Test: Drei 750er von Kawa im Vergleich von 1985

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    Re: Test: Drei 750er von Kawa im Vergleich von 1985

    Motorqueen - 18.08.2004, 21:53

    Test: Drei 750er von Kawa im Vergleich von 1985
    Sportmaschinen, so scheint es, sind die Domäne von Kawasaki. Die Marke mit dem grünen K als Markenzeichen hat sich mit sportlichen Typen auf den dritten Rang der Zulassungsstatistik aufgeschwungen. Obwohl, und das ist gerade das Verrückte an der Sache, keine der Kawa-Sportler ein Weltmeister-Vorbild auf der Rennstrecke vorzeigen kann.
    Einzig die GPZ 900 R macht im nationalen Straßen-Zuverlässigkeits-Sport, also bei den Rallyes, von sich reden. Ansonsten gibt’s noch nicht mal einen Sieg beim Bol d’Or – der Gewinn der Langstrecken-Weltmeisterschaft ist auch schon zwei Jahre her, mittlerweile haben die 750er von Suzuki und Honda das Zepter fest in der Hand.
    Und die Siege in der Superbike-Serie unter dem Schweizer Andreas Hoffmann (EX-Gschwender-Motorrad mit Ex-Performance-Rennmotor) können den Markt nicht so stark beeinflussen, als dass damit der sichere dritte Platz im deutschen Zulassungs-Geschäft (statt vor BMW und Suzuki auf Rang 4 und 5; mit geringem Abstand zu Yamaha auf Rang 2) erklärbar wäre.
    Das Image des puren Sportmotorrads hängt schon seit den Dreizylinder-Zweitaktern anno 1970 an Kawasaki. 1972, als die Z 900 kam, galt sie zwar nicht als betont sportlich, doch ihre schiere Kraft ersetzte das Sportflair


    Die 750 cm3-Maschinen von Kawasaki, um die es in dieser Geschichte geht, sind Sportmotorräder mit großer Gewichtung auf Alltagstauglichkeit. Sie repräsentieren drei verschiedene Philosophien, kosten unterschiedlich viel Geld, leisten unterschiedlich viel PS. Welchen Charakter die einzelnen Typen auszeichnet, loten wir in diesem Test „Kawasaki 750 gegen Kawasaki 750 gegen Kawasaki 750“ aus.

    GPZ 750 – das ist die Doppelnocken-Vierzylindermaschine, die Schritt für Schritt aus der Z 750 von vor vier Jahren entstand, und dieses Jahr mit geschlossener Verkleidung die letzte Tuningstufe erreicht hat. Wahrscheinlich wird sie 1986 das letzte Jahr im Angebot sein. Sie hat 87 PS und kostet 10190 Mark.

    GPZ 750 R – die „kleine 900er“, mit all den Baumerkmalen der erfolgreichen GPZ 900 R steht stark im Schatten der schnellen, großen Schwester. Sie hat vier Ventile pro Zylinder, Wasserkühlung, leiste 92 PS und kostet 10990 Mark.

    750 Turbo – die beste aller Turbos kam 1983 und läuft im Verkauf mehr als schleppend als turboflott dahin. Kein Wunder, wenn man weiß, dass das Turbo-Image in Deutschland kaputter denn je ist – die vermurkste Honda CX 500 Turbo trägt daran die Hauptschuld. Die Kawa 750 Turbo leistet 100 PS und kostet 12190 Mark.

