Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

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    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 07.01.2008, 19:31

    Janitor: Stimmen in der Dunkelheit
    Stimmen in der Dunkelheit

    Tharsonius Delani war schon immer ein merkwürdiges Kind gewesen. Die Leute im Dorf Brill begegneten ihm Zeit seines Lebens mit Missachtung und manches Mal mit Furcht. Den Grund dafür sollte er erst viel später begreifen...

    Sein Vater, Ewald Delani, war der Schmied der kleinen Gemeinde. Er beschlug die Pferde, reparierte und fertigte Werkzeug und manches Mal, wenn auch sehr selten, richtete er das Schwert eines reisenden Abenteurers. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und er der einzige Nachkomme der Familie. Sein Vater konnte von Glück reden das die Bürger von Brill auf seine Künste angewiesen waren, denn es war nicht einfach für ihn, allein für den Jungen zu sorgen.

    Doch nicht nur das seine Mutter im Wochenbett starb lieferte bösen Zungen Stoff für zahlreiche Gerücht. Nie sah man ihn mit anderen Kindern spielen. Dafür umso öfter wie sich mit Katzen, Hunden und anderen Tieren unterhielt. Er schien mit ihnen wie mit einem Menschen zu reden… oder etwas anderem...
    Doch das Erschreckenste an diesem Jungen waren seine „Aussetzer“. Manchmal tauche Tharsonius einfach in Gedanken ab und verlor sich im wirbelnden Nebel seiner Fantasie. Und immer wenn er den Weg zurück zur Realität gefunden hatte, starrte ihn alles an was ihn sehen konnte. Gesichter voller Unverständnis... voller Missachtung... voller Furcht... Als hätte er etwas Schreckliches getan oder gesagt. Aber er konnte sich nie an etwas dergleichen erinnern. Niemand sprach mit ihm darüber, nicht mal sein Vater. Alles was er als Antwort bekam war dieser Ausdruck in ihren Gesichtern... diese Angst... diese Missbilligung...
    Mit zunehmendem Alter wurde er immer wunderlicher und zog sich immer mehr zurück, nicht zuletzt weil sich ohnehin kaum jemand mit ihm abgeben wollte. Der Junge ahnte damals bereits dass er nicht ganz normal sein konnte. Er wusste was die Dorfbewohner über ihn dachten. Je älter er wurde, desto öfter schnappte er Gesprächsfetzen auf. Sie tuschelten über ihn. Einmal bekam er mit wie er als „Ausgeburt der Hölle“ bezeichnet wurde. Doch er lies sich nichts anmerken. Es kümmerte ihn nicht.

    Als er 14 Sommer zählte fing es an, dass sich seine ‚Aussetzer“ immer weiter häuften. Auch verspürte er immer öfter ein seltsames Feuer in sich brennen. Es fühlte sich an als sei etwas in ihm. Ein Feuer das immer weiter anwuchs, das sich von ihm labte und so immer höher Schlug. Anfangs war da nur dieses Gefühl. Später verspürte er sogar leichte Schmerzen als hätte er sich an etwas verbrannt – innerlich. Als er 18 wurde kam es dann das erste Mal so stark, dass er vor Schmerzen schrie und die Besinnung verlor. Niemand konnte oder wollte ihm helfen – was ihn nicht sonderlich überraschte. Er wusste dass sie ihn schon längst aus Brill gejagt hätten, wenn da nicht sein Vater gewesen wäre.



