaa, „Bring mich lieber zu eurem Anführer. Der Mann nickte und stand auf. „Warte! Du bist Saljas, ja?“, fiel dem Nomadenprinz ein. „Ja“, sagte der Mann, „Dass du mich nicht vergessen hast...“ „Ich habe fast mein ganzes Leben in Daka verbracht“, erinnerte Bedzhaa, „Als mein Vater noch dort regiert hat.“ Saljas nickte. „Trotzdem dachte ich, du hast uns alle vergessen. Immerhin bist du Zauberer und König“, er zog den Kopf ein. Aber Bedzhaa lachte nur, „Bring mich zu eurem Anführer.“
    Saljas führte Bedzhaa durch die Oase, erzählte von Sahiras Horrorregime, das sie, von den Zauberern bisher unbemerkt, schon lange führte. „Hier sind wir“, sagte er schließlich und führte Bedzhaa vor ein Zelt, „Es wird sicher eine Überraschung.“ Bedzhaa grinste und zog sich das _Tuch vors Gesicht. Dann betrat er das Zelt. „Wer ist da?“, fragte eine Stimme, hinter einer Stuhllehne versteckt. „El Moro“, sagte Bedzhaa leise, drohend. „Andere kannst du täuschen, aber mich nicht, Schwan“, zischte die Stimme. „Dann eben nicht, denn du kannst dich nicht vor mir verstecken Dazzen!“, antwortete Bedzhaa leichthin. Die Gestalt sprang vom Stuhl auf und umarmte Bedzhaa. Dieser grinste und drückte seine alte Freundin an sich. „Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte Dazzen kurz darauf. „Keiner außer dir, Dager, Najera und Rakisha würde mich erkennen, nachdem ich zwei Worte gesagt habe. Nicht mal meine eigene Schwester“, sagte Bedzhaa, „Dager und Najera hab ich schon gefunden und Rakisha ist nicht der Herrschertyp.“ „Kippu hätte es auch gewusst“, gab Dazzen zu bedenken. „Ja“, sagte Bedzhaa gedehnt, „Aber sie ist schon vor Jahren verschwunden oder?“ Dazzen nickte traurig. „Was willst du?“, fragte sie unvermittelt. „Deine Hilfe“, gab Bedzhaa zu, „Ich will Sahira töten.“ „Dann ist ja gut“, sagte Dazzen beruhigt, „Aber jetzt musst du dich dem Volk zeigen.“

    Gemeinsam traten sie vor das Zelt. Die Leute, von Saljas zusammengetrommelt, standen alle auf dem Platz zusammengedrängt. „Willkommen!“, sagte Bedzhaa, „Ich... ach, vergesst die Ansprachen: Schön, euch zu sehen!“ Die „Menge“ (ca. 25 Leute) begann zu jubeln. „Ach, hört schon auf“, winkte Bedzhaa ab, „Wisst ihr noch irgendwo Leute?“ Er machte eine kurz Pause, „Wenn ja, bringt sie so schnell wie möglich auf den Berg, nach Tintera“, bat er. Die Leute jubelten ihm zu und stoben auseinander. „Ich hole Rakisha“, sagte Dazzen zu Bedzhaa, hauchte ihm den Satz regelrecht ins Ohr. „Ich gehe nach Tintera, ins Richtige Tintera, zu unseren Höhlen“, murmelte Bedzhaa, „Bitte, kommt auch dorthin.“ Er sah ihr in die Augen. Dazzen lächelte und ging ohne ein weiteres Wort davon. Saljas trat an Bedzhaa heran, „Lass sie ja in Ruhe“, knurrte er. „Sie ist meine älteste Freunden“, antwortete Bedzhaa gelassen, „Ich denke nicht daran, nicht mit ihr zu reden.“ Der Nomadenprinz funkelte den anderen Mann an. „Jetzt machst du einen auf König“, murmelte Saljas. „Ich rede, mit wem ich will!“, sagte Bedzhaa.

    Am nächsten Tag saß Bedzhaa von Sonnenaufgang an auf einem Felsen über den Höhlen und dem Pass von Tintera. Die Höhlen waren nur wenigen Nomaden bekannt, fast keiner wusste, wo sie lagen, doch der Pass war der meistgenutzte im ganzen Land.
    Die Ersten, die auftauchten waren Dazzen, Rakisha und zehn weitere Leute. Bedzhaa grinste in sich hinein und sprang von seinem Felsen, landete genau vor Dazzen. „Schwärt ihr, dass ihr zu mir haltet?“, fragte er die Nomaden. Der Reihe nach fielen die anderen auf die Knie und sprachen Bedzhaa die Schwurformel nach. Dann murmelte der Wüstenschwan einen Zauberspruch, der die Nomaden an ihn band. Im Laufe der Zeit trudelten immer mehr Nomaden ein, die Bedzhaa alle schwören ließ. Erst spät in der Nacht führte der Wüstenschwan seine Leute zu den Höhlen von Tintera.
    „Wenn ihr auch nur ein Wort über diese Höhlen verliert, schneide ich euch die Zungen heraus und nagle sie an das Tor!“, drohte Bedzhaa. Einige Nomaden sahen ihn erschrocken an, fingen an zu murmeln. „Das meint er nicht ernst, oder?“, fragte irgendjemand. „Oh doch, ich meine es ernst. Also, bewahrt das Geheimnis oder ihr verliert eure Zungen durch meine Hand“, sagte der Wüstenschwan und ließ den Blick über die Menge schweifen, „Übrigens, Dazzen, Najera, Dager und Rakisha sind genauso eure Führer wie ich. Gehorcht ihnen!“ Dazzen, Najera, Dager und Rakisha nickten, die letztere wurde rot und sah zu Boden. „Ich wäre froh, wenn einige von euch hier bleiben könnten, um neue Leute aufzunehmen“, redete Bedzhaa weiter, „Ich selbst werde noch nach Leuten suchen.“ „Geht jetzt erst mal hinein“, unterbrach Dazzen die Ansprache, „Und setzt euch hin. Wir bringen gleich noch etwas zu essen.“
    Die Nomaden drängten sich in die Höhlen. „Was, wenn sie es verraten?“, fragte Dazzen. „Können sie gar nicht, ich hab sie verzaubert“, Bedzhaa grinste, „Aber Drohungen wirken meist besser als gemurmelte Sprüche.“ Dazzen legte ihrer Stute Elixier den Arm um den Hals. Bedzhaa trat auf die Stute zu und klopfte ihr auf den Rücken. „Sie ist wunderschön“, sagte er leise und sah Dazzen tief in die Augen. Dazzen strich Elixier über den Hals, streifte Bedzhaas Hand. „Ja“, hauchte sie und sah zu ihm auf. „Bedzhaa“, rief Dager vom Höhleneingang her. Der Kopf des Nomaden fuhr hoch. „Was?“, fragte er leicht verärgert. „Es war jemand hier“, erklärte Dager. „Ich komme gleich“, murmelte Bedzhaa und wandte sich von Dazzen ab.

