Ein Vater – zwei Söhne

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Ein Vater – zwei Söhne

    Xantos - 05.01.2008, 23:55

    Ein Vater – zwei Söhne
    Ein Vater – zwei Söhne

    Eines der bekanntesten Gleichnisse Jesu wird in Lukas 15:11-32 berichtet; es ist gemeinhin unter dem Namen ‘Das Gleichnis vom verlorenen Sohn’ bekannt. Wenn von Jesus gesagt wird, er habe uns den ‘Vater‘ offenbar gemacht, und daß, wer ihn gesehen habe, auch den Vater gesehen habe, dann trifft diese Aussage ganz besonders auf das genannte Gleichnis zu. Es war damals vor allem an die jüdischen Pharisäer und Schriftgelehrten gerichtet, die sich aufregten, weil Jesus sich mit Zöllnern und Sündern befaßte, mit ihnen Umgang pflegte. Doch möchte ich hier betrachten, was dieses Gleichnis auch für uns als Christen zu sagen hat.

    Ich denke, daß Übereinstimmung herrscht in der Auffassung, daß Jesus mit dem Vater im Gleichnis den ‘himmlischen Vater‘, also Gott meint. Dieser Vater hat zwei Söhne. Hier wurden Juden, Glieder des alten Bundesvolkes, angesprochen, die Gott und sein Gesetz kannten. Es geht an dieser Stelle also nicht an erster Stelle um Menschen, die nie etwas vom Gott der Bibel gehört hatten, sondern um Menschen, die sich zumindest durch ihren Namen – Israeliten – als Glieder seines Hauses bekannten. Heute könnte man sich darunter alle Christen vorstellen, die zumindest von Gott, von seinen Geboten, von Christus, gehört hatten, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht, und auch unabhängig davon, ob sie einer oder welcher Konfession, Kirche oder Glaubensgemeinschaft sie angehören mögen.

    Gemäß dem Gleichnis teilt sich diese Familie; sie ‘zerbricht’. Der jüngere Sohn sagt: ‘Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt, Vater’. Danach packt er seine Sachen und reist in ein fernes Land, wo er seine Habe vergeudet und verschleudert.

    Der jüngere Sohn kennt den Vater, seine Gebote und Grundsätze; aber er will frei sein. Er zeigt uns den natürlichen Menschen in seinem Normalzustand, der zwar noch religiös ist, aber von einem Leben in Gott, vom Heil in Christus, von Wiedergeburt usw. nichts hält. Er will frei sein, seine Persönlichkeit in Unabhängigkeit entfalten und entwickeln, sich nicht durch Gott einengen lassen. Er nimmt zwar die Gaben Gottes an, die er bekommen hat oder bekommt – ‘gib mir’ -, aber nur zum eigenen selbstverantwortlichen Gebrauch. Allerdings muß er auch die Wahrheit des Spruches aus Jeremia 2:19 erfahren, er wie auch viele Menschen in gleicher Situation heute: ‘Erkenne doch und sieh, wie schlimm und bitter es ist, daß du den Herrn, deinen Gott, verlassen hast, und daß keine Furcht vor mir in dir ist’. Doch das geschieht nicht sofort. Zuerst versucht er, sein Leben zu ‘genießen’. Er zieht weg vom Vaterhaus, in ein ‘fernes Land’, wo man sogar die für Juden unreinen ‘Schweine’ züchtete, in ein Land ohne Hemmungen oder Beschränkungen, die von der Gottesfurcht auferlegt worden wären, eben ‘fern’ vom Vater. Er verpraßte sein Gut; er dachte nicht an das Wort: ‘Und so gewiß es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht ...’ (Hebr. 9:27).

    Der Mensch ist frei, sich so zu verhalten und so zu leben; doch der Vater wartet; er wartet auf die mögliche Umkehr des Sohnes. Allerdings trifft es zu, daß viele Menschen in diesem Stadium des Gleichnisses verbleiben, darin ihr Leben beschließen, fern von Gott!

    Einsicht

    Es gibt sicher nicht wenige Menschen, die sagen würden: ‘ich glaube auch an Gott’. Der Sohn im fernen Land glaubte auch; sein Problem war nicht Atheismus; er hatte nie an der Existenz des Vaters gezweifelt; sein Problem war, daß er ‘fern’ war von Gott, fern vom Vater!