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 09.01.2008, 19:14


    Im Jahr als er seinen 22. Sommer erlebte zog Krieg übers Land. Diesmal waren es nicht die Heerscharen von grünhäutigen Orks die ganze Landstriche verwüsteten: Die Geißel hatte sich erhoben. Angeführt vom Lichkönig zogen die Untoten Armeen durch Lordaeron. Und sie kamen auch nach Tirisfal. Angekündigt wurden die Verdammten durch diese abscheuliche Seuche, die alles Leben befiel und noch bevor die Geißel ihre Truppen über sie hereinbrechen lies, verstarben hunderte an den Folgen der Krankheit. Siechtum und Pestilenz waren aus auch die Brill heimsuchten, kurz bevor die ersten Untoten im Land gesichtet wurden. Das ganze Dorf erkrankte an Pest und Keuche. Und die Dorfbewohner starben wie Fliegen. Auch Tharsonius erkrankte: Er erbrach Blut und bekam einen Ausschlag der sich langsam durch seine Haut fraß. Doch obwohl es ihm mit am schlimmsten erwischt hat, und die Schmerzen ihn in den Wahnsinn zu treiben schienen, starb er nicht. Bald hatte der Ausschlag seine haut soweit zersetzt das überall klaffende, blutende und eiternde Wunden auf seinen Körper zu sehen waren. Niemand von den anderen Erkrankten erlitt einen so starken Fortschritt des Verfalls – sie starben schon in der Anfangsphase. Doch Tharsonius starb nicht.

    Und dann eines Abends waren sie da: Die Geißel. Wie aus dem Nichts erschienen sie am Horizont und brachen wie eine gewaltige Flutwelle aus Knochen, Fleisch, Blut und Stahl über das Dorf herein. Niemand konnte sich ihnen entgegen stellen, denn niemand war noch in der Lage aufrecht zu stehen, geschweige denn eine Waffe zu heben. Sie waren wie Opfertiere den Grausamkeiten ausgeliefert.
    Während die Luft von den Todesschreien erfüllt wurde, stand Tharsonius in mitten des Geschehens und zugleich völlig neben sich. Ein verwester Kadaver – mehr ein Haufen aus Knochen und Fleisch, der die Bezeichnung Leiche nicht mehr verdiente – stürmte auf ihn zu und seine schartige, rostige Axt grub sich tief in seine Kehle.
    Und da war es wieder! Das Feuer. Innerhalb weniger Augenblicke, noch während Tharsonius zu Boden fiel, loderte es zu einer nie da gewesenen Stichflamme empor. In diesem Moment wusste er nicht welcher Schmerz grade im Begriff war seinen Verstand zu verschlingen: Die Wunde am Hals, sein Siechender Körper oder das Feuer in seinem Innern. So wie das Blut aus ihm heraussprudelte so wuchs das Feuer in ihm an, als nährte es sich von seinem Leid. Und dann war es nicht mehr nur in seinem Innern: Plötzlich fing er Feuer! Seine Haut, sein Haar, seine Kleidung, alles stand lichterloh in grünen Flammen. Das Feuer griff auf seine unmittelbare Umgebung über – sogar die Erde schien zu brennen! In nicht einmal zwei Minuten umhüllten grüne Flammen ganz Brill und alles was sich darin befand...

    Als Tharsonius wieder zu sich kam lag er auf der Verbrannten Erde in Mitten einem Meer aus Asche und Tot. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Er vermochte vor Schmerz nicht einmal seinen Kopf zu wenden, aber das brauchte er auch gar nicht. Das was er sah reichte aus um ihn das volle Ausmaß der Ereignisse bewusst werden zu lassen: Ein grau-schwarzer Nebel aus Asche umhüllte die, bis zur Unkenntlichkeit verbrannten, Leichen der Dorfbewohner und Untoten. Um ihn herum gab es nichts Lebendes... oder Nichtlebendes...
    Seine Haut war so weit heruntergebrannt das stellenweise blanke Knochen zu sehen waren. Die Schmerzen: unerträglich. Er sehnte sich den Tot herbei. Er verlangte nach ihm. Jede Sekunde kam ihm vor wie ein Lebensalter. Und so lag er dort in Mitten des Infernos in der Asche auf dem Boden, unfähig sich zu bewegen, unfähig zu schreien, unfähig zu sterben.



