Der Crash

Tokio Hotel - Fanfictions
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    Re: Der Crash

    Girl called Kill - 15.07.2007, 22:06

    Der Crash
    Ich weiß, ich sollte eigentlich erst einen neuen Teil von Lügner und Visionäre posten, aber dieser und ein anderer One-Shot haben mich die letzten Tage nicht ruhig schlafen lassen, also muss ich dieses Einzelstück jetzt erst posten.
    Ich hoffe ihr lest es, es hat mich in den letzten Tagen ziemlich viel Mühe gekostet, aber ich denke es war irgendwie wichtig.






    [Titel:] Der Crash
    [Autor:] girlcalledkill aka Laura
    [Summary:] „The first star I see tonight .” murmelten wir beide. “I wish I may. I wish I might. Have this wish I wish tonight.”

    Wir umarmten uns auf meinem Boden, Augen suchend nach Sternen, Finger suchend nach Partnern, bevor unsere Wünsche ihr zuhause im Licht und unsere Lippen ihr perfektes Gegenstück fanden.

    [...]

    Seine Finger rannen über die Worte und die I.M. Signatur in der Ecke. Mit einem gutturalen Stöhnen schrie er und Passanten schauten herüber und er packte das Schild und riss an dem Papier. Mein Mund hing offen, als der Stiehl herum schwang und in den Boden rammte. Kleine Blattsplitter flatterten und Fetzen hingen von dem Schild; die Worte zerfetzt und erdrosselt zu nicht mehr als einer Nachricht, die zu dezimieren galt.

    Sein fragiler Körperbau, verwelkt von Chemikalien und Strahlenbelastung, klebte an meinem.
    [Rating:] R oder NC-17, kommt auf euch an.
    [Pairing:] Bill/Tom
    [Warnungen:] Tod, Sex
    [Disclaimer:] Ich habe keine Verbindung zu Tokio Hotel. Mir gehört nur die Anordnung der Wörter.




    Und er flog

    ***

    Der Crash brachte uns zusammen. Er war eine Masse von übel zugerichteten Gliedern, verschüttetem Kaffee und den größten Rehaugen. Sie waren ein goldenes Haselnussbraun, umrahmt mit grün. Irgendwie schaffte ich es, meine Balance zu halten, bis ich sein Lächeln sah – pink und ehrlich, funkelnd mit Silber. Mein Bauch machte sanfte Sprünge und meine Welt drehte sich seitwärts, als ich mich herunterbeugte, um ihn aufzurichten.

    „Danke.“

    „Entschuldigung.“ Ich spielte mit meinen Händen herum, strickte sie zwischen die Seiten meiner Comics als er Kaffee von seinem Shirt streifte und aufstöhnte.

    „Es tut mir wirklich Leid. Ich kann dafür zahl-“

    „Mach dir keine Sorgen. Ich werde nur manchmal einfach unsichtbar, weißt du?“ Er tappte mit seiner Kopie von Elison’s Invisible Man auf meine Comics. Ich wusste nicht, auf welches er verwies, also zuckte ich nur mit den Schultern.

    „Man. Ich brauche Kaffee.“

    *

    „Das zweite Jahr in Folge, übersähen hunderte Schilder Madison Park. Diese Schilder spiegeln alle schlichten Fakten von Todesraten durch Krebs bis hin zum Hekter des sekündlich im Amazonas verlorenen Landes wieder. Nachrichten von Hoffnung und Liebe verschmelzen mit den Fakten, mit eingeschlossen Schilder mit dem Aufdruck „Hold On“ und „Du wirst nie vergessen sein“. Es ist um ehrlich zu sein, zu einer richtigen Attraktion geworden, mit verschiedenen sozialen Gruppen, die sich im Park sammeln, und wichtige Informationen an die Passanten weiterreichen. Wir haben keine Informationen wer die Schilder platziert hat, oder warum. Doch dieses Jahr haben wir eine Signatur, die den mysteriösen Schildern übernacht hinzugefügt wurde. Es ist mit I. M. unterschrieben.“

    *

    Animals Died, Testing This Pesticide

    Ich grinste das Schild, seine kritzelige Handschrift und den versuchten Reim an. Hunderte von kleinen Schildern dekorierten den Park, jedes einzelne mit sozialen Versen und rennender, schwarzer Farbe vom frühen Herbstregen. Sie waren an den Gehwegen aufgestellt und als Jogger vorbeikamen, torkelten sie ein wenig bei den Nachrichten.
    Ich wollte mit dem Herbstwind joggen, erstickt von verschimmelten Blättern eingeschlossen in Regengossen und Müll, und über Diskriminierung und Verschwendung lesen. Ich wollte zusehen wie die gute Miene versickerte und sich scharfe Kanten in den Gesichtern der Mütter und Väter abzeichneten als sie bemerkten, was sie ändern müssen.