    „Du hast recht. Vor wenigen Tagen“, sagte Bedzhaa nachdem er die Feuerstelle untersucht hatte. „Irgendjemand von uns fünf muss hier bleiben“, sagte Najera. „Ich mache das gerne“, verkündete Rakisha. „Du kannst zaubern, ja?“, erkundigte sich Bedzhaa, „Ich lerne dir den Spruch, mit dem die Leute an uns binden kannst.“ Rakisha nickte, „Was sollen die Leute tun?“ „Zu zweit oder zu dritt losziehen und noch Leute für uns suche“, meinte Najera, „Dager und ich gehen gemeinsam.“ „Ich... sehe noch mal nach den Pferden“, sagte Bedzhaa später. Er ging lautlos hinaus, zu Sadhy und den anderen Tieren. „Was machst du so alleine hier?“, fragte jemand. „Ich denke“, erwiderte Bedzhaa. „Worüber denkst du nach?“, wollte dir Person wissen. „Über das Leben“, antwortete der Wüstenschwan. „Jaja“, murmelte die Stimme. „Dazzen, begleite mich bei der Suche“, bat Bedzhaa dann. „Verdammt. Kann ich mich nicht vor dir verstellen?“, fluchte Dazzen. „Nein, kannst du nicht. Wir kennen uns schon ewig. Du hast mich auch gleich erkannt“, sagte der Wüstenschwan, „Also, begleite mich.“ „Warum?“, fragte die Nomadin. „Weil... ich weiß es nicht“, murmelte Bedzhaa. Dazzen lachte leise. „Ich weiß es“, sagt sie, „Ja, ich begleite dich.“ Bedzhaa lächelte, „Danke“, flüsterte er. Er taste nach Dazzens Hand und nahm sie in seine. Aber Dazzen drehte sich um und ging davon. „Ich hätte das nicht tun sollen, oder Sadhy?“, fragte der Wüstenschwan. Die Stute schnaubte und rieb ihren Kopf an Bedzhaas Seite. „Ich hab nichts zu fressen, Kleine“, er lächelte und kraulte sie. Elixier und Nina drängten sich an ihn heran, schnupperten an seinen Taschen. Bedzhaa drängte sie liebevoll aber bestimmt weg und ging davon.
    Schweigend wanderte er durch die Nacht Aus dem Augenwinkel sah er eine kleine Bewegung. Sofort blieb er stehen. „Wer ist da?“, fragte er. „Ein Schatten“, sagte jemand leise. „ICH bin der Schatten“, erwiderte Bedzhaa drohen. „Ja. Der Schatten. Ich bin die Schatten“, kam zurück. Eine Gestalt trat hinter einem Fels hervor, dem Aussehen nach war es eine junge Frau. Sie kniete vor Bedzhaa nieder und beugte den Kopf. „Mein König“, murmelte sie und zog ein flammendrotes Schwert hervor. Sie legte es Bedzhaa in die Hände. Bedzhaa murmelte einen Zauber. „Schwörst du, zu mir zu halten?“, fragte er. „Ja“, flüsterte die Frau, „Und ich gebe dir das Flammenschwert zum Kampf gegen die Dämonen.“ Bedzhaa nahm das Schwert in die Hände. Die Umgebung war plötzlich von einem gleißend hellen Licht erfüllt. „Du musst Sahira töten“, sagte eine weicht Stimme, „Und die Dämonen vertreiben.“
    Das Licht verschwand und Bedzhaa und die Freu wurden in tiefe Dunkelheit gehüllt. „Wer bist du?“, fragte Bedzhaa leise. „Die Schattenfrau“, war die Antwort, im selben Moment war die Frau verschwunden. Verwirrt ging Bedzhaa zur Höhlt zurück.
    „Was hast du da für ein Schwert“, fragte Najera ihr sofort. „Das Flammenschwert“, sagte Bedzhaa. Seinem Freund blieb der Mund offen stehen, „Eines der 12 berühmten Schwerter. Woher hast du es?“ „Die Schattenfrau hat es mir gegeben“, murmelte Bedzhaa zerstreut.

    Am nächsten Tag war Bedzhaa schon bald wieder draußen. Im Laufe des Vormittags verschwanden immer mehr der Rebellen, bald brachen auch Najera und Dager au. Dazzen kam auf Bedzhaa zu. „Wollen wir auch aufbrechen?“, fragte sie. Bedzhaa nickte und pfiff nach Sadhy. Wenige Minuten später ritten Dazzen und Bedzhaa auf Elixier und Sadhy den Berg hinunter. „In Mamar sind sicher noch Rebellen“, vermutete Dazzen. „Ja, aber sicher auch Sahiras Leute“, gab Bedzhaa zu bedenken. „Ach Quatsch. El Moro“, grinste die Nomadin, „Keiner wird dich erkennen.“ Bedzhaa grinste ebenfalls und zog sich ein Tuch über Mund und Nase. Seine dunklen Augen blitzten fröhlich, „Du hast Recht. Keiner außer dir, Rakisha, Dager oder Najera würde mich erkennen!“ „Kippu würde“, erwiderte Dazzen. „Aber sie war auch sozusagen meine Schwester. Mehr, als Sahira es je sein wir. Sei hat zu mir gehalten, als keiner geglaubt hat, dass ich Prinz bin. Genauso wie ihr anderen auch. Euch ist es egal, ob ich Bettler oder König bin, ihr akzeptiert mich. Ihr seid meine wahre Familie.“ Dazzen sah zu ihm hoch. „Das hast du schön gesagt. Aber du vermisst Kippu sehr, oder?“ „Ja, schon seit sie fort ist. Aber mehr noch quält mich die Frage, warum sie gegangen ist. Und wohin. Ob ich schuld bin. Oft habe ich mich gefragte, ob es wegen Iara war“, er senkte den Kopf. „Wer ist Iara?“, bohrte Dazzen. „Sie war... sozusagen in mich verliebt“, Bedzhaa wurde rot und war froh über das Tuch, das er trug. Dazzen lächelte, „Und du...?“ „Sie war zu aufgetakelt. Sogar zum Pferdeputzen war sie geschminkt. Mit diesen komischen roten und blauen Pudern“, er schüttelte leicht angewidert den Kopf, „Aber sie ist wie eine Klette an mir geklebt. Ich war froh, als der alte Zauberer Donu mich zu sich hat rufen lassen und mein Vater dann seinen Regierungssitz verlegt hat.“ „Armer Schwan“, murmelte Dazzen mit zärtlichem Spott in der Stimme. „Iara kommt sicher nicht zu mir, sie hat Sahira vergöttert. Sie wollte genauso sein wie sie“, erzählte Bedzhaa weiter, „Dabei war sie ganz anders. Blond, blaue Augen, klein. Sie kam von den Windmenschen.“ „Hm... wie hast du sie abgehängt, wenn du dich mit uns getroffen hast?“, fragte Dazzen. „Meiner Sadhy kommt nur ein Pferd aus unserer Zucht nach. Zumindest in der Wüste. Sonst sind Windpferde schon schneller“, er lachte. „Aber Sadhy ist ja auch ein Wüstenpferd“, Dazzen grinste und klopfte Sadhy auf den Hals. „Willst du ein Wettrennen“, forderte Bedzhaa auf. „Klar. Aber wir tauschen Pferde!“, meinte Dazzen. „Nur, wenn du unterm Reiten auf Sadhy kommst“, verlangte der Wüstenschwan. Dazzen musterte ihn abschätzend und grinste dann breit. Wie der Wind saß sie hinter Bedzhaa. „Jetzt du auf Elixier!“, sagte sie. Als Bedzhaa auf der anderen Stute saß, spürte er immer noch Dazzens Schenkel an seinen, ihre Hand, die kurz an seiner Hüfte geruht hatte. „Wer als Erstes bei dem Kaktus da vorne ist“, schlug Dazzen vor und deutete in die Ferne. Fast gleichzeitig spornten sie ihre Pferde an. Elixier flog dahin, streckte sich. Ihre Hufe trommelten auf den Sand. Bedzhaa verengte die Augen zu kleinen Schlitzten, beugte sich über den Hals der Stute. „Los, lauf Elixier“, forderte er sie auf. Im selben Moment wie Dazzen und Sadhy erreichten sie den Kaktus. „Man merkt, dass sie den selben Vater haben“, lachte Dazzen. „Ja. Dalazzah war der Beste“, gab Bedzhaa ihr recht. „Ohne ihn wäre die ganze Zucht nicht dieselbe gewesen“, redete Dazzen weiter. „Ja schon. Aber denk an die ganzen Stuten, Cid, Ymba und Sizzah. In der Wüste schlägt sie keiner“, sagt Bedzhaa. „Unserer Wüstenpferde sind die Besten – in der Wüste. Vielleicht auch in der Steppe. Und sie sind viel ausdauernder als Windpferde. Ich würde ein Azhra nie gegen ein anderes Pferd tauschen“, stimmte Dazzen zu. Den restlichen Tag fachsimpelten sie über Azhras.
    1An diesem Abend saß Bedzhaa noch lange alleine am Feuer. „Die Schattenfrau“, murmelte er, „Woher kommt sie. Wo ist sie hin?“ Er stützte seinen Kopf in seine Hände und seufzte, „Sie war mir so vertraut. Ich kenne sie.“ Er fuhr sich durch die Haare, seinen Turban hatte er schon abgenommen. „Schatten“, flüsterte er, „Ich bin der Schatten. Aber wird Sahira mich fürchten? Ich muss sie töten!“ Er stand auf und ging zur Schlafstelle. Sein Blick fiel auf Dazzen, die – mit verwuscheltem schwarzem Haar – friedlich schlummerte.