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 11.01.2008, 17:15


    Augenblicke wurden zu Stunden. Stunden zu Tagen. Er lag immer noch genauso dar wie er erwacht wurde. Konnte sich nicht rühren und selbst das Atmen fiel im schwer. Sein Lungen – oder das was davon übrig war – brannten mit jedem Atemzug. Eine Zeit lang versuchte er sogar seine Atmung einfach einzustellen um den herbeigesehnten Tot zu locken. Doch er schaffte es nicht...
    Am achten Tag hörte er auf einmal eine Stimme. Eine alte, raue Stimme. „Endlich habe ich dich gefunden.“ Tharsonius konnte seinen Kopf nicht heben um zu sehen von wem diese Stimme kam. Und so sah er auf den Saum einer alten grauen und verdreckten Robe. „Genau so hab’ ich mir das vorgestellt. Liegst auf dem Boden. Wir ein Wurm der sich windet siehst du aus!“ Die Stimme sprach voller Verachtung. Tharsonius war Spott gewohnt und da er sich ohnehin nicht in der Lage sah zu sprechen, lies er es über sich ergehen.
    „Du hast offensichtlich keine Ahnung Junge. Aber das habe ich auch nicht erwartet.“ Die Person der die Stimme gehörte stieß ihn unsanft mit einem Stock in die verbrannten Rippen.
    „Deine Mutter hat dir mehr gegeben als ich angenommen hatte... umso besser...“
    Die Person schritt um ihn herum und musterte ihn offensichtlich von allen Seiten. Es blieb einige Augenblicke Still. Dann sprach die Stimme weiter:
    „Auch wenn du von nichts eine Ahnung hast, wirst du wohl inzwischen bemerkt haben das du anders bist Tharsonius.“ Tharsonius war überrascht. Woher kannte er seinen Namen? „Deine Mutter war eine von uns und offensichtlich hat sie dir einen Großteil ihrer Gabe mit ins Kindbett gelegt.“ Der Schmerz war immer noch sehr stark und Tharsonius kaum in der Lage irgendwas zu machen, dennoch traten langsam Fragen in den Vordergrund seiner Gedanken: Wem gehörte diese Stimme? Was war mit seiner Mutter? Wer war er selber? Oder WAS war er?
    „Du hast sicherlich viele Fragen, und ich werde sie dir zu gegebener Zeit beantworten. Doch zuvor will ich erst wissen ob du es überhaupt wert bist!“ Die Person beugte sich zu ihm runter und Tharsonius blickte in das uralte Gesicht eines Orks. Er hatte einen langen grauen Bart und von seinen mächtigen Hauern war der linke abgebrochen. Über den Kopf hatte er eine graue, zerschlissene Kapuze gestülpt die sein Gesicht zu weiten Teilen im Schatten hielt.
    „Warum liegst du hier wie ein Stück Kodoscheiße auf dem Boden und wimmerst?! STEH AUF!“ Die Stimme des Orks hatte einen eindeutigen Befehlston angenommen. Doch Tharsonius konnte nicht aufstehen. Seine Muskeln zuckten nicht einmal.
    „Hör auf es zu versuchen! TU ES!“ Er wusste nicht was der Ork meinte. Er KONNTE nicht aufstehen. Aber wenn er es gekonnt hätte, wäre er aufgesprungen und diesem dreckigen Ork an die Kehle gesprungen. Dieser schüttelte nur den Kopf und erhob sich wieder. „Was für eine Verschwendung.“ Der Alte seufzte. „Lasst ihn liegen und wir verschwinden von hier Herr.“, krächzte eine hohe Stimme in einiger Entfernung. „RUHE! Du hast hier nichts zu melden!“ harschte der Ork die Stimme an.
    „Also gut: Du musst deinen Willen benutzen Kleiner. Deinen Willen nicht deine Muskeln. Die sind ohne Zweifel zu nichts mehr gut. Finde es selbst heraus. Ich komme morgen wieder. Wenn du es bis dahin nicht geschafft hast aufzustehen, werde ich meine Zeit nicht weiter mit dir verschwenden!“
    Ohne weiteres zögern schritt der Alte davon und es herrschte wieder Stille.



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 11.01.2008, 17:15


    Die ganze Nacht sann er über diese Begegnung nach und über die Worte mit denen der Alte ihn zurückgelassen hatte. Wille hallte es in seinem Kopf. Nicht mit den Muskeln, sondern mit dem Willen...
    Sein Geist wanderte durch seinen Verstand und suchte. Er wusste nicht wonach er suchte. Er wanderte Umher. Bilder schossen an ihm vorbei und verschwanden bevor er sie richtig wahrnehmen konnte. Er stand auf einer gepflasterten Straße. Um ihn herum war nichts außer dieser Straße. Er folgte ihr. Sie wand sich nach links und nach rechts und veränderte nach jedem Schritt ihre Richtung unter seinen Füßen. Und dann sah er sie: Eine große eisenbeschlagene Tür. Er lief schneller auf diese Pforte. Und als er endlich bei ihr war stemmte er sich gegen die massive Tür und dahinter kam ein gleißender Lichtschein hervor.

