Human soul Saver

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    Re: Human soul Saver

    saskat - 13.03.2006, 18:54

    Human soul Saver
    Vorwort der Autorin zu dieser Geschichte

    Diese Geschichte ist mein "Baby" Jeder Autor hat so eine. Eine Geschichte, die einen selbst fesselt und nicht wieder loslässt. Eine Geschichte, bei der die Protagonisten tatsächlich mit einem reden.
    Diese Geschichte ist recht lang.
    Ich finde es nur fair, das vorher zu sagen.
    Dennoch hoffe ich, dass das lesen dieser Geschichte genau so viel Spaß macht, wie mir, sie zu schreiben.

    ___________________________________


    Human Soul Saver


    ______________________________________________

    Die Tage waren noch nicht gezählt. Möglich, das es einst so sein wird, doch hier, in dieser Welt. In dieser Zeit gab es das, was keine andere Welt hätte je zu bieten gehabt. Das Ziel war nicht der Weg, der Weg war nicht das Ziel. Es war die kontinuierliche Kraft, die von aller Ewigkeit ausging und sich in aller Ewigkeit verliert um in aller Ewigkeit wieder geboren zu werden.
    Das war der Kreislauf, und das war das Wunder.
    Das war das Wunder.
    Es Begann nirgends und endete auch nie, weder war das eine in Sicht. Als sich die Zeit aus dem Formte, als sich sie Meere füllten und als sich das Land aus dem Wasser grub, sah die eine Gestalt, das es Zeit würde, Leben um des Lebens willen zu schaffen.
    Als das geschah, war die Macht glücklich, lehnte sich zurück und betrachtete.
    Das Leben entwickelte sich, bahnte sich einen Weg, erst aus dem Meer auf das Land, dann in die Lüfte.......
    Die Macht betrachtete das alles und staunte darüber.
    Doch bald schon merkte die Macht, dass das Leben hilflos war.
    Das es gefangen war im Leben selbst.
    Da schickte die Macht die leuchtenden Wesen, zu helfen zu leiten und zu führen.

    ________________________________________________

    ***

    Müde suchte Kavie sich einen Weg durch die Menschen, die sich um sie herum drängelten. Irgendwo ganz hinten in der Ecke war tatsächlich noch ein freier Tisch und sie hatte das Gefühl, das sie nun wirklich und tatsächlich einen großen, heißen, süßen Kakao mit einem riesigen Klecks Sahne vertragen könnte. Ihr Tag war lang, Ihre Beine schmerzten und ihre Füße fühlten sich an. als hätte jemand Betonklötze drangebunden.
    Sie suchte sich den Weg zum Tisch, stellte ihre Tasche zwischen ihren Füßen auf den Boden und hielt Ausschau nach der Kellnerin, die sie jeden Samstag hier bediente.
    Die stämmige Dame namens Gerda, etwa Mitte vierzig mit seltsamer blauer Hochsteckfrisur bemerkte Kavie recht früh. Sie hielt lächelnd ihren Block hoch, um ihr zu signalisieren, das sie gleich zu ihr kommen würde, und wandte sich dann wieder dem jungen Mann zu, dessen Bestellung sie gerade aufnahm.
    Wahrscheinlich ein Student. Nicht mal zwanzig Jahre jung, mit dunklen, kurzen Haaren und einer typischen Brille.
    Er hatte picklige Haut und große Narben im Gesicht. Kavie schätze, das es Spuren einer jugendlichen Akne waren, die so langsam aber sicher verblassten.
    Während sie auf Gerda wartete, spürte sie die Auren der Menschen um sie herum.
    Ihre Farben, die sie so deutlich wahrnahm und erkennen konnte, waberten um jeden einzelnen herum, bedeckten sie gar fast, und gaben Geheimnisse Preis, die die Menschen von sich selber kaum kannten.
    Farben, manche so hell, manche so trüb, für die Menschen keine Namen hatten.
    Kavie spürte auch ihre pochenden Herzen. Spürte ihre wärme, die sie umgab. Sie wärmten ihre Hände und ihr Gesicht.
    Bedächtich lehnte sie sich ihn ihrem Stuhl zurück und genoss den Augenblick.
    Irgendwann vernahm sie Gerdas Stimme neben sich. Ihre grüne, schmutzige Schürze war mit einem Band hinten über dem beachtlichen Po zusammengehalten und ließ ihre Figur noch unförmiger erscheinen, als es ohnehin der Fall war.
    "Bestellst du wieder das Selbe wie immer, Schätzchen?" fragte sie und Kavie stellte nicht ohne Verblüffung fest, das Gerda einen Kaugummi kaute, den sie unverhohlen zwischen ihren Lippen platzen ließ.
    Kavie nickte, lächelte und kramte aus ihrer Hosentasche einen zerknitterten fünfer, den sie Gerda reichte.
    Sie nahm ihn, lächelte abermals und entblößte eine Reihe erstaunlich gelber Zähne. Kavie musste an Zigaretten und Kaffee denken.
    Etwa zehn Minuten später hatte sie einen heißen, wunderbar duftenden Kakao vor sich stehen, und auf dem leeren Platz ihr gegenüber eine heiße Tasse schwarzen Kaffees.
    Sie wartete, und sie wartete jeden Samstag mit freudiger Erwartung und einen schlechtem Gewissen.


    ***

    Maric betrat das Cafe und durchsuchte mit seinen hellen Augen die Szenerie. Als er Kavie bemerkte, lächelte er und hob eine Hand zum Gruß. Kavie stellte ihre Tasse beiseite, grinste und gestikulierte wild mit den Armen. Eine junge Frau warf ihr missbilligend einen Blick zu und murmelte irgendetwas.
    Jedes Mal wenn sie ihn sah wurde ihr komisch zumute. Seine schwarzen, zotteligen Haare, die ihm oft in die Augen fielen, hatte er heute mit einem Gummi im Nacken zusammen gebunden. Seine blauen, klaren Augen, die immer neugierig waren, durchdrangen sie oft so unangenehm, das sie sich erwischt fühlte. Bei was auch immer. Und doch, in der ganze letzte Woche sehnte sich nach diesen Augenblick.
    Nur dieser Moment, diese halbe Stunde, die sie hatten. Eine halbe Stunde Leben in einer Welt voller Lebender.
    Wieder fühlte sie das eigenartige Gefühl zwischen Bauch und Magengrube, das sie verwirrte und verunsicherte.
    Ein Gefühl, das sie an etwas erinnerte, das schon lange vorbei war.
    Seine Gestalt war nicht groß, nicht klein. Zwar war er gut einen Kopf größer als sie, aber sie war ja auch nur eins-siebzig. Seine Figur war kräftig, aber nicht übermäßig. Er hatte breite Schultern, einen knackigen Po...wobei das selbstverständlich das letzte war, an das sie dachte. Aber obwohl es unmöglich war, sah sie es gerne, wenn sein Hemd ein, zwei Knöpfe offen waren.
    Sie schämte sich für diese Gedanken, aber sie verdrängte sie auch nicht.
    Er trug ein neues Piercing in seiner Augenbraue. Das letzte hatte er die Woche verloren und er sah nackt aus ohne es.
    Sein Wesen war einnehmend und immer fröhlich, wenn auch ruppig. Sie genoss einfach seine Gesellschaft und hoffte inständig, niemand würde es je bemerken.
    Gut möglich, das sie dann ihren Job los würde.
    Gut möglich, das sie noch viel mehr los wurde. Sie wagte zu bezweifeln, dass sie ihre Exsistens an sich aufs Spiel setze, aber sie glaubte doch, das sich sehr vieles für sie ändern würde.
    Man könnte gegebenenfalls an Verrat denken, wobei sie die letzte war, die es im Sinn hatte.
    Aber sie wollte sich auch nicht wirklich Gedanken darüber machen.
    Sie waren vorsichtig. Sie passten auf.


    ***

    Im Gegensatz zu Kavie nahm Maric niemals Rücksicht auf die Menschen, während er sich seinen Weg durch die Menge bahnte.
    Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, drückte er eine ältere Frau beiseite die im Mittelgang stand und in ihrer Tasche kramte.
    Halb fallend, halb stolpernd fand sie halt an einer der Steinsäulen, die mit Plakaten und Ankündigungen verklebt waren.
    „ Hey!“ rief ein Mann und wollte sich brüsten. Doch nach einen Blick in Marics Augen, beschloss er, an einem anderen Tag heldenhaft zu sein und widmete sich wieder angestrengt den Anzeigen seiner Tageszeitung.
    Maric machte einen äußerst zufriedenen Eindruck.
    „ Das war sehr unhöflich,“ sagte Kavie, als Maric sich setzte.
    Er lachte herzhaft.
    „ Keep cool, Süße. Das war ein Arschloch.“
    Er deutete auf die Tasse Kaffee. „ Meiner?“ fragte er.
    „ Nein, den hab ich für George Washington bestellt,“ konterte sie und wunderte sich über sich selbst.
    Maric lachte wieder und versetzte ihr einen sanften, freundschaftlichen Fausthieb auf die Schulter.
    Sie kicherte, und hasste sich im gleichen Moment für diese Mädchenhaftigkeit, die sie zurückwarf in eine Zeit, die sie vergessen glaubte.
    Maric nahm einen Schluck, verzog leicht das Gesicht und musterte sie über den Tassenrand hinweg.
    „ Wie viele hast du heute schon beliefert?“ Er machte nicht einmal den Versuch, die Neugierde in seiner Stimme zu verbergen.
    Kavi machte große Augen und warf einen verstohlenen Blick auf Ihre Tasche.
    „ Das bind ich Dir doch nicht auf die Nase, wie kannst du nur fragen!“
    Maric lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück und bemerkte dann, das er seinen Rucksack noch auf den Rücken trug.
    Er nahm in ab und hängte ihn über die Stuhllehne.
    Seine Augen wanderten über ihr schönes Gesicht.
    Die herrliche, leicht gebräunte Haut, die hübschen grünen Augen, die manchmal so niedlich verwirrt dreinschauten.
    Ihre süße Stupsnase, die im Frühling immer ein bisschen rot war, wegen des Heuschnupfens.
    Ihr beinahe goldenes Haar das in sanften Wellen auf Schulter und Rücken fielen.
    Ihr schüchternes Lachen, das eine Zahnlücke zwischen ihren Schneidezähnen preisgab.
    Zu Hause ertappte er sich manchmal dabei, wie er an sie dachte.
    Dass er ihre Konturen verstohlen in die Luft zeichnete und dann zu fassen versuchte.
    Was machte es schon, das sie Konkurrenten waren?
    Das er in blutige Fetzen gerissen würde, wenn jemand von ihren Treffen erfuhr.
    Er liebte diese Zusammenkünfte mit ihr. Er wusste noch genau den Tag als es begann. Der Tag an dem Sie sich kennen lernten.
    Der Tag, an dem er hoffte, einen frühen Feierabend zu machen.
    Ein herrlicher , sonniger Tag......