    „Fuck Tom!“ Mein Herz schlug bis zu meinem Brustbein, knallte gegen den Knochen, als ich meinen Freund mit einem bösen Blick beehrte.

    „Vielleicht später.“ Er grinste bevor er sich zu mir herüberlehnte und einen keuschen Kuss auf meinen Lippen platzierte. Mein Herz schlug härter und ich konnte mein Brustbein fast unter dem Druck brechen hören.

    „Woher bist du gekommen?“ Ich atmete aus. Er verwinkelte seine Finger in meinen eigenen, nahm Besitz an und wärmte sie mit seinen Handschuhen, bevor er mich ansah und seine Nase an meinen Nacken schmiegte.

    „Superkräfte, Bill.“ Flüsterte er. Er lehnte sich zurück, kicherte kurz und verstärkte seinen Halt um meine Hand. „Verdammt. Sieh dir bloß diese Schilder an.“

    „Ich habe Leute beobachtet. Sie beachten sie tatsächlich.“ Ich ließ mich tiefer in die Bank sinken. Der Wind fegte über uns und wirbelte die Blätter zu unseren Füßen auf. Die Zeiten veränderten sich, die Jahreszeiten veränderten sich. Tom drückte zweimal fest meine Hand in rascher Folge. Ein schnelles Signal mir „Ich liebe dich“ zu sagen, als seine Augen auf zwei Teenagerinnen haften blieben, die ein grünes Schild hinter dem Zaun lasen.

    „Ich bin auch beim Lesen hängen geblieben.“ Flüsterte er, eine sanfte Röte legte sich über seine Wangen. Seine Augen wandten sich von den Mädchen ab, als er auf Knien zu Boden ging und nach einer Tasche unter der Bank griff. „Aber wie auch immer! Ich hab eine Überraschung für dich.“

    Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken, als er eine Plastiktüte herausholte. Zwei Balken von Licht brachen durch die Welten von weiß im Himmel und gelbe und orange Blätter fielen von den Bäumen wie goldener Regen. In diesem Moment, sah ich Perfektion als seine Augen mit einem goldenen Farbton glitzerten – er war glücklich. Mood eyes, nannte Mama sie. Grün – er war nervös, wie den tag, an dem wir uns trafen. Heute- er war glücklich, denn sie leuchteten golden.

    Mit einer schwungvollen Bewegung erschien ein Batman Drachen aus der zerknüllten Tüte und mein unterdrücktes Grinsen brach zu einem Lächeln aus.

    „Wir werden fliegen.“

    *

    Orange, rote, violette Strahlen malten die Dunkelheit des Himmels über, als Tom seine Hand auf meinen Bauch legte. Die Stille wiegte weiter, mit Ausnahme des sanften Summens der Klimaanlage, die nicht funktionierte und einer Schar Raben, die unter dem Überhang nisteten. Ich fütterte sie immer wieder extra, wenn der Futter sich dem Verfallsdatum näherte. Tom sagte, ich versuchte die Vögel zu töten, aber ich sagte ihm, dass es Jersey Vögel sind und sie können alles überleben.

    Meine Finger rannen abwesend durch sein Haar und er summte zufrieden und schmiegte sich enger an mich, sah mich an. Seine Nase in meinem Bauch vergraben, sah er mich an.

    „Hi.“ Murmelte er.

    „Hi.“ Murmelte ich zurück als er meine schlaffe Hand vom Boden neben ihm hob.

    „Ich bin müde.“ Seine Fingerspitzen, rau vom jahrelangen Gitarrespielen, begannen die Innenseite meines Handgelenks zu streicheln.

    „Lange Nacht.“ Ich seufzte.