    Als Tharsonius erwachte war es helllichter Tag und er saß an der Stelle an der er zuvor gelegen hatte. Völlig schockiert über diese Tatsache, stand er auf und sah sich um. Kaum hatte er seinen Blick über die verbrannte Siluette seiner einstigen Heimat schweifen lassen, sah er am Horizont auch bereits eine gedrungene, bucklige Person in einer langen grauen Robe auf ihn zukommen.
    Der Ork rief ihm entgegen „Na also! Geht doch!“

    Der Alte wunk ihn zu sich heran und Tharsonius – was hätte er auch groß anderes machen sollen – folgte ihm.
    „Grimrok ist mein Name, aber du wirst mich Meister Grimrok nennen! Und nun folge mir, ich erklär dir alles auf dem Weg.“
    Ohne ein Wort zu sprechen folgte er ihm. „Wir – also du und ich – sind von gleichem Blut. Das mag dir seltsam erscheinen was ich sage aber du wirst es verstehen wenn ich mit dir fertig bin.“
    Tharsonius fiel auf das er keine Schmerzen mehr verspürte. Obwohl sein Körper immer noch verkohlt und zerschunden war, und bei jedem Schritt kleine Haut- und manchmal Fleischfetzen lösten und wie Asche zu Boden fielen, fühlte er sich wie neu geboren. „Ich werde dir alles nur einmal sagen. Das heißt soviel wie: Ich will keinen Mucks, keine Zwischenfragen oder sonnst was von dir hören auf dem Weg!“
    Tharsonius nickte.

    „Deine Mutter war eine von uns, genauso wie du zu uns gehören wirst eines Tages. Es gibt viele Namen für unsereins. Hier in der Region nennen sie uns Hexer. Jedoch nennen sie auch jeden Scharlatan, Möchtegern-Dämologen und verschrobenen Teufelsanbeter Hexer. Hexer gibt es wie Sand am Meer. Manch einer schafft es sogar zu hohem Ansehen in der Bevölkerung. Doch im Vergleich zu uns sind das Dilettanten.
    In vielen Lebewesen steckt die Gabe. Du weist was ich meine... Magier, Druiden, Schamanen... es gibt unzählige Professionen die es geschafft haben diese Gabe zu nutzen und für ihre Zwecke einzusetzen. Es gibt auch jene die sich mit den dunklen Küsten befassen: Hexenmeister schimpfen sie sich selbst. Doch in der Tat haben nur wenige dieser unzähligen Narren jemals den Rang eines wahren Meisters erreicht. Die Gabe ist in ihnen zu schwach.
    WIR sind die wahren Meister. In uns ist die Gabe stark und wir wissen sie zu nutzen.
    Die Magier haben Macht über das Feuer? Sie wissen nichts über das wahre Feuer aus dem Kreis der Hölle selbst! Sie beherrschen das Eis? Sie kenne nicht die unerbitterliche Kälte des Todes selbst! Sie erfinden stumpfsinnige Formeln und Thesen die ganze Bibliotheken füllen und dennoch haben sie nichts verstanden von der wahren Natur der Gabe. Dilettanten!
    Hör zu Kleiner: WIR sind mehr als die je sein werden! Egal wie sie uns nennen, sie werden nie begreifen was wir wirklich sind. Wir haben keinen Namen, denn man kann uns nicht benennen. Alles was wir sind, sind wir durch unsere Gabe.
    Das ist schwer zu verstehen für einen labilen Verstand wie den deinigen, doch ich keine Angst ich werde dich schon Formen.
    Wie ist dein Name Kleiner?“
    Die Frage kam so unvermittelt das Tharsonius einen Moment stutze bevor er antwortete: „Tharsonius De...“
    „Nein!“ unterbrach ihn der Ork schroff. „Ich will nicht wissen wie dich diese Dorftölpel gerufen haben. Ich will wissen wie dein wahrer Name ist!“
    „Ich verstehe nicht...“ sagte Tharsonius zögern... „Ich...“ „Hör’ auf die Stimmen! Seit frühester Kindheit hörst du sie immer wieder in deinem Kopf. Nun fang an sie zu verstehen!“
    Tharsonius schwieg aus Angst etwas Falsches zu sagen und überlegte. Diese Stimmen.. Ja die hat er immer gehört. Stimmen in seinem Kopf wie geflüstert in der Ferne. Die Leute dachten er spricht mit den Tieren, dabei versuchte er diese Stimmen in seinem Verstand zu greifen. Er horchte in sich hinein... da waren sie! Ein wirres Gemurmel wie aus hundert Mündern in zig Sprachen. Und dann formte sich etwas heraus: Janitor... hallte es in seinem Kopf... Dies war sein Name?
    „Janitor.. Meister“ sagte er zögerlich und unsicher.
    „Wunderbar Janitor. Du fängst an zu verstehen...“



