Darkangels

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    Re: Darkangels

    danug - 25.07.2004, 19:41

    Darkangels
    (c) meeri stranzinger 04

    ich vertraue jetzt einfach darauf, dass ihr alle so fair seid und nichts von meinen sachen kopiert oder veröffentlicht!
    also, enttäuscht mich nicht!

    Isabella rannte, rannte und rannte. Sie lief davon. Vor einem namenlosen Schatten, der sie verfolgte. Immer war er einige Schritte hinter ihr. Immer. Seit...
    Plötzlich lag sie in der Badewanne. Und sie wusste, der Schatten schlich sich von hinten an sie heran. Sie wusste, er würde sie töten.

    Schreiend wachte Isabella auf. So schlimm waren ihre Träume schon lange nicht mehr gewesen. Zitternd tastete sie nach ihrer Nachttischlampe und knipste sie an. Natürlich wusste sie, dass es den Schatten nicht gab. Aber seit Chris mit Angelika – ihrer angeblich besten Freundin – durchgebrannt war, wurde sie ständig von dieser namenlosen Furcht verfolgt.
    Schluchzend sank sie in ihre Kissen zurück. Warum hatte er sie verlassen? Warum hatte er sie nicht geliebt? Isabella weinte sich in den Schlaf, wie schon so oft in den letzten Wochen.

    Wieder träumte sie einen ihrer scheinbar unzähligen Albträume. Aber diesmal war etwas anders. Bevor der Schatten nahe genug an sie herankommen konnte, um sie zu töten, drängte sich einen Gestalt zwischen sie. Sie sah aus wie ein Engel, nur schwarz. Ein dunkler Engel.. Er hielt ein flammendes Schwert in der Hand, dass er auf den Schatten richtete.

    Als Isabella am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich so ausgeschlafen wie schon lange nicht mehr.
    Nach einem schnellen Frühstück beschloss sie, wieder einmal zu arbeiten. Sie hinkte ohnehin schon mit ihren Übersetzungen hinterher. Der Verlag, für den sie Bücher übersetzte, war ohnehin nicht sehr begeisterte gewesen von der Idee, dass sie einen kleinen Urlaub eingelegt hatte.
    Isabella machte sich noch eine Tasse Kaffee und setzte sich an den Computer. Das neue Buch, dass sie übersetzen sollte, hieß ‚Drachenfeuer’. Isabella las sich die erste Seite durch. Das klang ja gar nicht so schwer..
    Aber nachdem sie die ersten drei Kapitel übersetzt hatte, musste sie schon wieder an Chris denken. Er hatte sie immer so süß angelächelt.. Schon wieder liefen ihr Tränen über die Wangen. Verärgert wischte Isabella sie weg. Sie wollte nicht weinen. „Nicht wegen diesem Vollidioten“, sagte sie leise, „Der ist doch keine einzige Träne wert.“ Aber alles gute Zureden half nichts, sie fing an zu weinen.
    Nach zehn Minuten hatte sie sich soweit beruhigt, dass die weiterarbeiten konnte. Sie konzentrierte ihre Gedanken vollkommen auf das Buch und versuchte, Chris auszuklammern.

    Nachdem sie sieben Stunden ohne größere Pause durchgearbeitet hatte, schaltete sie den PC aus und ging hinunter in den Park. Sie wollten einen Spaziergang machen.
    Im Nachhinein erwies sich das als ziemlich schlechte Idee. Der ganze Park schien von glücklichen Pärchen bevölkert zu sein. Isabella sah weder nach rechts noch nach links. Sie hastete den gewundenen Weg entlang, wollte nur zu ihrem Lieblingsplatz am Teich. Dort würde keine knutschenden Verliebten herumhängen. Noch nie hatte sie dort jemand gestört. Man konnte wunderbar alleine sein. Und das brachte Isabella jetzt. Sie musste mit ihrer Trauer alleine sein.
    Sie kletterte auf die Weide, deren Äste weit auf den Teich hinaus reichten. Ganz unten war ein Ast, der stark genug war, um sie zu tragen. Dort ließ sie sich nieder und lehnte sich gegen den Baum. Sie schloss die Augen und versuchte, an gar nichts zu denken.
    Hier draußen fiel ihr das leichter als in ihrer engen Wohnung, wo sie eingequetscht war zwischen lauter Erinnerungen. Als sie fast 100%ig sicher war, nicht an Chris denken zu müssen, ließ sie ihre Gedanken schweifen.
    Zurück zu der Zeit, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Oft hatten die Leute von ihr behauptet, sie lebe in einer Fantasiewelt. Und das hatte der Wahrheit entsprochen. Stundenlang hatte Isabella geträumt. Von Engeln. Verstoßenen Engeln und einem weißen Palast in dem sie gewohnt hatten. Sie war die Königin der Engel gewesen. Mit schwarzen Flügeln, einem schwarzen Kleid und einem flammenden Schwert. Demselben Schwert, dass der Engel in ihrem Traum gehabt hatte.
    irgendwann schlief sie ein und träumte zum ersten Mal seit langem nicht von einem Schatten sondern von den weißen Palast.
    Sie saß auf dem Thron. Aber dann tauchte der Schatten auf. Er verschlang den Palast, den Boden unter ihren Füßen.
    Isabella schrie auf und erwachte.
    Sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine Zigarette. Dabei hatte sie vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört.
    Sie starrte auf den Teich hinaus, sah kleine Wellen sich bilden. Diese kleinen Bewegungen erfüllten sie mit tiefer Ruhe. Sie schloss die Augen und wusste, dass sie dieses Mal nicht von dem Schatten träumen würde, der sie verfolgte.

    Am Abend ging sie zu McDonalds. Irgendeine Schulklasse schien einen Ausflug zu machen denn es rannten haufenweise 14-15jährige herum. Isabella sah ihnen beim Lachen, Scherzen und Blödeln zu. Sie fühlte sich einsam. Wann war sie das letzte Mal mit ihren Freundinnen ausgegangen? Sie biss in ihren Hamburger und kaute. Schmecken tat sie nichts. Ihr ganzes Leben erschien ihr farb- und geschmacklos. Früher hatte sie gerne gemalt. Aber das hatte sie aufgegeben, als sie Chris kennen lernte.
    Genauso wie das Tanzen. Sie hatte ziemlich viel für ihn aufgegeben. Und was hatte er für sie getan? Nichts. Sie kramte ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich. Gleich morgen würde sie tanzen gehen. Und zeichnen konnte sie gleich anfangen. Sie schmiss ihren Hamburger in den Papierkorb und schlenderte nach Hause.
    Dort setzte sie sich an ihren Schreibtisch, kramte einen angespitzten Bleistift heraus und fing an zu zeichnen. Den Palast aus ihren Kinderträumen. Dann fing sie an, den Schatten zu malen. Zuerst war er bloß ein grauer Klumpen. Dann bekam er Arme und Beine. Dann ein Gesicht. Schließlich war der Schatten zu Chris geworden.
    Isabella holte sich einen Glasschüssel und ein Feuerzeug. Dann zündete sie die Zeichnung von Chris an. Sie sah das Papier verbrennen, zerfallen. Sie stellte sich vor, dass mit dem Papier ihre Liebe verbrannte und zu Staub zerfiel. Tränen tropften in die Schale. Isabella starrte in die Flammen. Sie fühlte sich leer.
    Nach wenigen Minuten löschte sie das Feuer und ging zu Bett. Sie starrte in die Finsternis. Die Decke schien ihr auf den Kopf fallen zu wollen. Sie glaubte, zu ersticken.
    Schnell stand sie auf und ging ans Fenster. Sie steckte den Kopf hinaus und atmete die kühle Nachtluft ein. Sofort ging es ihr etwas besser.

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 28.07.2004, 18:47


    Text © 2004 bei danug für FURTORIAS
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    Vor ihr erschien ein schwarzer Engel. „Hallo Meria“, sagte er leise, „Ich bin Demira, deine Seelenschwester.“ Bevor Isabella etwas sagen konnte, redete der Engel weiter. „Du bist eine von uns, du bist ein Darkangel.“ Isabella lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie hatte schon so oft von den Darkangels geträumt und sie immer für Ausgeburten ihrer Fantasie gehalten. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass die Engel real sein könnten. „Was sind Darkangel?“, fragte sie leise, obwohl sie es genau wusste. „Engel, die verstoßen wurden, weil sie sich in Sterbliche verliebt haben. Die Engel wollten sie nicht mehr haben und haben sie so aus dem Himmel verstoßen. Sie wollten sie verunstalten und nahmen ihnen die Farben. Sie ließen ihnen nur schwarz und grau. Sie meinten, ihnen damit zu schaden. Aber was sie nicht bedacht hatten, war dass sich auch die Menschen, die in die Engel verliebt gewesen waren in Darkangels verwandelten. So waren die Liebenden zusammen. Doch die Menschen starben zu früh. Und das trieb die Darkangels in den Wahnsinn. Sie starben allesamt an gebrochenem Herzen. Ihre Kinder jedoch lebten weiter, vermehrten sich und sorgten so dafür, dass es immer Darkangels gab. Und die ersten Darkangels wurden wiedergeboren. Sie mussten viel Leid ertragen in ihrem Leben als Menschen bis die Darkangels sie zurückholten. Seit hunderten von Jahren warten wir nun auf die Königin, die als erste zum Darkangel wurde. Auf die Auserwählte, die uns in unseren Palast, in unser Paradies zurückführen wird. Von dort vertrieben uns die bösen Engel. Sie vergönnten uns unser Paradies nicht, auch wenn es noch so klein war. Sie sind die wirklichen schwarzen Engel.
    Aber die Engel leugnen ihre dunklen Verwandten und halten uns für das Böse dieser Welt. Aber wir sind weder gut noch böse. Schon unser Name ist ein Widerspruch. Wir unterwerfen uns keinen Gesetzen, nur unseren eigenen. Für uns gibt es keinen Gott und keinen Teufel. Wir sind unabhängig“, erklärte der Engel. „Und ich..“ „Ich sagte es schon einmal: Du bist ein Darkangel.“

    Isabella wachte in ihrem Bett auf. „Habe ich den Engel geträumt?“, fragte sie leise. Sie fühlte irgendwie, dass es kein Traum gewesen war. Aber sie weigerte sich einfach, daran zu glauben. Es konnte keine Darkangels geben. Das konnte einfach nicht wahr sein. Sie war ein Mensch. Zwar ein extrem trauriger Mensch aber kein Engel. Und sie war auch nicht wiedergeboren worden. Das war ihr erstes und einziges Leben. Und sie würde es als Mensch leben. Als ganz gewöhnliche Frau.
    Sie stand auf und stellte sich unter die eiskalte Dusche. Sie hoffte, dadurch den Darkangel aus ihren Gedanken zu vertreiben. Aber er war immer da. Er verfolgte sie den ganzen Tag. Während sie arbeitete, aß, fernsah oder Musik hörte. Immer geisterte er durch ihre Gedanken. Er ließ sie nicht los. Konnte sie ein Engel sein?

