Erinnerungen Berlin Tegel während der Kriegsjahre

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    Re: Erinnerungen Berlin Tegel während der Kriegsjahre

    rosale - 16.07.2007, 18:03

    Erinnerungen Berlin Tegel während der Kriegsjahre
    TEGEL
    "Man kann vergeben, aber nicht vergessen"
    Philip Engel war Zwangsarbeiter in den Borsig-Werken / Für ein Kunstprojekt kam der Niederländer nach Berlin zurück
    24.09.2001



    Maxi Hönigschmid

    Ein alter Mann steht am Tegeler Hafen und schaut nachdenklich auf das Wasser. Ganz in der Nähe befindet sich ein Gewerbepark mit einem Einkaufscenter. Auf diesem Gelände standen im Zweiten Weltkrieg die Borsig-Werke. Heute erinnert fast nichts mehr an die riesigen Werkhallen. Auch die Schienen, die quer durch das Gelände liefen und auf denen Flakgeschütze, Panzerfäuste oder Panzerteile transportiert wurden, gibt es nicht mehr. Philip Engel gehörte zu den Zwangsarbeitern, die für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten mussten. Eigentlich wollte der 79- Jährige nie mehr an diesen Ort zurückkehren. Doch für René Klarenbeek änderte er seine Ansicht. Der holländische Künstler lud ehemalige Tegeler Zwangsarbeiter nach Berlin ein, um mit einem Projekt gegen das Vergessen der Zwangsarbeiter zu kämpfen. Denn viele Bewohner des Bezirks konnten sich bei Befragungen nicht mehr an sie erinnern. Was kaum vorstellbar ist. Denn 1943 gab es nur 6 000 Einwohner in Alt-Tegel und 20 000 Zwangsarbeiter. Auch Klarenbeeks verstorbener Vater Jaap war einer der holländischen Zwangsarbeiter in Tegel. Lehre als Steinmetz Philip Engel hatte nach der Schule eine Lehre zum Steinmetz gemacht. Seine Frau kannte er gerade mal drei Monate, als er von seinem Heimatort in der Nähe von Ütrecht in den Niederlanden nach Deutschland gebracht wurde.
    "Meine Erinnerungen an Berlin sind Baracken, acht bis zehn Stunden, manchmal auch zwölf Stunden harte Arbeit, Hunger und Kälte", sagt Philip Engel. Er musste von 1943 bis 1945 bei Borsig arbeiten. "Hier hat sich so viel verändert, es ist schwer für mich, wieder hier zu sein, aber ich musste herkommen, um damit abschließen zu können", sagt Engel.

    Seiner Familie konnte er bis Anfang 1944 Briefe schreiben, doch selbst das wurde ihm dann verboten. "Die Bombenangriffe auf Berlin wurden häufiger, wir hörten von dem getroffenen Zwangsarbeiterlager am Waidmannsluster Damm, in dem 150 von uns umkamen", erzählt er stockend. Die Arbeiter bekamen während der zwei Jahre keine Kleidung zum Wechseln, die schlechte Verpflegung fiel mit den zunehmenden Angriffen auf Berlin noch geringer aus. Krankheiten wie Krätze oder Tuberkulose verbreiteten sich in Windeseile in den Baracken, in denen hunderte Menschen auf engstem Raum eingesperrt waren. Trotzdem mussten sie hart arbeiten.
    Im Herbst 1944 wurden die Arbeiter nach Guben gebracht. Von dort gelang Engel mit einem Freund im Januar 1945 die Flucht. "Ein deutscher Grenzposten, ein NSDAP-Mann, bekam etwas von unseren Fluchtplänen mit. Wir hatten schreckliche Angst und dachten, er würde uns verraten oder gleich erschießen. Er steckte uns einen Zettel mit einer Adresse zu, gab uns Kleidung und ließ uns laufen. Wir kamen dann für ein paar Tage bei seiner Tochter in der Nähe von Dresden unter", erzählt er. Engel schlug sich quer durch Deutschland durch und war nach zwei Wochen zu Hause in den Niederlanden. Wenn Engel jetzt an Deutschland denkt, empfindet er weder Hass noch Angst.
    Trotzdem gilt für ihn: "Man kann vergeben, aber nie vergessen." Deshalb befürwortet er auch eine Gedenktafel in Tegel, damit kommende Generationen wissen, was an diesem Ort passiert ist. In der Halle 30, eine der wenigen, die sich seit Kriegsende nicht verändert haben, schrieb René Klarenbeek ein selbst verfasstes Gedicht in deutscher und niederländischer Sprache an die Wand: -Die Vergangenheit ist, dass wir scheinbar nichts mehr wissen. Wenn uns die Verangenheit nicht mehr berührt, sind die Toten vergessen. Nur im Dialog mit den Toten entsteht die Zukunft.

    Philip Engel // Philip Engel musste von 1943-45 als Zwangarbeiter in Deutschland arbeiten. Der 79-Jährige ist heute glücklich verheiratet und lebt in der Nähe von Utrecht. Zur Erinnerung an die Tegeler Zwangsarbeiter organisieren René Klarenbeek, Sabrina Lindemann, Birgit Kammerlohr und Thomas Beier Diskussionen mit Schülern und ehemaligen Zwangsarbeitern über die Errichtung eines Denkmals. Im Herbst wird es in Alt-Tegel eine Ausstellung geben.



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