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 11.01.2008, 17:16


    Janitor, alias Tharsonius, wusste nicht was er von all dem halten sollte. Er hatte bisher gar nicht so genau über die jüngsten Ereignisse und diese seltsame Begegnung mit dem alten Ork nachgedacht. Dennoch hatte er ein seltsames Gefühl dabei. Seltsam, nicht aus Unbehagen... sondern seltsam, weil er den Eindruck gewann, das alles so seine Richtigkeit hatte. Als jetzt erst sein ganzes bisheriges Leben so etwas wie einen Sinn ergeben. Es ist wohl nicht genau zu beschreiben was Janitor wirklich fühlte...

    Den Rest der Reise schwiegen die beiden. Der Alte machte keine Anstallten weitere Informationen rauszurücken und Janitor traute sich nicht ihn anzusprechen.
    Die Sonne war schon seit zwei Stunden am Horizont verschwunden, da erreichten sie endlich einen Höhleneingang. Er lag in einiger Höhe an einer Felswand und war von unten nicht zu sehen gewesen. Auch der sehr schmale Pfad der an der Wand empor führte, war nur sehr schwer aus der Entfernung zu sehen.
    Die Höhle führte tief in den Fels, wand und verzweigte sich auf so komplexe Weise, dass Janitor allein wohl schnell die Orientierung verloren hätte, doch der Ork lief zielstrebig und eilig voran. Es war stockfinster und die einzige Lichtquelle war die kleine Fackel die der Alte kurz zuvor entzündet hatte. Schließlich kamen sie in einen größeren Hohlraum. Dieser war hell ausgeleuchtet mit unzähligen Fackeln, die an die Wände geschlagen waren.
    Ein riesiger Kochtopf an dem Reste einer grünlich-blauen Substanz klebten stand mittig des Schauplatzes, in einer kleinen Nische ein hölzernes Bett, das aussah als sei es schon seit Generationen im Familienbesitz und schließlich ein großer Stein mit einigermaßen ebener Oberfläche der nahe dem Topf stand. Mehr war in diesem „Raum“ nicht zu finden.

    „Du kannst dir dort ein Nachtlager einrichten Janitor.“ Sprach der Ork und deutete auf eine dunkle Ecke in der absolut nichts war außer Dreck und Stein.
    „Ja, Meister.“ Antwortete Janitor.
    „Doch zuvor folg mir.“ Der Ork ging direkt auf die gegenüberliegende Wand zu, und als er dort angekommen war klopfte er mit der Faust gegen die Felswand. Ein quadratischer Teil des Gesteins verschwand, als wäre er nie da gewesen.
    „Hier ist mein kleines Domizil... Versuche nicht es ohne meine Einladung zu betreten, das würde zu Kopfschmerzen führen... Die Wand gehorcht nur mir.“ Obwohl das alles ziemlich verwirrend erscheinen müsste, hatte Janitor keinerlei Anstoß daran genommen. Und genau das war es was ihn wunderte. Aus irgendeinem Grund schien er solcherlei „Zauberei“ ohne zögern hinzunehmen, als sei es ganz normal.