    ***

    .....der ihm wieder und wieder den Schweiß auf die Stirn trieb. Es war heiß, beinahe 34 Grad und er hatte längst seine schwarzen Hemden gegen sehr luftige T-Shirts eingetauscht.
    Seine Haare hatte er mit einem Gummi im Nacken zusammengebunden, und dort, wo das Haar des Zopfes auf die kleine Vertiefung zwischen den Schultern fiel, schien sich tatsächlich eine kleine Pfütze Schweißes zu bilden.
    Er sah die Frau kommen, zumindest sah er ihren Mercedes die Einfahrt zum " All 4 Your Baby" herauffahren und sah kurz und eher automatisch als aus Interesse auf seine Armbanduhr.
    Es war viertel nach vier.
    Der dunkelblaue Mercedes kam vor einer Parklücke zum stehen, fuhr dann wieder weiter und verschwand in einer anderen.
    Maric hatte einen blöden Spruch über Frauen am Steuer in seinem Gedanken, den er schnell wieder verdrängte.
    Nicht, ohne vorher ein bissiges Lächeln auf den Lippen zu haben.
    Die Frau stieg aus dem Wagen, was bei ihren Maßen ein wenig unbeholfen wirkte, knallte die Tür zu und strich sich mit einer Hand über den riesigen Bauch.
    Marics Schätzung war etwa Ende achter Monat.
    Im Laufe der Jahre hätte er lernen sollen, es besser abzuschätzen, aber er hatte es nie richtig lernen können, da jede Frau ganz anders schwanger war. Manche Frauen sahen aus, als müssten sie bald auf der Straße ihr Kind verlieren, waren aber erst im vierten Monat, andere verloren es fast auf der Straße, und er hätte schwören können, die tragen noch sechs Monate.
    Er fand es verwirrend.
    Mit einem Kopfschütteln versuchte er, die störenden Gedanken abzuschütteln und konzentrierte sich wieder auf die Frau, die sich mittlerweile auf dem Weg zum Eingang machte.
    Links und Rechts der großen Glastüren standen Top Sonderangebote, Kinderwagen und so hohe Holzstühle mit Platten davor, damit der Nachwuchs seinen Mist darauf verschmieren konnte.
    Maric grinste und folgte der Frau in den Laden.
    Als er durch die Tür schritt, erntete er einige verwunderte Blicke von anderen Kunden und einer Verkäuferin, die sich sogleich mit einem verhaltenden, geschäftsmäßigen Lächeln an ihn wendete.
    Sie trug ein grellgelbes Shirt auf der ein riesiges Babygesicht abgebildet war, das unweigerlich alle Blicke auf sich zog. Ihre kurzen Haare standen in unregelmäßigen Zacken vom Kopf ab und erinnerten ihn ein wenig an einen Igel. Ihr Mund vor eine dünne Linie aus rosa Lippenstift.
    "Kann ich ihnen helfen?"
    Maric warf ihr einen kurzen Blick zu, zog die Oberlippe zu einem grausamen Lächeln hoch und ging an ihr vorbei.
    In dieser Nacht hatte die Verkäuferin furchtbare Alpträume.
    Sie träumte von Schlangen und Käfern, die mit ihr in einen dunklen Raum gesperrt waren, und sie nicht entkommen ließen.

    Die Frau, dessen Namen er nicht kannte, durchsuchte erst einen Ständer mit Stramplern, durchforstete dann einen kleinen Wühltisch mit Lätzchen und sah dann staunend an einer Wand hoch, die mit Kindersitzen bestückt war.
    Maric stellte sich hinter einem Ständer mit Taufkleidern und kramte in seinen Rucksack, den er auf den Rücken trug und nun umständlich Bauchseits zerrte.
    Seine Hand ertastete das kalte Glas und sogleich spürte er das unangenehme Kribbeln, das sich bis zu seinem Schulterblatt hochzog.
    Er öffnete den groben Verschluss und er pulte mit seinen Fingerspitzen einen der sich windenden, etwa ein Zentimeter Großen Würmchen heraus und hielt es fest in seiner geschlossenen Hand.
    Vorsichtig zog er es aus dem Rucksack und warf einen verstohlenen Blick in den Laden, um sicher zu gehen, dass ihn niemand bemerkte.
    Die Verkäuferin hatte sich längst in den Personalraum begeben.
    Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, das sie ihre Pause vorziehen sollte.
    Vielleicht sollte sie sogar kündigen.
    Sie dachte darüber nach.

    Maric hatte nun den Punkt erreicht, wo nichts anderes mehr wichtig war, als die Lieferung auszutragen. Wäre seine Konzentration nicht so sehr auf einen Punkt fixiert, hätte er sie vielleicht sogar gesehen.
    Vielleicht hatte er sie sogar schon gespürt, als sie freundlich lächelnd "All 4 your Baby" betrat, und tatsächlich noch Sekunden staunend vor winzigen Babysöckchen stehen blieb.
    Sie nahm sich sogar die Zeit, eines dieser winzigen Paare in die Hand zu nehmen, schmunzelnd über den weichen Stoff zu streicheln, und sie dann wieder wegzuhängen.
    Er hätte sicherlich reagiert, als sie den Gang hochschlenderte, der sich rechts von ihm befand, und ihrerseits eine Hand in die Umhängetasche steckte, um herauszuholen, weswegen sie hier war.
    Aber da er das alles nicht mitbekam, da er sie nicht sah, da er sie nicht merkte, viel ihm einfach der Kiefer herunter als sie vor seiner Nase hinter die Frau trat, ihr wie einen Handkuss ein kleines, leuchtendes Bällchen in den Nacken hauchte und dann den Weg weiter hinunterschlenderte.
    Die Frau lachte kurz und umfasste dann ihren Bauch mit beiden Händen. Ein wundervolles, warmes Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet. Es war etwas wundervolles passiert, und das wusste sie nun.

    Maric stand mit offenem Mund, vor Staunen geweiteten Augen und einem Würmchen in der Hand wie zur Salzsäule erstarrt da. Sein sonst so kalter und berechnender Gesichtsausdruck glich nun dem eines Mannes, der soeben erfahren hatte, das die Geliebte der Nacht ein Mann war.
    "Das war nun echt cool.", murmelte er und nahm die Verfolgung auf.

    Das Lichtwesen war völlig sorglos. Sie trug ein leichtes Sommerkleid das mit bunten Blumen bestückt war und ihr bis zu den Knien reichte. Ihre blonden Harre trug sie offen und an den Füßen trug sie Sandalen.
    Sie hatte einen lockeren Gang drauf, schlenderte von Schaufenster zu Schaufenster und warf hier und da ihre Haare wieder über die Schulter auf ihren Rücken.
    Sie trug eine blassblaue Umhängetasche in der sie vermutlich ihre Ware transportierte.
    Maric beobachtete sie Zähneknirschend, versteckte sich hin und wieder hinter Passanten, wenn das Lichtwesen stehenblieb und nahm wieder die Verfolgung auf, wenn sie weiterging.
    In seinen Augen gab es nur zwei Möglichkeiten.
    Entweder versuchte er selber, das Wesen schnell und zügig zu vernichten, oder er machte eine Meldung und es würde sich jemand anderes um sie kümmern.
    So oder so, das Lichtwesen musste fort.
    Tatsache, das Lichtwesen musste sterben.
    Und als ob jemand seine Gedanken gelesen hatte, verschwand sie in einer der zahlreichen Seitengassen, die schließlich zum Busbahnhof führten.
    Maric fühlte wieder ein boshaftes Grinsen auf seinem Gesicht wachsen und trat mit ihr zusammen in die Gasse.

