Das Märchen vom Gänseblümchen

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    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Maraiah - 10.03.2006, 19:13

    Das Märchen vom Gänseblümchen
    Das Märchen vom Gänseblümchen
    von Hans - Christian Andersen

    Nun höre einmal! -

    Draußen auf dem Lande, dicht am Wege, lag ein Landhaus; du hast es gewiß selbst schon einmal gesehen! Davor liegt ein kleines Gärtchen mit Blumen und einem Zaun, der gestrichen ist. Dicht dabei am Graben, mitten in dem herrlichen grünen Grase, wuchs ein kleines Gänseblümchen. Die Sonne schien ebenso warm und schön darauf herab, wie auf die großen, reichen Prachtblumen im Garten, und deshalb wuchs es von Stunde zu Stunde.

    Eines Morgens stand es entfaltet da mit seinen kleinen, weissen Blättern, die wie Strahlen rings um die kleine gelbe Sonne in der Mitte sitzen. Es dachte gar nicht daran, dass kein Mensch es dort im Grase sah und dass es nur ein armes, verachtetes Blümchen sei: nein, es war froh und wandte sich der warmen Sonne entgegen, sah zu ihr auf und horchte auf die Lerche, die in der Luft sang.

    Das kleine Gänseblümchen war so glücklich, als ob ein grosser Festtag sei, und doch war es nur ein Montag. Alle Kinder waren in der Schule; während sie auf ihren Bänken sassen und lernten, sass es auf seinem kleinen grünen Stiel und lernte auch von der warmen Sonne und allem ringsumher, wie gut Gott ist, und es erschien ihm recht, dass die kleine Lerche so deutlich und schön alles sang, was es selbst im Stillen fühlte.

    Und das Gänseblümchen sah mit einer Art Ehrfurcht zu dem glücklichen Vogel empor, der singen und fliegen konnte, aber es war gar nicht betrübt darüber, dass es selbst das nicht konnte. "Ich sehe und höre ja!" dachte es. "Die Sonne bescheint mich und der Wind küsst mich! Ach, wie reich bin ich doch beschenkt!" Innerhalb des Zaunes standen so viele steife, vornehme Blumen; je weniger Duft sie hatten, um so hochmütiger erhoben sie ihr Haupt.

    Die Bauernrosen bliesen sich auf, um größer als die Rosen zu sein, aber die Größe macht es nicht! Die Tulpen hatten die allerschönsten Farben; das wussten sie wohl und hielten sich kerzengerade, damit man sie noch besser sehen konnte. Sie beachteten das junge Gänseblümchen da draussen gar nicht, aber dies sah desto mehr nach ihnen und dachte: "Wie reich und schön sie sind! Ja, zu ihnen fliegt gewiß der prächtige Vogel herunter und besucht sie! Gott sei Dank, dass ich so dicht dabei stehe, da kann ich doch den Staat mit ansehen!"

    Und gerade, wie es das dachte, "quirrevit!" da kam die Lerche herabgeflogen, aber nicht zu den Bauernrosen und Tulpen, nein, nieder ins Gras zu dem armen Gänseblümchen. Das erschrak so vor lauter Freude, daß es gar nicht wußte, was es denken sollte. Der kleine Vogel tanzte rings um das Gänsblümchen herum und sang: "Nein, wie ist doch das Gras so weich! Und sieh, welch eine süße kleine Blume mit Gold im Herzen und Silber im Kleid!"

    Der gelbe Punkt in dem Gänseblümchen sah ja auch aus wie Gold, und die kleinen Blätter ringsherum glänzten silberweiß. Wie glücklich das kleine Gänseblümchen war, nein, das kann niemand begreifen! Der Vogel küßte es mit seinem Schnabel, sang ihm etwas vor und flog dann wieder in die blaue Luft empor.

    Es dauerte bestimmt eine ganze halbe Stunde, bevor das Blümchen wieder zu sich kam. Halb verschämt und doch innerlich beglückt sah es zu den anderen Blumen im Garten hinüber. Sie hatten gesehen, welche Ehre und Glückseligkeit ihm widerfahren war, sie mußten ja begreifen, welche Freude das war.

    Aber die Tulpen standen noch einmal so steif wie vorher und waren ganz spitz im Gesicht und sehr rot, denn sie hatten sich geärgert. Die Bauernrosen waren ganz dickköpfig, buh, es war doch gut, daß sie nicht sprechen konnten, sonst hätte das Gänseblümchen eine ordentliche Predigt bekommen. Die arme, kleine Blume konnte wohl sehen, daß sie nicht guter Laune waren, und das tat ihr von Herzen leid.

    Im selben Augenblick kam ein Mädchen mit einem großen, glänzend scharfen Messer in den Garten. Sie ging gerade auf die Tulpen zu und schnitt eine nach der anderen ab. "Ach!" seufzte das kleine Gänseblümchen, "das ist doch schrecklich! nun ist es vorbei mit ihnen!" Dann ging das Mädchen mit den Tulpen fort.

