"Bitte" ist ein schweres Wort!

klaraputzich
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    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!

    Messina - 09.07.2013, 09:13

    "Bitte" ist ein schweres Wort!
    "Bitte" ist ein schweres Wort
    http://gfk-training.com/wp-content/uploads/2011/04/artikel-scheibel.pdf
    Den Link hatte ich bei Haderlump gepostet, und schreib ihn hier noch mal auf,
    weil es uns allen das Bittten immer so schwer fällt, und wir uns hier darüber austauschen können.

    Ich antworte mal auf Tra-Tras Beitrag bei Lumpi:

    tranquilla trampeltreu klick hier hat folgendes geschrieben: ich hab auch so meine Probleme mit dem Bitten. Sicherlich aus mehreren Gründen, aber für mich gefühlt vor allem aus folgendem: Ich bin sehr deutlich mit der Botschaft aufgewachsen, dass der Sinn des Lebens ist zu geben und dass es mir nicht zusteht, etwas für mich zu fordern. (grob vereinfacht)

    Deshalb habe ich mir schon als Kind eine Art "inneres Bonus-System" angewöhnt, wo ich mindestens mehrere Gefallen und Dinge für jemand anderen tun musste, um mir dann eventuell zu gestatten, eine kleine Gegenleistung anzunehmen. Also immer so, dass ich im "Plus" bin mit Leistung.

    Klingt vielleicht ziemlich abgehoben, aber mir wird gerade in letzter Zeit wieder deutlich, wie sehr das noch steckt.
    Nee, ich finde, das klingt gar nicht abgehoben.

    Ich bin in einer GfK-Übungsgruppe, da merken wir alle, wie schwer uns das Bitten fällt,
    und wie schnell wir resignieren, wenn wir auf Ablehnung stoßen.

    Dabei ist das Ziel, zu verhandeln, nicht gleich aufzugeben,
    sondern nachzufragen, unter welchen Bedingungen wir die Unterstützung bekommen könnten,
    manchmal ist es nur eine Zeitfrage, dass man einfach bisschen Geduld aufbringen muss.

    Und wenn es nicht geht, dann zu verstehen versuchen, was der Hinderungsgrund ist.
    Sonst ärgert man sich nur über die Zurückweisung.

    Wir haben verlernt, dass man sich gegenseitig eigentlich gern unterstützt,
    jedenfalls, wenn man genug Zeit und Kraft dazu hat.
    Und wir haben auch verlernt, dass man auf sich selbst achten kann und darf,
    und Grenzen setzen muss, um sich nicht total zu verausgaben.

    Wie geht ihr mit Bitten um?



    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!

    tranquilla trampeltreu - 09.07.2013, 21:15

    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!
    Liebe Messina,

    danke für diesen Thread und Deine Rückmeldung.

    Ich finde das ein total spannendes Thema. Auch zu hören, dass es anscheinend vielen so geht mit dem Thema "bitten".

    Was mich dabei neulich an mir selber erschreckt hat: Ich kann oft nicht einmal bitten, wenn es keinerlei Spur von Ablehnung gibt. Ich kann manchmal noch nicht einmal völlig freiwillige Dinge annehmen, ohne dass ich darum gebeten hätte.

    Vom Thema "an einer Bitte dranbleiben und Verhandeln, wenn zunächst Ablehnung kommt" bin ich aktuell noch weit entfernt.

    Deshalb lautet meine aktuelle Antwort auf Deine Frage:

    Messina hat folgendes geschrieben:
    Wie geht ihr mit Bitten um?

    Ich übe Selbstwahrnehmung. Und übe, Bedürfnisse und Bitten erstmal für mich selber klarzukriegen. Bevor ich um etwas bitten kann, muss ich erst selber genau wissen, worum ich eigentlich bitten möchte.

    Und ich übe, kleine Gesten anzunehmen, ohne sofort eine Haltung von "das brauchts doch nicht" einzunehmen.

    Würde mich auch über weitere Rückmeldungen/Erfahrungen zum Thema freuen.

    LG

    trampilla



    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!

    Pearl - 11.07.2013, 15:22

    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!
    Hallo,

    Na, dann nehm ich das Staffelholz mal an :mrgreen:
    Messina hat folgendes geschrieben:
    Wie geht ihr mit Bitten um? Das Thema hat mich seit gestern abend beschäftigt :wirr: das hat ja einige Dimensionen :gruebel:
    Erst mal habe ich eine Pearlsche Assoziationskette gebaut, uiuiui...
    - betteln, anbetteln,
    - Bittsteller
    - irgendwo kraucht da auch der Begriff "Schuld" und "jemandem etwas schuldig sein"
    - ich hasse das Gefühl, dass mir einer Almosen gibt.
    - Mit Demut im reinen Sinn habe ich weniger Probleme - aber mich "gedemütigt fühlen" mag mir nicht gefallen.
    - Und ich fühle mich auch sehr schnell durch solche "Schulden" gefesselt :gruebel:
    - und kann nicht mehr unbefangen mit den Menschen umgehen, wenn ich mal der Bittsteller geworden bin.
    - Oft ist mir das immens peinlich, so eine Schwäche zu zeigen, jemanden um Hilfe zu bitten...
    In unserem Kulturraum wird sehr schnell aufgerechnet und ich habe oft erlebt, dass eine Hilfe, die mir jemand scheinbar freigebig zukommen ließ zu einem Bumerang geworden ist: "Du stehst in meiner Schuld, weil ich Dir ....also musst Du jetzt...." :cry:
    _______________________________