    Re: drachenfeuer

    danug - 24.08.2004, 21:28


    Kapitel 6 Samir
    Samir wanderte vor sich hinpfeifend über die Wiesen, Io-ji, seinen Hund, an den Fersen. „Du freust dich schon auf zuhause, nicht Kleiner?“ fragte Samir ihn, Io-ji nickt zustimmend, „Aber ein Pferd wäre schon praktisch“, sagte Samir lachend und ging weiter.

    Drei Tage später saß er vor seiner Hätte, auf der Sonnenbank. er blinzelte träge und gähnte. Dann stand er auf und streckte sich. „Ich gehe ins Pub“, teilte er Io-ji mit, dieser schlug nichteeinmal die Augen auf. Bald danach saß Samir an einem Tisch, ein Glas Ale in der Hand. Neben ihm waren Katso, Bowan, Emkay und Rato. „Schön euch wieder mal zu sehen“, grinste Samir. „Ja, du alter Landstreicher“, gab Katso zurück, „Hast dich ja länger nicht mehr blicken lassen.“ „Aber ich habe gewusst, wo ich euch finde. Und ihr habt mich ja nicht vergessen“, Samir schaute in die Runde. „Ja schon, aber ich befürchte, Halina hat dich vergessen“, Katso grinste, aber Samir zuckte nur die Schultern. „Es gibt bessere als Halina“, sagte er. Bowan zog die Augenbrauen hoch, „Hübscher und cooler als Halina? Das glaube ich nicht!“ „Oh, sie ist einfach großartig. Für sie gäbe ich zehn Halinas“, sagte Samir und zog eine Zeichnung von Danug hervor. Katso riss sie an sich und staunte. Er klappte dien Mund auf, wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Bowan nahm ihm die Zeichnung weg. „Eine Zigeunerin“, sagte er naserümpfend. „Na und?“, gab Samir zurück, „Was sagt die Nationalität schon auf?“ Katso nickte, „Und sie sieht einfach toll aus“, warf er ein. „Wer sieht toll aus?“, zwitscherte Halina, die an den Tisch der Männer gekommen war. „Du auch“, meinte Samir und grinste sie unverschämt an. Halina lächelte zurück und setzte sich neben ihm auf die Eckbank. „Wo sind Tawja, Irla und Luna?“, fragte Katso. „Hier“, sagte eine junge Frau hinter ihm und legte ihm die Arme um den Hals. „Ich hab dich vermisst“, murmelte Katso und zog sie an sich. „Was hast du immer so gemacht?“, wollte Halina von Samir wissen. „Gearbeitet“, seufzte dieser, „Und du?“ „Ich hab nur auf dich gewartet“, schnurrte Halina und ließ ihre Hand seinen Schenkel entlangwandern. „Lass uns hinausgehen“, hauchte sie ihm ins Ohr und lächelte verführerisch.
    An der Ecke des Pubs blieben sie stehen und Halina lehnte sich an die Wand. Samir legte seine Hände an ihre Hüften und küsste sie leidenschaftlich. Halinas Hände strichen über seinen Rücken, immer tiefer hinunter. Samir drängte sich enger an sie und küsste sie auf den Hals. Halina kicherte und versuchte, ihn ins Ohr zu beißen. Samir ließ sie gewähren, spürte ihre spitzen Zähne in seinem Ohrläppchen, ein leichtes Kribbeln im Bauch. Ihre Lippen trafen aufeinander, verschmolzen. Samirs Zunge strich an Halinas Lippen entlang, forderte Einlass in ihren Mund. Dann wanderte sie an Halinas Zähnen entlang, umschlang ihre Zunge. Lange küssten sie sich. „Muss noch zahlen“, murmelte Samir Irgendwann. Halina nahm seine Hand in ihre und sie gingen gemeinsam ins Pub. Samir warf dem Wirt einige Münzen auf den Tsch und sie verschwanden schon wieder. Draußen nahm er Halina auf den Arm und trug sie zu seiner Hütte.
    Samir setzte sie auf sein Bett und küsste sie wieder. Halina umarmte ihn und drückte seine Oberkörper auf die Matratze. Gemeinsam schlüpften sie unter eine Decke.

    Am nächsten Morgen wachte Samir mit Halina im Arm auf. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, stand er auf. Er ließ Io-ji hinaus und legte ein paar Äpfel und Birnen auf den Tisch. Dann ging er hinaus und schöpfte einen Kübel Wasser auf seinem Brunnen. Zähneklappernd tauchte er seine Kopf hinein und schlang sich dann ein Tuch um seine nassen Haare. Darauf begann er mit seinem täglichen Waldlauf.
    Zwei Stunden später stand Samir keuchend vor seiner Tür. Drinnen saß Halina am Tisch und knabberte an einer Birne. „Setz dich“, hauchte sie Samir ins Ohr. Sie drückte ihn in einen Sessel und setzte sich auf seinen Schoß. Aus einer kleinen Schale nahm sie eine Erdbeere und steckte sie ihm in den Mund. Samir leckte ihre Finger ab und saugte daran. Sie sah ihm tief in die Augen. „Muss ins Pub“, flüsterte Halina und entzog Samir ihre Finger.

