Paulus - ein Hirte mit Herz

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    Re: Paulus - ein Hirte mit Herz

    Xantos - 05.01.2008, 23:21

    Paulus - ein Hirte mit Herz
    Paulus - ein Hirte mit Herz

    Der Apostel Paulus ist allgemein bekannt als Missionar und Evangelist, als Pionier des Evangeliums und Gründer von christlichen Versammlungen oder Gemeinden. Darüber hinaus war er jedoch auch ein Hirte, der immer wieder der Menschen gedachte, die er dem Christus zugeführt hatte, der beständig, trotz seiner vielen Arbeit, für sie betete, der regelrecht um sie gerungen hat, und denen er auch durch mündliche wie schriftliche Botschaften, durch Briefe, in ihren Problemen helfen oder sie in geistlicher Weise stärken und auferbauen wollte. Dabei ging er keineswegs schematisch vor, sondern er ging auf die Fragen und Probleme der einzelnen ein; man spürte, daß er nicht nur eine Aufgabe erfüllte, sondern mit dem ganzen Herzen, ja mit Liebe dabei war. Seine berühmten Ausführungen über die Liebe in 1.Korinther 13 waren für ihn nicht nur Theorie.

    Seine Briefe sind den Bedürfnissen der Empfänger angepaßt; wie er dabei vorging, ist auch für uns lehrreich, und ich möchte hier einmal zwei Briefe vergleichen, die mit Ermahnungen gefüllt sind, weil beide Empfängergruppen Probleme hatten, jedoch sehr unterschiedlicher Art. Ich meine den ersten Brief an die Korinther und den Brief an die Galater. Wenn man die Frage stellen würde, welche Empfängergruppe wohl die größeren Probleme hatte, dann wäre die Antwort für viele naheliegend: die Korinther!

    Denn wie sah es in Korinth aus? Da gab es:

    - Zwietracht, ja Spaltungen (Kapitel 3),

    - Überheblichkeit (Kapitel 4),

    - Sittlichkeitsverfehlungen (Kapitel 5),

    - Streit vor Gerichten (Kapitel 6),

    - Eheprobleme (Kapitel 7),

    - ferner Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf das Essen von Götzenopferfleisch, verbunden mit gegenseitiger Lieblosigkeit (Kapitel 8 und 10),

    - ein unwürdiges Feiern des Abendmahls (Kapitel 11),

    - Stolz und Hochmut über verschiedene Geistesgaben (Kapitel 12),

    - unchristliches Betragen beim Zusammenkommen (Kapitel 14)

    - und Zweifel an der Auferstehungslehre (Kapitel 15).

    Wahrhaftig: man hat den Eindruck einer chaotischen Gemeinde. Bei den Galatern dagegen bestanden die Probleme in einem Übereifer, der - unter dem Einfluß von Judenchristen - zu einem Rückfall in den Judaismus und die Gesetzlichkeit führte, indem man wieder Gesetzesvorschriften wie die Beschneidung verlangte und die Beobachtung von Tagen, Monaten, Zeiten und Jahren (Kapitel 3-5); sie glaubten, daß die Beachtung bestimmter Gesetzesvorschriften, also bestimmter Werke, zur Rettung unerläßlich seien. Die Auseinandersetzungen darüber führten auch zu einem gewissen Mangel an Liebe (Kapitel 5:15). Jedoch im Vergleich zu den Korinthern erscheint das wenig; denn war das Gesetz nicht ursprünglich von Gott? Hat nicht Paulus selbst den Timotheus beschneiden lassen (Apg. 16:3)? So gesehen erscheint das Problem der Galater gering im Vergleich zu den Korinthern. Doch laßt uns einmal genauer hinsehen, indem wir die Briefe des Paulus an die beiden Empfängergruppen - nicht im Detail, sondern in der Grundhaltung - vergleichen.

    Die Briefe des Paulus

    Paulus hat in seinen Briefen sich immer wieder an die Formen des antiken Schreibstils gehalten; das bedeutet: zuerst wurde der Absender genannt, dann der Empfänger, dann ein Gruß, dann ein Lob, Segen, Dank oder Wunsch ausgesprochen, und dann begann eigentlich erst der Brief mit dem Anliegen oder Anlaß des Schreibens. Dabei konnten die einzelnen Eröffnungsteile durchaus unterschiedlich lang sein.

    Beispiele:

    Absenderangabe: Röm. 1:1-6; 1 Kor. 1:1; 2.Kor. 1:1; Gal. 1:1; Eph. 1:1; Philip. 1:1; Kol. 1:1; 1. Thess. 1:1; 2.Thess. 1:1; Philem. 1.