    Hinter der eben geöffneten Pforte, führte ein langer dunkler Gang steil hinab in die Tiefen des Berges. Am ende des Ganges war eröffnete sich Janitor etwas das ihn nun wirklich erstaunte: Eine riesige Grotte. Jeder Schritt, jedes Geräusch hallte hier lange nach. Janitor hatte keine Vorstellung von Flächenmaßen, aber es erschien im einfach riesig.
    An den Wänden lagerten Regale voller alter Bücher und Schriftrollen. Am anderen Ende des Raumes war etwas auf den Boden gezeichnet. Es sah aus wie ein verschnörkeltes Heptagram. Ansonsten war auch dieser Raum leer. Aber im Gegensatz zu dem „Wohnraum“, der einfach nur karg wirkte, sah es hier aus als sei der viele freie Raum gewollt. Als bräuchte der Alte Ork ihn für irgendetwas.
    „Dies ist mein Reich. Ich werde dich lehren diese Schriftrollen und Bücher zu lesen. Ich werde dich lehren was es mit dem Heptagram auf sich hat, und noch vieles mehr. Du wirst eine lange Zeit in dieser Halle verbringen mein kleiner Schüler...“ der Ork grinste ihn höhnisch an. „Aber damit fangen wir morgen an...“
    Da er befürchtete den Weg hinaus und vor allem wieder herein nicht allein zu finden, ließ Janitor davon ab sich Gras oder ähnliches von außerhalb zu besorgen um sein ‚Nachtlager’ zu polstern. Außerdem hatte er die letzten Tage reglos auf verbrannter Asche gelegen... da kam es jetzt auch nicht mehr drauf an. Kaum hatte er sich auf dem staubigen Felsboden zusammengerollt, fiel er in einen langen traumlosen Schlaf.



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 23.01.2008, 20:05


    Irgendwann am nächsten Abend wurde er von einem stechenden Geruch geweckt. Sein Gastgeber stand in der Mitte des Zimmers und braute irgendeine lilane Flüssigkeit im Kessel, die erbärmlich nach Jauche stank und zähe große Blasen aufwarf. „Keine Angst das ist nicht unser Frühstück.“ Scherzte ihn der Alte an als Janitor sich dem Kessel nährte. „Es ist etwas, dessen Bedeutung du im weiteren Verlauf des Abends noch verstehen wirst.“ Darauf hin warf er eine lebende quiekende Ratte in die Brühe, die sofort in einem lauten aufbrodelt unterging und anscheinend verdampfte.
    Nachdem sie ein karges Mal aus Brot und Wasser zu sich genommen hatten gingen sie in die Grotte hinab. Eine schrille Stimme – die gleiche Stimme die Janitor schon einmal gehört hatte als er noch in Brill auf dem verbrannten Boden lag und Grimrok das erste mal begegnet war – begrüßte sie: „Meister! Meister! Ich habe alles so hergerichtet wie sie wollten!“
    Die Stimme gehörte zu einer kleinen grünen Gestalt, mit spitzen Ohren, spitzer langer Nase und einer Aura aus grünem Feuer das um sie waberte. Die pupillenlosen Augen sahen grimmig und bösartig auf Janitor.
    „Gut, gut Gark... hast ausnahmsweise, mal was richtig gemacht. Und nun sei still und halte dich auf Abstand zu mir, du stinkst mal wieder nach Schwefel!“ harschte Grimrok den kleinen Wichtel an, der daraufhin Kommentarlos in einer Ecke verschwand.

