Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz

Haus Siebenstein
Verfügbare Informationen zu "Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: sorcha
  • Forum: Haus Siebenstein
  • Forenbeschreibung: Die virtuelle Rehaklinik für gestresste und verunfallte Romanfiguren von Hobby-Schreiberlingen.
  • aus dem Unterforum: Kurzgeschichten
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Donnerstag 07.12.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 8 Monaten, 10 Tagen, 23 Stunden, 49 Minuten
  • Getaggt durch: Reise
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz"

    Re: Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz

    sorcha - 17.07.2007, 10:26

    Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz
    Wenn einer eine Reise tut …
    Oder eine Bahnfahrt nach Murphys Gesetz

    Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Die Woche Urlaub bei meiner besten Freundin Tabea war entschieden zu glatt gelaufen. Doch was mich, hauptsächlich dank der DB, tatsächlich erwartete, überraschte, und in einem Fall schockte, mich dann doch sehr.
    Seit der ersten Sekunde in der mich mein Wecker aus dem Tiefschlaf schrie hatte sich der Tag gegen uns verschworen.
    Der Kaffe, den ich selbst gekocht hatte, war viel zu stark und ich konnte noch nicht mal jemanden die Schuld dafür geben.
    Tabea hatte ihren Wecker überhört und war arg verpeilt als ich sie weckte und sie uns anschließend in ihr Auto verfrachtete was und nach Flensburg fuhr.
    Am Meer entlang, damit ich wehmütig Abschied nehmen konnte. Ich währe so gern noch geblieben.
    Auf dem Bahnhof angekommen die erste Überraschung. Oben stand dass unser Zug nach Hamburg fahren würde, an den Türen des Zuges aber nur bis Neumünster. Nach einiger Verwirrung und Rumgesuche schickten wir Tabea zurück ins Bett und hofften darauf dass wir wirklich in Hamburg ankamen.
    Wunder über Wunder der Zug fuhr pünktlich ab. Wir kamen auch in Hamburg an aber mit Verspätung. Das sahen wir aber noch relativ relaxt schließlich hatten wir eine ¾ Stunde Aufenthalt.
    Von da aus in den Metronom, der zwar nicht pünktlich war, aber wie schon auf der Hinfahrt festgestellt, sauber, die Toiletten in einem top Zustand, angenehm klimatisiert, also weder Sauna noch Kühlschrank, Beinfreiheit – man fühlte sich nicht wie in einer Sardinenbüchse, und das Personal freundlich und zuvorkommend, die Ansagen klar verständlich mit dem freundlichen Hinweis doch noch einmal das Wochenendticket zu überprüfen ob den auch der Name drin steht.
    Eigenschafften die ich bei der Deutschen Bahn selten, wenn überhaupt festgestellt habe. Die DB hatte mir schon vor längerer Zeit beigebracht nie ohne Desinfektionsmittel auf Toilette zu gehen und am besten mit Nasenklammer. Nun gut nicht immer aber häufig, besonders in den Regionalbahnen.
    Zurück zum Metronom. Gegen Verspätungen war diesmal auch er nicht gefeit. Mit Verspätung raus, mit Verspätung in Uelzen eingefahren. Dort mussten wir nur aus dem Wagon rausfallen um auf der gegenüberliegenden Seite in den nächsten Metronom rein zu stolpern.
    Mit uns eine Gruppe Kinder die sich auf die Sommerfreizeit freute. An schlafen war nicht mehr zu denken. Natürlich fuhren wir auch hier nicht pünktlich ab.
    In Hannover verließ uns die Kinderschar. Stadt dessen stellte ich auf der verzweifelten Suche nach einer Toilette, an die ich auch trotz dem völlig überfüllten Zug rankam, mit anschließendem Anstehen fest, wie brütend heiß es draußen war. Und das schon am Vormittag. Und wie unpraktisch meine lange Jeans mit den schwarzen Springerstiefeln die knapp bis unter mein Knie reichen (20 Loch für die denen das was sagt).
