Die nächste Zigarette

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    Re: Die nächste Zigarette

    saskat - 25.04.2006, 19:53

    Die nächste Zigarette
    Es brannte sich in ihr Hirn und fraß sich dort fest.
    Erst war alles fröhlich. Um sie herum wurde noch gelacht, es drang wie durch einen dicken Nebel durch sie durch, und sie konnte nichts anderes tun als auf das kleine Stückchen Papier zu starren.
    Es lag leicht und irgendwie federnd in ihrer Hand, während der süßsaure Geschmack der Soße, die sie zuvor gegessen hatte, noch auf ihrer Zunge lag.

    „ DIE NÄCHSTE ZIGARETTE; DIE SIE RAUCHEN; WIRD BEI IHNEN DAS PLATZEN EINER ARTERIE IN IHREM KOPF VERURSACHEN: SIE WERDEN DARAN STERBEN

    Sie drehte den Zettel, sah in die Gesichter ihrer Freunde und hoffte auf ein verschmitztes Grinsen. Irgendetwas, das ihr sagte, dass es nur ein Scherz ist, ein böser Witz.
    Aber Christen, die ihr gegenüber saß, turtelte mit Mike, gleich links von ihr.
    Mike schaute ein wenig verwirrt drein, erwiderte aber offensichtlich den Flirt.
    Marc neben ihr versuchte selbst sein Glückskeks nach dem Mahl zu öffnen und auf dem Tisch lagen überall die Stäbchen, Servietten, Zigarettenschachteln, Feuerzeuge und ein paar Handschuhe von Christin herum.
    Nichts war verändert, das Ambiente was dasselbe.
    Sie war nicht plötzlich von einem Wimpernschlag auf den nächsten in eine andere, grausame Dimension geschlüpft, sie war auch nicht eingeschlafen und träumte einen seltsamen Traum.
    Sie war immer noch hier, im Mandarin, das Chinarestaurant, in dem sie und ihre Freunde zwei Mal im Monat gehen und sich den Bauch voll schlugen.
    Es war immer nett, sie hatten immer viel Spaß, sie waren immer zufrieden und immer satt...und eigentlich lachten sie alle immer über die Glückskekse.
    Nur dieses eine Mal schien ihr nicht nach Lachen zumute zu sein.

    Wieder nahm sie den unscheinbaren, weißen, länglichen Zettel und lass noch einmal die Botschaft, die darauf stand.
    „ DIE NÄCHSTE ZIGARETTE; DIE SIE RAUCHEN; WIRD BEI IHNEN DAS PLATZEN EINER ARTERIE IN IHREM KOPF VERURSACHEN: SIE WERDEN DARAN STERBEN

    Sie schluckte, zerknüllte das Papier, machte den Mund auf, um etwas zu sagen..aber schloß ihn gleich wieder, weil ihr nichts einfiel. Der zerknüllte, kleine Zettel fühlte sich seltsam weich an in ihrer Hand.
    Sie blickte sich wieder um, sah Mike, wie er verzweifelte Versuche unternahm, den richtigen mutigen Eindruck bei Christen zu machen, obschon er mittlerweile rot angelaufen war.
    Christen hatte ihn bis an die Wand gedrängt und legte keck ihren Kopf schief um ihn anzulächeln.
    Die beiden waren ein netten Paar. Sie, groß und schlank, mit frischen braunen Locken, die ihr sanft auf die Schulter fielen.
    Ihre großen, brauen Augen glänzten unter der seichten Tischbeleuchtung und der Lippenstift, der auf ihren Lippen nach dem Essen verblieben war, schien zu leuchten.
    Er, mit seinem blondem, kurzem Haar, und seinem fein geschnittenem Gesichtszügen in denen zwei blaue Augen wie Perlen saßen und den vollen Mund, bei dem sich die Mundwinkel witziger Weise nach unten zogen, wenn er lächelte.
    Es knackte und Mark hielt triumphierend seinen Zettel aus dem Glückskechschen hoch.
    „Lies vor.“, forderte Mike ihn auf.
    Mark räusperte sich und hielt den Zettel unter dem Licht der Tischbeleuchtung um besser lesen zu können.
    „Das Glück wird ihnen begegnen, sie müssen es nur erkennen.“
    Er lächelte, nahm den Zettel und drückte ihn an die rechte Seite seiner Brust.
    „Das Herz ist links, du Arsch.“, lachte Mike nicht unfreundlich und griff nach einer der Schachteln Zigaretten, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Er betrachtete sie, öffnete sie mit dem Fingernagel seines Daumens und schob sich eine Zigarette raus.
    Britta nahm das alles mit einer Intensität war, die sie nie für möglich gehalten hatte.
    Sie erkannte sogar den Duft, der beim öffnen der Schachtel unweigerlich in den Raum strömte. Den süßlich, bitteren Duft von Tabak, vermischt mit den Gerüchen, die das Essen hinterlassen hatte.
    Sie sah, wie er das Feuerzeug an die Zigarette hielt und erst ein bisschen, dann etwas mehr von den Rauch inhalierte, ihn für Sekunden in der Lunge hielt und dann durch den Mund und der Nase wieder entweichen lies.
    Unwillkürlich fühlte sie, wie sich Speicheln neben ihrer Zunge sammelte und unter ihr floss.
    Der blaue Dunst schwebte unter der Tischbeleuchtung her, tanzte einen nicht weiter zu beachtenden Tanz mit der Strömung der Zugluft , die von der Eingangstür zu ihnen trat und zog sich dann auseinander, gleich einer Welle nach einer Explosion.
    „...auf deinem denn?“
    Britta zuckte zusammen, und sah fragend in die Richtung, aus der die Frage kam.
    „Was?“
    „Was steht denn auf deinem?“, wollte Christen wissen und griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand, in der sich immer noch der Zettel befand.
    Sie gab ihn aus der Hand und betrachtete Christens Gesicht während sie vorlas.
    „Es kommt die Zeit, da werden sie wissen, was zu tun ist.......Auch sehr nett“, lächelte sie und nahm sich sogleich ihren Zettel, um ihn der Öffentlichkeit zu präsentieren.
    Britta starrte sie an, hörte wie sie ihren Spruch vorlas..irgendwas mit Liebe und so...und blickte dann auf ihren Zettel, der immer noch vor Christen lag. Völlig vergessen und unnütz, wie das eben mit diesen Dingern so der Fall ist.
    Sie nahm ihn, strich ihn glatt und las wieder

