Gor?

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    Re: Gor?

    Mahun - 15.09.2004, 20:51

    Gor?
    Ausgehend von der Frage des Andre Ay nach den psychotherapeutischen Hintergründen GORs und diversen Diskussionen über „goreanisches“ und „ungoreanisches“ hier mal ein paar Zeilen zum Thema.

    Gor ist nicht die Erde, Gor ist Phantasie oder Philosophie, Fiktion. Gor ist nicht demokratisch. Gor ist harsch und konsequent. Gor ist konservativ und traditionsbewusst. Gor ist positiv. Aus diesen Voraussetzungen ergeben sich Konsequenzen, die jeder, der für sich in Anspruch nimmt goreanisches Rollenspiel zu betreiben oder gar ansatzweise goreanisch zu leben, sich sehr deutlich machen sollte.

    Gor ist pluralistisch. Die grundlegenden sozialen Strukturen sind Clan (Familie) und Kaste. Es gibt kein Parlament, keine Demokratie. Ziel dieser Strukturen sind Fortpflanzung und Erhaltung der Welt und deren Vegetation und Fauna. Männer und Frauen unterscheiden sich körperlich deutlicher als auf der Erde (kein Schiff der Stahlwelten oder der Priesterkönige würde Riesinnen oder Amazonen nach Gor bringen…). Selbst der Wert von Geld ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich und unterliegt den jeweiligen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Einflüssen. Daraus ergeben sich völlig unterschiedliche Konsequenzen für das soziale Leben von Männern und Frauen. Während die Rolle des Mannes eher extrovertiert und kampfbetont ist (einschließlich Handel und Kaissa-Spiel) ist die Rolle der Frau eher bewahrend und tragend (Heilerinnen, Repräsentation, Haushalt). Jede dieser Funktionen ist reglementiert und man erwartet, dass sich die Zugehörigkeit zu Clan, Kaste oder Stadt verdient wird. Untätigkeit ist verpönt und wird bestraft. Sexualität als Grundbedürfnis wird geschätzt und gefördert, allerdings erfordert die Vorbereitung zu sexuellem Verkehr insbesondere von der Frau erhebliche Anstrengungen (erlernen von Techniken, Kosmetik, Verhütung, etc.) so dass diese Interessen und Aktionen mit der Rolle der freien Frau kollidieren und somit (oft eher bedauernd) Sklavinnen überlassen werden.

    Die Sklavin ist von ihren Bürgerpflichten befreit und kann somit, im Gegensatz zur freien Frau ihre Weiblichkeit genießen und zu ihrer vollen Weiblichkeit aufblühen (im Grunde ist jede kajira in den Büchern erfüllt und glücklich in ihrer Rolle, insbesondere Barbarinnen, die von der kastrierenden und einengenden irdischen Moral befreit sind).

    Hier zeichnet sich ein erster sehr grundlegender Unterschied zu irdischem Denken ab. Nicht Gleichberechtigung und Versorgung stehen im Mittelpunkt sozialen Lebens, sondern Leistung und Differenzierung. Daraus folgt, dass sowohl Herrschaft wie Gefolgschaft positiv ausgerichtet sind und ihren jeweiligen Verpflichtungen nachkommen müssen.

    Im Rollenspiel bedeutet das, für JEDE Rolle eine aktive Präsenz die weit über bloße Anwesenheit und Konsum hinausgeht. Die kajira, in ihrer neugewonnenen Freiheit erblüht zu Aktivität und sexueller Attraktivität, erlebt die Urgewalt ihrer Triebwelt ungebremst durch soziale Barrieren und ist in ihrem Handeln auf Gefallen und Nützlichkeit ausgerichtet. Die herrschende Seite erfüllt ihre Bürgerpflichten (kämpft, handelt, heilt, regiert) und erfüllt nebenbei die sexuellen Bedürfnisse der eigenen Person, wie auch die der ihm anvertrauten Mädchen.

    Es braucht weder Mitspieler noch Peitschen, um goreanisches Rollenspiel zu praktizieren. Im Gegenteil, die Reduktion auf Tätigkeiten wie das Reinigen der Waffen, das Säubern des Hauses, das Ausüben der Kastenpflichten, Lernen, historisch, wie sozial, steht eigentlich im Vordergrund und bringt erst das notwendige Ambiente und die Authentizität des Geschehens.

    Wer goreanisches Rollenspiel auf SM-Elemente wie das Schwingen von Peitschen, irgendwelchen „Strafbränden“, Vergewaltigung und Misshandlung, oder komplementär auf eine depressive Opferrolle zu reduzieren sucht, ist soweit von Gor entfernt, wie eine Kuh vom Eierlegen. Auch spricht eine permanente Wiederholung ritualartig praktizierter Bestrafungen oder Unterwerfungen eher für chatsüchtiges Konsumieren von Charas und eine Fixierung auf irdische Tabus, und in keinster Form für auch nur ansatzweise gelebtes Gor.

