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 Betreff des Beitrags: Die sieben Leben
 Beitrag Verfasst: 16.07.2007, 11:56 
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Registriert: 18.12.2006, 12:44
Beiträge: 37
hallo allseits!

in unser aller wunderbaren ersatzwelt ist es ja nun so, dass man - der eine (tank, heiler) mehr, der andere (jäger, schurke) weniger - mit dem von uns eher abschätzig behandelten thema tod konfrontiert wird. das heißt, man geht des öfteren grunzend, schnaubend, jammernd, stöhnend, kreischend oder auch theatralisch zu boden. blutelfen beispielsweise müsste man aufgrund ihrer bühnenreifen darstellung des eigenen dahinsiechens posthum noch einen ehren-oskar verleihen. also jedenfalls stirbt man ja relativ oft in diesem spiel, speziell in den allseits mit recht so beliebten instanzen. meiner persönlichen einschätzung nach muß ich hier unseren virtuellen erzeugern, den blizzard-jungs, ausnahmsweise einmal doch einen vorwurf machen. irgendwie nämlich geht dieser sterbensvorgang insgesamt sehr herzlos vonstatten. das sollte man ändern.

in wow ist es ja grundsätzlich nicht so tragisch, zu sterben. man wacht in dieser eigenartig-psychedelischen traumwelt wieder auf, relativ fad in grau gehalten. die designer haben sich hier wohl am alten 80er-klassiker „fade to grey“ orientiert, denk ich mir. na ja, egal, jedenfalls klickt man sich wieder ins leben zurück, als wär nichts gewesen. weil das jetzt aber so unspektakulär ist, versucht man natürlich, so selten wie möglich abzukratzen. ich hätte da also an die entwickler schon so manche idee, wie man das große sterben etwas attraktiver gestalten könnte. zum ersten wären für mich so sterbens-sounds durchaus attraktives beiwerk. ein animiert hingebrülltes „aaaah, du sau!“ oder „is scho recht, du arsch!“ oder auch „für die horde!“ wären da alternativen. auch individuell einspielbare mp3s müssten doch möglich sein. es sollte also quasi jeder seine eigene sterbenshymne besitzen. ich denke da an persönliche lieder, die man der nachwelt im falle des falles hinterlassen würde, bei mir z.b. „hurt“ vom seligen johnny cash, der es ja schon hinter sich hat, oder auch ein hymnisches „telling them“ von starsailor, möglicherweise auch irgendwas von nick cave, das kommt bei todesfällen immer gut. na gut, in größeren schlachtzugsinstanzen würde der volle trubel losgehen und wenn dann ein dutzend oder mehr hymnen gleichzeitig erklingen - da ein „highway to hell“, dort ein „ding dong, die hex ist tot“, drüben ein „the end“ oder ganz woanders auch „asche zu asche“ - wäre das für den verbleibenden rest wohl eher störend. hm, nun gut, eine weitere variante wäre ja, den verstorbenen für kurze zeit - ähnlich dem priester-engelchen - fähigkeiten zu verpassen, die den noch lebenden helfen könnten, die unholde doch noch zu erlegen. sowas wie anspucken des gegners (krankheitseffekt), verhöhnen (ziel wird benommen), magenstrudel (kurzer stun), pupsattacke (giftwolke), bei weiblichen chars augenauskratzen (erblindung), niederreden (löst demoralisierung aus) und auch der sogenannte eiertritt (schwerer körperlicher schaden), das wär doch was sinnvolles für die phase nach dem sterben. auch der weg zurück zur leiche sollte etwas abwechslungsreicher gestaltet werden. zuerst ein kurzer gang durch einen langen schwarzen tunnel in ein gleißendes licht, in das man freudestrahlend hineintaumelt und sich dann in einer traumwelt voller bunter comicfarben wiederfindet, in der man als wunderschöner schmetterling vorbei an regenbögen, wasserfällen, kopulierenden hoppelhasen, prallgefüllten bierfässern und romantisch-knusprigen mädels (für weibsvolk natürlich lauter george clooneys), richtung der eigenen leiche zurückflattert. das wär doch schön, oder? da würde blizzard dem sterben seinen eigenen reiz verleihen und so mancher würde freiwillig von der klippe springen. schön. na gut, die vorbildwirkung wäre nicht wirklich gegeben. was würde wohl meine mir zugemutete sagen, wenn mein sohn mit einem „papa, darf ich wieder sterben gehen? bitte, ich will sterben, bitte!“ zum pc hecheln würde. nicht schön, geb ich zu.