    Wir verfielen in eine angenehme Ruhe und sein Atem regelte sich langsam. Seine Hände drückten die meine gegen seine Brust und mit der anderen rann ich kontinuierlich durch sein Haar. Die Sonne ging weiter auf. Meine Gedanken waren gar keine Gedanken, sondern Träume hinter Träumen von Welten die nicht existierten, denn das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich glücklich. Ich fand Glück in den matt goldenen Schatten von Toms Augen. Ich wollte die Augen nicht schließen, denn sobald ich das tat, hieß das Aufwachen und dieses Dach verlassen, die Treppen runter zu gehen und zurück ins Leben des schlichten Büropapier-Mischens und Stirnrunzelnden Chefs, ein Leben von einer Familie die mich mied und Freunde, die dem Alkohol näher waren, als mir.

    „Was wäre deine Superkraft, Bill?“

    „Hmm?“ Ich lächele die sanften Schatten die die Sonne erzeugte an.

    „Deine Helden-Superkraft…“ Seine Augen stachen in meine, flackerten vor und zurück wie eine Kerze, der Docht von innen entzündet.

    *

    „Küss mich.“ Forderte ich ihn auf.

    Zerstörte, grüne Scherben rissen an zerbrochenem Gold, Gelb und Braun splitterte und kreierte ein Mosaik aus begierigen Glasspfützen.

    Toms widersprechende Augen reflektierten seine widersprechenden Emotionen welche meine widersprechenden Emotionen reflektierten, als seine Lippen gegen meine rammten. Mit einem dankenden Ächzen, küsste ich ihn zurück, und warf meine Besorgnis beiseite. Er schmeckte nach Erdbeeren und Tom. Ein individueller Geschmack und ich war abhängig. Als er sich von mir löste, drückte ich ihn wieder zu mir. Luft mochte vielleicht eine Notwendigkeit sein, doch das war er auch.

    Er warf mir ein Lächeln zu und ich zerbrach. Mit jedem Flüstern fühlte ich meine Nervosität schwinden. Mit jedem Stöhnen, wurde mein Wollen langsam zur Lust. Als Haut auf Haut traf, Schweiß auf Schweiß, fühlte ich wie meine Nerven versagten und sich ein tiefes Wohlgefallen von Kopf bis Fuß in mir ausbreitete. In einem sanften Tanz, spielte seine Zunge mit meiner eigenen; eine Herausforderung zu führen und sich führen zu lassen, zu versuchen die Balance zu finden, um diese Nacht unvergesslich zu machen, lohnend, perfekt.

    Irgendwo auf dem Weg, verlor er seine Boxershorts und ich verlor meinen Scham. Seine Zunge schmeckte meinen Salz, als wir die kostbaren Laute des Gewimmers und Geflüsters entdeckten. Den wunderschönen Klang von OhBillGenauDa.

    So schnell wie wir uns unserer Kleidung entledig hatten, Haut berührten und die Weise, auf die wir uns wanden und seufzten und schrien, bewunderten, wurde ich langsamer, um ihn vorzubereiten. Er krümmte sich, den Nacken entblößt.

    Bereit und sicher, sank er meinen Körper Zentimeter für Zentimeter herab, die braunen Haare hingen über seinen scharfen-scharfen Augen und dem leicht geöffneten, keuchendem Mund. Gasolin schoss durch meine Venen, als unsere Augen sich trafen. Tom breitete seine Hände auf meiner Brust aus und erhob sich leicht, bevor er sich um ein Lächeln bemühte und das Streichholz entzündete. Mit jedem nach unten schlagen und hochkurbeln , brannte ich. Flammen züngelnd und Linien auf Toms Brust ziehend, rann ich meine Fingerspitzen und Erinnerungen über seinen Nacken und seinen Rücken herab. In ihm, verbunden und brennend, flog ich höher und höher, als er tiefer und tiefer krachte. Wie ein Drahtspirale, wanden wir uns umeinander und schließlich mit erstickten Rufen, schrie er. Ich hatte nie etwas so, OhMeinGottBill gehört und ich explodierte, zerflog in eine Million kleiner Teile und schmolz in ihn.

    *

    „Ich will fliegen.“ Tom drückte mein Handgelenk zweimal, bevor er mit seinen Daumen über meine Pulsader strich. Meine Gedanken wanderten. Ich sah zu wie einer der schwarzen Vögel krähte, bevor er zu seinem unbekannten Ziel entflog. Er war so klein und seine Flügel hatten die Farbe meiner Haare. „Ich will entkommen.“

    „Tom.“ Flüsterte ich als ich zwei weitere Vögel unter dem Überhang hervorfliegen sah, „du bist nicht unsichtbar für mich.“

    Ich sah herab, hoffte dass er mich verstanden hatte, doch er war schon eingeschlafen.