    Die nächsten zwei Wochen verfolgte sie dieser Gedanke. Sie träumte davon, ein Darkangel zu sein. Aber sie glaubte nicht daran. Sie träumte es nur. Als sei der Wunsch tief in ihrem Inneren verankert, habe sich festgesetzt.
    Eines Tages arbeitete sie stundenlang durch, hörte erst so gegen drei Uhr morgens auf mit dem Übersetzten.
    Sie sah in den Badezimmerspiegel und erschrak. Sie sah in das blasse Gesicht eines Darkangels. Es war von schulterlangen schwarzen Haaren gerahmt. Um ihren Hals lag ein schwarzes Lederband, mit Nieten beschlagen. Daran war eine leichte Eisenkette befestigt.
    Aus ihren Träumen wusste sie, dass das das Erkennungszeichen der Darkangels war.
    Immer noch glaubte sie an eine Täuschung. Sie tastete nach dem Lederhalsband, das sie an ihrem Hals sah. Als sie es zwischen ihren Fingers spürte, die Nieten fühlen konnte, lief ihre eine Träne über die Wange. „Ich bin.. ein Darkangel“, flüsterte sie.
    An Schlaf war nicht zu denken. Sie zog ihre Jacke an und lief hinaus in den Park.
    Sie wusste im Nachhinein nicht mehr, wie sie zur Weide gekommen war, aber sie fand sich auf dem Baum wieder.
    Plötzlich erschien der Engel vor ihr. „Glaubst du mir jetzt Meria?“, fragte er. „Ja“, hauchte Isabella, „Aber was.. Was passiert jetzt mit mir?“ „Das darfst du selbst entscheiden. Entweder du kommst mit mir mit zu den Darkangels oder du bleibst als Fremde unter den Menschen.“ „Ich..“ „Du hast noch Zeit zum Nachdenken. Ich komme morgen wieder. Wenn du da bist..“, der Engel verschwand.
    Isabella stand auf. Sie wusste, dass sie nicht viel Zeit zum Überlegen hatte. Und die brauchte sie auch gar nicht. Sie hatte sich bereits entschieden.
    Während sie im fahlen Mondlicht zu ihrer Wohnung ging, erinnerte sie sich wieder an ihre Kindheit.
    Sie hatte sich damals gewünscht, ein Fantasiewesen zu sein. Etwas anderes als die Mehrheit der Menschheit. Stundenlang hatte sie Darkangel gespielt. Sie war Prinzessin gewesen..
    Dann hatte sie bei ihren Freundinnen Barbiepuppen gesehen. Zuerst hatte sie die blonden Plastik-Püppchen gehasst. Aber mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt. Die Darkangels rückten in den Hintergrund, wurden schließlich ganz verdrängt.
    Jetzt waren sie wieder da und Isabella wusste, dass es ihre einzige Chance war, um ihren Traum zu verwirklichen.

    Sie nahm einen ganzen Tag lang Abschied von ihrem alten Leben. Kochte sich Spagetti, trank Fanta und sah sich ihren Lieblingsfilm an. Abschiedsbrief brauchte sie keinen hinterlassen. Außer ihrem Arbeitgeber würde keiner sie vermissen. Sie war sich darüber im Klaren. Sie hatte keine Freunde. Nicht, seit Angelika mit Chris abgehauen war. Es war das erste Mal, dass sie an ihn denken konnte, ohne zu weinen. Sie hatte ein neues Ziel, auf das sie hinarbeiten konnte.
    Um fünf Uhr abends sah sie sich noch einmal in ihrem Schlafzimmer um. Es gab nichts, dass sie nicht hätte hier lassen können. Außer dem Ring ihrer Mutter. Sie musste Demira fragen, ob sie ihn mitnehmen durfte. Der schmale Silberring war der einzige materielle Gegenstand, den Isabella wirklich liebte. Sie steckte ihn an ihren Finger und ging dann zur Tür hinaus.
    Nach kurzem Überlegen schloss sie ab und nahm den Schlüssel mit um ihn bei der Weide zu verstecken.
    Dann ging sie in den Park und wartete dort auf Demira.
    Genau um Mitternacht erschien der Engel. „Ich sehe, du willst mich begleiten“, Demira lächelte und streckte ihre Hand aus, „Komm, nimm meine Hand.“ Zögernd griff Isabella nach Demiras Hand. Dann fühlte sie sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 29.07.2004, 17:00


    Isabella erwachte, als ihr etwas Nasses ins Gesicht tropfte. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, es sei Chris. Dann fiel ihr wieder ein, dass er sie ja verlassen hatte und sie zu den Darkangels gegangen war. Aber wo war sie jetzt?
    Sie setzte sich auf und sah sich um. Sie lag in einem Eisenbett mit weißer Bettwäsche. Auch die Wände des Zimmers waren weiß. Gegenüber ihres Bettes hing eine Kohlezeichnung von einem Darkangel. Darunter stand einen eisenbeschlagene Truhe. An der linken Wand war eine Spiegelkommode, mit Eisengestell. Davor ein zierlicher Hocker. Rechts vom Bett war nur ein kleines Nachttischschränkchen.
    Auf dem dunklen Holzboden lag ein Teppich aus weißem weichem Fell.
    „Na, aufgewacht?“, hörte sie eine sanfte Stimme neben sich fragen. „Mhm“, Isabella sah wieder nach links. Dort stand Demira. „Das ist dein Zimmer“, erklärte Demira. „Zimmer?“ „Auch Engel müssen schlafen.“ „Also, ich möchte sehen, wie hier alles läuft. Gibt es Häuser, Geschäfte, Kinos?“ „Nein. Also, Häuser schon. Aber wir haben Gärten. Felder. Weiden. Hier nicht so groß wie in unserer eigentlichen Heimat aber genug zum Überleben. Ich werde dir alles zeigen. Komm mit!“ Isabella stand auf. Ihr fiel auf, dass sie ein langes schwarzes Kleid trug, das sich von ihrer weißen Haut abhob. An ihrem Finger steckte immer noch der Ring ihrer Mutter. „Du kannst dir auch noch einige andere Andenken holen. Später“, sagte Demira.
    Die beiden gingen aus dem Zimmer. Demira führte Isabella eine Treppe hinunter, in einen großen, gemütlich eingerichteten Raum. Einige Darkangels saßen dort. Demira und Isabella gingen aus dem Haus. Es regnete in Strömen, der Himmel war Wolkenverhangen.
    „Wo sind wir?“, fragte Isabella. „Im Park. In dem Park der Darkangels. Er liegt.. irgendwo auf einer Parallelebene eures Parks.“ „Die Darkangels können auf Parallelebenen?“, fragte Isabella interessiert. „Nein. Diese Fähigkeit haben die Engel uns auch genommen. Wir können nur noch hierher. Und von hier aus könnten wir zu unserem Paradies. Wenn da nicht der Wächter wäre..“ Isabella sah sie vollkommen verwirrt an. „Ich weiß, das ist etwas viel auf einmal. Aber du wirst noch die ganze Erinnerung des Darkangels, der du warst erleben müssen. Du musst wissen, was in deinem ersten Leben passiert ist. Noch haben wir keine Ahnung, war du warst.“ „Wie komme ich dann zu meinem Namen?“ „Der war die von Geburt an vorbestimmt.“ „Aha“, jetzt wusste Isabella gar nicht mehr, was sie sagen sollte. „Ich weiß, es ist schwer zu begreifen. Aber.. da musst du durch!“ „Du nicht?“ „Ich bin geborener Darkangel.“ „Ich hätte da eine ganz andere Frage: Sterben.. werde ich sterben?“ Demira nickte ernst. „Das haben die Engel uns auch genommen: Die Unsterblichkeit.“ „Aber..“ „Dafür dürfen wir mit anderen Waffen als goldenen Schwertern kämpfen. Mit Schusswaffen. Mit Feuer. Wir können Feuer benutzen, sie nicht. Wir müssen aber essen. Nicht viel, nur etwas. Das kommt, weil Menschen unter unseren Vorfahren sind. Und wir brauchen Wasser. Wir haben Tiere. Schafe und Pferde. Unsere Kinder sind innerhalb einer Woche ausgewachsen, dafür dauert die Schwangerschaft 2 Jahre. Engel haben keine Kinder.“