    Die beiden 750er Kawas ohne „R“ in der Bezeichnung, also die GPZ 750 und die 750 Turbo, kommen mit Luftkühlung und zwei Ventilen pro Zylinder aus. Ihre Motoren gleichen sich; innen ist das Turbo-Triebwerk jedoch stark verändert: Die Verdichtung ist von 0,5 auf 7,8 herabgesetzt; Zylinder, Zylinderkopf und Kolben sind verstärkt, um den höheren Innendruck durch die Aufladung standhalten zu können; das Getriebe ist samt der Kupplung kräftiger ausgelegt. Kein Wunder, leistet doch die 750 Turbo in der ungedrosselten Auslands-Version 120 PS. Die Leistungskappung um 20 PS geschah mittels eines Gasanschlags, der die Schieber in der Mikuni-Anlage nicht ganz öffnen lässt.
    Beide Motoren springen zuverlässig an, wenn auch mit dem Choke überlegt umgegangen werden muss: Wird er zu weit gezogen, dreht der kalte Motor zu hoch, was den Verschleiß im Bereich der Kolben, Kurbelwellenlager, Nockenwellen und Stößel fördert.
    Der GPZ 750-Motor zieht aus niedrigen Drehzahlen schon gut durch und zeigt auch keine Angst vor fünfstelligen Drehzahlen.
    Bis 5000 Touren ist der Biss nicht allzu kräftig, erst ab dieser Tourenzahl geht der Motor richtig zur Sache. Es ist jedoch beileibe nicht so, dass er „unten nichts drin“ hätte, er zieht aus dem Drehzahlkeller etwas besser heraus als zum Beispiel eine 750er GSX Suzuki und viel besser als die GSX-R 750, aber nicht ganz so gut wie die vierventilige Yamaha FZ 750.
    Die Kawasaki-Turbo zeigt im unteren Drehzahlbereich die typische Turbo-Schwäche: Wenig Dampf bei wenig Drehzahl. Erst ab 4500 bis 6000/min ist echte Power angesagt. Der Einsatz des Laders geschieht sanft und ohne den typischen „Turbo-Ruck“, aber mit der gewissen Verzögerung von einem Augenschlag eben. Der Turbolader sitzt übrigens vor dem Motorblock im Verkleidungsbug. Sein pfeifendes Laufgeräusch ist nicht zu überhören; bei Nacht wird er rotglühend und damit ist er auch nicht mehr zu übersehen.
    Beide Zweiventil-Motoren mit einem kernigen Auspuffgeräusch: Nicht aufdringlich unangenehm, aber auch nicht zu überhören. Auch nicht allzu laut, aber in der gewissen, durchaus aggressive klingelnden Kawa-Tonlage: Leistungs-Dur oder Kraft-Moll.
    In Sachen Vibrationen geben sich die Zweiventil-Triebwerke, dank Gummi Stahl Elementen in der Motorhalterung, zurückhaltend. Zwar kribbelt es in den Lenkerenden, was aber nicht sonderlich stört. Beide Getriebe lassen sich exakt schalten. Zu hoch sind die Betätigungskräfte des Schalthebels; versöhnlich stimmt nur die Tatsache, dass die Kupplung jederzeit sicher ausrückt, gut packt und die fünf Gänge exakt sitzen. Der Hinterradantrieb wird bei allen drei Kawas per O-Ring-Kette besorgt; sie lebt bei guter Pflege über 20000 Kilometer lang.

    Der GPZ-R-Motor ist grundverschieden zu den beiden anderen Vierzylindern. Er gleicht im Laufgebaren dem 900er-Treibsatz. Die Motorschwingungen werden durch eine vor der Kurbelwelle sitzenden Ausgleich nahezu vollständig eliminiert.
    Ab 4500/min liefert er vertretbare Leistung, ein bisschen geringer als beim GPZ 750-Motor ist der Bums bis 7000/min, fährt man die vierventilige R im direkten Vergleich zum Zweiventiler.
    Das liegt mit Sicherheit auch am kürzeren Hub – der GPZ-Motor hat 66 mm Bohrung und 54 mm Hub, während das R-Pendant mit 70 x 48,6 mm deutlich kurzhubiger ausgelegt ist. Dafür wird der R-Motor ab 7500/min zusehens feuriger, um bei 11000/min sein Drehzahl-Maximum zu erreichen.
    Dank Wasserkühlung läuft der R-Motor leiser, wenngleich das Auspuffgeräusch nicht minder gepfeffert ist. Sein Sechsganggetriebe lässt sich leichter betätigen als das Fünfganggetriebe des alten Motors; die Kupplung lässt ebenso wenig Wünsche offen.


    Beim Fahren offenbaren sich deutliche Unterschiede der drei Vergleichs-Kandidaten. Die GPZ 750 R weist dasselbe Fahrverhalten auf wie die vielgelobte große 900er: Sicher im Geradeauslauf, annehmbar handlich auf kurvenreicher Strecke, keine Neigung zum Lenkerflattern oder Fahrwerkpendeln, vorn wie hinten ein bisschen hart abgestimmt, aber dafür sehr schön straff gedämpft. Der richtige Kompromiss zwischen Alltag und Sportlichkeit, mit deutlichem Blick auf aktiver Fahrsicherheit.
    Dafür sprechen auch die Bremsen der „R“. Die vordere Doppelscheibe verlangt eine kräftig zupackende Hand, zeigt jedoch selbst bei Passabfahrten keinen Anflug von Fading, also Verzögerungsmüdigkeit. Die hintere Scheibe dient als zuverlässige Unterstützung – ein gutes Chassis.
    An der GPZ 750 und der Turbo fällt auf, dass sie auf engen Straßen erhöhten Körpereinsatz verlangen, wenn es rasch rechts-links-rechts gehen soll, die Handlichkeit der Maschine gefordert ist. Dafür stimmt die Spurhaltung in schnellen Kurven – beide 750er lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Dazu muss jedoch die Bereifung stimmen: Auf die GPZ 750 sollen ausschließlich Dunlop-Reifen aufgezogen werden (wie übrigens auf die GPZ 900 R auch) und auf die 750 Turbo gehören A und M 48 – mit dem grünen Dreieck (ca. 15 Millimeter hoch) sind die passenden Turbo-Michelins bezeichnet. Bei Verwendung von Reifen ohne Zusatz-Zeichen, das zum Reifentyp gehört, kann es Fahrwerksprobleme geben.
    Auch muss der Luftdruck im hinteren Uni-Track-Federbein auf den Fahrer abgestimmt sein: 0,6 bis 1,2 bar lautet unsere Empfehlung und dazu gehört die Dämpfung auf Stufe zwei.
    Die Ausstattung der drei Kawas ist japanischer Durchschnitt: Exakt und ruhig anzeigende Tachos und Drehzahlmesser, griffgerechte Schalter und Hebel, sauber verarbeitete Verkleidungsschalen. Die Sitzbänke sind für den Fahrer gut gelungen, der Beifahrer muss sich auf GPZ 750 und 750 Turbo mit einem besseren Notsitz zufrieden geben, auf der GPZ 750 R sitz er wesentlich besser.