    Gor ist positiv. Das bedeutet, dass die kajira in ihrer Rolle Glück, Befriedigung und vor allem Freiheit findet. Dazu bedarf es Herren, die adäquat das ihnen gehörende Eigentum pflegen, nutzen und mehren. Befreiung in diesem Kontext bedeutet eine Reduktion von falschen Idealen (Mann=Frau, Unterwerfung entwürdigt, etc.), falschen Erwartungen (eine Frau mit der Körperkraft eines 12-jährigen Jungen ist in der Lage kämpfen zu können), und einer kranken Moral (Sexualität oder sexuelle Bedürfnisse sind bähhh…). Sie erblüht im Dienst an ihrer Umwelt, den freien Menschen, erhält Verantwortung, klare Regeln, messbaren Wert, erfüllbare Bedürfnisse, Aufgaben, von gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung gar nicht erst zu reden.

    Die Herrschaft braucht nicht zu kontrollieren, zu strafen oder hinterher zu laufen, sondern kann sich im Vertrauen auf die Perfektion der kajira voll und ganz auf die Kastenpflichten konzentrieren. Dabei seien zwei goreanische Grundsätze erwähnt. Zum einen wird jeder Freie, der sich weigert, seinen Lebensunterhalt zu verdienen geächtet und gepfählt. Zum zweiten behandelt ein goreanischer Herr gerade seine Liebessklavin besonders streng. Es wird deutlich, dass gerade auch die freien Bürger einem strengen Kodex unterliegen, während das tiefe Gefühl der Liebe zu einem Maximum an Zuwendung (hier als Reduktion von sozialen Parametern der Hemmnis wie Eitelkeit, Faulheit und Eigensinn zu verstehen) führt.

    Aus psychotherapeutischer Sicht ist die klare Rollendefinition und die positive Grundhaltung als wichtig zu betrachten. Bei gleichzeitiger Reduktion redundanter Bedürfnisse (Technik, Autos, Schusswaffen, Kinos, etc…) und unmittelbarer Konsequenz aus regelwidrigem Verhalten, entsteht eine Konzentration auf kooperatives Miteinander in dialektischer Auseinandersetzung. Das Ziel ist weniger das kapitalistische Wachstum unserer süchtigen Welt in Deutschland, sondern vielmehr ein stabiles, einen lebendigen Status-Quo wahrendes Miteinander auf dem Boden gesunder, aktiver Menschen in tradierten, sicheren Rollen.

    Rollenspieltechnisch ist es ein Irrsinn, zu versuchen, auf zwei Bühnen gleichzeitig zu tanzen. (In mehr als einem Spiel zu sein). Weder kann die kajira ihre Kreativität im Haushalt, bei der Pflege der Kleidung und Wohnung ihres Herren oder in der Versorgung seiner Bedürfnisse entfalten, noch kann der Freie seinen Beruf anständig ausüben oder seinen Bürgerpflichten gerecht werden.

    Doppel- und Mehrfachspiel gelingt nur dümmlichen CS- und Hau-drauf-Spielern/rinnen, die meinen, Gor sei eine Welt voller Brandeisen, Streckbänken, Kriechketten, Peitschen und unerschöpflicher Spermaströme.

    Die Erhaltung der Umwelt, die Arbeit an Ehre und der Weiterentwicklung der Kaste, die Verteidigung des Heimsteins und die Wertschätzung seiner Mitmenschen bleibt dabei auf der Strecke.

    Logischerweise wird also kein Herr auf Gor eine kajira grundlos treten oder verletzen, nur weil sie kajira ist. Wer benutzt ein Schmuckstück, um damit die angebrannte Pfanne zu säubern? Sinnvolles miteinander umgehen bedeutet auch hier Respekt voreinander. In diesem Zusammenhang ist es genauso dämlich und kindlich, als Spieler/in hinter einer kajira im OT ein großes Maul zu haben oder aber den nötigen Respekt gegenüber seinen Mitspielern zu vergessen. Welcher Angestellte giesst seinem Chef Kaffee über den Anzug, nur weil Feierabend ist?

    Wie schon Loriot sagte: Spielen ist eine sehr ernste Sache!

    *~*



    Re: Gor?

    wolfsfire{STI} - 29.09.2004, 01:27

    Applaus
    Tal und seit gegrüßt Herrn und Herrinnen

    gut geschrieben ausgeführt.

    Nun hört man schon die Schreie Gor is hart !!!
    Ja ist es aber ebenso gerrecht.
    Man sollte Ehre und Strenge eines Freien nicht mit sinnloser sadistischer Gewalt vertauschen, aber was sag ich da.

    Danke für diese gut geschriebene Ausführung Herr .

    wishes well wolfsfire



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