    *

    „Starlight, Starbright.“ Begann ich, doch die Wörter erschienen so bitter, dass ich nicht einmal versuchen wollte, mir die goldenen Farbtöne zu wünschen. Sie waren falsches Gold, eine Mission weit weg und ich konnte den richtigen Weg nicht finden.

    Ich stand auf dem Dach meines Apartments, auf der Suche nach dem Himmel, wartete darauf, dass die Sonne wieder aufging. Ich erkannte, dass Tom unsichtbar war, als ein Flüstern von Luft mein Ohr streifte, vorbei in die stille Nacht, eine sanfte Liebkosung, die nur spärlich über meine Wange flog und dort hinter meinem Ohr rastete, wo er mich immer in den Schlaf gesungen hatte.

    Kaffee-Schokolade schwebte durch die Luft, kränkend dick und schwer, wie der Crash, an dem Tag, an dem wir uns trafen. Ich öffnete meinen Mund um „Komm zurück zu mir.“ zu schreien als sein Geschmack meine Sinne durchflutete; Erdbeeren und Tom. Mein Flüstern reichte nur für ein ersticktes ichvermissedich, das sich mit salzigen Tränen vermischte.

    Herbstblätter aus Gossen rasselten als eine rasende Windböhe sie erfasste und die Sonne über den Horizont lugte. Filzstiftgerüche brachen durch die Kaffeeinjektionen und ich sah eine Sternschnuppe, bevor sie verschwand und ich beendete mein Gedicht, mit einem Wunsch an das falsche Gold.

    *

    „Ein mysteriöser Haufen an Schildern erschien früh heute morgen im Madison Park. Wie es aussieht, stellten die Schilder keinerlei Bedrohung dar, sondern enthielten Nachrichten von Hoffnung und Fakten über Armut und Menschenrechte. Die Polizei entfernte die Schilder am Nachmittag, aber nicht ohne Aufsehen zu erregen, wer die Schilder platziert haben könnte, und was ihre Intentionen waren.“

    *

    Meine Küche hatte sich selbst übergeben. Ich hatte keine andere Erklärung für die Zerstörung, die einmal meine Spüle und meine Ablage war. Irgendwie, durch den hoffnungslosen Versuch meinem Freund Abendessen zu kochen, hatte ich es geschafft, Spaghetti auf dem Boden zu verteilen und an die Wände zu spritzen und fast jeden Gegenstand im Küchenschrank zu nutzen. Ich war auf keinen Fall ein sauberer Mann, oder ein Koch, aber ich glaube ich habe in meinem rebellischen Mix meine Grenzen überschritten. Ich hoffte nur, dass Tom meine Mühe schätzte.

    Ich war ein Chaos, fast so schlimm wie meine Küche. Begraben unter zwei Sweatshirts, einer Jacke und drei Paar Socken- irgendwann letzte Nacht, war mein Heizkörper ausgegangen. Ich duschte in gefrierendem Wasser, nur um mich nun mit Mehl zu bekleckern. Vielleicht versuchte Gott mir zu sagen, einfach mein gelbes Hinterteil in den Schnee zu tragen und den Winter über Winterschlaf zu halten. Es hörte sich gar nicht wie so ein schlechter Plan an, doch der Plan Winterschlaf mit Tom zu halten, der mein Apartment und mein Leben teilte, erzeugte einen lauteren Ton in meinen Ohren.

    „Bill…“ Das Sweatshirt juckte in meinem Nacken, als ich mich drehte um Tom dabei zuzusehen, wie er grinsend in meiner Küchentür stand. Meine Miene fiel, ich fühlte wie jeder Muskel meines Körpers nachgab, als die Ereignisse des Tages sich schwer auf ihren Fäden niederließen und hart zogen.

    „Ich hab’ dich nicht gehört, uh...“ Ich zeigte auf die Tür und schickte dabei eine Brise Mehl quer durch den Raum.

    „Ich bin unsichtbar, siehst du?“ Er sprang hinter die Barriere, die die Küche vom Wohnzimmer trennte, bevor er zurücksprang.

    „Jetzt siehst du mich.“ Sprung.