    „ DIE NÄCHSTE ZIGARETTE; DIE SIE RAUCHEN; WIRD BEI IHNEN DAS PLATZEN EINER ARTERIE IN IHREM KOPF VERURSACHEN: SIE WERDEN DARAN STERBEN

    Diesen Abend rauchte sie nicht mehr.

    ***

    Am nächsten Morgen kam ihr alles so seltsam und weit weg vor, wie man es sich nur vorstellen konnte.
    Sie erinnerte sich, wie sie sich nach dem Mandarin verabschiedete, wie sie den langen Weg nach Hause nahm, wie sie an scheinbar hundert Zigarettenautomaten vorbei kam und wie sie sich ärgerte, nichts von diesem Zettel erzählt zu haben.
    Sie sah die Gesichter ihrer Freunde vor sich, die sie besorgt betrachteten, merkte fast immer noch Miks Hand auf ihrer Stirn, der dann feststellte, das sie auch ganz warm sei, sie habe auch den Rest des Abends nicht mehr geraucht, und das es bestimmt so ein Virus sei.......und ob er sie nach Hause fahren solle.
    Und sie hörte die Lügen wie selbstverständlich aus ihrem Mund kommen. Hörte sich sagen, das sie Halsweh habe, und ja, das es bestimmt ein Virus sei, so was ginge ja nun mal wieder rum, und das sie laufen möchte, schließlich täte ihr die frische Luft ganz gut

    Und sie hatte nicht gesagt:
    Nein, es geht mir nicht gut, denn obwohl ihr es alle nicht sehen konntet, stand auf meinem Glückskeks

    „ DIE NÄCHSTE ZIGARETTE; DIE SIE RAUCHEN; WIRD BEI IHNEN DAS PLATZEN EINER ARTERIE IN IHREM KOPF VERURSACHEN: SIE WERDEN DARAN STERBEN


    und danach wurde mir ganz schlecht und deswegen habe ich dann nicht mehr geraucht und deswegen bin ich so blass.....aber vor allen weil ich doch so wahnsinnig gerne eine Zigarette hätte.
    Und weil ihr das alle gar nicht lesen konntet, sondern nur ich, bin ich dann nach Hause gegangen.
    Das müsst ihr schon verstehen.


    Doch nun, wo sie hier saß und die Sonne eines schönen Samstagmorgens durch ihr Fenster fiel und mit den Strahlen ihr Parkett kitzelte, kam ihr alles dämlich vor.
    Natürlich hatte sie zu viel getrunken.
    Natürlich hatte sie zu viel geraucht und zu viel gegessen.....
    Und auf dem Zettel stand genau das, was Christen ihr vorgelesen hatte.
    Und sicher würde sie nun hier sitzen, um drei nach acht Uhr morgens, einen Kaffee in der Hand, auf dem kuscheligen Sofa, das sie von ihrer Oma geerbt hatte, und sie würde eine Rauchen.
    Sie war jung und das letzte, was passieren würde war, das eine ...eine was? Eine Arterie in ihrem Kopf ...platzen würde.
    „Leck mich doch am Arsch“,, empfahl sie niemanden und drückte auf die Fernbedienung.
    Sogleich flackerte das gleichmäßige Licht der Kiste durch den kleinen Raum.
    Und während eine Nachrichtensprecherin etwas über Konflikte da und da erzählte, und ihm Hintergrund Bilder von Bomben und aufgebrachten Menschen über den Bildschirm flackerten, griff sie nach der Schachtel auf dem Tisch.
    Sie betrachtete den Bildausschnitt, der hinter der Frau im Fernseher zu sehen war und schob die Schachtel auf.

