Auf der Suche nach dem Frühling

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    Re: Auf der Suche nach dem Frühling

    thonderbold - 01.05.2006, 21:29

    Auf der Suche nach dem Frühling
    Auf der Suche nach dem Frühling

    Als Andreas heute Morgen wach wird, möchte er gar nicht aufstehen. So müde ist er noch. Dabei singen die Vögel draußen schon herrlich. Richtig laute Vogelmusik klingt durchs Fenster. Das ist der Frühling, hat Papa ihm gestern erklärt.

    Langsam schlurft er in die Küche. Er stutzt, denn auch seine Eltern gähnen noch um die Wette. Fragend schaut er seine Mutter an. In der Frühe ist ihm noch gar nicht nach Sprechen. Viel redet er sonst auch nicht. Seine Familie versteht dennoch, was er zu sagen hat. Oh ja, bemerkbar machen kann er sich recht gut. Überhaupt ist er sonst quietschfidel und puppenlustig.

    "Du möchtest wissen, warum wir alle noch müde sind?", fragt Mama.

    Er nickt heftig bejahend mit dem Kopf, kann er die allseitige Müdigkeit doch nicht verstehen. Sonst ist er doch hell wach um diese Zeit.

    "Das nennt man Frühjahrsmüdigkeit", sagt seine Mutter und gähnt erneut.

    `Frühjahr, Frühjahr`, denkt Andy, wie ihn die Familie liebevoll nennt. `Alles heißt im Moment Frühjahr. Oder Frühling`.

    Er setzt sich an den Frühstückstisch. Ganz in Gedanken versunken ist er. `Wo mag der Frühling sein?`, überlegt er.

    Seine große Schwester Miriam kommt gähnend zum Frühstück. "Guten Morgen", sagt sie lahm. Sonst ist sie ein rechter Wirbelwind.

    `Vielleicht hat sie auch die Frühjahrsmüdigkeit`, vermutet Andy und betrachtet sie erstaunt. Was ist mit ihr los?

    Miriam spricht jetzt die Mutter an: "Mum, haben wir vielleicht Möhren im Haus?"

    Mutter und Vater sehen sich an und lächeln ein wenig. Sie wissen doch, dass ihre Tochter normalerweise nicht viel von Obst und Gemüse hält.

    "Ja, im Kühlschrank sind welche. Aber was willst du denn damit? Du gehst doch erst heute Nachmittag zum Reiten", entgegnet die Mutter.

    Möhren, die die Kinder den Reitpferden mitnehmen, stehen nämlich in der Speisekammer. Das weiß Miriam.

    "Ach, weißt du", zögert die Tochter ein wenig unsicher und stochert in ihrem Frühstück. "Ich habe gelesen, dass man im Frühjahr viele Vitamine braucht. Die machen wach. Und eine schöne Haut", fügt sie noch schnell hinterher.

    Die Familie wundert sich. Verträumt sitzt Miriam am Tisch und malt mit dem Löffel Figuren auf die Decke. Sind es gar Herzen, die sie dort kritzelt? Als Miriam den Blick der Mutter erhascht, wird sie rot.

    `Sie wird doch nicht ...?`, überlegt Mama. `Aber sie ist doch erst elf. Sie kann noch nicht verliebt sein.`

    Papa stellt das Radio an. Inzwischen sind die Eltern von ihrem Morgenkaffee wach geworden. Ein Lied erklingt, als Mama plötzlich aufhorcht. "Stell bitte ein wenig lauter", bittet sie ihren Mann. Sie lächelt und fängt leise an mitzusingen.

    "Das ist der Frühling, das ist der Frühling, das ist der Frühling in Paris", hört Andy. `Eine schöne Melodie ist das`, denkt er und tanzt ein wenig in der Küche umher. Schon wieder hört er vom Frühling. Irgendetwas muss doch an ihm dran sein.

    Nach dem Frühstück überlegt Andy: `Ich mach mich jetzt auf die Suche nach dem Frühling. Irgendwo wird er schon sein. Ich werde ihn finden. Ganz bestimmt!`

    Der Kleine geht nach unten in den Garten. Vor der Tür liegt sein Kätzchen L..., nein Fredy, und räkelt sich genüsslich in der Helligkeit.

    `Du bist wirklich keine Lady`, denkt Andy.

    Diesen Namen hatten die Kinder ihm gegeben, bevor sie wussten, dass die Katze ein Kater ist. Nun heißt Lady eben Fredy. Andy amüsiert sich nachträglich immer noch darüber.

    Träge schaut das Tierchen zu seinem Freund, dem Jungen, hoch. Tiere, wie auch Pflanzen, verstehen ihn sehr genau. Er braucht gar nicht viel zu reden.