    Empfängerangabe: Röm. 1: 7; 1 Kor. 1:2; 2.Kor. 1:1; Gal. 1:2; Eph. 1:1; Philip. 1:1; Kol. 1:2; 1 .Thess. 1:1; 2.Thess. 1:1; Philem. 1-2.

    Gruß: Röm. 1:7; 1.Kor. 1:3; 2.Kor. 1:2; Gal. 1:3-5; Eph. 1:2; Philip. 1:2; Kol. 1: 2; 1.Thess. 1:1; 2.Thess. 1:2; Philem. 3.

    Lob, Segen, Dank oder Wunsch: Röm. 1:8-10; 1.Kor. 1:4-9; 2.Kor. 1:3-5; Galater ----- [nichts!]; Eph. 1:3-4; Philip. 1:3-6; Kol. 1: 3-6; 1.Thess. 1: 2-3; 2.Thess. 1:3-4; Philem. 4-6.

    Galater und Korinther - ein Vergleich

    Hier ist etwas Eigenartiges zu bemerken; im Brief an die Galater fehlt der in der Eröffnung übliche Dank oder das Lob! Selbst bei den Korinthern, die doch nun wirklich alle möglichen schweren Probleme mit unchristlichen Verhaltensweisen aufzeigten, sprach Paulus von der ihnen gegeben Gnade, daß sie reich seien in Christus, in allem Wort und Erkenntnis, daß Sein Zeugnis in ihnen befestigt sei, daß sie keinen Mangel an Gnadengaben hätten und daß sie zur Gemeinschaft mit Christus berufen seien. Wahrlich erstaunlich gegenüber einer Versammlung, die sich von Paulus und Timotheus nichts sagen lassen wollte, die auf sogenannte Superapostel hörte, und die später erst von Titus wieder zurecht gebracht werden mußte. Warum war denn Paulus zu den Galatern so hart, daß er ihnen gegenüber nicht einmal ein Lob oder einen Dank äußerte? War er in der kurzen Zeit zwischen dem Schreiben des Briefs an die Galater und dem an die Korinther so nachsichtig geworden? Hatte er resigniert? War er müder und weniger kämpferisch geworden? Durchaus nicht! Er war ein Hirte mit Herz, und die Nachrichten von den Galatern alarmierten ihn viel mehr als das, was er aus Korinth hörte, obwohl er den Brüdern dort sogar einmal einen Brief unter Tränen schrieb. Es ist bezeichnend, daß er im Gruß an die Galater besonders den ‘Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausrette’ hervorhob wie auch sein Widerstand gegen judaistische Tendenzen - selbst einem Petrus und Barnabas gegenüber - in Antiochien (Galater 1:3-4; 2:5,11-20).

    Die Galater hatten Christus nicht verworfen; aber dadurch, daß sie glaubten, bestimmte Werke zu ihrem Heil, ihrer Rettung, verrichten zu müssen, hatten sie das Opfer Jesu geschmälert, ja im Grunde als wertlos bezeichnet; darum wird Paulus sofort nach der Begrüßung deutlich, ja überdeutlich: sie haben nicht mehr das gleiche Evangelium! Sie haben ein anderes Evangelium! Und er gebraucht hier zweimal (sonst in all seinen Briefen zusammen nur noch einmal!) das Wort ‘anathema’, ‘verflucht’!" Bei den Galatern ist der Kern der guten Botschaft, die Rettung durch Glauben an Christus allein, angegriffen; so sagt er ihnen deutlich, daß sie in diesem Fall keinerlei Nutzen mehr von dem Opfer Jesu hätten (Gal. 2:21; 3:2; 4:4; 5:2). Hat aber Paulus nicht den Timotheus beschneiden lassen? Ja; um der Juden willen, um ihnen keinen Anstoß zu geben, aber nicht, weil er die Meinung vertreten hätte, die Beschneidung sei zu irgend etwas nütze oder gar erforderlich! Das aber meinten die Galater; sie waren aus der Gnade Gottes und Christi gefallen (Gal. 5:4-5).

    Hier war das Herz des Hirten Paulus zutiefst berührt; die Galater wandelten wieder im Fleisch, nicht auf Grund persönlicher Sünden, sondern weil sie das Opfer Christi zurückstießen; sie traten den Sohn Gottes gleichsam mit Füßen (Hebr. 10:29). Das machte ihnen Paulus in brennender Sorge ausführlich deutlich (Gal. 6:11). Hier war kein Lob oder Dank am Platz, sondern nur ein Wachrütteln! Hier war das Zentrum des Evangeliums in Gefahr. Das sah der Hirte Paulus ganz deutlich.

