Reem, die blinde Jägerin

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    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Reem - 25.11.2010, 10:43

    Reem, die blinde Jägerin
    Ooc Vorwort: Hier die Geschichte von Reem, der jungen Blultelfin Jägerin. Ihre gesamte Geschichte wird hier aber nicht erzählt, da sie ja rp technisch immer noch unter euch verweilt. Doch was bisher geschah möchte ich schon in einzelnen kleinen Kapiteln berichten. Jedoch vorab ist die Geschichte noch stark in Überarbeitung, weshalb in gewissen Abständen ich die einzelnen Kapitel hier einbringen werde. Überarbeitung deshalb, weil diese Geschichte von meiner Elbin-Waldläuferin Reem aus AD&D Zeit stammt und die Orte und geschichtliche Zusammenhänge nicht recht in die Welt von WoW passen würden. Allerdings da ich den Charakter damals schon gerne gespielt habe, würde ich es traurig finden, wenn ich sie ausspiele, aber ihre Geschichte nicht mit nach WoW einzu erhalten darf.
    Hoffe die Geschichte wird euch gefallen und ihr nimmt es mir nicht allzu Böse, wenn die Überarbeitung etwas länger dauert.

    Kurze Erklärung zum Aufbau der Kapitel, damit keine Verwunderung entsteht:
    Da die Geschichte so verfasst wurde, dass sie gerade erzählt wird von Reem, beginnen die einzelnen Kapitel meist mit einem Prolog und enden mit einem Epilog. In manchen Fällen ergibt es sich, dass ein Zwischenspiel stattfindet, schließlich soll man nie das Gefühl verlieren gerade am Lagerfeuer zu sitzen und ihr zu lauschen.

    Prolog
    Langsam wandert der leere Blick zu jeden Einzelnen von euch, fast so als könnte Reem tatsächlich euch erkennen. Ein verträumtes Lächeln huscht über ihr Gesicht, als ihre grünen blinden Augen in Richtung des Lagerfeuers wandern und dort verharren.
    „Dunkelheit beherrscht mein Leben seit ich zurück denken kann. Nie habe ich den blauen Himmel, die grünen Wiesen noch die bunte Welt erblickt.“, spricht sie im sanften Ton ohne jegliches Bedauern.
    „Doch traurig macht es mich nicht. Denn obwohl ich seit meiner Geburt blind bin, sehe ich die Dinge um mich herum mit anderen Sinnen. Ich muss nicht sehen, dass es regnet, wenn ich die nassen Tropfen auf meinem Gesicht fallen spüre. Ich muss nicht den Feind erblicken, wenn ich seine Schritte höre kann schon vom Weiten.
    Ihr braucht mich wegen meiner Blindheit nicht bemitleiden, denn sie hat mich stark gemacht. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Eine junge Blutelfin, die ihr Leben den Tieren und der Jagd widmet. Eine Jägerin, die mit ihren tierischen Begleitern und Clanfreunden durch die Wälder und Ländereien ganz Azeroth wandert auf der Suche nach Neuem und Abenteuern. Und wenn die Zeit kommt auszuruhen, dann wandern meine Finger über die Saiten meiner Laute, deren Melodie genau jenes widerspiegeln, was ihr gesehen und ich gespürt habe.“, Reem hält schmunzelnd inne.
    Ihre Hand krault hinter den Ohren von Acai, ihrer weißen Tigerin, die neben ihr auf den weichen grasbewachsenen Boden liegt und vor sich hin döst. An ihrer anderen Seite schlummern zusammen gerollt Chiku ihr kleiner Fuchsfreund.
    „Aber lasst mich euch heute etwas über meine Vergangenheit berichten Clanfreunde, denn darum sitz ihr doch hier am Feuer und ich will euch schließlich nicht im Ungewissen lassen. So lauschet und lasst euch erzählen von einer Geschichte, die von der weißen Antilope handelt. Und wenn auch vieles von dem, was ich berichte, unglaubhaft und erfunden klingt, so vergesst niemals, jede Geschichte besteht aus einen Kern Wahrheit und aus einen Kern Märchen…“

    1.Kapitel – Der alte Elf und die Antilope
    …Vor vielen Jahrhunderten, als die Geißel noch nicht das Land von Immersangwald und den Geisterlande und der feurige Drache Todesschwinge vieles uns bekannte für immer zeichneten, begann das Schicksal einer kleinen Blutelfin ihren Lauf zu nehmen.
    Tief durch den dunklen Wald in den Geisterlanden rannte ein schwarzhaariger Jüngling mit seiner jüngeren Schwester, die er keinen Moment los ließ, durch das Dickicht und das Gestrüpp. Von Verfolgungswahn gehetzt, liefen sie in wilder Panik immer weiter in dem dunklen Wald hinein. Die Verfolger, aus dem eigenem Volke und beritten, waren ihnen dicht auf den Fersen. Abhängen oder Verstecken war nicht möglich. Es gab viele Bäume, doch waren deren Äste zu hoch, um sich hinauf zu ziehen. Zwar kam man besser durch das Unterholz zu Fuß, doch die Reittiere der Verfolger glitten geräuschlos durchs Holz, als würde es überhaupt nicht existieren, fast so als wären sie wahrhaftige Geister.
    Der Wald wurde immer dichter und unwegsamer. Als der Junge schon dachte, dass sie bald in einer Falle ohne Ausweg landen, öffnete sich vor ihnen wie aus dem Nichts eine große Lichtung. In Mitten dieser Lichtung ragte eine große, alte Eiche empor. Ihre Rinde war schneeweiß und ihre Äste waren ineinander verknotet und verflochten. Die Blätter hatten die Farbe von Silber und obwohl kein Licht durch die darumstehenden Bäume fiel, strahlte der Baum ein leuchtende Helligkeit aus, die die Lichtung in einen bläulichen Glanz des Friedens und der Ruhe färbte. Eine leise Melodie hauchte mit dem seichten Wind durch die Blätter und der Puls der beiden Kinder beruhigte sich augenblicklich. Leise vernahm man das zwitschern von Vögel.
    Der Jüngling ergriff entschlossen, nach kurzen Innehalten und Erstaunen, die kleine zarte Hand seiner Schwester fester und führte sie auf die dicken Wurzeln des stolzen Baumes zu, die aus der Erde ragten. Als die Geschwister näher traten, entdeckte der junge Elf einen kleinen Spalt im Stamm. Er ließ seine Schwester hinein gleiten, die ohne große Mühe hinein passte. Sie ließ dies alles still zu, ohne Widerwort ohne Widerwillen.
    „Bleib hier bis ich dich wieder von hier abhole!“, flüsterte ihr Bruder mit immer noch vor Angst zitternden Stimme und gab ihr einen Kuss auf die gerötete linke Wange, die mit Kratzern überseht war. Ihre blinden Augen starrten ihn leer an, doch duckte sie sich zugleich tiefer in den Spalt hinein und schlang die Arme eng um ihren kleinen zarten Körper.
    Ihr Bruder rannte wieder los, ohne ein weiteren Blick auf seine Schwester zurückzuwerfen. Das Mädchen hörte das Kommen der Verfolger, die ihre Reittiere scharf zügelten und diese ungeduldig und nervös mit den Klauen auf den Waldboden schabten. Die Elfen verharrten für kurze Zeit regungslos, während sie den Baum mit etwas Abschaum musterten, dann machte einer von ihnen eine Handbewegung und sie gaben ihren Reitvögeln erbarmungslos die Sporen und preschten weiter, ohne der Eiche allzu nahe zu kommen.

    Kaja sah missmutig wie die Elfen aus ihrem Blickfeld verschwanden. Langsam und ohne ein Geräusch von sich zugeben, schwebte sie den Baum hinunter. Ihre Füße berührten fast den Boden, als sie unten ankam. Sie lauschte auf ungewöhnliche Geräusche, wobei sie ganz leicht den Kopf zur Seite lehnte und ihre langen spitzen Ohren sachte zuckten.
    „Sie scheinen endlich verschwunden zu sein!“, stellte sie mit einer Stimme, für Lebende nicht hörbar, fest.
    „Sie scheinen nicht mehr für dich sichtbar zu sein, dennoch befinden sie sich noch im Wald. Ich kann sie immer noch spüren. Ihre böse Absicht strahlt in die Erde zu meinen Wurzeln und vergiftet sie.“, entgegnete hinter ihr eine knarrende doch liebevolle frauliche Stimme.
    Kaja wendet sich um, wobei ihr geisterhafter Körper kurz verblasste und dann wieder sich verfestigte. Ihre silbernen Augen schauten die Eiche mit neugierigen, fragenden Blick an. In mitten des Stammes des Baumes bildete sich langsam ein Gesicht eines vielleicht menschenähnlichen Wesens, dessen uralten Augen die Farbe von Laub besaßen.
    „Noch ist der Junge nicht in Sicherheit!“, erklärte die Eiche weiter mit einen besorgtem Unterton.
    Einige ihrer Wurzeln fingen an mit leisen Knarren sich aus der Erde zu winden, wie Schlangen, und gaben vorsichtig das kleine Mädchen zum Vorschein, das kurz nach dem Verschwinden der Verfolger vor Erschöpfung im Schutz der Eiche eingeschlafen war. Kaja schwebte näher zu dem Kind, wobei sie aus alter Gewohnheit dabei lief. Sie ließ sich auf einer der vielen Wurzeln nieder und musterte das lebende kleine Mädchen voller Besorgnis. Das Mädchen trug ein zerfleddertes Kleid, welches wohl die Farbe von azurblau besessen haben musste, doch nun war es völlig besudelt von Dreck, getrockneten Blut und Asche.
    „Und was ist mit dem armen Kind?“, fragte Kaja etwas traurig, wartete jedoch die Antwort nicht ab, denn auf der Lichtung schritt ein weißes Tier, welches ihre Aufmerksamkeit sofort auf sich zog. Kaja starrte erstaunt das Tier an, dann blinzelte sie um nur zu erkennen, dass vor ihr wirklich ein Tier der Steppe stand. Lange dünne, aber sprungkräftige Beine, ein anmutiger Kopf, der von zwei langen fein geschwungenen Hörnern gekrönt war. Tatsächlich vor ihnen stand eine Antilope. Die Antilope hatte dunkelblaue Augen, in denen sich Weisheit, ja selbst die Zeit zu spiegeln. Sie schritt behutsam und tänzelnd über den Waldboden zu dem Kind hin und beschnupperte es aufmerksam, während sie Kaja völlig zu ignorieren schien. Kaja wollte etwas sagen, doch sie bekam kein Wort heraus vor lauter Staunen. Das waldfremde Tier warf den Kopf nervös hoch, als das Kind sich umdrehte und in weiter Ferne ein schmerzhafter Schrei zu vernehmen war. Die Antilope stellte die Ohren aufmerksam auf und lauschte in die darauf folgende Stille hinein, dann sah sie fragend die Eiche an.
    „Sie haben ihre Beute gefangen!“, antwortete die Eiche wehmütig, schloss die Augen und Harztränen wanderten langsam über das Baumgesicht.
    Eine ganze Weile blickte das Steppentier mit wissenden Augen die Eiche an, dann wandte sie sich dem Kind wieder zu, das im Schlaf angefangen hatte zu weinen und sich hin und her drehte.

