Yazid erzählt von den Shu'Halo

Luna Argenti
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    Re: Yazid erzählt von den Shu'Halo

    Anonymous - 28.02.2008, 00:52

    Yazid erzählt von den Shu'Halo
    Bitte verzeiht, dass ich am heutigen Geschichtenabend nicht teilnehmen konnte. Ich stelle dafür eine kleine Geschichte hier rein, für's Lagerfeuer wäre sie eh viel zu lange gewesen. Übrigens - die Geschichte hat (noch) kein Ende. Wenn euch das Thema interessiert, schreibe ich gerne weiter. Ebenso sind zu den meisten Aussagen auch Quellen vorhanden, sollte jemand diese wünschen. Sollte euch das Thema nicht gefallen, so werde ich eure Kritik nicht weniger freudig entgegennehmen. Und sollte gar jemand "Lore-mäßig" Einspruch erheben wollen, so freue ich mich auf jedes Streitgespräch. *g*
    ___________________________________


    Seid herzlich gegrüßt und umarmt, meine Freunde. Es ist schön, wieder bei euch zu sein. Sicher interessiert euch, wie es mir auf meiner Reise ergangen ist? Um es kurz zu machen: Die Expedition war ein Reinfall. Dort unten ist nichts außer brütender Schwüle und Gestank. Die meiste Zeit mussten wir rudern, weil sich nicht das geringste Lüftchen rührte. Dennoch denke ich gerne an diese Zeit zurück, da ich einen erstaunlichen Mann zum Freund gewann. Dieser Freund, Jalo wurde er gerufen, war während der Windstillen immer recht unglücklich, da, so beklagte er, ihn die Erdenmutter dann nicht hören könnte. Jalo war ein alter Schamane vom Volk der Tauren, er hatte schon mehr als 120 Zyklen am Buckel, und oft saßen wir zusammen und beklagten gemeinsam die Leiden des Alters. Oder aber wir träumten und erzählten uns von unserer Jugend.
    Lange bevor Thrall nach Kalimdor kam und Cairne Bluthuf mit seiner Hilfe Mulgore von den Zentauren befreite, lebte Jalo das freie Leben eines Nomaden, eingebettet in das alltägliche Leben des Stammes, seiner Familie. So wie jeder Tauren, möchte man sagen. "Zuallererst sind alle Shu'Halo Jäger!" ... und im Herzen ist jeder Shu'halo auch ein bisschen ein Schamane, so erzählte es Jalo nicht ohne Stolz.
    Unsere abendliche Runde - das Wort Altherrenrunde war nicht gerne gehört - vervollständigte ein weitgereister und hochgelehrter Goblin namens Gwirkwurz, der uns nicht nur mit seinen Wehwehchen sondern auch mit seiner Welterfahrenheit viele schöne Gedanken bescherte. "Müsste es nicht Jäger und Sammler heißen, anstatt Nomaden?", suchte er einmal zu erforschen, "Nomaden, zumindest im wissenschaftlichen Sprachgebrauch, betreiben Viehzucht, sie ziehen mit ihren Herden von Weide zu Weide. Ihr Tauren habt doch keine Herden, oder?" Die Shu'halo waren Jäger, keine Bauern, das musste Jalo zugestehen, aber ob ein verrunzelter Goblin sie nun Nomaden oder Wildbeuter nannte, war ihm herzlich egal. Er machte sich Sorgen um das Ausbleiben der Winde - der Ohren der Erdenmutter, wie er sagte. Wegen der Nähe zu ihren Ohren hätte Cairne seine Hauptstadt auf dem windumtosten Donnerfells gegründet. Ich glaube, manchmal trieb Jalo seine Späßchen mit uns. Aber er erzählte uns auch die traurige Geschichte aus dem Nebel der Dämmerung, über die

    "Trauer der Erdenmutter"
    Als die Kinder der Erde durch die Felder der Dämmerung streiften, lauschten sie dem dunklen Flüstern aus den Tiefen der Erde. Das Flüstern erzählte den Kindern von der Kunst des Krieges und des Verrats. Viele der Shu'halo ließen sich von den Worten des Schattens verführen und wandten sich der Bosheit und Verschlagenheit zu. Sie stellten sich gegen ihre unverdorbenen Brüder, auf dass sich ihre Unschuld langsam in den weiten Ebenen ihres Landes verlor.
    Die Erdenmutter, deren Herz schwer war ob der Not ihrer Kinder, konnte es nicht ertragen mit anzusehen, wie sie vom geraden Wege abfielen. In ihrem Kummer riss sie sich die Augen aus und warf sie in den Himmel, wo sie noch heute am endlosen, sternenübersäten Firmament dahinziehen. An'she, die Sonne, und Mu'sha, der Mond, wollten die Trauer des jeweils anderen lindern, konnten jedoch immer nur dem schwachen Schein des anderen am fernen Himmel folgen. Noch heute haschen sich die Zwillinge mit jeder Umdrehung der Erde.
    Obwohl sie blind war, konnte die Erdenmutter sich doch nicht lang von der Welt ihres Herzens abwenden. Sie lauschte den Winden und hörte alles, was von den Feldern der Dämmerung an ihr Ohr getragen wurde. Ihr großes Herz war immer bei ihren Kindern - und ihre liebende Weisheit hat sie nie verlassen.
    Dort, in den endlosen Feldern der Dämmerung, schworen die Kinder der Erde ihre Treue und versprachen, bis zur letzten Verdunkelung der Welt ihren Namen zu preisen.