    Samir stieg durch eine Falltür in einen geheimen Tunnel und ging ihn entlang, stieg durch einen ausgehöhlten Baum in sein Baumhaus. Er seufzte erleichtert als er alle seine alchemistischen Geräte wohlbehalten vorfand. Fast zärtlich strich er über die Glaskolben und Gläser, den Destillierapparat. Aus einer Kiste nahm er eine Pipette und einen Glaslöffel. „Alles noch da“, teilte er Io-ji mit und strahlte. Dann füllte er in ein Glas etwas Wein und stellte es in eine Heizhaube. Danach schloss er den Destillierapparat an und stellte ein Auffangglas hin. Bald hatte er einen Liter Alkohol in Flaschen abgefüllt. Fröhlich lachend steckte er eine davon in die mitgebrachte Tasche. Dann holte er Schwefel hervor und versuchte, Navala herzustellen, ein hoch entzündliches Pulver. Ohne Vorwarnung begann Io-ji zu bellen. „Wer ist da?“, fragte Samir, ohne aufzusehen. Katso steckte den Kopf durch die Falltür. „Du und Halina?“, fragte er. „Naja, meine Traumfrau ist für mich ohnehin unerreichbar. Und Halina...“, er grinste verschmitzt. „Solange du weg warst, hat sie mir Bowan herumgemacht“, erzählte Katso. „Ach, ich hab im Leben nicht vor, ernsthaft mit ihr zusammenzukommen. Früher vielleicht ja. Aber jetzt... seit ich Danug getroffen habe, erscheint Halina mir so oberflächig, das reicht mir nicht mehr. Danug ist so anders, tiefgründig, geheimnisvoll, ernst, verantwortungsbewusst“, erzählte Samir, „Aber sie mag mich doch nur als Freund. Insgeheim glaube ich, dass sie auf meinen Freund steht. Aber bis ich jemanden wie sie gefunden habe, reicht Halina. Was ist da mit dir und Luna?“ Katso lächelte und seine Augen leuchteten. „Luna ist toll“, erklärte er, „Wenn wir alleine sind, ist sie ganz anders. Ich kann mit ihr reden – fast so wie mit dir!“ Er wurde rot, „Normalerweise redet man nicht über so was.“ „Wenn ich eines gelernt habe, dann dass man über alles redet.“ „Wer lernt dir denn so was?“, wollte Katso wissen. „Eine gute Freundin“, erwiderte Samir. „Danug?“, riet Katso. Sein Freund schüttelte den Kopf, „Sie hieß Karitsa. Also, sie heißt immer noch so.“ „Du hast ganzschön viel erlebt, hm?“, fragte Katso. „Fast zuviel. Ich bin froh, wieder zuhause zu sein“, Samir seufzte, „Irgendwie hab’ ich euch alle sehr vermisst.“ Er stand auf und hängte sich seine Tasche um. „Aber jetzt muss ich zu Tunie. Sie wird sicher Alkohol brauchen“, grinste Samir. „Ja, unsere alte Hexe hat schon Mangel an Zutaten seit unser Alchemist weg ist“, grinste Katso. Samir hielt ihm die Tür auf und stieg den Baumstamm hinunter. In Samirs Hütte griff Katso wie selbstverständlich nach einem Apfel. „Ich nehme Io-ji mit, in Ordnung?“, sagte er. „Ja, Tunie hasst ihn sowieso, wie jeden Hund“, willigte Samir ein und verließ seine Hütte.

    „Tunie“, rief er als er vor Tunies Hütte stand. „Komm rein!“, sagte die Hexe und gleichzeitig schwang die Tür auf. „Wo warst du?“, herrschte sie Samir an als er das Haus betrat. „Ich bin Zauberer, ich muss arbeiten“, wehrte sich Samir, „Sei froh, dass ich überhaupt da bin.“ „Bin ich ja auch“, seufzte Tunie und lächelte ihn an, „Hast du wenigstens, was ich brauche?“ „Klar. Navala und Alkohol. Was willst du sonst noch?“, antwortete Samir. „Ich brauche Raik. Unbedingt. Und ... Smikal“, zählte Tunie auf, „Wie lange brauchst du dafür?“ „Hm. Bis morgen“, schätzte Samir. Tunie fixierte ihn. „Zu welcher Frau gehst du?“, fragte sie. Samir funkelte sie zornig an, „Das geht dich gar nichts an“, fauchte er. „Ach, hau schon ab“, knurrte Tunie und machte eine Handbewegung. Samir blieb jedoch mit beiden Beinen am Boden stehen. „Ich bin Zauberer, vergiss das nicht“, sagte er fast drohend und ging mit einem letzten abschätzenden Blick zur Tür hinaus.

    Kurz darauf war er wieder im Pub, Halina an seiner Seite. Ohne auf ihre Umwelt zu achten, küssten sie sich ohne Unterbrechung. Ihre Lippen klebten scheinbar aneinander, ihre Hände waren ineinander verschlungen. Jemand räusperte sich hinter ihnen. „Könnt ihr euch kurz voneinander lösen?“, bat Luna. Samir sah zu ihr hoch. „Heute ist eine Feier – im Hinterstübchen. Kommst du, Samir?“, fragte Luna. Der Gefragte nickte. „Bist du auch dort?“, wollte er von Halina wissen. Als dieser bejahte, nickte Samir nochmals. Dann lächelte er Luna an, „Katso kommt doch auch?“ Jetzt war es an Luna zu nicken. „Bis heute Abend“, sagte sie leise und verschwand. Samir wickelte eine von Halinas goldblonden Haarsträhnen um seinen Finger. „Du hast wunderschöne Haare“, murmelte er. „Red keinen Blödsinn, küss mich lieber“, forderte Halina. Später gingen sie gemeinsam zur Feier. Halina trug ein weißes Kleid mit blauen und grünen Blumenstickereien und eine Kette aus bemalten Holzperlen, die Samir ihr geschenkt hatte. Die beiden wurden mit großem Wirbel empfangen, bekam ein Glas Ale in die Hand gedrückt. Das stellten sie allerdings gleich ab, die beiden wollten tanzen. Eng aneinandergeschmiegt standen sie auf der Tanzfläche, Samirs Hand massierte Halinas Nacken. Sie lehnte den Kopf zurück und Samir küsste sie zärtlich. Ihre Hand wanderte zu seinem Hinterteil und zog ihn enger an sich. Dann begann sie, an seinem Hals zu saugen und zu knabbern. „Wir sind hier unter Leuten“, flüsterte Samir ihr ins Ohr. Halina seufzte und ließ ihn los. Samir lächelte sie an und griff nach seinem Aleglas. Halina schenkte ihm einen betörenden Augenaufschlag und begann ein Gespräch mit Luna. „Hast du Spaß?“, fragte Bowan Samir. Dieser nickte. Bowan betrachtete Halina, seine Augen blitzten lüstern. Samir ignorierte dieses offensichtliche Zeichen von Lust und nahm noch einen Schluck Ale. Ohne Samir weiter zu beachten, ging Bowan auf Halina zu und forderte sie zum Tanzen auf. Samir registrierte das leicht verärgert und holte sich noch ein Glas Ale. Er setzte sich in einen Sessel und starrte in die Luft. Ehe er sich versah, waren Tawja, Irla und Sira neben ihm. Samir spürte die Hände der Frauen auf seiner Haut, ihre Haare kitzelten ihn. Da kam Halina auf ihn zu. Sie drängte die anderen Frauen zur Seite und setzte sich auf Samirs Schoß. „Was wollen die anderen von dir?“, hauchte sie. „Was will Bowan von DIR?“, entgegnete Samir, „Ich hab...“, begann Halina. „Du hast ihn geküsst. Aber hast du auch..?“, brachte Samir mir Mühe hervor. „NEIN!“, sagte Halina bestimmt, „Aber bist du nicht böse?“ Samir schüttelte den Kopf. „Ich war so einsam“, versuchte Halina zu erklären. „Ist doch in Ordnung. Ich hab auch jemanden getroffen, den ich gerne geküsst hätte. Solange... du mich jetzt küsst“, er lächelte sie an. Halina lächelte verführerisch und küsste ihn auf die Wange. Dann beugte sie sich vor als wollte sie ihn auf den Mund küsse, bremste aber wenige Millimeter vorher ab und hauchte ihn an. Ihre Zungenspitze leckte über seine Lippen. Samir schloss gequält/genießend die Augen. Nach elendlangen Minuten des Wartens, Neckens küsste Halina ihn endlich. „Oh du gute sch###“, stöhnte Samir, „Wo hast du das gelernt?“ „Glaub mir, du willst es nicht wissen“, kicherte Halina und strich ihm über die Wange.