    Mein Mann und ich, beide Morgenmuffel und nun auch noch unausgeschlafen, überschütteten uns mit Liebenswürdigkeiten, bis für kurze Zeit Funkstille herrschte und ich schließlich doch noch ein Stündchen dahin schlummerte.
    In Hannover warteten wir wie auf jedem Bahnhof auf Anschlussreisende und fuhren dort noch einmal über 10 Minuten Verspätung ein.
    In Göttingen durften wir aus einem angenehm temperierten Zug in eine Sauna umsteigen ohne die Möglichkeit ein Fenster zu öffnen, eingepfercht mit vielen Menschen die sich mit großer Wahrscheinlichkeit sehnlichst eine kühlende Dusche oder ähnliches wünschten. Selbstverständlich fuhren wir mit Verspätung in Neudietendorf ein.
    Neudietendorf sagt keinem was? Mir bis dahin auch nicht und ich werde diesen Ort auch sehr schnell wieder vergessen.
    Massen strömten aus einem viel zu kleinen Zug. Dieselben Massen strömten in einen noch kleinerer Zug wieder ein. Kurzer Hand versetzten wir die erste Klasse in die Zweite und richteten uns in einem auf Kühlschranktemperatur klimatisierten Abteil häuslich ein. So schnell konnten wir gar nicht schauen wie uns ein süßer kleiner lebhafterer Knopf von ca. 4 Jahren gegenüber saß.
    Wenn er nicht gerade das Zugpersonal schockte, weil die Glastür zur Fahrerkabine, durch die man so toll die Gleise beobachten konnte, plötzlich nachgab und aufging.
    Wir trafen mit Verspätung in Saalfeld ein und in einen Tiefkühlschrank fuhren wir weiter. Mit Verspätung versteht sich.
    Der Gang zur Toilette kam einem Suizidversuch gleich. Die Toilette war zwar behindertengerecht, die Fahrt aber nicht. Wenn es ein Gehbehinderter wirklich versuchen sollte, während der Fahrt durch Thüringen diese Toilette zu benutzte, würde dieser Versuch unweigerlich am Fußboden und außer Reichweite der Klingel enden. Ich hatte schon Schwierigkeiten mein Gleichgewicht zu behalten und bekam den einen oder anderen blauen Fleck bei dem Versuch mich festzuhalten.
    Glücklicherweise hatte ich eine Schachtel Vomex mit. Ein Mittel zur Beruhigung des Magens ansonsten hätte ich wohl ein Wiedersehen mit meinem Frühstück feiern können. Die Fahrt durch Thüringen ist, egal ob in RB, RE, IC oder ICE, alles andere als magenschonend und die unangenehmste Strecke die ich je gefahren bin. So schlimm ist nicht mal die Fahrt nach Köln von Stuttgart aus. Und die sorgt schon genug für Übelkeit. Ich empfand tiefes Mitgefühl für meine Mitreisenden die besagtes Mittel nicht hatten und immer blasser um die Nase wurden.
    Mit Verspätung kamen wir in Lichtenfels an. Aus der schwer verständlichen Ansage hörten wir Bruchstücke in denen Nürnberg und 17 Uhr irgendwas im einstelligen Bereich vorkam. Leichte Verwirrung aber wir hatten ja noch den Ausdruck des Fahrplans. Wir stiegen aus. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Zug an dem Nürnberg dran stand, also wir Treppe runter, Treppe hoch und rein in den Zug mit der Aufschrift Nürnberg. Dort richteten wir uns häuslich ein. Die 1 ½ Stündige Fahrt im Kühlschrank sollte erst in einer halben Stunde losgehen. Nach unserem Plan jedenfalls. Wir sahen aus dem Fenster und bei der Gelegenheit fiel uns auf das draußen Naumburg dran stand. Die entgegengesetzte Richtung in die wir mussten. Nach der Erfahrung in Flensburg das das was drinnen steht bei weiten nicht dem entsprechen muss bis wohin der Zug tatschlich fährt, wollte mein Mann zu meiner Beruhigung den Zugbegleiter fragen der draußen auf dem Bahnsteig stand.
    Laut Anzeige sollte der Zug erst in zwanzig Minuten fahren. Mein Mann machte sich auf den Weg. Die Türen gingen zu, der Zug fuhr los, ohne meinen Mann. Er rannte ein Stück nach, sodass ich ihn grad noch durchs Fenster sehen konnte. Dafür begleiteten mich sein Handy, sein Geldbeutel und die Fahrkarte. Panik! Wohin? Wie den Zug anhalten ,wo finde ich einen Zugbegleiter? Der nette Herr zu meiner Linken mit seiner süßen Tochter erklärte mir dass 10 km weiter der nächste Bahnhof wäre. Die Idee war ja ganz nett, aber wie sollte ich meinen Mann darüber informieren? Entgegen meines Wissens dass sein Handy bei mir ist, wollte ich ihn anrufen. In dem Moment klingelte meines. Eine fremde Nummer, entgegen meiner Angewohnheit ging ich glücklicherweise trotzdem ran.