    Nun – er hatte inzwischen sein Vermögen vergeudet – kam eine große Hungerkatastrophe über jenes Land. Und er hungerte auch! Viele Menschen in der heutigen Welt hungern; ich denke jetzt hier nicht (nur) an physischen Hunger, sondern besonders auch an den geistlichen Hunger! Manche versuchen ihn einfach zu verdrängen, sogar zu leugnen, oder anderweitig zu stillen, aber viele fragen sich nach dem Sinn des Lebens, verlieren jegliche Lebensfreude, leiden an Depressionen, an seelischem Mangel. Das ist kein Wunder, denn Jesus hatte gesagt: ‘ich bin das Brot des Lebens’ (Joh. 6:35). Doch dieses Brot gab es nur im ‘Vaterhaus’. Dorthin wollte der Sohn – und mit ihm viele andere – (noch) nicht zurück. Er versuchte, eine Lösung seiner Probleme über seine früheren Freunde zu finden, und einer nahm sich auch seiner an, aber wie! Er schickte ihn, die Schweine zu hüten! Niedriger konnte er als Jude kaum fallen; und er versuchte sogar, sich vom Schweinefutter zu ernähren. Jetzt führte er ein Leben in der Einsamkeit. Ein Leben ohne Gott macht einsam! Man kann es betäuben in den verschiedensten Formen. Aber letztlich, besonders wenn es dem Ende zu geht, ist man allein. Und viele Menschen bleiben in diesem Zustand bis zum Ende ihres Lebens. Sie kehren nicht zum Vaterhaus zurück.

    Das Gleichnis jedoch geht weiter, zeigt eine Möglichkeit. Der Sohn wurde einsichtig; er sagte sich: ‘ich verderbe hier vor Hunger, während in meines Vaters Haus selbst die Tagelöhner Brot im Überfluß besitzen’. Während er bisher gleichsam sich nach draußen orientierte, ging er jetzt ‘in sich’. Er ‘kam zu sich’!

    Das geschieht wahrhaftig nicht bei allen, die ‘das Vaterhaus’ verlassen, ja oft sogar den Glauben an Gott und seinen Sohn über Bord geworfen haben! Es ist aber für mich immer wieder interessant, daß viele dieser Menschen anscheinend von der Frage nach Gott nicht losgelassen werden, selbst wenn sie den Glauben gleichsam ‘bekämpfen’! Warum sind sie, die sich vom Glauben ‘endlich befreit’ haben, nicht glücklich oder wenigstens zufrieden? Sie mögen ja die ‘naiven Gläubigen’ bedauern, aber warum die immer wiederkehrenden Angriffe? Warum läßt viele dieser Gott und dieser Christus nicht los? Sie sind oft sehr tolerant gegen alle möglichen esoterischen Gedanken und spirituellen Ideen, aber bei der Bibel und ihren Äußerungen werden viele aggressiv und verletzend. Ich denke, daß solche Personen immer noch nicht frei geworden sind vom Wissen um den ‘Vater und das Vaterhaus’!

    Erweckung

    Doch fahren wir im Gleichnis fort! Der Sohn kam zu einem Entschluß; es war ein notwendiger Entschluß! Er will sich aufmachen und zurückkehren, dazu auch bekennen vor dem Vater: ‘ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner’!

    Ja, der Sohn kam zu sich, wurde wach, wurde erweckt! Das war die Voraussetzung, aus seiner Verlorenheit herauszukommen; er schlug nicht mehr um sich, hielt nicht mehr Anklagen gegen Gott oder gegen andere Menschen oder auch gegen die Verhältnisse; nein, er ging in sich, klagte sich selbst an. Ein heilsamer Augenblick! Und er faßt den Entschluß, zurückzukehren: nicht zu einem harten Herrn, auch nicht zu einer Kirche oder Organisation, sondern zum Vater – oder wir können auch sagen: zu Christus, denn niemand kommt zum Vater als durch ihn (Joh. 14:6). Hier geht es nicht darum, Menschen zu bestimmten Ansichten zu bekehren oder zu bestimmten Morallehren; man bekehrt sich zum Herrn! Der Sohn will von den Schweinen ins Vaterhaus zurück, von Sünde zur Gotteskindschaft, aus der Finsternis in den Sonnenschein Gottes, aus der Hoffnungslosigkeit zur Hoffnung, aus dem Bereich des ‘Gottes dieser Welt’ in das Reich des Sohnes!