    „Jetzt siehst du mich nicht.“ Sprung.

    „Jetzt siehst du mich.“ Sprung. „Jetzt siehst du mich nicht.“

    Als er zurück in die Küche sprang, packte ich mir das letzte saubere Handtuch auf dem Schrank und zog meine Jacke aus.

    „Du bist ein Idiot.“ Murmelte ich und wischte meine Hände ab. Der bekannte Geruch von überbrühtem Kaffee und Schokolade traf mich, als er sich seitlich an mich schlich und seine kalte Nase in meine Wange drückte.

    „Du liebst es.“

    „Ich liebe dich.“

    Meine Augen schlossen sich bei meinem Zugeständnis. Wir hatten diese Worte für Monate über Monate zurückgehalten. Er wusste es und ich wusste es, doch die Narben und Verbrennungen unserer Vergangenheit hielten unsere Lippen geschlossen und unsere Körper offen. Meine Hände beschäftigten sich mit dem Handtuch, als er sich von mir löste und die Kaffeemochas auf den Tisch schob. Mein Rückrat versteifte sich, als er seine Finger meine Arme hinauf rann und durch meine Haare wühlte. Ein Prickeln schoss meinen Rücken herab, als mein Rückrat sich wieder entspannte.

    „Bill…“ Mein Name rann meine Wange entlang, bevor er einen harten Luftzug entließ, der in einem sanften Schauder meinen Nacken herab lief.

    „Ja.“ Ich öffnete meine Augen. Ein glasiger Schimmer lag über seinen Augen, umrandet von dem bekannten grünen und doch glückvollen Gold. Ich ließ das durchnässte Handtuch fallen und er nahm meine Hände in seine und drückte sie zweimal.

    „Ich dich auch.“

    *

    Das zerbrochene Glas durchbrach die Ruhe meines inneren Zufluchtsortes. Eingewickelt in zwei Decken und drei Lagen Kleidung, ließ ich meinen Pinsel fallen und stürmte aus meinem Büro in die Küche. Tom hing über der Theke, die Hände umgriffen die Ecken, sein Kopf hing tief und seine Haare verdeckten sein Gesicht. Roter Saft war auf dem Boden verschüttet.

    Ich bewegte mich, um vorwärts zu schreiten, aber meine Füße waren auf dem Linoleum wie festgeklebt bei meinem ausgerasteten Freund – bewegungslos. Ich versuchte zu sprechen, doch als ich meinen Mund öffnete, stoppte die zwischen uns gefangene Luft meine Worte.

    „Ich bin krank.“ Flüsterte Tom.

    Er liebte es immer die Ruhe zu brechen. Es lag in seiner Natur alles das zu zerbrechlich und beängstigend war zu brechen.

    Wie ich mir nur wünschte, er hätte das Glas nicht zerbrochen. Ich wünschte, er hätte nicht gesprochen. Ich wünschte, ich würde nicht die einzelne Träne sehen, die sich ihren Weg seine blasse Wange herunter bahnte und gegen die Glassplitter krachte als er gegen mich krachte, mich mit stillen Berührungen bat, es unwahr zu machen.

    *

    „Zum dritten Jahr in Folge, sind Schilder im Madison Park erschienen. Doch dieses Mal, sind diese nicht in den Boden eingelassen. Wie sie sich erinnern, wurden in den letzten zwei Jahren fast 200 Schilder von einem unbekannten, der nur als I.M. identifiziert werden konnte, in den Boden eingelassen. Dieses Jahr erschienen diese Schilder nicht. Eine Gruppe lokaler Freiwilliger organisierte eine Nacht der Feier, gennant „Stakeout Madison Park“.“

    *

    1,4 Millionen Kinder leben auf der Straße. WIESO?

    Tom stellte die dunkle Schrift auf dem blassblauen Papier fertig, seine pinke Zunge hing aus dem Mundwinkel. Mit einer Floskel schloss er den Filzstift und lächelte herüber zu mir, als ich ein weiteres Schild auf einem Holzstab befestigte.

    „Wir müssen aus diesem Raum raus.“ Murmelte Tom. Er dehnte sich über den gesamten, schmuddeligen, grauen Teppich, verteilte Papier und Füller im ganzen Raum.
    „Ich werde high von den ganzen Farbgerüchen.“

    „Wie viele haben wir noch vor uns, Tom?“ fragte ich und ignorierte, wie er sich auf meinem Schlafzimmerboden ausbreitete.