    Mein Mann hatte seinen Weg zur Bahnhofsaufsicht fortgesetzt. Das einzige positive was ich heute über die DB sagen kann war, dass der freundliche Bahnmittarbeiter sofort nach meiner Handynummer fragte und mich anrief. Ich stammelte was von nächster Haltestelle …“Wie hieß die nochmal?...“ Verbindung abgebrochen.
    Durchsage, nächste Haltestelle. Chaos pur. Ich versuche alles zusammen zu raffen was uns gehört, Kissen, zwei Bücher, ein Ordner, unsre Jacken und hatte völlig unsere zwei großen Taschen vergessen die ich auch noch irgendwie transportieren musste. In der Hosentasche vibrierte mein Handy. Der Freundliche Herr neben mir bot an zu helfen und hatte die großen Taschen schon in der Hand. Hätte ich die Zeit gehabt, ich wär ihm um den Hals gefallen. Raus aus dem Zug, alles fallen lassen, ein hastiges Dankeschön und ans Handy ran.
    So ruhig wie es meine zitternde Stimme zuließ informierte ich besagten Bahnmitarbeiter darüber, das ich ausgestiegen war und dieser erklärte mir wiederum dass in zwanzig Minuten der nächste Zug nach Nürnberg käme in dem mich mein Mann dann wieder in Empfang nehmen würde, diesmal ohne dass die Verbindung abbrach.
    Im Übrigen der Zug mit dem wir laut unserem Plan fahren wollten. Der erstere Zug war natürlich schon lange weg.
    Handy zugeklappt. Ich sah mich um.
    Ich befand mich in einem Kaff dessen Namen ich bereits vergessen habe, in einer Bullenhitze, ohne Schatten, mutterselenallein … Mutter! Nachdem ich nach besagtem Zug schaute und ihn auf dem Abfahrtsplan nicht fand rief ich diese an und klagte ihr mit den einleitenden Worten „Du musst mich wieder runterbringen…“ mein Leid. Sie versuchte trotz allem Mitgefühl die Bahn in Schutz zu nehmen >du weißt ja wies grad ausschaut mit Streik und so< Ich bemerkt zum einen das es dann noch schlimmer aussehen würde und ich zum anderen nicht einsehe was das mit mir zu tun hat und mit welchem Recht sie mir meinen Urlaub versauen. Mehr verärgerte Reisende (und bis dahin gehörte ich zu den Leuten die leidenschaftlich gern Eisenbahn fahren und die noch nicht mal 17 Stunden Zugfahrt abschrecken) - weniger Bahnreisende, Verlust von Arbeitsplätzen. Also schneiden sie sich ja ins eigene Fleisch.
    Nach ca. 10 Minuten in denen ich meinem Ärger Luft machte wurde ich unruhig. Wie lange hatte ich telefoniert, wann würde die Bahn kommen? Also legte ich auf. Und stand vor dem nächsten Problem.
    Wie sollte ich gleichzeitig eine große Reisetasche mit Rollen, einen ebenso großen Rucksack so wie einem mittleren und einem kleinen Rucksack, eine Umhängetasche und ein Beauty Case transportieren. Ich fand eine Möglichkeit. Gleich nachdem ich ein älteres Paar ausfindig machte und sie gefragt hatte ob sie nach Nürnberg fahren. Riesen Erleichterung als sie bejahten.
    Mit neuem Mut gestärkt versuchte ich mich zu erinnern wo denn die Mitte des letzten Zuges gewesen war um dort zu schauen wo ich zusteigen müsste. Grad dort angekommen die Durchsage das der Zug sich wegen Aufnahme von Anschlussreisenden (hatte die Platte einen Sprung?) um 12 Minuten verspäten würde.
    Natürlich! Was hatte ich denn anderes erwartet?
    Als er letztendlich doch noch eintrudelte sagte natürlich niemand was an.
    Glücklicherweise schwingen die Gleise wenn ein Zug naht und erzeugen einen bestimmten Ton, den ich als Eisenbahnertochter wahrnahm, erkannte und schauen ging. Da stand der Zug praktisch schon vor mir. Ich hatte gerade noch genug Zeit mir die Taschen nach dem vorher ausgeklügelten System überzuschmeißen und angestrengt durch die Fenster zu schauen in welchem Abteil denn nun mein Mann saß.