    Am nächsten Morgen erwachte Samir mit schmerzendem Kopf und eingeschlafenem Arm. Erst da bemerkte er, dass Halina auf seinem Arm lag. Behutsam rollte er sie herunter und stand auf. Zögern verließ er die Hütte um laufen zu gehen, überlegte schon, es zu lassen, raffte sich aber dann doch auf. Aber schon nach wenigen Minuten traf er auf Katso, der entspannt an einem Baumstamm lehnte. „Hast du Lust, mit Luna und mir auszureiten“, fragte Katso Samir. „Wie denn? Ich hab doch gar kein Pferd“, der Gefragte lachte. „Genau darum geht es. Wir haben ein paar unreine Einhörner die geritten werden müssen. Und das ist zuviel für uns“, erklärte Katso. „Ich bin dabei“, sagte Samir fröhlich. Kurz darauf saß er auf einem gefleckten Einhorn und ließ es steigen. „Sie ist toll. Wie heißt sie?“, lachte Samir. „Das ist Anati“, sagte Luna, die auf einer Apfelschimmelstute saß. „Wie kommt ihr eigentlich an die Tiere?“, wollte Samir wissen. „Das ist meine Arbeit. Ich pflege und reite Einhörner damit wir sie weiterverkaufen können. Also der Züchter und ich. Die weißen werden ja wieder freigelassen“, erklärte Luna. „Hab ich gar nicht gewusst“, murmelte Samir. „Das Projekt gibt es ja auch erst ein Dreivierteljahr“, erzählte Luna weiter. Sie trug heute – im Gegensatz zu sonst – eine schwarze Schlabberhose und dazu ein weites, grünes Shirt. Sonst war sie ähnlich gekleidet wie Halina, trug kurze Röcke, enge Shirts und Hosen, sowie viel Schmuck. Zum Reiten trug sie nur ein einfaches schwarzes Band am linken Handgelenk. Katso kam herangeritten auf einem hellen Fuchs. „Luna, du siehst toll aus“, sagte er und grinste sie an. „Sei ihr sicher, dass ich euch nicht störe?“, fragte Samir. „Sicher nicht. Antti kommt auch mit“, beruhigte Luna. Sobald sie das gesagt hatte, tauchte ein rothaariges Mädchen auf. „Hi. Ich bin Viliane. Aber du kannst Antti zu mir sagen“, stellte sie sich vor, „Du musst Samir sein.“ „Ja. Hi“, grüßte Samir. „Dann los!“, rief Antti und pfiff einmal. Ein großer Falbe kam angetrabt und Antti schwang sich auf seinen Rücken. Samir und Antti ritten Luna und Katso voraus.
    „Du bist Zigeunerin, nicht?“, fragte Samir. „Ja. Stört es dich?“, sagte Antti angriffslustig. „Nein. Auf keinen Fall. Mein bester Freund – außer Katso – ist Zigeuner“, erzählte Samir. „Lass mich raten: du kennst eine tolle Zigeunerin“, sagte Antti. „Woher weißt du das?“, staunte er. „Deine Augen leuchten, wenn du „Zigeuner“ sagst oder hörst“, erwiderte Antti. „Sie ist nur eine Freundin“, wiegelte Samir ab. „Dann einen sehr gute Freundin“, meinte Antti. „Ja, das schon“, gab Samir zu. Plötzlich stolperte Anati. Samir sprang sofort von dem Tier und untersuchte sein Bein. Der Knöchel war geschwollen. „Ich bring Anati zu Lunas Hof zurück“, sagte Samir zu Antti. „Ich begleite dich“, bot Antti an. „Echt?“, er strahlte. „Sicher. Komm auf Niel“, Antti lächelte. Samir schwang sich auf den Falben. „Fall mir bloß nicht runter!“, grinste Antti. Samir lachte leise. Aber als Niel angaloppierte verging ihm das Lachen. „Halt dich ruhig fest“, sagte Antti spöttisch. Samir nahm sie beim Wort und hielt sich an Anttis Taille fest. Daraufhin ließ Antti Niel langsamer werden, damit Anati sie einholen konnte. Samir ließ Antti allerdings los. „Ich fürchte mich so“, flüsterte er leise. Antti lachte ebenso leise und sah zu ihm zurück. Samir grinste sie an. Antti lächelte und schüttelte den Kopf, sodass ihre Haare Samir kitzelten. Er schloss die Augen und lauschte Anttis Atem. „Wir sind da!“, riss Antti ihn aus seinen Träumen. Samir schwang sich von Niel und hielt Anati an der Mähne fest. „Danke dass du mitgekommen bist“, sagte er zu Antti. „Gerne. Luna und Katso vermissen mich ohnehin nicht“, Antti lachte schon wieder. „Hast du einen Freund?“, fragte Samir. Dann wurde er rot. „Sorry, das war eine indiskrete Frage.“ „Nein, schon in Ordnung. Und: nein, ich habe keinen Freund. Ich bin noch nicht solange hier. Früher habe ich in Lindis gelebt“, erzählte Antti, „Aber meine Mutter meinte, dass es sei sicherer, wenn meine Geschwister aus der Schusslinie der Dämonen sind und ich musste sie hierher begleiten.“ „Karitsa ist auch aus Lindis“, stellte Samir fest. „Du kennst Karitsa“, staunte Antti. „Ja. Hat Luna dir nicht erzählt, dass ich Zauberer bin?“, fragte Samir zurück. „Nein, aber ich find’s toll“, sagte Antti. Samir lachte. „Komm, ich zeig’ dir die Einhornfohlen“, Antti nahm Samirs Hand und zog ihn in den Stall. Als sie vor der Fohlenbox standen, ließ Samir ihre Hand nicht mehr los. „Sie sind niedlich“, murmelte Samir. „Aber die weißen Tiere, die jetzt silbern sind, müssen wir wieder freilassen“, Antti seufzte, „Ich möchte Tinker nicht hergeben.“ Samir legte einen Arm um sie und drückte sie an sich. Eine Träne lief über ihre Wange. Antti lehnte sich an Samir. „Tut mir leid“, entschuldigte sie sich gleich darauf. „Nein, ist in Ordnung“, murmelte Samir, ließ sie nicht los. Glücklich kuschelte sich an ihn. „Was machen wir, wenn jetzt jemand kommt?“, fragte Antti. „Nichts, wir machen ja gar nichts“, entgegnete Samir. Antti lächelte und legte einen Arm um seine Taille. „Eigentlich müsste ich arbeiten“, gestand Samir. „Warum denn?“, murrte Antti. „Kennst du Tunie? Sie braucht Raik und Smikal“, erklärte Samir. „Was ist das?“, fragte Antti. „Raik ist Pulver, dass Stoffe verwandelt und Smikal ist das, das wir Atmen.“ „Das hört sich spannend an. Wie macht man so etwas?“, fragte Antti. „Ich kann es dir zeigen“, bot Samir an. „Toll! Gehen wir“, rief Antti und zog ihn hinaus.

    „Wird Luna dich nicht vermissen?“, fragte Samir. „Nein. Sie ist mit Katso beschäftigt. Sie hat selten fei“, sagte Antti. „Das ist gut. Dann können wir es uns gemütlich machen. Und ich kann dir Io-ji zeigen“, meinte Samir. „Wer ist Io-ji?“, wollte Antti wissen. „Das ist mein Hund“, erklärte Samir. „Ich mag Hunde“, sagte sie, „Bin schon gespannt.“
    Zuerst führte Samir Antti in sein Baumhaus. „Zeig mir was alchemistisches“, bat Antti. Samir grinste und zündete ein Feuer an. Von irgendwoher nahm er einige kleine Glasdöschen und stellte sie auf den Tisch. „Wirf mal ins Feuer“, forderte er Antti auf und warf ihr eine Dose mit türkisem Pulver zu. Antti schraubte den Behälter auf und streute etwas von dem Staub ins Feuer. Die Flammen loderten grün auf. „Das ist toll“, sagte Antti begeistert, „Was genau war das?“ „Hm... wir nennen es Drachenatem. Aber eigentlich ist es eine Art Kupferpulver“, erklärte Samir, „Versuch mal das!“ Antti streute das nächste Pulver ins Feuer worauf es lila wurde. „Und was hat die Flammen lila gemacht?“, wollte sie wissen. „Die violette Form von Drachenatem, es heißt Calunim. Aber bleib bei Drachenatem, sonst halten dich die Leute für verrückt. Hier ist noch ein Pulver, das heißt Magneum. Wenn du es hineinwirfst, sieh nicht in die Flamme!“ Die Zigeunerin warf etwas Staub ins Feuer und es wurde gleißend hell und erschien weiß. „Das gefällt mir“, stellte Antti fest. „Ja, aber das war leider auch schon alles. Willst du Io-ji sehen?“
    Wenig später tollte Antti mit Io-ji herum. „Er ist toll“, sie lachte. „Kann ich dich eine Weile mit ihm alleine lassen?“, fragte Samir, „ich muss noch ein Experiment machen.“ „Kann ich dir nicht helfen?“, bat Antti. „Nein, es ist gefährlich“, sagte Samir. „Aber für dich ist es auch gefährlich“, wandte Antti ein. „Aber es ist meine Arbeit“, argumentierte Samir, „Ich bin auch bald wieder da.“