    "Du willst wissen, wo der Frühling ist? Bestimmt hier in der Nähe, denn ich fühle mich so wohl hier. Miau!", schnurrt Fredy.

    "Okay, dann suche ich weiter", macht Andreas Fredy klar und streichelt ihn hinter den Ohren.

    Als er in den Garten kommt, schaut er sich suchend um. Hier irgendwo findet er garantiert den Frühling. Er freut sich immer, wenn er im Garten sein kann. Jetzt tanzt er voller Übermut um die Bäume herum. Einen Nussbaum sieht er sich ganz genau an. "Ist hier der Frühling?", fragt er ihn insgeheim.

    Der Baum antwortet leise: "Frühling herrscht überall. Wir Bäume müssen viel Sonne aufnehmen, damit wir Saft und Kraft bekommen zum Ausschlagen. Die frischen Blätter sollen doch ein kräftiges Grün haben."

    `Genau`, denkt Andy.

    Am Ende des Gartens sieht er Papa und Opa an einigen Büschen arbeiten. Als er gerade hineilen möchte, läuft ihm ein Igel vor die Füße auf dem Weg ins Gebüsch.

    "Wohin des Weges?", fragt er Andy.

    "Ich suche den Frühling", hört der Igel Andy aus seinem Kopf antworten.

    "Der ist doch hier überall. Ich mache jetzt Frühjahrsputz in meinem Geäst. Habe wieder viel zu lange Winterschlaf gehalten. Jetzt wird's aber Zeit, bevor meine Kinderchen zur Welt kommen." Hurtig macht sich das Igelchen auf den Weg.

    Bei Opa und Papa angekommen, schaut Andy den beiden ein wenig bei der Arbeit zu. Mit scharfen Scheren schneiden sie alte Äste ab.

    "Das macht man im Frühling so, damit die neuen Triebe kräftiger wachsen können", erklärt ihm sein Vater.

    Andy schwingt ein abgeschnittenes Stöckchen, summt dazu und schaut sich weiter um.

    In einer Tanne ist ein Eichhörnchen beschäftigt. Es säubert sein Nest. "Es ist Frühling. Bevor die Jungen kommen, muss ich das Nestchen ordentlich aufräumen", erklärt es Andy. "Stör mich jetzt bitte nicht mehr. Ich habe noch viel zu tun."

    "Na gut", antwortet dieser und sucht weiter, denn den Frühling hat er immer noch nicht gefunden.

    Aber was ist das? Zwischen den abgeschnittenen Ästen, die sein Vater und Großvater auf einen Berg gehäuft haben, sitzt ein Vögelchen. Es hat einen Zweig im Schnabel.

    "Wohin?", fragt Andy.

    "Auch wir Vögel müssen Nester bauen, damit wir unsere Eier hineinlegen können. Schließlich machen wir das jedes Jahr im Frühling. Ich brauche noch viel Baumaterial", piepst der Vogel und fliegt davon.

    "Was mache ich jetzt?", überlegt Andy.

    In dem Moment ruft seine Mutter aus dem Fenster: "Kommst du bitte nach oben, Andreas. Wir müssen zur Reitstunde."

    Andreas rennt los. Flugs die Treppen hoch.

    "Einen Moment. Ich bin gleich soweit", ruft die Mutter ihm zu.

    Das Radio läuft noch. Andy hört, wie die Ansagerin ankündigt: "Jetzt folgt der Frühlingsstimmenwalzer."

    Eine fröhliche Melodie erklingt. Er tanzt nach der Musik durch den Flur. Schon wieder das Wort Frühling!

    Nachdem Mama und Andy ihre Jacken angezogen haben, marschieren sie los. Auf dem Weg zum Reitstall kommen sie an einer Weide vorbei. Die Schafe dort kennen den kleinen Jungen gut. Sie haben schon Nachwuchs. Bald ist Ostern, es sind Osterlämmer geboren worden. Das hat Miriam ihrem Bruder erzählt. Niedlich sind die Kleinen.

    "Wir kriegen unsere Kinder immer im Frühling", lässt ihn ein weißes Schaf wissen. "Ich muss jetzt ganz viel Gras fressen, damit ich kräftig werde und gute Milch für meine Lämmchen habe."

    Andy macht nach, wie das Lämmchen hüpft. Lustig ist das.

    Mama ruft, und sie gehen weiter. Der Reitstall kommt in Sicht. Andy saust los, denn er weiß, dass sein Pony Vacca sich freut, wenn er kommt. Doch nicht Vacca steht am Zaun, sondern Prinz, ein großes Pferd. Aber was macht es? Die Trainerin kommt angelaufen, begrüßt den Jungen und seine Mutter. Andy schaut fragend.