    Allerdings bleiben auch auf dieser Entwicklungsstufe viele stehen; sie erkennen ihre Situation, kehren aber – aus den unterschiedlichsten Gründen – dann doch nicht um. Sie bleiben in der Gottferne, trotz ihrer Einsicht, setzen ihre Erkenntnis nicht in die Tat um.

    Gott schweigt

    Es ist interessant zu bemerken, daß bis dahin – von Vers 11 bis Vers 19 – der Vater schweigt. Das sehen wir auch im Leben; Gott gewährt dem Menschen Entscheidungs- und Handlungsfreiheit. Er zwingt nicht! Er hofft auf Rückkehr, hält Ausschau, lädt ein durch Christus und sein Wort, aber der Mensch ist frei zu wählen; zu jedem Zeitpunkt im Ablauf des Geschehens kann der Mensch neu entscheiden; allerdings ist er auch für die Folgen seines Handelns verantwortlich. Gott wartet; man kann sich von ihm lossagen, man kann seine Gebote übertreten, man kann ohne ihn leben; doch Jeremia 2:19 gilt: ‘also mußt du innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinen Gott verlassen ...’ (Luther).

    Im Gleichnis hat der Sohn nicht nur den Entschluß zur Umkehr – was eigentlich auch die genaue Bedeutung des Wortes ‘Buße’ ist – gefaßt, er verwirklicht ihn auch! Er kehrt zurück, sofort, so wie er ist, von den Schweinen her, verhungert, schmutzig, zerlumpt! Und er hat schon vor sich selbst bekannt: ‘ich habe gesündigt’! Viele geben zu, daß sie Fehler gemacht oder sich geirrt hätten; doch solche Bekenntnisse bedeuten im Leben nicht viel, sind auch vor Gott nichts wert. Der Sohn sagt auch nicht: ‘wir sind ja alle Sünder’; nein, er bekennt, daß er, er selbst gesündigt hat, Sünder ist! Das ist sehr wichtig, denn echte Buße setzt ein Urteil über sich selbst voraus! Er muß dazu die Mauern seiner Selbstliebe, seines Eigendünkels niederreißen; um das Wohlgefallen an sich selbst so umzustürzen, dazu bedarf es wahrlich der Hilfe des Geistes Gottes. Doch ohne diese Bekehrung zum Herrn, zu Jesus Christus, ohne diese Umkehr geht es nicht! Der Sohn hätte auch in der Ferne religiös bleiben, Zusammenkünfte besuchen und Andachten bei den Schweinen halten können: ohne Umkehr zum Herrn, zum Vater, hätte das nichts genützt.

    Darum ist es auch wichtig zu sehen, wie uns Gottes Wort durch den Heiligen Geist anspricht; viele Leute haben Erkenntnis; Erkenntnis ist gut, aber wenn das alles ist, führt sie nur zu einem Verstandeschristentum; andere betonen das Gefühl; sie fühlen sich ‘erhoben’ von eindrucksvollen Predigten und Ritualen; aber im Alltag bewirkt das Gefühl nichts; dann gibt es Christen, die auf ihren Willen bauen, die Gott dienen wollen, Leistungschristen. Aber am Ende resignieren sie, müde, erschöpft, ausgebrannt. Gottes Wort aber wendet sich nicht zuerst an Verstand, Gemüt oder Wille, sondern es geht in die Tiefe, zielt auf unser Gewissen. Dann lernt man sich sehen, wie Gott uns sieht. Das widerfuhr auch dem ‘verlorenen’ Sohn.

    Rückkehr

    Und so machte er sich auf zur Rückkehr, eine Rückkehr ‘auf Gnade hin’. Er konnte nur als Bittender zu Gott durch Christus zurückkehren! Ansprüche hatte er nicht! Er hatte die Liebe des Vaters mit Füßen getreten, seine Worte mißachtet, sie als Zwang empfunden und deshalb hinter sich geworfen. Er hatte sein Leben ohne den Vater gestaltet; er hatte keine Rechte mehr an ihn; der Vater mußte sich nicht freuen über seine Rückkehr!

