Christiaan Huygens: Weltbeschauer

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    Re: Christiaan Huygens: Weltbeschauer

    ABAS - 02.12.2010, 16:14

    Christiaan Huygens: Weltbeschauer
    Christiaan Huygens: Weltbeschauer

    Weltbeschauer oder vernünftige Muthmaßungen, daß die Planeten nicht
    weniger geschmükt und bewohnet seyn, als unsere Erde


    Zitat:
    Weltbeschauer oder vernünftige Muthmaßungen, daß die Planeten nicht
    weniger geschmükt und bewohnet seyn, als unsere Erde


    Worauf stützte nun Huygens seine erstaunlich weitreichenden Schlußfolgerungen?
    Es waren genau genommen nur zwei Prinzipien, die er virtuos als wahre Passepartouts handhabte:

    1. auf den Ähnlichkeitsschluß, die „ex similitudine petita rati " ,der es erlaubt, vom Planeten Erde auf alle anderen Planeten, von den sichtbaren Dingen auf die unsichtbaren zu schließen,
    2. auf das Prinzip des zureichenden bzw. mangelnden Grundes: wofür kein Grund angegeben werden kann, ist unwahrscheinlich und kann daher verworfen werden.

    Angesichts der astronomischen Ähnlichkeiten zwischen Erde und den übrigen Planeten gebe es keinen Grund, diesen nicht mindestens die gleiche Würde, Schönheit, Schmuck, Kultur zuzuerkennen. So sehr das Analogiedenken an Cusanus erinnert, so verschieden war Huygens Anliegen. Hatte sich Cusanus bemüht nachzuweisen, daß die Erde nicht weniger edel als die anderen Himmelskörper ist, so bemühte sich
    Huygens nachzuweisen, daß die anderen Planeten nicht hinter der Erde zurückstehen dürfen. Deshalb müsste es auch dort Pflanzen und Tiere geben, und zwar in mindestens so großer Artenvielfalt wie auf der Erde. Deshalb müsse es auf jenen Erden Betrachter, spectatores, geben, die deren Schönheit und Vielfalt bewundern. Denn ohne ein vernünftiges Lebewesen, rationabile animal, dem etwas Göttliches innewäre die Vortrefflichkeit und der Adel der Erde gegenüber den übrigen
    Planeten allzu groß. Aut Caesar aut nihil: Für Huygens stand in diesem Punkt seine eigene Glaubwürdigkeit auf dem Spiel: „Hic si me judicium fallit, fateor me pretia, rerum aestimare nescire." „Wenn mich hier mein Urteil täuscht, gestehe ich, den Wert der Dinge nicht einzuschätzen zu wissen."

    Ist die Existenz der planeticolae, der Planetenbewohner, auf diese Weise erst einmal gesichert, ergeben sich die weiteren Schlüsse fast von selbst: Sie haben die gleichen Tugenden und Laster wie die Menschen, verfugen über die gleiche Wahrheit und Vernunft, die gleichen fünf Sinne. Huygens schloß nicht weitere Sinne aus, wohl aber deren Notwendigkeit. Kaum glaublich erscheint, daß das Kunstwerk des Sprechens allein um unseretwillen erfunden wurde. Die Größe der Bewohner könnte, muß aber nicht, mit der Größe der Planeten korrelieren. Durch den Gebrauch der Vernunft überragen die Menschen die übrigen Lebewesen, und das heißt durch die Betrachtung der Natur, der Werke Gottes, die Pflege der Wissenschaften. Deshalb müssen auch die Planetenbewohner Lust am gesellschaftlichen Umgang haben - andernfalls würden wir uns glücklicher machen -, über Geometrie, Arithmetik, mechanische Künste, Instrumente verfugen. Dies um so mehr, als die Mathematik auf dem Saturn und Jupiter gleich wahr ist wie bei uns.

    Huygens leugnete nicht, daß es absonderlich und beinahe lächerlich scheine, den Planetenbewohnern die Kenntnis von Sinustafeln, Logarithmen, des analytischen Kalküls zuzuschreiben, und doch spreche nichts dagegen, daß diese sogar Bedeutenderes erfunden haben oder finden werden als wir, da wir weder uns noch unsere Dinge den Dingen der Planetenbewohner überordnen dürfen.

    Kurzum: " Künste und Erfindungen haben die Planetenbewohner wahrscheinlich mit uns gemein." Zwar könne er nicht behaupten, daß sie Tiere zur Speise verwenden, einem dem Pythagoreischen Lehrsatz ähnlichen Satz folgen. Aber der Schöpfer der Dinge, rerum conditor, wollte, daß wir aufgrund des Vergnügens daran deren vielfältige Formen, Naturen und deren Weisen sich fortzupflanzen betrachten, contemplaremur. Soweit die Planetenbewohner die menschlichen Erfindungen nicht kennen, müssen sie andere, ebenso schöne, nützliche und bewunderungswürdige haben wie wir. Sie würden einem Besucher ein wunderbares unbeschreibliches Schauspiel bieten. Da auf eine solche Reise keine Hoffnung bestehe, ließ es sich
    Huygens nicht verdrießen zu untersuchen, welchen Anblick die himmlichen Dinge den Bewohnern der einzelnen Planeten bieten.

    Quelltext: Weltbeschauer, Christiaan Huygens
    (lat. 1698). Aus dem Lateinischen
    übersetzt. Mit Anmerkungen von Verschiedenen, und Kupfern, Zürich 1767



    Re: Christiaan Huygens: Weltbeschauer

    Senator74 - 08.12.2010, 20:05

    ergo...
    ...waren die Altvorderen auch ganz schöne Geistesblitze,oder??



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