    Nach einer ganzen Weile schritt das Tier auf der Lichtung rastlos hin und her und blieb nur ab und an stehen um aufmerksam zu lauschen. Kaja wachte beim schlafenden Kind und sah der weißen Antilope immer noch voller Verwunderung zu. Leise summte sie ein trauriges Lied und schreckte aus ihren Gedanken, als sie die Warnung der Bäume vernahm, die ihr zuflüsterten, dass sich jemand näherte.
    „Da kommt jemand?“, flüsterte sie und schwebte geschwind in das Blätterwerk der Eiche, deren Gesicht verschwunden war, ohne ein Geräusch von sich zu geben. Die Antilope verharrte an Ort und Stelle. Nach langem aufmerksamen lauschen wusste sie schon, bevor die Person die Lichtung betrat, wer es war. Sie senkte den Kopf, als eine Gestalt gekleidet in den verschiedensten Waldfarben, die ihn fast unsichtbar zu machen schienen, am Rand der Lichtung erschien. Die Antilope gab leise Geräusche einer Begrüßung und kam ihm spielerisch tänzelnd entgegen. Der Fremde nahm die Kapuze vom Kopf und zum Vorschein kam das Wetter, und Kampf gezeichnete Gesicht eines alten Hochelfen, dessen Haare völlig weiß waren. Am Rand der Lichtung stehend schaute er mit bernsteinfarbenen Augen, überrascht die Antilope entgegen.
    „Hier bist du also meine kleine Freundin.“, sprach er etwas erstaunt zu der Antilope, die ihren Kopf vertraut an seinem Bein rieb.
    „Hast dir wohl ein‘ sicheren Ort gesucht, weitab von den Intrigen, welche Immersangwald eingeholt haben.“, wehmütig schüttelte der Alte den Kopf.
    „Schlimme Zeiten werden anbrechen, sehr schlimme Zeiten. Und wir sollten uns auf den Weg machen, meine alten Knochen sind nicht geschaffen für einen Kampf gegen Unruhestifter aus meinem Volke.“, der alte Elf seufzte, „Ich bin zu alt, viel zu alt und wäre ihnen nur eine Last statt Hilfe.“
    Die Antilope stieß ihn etwas unsanft an und der Alte schaute verwundert zu ihr hinunter.
    „Was, ich spreche nur… Aua…. Njeri was soll das, warum rammst du mir ständig in die Seite mit deinen Ko…“, der Alte verstummte und sein Blick folgte der Antilope, die zur alten Eiche in mehreren kleinen Sätzen gesprungen war.
    Die müden alten Augen weiteten sich, als er das Kind, welches in Laub des Baumes gebettet auf der Erde lag, entdeckte. Er trat ohne zögern neben dem schlafenden Kind, kniete sich zu ihr herunter und strich ihr behutsam die rötlichen Haarsträhnen aus dem schweißnassen Gesicht. Er ließ seine Hand kurz auf ihrer Stirn ruhen und richtete sich mit besorgter und ernster Miene wieder auf. Er schaute das Mädchen lange an. Dann sah er zum Rand der Lichtung.
    „Komm her Njeri, kleine Freundin?“, sagte er leise.
    Die Antilope schritt neben den Waldläufer und rieb Trost suchend an sein Bein mit ihrem Kopf.
    „Sie hat hohes Fieber!“, sagte er besorgt, „Am besten wir bringen sie zu einer Heilerin. Wenn sie wieder gesund und genügend Kraft hat, wird sie sicherlich… Autsch, Njeri.“, fluchte er.
    Die Antilope fixierte ihn mit ihren blauen Augen und stamfte missmutig mit dem linken Vorderhuf auf den Waldboden.
    „Du willst doch nicht, dass wir sie mitnehm…“, der Alte seufzte und nickte wissend, „Doch du willst. Aber ich bin nur ein alter Waldläufer und Jäger. Ich kann mich doch nicht um ein Kind kümmern.“
    Die weiße Antilope sprang in wilden Sätzen über die Lichtung, kam vor ihm zu stehen und stellte sich auf die Hinterbeine, wobei sie ihre Vorderbeine an seiner Brust abstütze. Der Elf streichelte ihr nachgebend mit einem schiefen Lächeln über das sanfte Rückenfell.
    „Nun gut, wir nehmen sie mit. Aber ich hoffe du weißt was du… was du deinem alten Freund antust. Ich weiß zwar nicht wie man ein Kind großzieht, aber anders wie ein Jungtier kann es ja nicht sein.“
    Der alte Jäger kniete nieder und hob behutsam das Kind vom Boden auf, ohne dass das Kind sich rührte oder ein Laut von sich gab. Lange schaute er auf das kleine Mädchen, dann wanderte sein Blick zu der Antilope und gab ihr ein knappes Zeichen.
    „Na komm, kleiner Quälgeist. Hier können wir nicht verweilen.“
    Gemeinsam verschwanden die beiden mit dem Kind von der Lichtung und verschmolzen mit dem Wald. Zurück blieben nur der Geist ein Elfin, die etwas skeptisch den alten Jäger und der weißen Antilope hinter herschaute, bevor sie sich ihrem Geisterleben widmete, und die Eiche, die ihre Wurzeln in das Erdreich grub Gesellschaft leistete.

    Jahre später…
    „Reem, du sollst zu hören, wenn ich dir was erkläre.“, tadelte Arek das Elfenmädchen, welches etwas schuldbewusst ihre blinden Augen zu Boden senkte.
    „Tut… tut mir leid, Großvater Arek.“, entschuldigte sie sich.
    Der alte Jäger schüttelte nur den Kopf und konnte nicht umher zu Lächeln. Immer noch konnte er sich nicht daran gewöhnen Großvater genannt zu werden. Njeri trat neben dem Mädchen und stupste sie zaghaft an. Mittlerweile war auch die Antilope in die Jahre gekommen, dessen Namen das Elfenmädchen zu verdanken hatte. Denn Arek gab seiner Adoptivenkelin den Namen Reem, was so viel wie weiße Antilope bedeutete, da seine treue Freundin Njeri sie gefunden hatte und das Mädchen sich an nichts erinnern konnte, was geschehen oder wer sie war.
    Viele Jahre waren ins Land gezogen, seit der alte Elf sie fort brachte von der Lichtung. Viel war geschehen und vieles hatten die drei bereits erlebt. Und an einiges wollte sich der alte Jäger am liebsten nicht mehr erinnern, denn ein Kind zu erziehen war etwas völlig anderes als ein Jungtier auszubilden. Aber Reem war dennoch für ihn was Besonderes geworden. Sie war Blind, dass stimmte, aber schnell lernte sie sich anders zu helfen. Sie erkannte durchs Tasten und Fühlen welche Tierspur sich vor ihr auf den Boden befand. Und mit der Zeit prägten und schärften sich ihre anderen Sinne und glichen so den fehlenden Sinn aus. Doch es gab Momente, wo selbst Arek am Rande seiner Weisheit stand. So wie jetzt, wo er nach Worte ringend ihr versuchte beizubringen mit Pfeil und Bogen umzugehen. Jemanden es zu zeigen war weit aus einfacher als alles was dazu gehörte zu erklären und zwar so, dass selbst wie in Reems Fall, ein Blinder es erfassen konnte.
    Er wusste, wenn das Ziel sich bewegen würde, könnte sie es vielleicht treffen, vorausgesetzt sie begriff mit den Bogen richtig umzugehen. An ein stillstehendes Ziel wollte er gar nicht erst denken, nein das könnte sie auch mit ihren anderen Sinnen nicht wahrnehmen. Seufzend nahm er ihr den Bogen aus der Hand und schaut sie lange an.
    „Vielleicht lassen wir es für heute. Es ist schon spät. Und wir alten Herrschaften und damit meine ich Njeri und mich, brauchen etwas Ruhe.“, sagte er versöhnend und kraulte Njeri hinter dem Ohr.
    „Komm Reem, wir gehen zurück ins Lager.“, mit diesen Wort ergriff er Reems Hand und führte sie von den Übungsplatz fort.
    Als sie zum Lager kamen, stieg ihnen schon der Geruch vom frisch gebratenen Wild in die Nasen. Es wurde an dem Feuer des Jägerlagers gelacht und von alten Erlebnissen erzählt. Die Gemeinschaft bestand aus fünf Jägern und drei Jägerinnen, allesamt Elfen. Arek hatte sich des Umherwanderns müde hier mit Reem nieder gelassen im Hinterland und nach einer Weile hatten sich alte Freunde von ihm sich zu ihnen gesellt. Das Reem blind war, störte hier Keinem, auch wenn es zu manchen Missverständnissen geführt hatte in der Vergangenheit, wenn Reem gesagt wurde „Schau genau hin und lerne“. Mit Hilfe von seinen Freunden hatte Arek einen geeigneten Übungsplatz für Reem errichtet, bei dem sie nicht sehen, sondern ihre anderen Sinne voll nutzen musste um eine Übung zu absolvieren. Doch nun half selbst dieser Übungsplatz nicht mehr, nun galt es die Geduld zu bewahren.
    „Ah da seid ihr ja, habt wohl den Braten gerochen?“, lachte Jamila, die nahe des Feuers saß und sich ums Essen kümmerte.
    „Bei deinen Kochkünsten, Jamila. Kann man doch nichts anderes erwarten.“, schmunzelte Arek und nickte der Elfenfrau zu.
    Der alte Jäger führte Reem zum Feuer und ließ sie sich auf einen Baumstumpf hinsetzen, bevor er sich neben ihr nieder sinken ließ. Seine müden Knochen schmerzten und nur mühsam gelang es ihm, das vor den Anderen zu verbergen. Die zarte Kinderhand von Reem legte sich sanft auf seinen Arm und er schaute zu ihr herüber. Sie hatte den Kopf leicht schräg gelegt und ihre blinden Augen sahen in seine Richtung, doch ihr Blick ging durch ihn hindurch.
    „Großvater, geht es euch nicht gut?“, fragte sie sehr leise mit besorgter Stimme, so dass nur er sie hören konnte.
    Arek lächelt sachte schief. Nein, vor Reem zu verbergen wie es um ihn stand war ein Versuch, der zum Scheitern verurteilt war. Sie konnte es spüren, das wusste er. Er atmete tief durch.
    „Nichts was dich beunruhigen müsste, Kleines. Es ist nur das Alter, was sich nun auch für mich Elf bemerkbar macht.“, erklärte er ihr ebenfalls leise.
    In Reems Gesicht formte sich sichtbar eine Frage.
    „Wir sind nicht unsterblich. Und eines Tages ist auch für uns die Zeit der sogenannten ewigen Jugend vergangen. Aber fort mit den drüben Gedanken. Es werden noch einige Jahrhunderte vergehen, bis ich mich schlafen lege.“, versuchte er fröhlich es herüber zu bringen, aber es gelang ihn nicht, denn die Schmerzen, die ihn seit einigen Monden begleiteten, ließen ihn scharf die Luft einziehen.
    Reems Hand verkrampfte sich augenblicklich und Angst huschte über ihrem Gesicht.
    „Arek…?“, besorgt schaute Jamila von ihrem Tun auf und hielt inne.
    Stille herrschte plötzlich im Lager, alle Augen waren auf den alten Elfen gerichtet, der mit einer schwachen Handbewegung ihnen zum Ausdruck gab, es sei nichts. Njeri trat näher und legte sich zu seinen Füßen, eng ihren Körper an ihn gedrückt.
    „Kommt meine Freunde, schaut nicht so. Es ist nichts. Nur Hunger hab ich.“, versuchte Arek abzutun.