    **

    Forman saß nun schon seit gut und gerne vier Stunden auf einem der Pappkartons und hatte die Flasche Proseco zwischen seinen Beinen.
    Er war einfach nur glücklich, dass es Sommer war und das er sich keine Gedanken darüber machen musste, ob er die Nacht überlebte oder nicht. Das Einzige, über das er sich jetzt noch Gedanken machen musste, war, wo er seine nächste Flasche her bekam.
    Seine jetzige war nur noch zu einen viertel voll und er merkte, wie er langsam aber sicher nervös wurde.
    Ein junges Mädchen ging an ihm vorbei, schaute ihn traurig an und warf ihm einem Fünfer zwischen seine Beine.
    Unter ihrem Blümchenkleid zeichnete sich deutlich ihre schlanke Siluette ab.
    Was dann passierte, konnte er kaum seinem Kumpel erklären, der ihn später fragte, wo seine Flasche war.
    Alles ging sehr schnell.
    Er hörte jemanden rufen, eine Stimme, die aufgebracht und ruhig zur gleichen Zeit klang.
    Das Mädchen drehte sich um.
    Ihr Gesicht, das im erstem Augenblick so gütig und traurig wirkte, veränderte sich schlagartig.
    Forman konnte förmlich ihr Herz rasen hören, konnte spüren, wie sich der Magen der Kleinen zusammenzog und wie sie ihre kleinen, zierlichen Hände zu Fäusten zusammenballte.
    Alles änderte sich. Der Tag, gerade noch hell und beinahe ohne Sorgen, wollte sich verdunkeln.
    Hätte Forman auf die Uhr geschaut, vorausgesetzt er hätte eine besessen, die er noch nicht zu Geld gemacht hatte, hätte er festgestellt, dass es keine Zeit mehr gab.
    Sie stoppte einfach an dem Punkt. Sie flüchtete.
    Seiner Eier schrumpften zu Rosinen zusammen und der sich in seinem Magen befindliche Alkohol wollte sehr schnell wieder raus.
    Er würgte und seine Hose wurde dunkel.
    "Ein Schattenwesen!", hörte er das Mädchen rufen und kaum waren diese Worte ausgesprochen, leuchtete es um sie herum als ob jemand einen Scheinwerfer auf sie gerichtet hätte.
    Nein, so, als wäre sie einer.
    Ihr Haar schien in Flammen zu stehen und Forman merkte, wie ihm alle Haare, die er am Körper hatte, und bei Gott, es waren viele, zu Berge standen.
    Das Mädchen führte ihre Hände zusammen und bildete mit ihnen einen Hohlraum, aus dem ein Glimmen strömte, so hell wie die Sonne an manchen Morgenden brannte.
    Forman wagte einen Blick die Gasse herunter und sah ihn dort stehen.
    Einen jungen Mann, noch keine achtzehn Jahre alt, mit schwarzem Haar und schwarzer Kleidung.
    Obschon er gut und gerne zehn Meter von ihm entfernt stand, konnte Forman seine Augen erkennen. In seinem hellem Gesicht saßen sie wie weißglühende Kohlen.
    Er machte einen Schritt auf das Mädchen zu, stoppte, machte einen weiteren und dann, bei Gott, er schwörte, war er einfach da.
    Einfach da, er war so schnell, er sah ihn nicht. Lediglich ein dunklen Schleier, der seinen Weg kennzeichnete, lag wie ein Dunst in der Gasse.
    Nur ein Bruchteil von Sekunden, und sie standen sich gegenüber.
    Forman sah, dass das Mädchen etwas, das sie in der Hand hielt, ihm entgegenschleudern wollte, doch sie schaffte es nicht.
    Er packte ihre Hände.....sie schrie, krümmte sich, schrie wieder und fluchte laut.
    "Du sollst nicht fluchen!", spuckte der junge Mann( oder seien wir ehrlich, das junge Wesen) in ihr Gesicht und schleuderte sie gegen die Hausmauer, die hinter ihr war.
    Tatsächlich donnerte es ganz beträchtlich.
    Das Mädchen blieb einen Augenblick verwirrt liegen, stütze sich dann auf den Händen ab und kam in dem Moment wieder zum stehen, als der andere sie an den Haaren zu packen versuchte.
    "Nicht meine Haare!", schrie sie und versetzte ihn einen gewaltigen Fußtritt in den Magen.
    Seine Augen weiteten sich, dann beugte er sich vornüber und verharrte.
    Sie schien ihre Chance zu wittern, klaubte Forman die Flasche zwischen seinen Beinen weg, ( er nahm es mit Bedauern wahr), und holte aus.
    Das andere Wesen war schneller.
    Bevor sie auch nur reagieren konnte, versetzte er ihr einen gewaltigen Schlag ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert, und Forman stellte nicht ohne Verwunderung fest, dass er ihr die Nase blutig geschlagen hatte. Jeder Tropfen bildete eine dunkle Blüte auf ihrem Kleid.
    Es packte die Flasche und drehte sie dem Mädchen aus den Händen.
    Sie konnte nur ein erstauntes "Hey!" von sich geben, drehte sich um ihre eigene Achse und trat mit der Behändigkeit einer Raubkatze hinter ihm. Sie vergrub ihre Hände in seinem Rucksack, ließ sich nach hinten fallen und riss so heftig daran, dass das andere Wesen strauchelte, wild mit den Armen ruderte und schließlich nach hinten kippte.
    Der Rucksack rutschte von seiner Schulter , sie riss ihn auf , griff hinein und wie eine Trophäe hielt sie seine Flasche hoch über ihren Kopf. Sie warf Forman einen trotzigen Blick zu und stieß ein forderndes "HA!" aus.

    Forman zuckte die Schultern und deutete mit einer Handbewegung auf das andere Wesen, das mittlerweile wieder auf die Beine gekommen war.
    Das Mädchen drehte sich um und alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    Mit einem schiefem Grinsen hielt das andere Wesen die blassblaue Umhängetasche des Mädchens in den Händen und schwank sie lässig hin und her.
    Das Mädchen ließ den Rucksack sinken.
    "Gib mir meine Tasche wieder. Sofort.!!!!"
    Forman schaute interessiert von einem zum anderen.
    "Du hast gut reden." Das andere Wesen machte eine Kopfbewegung zu seinem Rucksack hin und kam einen Schritt auf sie zu.
    Sofort wich sie zurück.
    "Wenn du mir zu nahe kommst, ist deine Flasche verbrochen. Und all deine .....äh...Dinger hier....gehen ein!" Geistesabwesend wischte sie sich das Blut von den Lippen, beachtete es aber nicht weiter.
    "Du hast mir in die Haare gezogen," fügte sie hinzu und rieb sich die Stelle auf ihrem Kopf.
    Er legte den Kopf schief und machte einen mitleidigen Gesichtsausdruck.
    "Tut mir so leid, ehrlich." Er griff in seine Hosentasche und holte eine Schachtel Zigaretten hinaus. Ohne sie einen Blick zu würdigen, steckte er sich eine Zichte zwischen die Lippen, machte sie an und zog den Rauch tief in die Lungen.
    "Wir haben ein Problem," bemerkte er durch den Rauch der Zigarette.
    Forman merkte, wie sein Blick auf die noch unzerbrochene Flasche fiel, die nun unbeachtet auf dem Boden lag.
    Er fragte sich tatsächlich, ob er sie holen sollte.
    Noch eher er eine Entscheidung getroffen hatte, kickte das andere Wesen die Flasche mit den Füßen in seine Richtung. Scheppernd kam sie vor seinen Füßen zum stehen.
    "Trink Dir noch einen," sagte das Wesen abfällig.
    "Arschloch", murmelte das Mädchen, bückte sich und nahm die Flasche an sich.
    Forman blickte ihr hinterher.
    Das Mädchen schwank die Flasche und schmiss sie die Gasse abwärts, wo sie hörbar zerbrach.
    "Wir brauchen einen Deal," sagte sie. "Deine Tasche gegen meine"
    Das andere Wesen grinste und hielt ihr ihre Tasche entgegen.
    "Nim sie."
    Das Mädchen zögerte, aber sagte nichts.
    Schließlich:" Ich kenne ein Cafe`"
    "Schön für dich," sagte das dunkle Wesen und schnippte die inzwischen aufgerauchte Zigarette in die Gasse.
    "Ich gebe deinen Rucksack dort hin zur Kellnerin, aber nur, wenn sie einen für mich hat."
    Das dunkle Wesen dachte einen Moment darüber nach, kramte dann wieder in seine Tasche und nahm abermals die Schachtel raus.
    "Du rauchst zuviel." bemerkte das Mädchen trocken und Forman stimmte ihr im Gedanken zu.
    "Ok,", sagte das dunkle Wesen.

    Forman hörte, wie das Mädchen eine Beschreibung gab und dann ging.
    Das dunkle Wesen blieb noch stehen und sah ihr nach. Dann wandte er sich Forman zu und zuckte die Schulter.
    "Weiber," sagte er und stöhnte.
    Das dunkle Wesen warf die Schachtel, die es noch in der Hand hatte Forman vor die Füße.
    "Rauch dir eine," murmelte er, als er sich wieder auf den Weg machte.
    Das war der Tag, an dem sie sich kennerlernten. Der Tag, der alles veränderte, ohne, dass sie beide es eigentlich wollten.
    Abends saß er noch lange in seinem Sessel, dachte über das Mädchen nach, sah sie vor seinem geistigem Auge und legte öfters als es ihm lieb war, die Stirn in Falten.
    Dann holte er die blassblaue Umhängetasche, sah hinein, bewunderte die schlichte Eleganz des Gefäßes, (das er sich hütete zu berühren) und hängte sie an den Hacken seiner Garderobe.
    Samstag würde er seine Tasche wiederbekommen, sie ihre und der ganze Kram würde vermutlich wieder von vorne losgehen.
    Und nun sahen sie sich nun schon seit über drei Monaten jeden Samstag.
    Wie es dazu kam, konnte er nicht einmal sagen. Es passierte schleichend. Aber er konnte sich noch ziemlich gut an ihren verdutzen Gesichtsausdruck erinnern, als er in das Cafe kam, einen Kaffee bestellte, ihr freundlich zuwinkte und sie fragte, ob sie auch einen möchte.
    "Ich mag keinen Kaffee," erwiderte sie damals tonlos und bestellte sich einen Tee. Von da an ab trafen sie sich regelmäßig einmal die Woche am Samstag.
    Und die ganze Woche freute er sich darauf.
    Er würde es nie zugeben. Foltern könnte man ihn und ihm seine Nägel ausreißen....oder schlimmeres.
    Nie würde er zugeben, dass er sich nach diesem Moment sehnte.