    (Aufgebrachte Menschen liefen um einen Krankenwagen umher und ein Mann zog einen anderen Mann aus den Trümmern eines Autofracks.)

    Sie vernahm wieder den Duft des Tabaks, als sie eine der Zigaretten mit zwei Fingern aus der Schachtel pulte.

    (Eine Frau, mit einem Kopftuch und einen langen schwarzen Gewand, packte sich an den Kopf und weinte mit verzerrtem Gesichtsausdruck in die Kamera, als sie von einem Mann zur Seite gestoßen wurde, der eine Uniform trug und mit einem Maschinengewehr versuchte, autoritär zu wirken.)

    Sie steckt sich die Zigarette zwischen die Lippen und suchte nach dem Feuerzeug, das sie vor ein paar Tagen von einer Kollegin geschenkt bekommen hatte, während.....


    (Von irgendwo eine Explosion zu hören war, und ein Reporter mit weit aufgerissenen Augen und verschrecktem Gesicht in eines von diesem fusseligen Mikrophonen sprach, die man immer benutzt, wenn viel Wind ist, damit es nicht so rauscht,)


    Sie findet es und ihr Daumen gleitet so selbstverständlich über das Rädchen, das den Funken sprüht, als ob sie atmen würde und führt die kleine Flamme an die Zigarette. Sie will gerade den Rauch einsaugen als der Reporter im fernsehen sagt

    (......Im Iran und den Umliegenden Gebieten. Tatsache ist nämlich, wenn sie diese Zigarette rauchen, wird eine Arterie in ihrem Kopf augenblicklich platzen und sie werden einen furchtbaren Tot haben.
    Die Regierung der USA hat beschlossen, weitere Truppen .......).


    Britta stockte der Atem...in einem Hustenanfall beförderte sie einiges vom Rauch, den sie im Mund hatte wieder raus und rang nach Luft. Die Zigarette, die sie in den Händen hielt, fiel ihr aus dem Fingern, rutschte auf das Sofa und brannte ein Loch in den alten Stoff. Sofort verbreitete sich ein beißender Gestank im Wohnzimmer. Britta merkte, wie der verbliebene Rauch sich langsam in ihrer Luftröhre breit machte, ihr die Luft abschnürte und sie versuchte es wieder hinaus zu befördern, noch bevor der Rauch sich den Weg in ihre Lungen suchte.
    Ihre Hand legte sich auf ihrer Brust und klopfte auf das Sternum.
    Verzweifelt hustete sie und schmeckte den rußigen Geschmack auf ihrer Zunge und tief im Rachen, der trocken und rau wirkte.
    Ihre Lungen wollten sich wie Rosinen zusammenziehen und nie wieder Luft in sich zulassen.
    Britta röchelte, stand auf und ihre weit aufgerissenen Augen starrten zur Decke.
    Ihre Hand umfasste, welchen Zweck das in solch einer Situation auch immer haben sollte, ihren Hals und umschloss ihn.
    Ihr Mund war zu einem entsetztem O geworden und aus ihrem Hals kamen röchelnde Geräusche, wie sie sie zuletzt bei ihrer sterbenden Oma gehört hatte.
    Dann endlich schien sich der Knoten zu lösen.
    In einem gewaltigen Schwall strömte Luft in ihre Lungen und füllte sie fast schmerzhaft aus.
    Gierig saugte sie sie ein und spürte dabei ihr Herz rasen.
    Es donnerte in ihrer Brust, als versuchte es ihre Rippen zu durchschlagen. Jeder Schlag war wie ein Hieb hinter ihrem Brustbein.
    Als sie sich wieder langsam auf das Sofa sinken ließ, nahm sie verschwommen die Werbung einer Kosmetikfirma war, die für ihren Maskara warb.
    Die Bomben und die Menschen im Hintergrund der Nachrichtensprecherin waren verschwunden.
    Und auch ihr Bedürfnis, eine Zigarette zu rauchen.
    Zumindest vorläufig.




    Es gab ganz offensichtlich zwei Möglichkeiten, die zu dieser Katastrophe geführt hatten. Die erste Möglichkeit, dachte sie, während sie am Küchentisch saß und au die Schachtel Zigaretten starrte, die nun vor ihr lag, war die, das sie den Verstand verlor. Das er einfach den Bach runterging. Vielleicht von zu viel Arbeit oder irgendwelchen Komplexen oder so nen Scheiß
    Die andere, weit aus bessere Möglichkeit war die, dass die vielleicht einfach nicht mehr rauchen wollte und ihr Unterbewusstsein nun versuchte, durch allerlei Tricks, ihr das klar zu machen. Vielleicht hatte sie auch einfach zu viel im Fernsehen über die Folgen des Rauchens gesehen und hatte nun im Unterbewussten eine panische Angst davor.
    Was auch immer, wie auch immer.
    Sie konnte es drehen und wenden, wie sie es wollte.
    Sie wollte eine Zigarette. Und sie wollte sie von ganzen Herzen. Sie wollte so dringend eine Rauchen, das es nichts gab, was sie sonst machen wollte.
    Scheiße, dachte sie als sie die Zigarettenschachtel packte, sich ihre Jacke von der Garderobe nahm und aus der Wohnung ging.