    Das Gänseblümchen war froh, daß es draußen im Grase stand und eine kleine ärmliche Blume war. Es fühlte sich so recht dankbar, und als die Sonne unterging, faltete es seine Blätter, schlief ein und träumte die ganze Nacht von der Sonne und dem kleinen Vogel.

    Am nächsten Morgen, als die Blume glücklich wieder all ihre weißen Blättchen wie kleine Arme dem Licht und der Luft entgegenstreckte, erkannte sie des Vogels Stimme, aber was er sang, klang so traurig. Ja, die arme Lerche hatte guten Grund dazu, sie war gefangen worden und saß nun in einem Bauer dicht an dem offenen Fenster.

    Sie sang davon, frei und glücklich umherzufliegen, sang von dem jungen, grünen Korn auf den Feldern und von den herrlichen Reisen, die sie auf ihren Schwingen hoch in die Luft hinauf machen konnte. Der arme Vogel war in keiner glücklichen Stimmung. Gefangen saß er im Käfig.

    Das kleine Gänseblümchen wollte ihm so gerne helfen, aber wie sollte sie das anfangen, ja, es war schwer, ein Mittel zu finden. Es vergaß fast, wie schön alles rundumher stand, wie warm die Sonne schien und wie schön seine eigenen Blätter aussahen. Ach, sie konnte nur an den armen Vogel denken, für den sie doch gar nichts tun konnte.

    Zu gleicher Zeit kamen zwei kleine Knaben aus dem Garten; der eine hatte ein Messer in der Hand, ebenso groß und scharf wie das, mit dem das Mädchen die Tulpen abgeschnitten hatte. Sie gingen gerade auf das kleine Gänseblümchen zu,
    das gar nicht begreifen konnte, was sie wollten.

    "Hier können wir uns einen prächtigen Rasenfleck für die Lerche herausschneiden!" sagte der eine Knabe und begann ein Viereck tief um das Gänseblümchen herum herauszuschneiden, so daß es mitten in den Rasenfleck zu stehen kam.
    "Reiß die Blume ab!" sagte der andere Knabe und das Gänseblümchen zitterte ordentlich vor Angst, denn abgerissen werden, hieß ja das Leben verlieren, und nun wollte sie so gern leben,
    da sie doch mit dem Rasenfleck in das Bauer zu der gefangenen Lerche kommen sollte.
    "Nein, laß sie sitzen!" sagte der andere Knabe, "sie putzt so hübsch!"
    und so blieb sie stehen und kam mit in das Bauer zu der Lerche.
    Aber der arme Vogel klagte laut über die verlorene Freiheit und schlug mit den Flügeln gegen den Eisendraht des Käfigs; das kleine Gänseblümchen konnte nicht sprechen,
    konnte nicht ein tröstendes Wort sagen, wie gerne sie es auch wollte.

    So verging der ganze Vormittag. "Hier ist kein Wasser!" sagte die gefangene Lerche", sie sind alle fortgegangen und haben vergessen, mir einen Tropfen zu trinken zu geben!
    Mein Hals ist trocken und brennend!
    Es ist, als ob Feuer und Eis in mir wären und die Luft ist so schwer!
    Ach, ich muß sterben, muß fort von dem warmen Sonnenschein, dem frischen Grün, von all der Herrlichkeit, die Gott geschaffen hat!"
    und sie bohrte ihren Schnabel in den kühlen Rasenfleck, um sich dadurch ein wenig zu erfrischen;
    da fielen ihre Augen auf das Gänseblümchen;
    der Vogel nickte ihm zu, küßte es mit dem Schnabel und sagte:
    "Du mußt auch hier drinnen verwelken, du arme, kleine Blume! Dich und den kleinen, grünen Rasenfleck hat man mir für die ganze Welt gegeben, die ich draußen hatte!
    Jeder kleine Grashalm soll für mich ein grüner Baum sein, jedes von deinen weißen Blättchen eine duftende Blume!
    Ach, Ihr erzählt mir nur, wieviel ich verloren habe!"


    "Wer ihn doch trösten könnte!" dachte das Gänseblümchen, aber es konnte kein Blatt bewegen;
    doch der Duft, der aus den feinen Blättchen strömte, war weit stärker, als man ihn sonst bei dieser Blume findet.
    Das merkte der Vogel auch, und obgleich er vor Durst verschmachtete und in seiner Pein die grünen Grashalme abriß, berührte er doch das Blümchen nicht.

    Es wurde Abend,
    und noch immer kam niemand und brachte dem armen Vogel einen Tropfen Wasser; da streckte er seine hübschen Flügel aus, schüttelte sie krampfhaft,
    sein Gesang war ein wehmütiges Piepiep;
    das kleine Köpfchen neigte sich der Blume entgegen, und des Vogels Herz brach vor Durst und Sehnsucht.