    Am Abend saß Isabella alleine in ihrem Zimmer. Die Darkangels hatte hier alles, aber es haftete immer ein Hauch Traurigkeit an ihnen. Sie vermutete, dass das mit dem Verlust ihres Landes zusammenhing. Aber sie konnten ja zurück. Wenn sie ihre Königin fanden. Und sie.. war von jetzt an eine von ihnen. Sie war hier zuhause. Aber noch fühlte sie sich nicht anders als als Mensch. Nur etwas weniger traurig. Chris schien in weite Ferne gerückt zu sein. Irgendwie fühlte sie sich alleine. Sie kannte keinen der Darkangels, nur Demira. Und die war verschwunden
    Isabella stand auf und sah in den Spiegel. Immer noch war das Darkangel-Gesicht ungewohnt. Sie strich sich über ihre Wange, betastete ihre Nase. Die Haut erschien ihr so blass. Für einen Mensch wäre diese Hautfarbe extrem gewesen. Für einen Darkangel war es genau richtig. Sie trug keinen Schmuck, nur das Halsband und den Ring. Das schwarze Kleid hatte schmale Träger, wirkte ganz normal. Am faszinierendsten fand sie aber ihre Flügel. Sie waren weder aus Federn noch aus Haut. Man konnte sie nicht beschreiben. Isabella versuchte, sie zu bewegen aber es gelang ihr nicht. Sie wollte schweben, doch auch das ging nicht.
    In dem Moment ging die Tür auf und jemand kam herein. Als Isabella ein leises Kichern hörte, drehte sie sich um. „Was?“, fragte sie. „Das sah komisch aus“, sagte der Darkangel, „Tut mir leid. Du bist neu hier, oder?“ Isabella nickte. „Ich bin Enina. Kommst du mit runter? Spielst du Schach?“ „Ich bin Isabella. Ja. Ja.“ „Das ist gut. Sonst will keiner mehr mit mir spielen. Weißt du, welcher der ersten Darkangels du bist?“ Isabella schüttelte den Kopf. „Das erfahre ich nächste Woche. Keine Ahnung, wie. Demira hat gesagt, da bekomme ich auch meinen Darkangel-Namen.“ „Ich hab mir schon fast gedacht, dass Isabella nicht dein richtiger Name ist.“ Isabella sah Enina verwirrt an. „Das ist bloß ein Menschenname. Sozusagen ein Ersatz. Und jetzt komm“, Enina griff nach Isabellas Hand und zog sie mit sich, hinunter in den großen Raum. In der hintersten Ecke stand ein Schachtisch. „Ich möchte schwarz“, bat Isabelle. Seit sie zurückdenken konnte, war sie beim Schachspielen immer Schwarz gewesen. Es war ihre Farbe. Enina nickte. „Das trifft sich gut. Ich spiele immer weiß“, sie lächelte, „Du fängst an.“
    Sie setzten sich an den Schachtisch und Isabella dachte über ihren ersten Zug nach.
    „Bist du auch ein geborener Darkangel?“, fragte sie. „Ja, bin ich. Frag mich einfach, was du noch über uns wissen willst. Ich weiß alles.“ „Wen zeigt das Bild in meinem Zimmer?“ „Das ist Darkrose. Der erste Darkangel überhaupt. Sie war die Königin.“ „Und deren Wiedergeburt..“ „Wir warten darauf. Nur sie kann uns in unsere Heimat – in unser Paradies – zurückführen.“ „Was ist das hier?“ „Der Vorraum zum Paradies. Hat Demira dir das Tor, das uns aussperrt, nicht gezeigt? Die Königin muss es öffnen und den Wächter besiegen.“ „Und was ist der Wächter?“ „Das wissen wir nicht. Unsere Seherinnen wussten, dass nur die Königin ihn besiegen kann und darum hat es noch kein anderer versucht. Ach übrigens: Schach matt!“
    Nach zehn Spielen hatte Isabella kein einziges gewonnen. „Jetzt versteh ich, warum keiner mit dir spielt“, seufzte sie. „Ich nicht“, Enina grinste. „Irgendwann wirst du es herausfinden“, Isabella grinste. Zum ersten Mal, seit sie ein Darkangel war. „Du hast gegrinste“, sagte Enina auch sofort, „Zum ersten Mal.“ „Tut mir leid“, wenn Isabella noch ein Mensch gewesen wäre, wäre sie rot geworden. So hob sie nur abwehrend die Hände. „Warum tut dir das leid? Ich finde es gut“, erklärte Enina. „Dann..“ „Du darfst grinsen. Du sollst grinsen. Nur weil du ein verstoßener Engel bist, darfst du trotzdem glücklich sein. Sieh dir das Schachbrett an. Die Engel haben uns das Weiß genommen und trotzdem ist das Brett schwarz-weiß.“ „Das heißt..?“ „Du kannst alles haben. Auch – oder gerade – als Darkangel.“ „Dann will ich.. schlafen“, Isabella stand auf und streckte sich, „Wie schläft man mit Flügeln?“

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 03.08.2004, 10:50


    Darkrose klopfte an eine Tür. Sofort ging sie auf und ein junger Mann steckte den Kopf heraus. „Komm rein mein Engel“, sagte er mit gedämpfter Stimme. Darkrose lachte leise. „Sag so etwas nicht Tom!“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie in das Haus.
    Die Beiden wollten sich gerade küssen, als ein Blitz vom Himmel zuckte. „Nein, nicht!“, schrie Darkrose und stellte sich schützend vor Tom. Eine Wolke kam vom Himmel. Sie schien nach Darkrose und Tom zu greifen. „Lass ihn“, flehte Darkrose, „Es ist nicht seine Schuld!“ Ihr Herz klopfte wie wild, sie spürte eine noch nie da gewesene Angst. Eigentlich hatten Engel keine Angst, aber jetzt ging es um Tom. Sie wusste, dass sie ihn liebte. Auch wenn er ein Mensch war. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Lauf, so schnell du kannst“, flüsterte sie ihm ins Ohr, „Lauf, versteck dich und vergiss mich!“ Dann ließ sie ihn los und trat auf die Wolke zu. Sofort wurde sie von ihr verschlungen. Darkrose spürte heftige Übelkeit in sich hochsteigen. Ihr Herz war erfüllt von Angst. Ihr konnte nicht viel geschehen aber Tom.. war doch nur ein Mensch. Sie spürte etwas Kaltes gegen ihr Gesicht schlagen und wurde bewusstlos.

    Als sie wieder erwachte, lag sie vor dem Himmelstor, neben ihr ein flammendes Schwert. Ein Engel stand neben ihr. „Delilah, du hast dich versündigt“, sagte er, „Du hast dich in einen Menschen verliebt.“ Das Wort ‚Mensch’ spuckte er fast verächtlich aus. Darkrose, oder eigentlich Delilah, rappelte sich hoch. „Was kann an der Liebe schlecht sein?“, rief sie, „Sag mir das Nathanael! Wie kann Liebe – egal für wen – etwas Verwerfliches sein?“ „Engel dürfen keine Menschen lieben Delilah. Das weißt du genau“, er bedachte sie mit einem kalten Blick. „Ich liebe wen ich will. Und ich werde Tom nicht aufgeben.“ „Dann wirst du aus dem Himmel verbannt.“ Ein Schreck durchzuckte Darkrose. Sie war doch schon immer ein Engel gewesen. Was wollte ER aus ihr machen? Als hätte Nathanael ihre Gedanken gelesen, sagte er: „Du kannst kein Mensch werden. Darum.. wirst du auf Ewig ein verstoßener Engel sein.“ „Nein“, Darkrose packte entschlossen das Schwert, „Du kannst mich nicht verstoßen.“ „Aber ER kann es und er wird es. Du bist ein verschmutztes Geschöpf. Ich nehme dir das Weiß. Nie wieder soll deine schmutzige Haut mit weiß in Berührung kommen. Trag schwarz, das ist bereits beschmutzt!“ Kaum hatte er das ausgesprochen, wurde Darkrose’ Kleid schwarz. Ihre langen, blonden Locken wurde zu schwarzen, struppig herunterhängenden Haaren. „NEIN“, schrie Darkrose und rannte auf das Himmelstor zu, „Lasst mich hinein. Ich bin ein Engel!“ „Du warst ein Engel“, ertönte eine tiefe Stimme, „Jetzt bist du ein Darkangel.“
    Darkrose sank weinend vor dem goldenen Tor auf die Knie. Sie fühlte sich, als habe jemand sie in der Hälfte durchgeschnitten und die eine Hälfte mitgenommen. Wie sollte sie leben? Sie wusste doch nicht, wie man außerhalb des Himmels existierte. Plötzlich spürte sie, dass die Wolke unter ihren Füßen nachgab.
    Darkrose fiel in eine scheinbar unendliche Tiefe. Inzwischen fühlte sie gar nichts mehr. Weder Angst, noch Trauer. Gar nichts. Hatte Nathanael, hatte ER ihr die Gefühle genommen? Hatte ER sie zu einem Monster gemacht?
    Irgendwann schlug Darkrose auf harten Felsen auf. Stöhnend richtete sie sich auf und sah sich um. Sie befand sich in einem Garten. In der Mitte stand ein Palast. Aber es gab keine Farben. Alles war schwarz-grau. Darkrose zog die Knie an, schlang die Arme darum und bettete den Kopf darauf.
    Sie starrte in die kahle graue Einöde. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken. Warum war sie nicht bei Tom? Warum hatten sie ihr alles genommen? Ihr Leben und ihre Liebe? Wie sollte sie ohne die Fähigkeiten eines Engels leben?
    Plötzlich fing es an, Feuer zu regnen. „Hast du mir nicht schon genug angetan?“, schrie sie, „Ich.. ich hasse dich!“ Ein Feuerball traf sie an der Schulter. Darkrose schrie auf.

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 10.08.2004, 17:27


    Isabella wachte mit einem Schrei auf. Sie fing an zu schluchzen und zu schreien. Jemand legte den Arm um sie. „Wen hast du gesehen?“, fragte Demira sanft. „D.. Darkrose“, stammelte Isabella.
    Die anderen Darkangels sahen sich an und fingen an zu flüstern. Isabella hatte sich soweit beruhigt, dass sie sich fragen konnte, was so interessant war. Sie erinnerte sich daran, dass Darkrose die Königin gewesen war.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf. „Ich war nicht Darkrose“, sagte sie, um etwas leiser hinzuzufügen: „Oder?“ „Ich.. doch Meria“, Demira sah ihr ernst in die Augen. „Aber... warum ich?“, Isabellas Augen füllten sich mit Tränen. „Du bist unsere Königin“, sagte Danila, Demiras Mutter, „Freu dich. Bald wirst du deinen Namen erhalten und dann..“ „Aber ich will nicht“, murmelte Isabella, „Ich will zurück.“ „Dazu ist es jetzt zu spät“, hörte sie eine leise Stimme in ihr Ohr flüstern. Aber es klang nicht wie ein Darkangel. Eher wie ihr Gewissen, dass ihr auch gesagt hatte, Chris sei ein Idiot. Aber jetzt hatte sie gelernt, darauf zu vertrauen.
    „Gut“, sagte sie, „Lernt mir alles, was ich wissen muss um Königin zu sein.“ „Das hört sich schon besser an“, Isabella spürte, dass Demira lächelte, „Du wirst jetzt öfters Visionen von Darkrose haben“, erklärte Danila, „Sie werden dir einen Hilfe sein.“ „Oder ein Fluch“, dachte Isabella. „Blad bekommst du deinen Namen“, erklärte Demira. „Ich hab einen Namen“, dachte Isabella. Dann: „Den brauche ich nicht mehr. Ich bin kein Mensch.“ „Und ich werde Meria heißen?“, erkundigte sie sich. „Ja, wirst du. Das heißt, du hast schon immer so geheißen. Auch wenn du es nicht wusstest“, erklärte Demira.