    ***

    „Was meinst du damit, dass eine Arterie in deinem Kopf platzt, wenn du eine Rauchst?“, fragte Christin.
    Sie saßen auf der Veranda und beobachteten vorüberziehenden Herbtsblätter, die die Bäume abwarfen.
    Beide hatten sich in kuschelige Decken gehüllt und vor ihnen auf dem kleinen Rattantisch standen Tee und ein paar Zeitschriften, aus denen Christin die Kreuzworträtsel machte.
    Aber immer nur bis zu Hälfte, mehr schaffte sie nicht.
    Obwohl sie einen guten Abiabschluss gemacht hatte, und nun schon im vierten Semester ihres Psychologiestudiums war, waren ihr die Geheimnisse eines Kreuzworträtsels nach wie vor verborgen geblieben.
    Britta, die mittlerweile das Gefühl hatte, ihre Lunge würde sich in die Bestandteile auflösen, durch die sie lediglich durch das Nikotin zusammengehalten würden...oder durch das Teer, machte einen weiteren Anlauf, zu erklären, was es damit auf sich hatte.
    Sie begann im Restaurant gestern Abend und schilderte den Vorfall des Morgens so gut, wie sie es in Erinnerung hatte.
    Christen hörte zum zweitem mal zu, nickte an den entsprechenden Stellen, sagte aber nichts.
    „..und so bin ich dann zu dir...“, endete Britta und trank einen Schluck Tee, der schon ziemlich abgekühlt war und bitter schmeckte.
    Christin lies sich nicht anmerken, was sie dachte. Sie betrachtete fast versonnen ihre Hände, drehte an einen der Ringe , die sie trug und atmete hörbar ein.
    „ Du weißt doch sowieso, dass du nicht rauchen sollst. Niemand sollte das...“
    „ Christin...ich hatte nicht vor mit dem Rauchen.....“, unterbrach sie Britta.
    „ Ich meine auch nur“,, fuhr sie fort, ohne nicht ein wenig die Stimme zu erheben,“ ich denke, das du einfach aufhören möchtest und nun überall dein schlechtes Gewissen dir einen Streich spielt. Was gestern Abend auf deinem Zettel stand, habe ich gelesen. Es war was mit......Zeit und wissen was zu tun ist.“
    Britta lachte unvermittelt. Sie konnte sich auch selbst gut daran erinnern, was Christin ihr vorgelesen hatte. Das war ihr auch nach den Aufregungen nicht entgangen.
    Verzweifelt legte sie die Stirn in die Hände und stöhnte.
    „Wie lange hast du nicht mehr geraucht?“, hörte sie Chris fragen.
    „Seit gestern Abend als ich den Zettel gelesen habe. So gegen elf denk ich.“
    Chris stellte ihre Tasse auf ihren Tisch, der Britta auf einmal furchtbar häßlich vorkam, genau wie die ganze beschissene Verander.
    Chris beugte sie zu ihrer Freundin rüber und legte ihr eine Hand auf das linke Bein.
    „Und? Fühlst du dich so schrecklich oder hast du schmerzen oder so was?“
    Britta merkte, wie unweigerlich Wut in ihr aufstieg. Wie sie sich unkontrollierbar in die Windungen ihres Hirns ablagerte und es sich dort gemütlich machte.
    Sie kannte den Ausgang solcher Diskussionen. Sie hatte solche und ähnliche schon hundertmal geführt. Mit Ihrer Mutter, mit ihrer Lehrerin, damals, als sie in der Raucherecke die einzige war, die nicht schnell genug weg konnte und gepackt wurde. Kurz bevor ihr Vater starb, der den Zigaretten alle Schuld an seinem Tod gab.
    „Du hättest ja aufhören können, waren damals ihre Worte, und dann hatte sie das Zimmer im Krankenhaus verlassen und sich eine Zigarette auf dem Balkon geraucht, während ihr Vater im Sterben lag und der Krebs seinen Triumph über das Leben feierte.
    Sie kannte jede Redensart, sie kannte alle Vorwürfe und sie kannte alle dieser wenig Erfolg versprechenden Methoden, die in allen möglichen Zeitschriften und Büchern den großen Durchbruch versprachen.
    Verdammt, sie war sogar mal in so einem Kurs nach Allen Carr und hatte tatsächlich einige Zeit lang nicht geraucht.
    Und nun, da sie auf zwei Schachteln am Tag war, und ihr Hausarzt ihr jedes Mal sagte, dass der Körper das nicht lange mitmachen könne...aber noch wäre alles in Ordnung...noch wäre halt alles in Ordnung.
    „Scheiße, “ schrei sie, “ komm mir nicht mit dem Scheiß hier, ok!“
    Christin nickte. „Ok“
    „Dann rauch dir eine“, empfahl sie und ging rein.