    Im Baumhaus versuchte er, Smikal zu gewinnen. Aber irgendwie erhitzte er das Gebräu zu stark und es explodierte. Samir wurde zu Boden geschleudert und bewusstlos. Als er wieder zu sich kam, war der ganze Raum voll Rauch. Samir taste sich vor, versuchte, sich am Tisch hochzuziehen. Auf der Tischplatte fand er ein Schwert. Sobald er es in der Hand hielt, fing es an zu sprechen. „Der Zauberer, der das Runenschwert in der Hand hält, muss in die Feuerwelt gehen und das Feuerpferd finden. Mit diesem Pferd muss der Dämonenlord Xunats gesucht und getötet werden!“, rief das Schert.
    Samir seufzte und stieg durch die Falltür um zu seiner Hütte zu gelangen, das Schwert in der Hand.



    Re: drachenfeuer

    danug - 28.08.2004, 16:10


    Kapitel 7 Saadhja
    Saadhja versuchte, mit seinem Kleinpferd Ferin Kira irgendwie einzuholen. Hinter ihm auf dem Pferd saß die leicht verletzte Ysybell. „Ich freu mich schon auf zuhause“, sagte diese jetzt. „Warum bist du überhaupt abgehauen?“, fragte Saadhja. „Naja, es wir langweilig ohne dich“, murmelte Ysybell. Saadhja lachte. „Du hast 6 Geschwister“, grinste er, „Und zwei sind in deinem Alter.“ „Ist nicht wahr. Die sind alle jünger als ich“, muffelte Ysybell. „Ynkel ist dein Zwillingsbruder. Und Felandiel ist drei Jahre älter als ihr!“, erinnerte Saadhja lachend. Ysybell boxte ihn auf die Schulter, „Du nimmst mich nicht ernst“, giftete sie. „Ysybell, du bist 14. Und du führst dich auf wie eine alte Hexe“, entgegnete Saadhja. Die kleine Elfe verdrehte die Augen. Saadhja grinste breit und fing an zu singen. „Warum bist du so glücklich“, brummte Ysybell, „Ist das wegen deiner Karitsa?“ Jetzt verging Saadhja das Lachen. „Wieso Karitsa?“, knurrte er. „Oh man, bin ich froh, wenn ich daheim und dich los bin“, seufzte Ysybell. „Und dann haust du ab um zu mir zu kommen?“, Saadhja grinste schon wieder, „Aber ich freu mich auch. Auf die Stadt und auf meinen Vater.“

    Zwei Tage später stand Saadhja am Bett seines sterbenden Vaters. „Das Reich soll zwischen euch aufgeteilt werden“, sagte der alte Elf, „Saadhja, du bekommst Nielnor, Kira dafür Rienfallas.“ Seine Stimme zitterte. „Mein Sohn, bitte vertreib alle Räuber und Diebe. Finde den Herren der Diebe. Dafür sollst du das Elfenschwert haben.“ Der König drückte noch einmal die Hand seines Sohnes und schloss für immer die Augen. Saadhja trat auf den Balkon. „Der König ist tot“, rief er, obwohl keiner zu sehen war.
    Schon am Nachmittag hatte Mavelin, die Beraterin des Königs, eine Krönungsfeier für Kira und Saadhja organisiert. Die Geschwister knieten nebeneinander im Saal von Nielnor.
    „Nehmt ihr, das Volk, Saadhja als euren rechtmäßigen König?“, fragte Mavelin die Vertreter des Volkes, zehn Elfen. Sie nickten einstimmig. „Hiermit erkläre ich Saadhja rie Havka iek Bontu zum König des Nordlandes. Nehmt ihr, das Volk, Kira als eure rechtmäßige Königin?“, redete Mavelin weiter. Acht der zehn Elfen nickten. „Und so erkläre ich Kira rei Linga iok Bigu zur Königin des Südlandes.“
    Mavelin trat vor die Saaltür. „Ihr habt zwei neue Herrscher“, verkündete sie den draußen wartenden Elfen. Diese fingen an zu Jubeln, sie schrieen und klatschten.
    Im Saal war es ganz still. „Auf gute Zusammenarbeit Schwesterherz“, murmelte Saadhja. „Spätestens wenn du tot bist, gehört dein Reich mir“, knurrte Kira. „Freu dich nur nicht zu früh. Ich behalte mein Land“, antwortete Saadhja ruhig. Dann stand er auf und ging die Stufen vor dem Saal hinunter. Ysybell rannte ihm entgegen. „Toll, toll, toll“, rief die Elfe. „Ja Kleines. Aber du wohnst in Kiras Teil“, grinste Saadhja. „Nicht mehr lange“, versprach Ysybell, „Wir haben ein Haus in Nielnor. Und wenn sie lieber in Rienfallas bleiben wollen, ziehe ich alleine her. Ich bin alt genug dazu.“ „Du bist 14“, sagte Saadhja gutmütig. „15“, beharrte Ysybell trotzig. Saadhja schüttelte den Kopf, lachte und ging dann weiter. Brendu und Sanni kamen ihm entgegen.
    „Super gemacht, Saadhja“, beglückwünschte Brendu. „Hab ja gar nichts getan“, murmelte Saadhja, „Aber ich brauche dringend eure Hilfe.“ Sanni sah ihn an. „Wozu?“, fragte sie skeptisch. „Von dir möchte ich drei gute Priesterinnen. Und von Brendu... drei Heerführer. Auch gute“, erklärte Saadhja. „Sidana!“, rief er der Leiterin der Schulen zu, „Ich brauche zwei Lehrer. Bitte komm mit ihnen drei Stunden nach Sonnenaufgang in den Thronsaal.“ Saadhja schritt weiter durch die Stadt, blieb hier und dort stehen um zu reden oder Hände zu schütteln.
    Irgendwie kam er zu Pferdestall, in dem Ferin – er war noch müde von dem langen Ritt – stand. Saadhja setzte sich zu dem Kleinpferd in die Box, der Schweif des Schimmels schlug ihm ins Gesicht. „Was hat Ysybell da gemeint, mit Karitsa?“, murmelte er, „Nur will ich sie herumgetragen habe. Ich meine, hätte ich sie einfach so herumsitzen lassen sollen? Sie ist doch nur eine gute Freundin. Für... ja, für Ysybell oder Sanni hätte ich das auch getan. Und ich muss sowieso die Tochter irgendeines Grafen heiraten, das hat Vater so bestimmt. Genauso wie Kira eine Fürsten heiraten muss... sobald ich 24 bin. Drei Jahre lang kann ich noch leben – oder auch lieben – wie – oder wen – ich will.“
    Ferin stubste ihn an und Saadhja reichte dem Pferd eine Karotte. In diesem Moment kam jemand in den Stall. „Saadhja, bist du hier?“, fragte Mavelin. „Ja“, antwortete der junge Elfenkönig, „Kannst du morgen mit drei der Ratsmitglieder in den Saal kommen? Drei Stunden nach Sonnenaufgang?“ „Ja Saadhja“, sagte Mavelin, „Nein, Verzeihung. Ich wollte sagen: Ja mein König.“ „Mavelin, lass das! Du kennst mich, seit ich ein Baby war. Es ist , als würde meine Mutter „mein König“ zu mir sagen. Bleib bei Saadhja. Meine Freunde nennen mich auch so“, meinte Saadhja. „Danke“, murmelte Mavelin und verließ den Stall rasch.
    Saadhja seufzte und rappelte sich hoch, dann ging auch er wieder zu den übrigen Elfen.