    Isabella war wieder alleine. Demira, Danila und die anderen waren gegangen.
    Immer noch war die Erinnerung an – von Darkrose in ihr lebendig. Immer wieder erlebte sie die grenzenlose Enttäuschung von Darkrose, als diese aus dem Himmel verstoßen wurde. Und jedes Mal kamen ihr wieder die Tränen. Sie starrte auf die Zeichnung an ihrer Wand. Dann stand sie auf und ging darauf zu. Das war sie.. Die Gestalt auf der Zeichnung wirkte so wunderschön, auf eine traurige Art und Weise. War sie selbst auch so schön? Sie löste ihren Blick von der Zeichnung und ging zum Spiegel. Ihr Gesicht war in ihren Augen nicht schön. Immer noch ungewohnt. Es war zu neu, um es schön zu finden. Sie setzte sich auf ihr Bett und schloss die Augen. Sofort konnte sie Darkroses Schmerz wieder spüren. Ihr gebrochenes Herz. Ihre Trauer. Und ihre Wut auf den, der ihr das angetan hatte. Auf Gott. Und auf Nathanael, der die Nachricht überbracht hatte. Schnell riss Isabella die Augen auf und versuchte, nicht an Darkroses Wut zu denken. Sie wollte sich nicht von ihren alten Gefühlen übermannen lassen. Auch nicht, wenn die Wut teilweise berechtigt war.

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 12.08.2004, 09:26


    Darkrose stand auf einem Turm des Palastes und sah hinunter. Mit jedem Tag erschien ihr das Land weniger grau. Sie begann, Farben zu sehen.
    Dunkles Grün, Rot und Blau.
    Diesmal allerdings sah sie noch etwas ganz anderes: Jemand – oder etwas – fiel vom Himmel.
    Darkrose stieß sich vom Boden ab und schwebte zu der Stelle, an der das Etwas – oder der Jemand – gelandet war. Als sie auf dem Boden aufsetzte, bemerkte sie, dass es jemand war, der genauso aussah wie sie. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Sie würde nicht alleine sein. Sie beugte sich zu dem anderen Darkangel hinunter und berührte ihn an der Schulter. Sofort schlug er die Augen auf. „Wer bist du?“, fragte Darkrose. „Ich bin Emanuela“, stöhnte der Engel. „So kannst du hier nicht heißen. Sie haben uns alles genommen, also sollen sie auch unsere Namen behalten“, sagte Darkrose. „Dann gib mir einen Namen!“ „Du sollst.. Jonaily heißen.“ „Gut. Aber.. wer bist du?“ „Nenn mich Darkrose. Früher..“, er erschien ihr, als sei es Jahre her, dass sie ein Engel gewesen war, „.. Nannte man mich Delilah.“ „Wo bin ich Darkrose?“ „Ich weiß es nicht. Aber wir haben einen Palast. Ich bringe dich hin.“ Darkrose hob Jonaily hoch und flog mit ihr in den Armen zum Palast.
    Später stand Darkrose wieder auf dem Turm. „Wo sind wir denn wirklich?“, schrie sie, „Kann ich hier weg? Ich will raus hier verdammt!“
    Kaum hatte sie das gesagt, fühlte sie sich, als würde sie hochgehoben. Es knallte und Darkrose stürzte zu Boden.
    Sie rappelte sich hoch und sah sich um. Sie lag mitten auf einem Dorfplatz. Keiner der anwesenden Menschen schien Notiz von ihr zu nehmen. Darkrose lief einer jungen Frau nach und tippte ihr auf die Schulter. Die Frau bemerkte das augenscheinlich gar nicht. Darkrose sah sich verzweifelt um. Wo war sie jetzt? Was machte sie hier?
    Doch auch von dem Dorfplatz wurde sie weggebracht.
    Diesmal allerdings sehr unsanft. Sie fühlte sich als würde sie von einem Tornado herumgewirbelt. Immer wieder stieß sie gegen unsichtbare Hindernisse. Bald glaubte sie, 100 Blutergüsse haben zu müssen.
    Nach einer Ewigkeit hörte das Herumgewirbel auf und stattdessen schien ein ungeheurer Druck auf Darkrose zu lasten. Sie glaubte, davon zerquetscht zu werden.
    Nach – wie ihr vorkam endlosen – Minuten fand Darkrose sich auf dem Turm wieder. „Findest du das etwa witzig?“, schrie sie zum Himmel hinauf, „Wie kannst du mir das antun? Was habe ich verbrochen?“

    ~*~*~


    Isabella kniete vor Danila auf dem Steinboden einer Art Kapelle.
    „Von diesem Tag an bist du aufgenommen bei den Darkangels. Du sollst eine von uns sein. Nicht besser und nicht schlechter als die anderen. Und dennoch wirst du anders sein. Denn du bist die Wiedergeburt unserer Königin Darkrose. Entsage dich deines menschlichen Namens und komm zu uns, Meria von --“, sagte Danila. „Ich komme zu euch als ein Darkangels und nicht als Mensch. Ich bin Meria und nicht Isabella. Lasst mich eine von euch sein.“ „Ich heiße dich im Namen der Darkangels willkommen Meria“, erklärte Danila, „Ab heute bist du eine von uns.“

    Meria (Isabella) stand auf und ging hinaus. Die Sonne schien ihr ins Gesicht.
    Sie fühlte sich frei. Seit einer Woche hatte sie nicht mehr von Darkrose oder dem Schatten geträumt. Sie war jetzt wirklich ein Darkangel. Sie war Meria.
    Jemand legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie drehte sich um und sah genau in die Augen eines männlichen Darkangel. „Hallo, ich bin Kajan“, grüßte er, „Kommst du mit mir? Ich stelle dich den anderen vor.“ Meria nickte zögernd. Würden die Darkangel-Männer ihr etwas antun? Aber nein, es waren ihre Leute. Sie war kein Mensch mehr und musste keine Angst haben.
    Sie war die Wiedergeburt von Darkrose. Sie war stark. „Ja klar“, sagte sie mit fester Stimme, „Und: Ich bin Meria.“ „Ich weiß“, er lächelte und reichte ihr die Hand.
    Ohne lange zu zögern griff sie nach seiner Hand und folgte ihm.
    Er fühle sie zu einem Haus, dass ihrem sehr ähnlich sah. Im Gemeinschaftsraum saßen einige Darkangels.
    „Also Leute, das ist Meria“, stellte Kajan sie vor. „Hi“, murmelte Meria. Sie nahm sich vor, selbstbewusst zu sein, richtete sich auf und sah sich unauffällig um. Alle murmelten irgendeine Begrüßung.
    Zehn Minuten später saß Meria mit drei Darkangels an einem Tisch und spielte Karten. „Wer bist du gewesen?“, fragten einer von ihnen. Meria zögerte einen Moment. Sollte sie es sagen? Aber bald würden sie es sowieso alle erfahren. „Darkrose“, gab sie also knapp Auskunft, „Aber sagt mir eines: Werden die Menschen, die zu Darkangels wurden, auch wiedergeboren?“ Shad nickte, „Warum?“ „Wer ist denn Tom?“ „Das wissen wir nicht. Das wird nicht offenbart. Du hast die Wahl: Kajan, Cunri oder ich?“, Shad grinste. „Muss ich mich denn entscheiden? Ich nehme euch alle drei“, erklärte Meria, „Oder geht das nicht?“ „Wenn du es unbedingt so willst, geht es natürlich“, warf Kajan ein. „Nein.. Im Moment bleibe ich lieber alleine“, sie dachte kurz an Chris. Obwohl sie damals noch Isabella gewesen war, tat es immer noch weh. Sie senkte den Kopf und versuchte, ihre Tränen hinunterzuschlucken.
    Diesmal mit Erfolg. Sie fing nicht an zu weinen. Trotzdem klang ihre Stimme rau als sie weiter sprach: „Aber wer weiß war die Zeit bringt?“ „Solange du hier bei uns bleibst und nicht wieder zu den Menschen abhaust“, Kajan sah sie ernst an. Meria schüttelte den Kopf. „Dort hält mich nichts mehr. Was soll ich in einer Welt, in der ich mich vollkommen leer fühlen würde? Ich gehöre hierher, mit Leib und Seele.“ „Schön, das zu hören“, Shad lächelte sie an.
    Meria seufzte lautlos. Männer.. Sie schienen sie alle bloß beeindrucken zu wollen. Sie stand auf. „Ich geh jetzt.. Macht’s gut, wir sehen uns ja“, sie schickte ein letztes Lächeln in die Runde und verließ dann das Haus.
    Wie von selbst trugen ihre Füße sie zum Eisentor. Minutenlang starrte sie auf das Tor. Warum sollte gerade sie es öffnen können? Sie, die sonst nicht einmal eine Dose aufmachen konnte?
    Vorsichtig legte sie eine Hand auf das Eisentor. Es schien unter ihren Fingern zu schmelzen, zu zerfließen. Schnell nahm Meria die Hand vom Tor. Sie trat einen Schritt zurück und sah das Tor an. Es wirkte wieder ganz normal und fest. Hatte sie das bewirkt oder hatte sie es geträumt?
    Wieder trat sie auf das Tor zu und berührte es. Das Eisen wurde unter ihren Fingern flüssig. Kaum nahm sie die Hand weg, war es wieder normal.
    „Du bist sehr mächtig“, erklärte Demira hinter ihr. „Das sehe ich“, murmelte Meria. „Du bist noch nicht bereit dazu“, sagte Demira, „Lass es und halte dich vom Tor fern.“ „Aber warum?“ „Warum du dich davon fern halten sollst oder warum du so mächtig bist?“ „Warum erstes?“ „Weil du noch nicht bereit bist. Du kannst es zwar verflüssigen aber den Wächter – was auch immer er ist – nicht besiegen.“ „Warum kann ich es dann schmelzen?“ „Weil du stark bist. Zu stark als dass du deine Kräfte sofort kontrollieren könntest. Du musst das lernen.“ „Dann los. Ich will alles können!“, sagte Meria. Demira lachte. „Ich bringe dich zu Inari. Die ist unsere beste Lehrerin“, sagte sie. „Und von ihr kann ich lernen, mit meiner Macht umzugehen?“ „Sofern du dich bemühst, kannst du alles von ihr lernen.“ „Und das will ich auch. Sonst.. kann ich euch nie helfen.“ „Gut. Das ist die richtige Einstellung. Aber heute brauchst du nichts mehr lernen. Wir machen jetzt einen Ausflug zu den Menschen. Du musst verstehen, was du hinter dir gelassen hast.“