    „Zuerst muss ich dir ein paar Dinge erklären Junge.“ Fuhr er an Janitor gewand fort.
    „Ich sagte, du wärst von meinem Blute. Nun das stimmt nicht ganz: Ich ‚lebe’... und zwar bereits seit 125 Jahren. DU hingegen bist ‚tot’. Und bevor du Dumme fragen stellst: Mit dem Ausbruch der Seuche in deinem Dorf, hat sich dein Körper verändert. Es geschieht nicht unbedingt oft soweit ich es festhellen konnte aber manchmal töten sie ihre Opfer nicht endgültig. Diese Seuche ist unheiliger als du dir vorstellen kannst: Sie hat den unangenehmen Nebeneffekt stärkere Lebewesen zu willenlosen Dienern der Geißel zu machen. Deine Gabe hat dich davor bewahren können... du hast deinen freien Willen behalten... aber dein Körper ist unweigerlich tot. Nun fast tot. Du brauchst weiterhin Nahrung – nicht zum überleben, aber um deine Kräfte aufzufrischen.“
    Janitor nickte ihm zu. So etwas hatte er fast befürchtet. Er konnte nicht sagen warum, aber er hatte das Gefühl das es so sei... Er hatte sowieso seit dem Vorfall seltsame Dinge in seinem Kopf – mal abgesehen von den Stimmen. Es schienen ihm manche Dinge einfach verständlich über die er sich früher gewundert hätte. Als hätte ihm diese Gabe einige Dinge eingebrannt die er zuvor nicht gewusst hatte.
    Grimrok fuhr fort: „Es gibt viele Wege die Gabe zu nutzen Janitor. Das wirken von Spruchmagie ist nur ein Teil davon. Du wirst lernen die dunklen Fäden die durch diese Welt gesponnen sind zu mächtiger Magie zu weben, du wirst lernen Tore zwischen den Welten zu schaffen um höhere Wesenheiten herbeizurufen.“ Er machte eine Geste in Richtung des Wichtels „So wie ihn... obwohl er nur ein minderer Diener ist. Des Weiteren wirst du lernen dich zu beherrschen. Es ist ungemein wichtig dass wir nicht unnötig auffallen unter den unwissenden Narren. Diplomatie, Demagigik und auch Sprachgewandtheit stellen für uns ebenso erstrebenswerte Mächte da wie die Magie selbst. Es ist wichtig dass du das von Anfang an verstehst. Aber das meiste wirst du eh nicht von MIR lernen Kleiner. Das größte Wissen hast du bereits in dir. Deswegen ist es vor allem anderen wichtig das du die Stimmen ordnest, destillierst wie Alkohol und die daraus entstandene Essenz des Wissen bewahrst und hütest wie Arkanit!
    Gark! Lass es beginnen!“