    ***

    Britta war nervös. Die Schachtel drückte gegen ihre Linke Hüfte, eben dort, wo sie die Schachtel in die Hosentasche gesteckt hatte.
    Das Gefühl, das die nächste Zigarette die ersehnte Heilung ihrer Kopfschmerzen, ihrer Nervosität und ihrer Angst war, brachte sie fast um den Verstand.
    Und egal, was auch die Erklärung für diese Dinge sein mochte, es war nicht mal die Angst und der Schreck, das sie offensichtlich im Fernsehen von irgendeiner Macht persönlich angesprochen wurde, oder auch, das sie den Verstand verlohr.....was noch eine bessere Erklärung wäre, sondern schlicht die Tatsache, das sie nicht rauchen konnte. Das sie sich nicht traute, sich eine von diesem beschissenen Zigaretten in den Mund zu stecken, Feuer daran zu halten und sich den Rauch tief in die Lungen einzusaugen, wo das Nikotin dann, dank des Gasaustausches der in der Lunge stattfand, seinen Weg durch die Blutbahn ihres Körpers fand.
    Wo es sich dann, nach einem kurzen Hallo zu den Organen, in das Herz setzen konnte.
    Um dann, seiner Bestimmung nach, schließlich und endlich einen Herzinfarkt herbei zu führen.
    So wie es sich gehört.
    Sie merkte, wie sich brennende Tränen unter ihren Lidern sammelten.
    Sie nahm noch einen großen Schluck des mittlerweile völlig kalt gewordenen Tees, pulte in ihrer Tasche nach den Zigaretten und legte die Schachtel auf Christens scheußlichen Rattantisch.
    Sie lag da, harmlos mit den üblichen, aber neuen Sprüchen auf der Schachtel, die die Menschen nun noch mehr von Rauchen abhalten sollen und auf ihrem Warnhinweis stand.

    Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs.

    Sie grinste. Fast hätte sie erwartet das dort stand:

    „ DIE NÄCHSTE ZIGARETTE; DIE SIE RAUCHEN; WIRD BEI IHNEN DAS PLATZEN EINER ARTERIE IN IHREM KOPF VERURSACHEN: SIE WERDEN DARAN STERBEN

    Sie drehte die Schachte und las den Spruch auf der anderen Seite:

    Wer das Rauchen aufgibt, vermindert das Risiko tödlicher Herz und Lungenerkrankungen

    Sie legte die Schachtel wieder auf den Tisch und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Von ihrer Position aus beobachte sie die Schachtel. Wie sie da lag, welche Farbe sie hatte, rot und ein bisschen weiß und natürlich mit dem riesigen Markennamen, der in schwarzen Lettern aufdringlich auf der Schachtel gedruckt war.
    Nichts war daran mysteriös. Außer vielleicht, das man eine Droge aus dem Automaten ziehen konnte.
    Sie lachte rau, beugte sich nach vorn und packte sich die Schachtel. Mit dem Daumen schob sie den Deckel auf und dann steckte sie ihre Nase in die Schachtel. Langsam atmete sie den herben Duft ein, versuchte ihn zu schmecken und zu inhalieren. Das kleine Biest, das sich auch Sucht, oder Lungenschmacht nennt, schrie bei diesem Unterfangen auf und Britta bildete sich ein, es fast ein bisschen weinen zu hören.
    Mit den Lippen zog sie eine der Zigaretten raus.
    Sogar der Filter schmeckte köstlich. Die Straße, die vor der Verander herging, kümmerte sich niemand um das kleine Drama, das sich abspielte.
    Niemand schaute zu ihr rüber, lächelte und winkte und sagte so was wie: „ Laß es dir schmecken.....“ oder so was wie:“ rauch mal eine für mich mit, ich hab grad keine Zeit.“
    Stattdessen ging jeder seiner Wege, die meisten hastig, andere langsam. Viele allein, mit Taschen des Samstagseinkaufs beladen, wenige mit Freunden oder Kollegen.
    Kaum jemand sagte etwas.
    Aus ihrer anderen Tasche wühlte sie nach dem Feuerzeug.
    Die Zeit wollte stillstehen. Zumindest tat sie es für Britta.
    Sie war in einer Art eigenen Zeit und in einem eigenem Zustand gefangen. Wie eine Wolke verdichtete sich die Dimension, in der sie sich befand.
    Alles, was es auf dieser Welt gab war sie und diese eine Zigarette.
    Nur diese eine Zigarette, die ihr mit dem köstlichen Duft das Glück auf Erden versprechen wollte.
    Und das kleine Biest in ihr, das sie jammernd dazu aufforderte, diese Zigarette an zu zünden.
    Und als sie die kleine Flamme an die Spitze hielt, als sie sich selbst zwang, diesem Drang nachzugeben, da sah sie ihn.
    Er fuhr auf der Straße an ihr vorbei, setzte einen Blinker und sie konnte den Fahrer des Busses hinter dem Steuer erkennen.
    Auf der Seite war das Gesicht eines hübschen Mädchens zu erkennen, das eine Tüte einer bekannten Modekette in der Hand hielt und keck in die Menge der Menschen lachte, die auf der Straße zu Fuß unterwegs waren.
    Britta hielt die Luft an.
    Auf der Tüte stand:

    „KAUFEN SIE BEI UNS.....RAUCH DIESE ZIGARETTE UND DU WIRST STERBEN. UNSERE ANGEBOTE SIND.......TÖTLICH; STERBEN WIRST DU.“

    Christin riss im Bad die Hose hoch, als sie ihre Freundin schreien hörte.
    Sie stürmte aus dem Bad, rannte um die Ecke und jagte auf die Verander.
    Britta saß vor dem Stuhl auf dem Boden. Auf dem Tisch, darunter und zwischen ihren Beinen lagen Zigaretten.
    Das Feuerzeug, das sie so liebte, hatte sie weit von sich geworfen.
    Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben und weinte.
    „Verdammt, was ist denn?; rief Chris aus und hockte sich neben ihrer Freundin.
    Was Britta erzählte glaubte sie ihr dennoch nicht.


    Britta erzählte die Sache mit dem Bus, und Chris fiel alles aus dem Gesicht. Sie war so fest der Überzeugung, dass alles nur Einbildung war, oder eine Suggestion, dass sie beinahe ihr Leben darauf verwetten würde.
    Aber sie kannte Britta auch lange genug um zu wissen, das sie normalerweise nicht zu Phantastereien neigte und auch nicht zu Nervenzusammenbrüchen.
    Es gab nur eine Art, wie sie herausfinden konnte, was es mit dieser Geschichte auf sich hat und sie musste schnell reagieren.
    „Bleib hier!“, feuchte sie ihr zu und rannte ins Schlafzimmer, wo sie ihren PC inklusive allem Zubehör stehen hatte. Sie packte sich ihre kleine Digicam, die sie aus dem letztem Ausverkauf einer kleinen Elektronikfirma erstanden hatte, griff sich im Flur im Vorbeigehen ihren Mantel und rannte durch die Vordertür nach draußen.
    Glücklicherweise kannte sie die Buslinien und deren Strecken besser als ihr lieb war. Zwar war sie in der glücklichen Lage einen Wagen zu besessen, der aber hatte seinen eigenen Willen. Sobald es zu nass war, was im Herbst des Öfteren vorkam, sprang er nicht an.
    Das Geld ihn reparieren zu lassen, hatte sie nicht.
    Scheiß Studentenleben.
    Sie lief um die Hausecke, spurtete eine kleine Gasse hinunter, die eine kürzere Verbindung zu den Haltestellen der Linie darstellte.
    Verpasste man den Bus unten vor der Verander, hatte man gute Chancen, ihn dort zu erwischen. Und selbst wenn sie ihn dort nicht packte, wetzte man einfach hinter dem Blumenladen über dessen Parkplatz und schaffte ihn meist noch am Kirchplatz.
    Man merkte, Chrisie war ersten gut in Form und...es lag wohl daran, das sie oft genug verschlief und diesen Marathon mitmachen zu müssen.
    Doch sie hatte Glück, als sie aus der Gasse kam, war der Bus immer noch dabei, an der vorhergehenden Haltestelle Passagiere einzuladen.
    Von ihrer Position aus konnte Chris die Werbung auf der Seite des Busses sehen. Sie erkannte das kleine Mädchen und die rote kleine Tüte, die sie in der Hand hielt.
    Auch den Aufdruck der Tüte konnte sie sehen, nur noch nicht erkennen.
    Sie lehnte sich, immer noch nach Luft schnappen an die Glaswand der Bushaltestelle und hielt die Kamera in Anschlag. Langsam aber sicher merkte sie, wie der Wind unter ihren Mantel kroch, den sie nicht einmal geschlossen hatte.
    Als der Bus an ihr vorbeifuhr, da sie mit Handzeichen zu verstehen gab, dass sie nicht mit will, machte sie ein Bild von der Seite des Busses.
    Da stand:
    „KAUFEN SIE BEI UNS WENN SIE DIE KLEINEN GLÜCKLICH MACHEN WOLLEN: UNSERE ANGEBOTE SIND AUCH FÜR SIE EIN VERGNÜGEN.“

    Sie schaute auf dem kleinem Display, auf dem das Bild erschienen war und las:
    „KAUFEN SIE BEI UNS WENN SIE DIE KLEINEN GLÜCKLICH MACHEN WOLLEN: UNSERE ANGEBOTE SIND AUCH FÜR SIE EIN VERGNÜGEN.“

    Zufrieden steckte sie die Kamera in die Tasche ihres Mantels und machte sich auf den Heimweg.