    ***

    „.....denkst du?“
    Kavie holte ihn aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
    „ Was?“ fragte er.
    „ Woran denkst du?“ wiederholte sie.
    „ An meine nächste Kundin,“ log er.
    Er kramte in seinen Rucksack und holte ein Päckchen Zigaretten hervor.
    Er steckte sich eine an und inhalierte genüsslich den Rauch . Kavie wedelte ihn mit der Hand weg und machte ein garstiges Gesicht.
    „ Warst du denn erfolgreich ?“ Sie stellte die Frage, als wäre es eine Belanglosigkeit.
    Sie spielte mit dem Löffel in ihrem Tee und vermied es, ihn anzusehen damit er nicht die Neugierde in ihren Augen lesen konnte. Ohnehin wusste dieses eigenartige Schattenwesen viel zu viel von ihr.
    Maric suchte nach einem Aschenbecher, fand einen auf dem Nebentisch und klaute ihn einfach runter.
    Der Student, der gerade Abaschen wollte glotze ihn verdutz an, war dann aber wohl der Meinung das seine Untertasse den selben Zweck erfüllte.
    „ Ich bin immer erfolgreich. Ich habe eine Quote zu erfüllen.“
    Sie nickte. Es wurmte sie das er manchmal so selbstgefällig war.
    „ Manchmal kotz mich dieser Job einfach an,“ flüsterte er durch den Rauch hindurch verschwörerisch.
    Kavie lächelte.
    „ Wir machen das schon so lange. Wir können doch gar nichts anderes.“
    Sie schien einen Moment zu überlegen, dann wuchs ein fröhliches Grinsen auf ihrem hübschem Gesicht.
    „ Na ja, ich wäre gerne Schokoladenfabrik Abgestellte. Das wäre doch toll.“
    Ihre grünen Augen strahlten, als ob die Möglichkeit Realistisch sein könnte. Irgendwie, irgendwann.
    Maric hatte das Bild genau vor Augen. Seine Kaverie in einem weißem Kittel an einem Laufband, und Tonnen von Schokoladentafeln liefen an ihr vorbei. Und keine war süßer als sie. Er überlegte, ob er ihr das sagen sollte.
    Statt dessen: „ Davon wirst du fett und bekommst Pickel.“
    Sie zog einen Flunsch aber war nicht wirklich beleidigt.
    „ Was würdest du lieber machen?“ wollte sie wissen.
    Eine Weile sah er aus dem Fenster und überlegte. Die helle Nachmittagssonne zauberte Frohsinn und Hoffnungen in die Herzen der Menschen. Und jeder von ihnen dachte, er hätte sein Schicksal in der Hand. Vor dem Café war ein Springbrunnen und ein paar Kinder warfen Münzen in das Wasser. Jede einzelne ein Wunsch.
    Er hörte eine Frau lachen und sah, wie sie einem kleinem Jungen mit rosa Bäckchen über das blonde, struppige Haar strich.
    Es machte ihn traurig und doch Pflichtbewusst.
    Dämliche Narren, dachte er.
    „ Ich wäre gerne Gärtner oder so. Hauptsache draußen in der Natur.“
    Kavie wollte etwas witziges sagen, sah aber die Ernsthaftigkeit mit der er es ausgesprochen hatte und schwieg. Genau wie er vorher stellte nun auch sie sich vor, wie er in grünen Overall auf ihrendeiner Wiese stand und Laub zusammen kehrte. Beiläufig dachte sie, das ihm ein grüner Overall auch gut stehen würde. Nun musste sie doch schmunzeln.
    Maric trank die letzte Pfütze seines Kaffees und er kam ihn bitterer vor als sonst.
    „ Ich muss los, ich habe noch eine Kundin,“ stellte er fest und nahm seinen Rucksack.
    Er schwang ihn auf seinen Rücken als wäre etwas völlig Gewöhnliches darin.
    Aus seiner Jeans fischte er einen Fünfer und legte ihn auf den Tisch neben seiner leeren Tasse.
    „ Schade.“ sagte Kavie leise, als er schon auf den Weg zur Tür war.
    Sie legte ihre Tasche auf Schoß und schaute hinein.
    In der gläsern wirkenden Kugel leuchtete nur noch ein Licht.
    Jemand klopfte von außen an das Fenster.
    Maric hatte seine Nase an das Glas gepresst und brachte sie damit zum Lachen. Er hob den Arm und deutete auf seine Uhr.
    Sie nickte: „ Ja,“ bildete sie mit ihren Lippen, „ Samstag, selbe Zeit.“

    ***

    Maric lief eiligen Schrittes zu dem Punkt, an dem ihn sein Zeitplan verschlagen hatte. Er kannte seine Kunden, kannte ihre Gewohnheiten und oft sogar ihre Termine. Das war einer der wichtigen Dinge in seinem Job. Sein Rucksack klopfte ihn bei jedem Schritt energisch auf dem Rücken, als wollte er ihn daran erinnern, dass es höchste Zeit war.
    Seine Kundin stand mit einem hoffnungsvollen und irgendwie desolatem Gesichtsausdruck vor einem Brautgeschäft.
    Er war so flott gelaufen, dass er schon völlig außer Atem war. Wieso musste er auch so viel Zeit im Café` verbringen?
    Er hätte erst seine Arbeit erledigen sollen, und sich dann mit Kavie treffen.
    Eigentlich, sagte eine innere, mahnende Stimme zu ihm, solltest du dich gar nicht mit ihr treffen. In den letzten Monaten hatte er diese Stimme sehr häufig vernommen, versuchte sie aber zu ignorieren. Die Sache war nur die, dass sich diese Stimme immer sehr plötzlich meldetet. Er bezweifelte fast, dass sie ein Teil von ihm war. Sie schien fast jemand anderen zu gehören.
    „ Fuck you!“ keuchte er und stellte seinen Rucksack zwischen seine Füße, öffnete ihn und suchte unter Walkman und Einkauf für Morgen nach seiner Lieferung.
    Er fand die kleine, rauchfarbene Flasche und zog sie an ihrem Hals heraus.
    Ein dicker, schwarzer Wurm, dessen zuckender, glänzend schwarzer Leib sich wand, war darin. Maric öffnete den Schraubverschluss und schüttelte den Wurm in seine Hand.
    Sofort breitet sich kribbelnde Kälte von seiner Handfläche bis zu seiner Schulter aus.
    Die Flasche steckte er wieder zurück in den Sack und schnürte ihn mit Hilfe der Lederriemen zu .
    Er buckelte ihn wieder und achtete darauf, das dem Würmchen nichts geschah.
    Dann machte er das Selbe, das er bei seinen Lieferungen beinahe immer tat.
    So unauffällig wie möglich schlenderte er die Straße hinunter und hielt die geschlossene Hand mit dem Wurm in der Manteltasche.
    Er war in Höhe der Frau, lief grade an ihr vorbei, da holte er die Hand aus der Tasche und warf den Wurm geschickt und mit unglaublicher Genauigkeit in den Blusenkragen der Frau. Sie stand einen Moment starr, rief Huch und Aua, klatschte sich mit der Hand in den Nacken und fluchte. Kurz krümmte sie sich und hielt sich den Bauch. Eine furchtbare Kälte und Taubheit hatte sich über ihren Unterleib gelegt und sie schwankte ein wenig. Doch dann war das Gefühl so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war.
    Am Abend würde sie Zuhause ihrem Freund erzählen, dass sie einen neuen Termin bei ihrem Frauenarzt machen würde.
    Irgendetwas schien nicht zu stimmen.
    Und als sie in der Nacht im Bett lag, fror sie trotz der dicken Daunendecke.
    Maric allerdings war zufrieden.
    Nicht nur das der Wurm seinen Weg schon finden würde, er hatte auch frei. Das war schließlich der Letzte.
    Auf den Weg nach Hause pfiff er eine Melodie die er Morgens im Radio gehört hatte und auch diese lästige Stimme sprach an dem Tag nicht mehr zu ihm.
    Aber das sollte sich noch ändern.

    ***

    Kavarie hatte es da schon nicht so einfach. Dummerweise lag Ihre Kundin im Krankenhaus. Sie hatte wohl Frühwehen. Sie stand in der Vorhalle, wo Angehörige und Kranke, die sich irgendwie hierhin schleppen konnten auf den Plastikbänken saßen und rauchten oder sich , manchmal unerlaubter Weise, ein Stückchen Kuchen gönnten.

    Links von ihr, in einer kleinen Nische in der Wand, hing ein Telefon, rechts war die Tür zur Cafeteria. Dort saß die Frau in einem Bademantel gekleidet, der viel zu klein zu sein schien, und sie war nicht allein. Eine Freundin war bei ihr. Kavi bemerkte einen Becher Kakao auf dem Tisch. Unwillkürlich bekam sie Durst von dem Anblick.

    Kavies Aufmerksamkeit war die eines hungrigen Wolfes. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt wie Gitarrenseiten. Ihr Kopf war eine alles aufsaugende Leere, die jeden Laut, jede Bewegung aufnahm und katalogisierte nach wichtig-unwichtig.
    Ihre Füße nahmen jede Vibration unter sich war.
    Die Frau in der Cafeteria, ihr Name war Susan Leithaus, unterhielt sich angeregt mit ihrer Bekannten als Kavi durch die Tür schritt. Unauffällig setzte sie sich an den Tisch hinter ihr.
    Sie legte ihre Tasche auf den Schoß und öffnete sie. Sie blieb mit den Händen in der Tasche, damit das, was sie tat den Augen der Menschen verborgen blieb.
    Sie nahm die Kugel in die eine Hand und strich mit der anderen darüber. Der leuchtende Punkt, der einen Durchmesser von ca. zwei Zentimeter hatte, glitt durch die Oberfläche der Kugel, wobei es so ausschaute, als spüre sie einen leichten Widerstand, in ihre Hand, die sie sofort darum schloß.
    Dann legte sie die Tasche auf den Steinfliesenboden neben ihrem Stuhl.
    Sie bekam einen Bruchteil der Unterhaltung der beiden mit, etwas von ihrem Mann, und dessen Schwester und so weiter.
    Kavie drehte sich langsam um und hielt ihre Hand vor ihrem Busen. Ihr Herz donnerte. Dann, innerhalb von Sekundenbruchteilen entließ sie die warme und kitzlige Kraft ihrer Hand. Sie hielt sie vor ihren Lippen und pustete sie an, als wollte sie jemanden einen Handkuss zuwerfen.
    Sie verfehlte ihr Ziel nicht.
    Sie schwebte schnell und unbemerkt von Anderen direkt in den Nacken der Frau. Diese stoppte in ihrer Ausführung von perfekten Rababerkuchen und kicherte.
    Ihre Freundin sah sie stutzig an.
    „ Tut mir leid,“ entschuldigte sich Susan. „ Es hat in meinem Bauch gekitzelt.“
    Liebevoll streichelte sie mit einer Hand darüber und lächelte.
    "Wird wohl mal ein Komiker."
    Kavi war mit sich und der Welt zufrieden.
    Sie musste kurz an Maric denken und daran, was er sagte und das es Stimmte.
    Sie hatte ihre Quote anscheinend erfüllt.