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 15.08.2004, 15:58


    Demira hielt Meria an den Händen. „Sprich mir nach“, forderte sie und begann, irgendwelche Meria vollkommen fremden Wörter zu murmeln. Folgsam sagte Meria ihr alles nach.
    Während sie sie sagte, wurde ihr die Bedeutung bewusst. Im nächsten Moment fühlte sie sich, als befände sie sich auf einer Wolke, die spiralförmig immer höher stieg. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, um nicht aufzuschreien oder sich Demira an den Hals zu werfen. Aber sie schaffte es, sich zu beherrschen, kniff nur fest die Augen zu.
    Als sie sie wieder aufriss, schwebten sie über ihrer Stadt. Meria hatte gar nicht bemerkt, dass sie nicht mehr herumgewirbelt wurden.
    „Dort unten ist deine Wohnung“, erklärte Demira, „Willst du hin?“ „Ja“, sagte Meria nach kurzem Überlegen, „Ja bitte.“
    Sie war mit irgendwelchen Erwartungen erfüllt, auf eine Überraschung oder etwas Ungewöhnliches. Als sie dann ohne besondere Vorkommnisse in ihre Wohnung kamen, war Meria fast etwas enttäuscht.
    In ihrem Schlafzimmer hatte sich gar nichts verändert. Meria setzte sich auf ihr Bett. Demira ließ sich neben ihr nieder. „Willst du etwas mitnehmen? Dann pack es ein“, sagte sie. Meria stand auf uns sah sich um.
    Brauchte sie etwas? Ihr Blick fiel auf eine Haarbürste. Sie war mattgolden und mit Hand bemalt. Sie war von ihrer Mutter...
    „Kann ich die Bürste mitnehmen?“, bat Meria Demira, „Und... eine Zeichnung?“ „Ja, klar“, Demira lächelte, „Solange du mir keine Zeichnung von einem Engel mitnimmst.“ „Nein, keine Sorge“, Meria zeigte ich eine Zeichnung von dem Darkangel, von dem sie immer geträumt hatte. Jetzt wusste sie, dass es Darkrose gewesen war, die sie mit dem flammenden Schwert verteidigt hatte. „Willst du noch malen? Dann nimm Papier und Stifte mit.“
    Meria ging ins Wohnzimmer und holten einen Packen Papier und einige Bleistifte. „Bist du fertig? Denn wünsche ich die Sachen schnell nach Hause und dann gehen wir ein bisschen in die Stadt.“ „Was sollen wir in der Stadt?“, fragte Meria verständnislos. „Ich zeige dir die Schutzengel“, sagte Demira. „Hatte ich auch einen Schutzengel?“, wollte Meria wissen. „Nein. Du warst ein Darkangel. Verstoßene Engel haben keine Schutzengel“, wie immer wenn Demira von verstoßenen Engeln redete, wurde ihr Blick zornig – und traurig. „Dafür sind wir selbst Engel.“ „Verstoßene Engel.“ „Na und?“, Meria spürte, dass Demira lieber ein Engel im Himmel gewesen wäre, „Was haben sie, was wir nicht haben?“ „Sie sind schön“, sagte Demira leise. „Ich habe noch keinen Engel gesehen, außer Nathanael. Aber ich kann dir sagen, du bist schön!“ „Ich? Nein. Darkangels sind nicht schön!“ „Ich finde Darkangels schöner als jeden Menschen. Engel kenne ich nicht so viele.“ „Darkangels sind düster. Depressiv. Ich mache mich selbst wahnsinnig“, Demira schlug mit der flachen Hand aufs Bett. „Nein Demira. So.. sollst du nicht sprechen. Du bist wunderschön, genau so wie jeder Darkangel. Du bist.. intelligent, nett, sympathisch.“ „Hör auf damit Meria. Du weißt nicht, was es heißt, als Darkangel zu leben. Du kennst dieses Leben jetzt nicht einmal zwei Wochen. Wie willst du es beurteilen? Ich würde fast alles dafür geben, ein Mensch oder ein richtiger Engel zu sein und nicht.. eine Missgeburt“, zischte Demira. Meria sah sie bestürzt an. Sie hatte gedacht, die Darkangels würden ihr Leben lieben. Soweit sie es kannte, liebte sie das Dasein als Darkangel. „Was ist so gut an den Menschen?“, fragte sie. „Sie... können ihr Aussehen verändern. Sie sind verdammt noch mal frei. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Gehen, wohin sie wollen.“ „Können sie nicht.“ „Können sie doch“, widersprach Demira heftig, „Menschen sind frei.“ „Sind sie nicht, glaub mir. ICH war einmal ein Mensch. Und ich habe es gehasst.“ Das wurde ihr erst jetzt bewusst. Sie war sich immer etwas anders vorgekommen. Einen Tick zu anders um sich wohl zu fühlen in der Gesellschaft der Menschen, die sie umgaben. Immer hatte sie am Rand gestanden, etwas abseits vom Geschehen. Sie schüttelte leicht den Kopf um die Gedanken an ihre Vergangenheit zu unterdrücken. Sie wollte jetzt nicht an die ganzen Demütigungen denken. Sie sollte sich lieber um Demira kümmern. „Zeigst du mir die Schutzengel?“, bat sie also. „Ja, gut“, Demira stand auf und nahm Meria an die Hand.
    Im nächsten Moment flogen sie über dem Stadtplatz. Über vielen Menschen schwebte etwas, das aussah wie ein kleiner goldener Lichtball. „Das sind die Schutzengel“, erklärte Demira auf Merias fragenden Blick hin. „Diese Kugeln sind Engel?“, fragte Meria erstaunt, „Die sehen ja aus wie.. goldene Orangen.“ Demira warf ihr einen komischen Blick zu. „Was sind Orangen?“, fragte sei. „Ä.. Früchte.“ „Ah.. nein, das sind Engel. Keine Solchen, wie die Darkangels waren, sondern andere.“ „Es gibt verschiedene Engel?“ „Ja. Ich werde dir das jetzt nicht erklären. Aber.. auch Darkangels spielen teilweise Schutzengel. Für besondere Personen, die auch einem Darkangels werden.“ „Darf ich das auch?“ „Nein. Du bist doch unsere Königin. Du musst jetzt erstmal das Tor öffnen.“ „Jetzt?“ „Nein. Sobald du es gelernt hast. Willst du dir die Schutzengel noch länger ansehen oder gehen wir?“, fragte Demira. Sie klang ziemlich ungeduldig. „Na gut, gehen wir“, Meria seufzte und griff nach Demiras Hand, „Komm.“

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 23.08.2004, 19:39


    Isabella stand etwas abseits von den anderen. Sie sah etwas wehmütig auf die kleine Gruppe. Sie schienen Spaß zu haben, kicherten, lachten und redeten.
    Isabella wusste, dass sie über sie redeten. Dass sie sie auslachten. Und dennoch wünschte sie sich, dazuzugehören. Dann wäre sie nicht alleine.
    Sie sah an sich herunter. Nie hatte sie verstanden, warum alle sie auslachten. Sie sah weder anders auf noch war sie anders gekleidet. Das Einzige, dass sie von den anderen unterschied, war der Ring, den sie immer trug, seit sie zehn war. Zuerst am Daumen, inzwischen am kleinen Finger. Aber sie würde den Ring nie abnehmen. Er war von ihrer Mutter.
    „Unsere Isi...“, jemand legte ihr die Hand auf die Schulter. „Was willst du Mark?“, zischte sie. Er verarschte sie ja doch nur immer. „Nett sein?“, schlug er vor. „Und das soll ich dir glauben?“, Isabella runzelte sie Stirn. „Nein“, er versetzte ihr eine Ohrfeige und ging pfeifend davon.
    Isabella bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. So würdevoll wie möglich drehte sie sich um und ging zurück in die Klasse. Sie spürte einen Blick im Rücken. Das war sicher Mark. Mit hoch erhobenem Kopf ging sie weiter. Sie hörte Schritte hinter sich.
    Abrupt blieb sie stehen und drehte sich um. „Hey Isabella“, sie stand Daniel gegenüber. Ach verschwinde. Habt ihr mich heute noch nicht genug verarscht?“, fauchte sie. „Nein, ich.. Es tut mir leid. Ich finde, sie sollten dich in Ruhe lassen“, sagte er leise. Sie sah ihm sekundenlang in die wunderschönen dunklen Augen. „Ach, lass mich“, sie zwang sich dazu, ihn als Feind zu sehen. Auch wenn seine Augen das Gegenteil sagten.
    In der Klasse setzte sie sich auf ihren Platz. Dort lag ein Zettel.
    Sie faltete ihn nicht auf, wusste, was darauf stehen würde: Dass sie bloß verschwinden solle, weil sie eine Schlampe sei.
    Eine Träne lief ihr über die Wange.