    Als Christin nach Hause kam, war Britta nicht mehr da. Sie hatte eine Nachricht auf einem Blatt auf dem Spiegel geklebt.
    „Habe noch viel zu tun und muss weg. Ruf dich an.“
    Christin war das nur Recht. Zwar konnte sie nun nicht das Bild zeigen, aber sie würde es einfach ausdrucken und es ihr mitbringen. Derweilen würde sie die Zeit nutzen, um ihn ihren Büchern etwas über Wahnvorstellungen zu erfahren. Verdammt noch mal, schließlich war sie Psychologiestudentin.
    Nun, nicht die Beste und auch nicht die fleißigste...aber immerhin.
    Sie zog ihren Mantel aus, holte sich eine Tasse ins Schlafzimmer, setzte sich an den Pc und steckte die Digicam ein.
    Nach einiger Zeit flackerte das Bildbearbeitungsprogamm über den Monitor.
    Das Licht tauchte Chrisis Gesicht in tanzende Schatten.
    Mit ein paar Mausbewegungen zog sie das Bild, das sie von dem Bus gemacht hatte in das Bearbeitungprogramm und vergrößerte es.
    Dann druckte sie es aus.
    Der Drucker arbeitete und zufrieden betrachtete sie das Bild......Und stockte.
    Auf der schwarzweiß-Version des Busses stand.

    „KAUFEN SIE BEI UNS.....RAUCH DIESE ZIGARETTE UND DU WIRST STERBEN. UNSERE ANGEBOTE SIND.......TÖTLICH; STERBEN WIRST DU.“

    Chrisi zog zischen die Luft ein und schaute auf dem Monitor. Dort stand auf dem Bus:

    „KAUFEN SIE BEI UNS WENN SIE DIE KLEINEN GLÜCKLICH MACHEN WOLLEN: UNSERE ANGEBOTE SIND AUCH FÜR SIE EIN VERGNÜGEN.“

    Chrisi sah auf dem Display der Kamera. Da stand:

    „KAUFEN SIE BEI UNS WENN SIE DIE KLEINEN GLÜCKLICH MACHEN WOLLEN: UNSERE ANGEBOTE SIND AUCH FÜR SIE EIN VERGNÜGEN.“


    Sie sah wieder auf den Ausdruck, den sie aus den Drucker gezogen hatte und da stand:

    „KAUFEN SIE BEI UNS.....RAUCH DIESE ZIGARETTE UND DU WIRST STERBEN. UNSERE ANGEBOTE SIND.......TÖTLICH; STERBEN WIRST DU.“

    Sie zog das Blatt ganz nah an ihr Gesicht und versuchte etwas unter der Schrift zu erkennen, etwas darüber oder eine Erklärung.
    Sie fand keine, dort, auf der schwarz-weiß Version der Szenerie stand:

    „KAUFEN SIE BEI UNS.....RAUCH DIESE ZIGARETTE UND DU WIRST STERBEN. UNSERE ANGEBOTE SIND.......TÖTLICH; STERBEN WIRST DU.“

    Aber das war nicht mal das schlimmste. Möglich das Britta überall diese Schriften gesehen hatte, aber offensichtlich hatte sie nur Augen für die Schrift oder für das gesprochenen Wort.
    Das schlimmste war nicht die Schrift auf dem Bus.....sondern die Menschen in dem Bus.
    Die wenigen, die noch auf dem Bildausschnitt zu sehen waren. Die in den Bussen saßen und verträumt entweder aus dem Fenster schauen...oder sich im Bus unterhielten.
    Die, die dachten, sie hätten ihr Leben wunderbar im Griff. Die vielleicht Einkäufe gemacht hatten, oder gearbeitet hatten oder von einer Freundin kamen oder weiß der Geier was für ein jämmerlicher Scheiß sie in diesen Bus befördert hatten.
    Merkten sie denn nicht.
    Sie waren nicht alleine. Bei Gott, merkten die das denn nicht!!!!!
    Sie waren nicht ALLEINE!!!!
    Chris merkte, wie Übelkeit in ihr aufstieg und über sie Herr gewann.
    Sie sprang auf, stieß dabei den kleinen Drehstuhl um und kotze sich bereits im Flur aus.
    Und immer, wenn sie dachte, sie hätte den Drang zu kotzen hinter sich, kamen ihr die Dinger im Bus wieder in den Sinn und sie übergab sich abermals.
    So lange, bis sie glaube, sie hätte sich den Magen durch die Speiseröhre nach außen gestülpt.