    ***


    Als Maric Zuhause ankam, war es später Nachmittag. Er entledigte sich seiner schweren Stiefel und schmiß seinen Mantel in die Ecke. Er kam in sein Wohnzimmer und wurde schon erwartet.
    Maric erstarrte und wußte einen Moment nicht, ob er laufen oder lachen sollte. Vieleicht wäre auch beides eine gute Idee gewesen.
    „ Ein wunderschönen guten Tag, Maric.“
    Sagte die adrett gekleidete Frau im Sessel und führte sich eine Hand zum Gruß an die Stirn. Ihre Stimme war spöttisch und aus ihren dunklen Augen war Missgunst zu lesen.
    „ Ja, Tag auch,“ brummte er. „ Was tust du hier?“
    Die Frau weitete verdrossen die Augen und schob trotzig die Unterlippe vor, was ihr einen seltsam verletztlichen Eindruck verlieh. „ Begrüßt man so eine Kollegin? Wo ich doch den ganzen, weiten Weg gemacht habe, nur um dich, meinen lieben Freund, zu besuchen. Um dich mal wieder zu sehen, mal ein bißchen zu schnacken und vieleicht ..."..Sie legte den Kopf ein wenig schief und setzte sich in aufrechter Position hin, "...vieleicht mal was neues zu hören.“ Bei diesem Satz leuchteten ihre Augen und Maric dachte dabei an die rote Signalleuchte seines Anrufbeantworters.
    Maric baute sich in unbewußter, aggressiver Pose vor ihr auf.
    „ Du arbeitest im Nachbarbezirk, was soll also der Scheiß?“
    „ Ich wollte dich nur an unsere Versammlung erinnern, Süßer. Nicht, dass du es vergißt. Wir werden alle da sein...auch der Chef.“


    Maric lachte kalt. „ Ich bin gerührt von so viel Kollegialität, ganz ehrlich.“
    Sie schmunzelte. Ein Bein hatte sie lässig über die Lehne des Sessels geworfen, das Andere stand auf einer leeren Pizzapackung. Er registrierte es mit Mißmut und achte, das er nun lange keine Pizza mehr essen könnte, weil er nun immer daran denken müsste, wie Lühr mit einem Fuß drauf stand.
    „ Ich wollte dich heute schon einmal besuchen, aber du warst wohl noch nicht da.“, sagte sie beinahe beiläufig und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als hätte sie Blut geleckt.
    „ Da hab ich mir gedacht, `ach , geh doch einen Kaffee trinken im Café um die Ecke`, und siehe da, wen ich da gesehen habe.“
    Maric spürte, wie seine Glieder steif wurden, und sich ein Klos in seinem Hals bildete. Seine Augen verdunkelten sich und in seinem Kopf schwirrten tausend Gedanken wie Fliegen um einem Kadaver. Er hatte sich schon ungezählte Male die Frage gestellt, was würde passieren wenn......Nun würde er es erfahren.
    Oh man, dachte er, ich sehe große Probleme auf mich zukommen.
    Lühr, die ihre kurzen Haare in Gel getränkt zu haben schien, zuckte cool mit den Schultern.
    „ Und?“ fragte er als würde er auf eine Pointe warten.
    Lühr erhob sich und funkelte ihn mit messerscharfen Blicken an.
    „ Du weißt genau, was ich meine, du kleiner Wichser,“ fauchte sie. „ Glaubst du, ich habe sie nicht erkannt, die kleine Piiiieeep!!? Ich bin nicht blind und ich bin nicht blöd.“
    Nicht blind, das stimmt wohl, dachte er zusammenhangslos und konnte sich ein spitzes Grinsen nicht verkneifen.
    Maric ging langsam auf sie zu. Bald war sein Gesicht ihrem so nahe, dass ein Außenstehender hätte denken können, sie würden sich gleich küssen.
    Er konnte ihren Atem riechen. Nach Minze ,ein bißchen nach Bier und nach Zorn.
    „ Wenn du auch nur ein Wort verlierst,“ hauchte er in ihr verzerrtes Gesicht, „ dann werde ich dir dein schwarzes Herz raus reißen und es dir zu fressen geben. Ich werde es in deine Schnauzte stopfen, bis du daran erstickst.“
    Seine Stimme war ruhig, aber in seinen Innern schrien verzweifelte Stimmen der Angst und Sorge.
    Lühr hielt ihren Minzatem an. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch er klappte mit einem hörbaren Plopp wieder zu.
    Sie wich ein paar Schritte von ihm zurück. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und plötzlich wirkte sie gelassen und ruhig.
    „ Nun....ich wollte dich ja auch nur erinnern. Damit du die Versammlung nicht vergißt, mein Hübscher.“ Sie schickte sich an zu gehen, nahm Ihren Pilotenkoffer, in dem sie ihre Flasche trug und drehte sich noch einmal um.
    „ Ach ja...... das eine noch.“ Sie wandte ihn den Rücken zu und er sah nur das ihm zugewandte Profiel. „ Wer weiß, vielleicht bin ich nicht die einzige, die es weiß. Du bist ja nicht gerade vorsichtig. Denk mal drüber nach.“
    „ Verpiss dich,“ sagte er tonlos, doch ihre Stimme wehte wie rauher Wind in seinem Hirn. Und langsam aber sicher würde es ein Sturm werden. Da war er sich sicher.
    Er mußte etwas tun, entweder das eine, oder das andere.
    Nachdem Lühr die Tür hinter sich geschlossen hatte, sackte er selbst in seinem Sessel zittrig zusammen. Seine Finger fühlten sich eiskalt an.
    "Scheiße!", spie er und trat mit ungeahnter Wucht den leeren Pizzakarton in eine Ecke des Zimmers.


    ***


    Am Montag kam immer die neue Lieferung und Maric stand an der vereinbarten Ecke vor einem Gasthaus mit schmierigen Fenstern. Lautes Männerlachen drang durch die angelehnte Tür und selbst hier draußen konnte er Bier und Zigaretten riechen.
    Maric sehnte sich nach einem Bier, aber er durfte nicht trinken. Noch nicht.
    Der Bote kam nach 10 Minuten mit einem VW-Käfer. Er stieg aus dem Wagen und begrüßte Maric freundschaftlich. Sie kannten sich schon eine halbe Ewigkeit.
    Sein Name war Markus, gut einen Kopf größer als Maric und blondes, dünnes Haar.
    Seine Augen waren trüb vom Job.
    Seine Haut blaß.....aber seine Nase ein echtes Original.
    So lange Maric lebte, hatte er nie so einen Zinken gesehen.
    Markus mußte Unmengen von Taschentüchern bei einer Erkältung verbrauchen.
    „ Ist heute nicht viel,“ rief er Maric zu, als er den Kofferraum öffnete und das Päckchen rausholte.
    Er zuckte die Schultern. Ihm war es egal.
    Er nahm das Päckchen und quittierte auf dem Lieferschein. Alles mußte seine Ordnung haben.
    „ Ach ja,“ Markus kramte in seiner Hosentasche noch einen kleinen zusammen gefalteten Zettel raus.
    „ Post vom Chef. Machs gut, bis nächste Woche.“
    Markus stieg wieder ins Auto und winkte noch einmal, bevor er um die nächste Häuserecke verschwand.
    Maric sah den Brief eine Weile an, ohne sich zu bewegen. Dann faltete er ihn auseinander.


    Hey Ric!
    Super Zeit letzte Woche .
    Denk ans Meeting ;-)
    Grüß schön
    Lutz


    Maric starrte lange auf den Zettel.
    Grüß schön?
    Er dachte ernsthaft daran, sich zu übergeben.
    Er packte das Päckchen aus und warf den Zettel sowie das Packpapier in die nächste Mülltonne.
    In dem Päckchen lag das neue Fläschchen mit einem Etikett darauf geklebt.
    12/90 stand darauf.
    Also zwölf Stück in neunzig Stunden.
    Das ging noch.
    Er verstaute gerade die Flasche in seinen Rucksack, als er aus den Augenwinkeln Lühr sah, die der Straße richtig Discounter folgte.
    Ihre Haare hatte sie rot gefärbt und zudem war sie gelfrei aus dem Haus gegangen. Sie trug einen langen Mantel und dazu passende Boots.
    Sie hatte keinen Koffer bei sich. Maric wurde flau. Sie tummelte sich nicht umsonst in seinem Gebiet.
    Ohne, dass sie ihn bemerkte, heftete er sich an ihre Fersen. Mit einem Abstand von ca. 15 Metern folgte er ihr durch die Menschenmengen, die sich im diese Zeit schon auf den Straßen tummelten. Ihre Auren waren farbenfrohe Lichtspiele und spiegelten sich in den Schaufenstern und auf den Lacken der Autos.
    Dort, inmitten der Menschen, die über die Straßen hechteten und versuchten ihrem Leben einen Sinn zu geben, dort, wo das Leben pulsierte, wo die Auren der Menschen in Farben glänzten, für die Menschen keinen Namen hatten, dort sah er sie sich durch die Leute fügen wie ein schwarzer Pflug.
    Unwillkürlich und kontinuierlich saugte ihre Existenz an dem Leben der Menschen. Die, die vorübergingen, machten ohne es zu merken einen kleinen Bogen um ihr, Kinder drehten sich nach ihr un und fasten an die Hände ihrer Mütter.
    Jeder, der in Nähe ihrer schwarzen, nebligen Aura kam, spürte diesen kleinen, unangenehmen Stich, diese aufkommende Übelkeit, dieses Kribbeln, das einem Mann die Eier zu Rosinen schrumpfen ließ und sich in den Schritt fassen ließ.
    Die plötzlich und sinnlos aufkommende Wut, oder die Stimmung, die verzweifelt wurde, obschon man glücklich war, noch bis vor einer Sekunde.
    Es bestand kein Zweifel. Lührs wallende Wut pullsierte um sie herum, und das machte ihn nervös. Verdammt nervös sogar.
    Seine Schritte beschleunigten sich und er ertappte sich bei einem Stossgebet.