    Es war spät in der Nacht. Reem saß im Zelt am Lager ihres Großvaters, der fast Seelenruhig schlief. Neben ihm lag wie immer die weiße Antilope, seine treue Freundin. Dem blinde Blick in die Ferne gerichtet, spürte Reem, dass diese Nacht eine neue Wendung in ihrem Leben bedeuten würde. Ob Gut oder Schlecht würde sich zeigen. Ihre linke Hand ruhte auf der Brust ihres Großvaters, in der sein Herz sehr schwach schlug. Eine Träne fand ihren Weg über das Kindergesicht, als Reem den letzten Herzschlag spürte. Das Herz war still, so still wie das Lager, welches sie umgab.
    „Großvater?“, hauchte Reem in die Nacht hinein, und wusste sie würde keine Antwort erhalten.
    Ein zaghaftes Stupsen an ihrer Hand, dann eine kleine Zunge, die sie sanft aber schwach ableckte. Reems tränenreichen Augen wanderten vergebens was zu erkennen in die Richtung der Antilope.
    „Bit… bitte sei ihm…. auch dort, wo ihr hingeht ei… eine treue Freundin Njeri.“, verabschiedete sich schweren Herzens das Mädchen von der Antilope, wissend, dass nun auch die Zeit gekommen war für Njeri diese Welt zu verlassen.
    Die Antilope legte ihren Kopf auf die Brust des Jägers und schloss die Augen, nie wieder würde sie spielerisch über die Erde springen und tänzeln, wie sie es in jungen Jahren so oft getan hatte.
    Reem saß eine ganze Weile neben den Beiden, die ihre Familie einst waren. Dann wie in Trance erhob sie sich. Tastend suchte sie nach den Bogen und den Köcher, den sie von ihrem Großvater geschenkt bekommen hatte. Nach kurzen suchen fand sie ihn. Weiter tastend klaubte sie einige kleine Habseligkeiten von einer großen Truhe im Zelt auf, und verstaute sie in einen kleinen Rucksack den sie erfühlt hatte. Sie blieb einen kurzen Moment im Zelt stehen und lauschte mit gespitzten Ohren, doch es war immer noch still um sie herum. Sie wischte sich die Augen trocken und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Langsam schlich sie aus dem Lager, ihr Weg führte zu dem Übungsplatz. Es war ein leichtes für sie ihn zu finden, war sie den Weg so oft gegangen, doch eine seltsame Leere herrschte in ihr. Sie schulterte den Bogen und machte weiter Schritte in das für sie nun Unbekannte Gebiet hinter dem Lager und Übungsplatz. Immer wieder vor sich tastend ging sie weiter und weiter. Und verschwand im Dunkeln der Nacht.

    Mehrere Tage streifte Reem ziellos durch das Hinterland. Ihr Wissen, wie man sich in freier Natur ernährt, half ihr zu überleben, auch wenn es für sie sehr schwierig war. Nicht ahnend, dass man nach ihr suchte führte ihr Weg immer weiter in Richtung Vorgebirge des Hügellandes. Ihre Spur wurde verfolgt, bis zu jenem Punkt wo sie urplötzlich aufhörte. Die Jäger, die Arek und Njeri tot im Zelt auffanden und Reem vermissten, sahen sich ratlos an. Die Hoffnung, das Mädchen lebend zu finden versiegte, als sie auf die Fußspuren sahen, die im Nichts aufhörten. Schweren Herzens kehrten sie um. Niemand von ihnen sprach es aus, doch allen ging der Gedanken durch den Kopf, das Reem nicht mehr am Leben war. Doch sie irrten…

    Epilog
    …Reem verstummt und schweigt eine ganze Weile. Ihr leerer Blick ruht in den nach Nahrung suchenden Flammen des fast niedergebrannten Feuers. Sie wirkt auf euch, als wenn sie tief in Gedanken versunken wäre. Dann spricht sie mit ruhiger Stimme: „ Das meine Clanfreunde ist der erste Teil und der Beginn meines Lebens als Jägerin.“
    Acai hebt den anmutigen Katzenkopf und schaut etwas schlaftrunken in die Runde. Sie gähnt und zeigt dabei ihre Reiszähne, während ihre Vorderpfoten die Krallen ausfahren, welche den weichen Boden vor ihr aufkratzen. Sie erhebt sich streckend, nur um sich zusammen zu rollen und erneut einzudösen.
    „Acai hat recht, es wird Zeit sich zur Ruhe zu begeben. Die Nacht scheint weit voran geschritten zu sein. Seid unbesorgt, ich werde euch meine Geschichte weiter erzählen.“, erklärt Reem. „Aber nicht mehr heute meine Freunde.“

    Fortsetzung folgt...



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Basaru - 25.11.2010, 10:47


    ..ohoooo viel Text und heute leider keine Zeit ihn zu lesen, vielleicht heute abend, spätestens aber am Wochenende, bin schon gespannt auf die Geschichte der blinden Jägerin *immer noch den Kopf shcüttelt über eine blinde Jägerin* aber.... wer weiß, vielleicht weiß ich nach der Geschicht warum das so ist... :)



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Killrôy - 26.11.2010, 23:42


    SEHR schön Rana. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt.*schaut neugierig*



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Basaru - 27.11.2010, 23:44


    Schöne Geschichte, bin gespannt, wie sie weitergeht.



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Reem - 08.12.2010, 18:31


    ooc: Hier der zweite Teil meiner kleinen Geschichte über Reem

    Prolog
    Reem lehnt sich an die Schultern ihres großen bärigen Freundes Ayo und hört wie jemand Holz in das Feuer nachlegt und die Flammen sofort knistern und knacken beginnen das frische Futter zu verspeisen. Acai liegt ausgestreckt neben ihr. Den Kopf auf die Pfoten gelegt, schaut sie verträum, ihren Katzengedanken nachhängend, ins neu entfachte Feuer. Chiku stibitzt sich frech etwas zu essen und rennt mit seiner kleinen Beute hinaus aus dem Lager. Allerdings nur soweit, dass man sein silberblaues Fell im Mondlicht noch erblicken kann. Ayo, der alte Braunbär, schnarcht leise im Hintergrund und Reem muss augenblicklich darüber schmunzeln. Ihre Hand wandert kraulend durch den Pelz der Wildkatze und ihr leerer Blick schaut zu euch hinüber.
    „Heute werde ich euch erzählen, wie ein blinder Jäger mit Pfeil und Bogen schießen lernte, ohne… fast ohne jemanden dabei ernsthaft zu verletzen.“, beginnt sie das Schweigen, welches sich am Lagerfeuer ausgebreitet hat, zu durchbrechen mit leicht amüsierter Stimme…

    2.Kapitel – Ein ungewöhnlicher Lehrer und Weggefährte
    …Obwohl die Spur von Reem im Nichts endete, war sie selbst nicht spurlos verschwunden, wie es den Anschein hatte. Dass man sie damals suchte, erfuhr sie erst in späteren Jahren.