    Die Shu'halo sind älter als die Nachtelfen - so behauptete zumindest Jalo - und auch Gwirkwurz musste zugeben, dass die Tauren schon vor dem Zeitalter der Erinnerung auf diesem Planeten wandelten. Die Nachtelfen waren ein heikles Thema, zumindest für den alten Schamanen. Die Allianz zwischen Nachtelfen und Tauren ist so alt wie die Zeit selbst - und doch stehen jetzt Shu'halo Schulter an Schulter mit ihren Waffenbrüdern, den Orcs, gegen die Elfen im Eschenwald. Cairne hatte Großartiges geleistet - die Stämme unter einem Banner geeint (nun, zumindest einen Großteil der Stämme) und die Waffengemeinschaft mit Thrall und seiner Horde ermöglichte es den Tauren, ihre Erzfeinde, die Zentauren, zurück zu drängen. Und doch ... wo blieb der alte Pakt? Hatte der keine Gültigkeit mehr?
    "Cairne hatte doch recht, die Stämme zu vereinen und das Herumgeziehe zu unterbinden", war die Meinung des Goblins, "nur gemeinsam seid ihr stark!" Doch Jalo winkte nur müde ab. Er war das Umherziehen gewöhnt und wollte sich nicht an einem Ort niederlassen. "Irgendwann fängt selbst der schönste Platz an zu stinken", war seine schwer zu widerlegende Meinung dazu.
    Die Verbindung zwischen Kaldorei und Shu'halo geht bis auf Cenarius zurück, der lange Zeit mit den Tauren lebte und ihnen die Geheimnisse der Druiden beibrachte. Schamanen würden ja mehr auf die Macht der fünf Elementargeister vertrauen, wurde Jalo nicht müde zu betonen, aber die Liebe und Nähe zur Natur hatten beide gemeinsam. Als Cenarius die Shu'halo verlies, geriet das Druidentum in Vergessenheit und erst während des letzten Krieges wurde Malfurion auf die Tauren aufmerksam und lehrte Hamuul Runetotem die Wege der Druiden aufs Neue. Der heutige Erzdruide war der erste der Shu'halo, der dem Zirkel des Cenarius beitrat.
    "Druiden glauben immer, sie seien was Besseres", schimpfte Jalo zuzeiten, "mischen sich überall ein, geben ungefragt Ratschläge und spielen sich als Philosophen und Gelehrte auf. Manchmal möchte man meinen, sie kümmerten sich nur um die Belange des Zirkels und ließen ihr Volk links liegen." Nur gut, meinte Jalo, dass ihre Zahl noch klein sei. Allerdings, musste er eingestehen, Druiden waren in der Kunst des Schreibens geübt - einer Kunst, die sonst in seinem Volk nicht sehr verbreitet war. Über die Nützlichkeit des Geschriebenen Wortes - mit der ich ja einen guten Teil meines Lebens bestritt - wollte er nicht reden. Wozu auch, wurde die Weisheit der Shu'halo doch schon seit Anbeginn mündlich von einer Generation zur nächsten weiter gegeben.
    "Wie alt werdet ihr Tauren eigentlich?", wollte Gwirkwurz einmal wissen. Der grauhaarige Taure wiegte daraufhin lange seinen Kopf und nahm einen tiefen Schluck von dem verwässerten Gesöff, dass wir damals Rum nannten. Er selbst wisse sein genaues Alter nicht, war die wohlüberlegte Antwort, doch von Cairne Bluthuf sei allgemein bekannt, dass er die Hunderschaft Zyklen schon überschritten, den hundertundzehnten jedoch noch nicht erreicht habe. Ebenso sei auch bekannt, dass Cairne schon gesetzteren Alters sei und jederzeit bereit, sein Amt niederzulegen und befreit in die Ebenen zu ziehen, um dort seine letzten Lebensjahre zu verbringen. Aber er, Jalo, denke, Cairne sei ja noch jung und habe noch viele Jahre vor sich, wie er verschmitzt hinzu fügte.
    Wenn die Abende lang waren, erzählte Jalo gerne von seinem Leben in den Weiten von Kalimdor. Mit glühenden Augen berichtete er von den großen Powwows, wenn der ganze Stamm, auf das vortrefflichste herausgeputzt, zusammen kam. Von hundert Stimmen, hundert Herzen, die der Erdenmutter ihre Opfer darbrachten. Er erzählte von den großen Jagden auf den Kodo, von Heldentaten junger wilder Prinzen und bösen Verletzungen. Voller Wut und Ingrimm waren seine Erzählungen von den Kämpfen mit den Zentauren und von den Opfern, die sie kosteten. Oft aber, besonders wenn wir Nachtwache an Deck hatten, schweiften seine Geschichten ab und verloren sich in Hingabe in die Schönheit und Weisheit der Natur und der Elemente. Wir lagen wie so oft nachts an Deck und blickten in den endlosen Sternenhimmel, als er diese Geschichte von Cenarius erzählte:

    "Der weiße Hirsch und der Mond"
    Die Erdenmutter erfüllte die mutigen Herzen ihrer reinen Kinder mit der Liebe zur Jagd. Denn die Kreaturen der ersten Dämmerung waren wild und gefährlich. Sie verbargen sich vor der Erdenmutter, suchten Zuflucht in den Schatten und an den rauen Orten des Landes. Die Shu'halo jagten diese Bestien, wo immer sie sich auch versteckten, und zähmten sie mit dem Segen der Erdenmutter.
    Einer der großen Geister entzog sich ihnen jedoch. Apa'ro (unter den Nachtelfen als Malorne bekannt) war ein stattlicher Hirsch mit schneeweißem Fell. Sein Geweih stieß bis ans Himmelszelt und das Stampfen seiner mächtigen Hufe war selbst bis in die tiefsten Tiefen der Erde zu vernehmen. Die Shu'halo trieben Apa'ro in einen Winkel der erwachenden Welt - und zogen die Schlinge enger, um den stolzen Hirsch zu fangen.
    Der große Hirsch versuchte zu entkommen und sprang hinauf in den Himmel. Doch als seine Flucht schon geglückt schien, verfing sich sein mächtiges Geweih in den Sternen und kam nicht mehr los. So sehr er auch kämpfte und um sich trat, konnte Apa'ro sich doch nicht aus dem Firmament befreien. Dort fand ihn Mu'sha, als sie ihrem Bruder An'she zur Dämmerung folgte. Mu'sha sah den mächtigen Hirsch kämpfen und verliebte sich auf der Stelle in ihn.
    Mu'sha schloss einen Handel mit dem großen Hirsch ab - sie würde ihn aus den Fesseln der Sterne befreien, wenn er sie lieben und ihre Einsamkeit beenden würde.
Mu'sha liebte Apa'ro und empfing ein Kind von ihm. Das Kind, ein Halbgott, wie manche behaupteten, wurde in den schattigen Wäldern der Nacht geboren. Sie nannten es Cenarius, und er wandelte auf dem Sternenpfad zwischen der erwachenden Welt und dem Königreich des Himmels.

    Man sagt, es sei schwer, die Freundschaft eines Tauren zu gewinnen. Man sagt weiter, Tauren seien mürrisch, verschlossen und brüteten nur über ihren eigenen Gedanken. Das mag auf einige zutreffen, in unseren Augen jedoch war Jalo ein großartiger Erzähler. Er selbst meinte zwar, seine Geschichten seien armselig erzählt, gemessen an den Schauspielen, die an den großen Lagerfeuern aufgeführt würden. Für unsere bescheidene Ecke bot er jedenfalls großes Theater, wenn er uns an dem reichhaltigen Schatz an Liedern und Geschichten seines Volkes teilhaben ließ.
    Vielfältig waren die Aufgaben eines Schamanen, die Kunst, große Geschichten zu weben, war nur eine davon. Sie bewahrten das Wissen und lehrten den Stamm den Weg der Ahnen. Für sie war das Opfer für die Ahnen eine regelmäßige Verpflichtung. Die Ahnenreihe verband den Stamm auf direktem Weg mit der Erdenmutter. "Die Orcs", scherzte Jalo einmal, "reden immer von mein Vater hier, mein Vater da und deshalb hab ich meinen Namen und all das." Auch verstanden sie es, die Gedanken der Erde und das Lied des Windes zu verstehen und zu deuten.
    Gwirkwurz: "Ha! Wildbeuter und Ahnenkult, das ist wissenschaftlicher bullshit ..." sagte es, und lag im nächsten Moment bäuchlings am Boden. Jalo, der alles bedächtig anging, konnte unglaublich schnell sein.
    Gwirkwurz war ein großer Denker. Einmal kam er mit der Erkenntnis zu uns, Tauren sei ein Anagramm von Nature (er sprach es wie Näitscha aus) - einem wissenschaftlichen Wort für Natur. Deshalb, so Gwirkwurz, gibt es auch keinen Taure oder gar eine Taurin. Es gäbe nur Tauren.
    "Weißt du, Yazid, ....


    ... die Erzählung ist noch nicht zu ende.

    P.S.: Die Geschichten "Trauer der Erdenmutter" und "Der weiße Hirsch und der Mond" kann man am Donnerfels nachlesen.



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