    ***

    Seit sie Marics Wohnung verlassen hatte, nagte die Wut an ihr wie Rattenzähne.
    Sie war nach Hause gerannt, hatte kaum Stop gemacht um nach Luft zu schnappen. Sie maß sich selber immer wieder eine Idiotin, verfluchte die Wut und die Hilflosigkeit.Zuhause angekommen, warf sie sich auf ihr Bett und das erste mal seit über vierzig Jahren gönnte sie sich Tränen. Sie weinte, bis sie vor schluchzem keine Luft mehr bekam und bis ihre Augen so schmerzten, dass sie sie nicht mehr öffnen konnte.Irgendwann, nachdem sie scih beruhigt hatte, war sie in die Küche gegangen, hatte eine weitere Flasche Bier aus den Kühlschrank genommen und sich auf den Balkon gesetzt. Der Mond war voll und die Nacht Sternenklar. Kaum eine Wolke hing am Himmel. Von irgendwo her erklang die Sirene eines Krankenwagens und Lühr musste daran denken, dass es ein einsammer und unwirklicher Laut war.
    Ihr Hirn wollte nicht an den Nachmittag denken, aber sie war unfähig ihre Gedanken zu lenken.
    Früher, als es Maric noch nciht gab, war sie stärker.
    Sie war härter. Und nun, da sich alles im Laufe der letzten zwölf Jahre geändert hatte, fühlte sie sich wie ein Mensch.
    Schlimmer noch, sie fühlte sich wie eine Frau. Und diese Frau war kraftlos. Verzweifelt schwappten ihre Gedanken zu Maric. Zu seinen hellen Augen, Augen, die so blau waren, dass Lühr jeden Stern über ihr mit ihnen vergleichen konnte.
    Erst kommt das Gefühll, dachte sie , und dann?
    Nicht nur, dass dieses blöde Schwein es wagte, sich mit der Lichtschlampe zu treffen, er schütze sie auch noch und maß sich an, Lühr zu bedrohen.
    Es ging Ihr nicht um Regeln, es ging ihn auch nicht um das mißbrauchte Vertrauen des Chefs, oder um des Verrats, den er begannen hatte. Es ging um sie. Lühr, die sich hinter Ecken versteckte, um Maric zu sehen. Die in die Kanalisation kroch, um seine Stimme zu hören. Die auf Häuserdächern stand und fror, um sein Haar zu sehen.
    Es ging um sie. Und um ihr Herz. Was sie entfand, war fremd und verabscheuungswürdig. Ihre Träume von ihm schreckten sie aus dem Schlaf und führten ihre Hände zu oft in ihren Schritt. Ihre Gedanken an ihn machte sie an manchen Tagen so wirr, das sie nicht um die Ecke denken konnte.
    Sie haßte sich deswegen. Sie haßte ihn deswegen.
    Und sie haßte die Piiiieeep!! des Lichtes.
    Sie wußte ganz genau, was sie zu tun hatte.
    Nein, sie würde nciht zum Chef gehen.
    Nein, sie würde keinen Verrat begehen, wie Maric es getan hatte
    Nein, Nein, Nein.
    Als sie in dieser Nacht die Augen schloß, fiel sie die erste Nacht seit Wochen in einen traumlosen Schlaf.

    ***
    Der nächste Tag war viel zu schnell da. Die Zeit schien einen emensen Sprung gemacht zu haben, fast so, als wollte sie die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Sie war nicht hungrig, als sie aufstand, sie war nicht mehr müde und sie hatte nicht einmal Kopfschmerzen vom Bier am Vorabend.
    Aber sie hatte einen Plan, und das, zumindest dachte sie es, war besser als nichts.
    Nachdem sie sich angezogen hatte, schloß sie die Haustür hinter sich und winkte sogar dem Postboten zum Gruss.
    Lühr war schnell. Sie wollte nicht riskieren, von jemanden gesehen zu werden. Ihre Schritte waren zielstrebig. Sie wußte genau wohin sie wollte.
    Sie mußte auch nicht lange suchen. Da stand sie. Abrupt blieb sie stehen. Es sah aus, als ob jemand bei voller Fahrt die Bremse gezogen hatte.
    Lührs Augen fixierten den Feind.
    Ihr Verstand war voll Bitterkeit.
    Kavie lehnte an einer Hauswand und beobachtete eine Frau an einem Zigarettenautomaten. Ihre Tasche hatte sie um Ihre Schulter gehängt.
    Sie versuchte eine Kundin zu beliefern.
    Lühr kochte vor Wut.
    Ohne sich noch um die Menschen zu scheren ging sie auf Kavie zu.
    Sie stellte sich vor, sie betrete ein Theater und die Straße war die Bühne. Reden, Lachen, Plärrende Kinder auf dem Gehweg und das Hupen der Autos auf den Straßen, alles war unwichtig. Lühr beobachtete mit Genugtuung wie Kavie den Moment für angebracht hielt, ihre Ware abzuliefern. Sie kramte in ihrer Tasche . Ihre Aufmerksamkeit war somit auf einen Nullpunkt.
    Zumindest war es bei Lühr immer so.
    Sie ging schneller und faste unter ihre Jacke. In der Innenseite hatte sie mit einer festen Schnurr einen etwa zwanzig Zentimeter langen Dolch an den Stoff ihres Mantels gebunden. Sie löste ihn vom Stoff und merkte beiläufig, dass ihre Hände schwitzen.
    Nur noch wenige Meter trennten sie voneinander.

    ***
    Als Maric sie sah, sie beide, Kavie und Lühr, hielt er es für durchaus realistisch, dass er jetzt einen Herzinfarkt bekommen könnte. Lühr hatte tatsächlich Kavie aufgespürt und holte nun aus ihrer Jacke ein Riesenmesser.
    Für Bruchteilen von Sekunden stockte ihm der Atem. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und tropfte ihm nun in die Augen, was seine Sicht für ein Blinzeln vernebelte.
    Dann rannte er los , packte sich den Regenschirm eines Passanten, ohne das dieser auch nur merkte, was geschah, und ließ die Welt um ihn herum unwichtig werden.

    ***

    Kavie hielt tatsächlich den Zeitpunkt für passend. Aber ihre Aufmerksamkeit war nicht auf den Nullpunkt, sondern völlig auf einen einzigen Punkt konzentriert. Den Nacken der Frau am Zigarettenautomaten.
    Sie hatte gerade ihre Hand geöffnet, als sich die Frau weg drehte und ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete. Sie machte ein entsetztes Gesicht und lief ein paar Schritte zurück.
    „ Nein!“ rief Kavie und mußte mit Schrecken mit ansehen, wie die kleine, leuchtende Kugel ihr Ziel verfehlte und einen Bogen beschrieb, der sie Richtung Himmel führte.
    Kavie glotze mit offenem Mund hinterher.
    Dann sah sie sie auch.
    Gelähmt vor Schock sah sie sie vor sich stehen. Mit einem boshaften Grinsen, die schwarzen Augen blitzend vor Hass.
    Ein riesiger Dolch reflektierte das Sonnenlicht auf seiner Klinge.
    „ Ich sag dir was,“ raunte sie und ihre Stimme war Blutgier. „ Wie spielen Verstecken....und du bist dran!!!“
    Unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen, starrte sie auf die Klinge, dann auf wieder auf das Gesicht
    Kavie wappnete sich gegen den Schmerz den sie erwartete.
    Doch statt des Schmerzes veränderte sich das Gesicht vor ihr. Ihre haßerfüllten Augen stellten Fragen. Die über die Zähne gespannten Lippen Formten Worte. „ Was?...“
    Der Dolch fiel, kam mit dem Griff auf, prallte von der Straße ab und kam dann klirrend zum liegen.
    Kavie und Lühr sahen sich gleichzeitig in die Augen und dann auf Lührs Brsut. Zwischen ihren Brüsten ragte eine silberne, stumpfe Spitze heraus.
    Kavie wich zurück und schlug sich die Hand vor dem Mund. Sie sah sich um.....doch die Auren der Menschen blieben unverändert bunt.
    Lührs Konturen begannen zu verschwimmen. Schwarzer Rauch stieg aus ihrer Nase, ihren Ohren und ihrer Wunde.
    Sie sah aus, als wäre sie Teil einer Fatamorgana. Ihre Konturen vermengten sich mit der Umgebung, zerrten an der Wirklichkeit und dehnten sie.
    Dann fielen sie in sich zusammen. Komprimierten sich zu einen schwarzen Ball aus negativer Energie und wie ein sterbender Stern platze er in unendlich viele Teile auseinander.
    Kavie war beeindruckt. Sie hatte noch nie ein Schattenwesen vergehen sehen. Nichts von Lühr war noch da. Nur der Doch und Kälte, die sich auf den Punkt, wo sie einst stand, konzentrierte. Aber auch die verging so langsam.
    Jetzt erst registrierte sie Maric, der mit dem Regenschirm hinter Lühr gestanden hatte.
    Er hielt den Schirm immer noch wie ein Schwert. Kavie legte die Hand auf die Spitze des Schirms und senkte ihn.
    Kraftlos glitt er aus seiner Hand.
    „ Was hast du getan?“ fragte sie.
    Was hast du getan? Wiederholte sein Verstand.
    Maric schüttelte den Kopf. Seine Gedanken waren träge. Nur Kavie war da, das Bild von ihr, das er sah.
    Wie sie ihn fassungslos anstarrte, die schwimmenden Augen. Die Stupsnase. Ihr Goldhaar, und die Zahnlücke, die dem hübschem Gesicht trotze.
    Niemals in den Monaten seit sie sich kannte, hatte es zwischen ihnen mehr als schüchterne Berührungen flüchtiger Art gegeben.
    Seine Hand legte sich wie Automatisch auf ihre Wange. Sie war warm wie ein Frühlingstag und er kalt wie die Nacht.
    Sie kamen sich näher, er konnte ihren Busen an seiner Brust spüren, das Herz, das darunter schlug. Ihre Arme legte sich um seinen Nacken, seine umschlagen Ihre Taille und ihre Lippen fanden die seinen.
    Und während sich ein Mann verwirrt nach seinem Regenschirm umschaute, küsten sie sich.
    Nach einer Ewigkeit lösten sie sich voneinander und Kavie blickte versonnen in den Himmel, wohin sich die kleine Leuchtkugel aufgemacht hatte, um dann irgendwo durch die dünne Membran, die All und Atmosphäre der Erde voneinander trennte, in die andere Welt zu brechen.
    „ Ich habe meine Seele verloren,“ Sie sprach langsam, beinahe bedächtig. Der Schock der Ereignisse der letzten Minuten saß ihr noch in den Knochen. „ Meine Erste seit zwanzig Jahren.“ Stellte sie fest.
    Maric streifte ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und grinste.
    „ Scheiß drauf, die kann auch noch später ihre Reinkarnation durchmachen.“
    Er folgte ihren Blick nach oben. „ Bekommst du Ärger?“
    „ Ja“ antwortet sie, „ aber nicht deswegen.“