    ~*~*~


    Meria schrak aus ihrem Traum hoch. Jetzt erkannte sie die Augen wieder: Es waren Cunris. Sie hatte ihn gekannt.. Aber nicht erkannt, dass sie sich so ähnlich gewesen waren. Und sie hatte ihn abgewiesen.
    Ob er sich daran erinnerte? Sie musste ihn fragen. Aber jetzt erstmal musste zu Inari, kämpfen lernen.
    Meria stand auf und versuchte, zu fliegen. Wie schon beim ersten Versuch gelang es ihr nicht. Sie seufzte und machte sich auf den Weg zu Inari.
    Der Darkangel erwartete sie bereits. „Hallo Meria. Komm doch rein. Ich möchte zuerst noch etwas mit dir reden“, Inari lächelte. Meria nickte und ging hinter Inari in die Schule der Darkangels hinein.
    Sie setzten sich in ein praktisch leeres Zimmer. „Hast du irgendwelche besonderen Wünsche oder Vorstellungen?“, fragte Inari. „Nein. Ich weiß, dass ich das schaffen muss. Aber was ich lernen soll, darfst ganz alleine du bestimmen. Nur.. Ich würde gerne fliegen können“, sagte Meria leicht verlegen, „Das klappt bei mir nicht.“ Inari lächelte. „Kein Problem“, sagte sie, „Gib mir einen Tag und du fliegst wie ein Vogel. Oder wie ein Engel.“ Meria nickte, „Was wirst du mir sonst noch zeigen?“ „Schwertkämpfen. Sonst.. die ganze Palette der Darkangel-Zauber: Verschwinden, die Welten wechseln, dich gegen die Engels-Magie – ob jetzt gut oder böse – wehren, die grundlegendsten Heilungs-Sprüche. Am Anfang nur das Wichtigste. Vieles wirst du schon wissen, immerhin warst du Darkrose. Wir müssen es nur aus deinem Gedächtnis hervorkramen“, erklärte Inari, „Das schaffst du locker!“ „Ich glaube dir“, beschloss Meria, „Wenn du es sagst, werde ich es schaffen.“ „Du musst nur an dich glauben. Und jetzt glaub, dass du fliegen kannst!“ „Ich kann fliegen“, murmelte Meria und versuchte erneut, ihre Flügel zu bewegen.
    Diesmal gelang es ihr tatsächlich. Sie schwebte ein Stück durch den Raum. „Das hat ja nicht einmal einen Tag gedauert“, Meria kicherte ausgelassen und landete wieder neben Inari. Sie rutschte auf dem Boden aus und landete auf dem Hinterteil.
    Stöhnend rappelte sie sich hoch. „Naja..“, murmelte sie. „Das wirst du noch üben müssen. Aber dazu brauchst du mich nicht. Ich will dir jetzt zeigen, wie du weit entfernte Dinge in einer Wasserschale sehen kannst.“
    Inari holte eine flache Silberschale und einen Tonkrug hervor. Aus dem Krug goss sie Wasser in die Schale. „Das ist Regenwasser“, erklärte sie, „Das ist hellsichtiger als das Wasser, das wir trinken. Ich meine, man sieht damit besser. Sieh hinein und lass deinen Gedanken freien Lauf. Aber: Lass dich nicht von unwichtigen Visionen ablenken! Deine Seele wird das Wichtige vom Sinnlosen unterscheiden können, du musst nur auf sie hören.“
    Meria beugte sich über die Schale und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie nahm die Schale mit der Zeit gar nicht mehr wahr.
    Plötzlich wurden ihre Gedanken auf die Schale gerissen. Sie sah Chris, wie er mit Angelika in einem Restaurant saß.
    Zuerst nahm sie das Bild gar nicht wahr, dann glaubte sie, sei spüre ihr Herz zerbrechen. „Chris“, flüsterte sie und sah mit an, wie er Angelika küsste. Sie war nicht fähig, sich abzuwenden, musste einfach beobachten, was geschah.
    Inari zog sie sanft von der Schale weg. Meria biss sich auf die Lippen um nicht zu weinen. Sie wollte stark sein. Immerhin war sie ein Darkangel. Da durfte sie keine Schwäche zeigen. „Warum hast du mich das sehen lassen“, fragte sie Inari. „Du musst den Schmerz irgendwie überwinden. Du musst dich damit auseinandersetzen und es akzeptieren“, sagte Inari sanft, „Sonst wird dich der Schmerz ewig verfolgen.“ „Das ist nicht wahr. Ich hatte es vergessen.“ „Du hattest es verdrängt. So etwas vergisst man nicht“, sagte Inari leise, „Im unpassendsten Moment wird es dich einholen. Und dann hast du ein Problem. Ich werde dir helfen, es zu verarbeiten.“ „Nein, ich will keine Hilfe. Ich kann das alleine.“ „Gut. Du musst dich innerlich von ihm lösen. Schreib alles auf, was ich an ihm gestört hat. Ich werde dir noch zeigen, wie man Gegenstände in Flammen aufgehen lässt. Das machst du dann mit dem Zettel. Versuch, aus den Flammen einen Vision zu bilden. Stell ihn dir in einer unpassenden Situation vor. So dass du dann froh bist, ihn los zu sein. Und behalt diese Vision in Erinnerung. Kram sie hervor, wenn du ihn zurück willst.“ Meria nickte. Sie war fest entschlossen, die immer noch bestehende Liebe zu Chris auszulöschen. Sie wollte nicht von ihm abhängig sein.

    Zehn Minuten später saß Meria vor einem Stein. „Steine brennen nicht“, sagte sie zu Inari. „Er wird brennen. Wenn du es willst“, erklärte diese Geduldig, „Alles kann brennen. Wenn du richtig arbeitest.“ Bevor Meria fragen konnte, wie sie denn arbeiten solle, redete Inari weiter: „Ich werde es dir gleich zeigen.“ Sie nahm Merias Hand und legte sie auf den Stein. „Spür den Stein. Spür seine Wärme. Nur noch ein bisschen mehr Wäre und er wird brennen. Gib ihm Wärme“, sagte sie.
    Meria versuchte, ihre innere Hitze an den Stein weiterzugeben. Sie wollte, dass er brannte. Sie glaubte, Schwingungen in dem harten Stein zu spüren, immer schneller werdend, immer heißer. Sie spürte Feuer auf ihrer Handfläche. Jetzt wagte sie es wieder, hinzusehen. Sie öffnete die Hand, die sie zu einer Faust geschlossen hatte. Aus dem Stück Felsen schlugen Flammen hervor. Aber seltsamerweise verbrannten die Flammen ihre Haut nicht.
    Sie spürte nur die Wärme der Flammen, die sie fast zu liebkosen schienen.
    „Warum verbrennen mich die Flammen nicht?“, fragte sie. „Weil es dein Feuer ist, dass du auf den Stein übertragen hast. Deine eigene Hitze wird dich nie verbrennen, egal wie heiß etwas ist.“ „Mein Feuer..“ „In allem und jedem brennte ein Feuer.“ „Auch in dem Menschen?“ „Jedes Lebewesen hat Feuer. Sogar die Steine.“ „Aber Steine leben doch nicht.“ „Doch. Alles auf dieser Erde lebe. Nur Gold ist tot. Oder besser gesagt: Nicht lebendig. Es ist das Metall der Engel.“ „Sonst heißt es doch, Eisen ist kalt und tot.“ „Du kannst Eisen zum Brennen bringen, obwohl es kalt ist. Und.. Darkangels lieben Eisen. Dafür mögen wir grundsätzlich kein Gold. Wir fürchten es nicht, wie die Engel das Eisen. Wir schätzen es nur nicht.“ „Aber Gold kann mir nicht anhaben, oder?“ „Nein. Du musst dich nicht davor fürchten.“ Meria nickte nachdenklich. „Sag dem Stein, er soll erlöschen“, befahl Inari, „Danach kannst du gehen.“

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 24.08.2004, 21:37


    Meria stand vor dem Eisentor und starrte es an. Sie fürchtete sich vor dem, was dahinter war und wünschte sich gleichzeitig brennend, es zu öffnen und sich der Herausforderung zu stellen.
    Aber sie wusste, dass sie noch nicht bereit war. Heute hatte Inari ihr wieder eine Vision von Chris geschickt. Es war ihr gelungen, sie durch die bloße Macht ihrer Gedanken zu vertreiben. Aber sie konnte immer noch nicht mit dem Schwert kämpfen. Und bevor sie das nicht konnte, würde sie das flammende Schwert nicht finden oder bekommen. Und das brauchte sie unbedingt.
    „Was machst du hier so alleine?“ Meria fuhr herum und sah in ein Paar dunkle Augen. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig“, sagte sie leise und hielt dem Blick stand. „Das war nicht so gemeint“, Cunri wirkte zerknirscht, „Ich wollte..“ „Mir ist klar, dass du es nicht böse gemeint hast oder mich kontrollieren wolltest. Aber.. ich muss mir selbst beweisen, dass ich niemanden brauche“, Meria lächelte ihn an, „Bleibst du ein bisschen Daniel?“ Er sah sie verwundert an. Im ersten Moment schien er sie nicht zu erkennen. Dann: „Isabella?“ Sie nickte, „Schön, dich wieder zu sehen.“ Er brummte nur. „Du hast mich damals sehr verletzt“, sagte er leise.

    Isabella saß nach der Schule in der Klasse und weinte. Wieder einmal war sie den ganzen Tag nur verarscht und gequält worden. Sie verstand nicht, warum. Was hatte sie denn getan?
    Plötzlich hörte sie jemanden hereinkommen. Sie versuchte, sich die Tränen wegzuwischen, hatte aber nicht schnell genug reagiert. Jemand setzte sich neben sie. „Hey Isabella.“ „Was willst du schon wieder?“, fuhr sie Daniel an. „Ich.. wollte dich fragen, ob du mal mit mir ausgehen willst“, er wurde rot. Sie erlaubte sich, ihm kurz in die Augen zu sehen und ihm für einen Moment zu glauben. Dann riss sie sich von seinem Blick los und stand auf. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie davon.