    Und er kehrte zurück so wie er war: seine Lumpen nahm er mit; er wurde nicht erst schön gemacht, ‘hergerichtet’! Doch das durfte er tun, denn wer es auf Gottes Gnade hin wagt, der darf es ganz wagen, mit allen Fehlern, Gebrechen, Zweifeln, Sünden! Er darf sich dem Sünderheiland und dem Vater in die Arme werfen! Und so ist es bei uns allen; es ist eine Rückkehr auf Gnade hin! Wir dürfen heimkehren als Gottes Geschöpfe.

    Indessen wartete der Vater schon und sah ihn von weitem kommen. Schon in Bezug auf das Volk Israel hatte Gott gewartet: ‘den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt...’ (Röm. 10:21); Gott wünscht die Rückkehr der Menschen zu ihm; darum hat er seinen Sohn als Lösegeld gegeben: ‘...ihn, der um unserer Übertretungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist’ (Röm. 4:25). Und der Herr sieht den Sohn kommen. Wie geht die Sache mit der Rückkehr nun weiter?

    Theokratische Fassung

    Es sei erlaubt, hier eine an der Praxis der Wiederaufnahmeverfahren unter Jehovas Zeugen ausgerichtete ‘theokratische’ Fassung vorzustellen:

    Man sah ihn kommen und wartete, bis er da war; nachdem er seinen Wunsch um Rückkehr ins Elternhaus geäußert hatte, wurde ihm erklärt: so wie du bist, verdreckt, zerlumpt, stinkig, noch von den Schweinen beschmutzt, kannst du hier nicht herein; säubere dich erst einmal durch Werke der Reue und ziehe andere Kleidung aus guten Taten an, und dann komm wieder. Dann werden wir darüber sprechen, eine Besprechung abhalten; dann kannst du ins Haus kommen; aber setze dich bitte unauffällig in die Ecke und rede nicht mit den Hausbewohnern, damit wir deine Demut sehen. Es ist auch ihnen übrigens verboten, dich zu grüßen oder mit dir zu sprechen. Bringe sie also nicht in Verlegenheit! Und nach einer gewissen Zeit werden wir dir bei einer entsprechenden Beurteilung unsererseits erlauben, dich wieder zur Familie zu zählen; aber deine frühere Stellung kannst du nicht wieder erhalten; vor allem erwarten wir, daß du dich dem Verwalter und seinen Beauftragten wie auch allen Regeln genauestens unterwirfst; deine Taten werden auch nicht vergessen; vielmehr werden wir die Unterlagen darüber noch jahrelang aufbewahren. Wir freuen uns natürlich, wenn du zurückkommen willst, aber zuerst einmal strenge dich an und erfülle die Voraussetzungen; so einfach, wie du dir das vorgestellt hast, geht es nicht, denn schließlich müssen wir unser Haus rein erhalten!

    (So ist mir die theokratische Verfahrensweise seit vielen Jahren bekannt; sollte jemand eine andere Weise kennen, wäre ich für eine Information dankbar).

    Biblische Fassung

    Fahren wir nun in der biblischen Fassung fort, die ein wenig verschieden davon ist. Der Vater sah den Sohn von Ferne und es jammerte ihn!!! Ja, wir brauchen uns als Sünder nicht zu scheuen, vor Gott zu erscheinen und die Wahrheit zu bekennen; Jesus starb für Sünder, nicht für (Selbst)gerechte! ‘Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und er hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind’ (Psalm 34:19).

    Der Vater lief dem Sohn entgegen; er verlangte nicht zuerst Taten der Reue, Reinigung, Isolation aus Demut, Bewährung oder gar Rückkehr zu einer Organisation, verbunden mit aktenmäßiger Erfassung aller Umstände und deren Aufbewahrung, wie es in totalitären Systemen üblich ist; nein, die Gnade kam zuerst, war schon da! Der Vater wie auch die Gnade ließen sich nicht abschrecken vom Äußeren und Inneren; Jesus hat nie etwas anderes verlangt als Umkehr zu ihm! Manche sagen: erst mußt du dein Leben in Ordnung bringen, es ‘heiligen’. Nein, erst kommt die Umkehr zu Jesus, die Rechtfertigung aus Gnade, die Sohnschaft in der Familie Gottes, dann bewirkt dieselbe Gnade auch unsere Heiligung.