    Reem setzte ein Fuß vor dem anderen. Die Orientierung, wo sie sich befand, hatte sie längst verloren genauso wie viele Tage bereits ins Land gezogen waren. Ein kalter nasser Wind peitschte ihr ins Gesicht, als sie nach Halt tastend eine Anhöhe erglimmte. Oben angekommen ruhte sie sich ein wenig aus. Ihr war kalt und ein Gefühl völliger Leere breitete sich immer mehr in ihrem Körper aus. Sie krabbelte über den Boden, da sie Angst hatte, wenn sie aufrecht gehen würde, den nächsten Abhang zu spät zu erkennen und abzustürzen. Schutz suchend vor der Laune der Natur, entdeckte sie durch puren Zufall eine Höhle.
    Sie verzog angewidert das Gesicht und war froh nicht sehen zu können, als ihre Hand in etwas warmen, weichen und klebrigen fasste. Sie spürte unter ihrer Handfläche Knochen und konnte erahnen, dass es sich um einen Kadaver handelte. Immer noch angewidert wischte sie sich ihre Hand an ihrer Hose ab und lauschte mit voller Aufmerksamkeit, die sie aufbringen konnte, auf Geräusche des Wesens, welches seine Mahlzeit hier liegen gelassen hatte. Doch bis auf das Pfeifen des Windes und das Prasseln des Regens außerhalb der Höhle, war es still. Dreimal atmete sie ein und aus, bevor sie tiefer in die Höhle krabbelte. Ein seltsamer Geruch zwischen verwesten und Tierrat lag in der Luft, doch Reem verdrängte es aus ihren Kopf so gut es ging. Immer wieder ertasteten ihre Hände Reste von Knochen, doch der Bewohner der Höhle schien nicht da zu sein. Inständig hoffte sie, er würde auch nicht wiederkehren, denn die Müdigkeit konnte sie kaum noch fern halten. Als Mahlzeit wollte sie aber auch nicht landen und so versuchte sie eine Stelle zu finden in der Höhle, die ihr den nötigen Schutz bieten würde und sie wurde fündig. Sie ertastete einen kleinen Spalt zu einer winzigen Zwischenhöhle in der Höhlenwand, die groß genug war, dass sie gerade so hindurch passte und genug Platz für sie bot. Reem lehnte sich erschöpft an die kalte Wand, zog ihre Beine an und umschlug diese mit den Armen. Sie wünschte sich ein Feuer zum wärmen zu entzünden, doch die Idee vertrieb sie sofort aus ihren Gedanken. Es würde sie nur verraten und wahrscheinlich würde der Rauch, der nicht abziehen konnte sie langsam qualvoll ersticken.
    Sie legte den Kopf an ihre Knie und weinte stille Tränen der Hoffnungslosigkeit. Sie war verloren, was hatte sie sich nur dabei gedacht das Lager zu verlassen.

    Mit einem Ruck schreckte das Mädchen aus dem Schlaf, der sie übermannt hatte. Sie zitterte vor Kälte und wusste im ersten Moment nicht so recht wo sie sich befand. Schmerzhaft löste sie ihre verkrampften Hände und Arme von den Beinen, welche sie versuchte zugleich zu strecken und zu lockern. Ein leises Geräusch ließ sie aufhorchen. Sie bemerkte mit einen Mal die fremde Gegenwart und sie erstarrte. Lauschend hörte sie das Atmen und spürte wie ein Blick auf sie ruhte. Reem schluckte schwer und ihr Herz zog sich vor Angst zusammen. Ein Kratzen gefolgt von einen leisen Knurren am kleinen Spalt, der Bewohner der Höhle war nach Hause gekommen. Mit panischen aufgerissenen Augen wanderte Reems blinder Blick überall hin. Sie drückte sich fest an die Wand, zog ihre immer noch verkrampften Beine an und betete, dass das Wesen nicht an sie heran kam. Das Knurren wurde lauter, dann folgte ein wütendes Brüllen. Reem erbleichte. Das war weder ein Bär, noch ein anderes Tier, was sie kannte. Sie spürte wie etwas sehr dicht an ihren Beinen vorbei haschte. Sie schrie auf, konnte es nicht verhindern und drückte sich noch enger an die Wand. Das für sie unbekannte Wesen schnaubte hörbar hinter den Spalt auf und erneut brüllte es wütend. Dumpf rammte es gegen die Ränder und der Wand des Spaltes und kleine Gesteinsbrocken prasselten auf Reem nieder. Wieder schrie sie vor Angst. Ihre Hände tasteten in wilder Panik an der Wand entlang auf der Suche nach einem Fluchtweg, den sie nicht finden würde. Erneut spürte die Elfe wie etwas an ihren Beinen vorbei haschte und sie drückte sich immer fester gegen die Wand. Gleichzeitig versuchte sie sich mit den Armen vor den erneut herunterfallenden Schutt zu schützen. Wieder ohne Beute versuchte derweilen das Wesen weiter an sie heran zukommen und die Schläge gegen den Spalt und dessen Wand wurden heftiger und aggressiver. Innerlich mit den Leben abschließend, erschreckte Reem und schrie abermals auf, als hinter ihr durch das Beben verursacht, die Wand nachgab und sie nach hinten ohne Halt finden fiel. Der Fall war kurz und endete mit einen nassen eiskalten Aufplatschen, als sie in einen unterirdischen See fiel, dessen Wasser sie verschluckte. Panisch mit den Armen rudernd, versuchte sie an die Oberfläche zu kommen und spürte wie ihr die Kraft regelrecht versagte. Das eiskalte Wasser drang in ihre Lunge als sie unbewusst nach Luft schnappte. Ihr entschwanden nach und nach die Sinne und sie verlor den Kampf nicht gegen das unbekannte Wesen, sondern gegen das eisige Wasser. Dass etwas nach ihrem Kragen packte, nahm sie nicht mehr voll wahr.

    Langsam zog der schwarze Wolf das Mädchen aus dem eisigen Höhlensee. Seine Ohren nahmen das wütende Brüllen des Yetis wahr, doch seine Aufmerksamkeit galt der Elfe, welche er auf das trockene steinige Ufer zog. Er ließ den Kragen, den er geschnappt hatte los und schaute auf die fast bewusstlose Gestalt vor sich. Schnuppernd stupste er sie immer kräftiger werden an, bis das Mädchen nach Luft schnappte und anfing kräftig zu husten und dabei Wasser ausspuckte. Er machte einen Schritt zurück und beobachtete neugierig mit gesenktem Kopf, aber verteidigungsbereiter Körperhaltung, wie das Kind sich auf den Bauch drehte. Immer noch Wasser aus der Lunge husten, öffnete es die Augen. Die blinden Augen von Reem trafen die Wolfsaugen ihres unverhofften Retters. Das brüllen des Yetis wurde von einen schmerzverzerrten Schrei unterbrochen, als die Spaltwand nachgab und die Decke einbrach und somit die Öffnung im selben Zuge verschüttetet wurde. Gesteinsbrocken platschten laut in den See, dann auf herrschte eine seltsame Stille.

    Reem hustete kräftig. Ihre Lunge brannte und sie drehte sich auf den Bauch, um besser Luft zu bekommen. Als sie die Augen öffnete spürte sie den Blick, der auf sie aufmerksam ruhte, doch dieses Mal war es eher ein Blick voller Vorsicht und Neugierde. Sie hörte das Brüllen von oben, den Einsturz der Wand und wie es platschte hinter ihr im Wasser. Sie lauschte weiter, den Blick immer noch auf sich spüren. Dann spürte sie, wie sie etwas beschnupperte und vorsichtig näher trat. Ihr Körper zitterte vor Kälte und ihre nasse Kleidung trug nicht dazu bei, dass es ihr besser ging. Leicht benebelt im Kopf versuchte sie sich aufzurichten in eine sitzende Position und hörte im selben Moment das Knurren eines Hundes oder eines Wolfes ganz in ihrer unmittelbaren Nähe. Das Tier, was sie beobachtete hatte, machte einen Satz nach hinten und verharrte dort. Reem hielt in ihrer Bewegung kurz inne, bevor sie weit aus langsamer sich hoch raffte. Ohne es verhindern zu können, klapperte sie mit den Zähnen und schlang ihre Arme um den Körper. Sie spürte das Kitzeln von Fell am ihrem Gesicht, als das Tier wieder näher trat. Genauso spürte Reem, wie er sich um sie herum bewegte, und leichte Furcht ergriff sie, als ihr langsam durch den Schleier in ihrem Kopf bewusst wurde, wir riesig das Tier eigentlich war.
    Der Wolf legte sich dicht neben ihr hin, ohne sie aus den Augen zulasse. Selbst im Liegen überragte er die sitzenden Reem, die sich nun mittlerweile dazu verleiten ließ, sich an ihn zu schmiegen. Sie spürte die Wärme, die er ausstrahlte. Spürte wie das Zittern und die Kälte langsam wichen, doch sie spürte nicht mehr wie sie ins Land der Träume ab driftete. Der schwarze Wolf wachte über ihren Schlaf, den irgendetwas veranlasste ihn, bei ihr zu bleiben…

    …Reem schweigt und in Gedanken versunken, ruhen ihre blinden Augen gen Feuer. Chiku, kehrt Schwanz wedeln ins Lager zurück. Nach mehrfachen um die eigene Achse drehen, rollt er sich neben Reem zu einer Fellkugel zusammen. Reems Hand streichelt durch sein Fell und legt den Kopf leicht schief…