    Am nächsten Morgen waren alle Personen pünktlich im Saal. Saadhja erhob sich von seinem Platz. „Mein Vater hat mir aufgetragen, eigenhändig alle Räuber zu töten Darum muss ich fort. Aber ich möchte das ihr, die hier Anwesenden, das Reich gemeinsam regiert. Als Rat sozusagen. Entscheidungen löst ihr gemeinsam!“, sagte er, „Noch Fragen?“ Der Elfenkönig sah in die Runde.
    Niemand machte auch nur den kleinsten Mucks. Saadhja nickte zufrieden. „Hiermit erkläre ich, dass der Rat, und die einstweilige Regierung, des nördlichen Elfenreiches ab heute aus
    den Lehrern Sidana
    und Llyn
    den Heerführern Sgyr
    Andielo
    und Ej
    den Priesterinnen Inafa
    Aavari
    und Enjika
    sowie den Beratern Mavelin
    Ilrofan
    und Minus
    besteht“, verkündete Saadhja, „Sind alle einverstanden?“ Die Auserwählten nickten. „Sanni, Brendu, euch brauche ich für meine Mission“, fügte Saadhja erklärend hinzu als er die etwas enttäuschten Blicke seiner zwei Freunde sah, „Und genau das möchte ich jetzt mit euch besprechen.“ Er stand auf und wollte schon zur Tür gehen. „Ach ja, der Rat trifft sich jeden Tag mindestens eine Stunde“, fiel ihm noch ein, „Und dass ja nicht einer von euch König spielen will, sonst erwürge ich ihn eigenhändig!“, die Drohung sprach er mit so verschmitztem Grinsen aus, dass keiner ihm wirklich Glauben schenkte.
    Gemeinsam mit Sanni und Brendu stieg Saadhja hinauf in sein Turmzimmer. „Ich möchte, das ihr mich begleitet“, sagte er einfach. Brendu und Sanni sahen sich an und fingen dann an zu strahlen. „Ich nehme das als ja“, sagte Saadhja und grinste. „Sind wir nicht zuwenig?“, warf Sanni ein. „Ja, doch. Darum bräuchte ich noch zwei Priesterinnen und einen Krieger, die uns begleiten“, bestätigte Saadhja. „Ich habe schon jemanden“, sagte Brendu, „Wann treffen wir uns denn, und wo?“ „Ich bin jederzeit bereit, Tasche ist ja noch gepackt. Aber sagen wir, morgen, zu Mittag?“, entschied Saadhja. „In Ordnung“, willigte Sanni ein, „Nur, wo bekommen wir Pferde her?“ „Ich kann noch zwei mitnehmen“, sagte der Elfenkönig. „Sehr gut. Ich hab ja selbst eines“, Sanni lächelte. „Also morgen beim unteren Stadtturm?“, fragte Saadhja noch einmal. Die beiden anderen nickten uns standen dann auf. „Bis morgen“, sagte Sanni und schenkte Saadhja ein letztes Lächeln.
    Saadhja ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und schloss die Augen. „Komm herein“, sagte er. „Woher weißt du, dass ich hier bin?“, fragte Felandiel.. „Ich hab es gespürt“, entgegnete Saadhja, „Was ist los?“ „Kannst du Ysybell nicht sagen, dass sie nicht immer von zuhause abhauen soll?“, bat Felandiel, „Auf uns hört sie einfach nicht.“ „Ich hab es ihr schon oft gesagt“, erwiderte Saadhja, „Aber sie hört ja auch nicht auf mich.“ „Was soll ich nur mit ihr machen“, seufzte Felandiel, „Sie ist eben ein richtiger kleiner Wildfang. Dabei ist sie schon – oder erst – 14.“ „Und du?“, fragte Saadhja. „Ich bin 17. Aber unser Vater ist gestorben und Mutter ist krank. und irgendjemand muss sich um die Familie kümmern.“ „Bist du nicht zu jung?“, fragte Saadhja. „Na und? Du bist auch erst 21 – und König“, sagte Felandiel säuerlich. „Du hast ja recht“, lenkte Saadhja ein, „Schick mir Ysybell mal rauf.“ Felandiel dankte ihm und ging hinaus.
    Kurz darauf stand Ysybell vor Saadhja. „Du sollst nicht immer fortlaufen“, schimpfte er die kleine Elfe. „Jetzt brauche ich gar nicht mehr auszureißen. Jetzt bist du ja da“, Ysybell strahlte. „Nein, eben nicht. Ich muss arbeiten. Aber du bleibst hier. Haben wir uns verstanden?“, Saadhja fixierte sie. Ysybell schob die Unterlippe trotzig vor. „Du wirst hier bleiben. Sonst verbanne ich dich zu Kira ins südliche Reich“, sagte der Elfenkönig eindringlich, „Versteh doch, du musst bleiben. Felandiel macht sich doch Sorgen um dich. Und deine Mutter ist auch krank.“ „Aber ich will bei dir sein“, beharrte Ysybell. „Sanni, Brendu und ich müssen die Räuber töten. Du bist zu jung für so etwas.“ „Ich könnte sogar dich töten“, schrie Ysybell. „Na dann mach“, Saadhja zog sein Schwert und reichte es der kleinen Elfe. Sie nahm es zögernd in die Hand. Dann warf sie es zu Boden und stürmte weinend hinaus. Saadhja seufzte. Er hob sein Schwert auf und ging um Felandiel zu finden. „Sieh zu, dass sie in irgendeine Schule kommt“, riet er, „Dann ist sie wenigstens abgelenkt. Was interessiert sie denn? Kunst, Kampf, Kultur, Krankenpflege? Oder Hauswirtschaft? Ich glaube, die Militärschule würde ihr gefallen.“ Felandiel nickte, „und du glaubst, sie würden sie nehmen?“ „Sicher. Sidana kennt sie ja. Uns Ysybell hält das Schwert gut.“ Felandiel nickte wieder, dankbar.

    Nächsten Mittag stand Saadhja mit Ferin, Ceana und Ymbria am Stadttor. Als erstes erschienen Brendu und seinen Begleitung. Die beiden kamen mit zwei Rappponys, die etwas kleiner waren als Ferin. Brendus Freund setzte zu einer Verbeugung vor Saadhja an, aber dieser hielt ihn auf. „Ab jetzt bin ich dein Gefährte, nicht dein König“, erklärte er, „Nenn mich Saadhja.“ „Ich bin Danalar“, sagte der andere. Saadhja nickte und grinste, „Wie immer sind die Frauen die letzten.“ In genau diesem Moment erschien Sanni. Sie funkelte Saadhja an, dann schnipste sie mit dem Finger. Wie aus dem Nichts standen zwei weitere Priesterinnen hinter ihr. „Das sind Yria und Yasar“ Yria, eine schwarzhaarige Elfe mit blasser Haut und dunklen Augen, und Yasar, sie hatte silberblondes Haar und blaue Augen, nickten den Männern fast schüchtern zu. „Hier sind eure Pferde“, sagte Saadhja und gab Ceana und Ymbria je einen Klaps. Die Ponys trabten auf die Priesterinnen zu. Diese schwangen sich auf die Tiere. „Also, wir müssen irgendwie die Diebe fangen. Und den Herren der Diebe finden“, erläuterte Saadhja die Aufgabe, hat irgendjemand ein Idee wie wir das anstellen sollen?“ „Ich habe gehört, sie sind im Morn-Wald“, sagte Yria leise. „Wir reiten einfach mal in die Richtung und bringen alle um“, schlug Brendu vor. „Ist gut“, nahm Saadhja den Vorschlag an, „Dann los!“