    ***

    Lutz war nicht überrascht, als er von Lührs vergehen hörte. Doch das hätte nicht passieren dürfen. Unbeachtet der Tatsache, das sie eine fleißige Mitarbeiterin war, war sie ein Dreckstück, ohne jeden Humor und ohne jeden Sinn für die Welt der Menschen. Aber eine solche Verbindung durfte es nicht geben,. Vor allen dann nicht, wenn es zu Mord unter seinen Kindern kam. Lühr war eine von ihnen.
    Er schätze sie, weil sie schnell und produktiv war. Aber er verachtete sie, weil sie keine Achtung kannte.
    Ihr Job als Schattenwesen war es, die dunklen Seelen in die ungeboren Körper der Menschen zu bringen, und dafür sollten die Menschen ob ihrer Funktion geachtet werden, wenn nicht sogar geliebt.
    Er liebte sie, sie waren sein Lebensinhalt. In Ihnen lag die Gabe der Geburt und des Lebens. Ihre ungeborenen Körper waren ungeschliffene Diamanten. Und mit den Seelen, die ihnen die Schattenwesen...und auch die Lichtwesen brachten, bekamen sie Schliff.
    Nein, niemand sollte je glauben, das er die Lichtwesen nicht schätze. Ganz im Gegenteil.Jede ihrer wundervollen Gestallten bereicherte die Welt...und natürlich auch jede andere.

    Lutz drückte den Knopf der Gegensprechanlage auf seinen Schreibtisch und ließ seine Chefsekretärin zu sich kommen.
    Die Frau, ihr Name war Jüley, die man in der Welt der Menschen als Mitte fünfzig schätzen könnte, betrat ohne zu klopfen den großen Raum. Die mit edlen Holz verkleideten Wände verschluckten das Echo ihrer Schritte.
    Sie hatte graues Haar, das sie zu einem ordentlichen Dutt zusammen gebunden hatte. So lange, wie er sie kannte....und verdammt, das war eine beachtliche Zeit, sah sie immer gleich aus. Sie hatte immer diesen geschäftsmässigen Ausdruck in den Augen, immer die Haare züchtig hoch gesteckt und trug immer einen bis unter den Knien reichenden Rock. Meist in gedeckten Farben.
    „ Ja?“ fragte sie.
    Lutz kratzte sich hinterm Ohr, dann fuhr er sich mit beiden Händen durch das dunkle, doch an den Schläfen schon leicht ergrauten Haar und rückte schließlich seine Brille zurecht. Er machte ein Nachdenkliches Gesicht.
    „Wir brauchen jemanden, der sich um Maric Taves kümmert. Es gibt da Probleme.“
    Sie notierte es und nickte. Sie sagte nicht, verzog auch nciht die Miene, die trotz ihrer steinernden Art immer freundlich und beinahe gütig wirkte.
    „ Es macht mich wirklich sehr traurig“ sagte Lutz und schaute aus dem Fenster, das einen wundervollen Blick auf ein wabernd Meer kreischender, verzerrter Gesichter unheiliger Seelen freigab, die nur darauf wartete, von einem Fänger gefangen und dann in eine Flasche gefüllt zu werden. Bereit, ein neues Leben zu beginnen.
    „ Es macht mich sehr traurig,“ wiederholte er. „ Vater sein ist ein undankbarer Job.“
    Jüley schürtze ein wenig die Lippen, ging dann und kam zehn Minuten später mit einem halbhohem Glas voll gelblich- trüber Flüssigkeit rein.
    Wortlos stellte sie das Glas auf den Tisch.
    Lutz, der immer noch am Fenster stand, lächelte dankbar und Jüley wußte das.

    ***

    Kavie nahm Maric mit zu sich nach Hause. Sie wußte, dass es zu gefährlich für ihn war, wenn er zu sich gehen würde. Obschon es auch nicht gut währe, wenn man ihn bei ihr erwischte. Aber darüber konnte sie sich Sorgen machen, wenn es soweit war.
    Sie stand im Wohnraum, der gleichzeitig Küche und Schlafzimmer war, und ging in Gedanken all ihr Schubfächer und Kramkisten durch.
    Vor vielen Jahrzehnten, als sie diesen Job bekam, gab ihr die Chefin ein Artefakt, das jedes Lichtwesen eigentlich bei sich tragen mußte. Es baute einen Schutzwall aus Positiver Energie um den Träger auf, um es vor den Schattenwesen zu schützen.
    Aber seit sehr, sehr langer Zeit hatte es keine Übergriffe mehr gegeben, und nach und nach legten die Lichtwesen die Artefakte ab, weil sie trotz des Schutzes ein jedes Wesen als solches auswiesen.
    Die Erfahrung zeigte, das man sicherer ohne war, da man unerkannt blieb.
    Doch jetzt machte das keinen Sinn mehr. Sie war erkannt, er außerdem auch, und sie brauchten Schutz.
    Maric hatte sich erschöpft und müde auf das Sofa gesetzt und beobachtete sie.
    Wieso tat er das alles?
    Er hatte ein schier endloses Leben weggeworfen, hatte seinen guten Ruf ruiniert und seine Kollegen und Kolleginnen verraten.
    Was noch schlimmer war. Er hatte seinen Boß verraten. Lührs Vergehen würde nicht unbemerkt bleiben. Sicherlich waren sie schon auf der Suche nach ihm....und nach ihr.
    Er ärgerte sich, das er sie nicht getötet hatte, als er sie das Erste mal sah.
    Ganz im Ernst, was hatte ihn eigendlich abgehalten??
    Gar nichts. Er wäre viel schneller als sie gewesen, er hätte ohne Probleme sie auslöschen können und seiner Ware wäre gar nichts passiert.
    Aber sie war doch so witzig, wenn sie schimpfte und mit den Füßen stampfte, als er in ihre Haare faste. Oder wenn sie diesen speziellen Gesichtsausdruck hatte, weil sie empöhrt zu sein versuchte, wenn er etwas sagte das...sagen wir mal...nicht Koscher war.
    Entspannt blickte er auf seine Hände.
    Ich hab mich verliebt, dachte er.
    Da schon, schon in diesem Moment.
    Liebe.
    Das ist ja furchtbar. Dazu bin ich nicht ausgelegt.

    Gott steh mir bei, dachte er zusammenhangslos und lachte heiser über diesen Gedanken.