    …Warm und kuschelig, dass waren die ersten Gedanken, als Reem erwachte. Sie spürte das gleichmäßige heben und senken der Wolfsbrust und ließ unbewusst ihre Hand durch das Fell wandern. Dann ganz langsam realisierte sie die Geräusche und Gerüche um sich herum. Mit einen Ruck setzte sie sich auf. Vögel zwitscherten und ein leichtes Rauschen vom Wind durch Blätterdächer vernahm sie. Der Geruch von Moos, Holz und Erde, der Geruch von einem Wald drang in ihre Nase. Völlig verwirrt von der Umgebung, spürte sie nur am Rande ihrer Wahrnehmung, wie der Wolf sich rührte. Er gähnte und erhob sich vorsichtig. Sein wachsamer Blick wanderte über die Wiesen und Felder, die an dem kleinen Wäldchen, wo sie rasteten, angrenzten. Seine Ohren zuckten und der große Wolfskopf wendete sich Reem zu, deren Magen hörbar grummelte. Reem hörte es auch und eine zarte Röte schlich sich über ihrem Gesicht. Sanft berührte die Schnauze des Wolfs ihre Wange und sie spürte den warmen Atem des Tieres auf ihrer Haut. Wie aus reiner Gewohnheit wanderte streichelnd ihre Hand über die Schnauze, bis hoch zwischen den Ohren des Tieres, der sie leicht anstupste und dann auf den Boden etwas beschnupperte. Reem tastete über den Boden mit ihrer anderen Hand, um zu erfühlen was die Aufmerksamkeit ihres Begleiters erregt hatte. Sie hielt leicht inne und ihre Augen weiteten sich voller Verwunderung, als ihre Hand sich um einen Gegenstand legte, den sie völlig aus ihren Gedanken verdrängt hatte. Es war der Bogen und dicht neben ihn lag der Köcher, in dem allerdings nur noch wenige Pfeile steckten.
    Das Gesicht des Mädchens zeichnete eine stille Frage. Hatte sie sich die Höhle nur eingebildet, war das alles nur ein Traum gewesen? Aber wie sollte sie sich erklären, woher der große Wolf kam? Und was ihr immer stärker durch den Kopf ging: Warum war er bei ihr, völlig vertraut, als wenn es nie anders gewesen wäre?
    Der Wolf stupste sie erneut zaghaft mit der Schnauze an und trabte dann langsam über die Felder. Reem hörte wie er stehen blieb und dann gab er in ihrer Richtung ein leises bellen ähnlichen Laut von sich. Reem ergriff den Bogen und den Köcher und erhob sich etwas schwankend. Langsam Schritt für Schritt setzte sie einen Fuß vor den anderen, wobei ihre Kraft und Gefühl in den Beinen allmählich zurück kehrte. Wieder ein leiser Laut vom Wolf, und der Richtung folgend aus dem der Laut kam, folgte sie ihren tierischen Führer, der sich wieder langsam in Bewegung gesetzt hatte.
    Vorneweg der große schwarze Wolf, in einigem Abstand die Elfe, wanderten sie durch die Ebene. Von Zeit zurzeit schaute das Tier zurück, um sicher zu gehen, dass das Mädchen ihn nicht verloren hatte. So führte er sie zu einer weiteren Ebene auf der Rehe ästen. Der schwarze Wolf legte sich hin, ließ keinen Moment dir Rehe aus den Augen und wartete bis die zierliche Hand des Mädchens sich an seine Schulter legte. Seine Ohren stellten sich aufmerksam auf und langsam wendete er sich Reem zu. Sanft stupste er sie an. Nicht wissend was der Wolf von ihr möchte, wartete sie ruhig auf eine weitere Reaktion von ihm. Wieder stupste der Wolf sie an, und leckte über ihre Hand, in der sie den Bogen hielt. Reem legte den Kopf fragend schief und nahm den Bogen in beide Hände. Sie hörte ein leises „Baff“ von ihrem Begleiter, der sich nun erhoben hatte. Reem spürte wie seine Schnauze gegen den Bogen drückte, bevor sie ihn leise davon schleichen hörte. Unbewusst griff die Elfe in den Köcher und holte einen Pfeil heraus.
    In ihren Kopf hörte sie leise die Anweisung ihres Großvaters: „Stell dich zum Ziel leicht schräg hin, versuch zu lauschen wo es steht. Nimm den Bogen in die linke Hand…“
    Reem spitzte die Ohren, versuchte zu erlauschen, wo sich ihr tierischer Freund befand. Nach einer Weile vernahm sie die leisen Schritte von Wolfspfoten. Nach und nach versuchte sie die anderen Geräusche auszublenden.
    „…mit der Rechten spannst du nachher die Sehne. Leg den Pfeil an die Sehne, halte ihn ebenfalls mit der Rechten fest. Lass ihn über den Zeigefinger deiner linken Hand balancieren…“
    Immer noch lauschend auf die Schritte des Wolfes, holte sie einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an.
    „…Dann spann die Sehne, in dem du sie zu dir ziehst, weiter an deinem Körper vorbei. Spüre den Pfeil in Nähe deines Gesichtes. Und wenn du das Gefühl hast dein Ziel zu erahnen, dann lass die Sehnen los….“
    Wie von selbst folgte sie der erinnerten Anweisungen ihres Großvaters bis zu jenem Punkt die Sehne los zulassen. Mit voller Konzentration versuchte Reem ihr Ziel zu spüren, doch bis auf die Schritte ihres Freundes, die immer langsamer wurden, war nichts in ihrer Hörweite. Sie ließ den Bogen etwas sinken und entspannte die Sehne. Was tat sie überhaupt? Die Change, dass sie den Wolf traf war doch viel zu hoch, ging es ihr durch den Kopf. Die Schritte kamen zum Stillstand, sie hörte wie er sich hinlegte, sie spürte wie er ein Ziel vor Augen hatte. Wieder spannte sie den Bogen, wieder lauschte sie und tatsächlich leise, aber dennoch wahrnehmbar hörte sie Bewegungen von Kleinwild.

    Der Wolf schlich sich an seine Beute heran. Schnupperte im Wind und war zufrieden, dass der Wind ihn nicht verraten konnte. Immer langsam werden, legte er sich schließlich hin und wartete auf den besten Augenblick. Die Rehe vor ihm ästen weiter, auch wenn immer wieder eines von ihnen den Kopf hob und sich nervös umschaute.
    Ganz langsam erhob er sich, machte zwei Schritte, blieb einen Moment stehen, dann preschte er los. Die Rehe aufgeschreckt, stoben fluchtartig in alle Himmelsrichtungen davon, doch des Wolfes Aufmerksamkeit galt nur einen von ihnen. Das Reh wechselte in Panik immer wieder die Richtung, jedoch der Jäger näherte sich immer mehr seine Beute. Kurz bevor er es niederriss, knurrte er laut.

    Reem hörte wie der Wolf sich in Bewegung setzte und los jagte und die Rehe flüchteten. Sie folgte mit dem wieder gespannten Bogen den Geräuschen des Wolfes. Dann hörte sie das Knurren und als hätte jemand ihre Finger gelöst in diesem Moment, ließ sie die Sehne los. Sie spürte wie der Pfeil vom Bogen sich löste und leicht vernahm sie das surrende Pfeifen, welches dem Pfeil auf seiner Flugbahn begleitete. Dann rutschte ihr der Bogen aus der Hand, als die das kurze aufheule des Wolfes in die Ohren drang. Bitte lass ihn mich nicht erwischt haben, bitte, bitte, flehte sie in Gedanken. Angespannt lauschte sie. Nichts. Ihr stiegen die Tränen in die Augen und sie machte einige Schritte nach vorne.
    „Wolf?“, fragte sie in die Weite hinaus, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Reem blieb abrupt stehen und legte den Kopf leicht schief. Ihre Ohren zuckten während sie lauschte. Leise Schritte und ein schleifendes Geräusch vernahm sie. Sie rührte sich nicht, weiter lauschte sie und zuckte zusammen, als eine Schnauze sie berührte am Arm. Sie streckte die Arme aus und ihre Hände spürten Fell. Sie fiel dem Wolf um den Hals, überglücklich dass er unversehrt war. Doch dann spürte sie etwas Warmes über ihre Haut am rechten Arm laufen. Erschreckt zuckte sie zurück und tastete vorsichtig den Nacken des Tieres ab und erspürte die Fleischwunde, die ihr Pfeil hinterlassen hatte.
    „Das wollte ich nicht…“, entschuldigte sie sich und Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    Der Wolf stupste sie an und leckte ihr die Tränen vom Gesicht. Dann wendete er sich jenem auf dem Boden liegende zu. Reem riss etwas Stoff von ihrem Hemd und versuchte so gut es ihr gelang, die Wunde zu verbinden. Nachdem sie fertig war, versuchte sie zu ertasten was die Aufmerksamkeit des Wolfes erregte. Ihre Hand ertastete Fell, einen kleinen tierischen Körper und ein Pfeilschaft. Reem hielt in ihrer Bewegung inne und starrte blind ungläubig in die Richtung des Rehs. Der Wolf stupste sie wieder an und leckte ihr übers Gesicht.
    „Das… das kann nicht mein Pfei…“, ein Knurren unterbrach sie etwas unsanft.
    Der Wolf erhob sich und packte das tote Reh vom Boden. Dann wartete er bis Reem sich erhob und ihre Hand auf seinen Rücken legte. Er ging einige Schritte, blieb stehen und senkte den Kopf zu Boden. Reem bemerkte es und tastete über den Boden und fand den Bogen. Etwas zögerlich ergriff sie ihn und hob ihn auf. Einige Zeit stand sie da und ihre Hände glitten über den Bogen. Der Wolf mit dem Reh stand geduldig neben ihr und wartete bis sie ihre Hand wieder auf seinen Rücken legte. Langsam führte er sie fort.