    „Fünfzig.“ Antwortete er ohne die Augen zu öffnen. „Wir können eine Pause machen.“

    Ich schaute nach draußen. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont eine Stunde früher, schleppte einen Schleier nebliger Wolken und wunschgedachten Sternen, verzweifelt versuchend hindurchzulugen.

    Tom streichelte meine Seite, bevor er mich gegen seine Brust presste.

    „Starlight, Starbright,“ flüsterte er. Ich packte seine Hände und drückte seinen Körper noch näher an meinen. „Komm schon, Bill.“

    „The first star I see tonight .” murmelten wir beide. “I wish I may. I wish I might. Have this wish I wish tonight.”

    Wir umarmten uns auf meinem Boden, Augen suchend nach Sternen, Finger suchend nach Partnern, bevor unsere Wünsche ihr zuhause im Licht und unsere Lippen ihr perfektes Gegenstück fanden.

    *

    „Ich bin übrigens Tom.“ Er hielt mir seine leicht gebräunte Hand entgegen. Ich zog meine Finger auseinander und stoppte ihren Kampf miteinander und schüttelte seine Hand.

    „Bill.“ Murmelte ich und löste meine Augen von seinen Händen und wandte sie seinen Augen, seinem Lächeln und wieder seinen Augen zu, bevor ich meine Hände wieder ihren Kampf austragen ließ. „Entschuldigung wegen-“

    „Wirklich, Kein Problem, Bill. Es ist schwarz, es wird niemandem auffallen.“ Er zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von seinem neuen Mocha. Ich tat es ihm einfach gleich und musterte sein Buch. Er hob die zerfetzte Kopie hoch. „Ellison war ein Genie. Schonmal gelesen?“

    „Kann nicht sagen, dass ich das habe.“

    „Solltest du. Es ist ein Mann, der sagt, er sei unsichtbar, wegen der Unfähigket der Welt ihn zu sehen. Ellison erklärt so gut wie die Gesellschaft Menschen geradezu zu ihrem eigenen Ende führt. Weißt du was ich meine?“ Tom rutschte auf seinem Stuhl herum und wölbte seine Schultern nach vorn. Ich nickte nur. Ich verstand das genau. Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er ihn wieder abstellte und fortfuhr.

    „Also, der Unsichtbare Mann wird in dieser Geschichte ein Werkzeug der Gesellschaft und wird nie als der gesehen, der er wirklich ist. Das ist was ich für eine Weile lang war. Verdammt, das bin ich immer noch. Ich bin der Unsichtbare Mann. Niemand sieht mich jemals.“ Er gestikulierte wild, um seinen Punkt zu verstärken und sein Enthusiasmus entlockte ein Grinsen von mir als ich nickte.

    Für einen Mann der so unsichtbar war, nahm die Welt ihn aber definitiv wahr. Eine aufgestochene Frau in einem Hosenanzug setzte ihr Kind zwei Sitze weg, doch eigentlich sah sie ihn nur, wie sie ihn sehen wollte, also hatte er Recht. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, als sähe ich ihn. Sein Lächeln sanfte summende Empfindungen durch meine Nerven und seine Worte reizten eine neue Stimme tief in mir, die ich irgendwo versteckt gehalten hatte.

    „Aber anstatt, wie der Mann in dem Buch, der nur Strom stiehlt und in einem verlassenen Gebäude wohnt, benutze ich es als eine Superkraft. Es ist meine Superheldenkraft.“ Tom sank in seinen Stuhl zurück und schlug das Buch auf den Tisch.

    Meine Zunge verschnürte sich, als er zu den leeren Plätzen und zu der Frau mit dem kleinen Jungen und zurück zu den leeren Plätzen starrte.

    „Ich bin nicht verrückt.“ Sagte er als er seine Schultern zurückrollte und sein Nacken krachte. „Ich will nur die Welt verändern. Ich will einen Unterschied machen. Irgendwie.“

    „Das wirst du.“ Ich fand meine Stimme wieder und ein Funke entzündete in seinen Augen. Die Überzeugung in meinen Worten überraschte mich, doch ich glaubte sie dadurch nicht weniger.

    „Lies das.“

    *

    Einer von fünf Menschen wird in seinem Leben mit Krebs diagnostiziert werden.