    „Es tut mir leid“, sagte Meria, „Aber.. ich dachte, du wärst wie die anderen. Ich wollte dir so gerne glauben, dir vertrauen. Aber ich konnte nicht. Zu viele Leute hatten mich verletzt. Ich war nicht fähig, jemanden zu mögen oder gar zu lieben. Ich musste mich vor jeder Art von Zuneigung verstecken, um nur ja nie verletzt zu werden. Oder ich glaubte, es zu müssen. Ich wollte dir nicht weh tun.“ Cunri lächelte sanft, „Ich.. kann es dir vergeben.“ Sie setzten sich ins Gras. „Ich dachte, du wolltest mich nur verarschen. Ich hab das zu oft erlebt.“ „Ich habe es wirklich ernst gemeint. Und du..“, er seufzte. „Ich weiß nicht, ob es für dich oder für mich schlimmer war“, sagte Meria leise, „Aber..“ „Aber was?“ „Aber könnten wir das nicht nachholen?“, sie erschrak über sich selbst. Warum hatte sie das gesagt? Sie wollte doch nicht. oder? Cunri lächelte und zuckte sie Schultern. „Lassen wir das erstmal lieber sein. Freunde?“ „Freunde. Seit wann bist du eigentlich hier?“ „Seit.. gleich nach meinem Schulabschluss. Ich.. du..“ „Tut mir so leid Cunri.“ „Ich bin froh, dass du es warst und nicht jemand anders. Du.. bist die Auslöserin für den Darkangel in mir, die ich mir gewünscht hätte“, er wurde rot. „Danke“, fast unbewusst griff Meria nach Cunris Hand. Er drückte sie und fuhr ihr mit dem Daumen über den Handrücken. „Mir wäre es auch lieber, wenn du mich dazu gebracht hättest. Aber damals.. war ich zu tief verletzt um auch noch die Schmerzen der Liebe spüren zu können. Ich konnte wieder Liebe noch Liebeskummer fühlen.“ „Ich hätte dich nie verletzt.“ „Dann war es so vorbestimmt. Ich.. musste doch irgendwie verletzt werden. Wir beide..“ „.. Hätten glücklich sein können. Zufrieden. Und keine Darkangels..“ „Wir wären trotzdem Darkangels geworden. Hey, das ist unsere Bestimmung. Wir sind irgendwelche Wiedergeburten“, sagte Meria, „Wir hätten uns gegenseitig verletzt. Jetzt können wir Freunde sein.“ „Freunde..“, wiederholte Cunri nachdenklich, „Aber irgendwie wirft die Geschichte eine Frage auf: Wurden wir dazu gezwungen, Schmerzen zu erleben um Darkangels werden zu können?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich fühlte mich verletzt, seit ich denken konnte. Ich fühlte mich so anders als.. jeder andere. Etwas abgegrenzt. Es gab nur einen Menschen den ich lieben und einen, dem ich vertrauen konnte: Chris und Angelika. Und die beiden betrogen mich. Da war für mich irgendwie klar, dass mein menschliches Leben nur Schmerz war. Aber.. ich dachte, das sei normal. Bis Demira kam. Tief im Herzen habe ich ihr immer geglaubt.“ „Ich.. war kurz davor, von einer Brücke zu springen. Ich wollte nicht mehr. Es war zuviel. Dann.. kam Inro – ein älterer Darkangel – zu mir. Ich glaubte ihm alles sofort. Ich wollte einen Ausweg aus meinem Leid. Rettung. Und die bot er mir. Ich bin jetzt vier Jahre hier und liebe dieses Leben. Und.. ich liebe dich immer noch.“ Angesichts dieses Geständnisses wurde Meria knallrot. Sie senkte beschämt den Kopf und linste vorsichtig zu Cunri. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Ich.. weiß nicht, ob ich dich liebe.. Aber du bedeutest mir sehr viel. Ich habe dich ewig nicht mehr gesehen aber ich vertraue dir.“ Er lächelte sie an. „Wir mussten das durchmachen um uns mögen zu können. In unserer wahren Gestalt und nicht als Menschen.“ „Mit dir wäre ich auch als Mensch gerne glücklich geworden“, sagte Meria leise. Während sie sprach, wurde ihr die Bedeutung ihrer Wort bewusst. Und ihr wurde klar, dass sie es ernst meinte. Sie wäre gerne mit Cunri – oder Daniel – glücklich geworden. Aber so.. hatte sie ihre wahre Gestalt gefunden. Ihr wahres Wesen.
    Sie bemerkte, dass sie sich immer noch an der Hand hielten.
    Plötzlich läutete irgendwo eine Glocke. „Von der Kirche im Park“, erklärte Cunri auf Merias fragenden Blick hin, „Es ist Ostern.“ „Ostern..“, Meria seufzte, „Die Menschen werden Ostereier suchen, essen und.. Werden sie in die Kirche gehen?“ „Ich weiß es nicht. Aber mir ist es egal. Gott hat uns enttäuscht. Er hat uns verraten und verlassen. Es kümmert mich nicht, ob jemand ihn anerkennt.“ „Hm..“, sie war nie eine gläubige Christin gewesen. Und sie hatte gesehen, was ER Darkrose angetan hatte. Dennoch.. sie wollte an etwas glauben. „Du kannst ihn anbeten, er existiert“, sagte Cunri, als hätte er ihre Gedanken gelesen, „Auch wenn keiner von uns ihn jemals gesehen hat.“ „Wie kann ich an ihn glauben? Er hat uns verraten“, erwiderte Meria trotzig. Cunri drückte ihr Hand und sie spürte, wie die Wut wich. Sie fühlte sich irgendwie etwas traurig.
    Cunri hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie zärtlich. Dann stand er auf und ging davon. Sie sah zuerst auf ihre Finger, dann Cunri nach. Ihr Herz klopfte wie wild.

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 25.08.2004, 16:37


    Eine Woche später trug Meria bereits einen heißen Schwertkampf mit Inari aus.
    „Du bist gut geworden in dieser Woche“, lobte sie Lehrerin, „Bald..“ „Das Schwert?“ „Ja. Dein Schwert. Du wirst es finden. Oder es wird dich finden. Denn seit Anbeginn der Zeit gehört es zu deiner Seele. Du und das Schwert, ihr seid untrennbar miteinander verbunden.“ „Es wird zu mir kommen?“ „Ja. Kitos, das Flammenschwert, wird zu dir kommen. Zur rechten Zeit und am rechten Ort. Dann wirst du wissen, dass es soweit ist. Dass du bereit bist. Dann kannst du es schaffen.“ Meria nickte stumm. Die Angst vor dem Versagen stieg in ihr hoch. Sie hatte geglaubt, diese Angst verdrängt zu haben. Aber sie war wieder da. In dem Moment glaubte Meria, dass sie alle Darkangels enttäuschen würde. Wie sollte sie das bloß schaffen? Schwertkämpfen bekam sie ja noch hin, aber gegen den Wächter antreten? Was, wenn es ein riesiges Monster war? Sie hatte doch nie eine Chance.
    Meria warf das Schwert beiseite und rannte an Inari vorbei aus dem Haus hinaus.
    Sie lief, einfach ihrem Instinkt folgend. Wie so oft trugen ihre Füße sie zum Eisentor.
    Sie ließ sich ins Gras fallen und schlug die Hände vor die Augen. Sie weinte stumm vor sich hin. Aber der Versuch, die Angst wegzuweinen blieb erfolglos. Ihre Tränen schienen ihre Zweifel eher noch zu verstärken.. Später wusste sie nicht mehr, wie lange sie alleine dort gesessen hatte. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Ohne aufzusehen wusste sie, dass es Cunri war.
    Zögernd nahm er sie in den Arm. Sie schmiegte sich an ihn, ohne darüber nachzudenken. Sie spürte, dass nur er sie trösten und ihr helfen konnte. Sie brauchte Unterstützung.
    „Du musst keine Angst haben“, sagte er leise. Sie fragte sich keine Sekunde lang, woher er wusste, dass sie Angst hatte. „Doch. Was, wenn ich versage?“, flüsterte sie. „Wirst du nicht. Du musst nur an dich selbst glauben.“ „Das kann ich nicht.“
    Plötzlich fühlte sie sein leichtes Kribbeln in den Beinen. Sie schlug die Augen auf und fand sich hunderte von Metern über dem Boden wieder. Cunri hielt sie noch in den Armen, ließ sie jedoch unvermittelt los.
    Meria schrie auf und kniff die Augen zu. „Glaub an dich“, hörte sie Cunris Stimme in ihrem Hinterkopf. „Ich kann fliegen“, schrie sie und versuchte es sofort.
    Es klappte nicht auf Anhieb und sie war wieder nahe daran, zu verzweifeln. Aber sie wusste, wenn sie jetzt aufgäbe, wäre alles verloren. Sie musste es schaffen zu fliegen. Sie schloss die Augen und mit gewaltiger Kraftanstrengung gelang es ihr schließlich doch.
    Sie flog hinauf zu Cunri, der lässig herumschwebte. „Warum hast du das gemacht?“, fragte sie ihn verärgert, „Wolltest du mich töten?“ „Nein. Du musst auf dich selbst vertrauen. Du musst an dich glauben. Und du siehst ja, es hat geklappt.. Du fliegst!“, er lächelte und griff nach ihrer Hand, „Komm, ich bringe dich zurück.“
    Mit einem leisen ‚Plopp’ erschienen Meria und Cunri wieder im Reich der Darkangels.
    „Was esst ihr eigentlich?“, fragte Meria. „Alles. Was möchtest du?“, Cunri grinste. „Schokolade“, Merias Augen glänzten. „Kannst du haben. Wartest du hier?“ „Klar“, sie lächelte.
    Zehn Minuten später stand Cunri wieder vor ihr, eine Tafel Schokolade in der Hand. „Du bist ein Engel“, sagte sie halb im Ernst, halb aus Spaß. „Ein dunkler Engel“, er grinste und warf ihr die Schokolade zu. „Na und? Gefällt mir besser“, kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, hörte er sich irgendwie komisch an. Sie sah Cunri schüchtern in die Augen. Zur ihrer Erleichterung lächelte er: „Mir auch. Kommst du mit? Wir wollten heute ins Kino.“ „Gibt es bei den Darkangels ein Kino?“, fragte Meria erstaunt. „Nein. Wir gehen zu den Menschen. Schwarzsehen“, Cunri grinste. „Das passt wenigstens zu unserem Image“, Meria lachte und biss von der Schokolade ab. Sie griff nach der Hand, die Cunri ihr hinhielt und ließ sich aufhelfen.