    In Korinth dagegen waren die Verhältnisse schlimm, sehr schlimm! Aber Christus stand nicht in Frage! Der Kern des Evangeliums, die Rettung aus Glauben an das Opfer Jesu, war nicht strittig, wie schief auch die praktischen Wirkungen des Evangeliums gesehen und angewandt wurden. Hier hatte Paulus viel zu sagen und zu tun, um seiner Hirtenaufgabe nachzukommen; aber der Christus selbst, der Glaube an Ihn als einziges Heil, war unter den dortigen Christen fest gegründet. So konnte er in seinem Brief nach der Begrüßung Lob und Dank äußern. Die Korinther bekannten das Evangelium (1.Kor. 1:1-2), lebten allerdings nicht danach; die Galater dagegen hatten das Evangelium verlassen, trotz ihres Eifers und ihres Bemühens, Gott zu dienen. Sie waren zur Werkgerechtigkeit zurückgekehrt, die vor Gott nichts bewirken kann, und vor der Paulus sie hatte bewahren wollen (Gal. 2:4-5), und für die er jetzt wieder gleichsam in Geburtswehen liegt, damit Christus in ihnen Gestalt gewinne (Gal. 4:19-20).

    Es ist die göttliche Gnadenordnung, daß der Mensch nicht durch Leistung und Verdienst die Rettung erlangt, sondern durch das Gnadengeschenk des Glaubens an Jesus, den Christus allein! Den Unmündigen (Luk. 9:21) oder Einfältigen - das sind nicht die Dummen oder Törichten, sondern die, die von allem Eigenen, von eigener Leistung im Hinblick auf das Heil nichts wissen und wissen wollen, aber in Glaubenseinfalt das im Herrn geschenkte Heil ergreifen - wird das ewige Leben als Gnadengeschenk zuteil. Wie die Person Jesu das Zentrum der Erschließung (oder auch Verschließung) der Heilserkenntnis nach dem göttlichen Ratschluß bildet, so wird auch Gottes Heilsoffenbarung allein durch Ihn vermittelt. Die Erkenntnis des göttlichen Heilsrates ist von der Erkenntnis des Sohnes abhängig, der allein den Vater kennt und denen offenbart, welche Ihn als die Offenbarung des Vaters erkennen.

    Das hatten die Galater verlassen, und der Hirte mit Herz, Paulus, säumte nicht, alles zu sagen, damit sie wieder den Weg des wahren Evangeliums gingen; dabei benutzte er mitunter auch deutliche Worte (Gal. 5:12). Er unterstellt den Galatern noch Verwirrung, nicht etwa Abfall. Aber trotzdem ist das Opfer des Christus ihnen nicht zum Segen, wenn sie es mit Gesetzeswerken ergänzen wollen. Christus ist ihnen dann von keinem Nutzen, sie sind von ihm losgetrennt (Gal 5:2-4). Es gibt nicht ‘ein bißchen Christus’, verbunden mit eigenen Werken und eigener Leistung zur Rettung. Es gibt nur Christus allein, angenommen im Glauben.

    Und heute? Vielleicht magst Du denken, die Gefährdung durch Gesetzeswerke nach mosaischem Gesetz sei nicht mehr gegeben; aber Paulus spricht nicht nur von Werken des Gesetzes, sondern von Werken ganz allgemein, wenn man mit ihnen das Heil zu erreichen glaubte (Epheser 2:5,8-9; siehe auch Römer 11:6). Wann immer du dir die Frage stellst: ‘Tue ich auch genug, um gerettet zu werden?’ oder ‘ich muß dies oder jenes tun, um gerettet zu werden?’, dann bist du auf dem Leistungstrip, auf einem Weg, der überall hinführen kann, nur nicht zur Rettung; dann hast du ein anderes Evangelium. Überall, wo man das Opfer Jesu zur Rettung ergänzt durch weitere Bedingungen (bestimmte Leistungen, bestimmte Opfer, bestimmte Zeremonien, Zugehörigkeit zu bestimmten ‘allein selig machenden’ Gruppen und vieles mehr), hat man das Evangelium der Bibel verlassen, stößt man Gottes Gnadengeschenk zurück. Und wir stehen in Gefahr, eine andere Botschaft, ja einen anderen Jesus anzunehmen (2.Kor. 11:4). Wir machen uns dabei wieder zu Sklaven der Menschen, die solche Forderungen erheben. Doch vergessen wir nicht: wir sind um einen kostbaren Preis, durch unvorstellbares Leiden und Tod, erkauft (1.Kor. 6:20; Gal. 5:1); darum laßt uns entschlossen sein, uns niemandes zu rühmen als des für uns gestorbenen Christus (Gal. 6:14); daran laßt uns festhalten, denn er ist unsere Rettung, unser Leben (2.Kor.13: 5-6).



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