    Das war die erste Beute, wenn auch ungewollt der Wolf verletzt wurde, die eine blinde Jägerin erlegt hatte. Je öfter sie auf die Jagd ging, umso geschickter wurde sie. Bald erzählten Handelsleuten, die durch Silbermond zogen, Geschichten von einer blinden Elfen und einem schwarzen großen Wolf, die gemeinsam durch die Wälder und Länder zogen…

    Epilog
    …Reem hält inne und eine seltsame Betrübtheit legt sich auf sie nieder.
    „Wolf begleitete mich viele Jahre. Nie habe ich mich drüber gewundert, warum er so alt wurde. Weitaus älter, als manch einer meiner treuen Begleiter, die ich auf meinen Reisen traf oder aufzog.“
    Acai hebt den Kopf und legt diesen auf Reems Schoß. Die Blutelfin streichelt ihr liebevoll zwischen den Augen und Ohren.
    „Die Zeit Abschied zu nehmen, liegt nicht allzu lange in der Vergangenheit. Um genau zu sagen, war es zu der Zeit, als der Fluch über uns Sin'dorei kam und wir zu dem wurden was wir heute sind. Aber das meine Freunde ist eine Geschichte, die einandern Mal erzählt werden sollte.“

    Fortsetzung folgt...



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Nohri - 10.12.2010, 00:19


    ich kann nur sagen: WOW! Das mal ne jeschichte. Toll! *verbeugung*



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Basaru - 10.12.2010, 09:18


    Danke, eine wirklich schöne Geschicht!



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Killrôy - 10.12.2010, 13:40


    Auch dieser Teil der Geschichte ist wieder exzellent!
    Vielen Dank!

    Wenn Du als blinde Jägerin so gut bist, dann brauche ich ja keine Angst zu haben, wenn wir Seite an Seite kämpfen. :o



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Reem - 02.04.2011, 16:20

    3. Kapitel - Die schwarzen Skorpione / Teil 1
    ooc: Jaja ich weiß, habe es lange herausgezögert die Geschichte fortzuführen und um ehrlich zu sein dieser Teil der Geschichte ist immer noch nicht fertig :cry: Aber ich wollte euch auch nicht allzulang warten lassen, darum hier schon mal ein kleiner Teil vom Ganzen was fogt. Hoffe den restlichen Teil dieses Kapitels fertig zu bekommen.

    Vorab entschuldige ich mich für einige Unstimmigkeiten der WoW Geschichte und für sämtliche Rechtschreibfehler. (böse Tastertur) :pfeif:
    UND ja dieser Teil spielt noch bevor Ranaghar euch verließ, das ist bewußt von mir sogehalten. Warum? Lasst euch überraschen, wird sich alles aufklären. :n94:


    Prolog

    Die Sterne zeichnen Bilder am Himmel. Der Mond erwacht und strahlt voll und klar auf das Sommerlager des Clans. Ranaghar entfacht das Feuer zu neuem Leben, und schaut mit ausdrucksloser Miene den kleinen Flammen zu, wie sie immer größer werden. Leicht wendet er sich den Gesprächen der Anderen zu, doch lauscht er nur mit halber Aufmerksamkeit, denn seine Gedanken sind weit weg von diesem Ort. Er schaut zurück ins Feuer und dann durch es hindurch zu der blinden Jägerin, die sich leise dem Lager nähert. An ihrer Seite läuft Chiku ihr Fuchs, der sobald er die anderen Clanmitglieder entdeckte, freudig begrüßt und zwischen ihnen herum wuselt. Reem bleibt plötzlich stehen, sodass sie in einem seltsamen Schatten gehüllt ist. Ihre blinden Augen ruhen auf den Todesritter, der ihr direkt in die Augen blickt. Ranaghar hält diesen Blick, den er so oft begegnet war in der Vergangenheit, nicht stand und wendet sich ab, erhebt sich und zieht sich leicht von der Feuerstelle zurück. Seine rechte Hand ruht dabei auf seinen linken Oberarm. Sein Gesicht wirkt für einen kurzen Moment leicht verärgert und zornig, bevor seine Mimik wieder völlig ausdruckslos wird.
    Reem senkt den blinden Blick zu Boden, als die Todesritteraugen nicht mehr auf sie ruhen. Langsam wandert ihre Hand an fast derselben Stelle am linken Oberarm, wie vorhin Ranaghar. Betrübt und leicht verunsichert wendet sie sich halb um und gedenkt zu gehen.
    “Reem, da bist du ja endlich!”, ruft Amedis fröhlich herüber. “Komm setzt dich zu uns.”
    Reem wendet sich wieder dem Lager zu, und ihre Miene erheitert sich. Wie aus dem Nichts erscheint aus dem Schatten hinter ihr ein Geisterwesen in Form eines Leoparden. In einem seltsamen blauvioletten schimmernden Licht gehüllt, bleibt es neben Reem stehen und wartet bis die Elfe ihre Hand auf seine Schultern legt. Die geisterhafte Erscheinung führt mit katzenhafter Gelassenheit, die Jägerin näher zum Lager und zu den Anderen hinüber.

    Ruhe senkt sich über dem Lager nach einiger Zeit. Die Geisterkatze liegt wie einst Acai, die weiße Tigerin, direkt neben Reem. Ihre violetten Augen mustern jeden der Anwesenden und so manch einer bekommt das Gefühl, sie schaut direkt tief in sein Innerste. Der vorwitzige Fuchs streift durchs Lager, bis er Miffi erblickt und sich an sie kuschelt. Die Blinde atmet tief durch und ihre Mimik spricht Bänder.
    “Einige Geschichten über mein Leben hab ich bereits erzählt, Freunde. Nicht alle, aber die ereignisreichsten, die mein Leben prägten.”, Reem lässt ihre Worte für einen kurzen Moment in die Stille hinein stehen.
    “Ich erzählte von meinem Großvater, von meiner Begegnung mit Wolf und wie ich das Bogenschießen lernte. Aber das alles liegt weit in der Vergangenheit und waren nur kurze Ausschnitte aus meiner Kindheit. Es gibt noch viel zu berichten über meine Jugendzeit, aber heute werde ich etwas weiter vorgreifen und von jenem Berichten, was vor wenigen Jahren geschah. Genau von jener Zeit, als ich auf Familienmitglieder wieder traf und mich ihrer Gruppe anschloss, um Feinde zu bekämpfen, die Quel`Thalas bedrohten.”
    Reems blinde Augen schauen nicht einmal auf, ihr Blick ist die ganze Zeit gesenkt und still ruht ihre Hand auf den Rücken der Geisterkatze.
    “Doch diese Geschichte ist nicht nur meine Geschichte.”, bedächtig schüttelt sie den Kopf und blickt mit einmal auf.
    Ihre Augen spiegeln das Feuer wieder und ruhen direkt auf Ranaghar, der seine Augen zu schmalen Schlitzen formt und etwas mürrisch brummt.
    “Die Rede ist von den schwarzen Skorpionen, auch Zaphresz genannt, meiner Familie und von einen gemeinsamen Freund, der zudem wurde damals, wie wir ihn heute kennen…”