    Und während Chris im Flur stand und kotze, stand Britta an einem Kiosk und kaufte sich eine Zeitschrift.
    Vorzugsweise eine, mit einer Menge Kreuzworträtsel, denn sie hatte das ungute Gefühl, das in zukünftiger Zeit eine Masse Zeit tot zu schlagen war.
    Aber immerhin, sie hatte seit 14 Stunden keine Zigarette mehr geraucht und inzwischen, nach all dem was geschehen war, verspürte sie auch kaum noch das Bedürfnis dazu.
    Zumindest versuchte sie sich das einzureden.
    Die Verkäuferin sah sie professionell freundlich an, während Britta aus ihrem Portemonnaie Kleingeld suchte.
    Verstohlen wanderte ihr Blick wie selbstverständlich auf die aufgeschichteten Reihen Zigaretten, sie links von der Verkäuferin in einem dieser kleinen Stahlkäfigkasten standen.
    Ihr kamen die Zigaretten in den Sinn, die sie auf Chrisis Verrander in ihre Einzelteile zerlegt hatte, und merkte wieder dumpfen Zorn in sich aufsteigen.
    Sie legte das Geld auf den Tisch und als sie die Verkäuferin mit einem Nicken auf die Zigaretten aufforderte, ihr eine Schachtel ihrer bevorzugten Marke zu reichen, war sie nicht mal überrascht, das der Titel der Zeitschrift sich von:
    Königliches Kind bekommt endlich einen Namen
    In

    WENN DU DIESE ZIGARETTE RAUCHST; WIRD EINE ARTERIE IN DEINEM KOPF PLATZEN UND DU WIRST DARAN STERBEN::

    änderte.
    Schien fast so, als bliebe alles wieder beim alten.


    Natürlich rauchte sie nicht. Sie bezahlte ihre Schachtel nicht einmal. Sie gab sie mit einem kalten Lächeln wieder zurück und bedankte sich.
    Die Verkäuferin sah sie fragend an, nickte aber und setzte dann ihr freundliches Lächeln wieder auf. Es war, als ob sie einen Schalter umlegte, Lächeln, nicht lächeln, lächeln, nicht lächeln....und so weiter.
    „Rauchen ist auch sehr ungesund“,, ließ sie Britta mit einem südländischem Akzent wissen, wobei die Verkäuferin ihren Schalter wieder auf „nicht lächeln“ gestellt hatte. Vermutlich um der ganzen Aussage auch die Ernsthaftigkeit zu verleihen.
    Britta lehnte sich lässig nach vorn.
    Sie schaute der Verkäuferin tief in die Augen und stellte ihrerseits einen Schalter um. Es war der Schalter“ kaltes Lächeln“
    „Sie werden es nicht glauben, aber wenn ich eine dieser Zigaretten rauche, werde ich sterben. Wissen sie, nicht irgendwie. Es wird in meinem Kopf einfach was platzen. Was halten sie davon?“
    Die Verkäuferin lächelte nun nicht mehr.
    Anscheinend war ihr eine Sicherung rausgeflogen.
    Zufrieden ging Britta nach Hause. Sie nahm sogar den langen Weg, der, der an all den Zigarettenautomaten vorbeiführte. Und bei jedem dieser Automaten grinste sie breiter.
    Sie fühlte sich nicht wirklich besser, aber sie grinste dennoch breiter, denn sie fühlte sich als Sieger. Nicht besser, aber wie ein Sieger.


    Christin hatte die Sache mit aller Vorsicht wieder und wieder betrachtet. Sie hatte das Foto mehrmals durch das Bildbearbeitungsprogram laufen lassen, sie hatte es in Bunt und schwarzweiß ausgedruckt. Sie hatte die Kamera gecheckt und auch bei der Herstellungsfirma angerufen um in Erfahrung zu bringen, ob ein Fehlerhafter Chip ein solches Foto zustande bringen könnte.
    Nichts von allem brachte ein anderes Ergebnis als das, das die schon vor sich hatte.
    Der Druck zeigte einen Bus, der schätzungsweise aus der Vorhölle kam, und auf dem Display war die ganz normale Linie mit ganz normalen Passagieren zu sehen.
    Doch das Bild, das sie in den Händen hielt, das schwarz-weiß Bild, zeigte etwas anderes.
    Es zeigte Menschen, die vom Einkaufen kamen, die mit voll bepackten Tüten und ernsten Gesichtern auf den Weg nach Hause oder Gott weiß wo hin waren.
    Wer wusste das, wer konnte das sagen.
    Doch sie sah auch die dazwischen. Die Wesen, die mit kalkweißen, dumpfen Gesichtern und winzigen Augen bei ihnen standen. Sich an sie lehnten! Ihre Hände auf ihren Köpfen hatten!
    Wieder spürte sie den unbändigen Drang, sich zu übergeben, schluckte allerdings den sauren Brei wieder hinunter.
    Sie würde mit irgendjemanden darüber reden müssen.
    Mit irgendjemanden.
    Und als Chris sich eine Flasche Wein öffnete und der süße verstraute Geruch ihr in die Nase stieg, da sagte eine Stimme im Radio:

    WENN DU AUCH NUR EINEN SCHLUCK WEIN TRINKST; WIRD EIN ULCERA IN DEINEM MAGEN AUFBRECHEN UND DU WIRST DARAN VERBLUTEN!

    Das Radio stand in der Küche und sie hörte es nicht als sie genüsslich das Glas an ihre Lippen führte.

    Ende

    © Rub. ( alias Saskat)



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