    Da konnte das Blümchen nicht mehr, wie am Abend vorher, seine Blätter zusammenfalten und schlafen, sie hingen krank und traurig zur Erde nieder.
    Erst am nächsten Morgen kamen die Knaben, und als sie den Vogel tot sahen, weinten sie.
    Sie weinten viele Tränen und gruben ihm ein niedliches Grab, das mit Blumenblättern geschmückt wurde.
    Des Vogels Leiche kam in eine schöne, rote Schachtel; königlich sollte er begraben werden,
    der arme Vogel !
    Als er lebte und sang, vergaßen sie ihn, ließen ihn im Bauer sitzen und Durst leiden, nun bekam er Pracht und viele Tränen.

    Aber der Rasenfleck mit dem Gänseblümchen wurde auf die Landstraße in den Staub geworfen.

    Niemand dachte an sie, die doch am meisten für den kleinen Vogel gefühlt hatte und ihn so gerne getröstet hätte!



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Anonymous - 11.03.2006, 12:18


    :plöd Hast leider keinen anderen Heulsmiley.... (plöd bitte wegdenken!)

    *wein`*

    Ist echt ne schöne Geschichte... :(



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Maraiah - 11.03.2006, 12:24


    doch, haben wir wohl ! :motz

    :cry



    :clown



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Lonny - 12.03.2006, 00:58


    Danke für dieses schöne Märchen!

    Wenn man 7 Gänseblümchen auf einmal mit dem Fuss bedecken kann, ist der Frühling da,
    heisst es in England.


    Der Name Gänseblümchen kommt daher, dass die Pflanze sehr ausdauernd ist und früher auf Wiesen wuchs, auf denen Gänse weideten.
    Der Kot der Vögel konnte diesem Blümchen nichts anhaben, und selbst vor den Schnäbeln des Federviehs blieb es verschont.

    Der botanische Name leitet sich von bellus = schön und perennis = ausdauernd ab. Die Schöne Ausdauernde war der Göttin Freyja oder Ostara als Kultpflanze geweiht. Sie ist mit dem Brauchtum der Osterzeit verknüpft. In der nordischen Mythologie galt die Pflanze als Verkünder der Anwesenheit des Sonnengottes Baldur.


    Eine christliche Legende erzählt, dass die Pflanze aus den Tränen der Maria entsprang, als die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten war.


    Es heisst, wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr isst, wird das ganze Jahr über von tränenden Augen, Zahnschmerzen und Fieber verschont.
    Man darf sie aber nicht mit den Fingern pflücken, sondern muss sie mit den Zähnen abbeissen und unzerkaut schlucken.

    hm......sollte ich in diesem Jahr mal ausprobieren



    Wer eine getrocknete Blüte bei sich trägt, die am Johannistag zwischen 12 und 13 Uhr gepflückt wurde, dem geht keine wichtige Arbeit schief.



    Es gibt auch einen Gänseblümchen-Tanz.
    Er hat die Wirkung der Bachblüte Pine.



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Anonymous - 12.03.2006, 11:24


    @Mara

    Huch... sorry... :zwinker hab vor tränchen keinen gesehen :zwinker

    @Lonny

    Danke! Wow ist ja echt interessant, ich glaube, dass mit den Gänseblümchen ausbeisen würde ich ich auch gern probieren, aber auf keiner Hundewiese :D



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Maraiah - 12.03.2006, 14:33


    ich war in lonnys bachblütentänzeForum und habe dort gelesen wie der pine tanz gestaltet ist. das ist erst interessant.

    ich weiß nicht, ob lonny das mag, aber entweder könnte sie uns hier den link geben oder den tanz in das bachblüten-Forum kopieren ...

    .

    du findest den link aber auch im alten forum, wenn du ein bisschen stöbern gehst *lool



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Lonny - 12.03.2006, 23:00


    Ich hab mein Profil eben geändert
    und nun ist der Link zu meinem Forum auch hier zu finden :)

    und ich hab den Text hier ins Bach-Blüten-Forum kopiert

    und ich hab noch was von Heinz Erhardt:

    Ein Gänseblümchen liebte sehr
    ein zweites gegenüber,
    drum rief's: "Ich schicke mit 'nem Gruss
    dir eine Biene 'rüber !" Da rief das andere: "Du weisst,
    ich liebe dich nicht minder,
    doch mit der Biene, das lass' sein,
    sonst kriegen wir noch Kinder !"



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Maraiah - 12.03.2006, 23:17






    :ja


    :kiss



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    Maraiah - 12.03.2006, 23:19


    Lonny hat folgendes geschrieben: Ein Gänseblümchen liebte sehr
    ein zweites gegenüber,
    drum rief's: "Ich schicke mit 'nem Gruss
    dir eine Biene 'rüber !" Da rief das andere: "Du weisst,
    ich liebe dich nicht minder,
    doch mit der Biene, das lass' sein,
    sonst kriegen wir noch Kinder !"



    +hihi ...



    Re: Das Märchen vom Gänseblümchen

    ChrisTina - 24.03.2007, 16:08


    apropos gänseblümchen:



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