    Während des Reitens beobachtete Saadhja Yria. „Ich hab noch nie eine dunkle Elfen gesehen“, sagte Brendu neben ihm. „Es gibt ja auch fast keine mehr. Mich würde interessieren, wo die alle hin sind“, sagte Saadhja ohne Brendu anzusehen. „Du scheinst ja ganz begeistert von ihr zu sein“, spottete Brendu. „Du musst zugeben, dass sie gut aussieht“, murmelte Saadhja leise. „Ja ja, du entdeckst die Liebe“, Brendu lachte. „Ach, du Idiot“, Saadhja verbiss sich ein Lachen, „Du weißt genau, dass ich schon versprochen bin.“ Seine Augen verdunkelten sich. „Kann man da nichts machen?“, fragte Brendu interessiert. „Nein. Schön wär’s. Oder ich möchte sie zumindest mal sehen“, Saadhja seufzte. „Wahrscheinlich ist sie wunderschön“, Brendus Augen glitzerten. „Wenigstens ist sie in meinem Alter. Sie müsste jetzt 19 sein, stell dir das vor.“ „Ja, eine Neunzehnjährige“, Brendu verdrehte die Augen. „Aber wenn ich sie zum ersten Mal treffen werde, wird sie 22 sein“, Saadhja zuckte die Schultern. „Du kannst ja solange den Anblick von Yria genießen. Und vielleicht ist ja sie deine Zukünftige“, Brendu lachte. „Genießen“, Saadhja knurrte verhalten. „Du sollst stillschweigend genießen. Oder mir zusehen“, sagte Brendu. Er trieb sein Pony an um neben Yria zu kommen. Saadhja ließ Ferin langsamer werden, bis er neben Sanni war. „Na, wie geht’s?“, fragte er und grinste sie an. „Ach, geht schon. Crofy macht schon schlapp, ich hab ihn ja schon lange nicht mehr geritten“, Sanni lächelte schwach. „Bin ich froh, dass Ferin gut trainiert ist“, Saadhja tätschelt dem kleinen Hengst den Hals. „Ceana und Ymbria sind aber auch ganz schön gut drauf“, sagte Sanni, bewundernd. „Weiß nicht, wer sie geritten hat. Wahrscheinlich hat Mavelin das organisiert“, gab Saadhja zu. „Und ich wusste nicht, dass Yria und Yasar so gut reiten können“, meinte Sanni.

    Am nächsten Abend als alle schon schliefen saß Saadhja alleine am Feuer. „Warum schläfst du nicht?“, fragte eine etwas verschlafenen Frauenstimme. „Warum schläfst du nicht?“, gab Saadhja zurück. „Es ist zu schön zum Schlafen. Ich meine, was ich sehe ist zu schön zum Schlafen.“ Saadhja brummte, fragte aber nicht nach, was sie sah. „Warum bist du noch wach?“, fragte sie weiter. „Ich denke“, antwortete Saadhja. „Ich will dich nicht stören“, meinte sie. Eine Decke raschelte und dann war es still.
    Saadhja stand auf und löschte das Feuer. Aber seinen Gedanken waren bei der Frauenstimme. Es gab ja nur drei Möglichkeiten, und Sannis Stimme hätte er erkannt, da war er sich sicher.

    Drei Tage – und etliche getötete Diebe später hatten sie den Morn-Wald erreicht. „Wir trennen uns und versuchen, irgendein Lager oder so zu finden“, meinte Brendu. „Ich gehe mit Yria“, sagte Yasar sofort. „Ich mit Danalar“, ergänzte Brendu. Saadhja nickte ergeben. Wenig später ritten Sanni und er Seite an Seite durch den Wald. „Yasar vertraut mir nicht“, stellte Saadhja fest. „Doch. Aber die Priesterin in ihr schlägt durch“, hielt Sanni dagegen, sie lachte, „Uns wird ja eingetrichtert, dass Männer böse sind.“ „Das hat bei dir ja nicht viel geholfen“, zog Saadhja sie auf. „Ach Blödsinn! Priesterinnen dürfen ja Männer haben. Und die Priesterinnen des Windes dürfen sogar heiraten“, wandte Sanni grinsend ein. „Ja, aber dürft ihr männliche Freunde haben?“, Saadhja lachte. „Ist mir egal. Ich würde dich und Brendu für keinen Gott aufgeben. Auch wenn ich meinen Gott liebe.“ „Jetzt lässt du aber die Priesterin raushängen“, spottete Saadhja. „Ja ja, wir Priesterinnen des Feuers sind eben sehr gläubig“, witzelte Sanni, „Los, machen wir ein Wettrennen!“ Als ihr Hengst Crofy das Wort „Rennen“ hörte, spitzte er die Ohren. „Im Wald?“, fragte Saadhja skeptisch, „Nein. Ich will noch nicht sterben.“ Sanni lachte ihn aus, „Du hast nur Angst, dass du verlierst!“ „Nein“, Saadhja blieb hart, „Als ich das das letzte Mal gemacht habe, bin ich gegen einen Baum geritten und habe mir den Arm gebrochen und das Gesicht zerkratzt.“ „Daher hast du die Narben, die dir so über die Augen gehen?“, wollte Sanni wissen. „Nein, das war eine Krallenhand, bei irgendeinem Kampf. Tat aber verdammt weh“, gab Saadhja zu. „Eine Hand mit drei Krallen?“, fragte Sanni ungläubig. „Glaube ich zumindest. Ich wurde danach bewusstlos“, Saadhja errötete. Um Sannis Lippen spielte ein Lächeln. „Es ist schon lange aus“, versuchte Saadhja sich zu verteidigen. „Ja, schon klar. Mein starker Krieger“, flötete Sanni.
    Einen Augenblick später waren die beiden von Räubern umzingelt. „Das sind 20“, flüsterte Sanni. „Nicht mehr lange“, versprach Saadhja und schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Im nächsten Moment ging ein Sternenfeuer auf die Räuber nieder. Ungefähr 15 von ihnen sanken zu Boden. Schnell zog Saadhja sein Schwert. Sanni holte ihren langen Dolch heraus und ritt auf die Räuber zu. Bevor er sich’s versah, war einer seinen Kopf los. Saadhja enthauptete zwei weitere, den Restlichen gelang es, zu fliehen. „Der hier lebt noch“, stellte Sanni fest, „Soll ich ihn töten?“ „Nein“, bat Saadhja, „Wir befragen ihn.“ „Wozu?“, murrte Sanni. “Ich muss den Herren der Diebe finden”, erklärte Saadhja geduldig, „Also, wir fesseln ihn und legen ihn auf Ferin. Dann muss ich eben zurück laufen.“ „So ein Blödsinn! Du kommst zu mir auf Crofy“, meinte Sanni. Saadhja seufzte erleichtert und die beiden schwangen sich auf den kleinen Ponyhengst. Der Elfenkönig klammerte sich zum Spaß an Sanni fest. „Ich fürcht mich so“, alberte er. „Ich hab auch Angst“, gab Sanni zurück und umfasste seine Hand. Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus. „Hör auf“, keuchte Sanni, „Ich hab schon Bauchweh!“ „Und ich hab schon lange nicht mehr wegen so einem Blödsinn gelacht“, Saadhja grinste noch immer.



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