    "Tja, Andy, dein Prinz hat wohl Frühlingsgefühle. Schau, er springt herum wie Vacca."

    Tatsächlich! Andy traut seinen Augen kaum. Prinz, der sonst ein ruhiges Pferd ist, springt mit Vacca, der jetzt aus einer Ecke kommt, um die Wette. Andy begrüßt seine Pferde und hält ihnen ein Zuckerstück entgegen. Doch sie haben nur Freude am Toben und Wiehern. Andy hüpft mit ihnen mit. Hat auch er Frühlingsgefühle? Schon wieder dieses Wort.

    "Jetzt wollen wir aber mal anfangen", ruft seine Trainerin und der Reitunterricht beginnt.

    Für Andys Krankheit ist sein geliebter Sport Therapie. Sie tut ihm sehr gut. Am liebsten würde er jeden Tag reiten. Dazu hat er aber gar keine Zeit. In den Kindergarten geht er schließlich noch. Und manchmal zur Ergotherapie.

    Nach der Reitstunde gehen Andy und seine Mama wieder nach Hause. Von weitem schon sieht er, dass die Oma im Garten ist. Er sieht die Mutter fragend an.

    "Lauf nur vor. Ich seh dich ja und komme gleich nach", sagt sie.

    Der Kleine rennt zur Oma. Er sucht sich ein Schattenplätzchen, denn die Sonne mag er nicht besonders. Die tut seinen Augen weh. Was macht die Oma?

    "Ich setze junge Pflänzchen, damit sie im Sommer blühen. Das macht man immer im Frühling", erklärt sie ihm.

    Er schaut sich um. "Blüht schon", antwortet er.

    "Ja, Andy, vieles blüht jetzt schon. Zu Ostern gehen viele Knospen auf, damit wir Freude daran haben. Schau, die Osterglocken."

    Andy schaut sich die gelben Glöckchen genau an. Hört er ein leises Läuten aus einer Blüte? Dann springt er weiter im Garten herum, als suche er etwas.

    "Suchst du immer noch den Frühling?", fragt die Oma lächelnd, nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hat. "Mama hat mir erzählt, dass du ihn finden möchtest."

    "Jaha", antwortet der Kleine und überlegt angestrengt. Wo mag er nur sein, der Frühling? So oft hat er das Wort jetzt gehört. Er muss doch zu finden sein.

    Seine Oma zieht sich die Gartenhandschuhe aus und sagt zu dem Jungen: "Komm, setz dich einen Moment zu mir."

    Beide gehen zu einer Gartenbank unter dem Pfirsichbaum, doch Andy setzt sich lieber ins Gras.

    "Weißt du, mein Kind, du kannst den Frühling nicht finden. Er ist in dir drin. Ganz tief innen. Wenn du die Natur hörst und siehst und alles in dir aufnimmst, dann ist er dort. Du lächelst vor Zufriedenheit, wenn du die Osterglocken siehst. Freust dich, wenn ein Vögelchen ein Zweiglein in sein Nest trägt."

    Gespannt hört Andy die Worte seiner Großmutter.

    "Wo zwischen den Menschen Frieden und Liebe in der Familie herrscht, auch dort ist der Frühling", redet die Oma weiter. "Und all das empfindest du. So vieles hörst du, was andere nicht mitbekommen. So vieles siehst du, was andere nicht einmal ahnen. Du hast ihn in dir, den Frühling."

    Ganz verlegen wird Andy, als er so schöne Worte von der Oma hört. Wie im Märchen hört sich das an. Und er hört doch so gerne Märchen.

    Der Junge seufzt ein wenig. Dann läuft er zurück ins Haus. Über vieles hat er nachzudenken. Aber er weiß, dass er den Frühling nicht mehr suchen muss. Er hat ihn gefunden ...

    An diesem Abend hört er im Radio den Ansager sprechen: "Meine lieben Zuhörer, bitte denken Sie daran, die Uhren umzustellen. Morgen beginnt die Sommerzeit."

    Das versteht Andy nun wiederum überhaupt nicht. `Ich denke, es ist Frühling`, überlegt er. `Muss es nicht heißen: Frühlingszeit?`

    Auch an die Osterzeit denkt er und freut sich mächtig. Viele, viele gelbe Blüten. Und Ostereier ...

    Als er abends ins Bett geht, summt er die Melodie, die er im Radio gehört hat. Wie hieß die noch? Ach ja, er erinnert sich:

    Frühlingsstimmenwalzer ...



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