    Der Vater umarmte und küßte den Sohn: am Anfang stand die Gnade! Dann legte der Sohn sein Bekenntnis ab. Das war wichtig! Er hätte ja auch denken können: ‘der Vater ist gnädig, also schweige ich, und alles ist in Ordnung! So schlimm war es ja wohl nicht mit dem bißchen Sünde! Ich habe doch auch noch etwas Stolz, etwas Eigenliebe!’ Doch das hätte einen ganz verkehrten Herzenszustand geoffenbart! Seine Schuld wäre immer noch zwischen ihm und dem Vater verblieben; es wäre kein wirklicher Friede zwischen ihnen gewesen. Man kann auch auf diese Weise ‘umkehren’, und manche tun es; aber es ist keine echte Umkehr in das ‘Vaterhaus’! Das Sündenbekenntnis des Sohnes war notwendig! Es war das Zeichen einer rechten Herzensumwandlung! Wenn unser Leben wirklich neu werden soll, dann müssen wir erkennen und bekennen, daß wir vor Gott gesündigt haben!

    Interessant ist jedoch, daß der Sohn einen Satz seines Bekenntnisses, das er vortragen wollte, nun wegläßt; er wollte ursprünglich sagen: ‘mache mich zu einem deiner Tagelöhner’. In diesem Satz schwang immer noch die Sorge um sein Geschick mit; doch nun, beim Vater, läßt er diesen Satz weg; er vertraut völlig dem Vater, überläßt es völlig ihm, was mit ihm selbst geschehen soll. Hier kommt Glaube und Vertrauen in die Gnade des Vaters zum Ausdruck.

    Der Vater nimmt den Sohn ins Haus, ruft die Knechte – manche deuten sie als die Engel – und läßt dem Sohn drei Dinge bringen:

    1. ein Festgewand – nicht ein Flickengewand eigener Leistungen, sondern das Festgewand der Gerechtigkeit Christi, mit dem alle Kinder Gottes bekleidet werden, das Gewand der Gerechtigkeit, die Jesus für uns durch seinen Tod erworben hat

    2. den Ring der Sohnschaft als freies Kind der Familie Gottes

    3. Schuhe als Zeichen seiner Stellung, denn Sklaven trugen keine Schuhe, Schuhe für einen neuen Wandel als Glied der Familie Gottes

    Anschließend wird noch ein Festmahl gehalten mit Musik und Tanz, und alle – auch die Knechte – freuen sich, so wie Jesus dies auch in Lukas 15:7+10 gesagt hat. Festfreude statt Probezeit, Gnade statt Bewährung. Und dieses Festmahl, das ist die Verheißung des Wortes Gottes, wird sich im Reich Christi noch fortsetzen. Wenn dem nicht so wäre, dann wären wir die Elendsten unter allen Geschöpfen (1.Kor. 15:19). Aber Gott sei Dank für sein zuverlässiges Wort!

    Der Vater nennt nun auch den Grund für die Freude: dieser mein Sohn war tot, ist jetzt lebendig geworden, war verloren, wurde gefunden! Der natürliche Mensch ist vor Gott tot (Eph. 2:1,5), verloren! Er sieht weder die Heiligkeit Gottes noch die Liebe Jesu noch hört er dessen Stimme. Doch Jesus sucht seine Nachfolger; Paulus sagte: ‘nun sind wir denn gerecht geworden durch den Glauben , so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir im Glauben den Zugang haben zu dieser Gnade’ (Römer 5:1-3). So sind auch wir gefunden worden, leben aus Gnade! Und auch die Freude kam, so wie schon Jesaja sagt: ‘Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott’ (Jes. 61:10). Und Jesus versichert uns, daß auch im Himmel Freude herrscht über jeden, der zum Vater zurückkehrt!