    Ich starrte das Schild an. Tom kniete nieder. Seine Finger rannen über die Worte und die I.M. Signatur in der Ecke. Mit einem gutturalen Stöhnen schrie er und Passanten schauten herüber und er packte das Schild und riss an dem Papier. Mein Mund hing offen, als der Stiehl herum schwang und in den Boden rammte. Kleine Blattsplitter flatterten und Fetzen hingen von dem Schild; die Worte zerfetzt und erdrosselt zu nicht mehr als einer Nachricht, die zu dezimieren galt.

    Tom sank auf den Boden nieder. Schluchzer, die ersten Tränen seit dem Tag, flossen, gefolgt von Erbrochenem und Estutmirsoleid’s. Er war zertrümmert und vernichtet, als ich an ihm haftete. Sein fragiler Körperbau, verwelkt von Chemikalien und Strahlenbelastung, klebte an meinem.

    „Ich habe meine Meinung geändert. Ich schwöre es, Tom. Ich schwöre, hätte ich eine Superheldenkraft. Ich wollte nur die Kraft um dich zu heilen. Das ist alles was ich will.“ Ich würgte einen Schluchzer hervor, als er seine Wanger tiefer in meiner Brust vergrub, tiefer in meinem Herzen und dort seine Spur hinterließ. „Ich liebe dich.“

    „Ich liebe dich.“ Flüsterte er und als er versuchte sich von mir zu lösen, fühlte ich es in seinen Knochen. Ich sah es in seinen Augen, ein trübes Braun mit nur kleinen Flecken von Gold im Keim versteckt. Er wusste es und ich wusste es. Er wurde unsichtbar.

    *

    Der Crash brachte sie zusammen.


    Danke fürs Lesen ;)



    Re: Der Crash

    Anonymous - 16.07.2007, 16:16

    Re: Der Crash
    Girl called Kill hat folgendes geschrieben:
    Mir gehört nur die Anordnung der Wörter.


    Als Wortanordnerin machst du dich wirklich gut. Ich bin wieder schwer beeindruckt und verzaubert.

    Obwohl ich sonst eine eher eilige Leserin bin, hast du es doch wieder geschafft, dass ich mich ein wenig in den Text einkuschele. Die süße Melancholie, die zum Schluß auch ein wenig bitter wurde, hat mich sogleich in ihren Bann gezogen.

    Das schöne bei deinen Texten ist ja, dass die Wörter nicht nur den Inhalt transportieren, sondern eine Art eigene kunstvolle Späre bilden, deren genauere Betrachtung sehr lohnend ist. Die Metaphern und auch einzelne Attribute sind manchmal ein wenig überraschend, weil sie eine ungewöhnliche Assoziation beinhalten - aber gerade dies macht den Lesegenuß umso größer, wenn nicht alles erwartbar ist.

    Dein Erzählstil wird auch nie langweilig - er wechselt zwischen üppig und spartanisch und ist doch immer richtig temperiert. Da kann dann ein Satz mit nur drei Worten wie ein Blitz einschlagen.

    Auch die Schwierigkeit, in einem verhältnismäßig kurzen Text so viele Zeitsprünge sauber hinzubekommen, hast du perfekt gemeistert.

    Also kurzum: Lesespaß pur.



    Re: Der Crash

    Girl called Kill - 16.07.2007, 17:58


    Wow... Das war sicherlich einer der besten Reviews, den ich je bekommen habe.. Danke, ich nehm mir den wirklich zu Herzen



    Re: Der Crash

    tiramisu - 23.07.2007, 17:56


    ein schön langer oneshot. das ende ist leider traurig (wie bei vielen os`). aber ich finde das total toll geschrieben.



    Re: Der Crash

    xXNamidaXx - 01.08.2007, 09:49


    kurz und doch ereignisreich
    OO das mag ich <33333 ^^



    Re: Der Crash

    Girl called Kill - 01.08.2007, 15:41


    Danke ihr Beiden :)



    Re: Der Crash

    Red Rabbit - 10.08.2007, 23:11


    ein anspruchsvoller text ... also entweder ich empfinde es nur so oder es ist eine tatsache, aber ich finde dein geschriebenes geht immer einige stufen höher als andere ffs.
    ich hab die story jetzt 2mal hintereinander gelesen...
    unglaublich und einfach traurig-schön.



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