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 26.08.2004, 20:36


    Sechs Monate, nachdem Meria zu den Darkangels gekommen war, befanden Danila, Inari und Kita sie für kampftauglich. „Das heißt, ich kann jetzt durchs Tor?“, fragte Meria. „Zuerst müssen wir Tom für dich finden“, bremste Danila ihren Eifer, „Ohne den geht gar nichts.“ „Wozu brauche ich Tom?“, fragte Meria. „Wo wären wir im Leben ohne die Liebe? Morgen machen wir uns auf die Suche nach deinem Tom!“, Danila schien es nicht näher erklären zu wollen. „Er muss dir Kraft und Halt geben“, erklärte Kita, „Wir vermuten, dass du emotionalen Halt brauchen wirst.“ Meria nickte, „Wie finde dich Tom?“ „Das wirst du morgen sehen“, versprach Inari, „Mach dir erstmal einen schönen Tag!“
    Meria schlenderte über die sonnenbeschienene Straße. In den letzten zwei – drei Monaten hatte sie gelernt, ihre Angst zu besiegen. Sie war um vieles erfahrener geworden. Und Cunri hatte ihr sehr geholfen. Sie fühlte sich unglaublich gut, vor allem frei. Sie schlug mit den Flügeln und schwebte einige Meter über dem Boden.
    „Hey, was ist denn mit dir los?“, Cunri steckte den Kopf aus einem Fenster, „Hast du was geraucht?“ „Nein, ich hab mir Heroin gespritzt“, Meria lächelte. „Und jetzt ohne Scheiß“, Cunri grinste. „Ich hab gekokst.. Nein, ich bin für gut genug befunden worden um durch das Tor zu gehen. Ich muss nur noch..“ „Tom und das Schwert finden.“ „Genau. Ich hoffe nur, dass nicht Kajan der Tom ist.“ In letzter Zeit war Kajan ihr mehr und mehr unsympathisch geworden. Er war zu besitzergreifend und bestimmend. „Wir werden sehen“, murmelte Cunri. Meria wollte es nicht eingestehen aber sie hätte am liebsten Cunri an ihrer Seite gehabt. „Hey Meria!“, er fuchtelte mit einer Hand vor ihren Augen herum. Sie bemerkte, dass sie immer noch schwebte. „Ups“, Meria lächelte und ließ sich dann auf dem Fensterbrett vor Cunris Zimmerfenster nieder. „Darf ich dein Zimmer sehen?“, fragte sie und lugte hinein. Dabei wäre sie fast vom Fensterbrett gefallen. Cunri packte sie am Ärmel und hielt sie fest. „Fall mir ja nicht runter“, sagte er leise. „Nein, mach ich nicht“, versprach sie und erwartete, dass er sie loslassen würde. Aber sein Griff schien eher noch fester zu werden. Sie sah ihm in die Augen. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Ihr wurde bewusst, dass sie seine dunklen Augen liebte. „Meria, ich..“, flüsterte er. Sein Gesicht war so nahe an ihrem, sie waren einander so nahe.. Bevor Cunri weitersprechen konnte, rief jemand zu ihnen hinauf. „Was macht denn ihr beide da? Wie zwei Turteltäubchen..“ „Halt die Klappe Kajan“, fauchte Meria. „Er ist doch nur eifersüchtig, weil du nicht an seinem Fensterbrett sitzt“, sagte Cunri leise. „Na auf dass kann er lange warten. Zu seinem Fenster komme ich sicher nicht!“
    Noch jemand rief nach ihr. „Meria! Schnell komm“, schrie Danila über den Platz. Meria seufzte: „Na gut. Bis dann Cunri!“ Sie stieß sich vom Fensterbrett ab und flog zu Danila hinüber.
    In der Schule wurde sie von Danila, Inari und Kita erwartet. „Es tut uns leid, Meria, dass wir dich stören müssen. Aber heute ist die letzte Chance um Tom zu suchen. sonst müssten wir ein Jahr lag warten“, sagte Inari zu Meria. Diese zuckte die Schultern, „Na dann, machen wir doch! Los, fangen wir an.“ Inari seufzte erleichtert. „Gut, dass du es verstehst. Es ist wichtig, dass wir ihn finden!“, meinte sie. „Ja, klar. Also los, sagt mir, was ich machen muss!“, drängte Meria. Sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen da sie sich etwas vor der Suche fürchtete. Was, wenn wirklich Kajan Tom gewesen war? Sie würde den sehr von sich selbst überzeugten, egoistischen Darkangel nicht aushalten. Nicht als ihren Tom. „Du wirst von uns in einen schlafähnlichen Zustand versetzt in dem du von verschiedenen Dingen träumen wirst. Dieser Traum wird uns Tom offenbaren“, erklärte Inari gerade. Meria nickte. „Na dann los“, sagte sie leise und schluckte. Sie spürte Angst und Zweifel. Dabei hatte sie geglaubt, diese Gefühle besiegt zu haben. Was, wenn sie es nicht schaffte? Als hätte Inari ihren Gedanken gelesen, sagte sie: „Du schaffst das schon Meria.“

    ~*~*~



    Re: Darkangels

    danug - 28.08.2004, 15:33


    Sie fiel, kilometerweit. Landschaften und Gegenstände zogen an ihr vorbei, immer schneller und schneller.
    Sie schrie auf, gleichzeitig bemerkte sie, dass sie wohl keiner hören würde. Aber was machte sie überhaupt hier? Sie wusste, dass sie etwas tun musste. Nur was, das hatte sie vergessen. Sie richtete ihre Gedanken auf die Dinge, die an ihr vorbei flogen. Aber kaum versuchte sie, sich zu konzentrieren, schlug sie auf dem Boden auf. Seltsamerweise spürte sie keinen Schmerz. Aber sie hatte die Bilder sehen wollen.. Sie seufzte und stand auf. Neugierig sah sie sich u. Alles war grün, überall standen wunderschöne Laubbäume. Sie umschlossen eine Lichtung, auf der Blumen wuchsen. Wiesenschaumkraut, Löwenzahn und Glockenblumen. Sie ging in die Mitte der Wiese und ließ sich ins Gras fallen. Über ihr kreiste ein Adler.

    Meria schreckte hoch. Sie wusste, dass sie geträumt hatte aber was hatte sie gesehen? „Du wirst dich vielleicht nicht mehr an deinen Traum erinnern können“, sagte Inari neben ihr. Meria fuhr herum. „Hast du mich erschreckt“, murmelte sie. „Das tut mir leid. Aber wir haben deinen Traum mitverfolgt und können jetzt daraus herauslesen, wer Tom ist“, erklärte Inari. „Und welcher Teil des Traumes wird interpretiert?“ „Der letzte Eindruck. Das heißt, der Adler.“ „Ihr könnt mir nicht zufällig sagen, auf den der Adler hindeutet?“ „Ich habe schon eine Vermutung aber zuerst möchte ich mit Danila und Kita darüber reden.“ Meria nickte. „Sobald wir es sicher wissen, sage ich dir sofort, wer Tom ist. Die Zeit drängt“, meinte Inari. Wieder nickte Meria.
    Dann ging sie noch ganz benommen aus der Schule. Sie schloss kurz die Augen und erinnerte sich.

    Sie hatte mit Cunri am Fenster gesessen und geredet. Dabei hatte sie erwähnt, dass sie neu eine Beziehung mit Kajan eingehen würde.
    Dann hatte er af einmal im Zimmer gestanden und hatte sie ‚unabsichtlich’ aus dem Fenster gestoßen. Sie war gefallen und Cunri hatte sie gerade noch gefangen.
    Kajan hatte beteuert, dass es nicht absichtlich geschehen war, aber sie glaubte ihm nicht. Er war verschlagen genug um sie umbringen zu wollen.

    Plötzlich hatte sie den Wunsch, Schach zu spielen. Sie ging zu ihrem Haus, in den Aufenthaltsraum. Dort saß – wie von Meria erwartet – Enina. Sie winkte Meria. „Spielen wir?“, fragte sie sofort. „Ja, ich wollte schon lange wieder einmal verlieren“, Meria grinste und setzte sich zu Enina an den Schachtisch. „Du könntest gewonnen“, schlug Enina vor. „Guter Witz. Hat schon jemals jemand gegen dich gewonnen?“ „Ja, Cunri. Aber verrat das bloß keinem, sonst ist meine Glaubwürdigkeit dahin.“ „Warum hast du es mir dann erzählt?“ Weil.. ich glaube, dass ich dir vertrauen kann. Du bist meine erste wirkliche Freundin hier. Demira ist mir zu.. negativ.“ „Ich... danke. Ich mag dich auch sehr gern.“ „Schön. Ich.. kommst du mal mit in mein Zimmer? Ich habe es noch keinem hier gezeigt.“ Meria nickte, erfreut über diesen Vertrauensbeweis.
    Enina führte sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. auf den ersten Blick wirkte der Raum wie jeder andere auch.
    Dann sah Meria die ganzen Symbole aus Eisen oder Silber an der Wand gegenüber des Bettes. Sie trat darauf zu und berührte eines der Zeichen vorsichtig. „Was ist das?“, fragte sie leise. „Ich bin eine keltische Hexe gewesen bevor ich Darkangel wurde. Ich lebte schon vor 1500 Jahren, wurde irgendwie in Tiefschlaf versetzt und erwachte vor fünf Jahren als Darkangel. Das sind Triskelen, keltische Knoten und Kreuze und das hier ist ein Liebesknoten“, sie legte die Hand auf ein kleines Amulett, „Sie erinnern mich an mein früheres Leben, an meine Götter. Als ich noch glücklich war..“ Meria nickte nachdenklich, „Ich mochte mein altes Leben zum Schluss nicht mehr.“ „Ich liebte es. Aber ich habe nie wieder irgendwelche Zauber angewandt. Ich habe Angst davor“, gestand Enina. „Ich.. was ist, wenn ich dir helfe?“ „Würdest du.. Nur etwas ganz einfaches. Eine Regenwolke?“ Meria erlaubte sich kein Zögern. Enina war ihre einzige Freundin und immerhin war sie früher Darkrose gewesen. Sie nickte. Enina atmete tief durch. „Ich mache den Zauber alleine. Aber falls ich bewusstlos werden, bitte schütt mir Wasser über den Kopf, in das du vorher etwas Lavendel gegeben hast. Erschrecke nicht, wenn die Beschwörung etwas komisch aussieht..“ Meria nickte und setzte sich aufs Bett.
    Enina nahm auf dem Boden platz.
    Sie wiegte sich hin und her, fing an, einen Zauberformel zu singen. Vor ihr stieg spiralförmig Nebel auf. Auf einmal war die Luft von einer fast greifbaren Hitze erfüllt. Man hörte ein leises Sirren und man konnte es auch fühlen.
    Schlagartig wurde es kühl. Er Nebel verdichtete sich zu einer Wolke. Enina sang immer höher, bis es in Merias Ohren richtiggehend schrill klang. Dann brach der Gesang ab und Enina warf sich nach vorne auf den Boden. Die Wolke kreiste über ihr, immer schneller und schneller. Da gab es einen lauten Krach und es fing an zu regnen. Enina richtete sich auf und hob die Arme in den Himmel. Sie rief ein seltsames Wort und Wolke, Regen und Wasser verschwanden spurlos.
    Schwer atmend sank Enina zurück und blieb mit geschlossenen Augen liegen. „Enina?“, fragte Meria leise und kniete sich neben den Darkangel auf den Boden. „Ich lebe noch“, flüsterte Enina, „Und es geht mir gut, keine Angst.“ „Du siehst aber gar nicht gut aus“, wandte Meria ein und strich Enina über die schweißnasse Stirn. „Das macht nichts. Solange ich mich gut fühle, bin ich in Ordnung. Früher habe ich nach jedem Zauber, den ich angewendet habe, ausgesehen wie eine Leiche.. Hilfst du mir auf? Ich hätte Lust auf Schach!“

    ~*~*~



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