    Der Sohn war also zurückgekehrt; bestimmt war er auch in der Zukunft nicht ohne Sünde; er mußte sicher noch oft zurechtgewiesen werden, aber er blieb dennoch Sohn, verließ nicht mehr das Vaterhaus, verlor auch nicht mehr die Sohnschaft, so wie das auch auf alle gläubigen Christen zutrifft. Er mußte sich jetzt den Sitten des Vaterhauses wieder anpassen, mußte lernen, voranschreiten, aber er wurde bei Niederlagen in diesem Bemühen nicht wieder zu den Schweinen zurückgeschickt! Er wußte: ‘Ich bin nach Hause gekommen; ich führe jetzt meinen Kampf der Heiligung, aber als Sohn, nicht als einer, der immer wieder rein- und rausfliegt’. Er mußte sich nicht immer wieder bestätigen lassen, daß er Sohn war; er trug die Zeichen der Sohnschaft. Dennoch weiß er, daß er bis zum letzten Tag seines Lebens die Gnade des Vaters, die Vergebung der Sünden in Jesus Christus braucht! Aber gab es da nicht noch einen zweiten Sohn?

    Der zweite Sohn

    Es gab im Gleichnis noch einen zweiten Sohn, unter dem Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten, die Selbstgerechten (Luk. 18:9) ansprach. Dieser Sohn hatte das Vaterhaus nie verlassen; er war immer eng am religiösen Dienst, an seinen Vorschriften und Weisungen geblieben, immer unterworfen unter das Gesetz. Darin wirkte und lebte er. Er kam auch jetzt sozusagen vom Feld, er hatte ‘Felddienst’ verrichtet. Dennoch ist auch er ein ‘verlorener Sohn’, ja hoffnungsloser als sein Bruder! Warum?

    Er kennt nicht die Gnade! Er meinte, sich die Liebe des Vaters erarbeiten zu müssen durch Leistung. Hätte man ihm gesagt: dein Vater will nicht nur Pflichterfüllung, er möchte deine Liebe, dein Herz, dann hätte er möglicherweise geantwortet: ‘Was soll das! Ich muß auf den Acker, das Feld!’ Andere würden vielleicht sagen: ‘Was soll das? Ich muß predigen! Meine Arbeit ist mein Gottesdienst’! So ein Mensch baut auf seine Leistung; er meint, er brauche die Gnade nicht!

    Als dieser Sohn bemerkt, daß im Vaterhaus ein Fest gefeiert wird für seinen zurückgekehrten Bruder, da wird er zornig und will nicht hineingehen, um sich mit den anderen zu freuen über die Rückkehr dieses liederlichen Tunichtguts. Er versteht nicht, was im Himmel wichtig ist: nicht große Herrscher und mächtige Fürsten, sondern Sünder, die Buße tun, die Rückkehr von Menschen ins Vaterhaus Gottes, damit ihre Namen in den Himmeln geschrieben sind. Aber dieser Bruder wollte nicht ins Haus. Er wollte das Wort ‘Gnade’ nicht hören; es gibt auch heute Menschen, die dieses Wort nicht schätzen, die es vermeiden oder es gar ersetzen. Manche drücken ihre Abneigung gegen die Gnade sogar mit einem Bibelwort aus: ‘Glaube ohne Werke ist tot’; sie sehen nicht, daß der jüngere Sohn nicht ohne Werke blieb, nachdem er zurückgekehrt war; doch Buße und Rückkehr sind nicht an vorausgehende Werke gebunden, sondern an Glaube und Gnade; die Werke folgen dann aus dem Glauben heraus!

    Doch der ältere Sohn freute sich nicht über die Gnade; er war auch nicht froh darüber, ständig beim Vater geblieben zu sein. Seine Vorwürfe an den Vater zeigen seine Erbitterung; sie zeigen keine Freude über den eigenen Zustand. Sein Vater kam heraus, um ihn ins Haus zu bitten; die Liebe des Vaters umfaßt auch ihn und bittet ihn! Aber er ist zornig! Er spricht den Vater nicht einmal mit ‘Vater’ an, sondern hält ihm vor, was ‘dieser dein Sohn’ – nicht etwa ‘mein Bruder‘ – getan hat, verweist auf dessen unmoralischen und verschwenderischen Lebenswandel und auf seinen eigenen Fleiß und seine beständige Leistungsbereitschaft, verweist darauf, nie das Gebot des Vaters übertreten zu haben. Im Grund klagt er den Vater an. Er sagt nicht wie Paulus: ‘ich bin der größte aller Sünder’; nein, der ältere Sohn sagt: ‘du hast mir nie einen Bock gegeben’; ein in Gnade angenommenes wiedergeborenes Kind Gottes dagegen sagt: ‘du hast mir in Jesus alles gegeben‘!