    ***

    Der Jäger, der hinter Maric hergeschickt wurde, war routiniert und wußte was er zu tun hatte. Er hatte sich schon auf den Weg zur Wohnung seines Zieles gemacht, aber das Schattenwesen, dessen Name Maric war, hatte seine Zuflucht verlassen.
    Sicher doch, es war nicht anders zu erwarten gewesen.
    Leider hatte der Chef ihn nicht vollends aufklären wollen. Er wußte nur, es gab Probleme und der Chef wollte das Schattenwesen. Lebend.
    Was er dann mit ihm tat, darüber wollte der Jäger nicht einmal nachdenken. Aber er wußte um die Zuneigung des Chefs zu den Schattenwesen, die er seine Kinder nannte. Und er konnte schlecht, sehr schlecht eine Enttäuschung wegstecken. Da war er wohl wie jeder Vater.
    Der Jäger schloß die Tür von Marics Wohnung hinter sich und der laue, warme Wind zauberte ein Lächeln auf das markante Gesicht des Mannes.
    Eine Frau mit einem Kind an der Hand lief an ihm vorbei, und das Kind drehte sich mit angstvollen Augen zu ihm um. Im Gegensatz zu manch anderen Wesen seiner Art, einzig und allein zu dem Zweck geschaffen, leben von anderen Wesen zu nehmen, versuchte er gar nicht, unbemerkt durch die Menschen zu schreiten. Er warf dem Kind einen schnellen Blick zu, und ließ fröhlich durch die menschliche Maske einen Teil seines waren Gesichtes durchschimmern. Hätte es jemand beschreiben können, hätte derjenige wohl erklärt, es handele sich bei dem Geschöpf um den Teufel. Doch derjenige hätte völlig falsch gelegen. Das Kind drückte die Hand seiner Mutter und tapste schneller.
    Hätte der Jäger die Aura des Kindes erkannte, so wäre sie Grau gewesen. Doch die Auren der Menschen waren für ihn nicht sichtbar.
    Er war nur ein niedriges Wesen, das seine Pflicht zu erfüllen hatte. Die schöne Welt der Auren war nur den Kindern des Chef vorbehalten.
    Der Jäger streckte seine Nase in die Luft und nahm die Witterung auf. Der Geruch des Wesens, den er überall in dessen Wohnung wahrgenommen hatte, lag wie ein Schleier über den Straßen dieser Stadt. Er brauchte ihn nur zu folgen. Für ihn war es sein persönlicher Wegweiser.

    ***

    Kavie fand, wonach sie sucht. Triumphierend hielt sie die Kette mit dem zylinderförmigen Anhänger in den Händen. Sie strahlte über das ganze Gesicht und Maric wurde warm bei dem Anblick.
    „ Du weißt, ich kann es nicht tragen,“ bemerkte er. Kavie krabbelte zu ihm aufs Sofa und lehnte sich an ihn. Die Kette lag auf dem Tisch vor ihnen.
    „ Das brauchst du nicht,“ sagte sie und fuhr mit der Hand unter sein Hemd. Sie strich über seinen Bauch und eine Regung seinerseits blieb von Ihr nicht unbemerkt.
    „ Ich werde es tragen und nicht von deiner Seite weichen.“
    Seine Arme legten sich um sie und sie spürte einen Kuß auf ihrem Haar. Ihre Hand auf seinen Bauch brachte ihn fast um den Verstand.
    „ Liebe macht blöd wie Brot,“ stellte er tonlos fest und sie lachte, bis ihr Tränen über die Wangen liefen.
    Ihr Lachen drang hell und klar bis auf die Straße, wo Menschen verzückt nach oben schauten.
    Ihre Auren tanzten hell und lachten mit, als Maric und Kavie begannen, sich ihrer Kleidung zu entledigen, um sich atemlos zu lieben.
    Für Menschen mochte das seltsam aussehen.
    Zwei so verschiedenen Wesen, verschmolzen zu einer kaum zu ertragenen Energie.


    Viezig Minuten später lagen sie regungslos auf dem Sofa, als Kavies E-Mail Alert übers Handy piepste. Müde erhob sie sich und Maric folge jeder ihrer Bewegungen mit den Augen. Kavie setzte sich an den Schreibtisch und öffnete ihre Mailbox.
    Dort stand

    Sehr geehrte Außendienst Mitarbeiterin Kaverie.
    Mit Erstaunen mußten wir die Rückkehr einer Seele aus ihrem Bestand feststellen.
    Da uns auch seid geraumer Zeit weitere Unregelmäßigkeiten aufgefallen sind, möchten wir sie auf unsere Beratungsstelle für Mitarbeiter im Außendienst hinweisen.
    Sollten Sie Unmut verspüren, oder Probleme jeglicher Art haben, scheuen sie sich nicht, uns davon in Kenntnis zu setzten.
    Unsere Mitarbeiter stehen ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung und helfen ihnen gerne weiter.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr HSS ( Human Soul Saver ) Team.

    Kavie stellte sich das Gesicht des Mitarbeiters vor, wenn sie erzählte, dass sie Lieben konnte. Nicht irgendjemanden, sondern ein Schattenwesen.
    Ja, meine Damen und Herren,
    hier und heute zum Angebot,
    zwei Verwirrte zum Preis von einem.

    Sie lachte, bis sie heiser wurde und legte das Amulet um ihren schlanken Hals.

    ***
    Auch wenn Kavie dieses Hilfsangebot für zwecklos hielt, so war es nicht auf Luft gebaut.
    Tatsächlich überlegte man nicht sehr lange, ob man nun einzuschreiten hatte oder nciht. Vor allen, nachdem sich "Außendienstmitarbeiterin Kaverie" nicht zurück gemeldet hatte.
    Die Außendienststelle warteten vier Stunden. Nachdem Kaverie nicht auf die Mail geantwortet hatte, schickten sie einen Ihrer Leute, um nach dem Rechten zu sehen.
    Ihr Name war Legna, und sie laß kurz vor ihrer Ankunft, ihrer ersten Ankunft auf der Welt der Menschen, noch alles, was es über diese fremde, geheimnisvolle Welt in Erfahrung zu bringen gab.
    Sie war jung und unerfahren, aber irgendwann mußte sie ja ihre Erfahrungen sammeln.
    Am meisten erschreckte sie die Ausführungen „ Regeln und Verhaltensweisen im Menschlichem Verkehrs Systems.“
    Sie wollte nicht `Überfahren ` oder gar Opfer eines `Unfalls ` werden.
    Zu diesem Zweck sagte sie immer wider den Satz „ bei rot bleib stehen, bei grün kannst gehen“ wie ein Gebet auf.
    Doch nach ihrem ersten Schritt durch eines der vielen Tore, die die Welten miteinander verbanden, kam ihr alles, was sie gelernt hatte, wie ein Witz vor.
    Man, war das ein Trubel hier. Unglaubliche viele Menschen tummelten sich auf dem Platz, wo ein Springbrunnen stand, indem die Menschen ihre Zahlungsmittel schmissen. Sie vermutete, dass diese Abgelaufen waren.
    Nun, wenn man bedachte wie viele Seelen ja auch Tag für Tag in der Zentrale landeten, dann hätte sie eigentlich überrascht sein dürfen. Aber um diese Menge zu wissen, und sie dann zu sehen, war ein großer Unterschied.
    Allein die vielen bunten Auren waren schwer von ihrem Verstand zu fassen.
    Es war sogar schwer, sie wirklich zu sehen. Es war, als versuche man aus hundert Fremdsprachen ein Wort zu verstehen.
    Selbst der Boden vibrierrte, bei Gott (Sie wirds mir verzeihen), echt unter den Füßen. verzückt blieb sie stehen und genoss das Gefühl, dass sich kribblig bis zu ihren Hüften vortastete.
    Von sich selber kaum bemerkt, gluckste sie vergnügt, versuchte sich dann wieder zu fassen und rief sich ihre Aufgane in ihren überforderten Verstand.
    Verwirrt suchte sie nach Orientierung.
    Ein kleiner Mensch mit Glas vor den Augen und einem Fahrgerät mit drei Rädern grinste sie fröhlich an.
    Sie grinste zurück und in dem Moment war ihr eines ganz deutlich, wie nie zuvor in ihrem jungen, nicht mal 780 Menschenjahre andauerndem Leben.
    Dieser Ort war das Wunder, auf das die Menschen ihr Leben lang warteten.
    Sie schaute , immer noch breit grinsend , nach links, dann nach rechts und fand, wonach sie gesucht hatte. Eine `Ampel`.
    Sie forderte durch Farben die Menschen dazu auf, zu gehen oder zu stehen. Vor Selbstbewußtsein trotzend erinnerte sie sich, an ihr stilles Gebet.
    Wie sich all die Menschen das merken können, dachte sie bei sich, und stellte sich stolz zu der Ampel an den Straßenrand. Sie stand dort gut und gerne zehn Minuten und die hätte vermutlich noch Stunden später breit grinsend dort gestanden, wenn nicht irgend ein Passant, der über die Straße wollte, den Knopf an der Ampel gedrückt hätte.

    ***

    Der Jäger hatte seine Spur nun ganz deutlich aufgenommen. Seine, und noch eine andere. Die andere kannte er zu gut. Er roch sie schon unzählige Male in seinem Dasein, und wieder und wieder genoß er, diesen Gestank aus der Welt der Sterblichen zu Tilgen.
    Es gab nichts befriedigenderes als diese beschissenen Lichtwesen dahin zu schicken, woher sie gekommen waren. Allerdings verstand er nicht, wieso die Gerüche sich an bestimmten Punkten vermengten.
    Sollte das Undenkbare geschehen sein?
    Und wenn dem so wäre, dachte er sich, dann würde er eine hohe Belohnung erhalten. Nicht eine, die sein Herr ihm geben würde, sondern eine, die er sich selbst verschaffen würde.
    Der Tot eines Lichtwesens geilte ihn mehr auf als Pestilens und Krieg.
    Plötzlich verspürte er etwas, das er schon verstorben glaubte.
    Freude,
    bittere, kalte Freude.
    Er passierte eine Stelle, die besonders intensiv war. Zuerst konnte er nichts damit anfangen, doch wagte er sich in ihren Mittelpunkt. Ein kalter Hauch lag hier an diesem Ort in der Luft. Der Jäger sog den Atem ein und schmeckte die Luft. Das erste, w



    Re: Human soul Saver

    darkjess - 17.05.2006, 14:09


    schreibst du noch weiter?
    mir gehts jetzt wie dir anscheinend bei Himmel. ich hab beim lesen gar nicht gemerkt, wie lang die geschichte ist...irgendwann nachts aufgeschaut "was?schon so spät?" echt gut.super spannend.toll!
    würde gern mehr lesen.
    jess



    Re: Human soul Saver

    saskat - 17.05.2006, 16:21


    ach ja, wie geil, weißt du, sie passte nicht in der gänze in den Post, und ich hab immer vergessen, den rest zu posten. Das mach ich morgen, ganz bestimmt!!

    :bravo:



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