    Die Fahrleistungen der drei Maschinen unterscheiden sich nur geringfügig: Von null auf 100km/h spurtet die 750 Turbo in 3,9 Sekunden, die Zweiventil-GPZ in nur 4,0 und mit der GPZ 750 R brauchte unser Beschleunigungs-Tester tatsächlich 4,5 Sekunden – eine halbe Sekunde braucht die Fünfgang-GPZ weniger als die Sechsgang-R.
    Das lag vor allem daran, dass der GPZ-Motor unten heraus besser ging und beim Schalten noch besseren Drehzahl-Anschluss fand.
    Die 400 Meter mit stehendem Start wurden mit der Turbo in nur 10,8 Sekunden zurückgelegt, der Motor ist, wenn er bei Laune – sprich: Drehzahl – gehalten wird, unheimlich feurig. Um in die Niederungen deutscher Umgangssprache abzusinken: echt turbogeil. Der Kilometer mit stehendem Start wird von der Turbo in nur 21,9 Sekunden zurückgelegt, während die GPZ 750 R 24,3 Sekunden braucht und die GPZ 750 mit 24,0 Sekunden ein weiteres Mal in der Beschleunigung besser ist.
    In der Höchstgeschwindigkeit kann die GPZ 750 R aufholen: 220 km/h ist sie mit liegenden Piloten schnell, immerhin noch 214 km/h mit sitzendem. Da merkt man dann jedoch das „Alter“ der GPZ 750: Sie läuft „nur“ 215 km/h liegend und 207 km/h sitzend. Die Turbo hängt beide ab: 230 km/h mit liegendem und 225 km/h zeigte unsere Lichtschranke beim aufgeblasenen Motor an. Ein strammer Wert, der auf die mühselige Arbeit der Kawa-Techniker bei der Drosselung schließen lässt.
    In Sachen Verbrauch lag dafür die Turbo jenseits von allen 750er-Durchschnitten: Voll geblasen verbrauchte sie über 11 Liter auf 100 Kilometer. Im Normalbetrieb begnügte sie sich mit 7,6 Liter.

    Der Verbrauchs-Vergleich GPZ 750 R zu GPZ 750 ging wieder zugunsten der alten Zweiventiler aus: Sie verbrauchte rund 20 Prozent weniger Super als der neue Vierventiler. 5,3 Liter/100 km im Normalbetrieb und 7,4 bei Eilfahrt sprich für die alte Konstruktion, während die GPZ 750 R immerhin 6,4/8,2 Liter verbrauchte. „Fortschritt“ in Sachen Vierventiltechnik und Wasserkühlung muss sich also nicht unbedingt in geringerem Benzinverbrauch oder besseren Fahrleistungen bemerkbar machen.
    Preislich dagegen liegen GPZ-R und GPZ in der offiziellen Preisliste nur um rund 1000 Mark auseinander. Anrufe bei verschiedenen Kawa-Händlern förderten für die neuere GPZ 750 R große Nachlässe zu Tage; für rund 9500 Mark geben die Händler die GPZ 750 und die im Schatten der 900er liegende GPZ 750 R ab. Auch die Turbo ist weit unter ihrem Preis von 12190 Mark zu haben: Zwischen 950 und 10000 Mark lagen die Summen, welche die Händler haben wollten.
    Der bessere Kauf? Vom Fahrwerk her sicher die GPZ 750 R, in Sachen Leistung die 750 Turbo. Am rundesten jedoch kommt mir die „alte“ GPZ 750 vor: Hier stimmt Optik, Motor, Leistung. Ein Ergebnis der permanenten, jahrelangen Modellpflege.



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