    Auch heute gibt es Menschen, die Gott anklagen, ihn auch Gott, Herrgott, Jahwe, Jehova nennen, die aber das Wort ‘Vater’ kaum über ihre Lippen bringen, ja die nicht einmal das Gebet unseres Herrn, das ‘Vater unser’ sprechen. Sie sollten sich die Frage stellen, warum! Sind sie nach Hause zurückgekehrte wiedergeborene Kinder Gottes? Auf jeden Fall bittet der Vater auch den älteren Sohn ins Haus der Familie Gottes zu kommen; Jesus bittet die Führer der Juden, er bittet heute die Frommen, Selbstgerechten, von sich selbst Überzeugten, welche die ‘richtige Religion’ haben, alle, die glauben, Ansprüche stellen zu dürfen. Er, der über Cherubim und Seraphim gebietet, er bittet!

    Der Sohn dagegen ist nicht fröhlich, nicht guten Mutes; warum? Weil er sich gegen den Willen und die Absichten des Vaters sperrt! Er möchte sich in seiner eigenen erworbenen Gerechtigkeit behaupten, möchte besser sein als sein Bruder! So wie manche sagen: ich glaube an das Lösegeld Christi, aber .... man muß doch etwas tun, seine eigene Rettung erarbeiten, nicht jedem die Gnade geradezu nachwerfen! (Ich hörte einmal eine fleißige Zeugin Jehovas über Ausgeschlossene sagen: ich habe mein Leben lang für meinen Glauben gearbeitet, alles eingesetzt, und diese kommen vielleicht kurz vor Harmagedon zurück und sollen dann gerettet werden wie ich, das gleiche empfangen; das wäre doch nicht fair, gerecht!). Der Vater aber fordert den Sohn im Gleichnis auf: freue dich doch, man muß sich doch freuen: dein Bruder ist lebendig geworden, wurde gefunden! Sieh doch die Gnade Gottes richtig! Sie macht Tote lebendig, findet das Verlorene!

    Schluß

    Die Geschichte geht nicht zu Ende; Jesus läßt den Schluß offen; er überläßt es den jüdischen Führern, ob sie in das Haus der Gnade Gottes eintreten und sich mit den zurückgekehrten Sündern und Zöllnern freuen wollen. Die Geschichte zeigt: sie wollten nicht! Sie brachten den Überbringer der Gnade ums Leben.

    Auch für uns heute ist die Geschichte offen. Nochmals: der Einwand, Glaube ohne Werke sei tot, greift hier nicht, weil davon ausgegangen werden darf, ja muß, daß der zurückgekehrte Sohn nun auch Werke des Glaubens hervorbrachte; jedoch erst nach seiner Rückkehr! Er durfte zurückkehren, wie er war, und wurde mit seinem Bekenntnis im Glauben angenommen in Gnade. Er brauchte keine Werke, um heimkehren zu dürfen; doch Liebe und Dankbarkeit bewegen jedes Kind Gottes zu Werken des Lobpreises Gottes. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

    Der ältere Sohn wie auch Menschen, die ihm heute ähneln, müssen sich entscheiden, ob sie das Gnadenhaus des Vaters betreten wollen, um sich mit jedem, der zurückkehrt, zu freuen. Vor allem aber müssen sie erkennen, daß auch sie der Gnade bedürfen, weil sie bei allen guten Werken, die sie verrichten mögen, nicht aus eigener Kraft, nicht aus eigener Gerechtigkeit vor Gott stehen können. doch jeder, der die durch Christi Tod uns geschenkte Gerechtigkeit im Glauben annimmt, darf allezeit im Hause Gottes sein, als Gottes Kind und Glied seiner Familie. Mit dem fehlenden Schluß stellt Jesus an jeden von uns die Frage: wie willst du es nun halten? Tust du den letzten Schritt ins Vaterhaus oder tust du ihn nicht? Ich wünsche jedem Leser die rechte Entscheidung!



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