    3. Kapitel - Die schwarzen Skorpione

    …Der Tag begann mit einer seltsamen Stille. Die Kühle der Nacht würde nicht lange anhalten, dass wusste Reem nur zu gut. Es war Sommer, ein Sommer der durch seiner erbarmungslosen Hitze während des Tages aufs Gemüt drückte. Reem lauschte genau in diese seltsame Stille hinein und verzog das Gesicht missmutig. Hinter ihr vernahm sie leise sanfte Schritte, doch um wen es sich handelte spürte sie sofort, weshalb sie sich ihm nicht zuwendete, sondern ihre rechte Hand ohne zögern an die Schultern ihres alten Freundes Wolf legte. Das Fell fühlte sich struppig und alt an. Schwerfällig ließ sich Wolf neben ihr nieder und sein Hecheln übertönte die Stille, die einfach nicht weichen wollte. Die Elfe legt den Kopf leicht nachdenklich schief und ihre Ohren zuckten leicht. Ihre Finger verkrampften sich um das Holz ihres Langbogens, den sie einsatzbereit in der behandschuhten Hand trug. Wieder ein zucken ihrer Ohren und mit elfenhafter Anmut zog sie ein Pfeil aus ihren gut gefüllten Köcher, der an ihrer rechten Seite am Gürtel befestigt war, legte ihn an und drehte sich um, während sie zeitgleich den Bogen spannte und zielte. Wolf erhob sich langsam und wendet sich zu jenem, was die Aufmerksamkeit der Elfe erregt hatte. Seine alten Wolfsaugen schauten direkt auf eine kleine Ansammlung von Bäumen, die den Handelsweg in Richtung Silbermond wie ein Tor umgaben, und er gab ein kurzes warnendes Knurren von sich.
    “Ihr atmet so laut, dass man euch Meilen weit vernehmen kann. Also kommt raus.”, rief Reem mit einer Stimme, der man einen leicht wütenden Unterton heraus hören konnte.
    Nichts passierte, keine Regung, kein Geräusch. Dann schellte der Pfeil von der Sehne und flog direkt auf die Baumreihe zu, mitten in den Schatten hinein. Ein Schmerzensschrei und dann erklang ein Fluchen aus den Schatten. Reem legte bereits den nächsten Pfeil an und zielte, als eine Bewegung sichtbar wurde und das Knacken von Zweigen in Reems Ohren erklang. Humpelnd, mit einem Pfeil im linken Oberschenkel, trat ein in schwarzen Kleidern gehüllter Elf aus dem Schatten. Seine Arme von sich gestreckt, als Zeichen, dass er unbewaffnet war, blieb er mit schmerzverzerrtem Gesicht stehen und funkelte die Jägerin voller Hass an.
    “Verfluchtes Miststück!”, schrie er ihr entgegen und verstummte als haarscharf an seinem rechten Ohr ein weiterer Pfeil vorbei schoss und mit einen “Plopp” in einen nahestehenden Baum einschlug.
    Mit allmählich verängstigen Blick starrte der Elf die Jägerin an, die geschmeidig einen weiteren Pfeil anlegte und ihn direkt anvisierte. Der große schwarze Wolf an ihrer Seite machte das bedrohliche Bild, was sich ihm bot nicht milder.
    “Verdammt ich ergebe mich. Aber hört auf, auf mich zu zielen.”, rief er ihr entgegen.
    “Garius Anfareris, in Namen unseres Prinzen Kael’thas Sonnenwanderer steht ihr ab sofort unter Arrest. Ihr seid angeklagt aus reinem Spaß zu wildern und zu töten. Legt euch flach auf den Boden mit den Händen auf den Rücken.”, rief Reem monoton ihm entgegen, doch ließ sie den Bogen weiterhin auf den Elf gerichtet.
    Ein arrogantes Lächeln umspielte die Lippen des angeklagten Elfen: “Ha, das ich nicht Lache. Was wollt ihr machen wenn ich mich weigere, mich erschießen? Ihr und euer Bettvorleger, werdet mich nie Lebend bei…”
    Der Elf verstummte abermals. Hinter ihm war ein lautes Knacken zu vernehmen, welches von einen grollendes Brummen begleitet wurde. Er drehte sich langsam um und starrte direkt in die wütenden Augen eines großen Braunbären, der erneut grollend brummte und dabei seine kräftigen Fangzähne den Elfen präsentierte. Mit einem Ruck stellte sich der Bär auf die Hinterbeine und überragte den Elfen um weitem. In den Augen des Tieres lag Mordlust.
    Reem senkte den Bogen, entlastete die Sehne, ließ den Pfeil aber angelegt und lief langsamen Schrittes dem Elfen und den Bären entgegen. Wolf lief direkt neben ihr.
    “Nein, erschießen brauch ich euch nicht.”, erklärte Reem mit unheilvoller Gelassenheit in der Stimme. “Wie ihr sicherlich bemerkt habt, hat mein Bär Gefallen an euch gefunden. Ach ja vielleicht sollte ich erwähnen,“ ein gefährliches Lächeln umspielt ihre Lippen, “dass er lange nichts mehr zwischen seinen Kiefern zermalmt hat.”
    “Ihr scherzt, ich… ich falle nicht auf euch rein. Nichts was ihr sagt macht mir Angst. Hehe das ich nicht lache.”, entgegnete der Elf aufmüpfig, konnte aber ein zittern in seiner Stimme nicht verbergen, welches Reem nicht verborgen blieb.
    Reem blieb zirka einen Meter vor ihm stehen und rümpfte die Nase, bevor sie etwas amüsiert sagte: “Hmm, keine Angst? Also ich rieche was anderes.”
    Der Elf schielte leicht zu der Jägerin herüber und seine Mimik zeigte deutlich wie unangenehm und unwohl er sich fühlte.
    “Hände hinter euren Rücken, sonst seid ihr Ayos Festmahl!”, befahl sie und um ihre Worte Ausdruck zu verleihen brüllte der Bär den Elfen aggressiv an.
    Mit weit aufgerissenen Augen schossen die Arme des Gefangenen nach hinten auf den Rücken und er selbst stand da wie versteinert. Ayo ließ sich auf allen Viere wieder nieder und brummte leise, das wie klang “geht doch“. Reem steckte den Pfeil zurück in den Köcher und schulterte den Bogen. Sie ging auf den Elfen zu, holte ein dünnes Seil hinter ihrem Rücken hervor und fesselte seine Hände, mit Leichtigkeit, die ihrer Blindheit Lügen straft.
    “Setzt euch hin, damit ich euch den Pfeil entfernen kann. Denn ich habe keine Lust euch hinter mir her zu ziehen.”, sagte sie.
    Der Elf tat wie ihm befohlen und ohne zu zögern kümmerte sich Reem um die Verletzung. Ihre Hände entfernten den Pfeil und verbanden sofort die Wunde sorgfältig. Dann erhob sie sich, wobei sie an dem Seil scharf zog als Zeichen, dass ihr Gefangner sich ebenfalls erheben durfte.
    “Folgt dem Bären und denkt immer daran, solltet ihr meinen euch zu widersetzen, er hat gewaltigen Hunger.”, flüsterte sie ihm ins Ohr und in ihrer Stimme schwang keine einzige Spur von Belustigung.

    Ayo voran im gemütlichen Bärentrott, gefolgt von dem Gefangenen, hinter dem Reem und Wolf liefen, kamen sie gegen Mittag in Sichtweite von Silbermond an. An den Toren Silbermonds griff die Jägerin nach dem Arm des Elfen und ließ sich von Wolf insgeheim führen durch den Wirrwarr der Straßen, die heute trotz der Hitze, die mittlerweile herrschte, gut gefüllt waren. Ayo, der Braunbär, blieb wie gewohnt außerhalb der Stadtmauern. Lachen und fröhliche Gespräche umgaben Reem, so dass sie ohne Wolfshilfe hoffnungslos umhergeirrt wäre. Aber dennoch umgab all dies immer noch diese seltsame Stille, die Reem mittlerweile in den Ohren dröhnte, dass selbst das Gewusel der Stadtbewohner davon langsam in den Hintergrund gedrängt wurde. Die Ruhe vor dem Sturm kam es ihr auf einmal in den Sinn. Die Frage war nur welcher Sturm?

    Ihr Weg führte die drei direkt zu dem Gefängnistürmen und Kasernen der Stadtwache. Kaum ein Elf würdigte ihnen einen Blick. Vor der Tür des ersten Wachhauses stand ein Elf, gekleidet in rotgoldener Kettenrüstung und lächelte wohl wissend, als Reem, Wolf und der Gefangene näher traten.
    “Bal'a dash, malanore Reem. Wie ich sehe war eure Jagd wieder mal erfolgreich.”, begrüßte er Reem, jedoch ohne eine Spur von Gefühl.
    “ Sinu a'manore. Ja das war sie!”, entgegnete sie knapp.
    Der Elf gab ein knappes Zeichen in den Raum hinter ihm und zwei Wachen traten heraus, die sofort der Jägerin den Gefangenen abnahmen und ihn fort schleppten. Der Anführer der Wache würdigte den ganzen Geschehen keinen Blick, sondern musterte Reem von oben bis unten.
    “Kommt einen Moment rein, drinnen ist es etwas kühler als hier draußen. Und dann kann ich euch auch euren Lohn gleich geben.”
    “Sir, ich sagte euch schon mal, das ich kein Lohn annehme. Gebt es jenen, die es mehr benötigen. Ich hab alles was ich zum Leben brauche.”, sprach Reem und drehte sich bereits zum gehen um.
    “Ich werd euch wohl nie verstehen Reem.”, seufzte der Hauptmann der Wachen.
    “Wenn ihr mich verstehen würdet, bräuchtet ihr nicht euch den Kopf zerbrechen mich hier halten zu wollen in der Stadt. Arec.”, entgegnete die Jägerin und drehte sich zu den Angesprochenen wieder um.
    “Wohl wahr.”, lachte dieser etwas gezwungen.

    In selben Moment kam eine kleine Gruppe, gerüstet in silber-schwarz farbender Plattenrüstung, auf edlen Falkenschreitern angeritten und machten kurz vor den Dreien halt. Wolf knurrte kurz und Reem wendete sich den Neuankömmlingen zu, während sie einen Schritt zurück wich. Der Anführer der Gruppe musterte Reem mit einen seltsamen Blick und zog leicht überrascht die Augenbraue hoch.
    “Sir Ranaghar, es ehrt uns euch wohlbehalten hier zu erblick…”, Arec verstummte, als der Paladin die Hand hob und ihn damit unterbrach.
    “Arec ruft die Wachen zusammen und macht euch Kampfbereit, Quel`Thalas steht ein Kampf bevor.”, sprach Sir Ranaghar mit ruhiger Stimme, die allerdings keine Widerworte duldete.
    “Eine Schlacht?”, verwundert starrte Arec den Paladin, der Reem immer noch anschaute, und dann anschließend dessen Ritter an.
    Reem legte den Kopf leicht schief und horchte aufmerksam zu und dann zuckten ihre Ohren. Ihre ausgeprägten Sinne schlugen Alarm und dann hörte sie die ersten Schreie, zwar noch weit entfernt und seltsam leise, aber für ihre anderen Sinne viel zu nahe. Die Stille, die sie langsam erdrückte, zerriss nicht, im Gegenteil, Reem bekam den Eindruck in eine Art geräuschlosen Raum zu sein, in dem nur ab und an einige Geräuschfetzen durch drangen.
    Sir Ranaghar wendete sein Falkenschreiter und brüllte befehlsgewohnt über den Wachplatz: “Wachen von Quel`Thalas. Macht euch kampfbereit, die Geisel steht vor den Toren unserer geliebten Stadt.”
    Reem schreckte leicht zusammen und verkrampfte die Hand in das Nackenfell von Wolf…

    … Die Erzählerin verstummt. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Lippen zusammengepresst. Ihre Hände liegen mit den Handflächen nach oben leicht geöffnet in ihrem Schoß. Langsam öffnet sie wieder die Augenlider und seltsam stumpf wirken ihre Augen auf einmal.
    “Ich glaube Vielen ist bekannt was mit Quel`Thalas passierte, als die Geisel es mehr oder weniger überrannte. Und auch meinen Elfenfreunden brauch ich nicht zu erzählen, was aus uns wurde und wie unser Volk litt. Diese seltsame Stille war der Vorbote. Das was folgte war die Hölle und ich war froh, zu jener Zeit, nicht sehen zu können. Das was ich hörte und was ich spürte werde ich nie vergessen.”
    Betretene Stille legt sich übers Lager.
    “Ich werde aus diesem Grund euch ersparen euch jede Einzelheit dieser Zerstörung zu erzählen. Zu mindestens heute werde ich es.”

    Fortsetzung folgt in Kürze….



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Killrôy - 17.04.2011, 15:13


    Und wieder mal herzlichen Dank für Deine Geschichte Reem. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt.



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Basaru - 17.04.2011, 21:14


    :bravo: :bravo: :bravo: :bravo: :bravo: :bravo: :bravo: :bravo: :bravo: mehr, mehr mehr....