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 23.01.2008, 20:06


    Der Wichteldiener flitze blitzschnell zu einem langen Seit am ende des Raums und zog daran. Urplötzlich rasselte ein kleiner Käfig, der wohl irgendwo unter der Decke gehangen habe musste, herunter und schlug mit einem lauten Scheppern auf dem Felsboden auf. Das Geräusch wurde von der großen Halle noch verstärkt und hallte lange nach. Im Käfig lag eine leblose Person. Sie war nicht durch den Aufprall ums Leben gekommen, sondern zeigte ebensolche Merkmale wie Janitor: Verbrannt. Janitor betrachtete das Schauspiel emotionslos was ihn selbst erschreckte.
    „Du musst wissen Janitor, das du nicht der einzige ‚Überlebende’ aus Brill bist.“ Grimrok lächelte bösartig kalt. „Diese Frau dort... geh zu ihr... du wirst sie wieder erkennen...“
    Janitor ging ein paar Schritte auf die Person zu und tatsächlich: Bei näherem Hinsehen erkannte er die entstellten und verkohlten Gesichtszüge seiner Nachbarin. Eine alte Frau, die am vehementesten die Gerüchte in Brill über ihn geschürt hatte.
    „Täusche dich nicht, sie ist nicht wirklich tot. Wie es der Zufall so will hat sie sowohl die Seuche als auch den Angriff und deinen kleinen Anfall überstanden... Eine zähe alte Ziege...“
    In dem er das sagte, fing die Frau an sich zu bewegen. Der Sturz hatte sie anscheinend bewusstlos gemacht. Kaum erwacht fing sie an zu schreien wie verrückt. Es waren Schmerzensschreie, das ‚wusste’ Janitor.
    Gegen die Alte anschreiend, brüllte Grimrok: „Dies ist ein Wink des Schicksals Kleiner! Erforsche die Gabe in dir und setze sie gegen sie ein! LASS SIE LEIDEN!“
    Janitor erschrak. Was sollte er? „Aber Meister!“ „Nun schau mich nicht so an! Ich weis alles über dich Kleiner! Ich kenne deine Gedanken, deine Gefühle besser als du anscheinend! SIE war es die schon immer gegen dich war! Für sie warst du nichts mehr als ein Haufen Dreck, geschickt aus der Hölle! Glaubst du sie hätte Mitleid mit dir gehabt?! Sie ist NICHTS wert! Außerdem stirbt sie so oder so bald a den Folgen der Verbrennungen! Der einzige Grund warum sie noch lebt ist mein kleiner Trunk den ich ihr verabreicht habe... damit du noch ein wenig was von ihr hast!“
    „Aber Meister! Ich kann...“ erwiderte Janitor, aber Meister Grimrok schüttelte nur den Kopf. Die Alte Frau schien derweil weder von ihrer Umgebung noch von ihren Beobachtern etwas mitzubekommen. Sie schrie einfach weiter aus heiserer Kehle und krümmte sich unter dem Schmerz.
    „Nun komm schon?! Was sagen die Stimmen dir?! Höre auf sie! Sie sind er Spiegel deiner Seele!“ Der Ork sah ihn erwartungsvoll an.
    Janitor betrachtete seine ehemalige Nachbarin mit gemischten Gefühlen. Zum einen tat sie ihm leid wie sie sich dort vor ihm windete. Zum anderen hatte Grimrok reicht. Er erschauderte unter dieser Einsicht, aber es stimmte. Ein kleiner, verborgener Teil in ihm genoss es sie so zu sehen. Und dieser Teil verlangte nach mehr. Er wollte sie stellvertretend für alle aus Brill leiden sehen. Sein ganzes Leben lang wurde er von allen die er kannte – mit Ausnahme seines Vaters – verachtet. Er wurde beschimpft und hinter seinem Rücken entstanden dunkle Gerüchte über ihn und seine Familie. Selbst als sie dem Tode nahe waren, als alle an der unheilbaren Krankheit starben... selbst da haben sie mit dem Finger auf ihn gezeigt. Und diese Frau war eine der schlimmsten gewesen. Und da waren sie wieder: Die Stimmen... Er versuchte ihnen zuzuhören und konzentrierte sich auf das Stimmgewirr in seinem Kopf. Es waren diesmal noch mehr als sonnst und es erforderte all seine Geisteskraft es herauszuhören, aber dann war es eindeutig: Rache!
    Es war wie den tag zuvor als er es geschafft hatte sich ohne die Kraft seiner Muskeln aufzurichten. Als wäre er erneut durch diese Pforte gegangen, durchfloss eine Energie seine Adern. Es war die brennende Energie die er schon immer in sich hatte und die Brill vernichtet hatte, weil er sie viel zu lange unterdrückte. Feuer loderte in seinen Venen und drohte aus ihm herauszuplatzen. Aber diesmal ganz anders als bei dem Angriff der Geißel. Er spürte wie er sie kontrollieren konnte. Er spürte wie er das Feuer greifen und zu etwas formen konnte das seinemWillen entsprach. Und er wollte Leid und Verderben. Sein hass bündelte sich in seiner Seele und schrie nach Rache!
    Dann schlug er die Augen auf – ihm war gar nicht bewusst gewesen sie geschlossen zu haben – und warf, fast wortwörtlich seinen Hass der Alten entgegen. Dies alles geschah in wenigen Sekunden, doch für Janitor war es eine Ewigkeit.
    Grünliche Blasen bildeten sich auf dem ganzen Körper der Frau, wuchsen and zerplatzen schließlich. Grün-Weißer Eiter ergoss sich aus ihnen. Die Alte schrie nun noch lauter, als würden ihre Stimmbänder gleich zerreißen. Sie Bäumte sich auf und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie ihm in die Augen. Es schien als würde genau für diesen Moment der Blick der alten geklärt und sie erkannte Janitor – Tharsonius... das Konnte er in ihren Augen lesen... Dann sackte sie in sich zusammen und blieb reglos liegen... sie war tot.



    Re: Janitor: Stimmen in der Dunkelheit

    lotaryel - 23.01.2008, 20:06


    [Fortsetzung folgt]



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