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Pinter, Harold – Mondlicht und andere Stücke




Pinter, Harold – Mondlicht und andere Stücke

Beitragvon tom » 16.01.2009, 17:38

Nach dem Tode des Autors und Nobelpreisträgers im Dezember 2008 wollte ich etwas von ihm entdecken und griff zu diesem Buch, das ich letztes Jahr günstig habe erwerben können. Dies ist jetzt weniger eine Rezi als vielmehr ein kleiner Wink in Richtung dieses Autors. Vielleicht mag ihn der ein oder andere näher kennen lernen.

ZUM BUCH: "Party Time", "Mondlicht" und "Asche zu Asche" sind drei relativ kurze Theaterstücke von Harold Pinter von der ersten Hälfte der 90iger Jahre.
In „Mondlicht“ (1993) wartet ein sterbender Mann mit seiner Frau auf die herbei gerufenen Kinder, die nicht zu kommen scheinen wollen. Erinnert werden Treuebrüche der Vergangenheit...
In „Asche zu Asche“ (1996) steht ein mitvierzigjähriges Paar im Gespräch miteinander.

Am meisten beeindruckt hat mich das erste Stück „Party Time“ (1991): wir hören einem ziemlich oberflächlichen Smalltalk auf einer Party zu, in den vom „neuesten Club, dem nächsten Urlaub, Golfen“ die Rede ist. Klar, es handelt sich eher um eine besser stehende Gesellschaft im England der 80iger, Anfang 90iger Jahre?! Im Hintergrund aber erfahren wir von gleichzeitig „draußen“ stehenden Straßenbarrieren, -kontrollen, vielleicht einer Demo und Unruhe im Land. Das erscheint wie eine andere Welt. Dahingegen sehen sich die Hauptakteure der Party als Mitglieder eines Clubs von „moralischem Empfinden und rigorosem, fundamentalem Bewusstsein“.
Man mag erahnen, wie hier Pinter das Thatcherengland kritisiert und unter die Lupe nimmt. Ganz toll ausgearbeitet!

Ich bin solche Theaterstücke (hier also derer drei) nicht so gewöhnt und hatte auch, ja was, einige Verständnisschwierigkeiten bei den beiden letzten Stücken. Doch allein für „Party Time“ hat sich das Büchlein gelohnt, das man im Übrigen relativ schnell liest. .

Für¨Party Time" gebe ich gerne :stern::stern::stern::stern:
Für die anderen beiden Stücke enthalte ichmich einer Wertung!

ZUM AUTOR: Geboren 1930 in London. Er war nach seiner Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Art bis 1957 Schauspieler an diversen Provinzbühnen. Die Uraufführung seines ersten abendfüllenden Stücks „Die Geburtstagsfeier“ stieß 1958 bei der englischen Kritik auf Unverständnis; 1960 etablierte ihn schließlich „Der Hausmeister“ als einen der meistgespielten und einflussreichsten britischen Dramatiker seit Shakespeare. Neben Stücken hat er Drehbücher (u.a. für Regisseure wie Joseph Losey, Elia Kazan, Robert Altman, Volker Schlöndorff und Paul Schrader) geschrieben, Hör- und Fernsehspiele sowie den Roman „Die Zwerge“, Regie geführt und als Schauspieler in Film und Theater gearbeitet. In den 80er Jahren begann außerdem sein anhaltendes politisches Engagement gegen Menschenrechtsverletzungen. Pinter, der mit seiner Frau in London lebte, wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1973), dem Laurence Olivier Award (1996) und dem David-Cohen-Preis (1995), dem wichtigsten Literaturpreis Englands. Im Jahre 2005 erhielt er, für einige überraschend, den Nobelpreis für Literatur. Er verstarb im Dezember 2008 nach langem Krebsleiden.
(Quelle u.a. siehe auch mehr unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Harold_Pinter )

Taschenbuch: 127 Seiten
Verlag: Rowohlt Tb. (Oktober 2000)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499227959
ISBN-13: 978-3499227950

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tom
 

von Anzeige » 16.01.2009, 17:38

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Beitragvon Pippilotta » 16.01.2009, 18:35

Danke tom, für diese wirklich interessanten Eindrücke. Ich war damals sehr erstaunt, dass er den Nobelpreis bekommen hat, aber jetzt wo du es schreibst ....

Rein inhaltlich würden mich alle 3 Stücke sehr interessieren. Ich habe nur ein enormes Problem beim Lesen von Dramen, diese verteilten Rollen, da verliere ich ganz leicht den Überblick, wer nun was gesagt hat. Das würde ich lieber im Theater sehen .... ich erinnere mich, dass es letztes Jahr, im Zuge des Nobelpreises, einige Aufführungen in der Umgebung gab.
Vielleicht ergibt sich einmal die Möglichkeit, ich werde die Augen auf jeden Fall offen halten.
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon tom » 16.01.2009, 23:41

Als er den Nobelpreis erhielt, war der Name ganz neu für mich :oops: . Zufällig fand ich dann letztes Jahr irgendwo ein Billigangebot für das oben vorgestellte Buch und wollte Pinter kennenlernen. Für den Normalpreis um die 15,- Euro hätte ich das wohl nicht getan!

Wie gesagt habe ich recht wenig Erfahrung mit Dramen/Theaterstücken. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auf der Bühne gut sein muss und z.B. die anderen beiden Stücke DURCH die Interpretation noch neue Dimensionen erhalten würde. So blieb mir da was verschlossen.

Aus verschiedenen Gründen komme ich quasi NIE ins Theater... :oops:

Doch durch die Vita von Pinter erahne ich ein interessantes und auch im zweiten Lebensabschnitt, sehr angagiertes Leben!
tom
 

Beitragvon marilu » 23.01.2009, 13:51

Ich wollte dir noch für die Vorstellung danken. Wir haben in der Schule ein Pinterstück durchgenommen und besprochen und ich weiß noch, dass es mich genug beeindruckt hat, um mir vorzunehmen, mehr von ihm zu lesen, aber doch nicht genug als dass ich dies in den letzten 14 Jahren tatsächlich gemacht hätte. Deine Rezi ist für mich eine guter Nasenstuppser, um nach Pinter Ausschau zu halten...

Letzte Woche war ich übrigens in der British Library und habe dort in einem der Schaukästen eine Manuskriptseite von Pinter gesehen (inkl. handschriftlichen Notizen) und musste an dich denken, weil du kurz zuvor berichtet hattest, dass du ihn liest! Und so war das Krümelforum bei meinem ersten Londonausflug auch mit dabei. :wink:
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