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Reem - 16.07.2013, 20:42


    Ooc Vorwort: Ähm ja.... "Fortsetzung in Kürze" entpuppte sich zur "Fortsetzung auf Unbestimmt": nämlich zwei Jahre.
    Hiermit entschuldige ich mich für die lange Wartezeit, aber ich hatte erst ne Schreibblockade , da sich hier zwei Geschichten überschneiden werden, wie ihr vermutlich mitbekommen habt und auch vieles Anderes hat mich abgehalten.
    Zwar folgt nun ein kleiner Text, aber immerhin etwas oder?
    Versprechen, dass ich schneller bin als das letze Mal kann ich allerdings nicht. Aber ich werd mir Mühe geben das Ganzedatenblockgeschreibselknoten mal auf etwas leserliche Art zu verfassen.

    …Nah aber für Reem weitentfernt, zumindest drang es so in ihren Ohren, hörte sie das Rennen die in Panik geratenen Bewohner Quel’Thalas. Hysterische Schreie vermischten sich mit Befehlsrufe der Beschützer und wurden doch teilweise noch übertönt von Brüllen von Wesen, die Reem nicht zuordnen konnte. Ein seltsamer Geruch drang in ihre Nase, der sie zum Würgen brachte. Ein Geruch nach Verfaulten und Tod.
    Die blinde Jägerin stand immer noch an derselben Stelle, wo sie gestanden hatte, bevor das Chaos ausbrach. Sie war wie gelähmt, fühlte sich taub und unfähig klar zu denken. Wolf stand neben ihr völlig angespannt, die Nackenhaare zu einem Kamm gesträubt und nur durch ihre Hand, die sich in seinem Nacken verkrampft hatte, spürte sie wie er knurrt und seine Zähne fletschte. Dann spürte sie wie er sich in Bewegung setzte und ihre Hand zurück schellte und ihn freigab. Ein seltsames Gefühl durchdrang sie in diesem Moment, löste ihre Starre und wie eine Sintflut stürzten sämtlichen Geräusche, die vorher dumpf waren, auf sie ein. Die Stille schrie in das Chaos und das Echo was auf Reem traf, brachte sie zum taumeln.
    “Wolf!”, schrie sie und versuchte die Kampfgeräusche zu übertönen.
    Tief in ihrem Inneren kämpfte sie gegen die Panik an, die unaufhaltsam in ihr aufstieg. Gepaart mit dem Gefühl völliger Hilflosigkeit, weil ihre Sinne ihr hier nun nicht mehr halfen, schrie sie erneut nach ihrem Begleiter. Doch er kam nicht. Sie machte einige Schritte nach vorne und blieb abrupt stehen. Obwohl völlig überlastet von dem Chaos was um sie herrschte, schlugen ihre Sinne Alarm. Sie spürte die Gegenwart eher, als dass sie sie hörte oder roch. Ohne nachzudenken, rein aus dem Instinkt heraus, zog sie einen Pfeil aus dem Köcher und spannte den Bogen. Angespannt wartete sie und lauschte angestrengt mit voller Konzentration, die sie aufbringen konnte. Innerlich wusste sie, das kein Knurren oder Brummen ihr bei stehen würde, sie war angewiesen, dass die Gegenwart, die sie spürte, ein Geräusch von sich gab. Und das ließ nicht lange auf sich warten. Ein erschreckendes Brüllen, gefolgt von schweren Schritten verrieten Reem, das sich etwas rechts von ihr sehr schnell näherte. Ohne weiter zu zögern riss sie den Bogen in die Richtung des Angreifers, spannte den Bogen bis die Sehne nichts mehr her gab und ließ jene los. Der Pfeil flog sirrend durch die Luft und schlug mit einem seltsamen matschigen Geräusch ein. Ein Schmerzensschrei, welches Reem in den Ohren dröhnte, erscholl doch die Schritte näherten sich immer noch. Die blinde Jägerin wich zurück, zog einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher, wusste aber bereits, dass sie nicht mehr dazu kommen würde ihn abzuschießen. Das Wesen war zu nah, viel zu nah. Innerlich mit den Leben abschließen, sprach sie gedanklich ein Stoßgebet, das es schnell vorbei wäre.
    Reem kam die Galle hoch, als ihr der verfaulte und verwesende Geruch, welches das Wesen von sich gab, in die Nase drang. Dann wurde sie überraschender Weise von der Seite weg gestoßen und nur ein Luftzug ließ sie erahnen, dass da wo sie eben noch gestanden hatte, für sie totbringendes vorbei rauschte. Das Nächste, was sie vernahm war ein altbekanntes Knurren. Wolf, schoss es ihr durch den Kopf.

    Der schwarze Wolf stellte sich mit Nackenkamm, gefletschten Lefzen und eine Blick, der eindeutig widerspiegelt, dass er die Elfe bis zum letzten Atemzug schützen würde, zwischen Reem und den unförmigen aufgedunsenen Ungetüm. Trotz seines doch unförmigen Aussehens, bewegte sich dieses aber schnell und drehte sich wütend brüllend, seines Opfers beraubt zu dem Wolf und stürmte auf ihn los. Der Wolf ging instinktiv in Verteidigungsstellung, legte die Ohren fest an und sprang. Sein Kiefer schnappte zu und durch den Schwung des Sprunges, schaffte er es das Ungetüm mit zu reißen, als seine Zähne sich tief in jenes gruben, was sich Arm einst zu nennen schien. Statt Blut floss allerdings Eiter und das war selbst für den Wolf zuwider und er ließ los, nur um erneut sich angriffsbereit zumachen. Aber wie lange konnte er durchhalten?

    Reem konnte nur erahnen was vor ihr vor sich ging. Versuchte sich aufzurichten, versuchte ihren Freund zu Hilfe zuschreiten, aber was konnte sie tun? Die Change, das sie Wolf tödlich traf, war ihr allzu sehr bewusst, dazu waren die Geräusche, die sie vernahm zu undeutlich zu lokalisieren für sie. Sie zuckte zusammen als sie Wolf aufjaulen hörte, verfluchte sich selbst, dass sie zu unfähig war ihm bei zu stehen. Dann hörte sie Knochenknacken, ein Geräusch was sie Lebzeiten begleiten würde, und sie hatte das Gefühl ein Teil ihrer Seele wurde ihr entrissen. Ein Schmerz durchflutete ihren Körper, der von keiner sichtbaren Wunde herrührte, und sie wankte, hatte das Gefühl der Boden unter ihren Füssen würde weg gerissen werden…

    „Sie kommt zu sich.“, hörte sie durch einen Nebel aus Schmerz und Übelkeit und spürte wie jemand ihr einen kalten feuchten Lappen auf die Stirn legte.
    Schwere Schritte traten näher der Stelle an dem sie lag.

    Was war passiert, wo war sie? – schoss es ihr durch den Kopf, der sich anfühlte als hätte eine Horde Wildschweine sich in ihm ausgetobt.

    „Shakarri?“, leise mit einer sachten Spur Besorgnis fragte eine männliche Stimme.

    Dieser Name… diese Stimme… - Reem stöhnte vor Schmerz auf als sie sich versuchte zu bewegen. Ein stechender Schmerz zog sich ihren Rücken lang und sie gab sich Mühe ruhig liegen zu bleiben.

    „Jeggred, lasst uns kurz alleine.“, ruhig und doch klang es wie ein stiller Befehl.
    Schritte entfernten sich und jemand setzte sich neben ihr aufs Lager. Sie spürte Augen auf sich ruhen. Reems öffnete die Augen und ihre blinden Augen schauten umherirrend.
    „Wie fühlst du dich Shakarri?“, fast schon brüderlich und doch immer noch diese Besorgnis mitschwingend.
    Reems Augen wanderten zu den Blutelfen, der neben ihr saß. Sich innerlich fragen warum ihr dieser Name so bekannt vorkam und auch diese Stimme etwas alt vertrautes in ihr wach rief, schwieg sie ein Moment.
    „Beschissen.“, kam es nur flüsternd aus ihr heraus.
    Sie lauschte, versuchte Geräusche zu erhaschen, die ihr verrieten wo sie war. Sie hörte gedämpft Gespräche, Wimmern, Klagerufe und wie immer wieder jemand hin und her rannte.
    „Wo ist Wolf?“, eine Frage, die sie innerlich bereits wusste, und die Leere tief in ihr spürbar machte.
    „Wolf? Du meinst deinen tierischen Begleiter.“, ruhig und doch hörte Reem deutlich Nachdenklichkeit heraus, „Er ist tot.“
    Reem zuckte zusammen, obwohl geahnt, trafen die letzten gesprochenen Worte sie wie ein Peitschenhieb.
    „Hör zu Sha…“, der Redner wurde unterbrochen durch eine schwache aber deutlich zu verstehende Handbewegung von Reem.
    Sie erinnerte sich wieder an die Stimme. Es war jene von dem Befehlshaber. Ranaghars Stimme. „Reem. Ich heiße Reem nicht Shakarri.“, sagte sie mit leichten Nachdruck.
    Sie hörte wie Ranaghar kurz durchatmete. „Dein Name ist Shakarri. Undselbst wenn ich dich das letzte Mal gesehen habe, als du noch ein Kind warst, so kenne ich diese grünen Augen, die blind durch die Welt sehen.“ Er redete seltsam gepresst. Fast als wenn es ihm schwer fiel darüber zu reden. Reem konnte nicht anders als zuhören. Wieder bei der Nennung des Namens spürte sie etwas Vertrautes in sich. Dann spürte sie Ranaghars Hand auf ihren linken Oberarm. „Und diese Tätowierung eines schwarzen Skorpions tragen nur Familienangehörige der Familie Zaphresz. Eine Familie, die einst ein hohes Ansehen hatte, bevor man sie zu blutig zu Fall brachte.“

    Fortsetzung folgt.... hoffentlich bald



    Re: Reem, die blinde Jägerin

    Killrôy - 10.08.2013, 13:15


    Super! Danke für die Fortsetzung, Reem. Jetzt bin ich gespannt, wie es weiter geht.



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