    Da stand der Zug schon, die Mitte genau dort wo ich war.
    Ich steuerte auf die Tür rechts von mir, mein Mann stürmte aus der Tür zu meiner linken Seite, hechtete zu mir schnappte sich die Reisetasche und eh ich es mir versah saßen wir im Zug.
    Dieser war im Gegensatz zum vorhergehenden eine Sauna. Aber wenigstens mit großen Fenstern die man sogar öffnen konnte. Brachte leider nicht viel.
    Im Abteil angekommen schimpften wir noch gemeinsam etwas über die Bahn, dann zog es mir die Füße weg und ich war tief und fest eingeschlafen. Bis mein Mann glaubte mein zuvor gestellter Wecker hätte geklingelt. Hatte er nicht und wir würden erst wie ich meinte in einer halben Stunde umsteigen müssen (es waren nur 20 Minuten ich hatte mich im Plan verguckt). Ich, arg verpeilt, stöhnte nur noch "Kaffee!" Er erfüllte mir diesen Wunsch, füllte meinen Becher zur Hälfte und wollte mit Milch auffüllen, die wir am Vormittag geöffnet hatten. Raus kam Molke und Käse. Ich weigerte mich dieses Gesöff zu mir zu nehmen. Auf meine Bitte hin schüttet mein Mann die Brühe aus dem Fenster des fahrenden Zugs.
    Erst hinterher stellte ich fest das zwei Reihen hinter mir ebenfalls jemand am offenen Fenster saß. Ich hoffe inständig dass er nicht allzu viel von der Brühe abbekommen hat. Natürlich kamen wir auch jetzt wieder mit Verspätung an. Egal, die Zeit reichte doch noch aus um mir in Nürnberg mein Dope zu besorgen, bestehend aus zwei frischen leckeren Latte Machiato und eine Tüte Gummibärchen. Dann gingen wir auf den Bahnsteig setzen uns in den bereitgestellten Zug und warteten geduldig bis die Abfahrtszeit ran war. Mit ihr die Durchsage dass sich die Abfahrt wegen der Aufnahme von Anschlussreisenden verzögern würde. Das war der Moment in dem mein Mann nach dem Handy griff und wir von dem Angebot Gebrauch machten dass meine Schwiegereltern uns in Donauwörth abholen würden die schon fest damit gerechnet hatten. Auch meine Schwiegermutter war schon häufiger mit der Bahn gefahren.
    Wir fuhren endlich los. Bis zum nächsten Bahnhof. Dort standen wir, und standen wir, und standen wir … Die Lok wurde ausgemacht, wieder an, wieder aus. Das war nachdem es beim Versuch anzufahren mehrmals geruckelt hatte.
    Wir saßen, und warteten. Irgendwann fuhren wir dann doch tatsächlich weiter. Von einer Ansage warum es solange gedauert hat war keine Spur. Somit kam auch der letzte Zug von insgesamt 8 mit Verspätung an. Dort wurden wir von meinen Schwiegereltern mit einer kühlen Flasche Wasser und viel Mitgefühl in Empfang genommen, sicher und pünktlicher als es an diesem Tag noch mit der DB möglich gewesen währe und viel entspannter zu Hause abgeliefert.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Haus Siebenstein

    Schwesterschülerwohnheim - gepostet von sorcha am Freitag 08.06.2007
    Kristin Thiele - gepostet von Tjorven am Sonntag 10.12.2006



    Ähnliche Beiträge wie "Eine Bahnfart nach Murphys Gesetz"

    Das Gesetz (Kurzgeschichte) - Ivy D.L. (Mittwoch 29.12.2004)
    Vorarlberg- Gesetz über das Halten und die Zucht von Bienen - Sybill (Freitag 01.06.2007)
    Wie definiert das Gesetz Krankheit? - Daniel (Dienstag 01.03.2005)
    [Gesetz]aktuelles Gesetz - Staatsbibliothekar (Mittwoch 22.08.2007)
    Dropkick Murphys in Wien - barroom hero (Dienstag 21.11.2006)
    Neues Gesetz in der Türkei - burningsufi (Freitag 14.01.2005)
    Gesetz - heimi123 (Donnerstag 28.12.2006)
    Spiel: Murphy's Gesetz - Micha (Mittwoch 13.06.2007)
    Neues Gesetz In Florida USA - CDR l Fragface (Montag 10.10.2005)
    Murphys Gesetz - SwingCat (Freitag 09.03.2007)