    Von dem indischen Beamten V.P. Menon (klick zu Wikipedia ) gibt es die Geschichte (die kratze ich mir mal aus dem Kopf, ich weiss nicht mehr, wo ich sie gelesen habe :gruebel: ) , dass er einmal durch einen dummen Zufall ohne Geld in der Hand dastand und einen geringen Betrag brauchte, um zu seinem Bestimmungsort zu kommen. Also musste er Leute anhalten und sie bitten, ihm Geld zu geben. Das dauerte lange. Er bot dem Mann, der ihm endlich dieses Geld auslegte, an, es ihm zurückzuzahlen , der aber sagte - "Gib es, wenn Du dazu in der Lage bist, dem Nächsten, der es benötigt, weiter - das genügt !"
    Und so hat V. P. Menon das in seinem weiteren Leben gehandhabt - sogar auf seinem Sterbebett, als er erfuhr, dass vor dem Haus ein Bettler sitzt, soll er keine Ruhe gegeben haben, bis der Mann diesen Betrag samt des Sprüchleins dazu bekommen hatte.

    So etwas gefällt mir :freu: Wenn es so läuft, muss ich mich nicht angebunden fühlen ;) _______________________________
    Bitten erfüllen ist etwas leichter - aber ich verspreche kaum jemals etwas. Die Bitte muss schon warm verarbeitet werden ;) Im Moment lehne ich auch das ein oder andere ab, wenn ich weiss, dass der andere noch weitere Möglichkeiten hat, diesen Wunsch erfüllt zu bekommen oder es aus eigener Kraft hinbekommen kann, weil meine Akkus auf Reserve laufen.
    Und selber Bitten versuche ich weitgehend zu vermeiden, lieber lebe ich mit Provisorien oder strenge mich gehörig an...Da muss ich schon ziemlich an der Wand stehen, damit ich Leute um etwas bitte...Und ich bitte am liebsten die Leute aus meinem inneren Kreis, weil es da für mich sauber läuft...Wenn das nicht geht, versuche ich die Person nach europäischer Sitte direkt zu entlohnen oder irgendwas zu tauschen, damit nichts nachkommen kann...Ich weiss, das ist ballaballa :doof:



    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!

    Messina - 13.07.2013, 12:34


    Danke dir für das Aufnehmen des Staffelholzes! :hug:

    So ballaballa find ich das gar nicht. :gruebel:
    Jedenfalls hab ich mit denselben Assoziationen und Bedenken zu tun.
    Das liegt wohl daran, dass ich so oft manipuliert wurde,
    und da keinen Handlungsspielraum für mich sah.

    Aber das waren keine echten Bitten, zu denen ich unbefangen NEIN sagen konnte,
    sondern unterschwellige Forderungen.

    Mit dem Erfolg, dass ich noch heute oft Forderungen höre, die gar nícht existieren. :(
    Also kommt mein Nein nicht locker, sondern angespannt raus.

    Selbst bitten finde ich immer noch extrem schwer.
    Und groteskerweise ziere ich mich nicht nur bei verpflichtenden Bitten,
    sondern oft im Alltag auch bei kleinen Handreichungen.

    Beispiel:
    Mein Mann steht am Herd, ich brauche etwas aus dem Schrank darüber.
    Ich reck mich seitwärts an ihm vorbei, statt einfach zu sagen:
    "Reichst du mir mal bitte das Päckchen XY runter?" :doof:

    Na ja, oft klappt es ja schon, aber nicht wenn ich sauer auf ihn bin. Und sauer bin ich oft... :oops:
    Ich kann mir das Leben aber auch schwer machen. :staun:

    In der GfK-Übungsgruppe hatten wir die Aufgabe zu Bitten, und die Bitte freundlich abzulehnen.
    Damit sollte aber nicht Schluss sein, sondern wir sollten verhandeln, eine Art Win-Win-Lösung anstreben.
    Das fiel uns extrem schwer, wir versuchten es mit Überredung oder gaben frustriert auf.

    Hier hab ich was zu Win-Win gefunden, das will ich demnächst in Ruhe ansehen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Win-Win
    http://www.zeitzuleben.de/2492-die-win-win-strategie-in-alltag-und-beruf/



    Re: "Bitte" ist ein schweres Wort!

    tranquilla trampeltreu - 13.07.2013, 20:25


    Spannender Thread.

    Und ballaballa finde ich hier nix. :lol2:

    Messina, Dein letzter Beitrag könnte fast eins zu eins auch von mir stammen.

    Ich bin als Kind mit der Botschaft aufgewachsen "man sollte Dich nicht bitten müssen, Du sollst von selber sehen, was erwartet wird und was getan werden muss". Das Ablehnen einer Bitte/Forderung/egal ob subtil oder deutlich war nicht vorgesehen.

    Unglaublicher innerer Druck für ein perfektionistisch veranlagtes Kind, und das schwingt noch heute nach. Vor allem das "Forderungen hören, die gar nicht existieren".

    Manchmal gelingt es mir heute, bei einer von mir vermuteten Forderung zu erklären, wie es bei mir angekommen ist, und nachzufragen, wie denn das Gegenüber seine Aussage wirklich gemeint hat. Was es meist leichter macht.

    Die Situation mit Deinem Mann und dem Herd könnte auch so von mir stammen. Warum ich so kleine Bitten im Alltag kaum über die Lippen bringe, weiß ich gar nicht. (Ich hab lange Zeit Co-abhängige Sozialstrukturen gelebt, kenne das auch als Kind, und vermute, dass das noch aus diesen Mustern stammt. Im Sinne von "ich nehm Dir alles ab, ich behalte hier die Kontrolle, eine Bitte von mir im falschen Moment könnte einen Wutanfall auslösen" oder was auch immer...)

    Die Links zum Thema "win-win-Situationen" will ich mir auch ansehen, das interessiert mich. Danke dafür.

    Soweit für heute hier,
    LG

    trampilla



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