generell wird dem tod in wow ein geringer stellenwert beigemessen. in diversen religionen ist das anders. ich weiß das jetzt mal von meinen freunden, den indianern, mit denen ich in tiefer verbundenheit von zeit zu zeit ein pfeifchen des respekts vor der natur und ihren bewohnern rauche. da leben verstorbene im wesentlichen in den ewigen jagdgründen weiter, wo genug unbewohnte gebiete sind, in denen man im einklang mit der natur genug jagdwild vorfindet und friedlich weiterlebt. schön, oder? sogar in kunst und kultur ist diesbezüglich mehr los. es gibt da z.b. in der puccini-oper „la bohême“ die leidensgeschichte der weiblichen protagonistin, die aufgrund einer lungenkrankheit mehr oder weniger die ganz zeit vor sich hinröchelt. dass sie dabei noch eine arie nach der anderen trällert, zeugt vom unrealistischen umgang mit diesem thema. ich meine, wer kann mit einem schweren lungenfehler schon wie die callas vor sich hinzwitschern? tststs, was für ein noob, der puccini. na ja, jedenfalls kann ich mich erinnern, dass wir als kinder mit meinem vater - einem ausgebildeten opernsänger, der aber später buchhalter wurde... - sehr gerne opern anschauten, bei der „bohême“ die lungenkranke starb und starb und starb und wir meinen vater irgendwann fragten, wann die denn jetzt endlich tot ist. als kind hat man offensichtlich einen relativ nüchtern-unromantischen umgang mit dem begriff „tod“. es ist wohl bewiesen, dass kindheitserlebnisse den menschen in seiner entwicklung ziemlich prägen. ich für meinen teil mag seit der geschichte mit der lungenkranken keine langen sterbensszenen mehr. „love story“? hmpf. dennoch - die genialste sterbeszene der filmgeschichte hat seine längen, in diesem fall aber anders herum: der grandiose peter sellers als soldat gleich zu beginn in „der partyschreck“. sicherlich ein vorbild für den blutelfen-tod und wahrlich ein pflichtprogramm für alle, die gevatter tod allzu ernst betrachten, das sei an dieser stelle erwähnt.

liebe leute, das mit dem tod ist so ein eigenes kapitel. angst? ehrfurcht? respekt? sehnsucht? ich hab mir zu diesem thema rat geholt bei den weisesten aller zeitgenossen. nein nein, weder steuerberater noch automechaniker waren gefragt, sondern kumpel katze, mit der ich mich zufällig im alltäglichen zwiegespräch wiederfand. ich hatte gerade mein gesicht in ihr von seidigem fell umwachsenes voluminöses bäuchlein vergraben und prustete ihre haare aus mund und nase, was sie zu grunzend-röchelndem frohlocken veranlasste - sie mag es halt, wenn man ihr dient. „du, weise herrin“, so begann ich, sie beim stolz packend, „sag mir, was wird passieren, wenn der tod kommt?“. es heißt ja, katzen hätten die berühmten sieben leben, also - so dachte ich - müssten diese unglaublichen wesen auch zu diesem thema wesentlich mehr erfahrungen haben als unsereins. ich erwartete jetzt also etwas sehr weises, intelligentes, geistreiches, das mir helfen sollte, diese frage der fragen in klaren worten definiert zu sehen, irgendetwas, was der menschheit bis dato entgangen war. kurz in ihrem sinnlichen schnurren innehaltend, antwortete sie gelangweilt: „der tod? solange der typ meinen fressnapf in ruhe lässt, wird gar nix passieren, so schaut’s aus!“ ... schweigen meinerseits, auch für sie war das thema schon wieder erledigt und sie gab sich erneut meinen liebkosungen hin. natürlich hätte ich ihr erklären können, dass der tod nicht der schwarzweiße kater von nebenan ist, es hätte aber auch nichts geholfen, für sie existiert das thema sterben definitiv nicht. vielleicht sollte dieses beispiel auch uns in wow helfen, diverse tode einfach mit mehr freude, gleichgültigkeit und weniger ernst oder ärger zu sehen. letztlich ist es sowas von egal, denk ich mir. ich glaube ja auch, dass mich freund katze ziemlich verarscht hat, sie weiß sehr wohl, was sterben ist, sie schert sich nur einen - verzeihung für die verbale entgleisung - scheißdreck drum. ich merk immer mehr - wir können noch viel von den viechern lernen.

lg



p.s.:
„jeder, der eine weile mit einer katze zusammengelebt hat, weiß, das sie unendlich viel geduld mit den grenzen des menschlichen verstands haben.“
(cleveland amory, amerik. tierrechtler)


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  Verfasst: 16.07.2007, 11:56 
 


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