Was hat es mit der Streitfrage auf sich?

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Was hat es mit der Streitfrage auf sich?

    Nachtperle - 05.01.2008, 20:49

    Was hat es mit der Streitfrage auf sich?
    Was hat es mit der Streitfrage auf sich?

    Du kennst den Bericht von Hiob, den auch Jurek anführte, in Hiob, Kapitel 1 und 2; man kann den dort geschilderten Vorgang schon eine Streitfrage nennen, obwohl das Wort selbst, wenn es in der Bibel erscheint, nie in Zusammenhang mit Jehova Gott und Satan gebraucht wird; die Leiden von Jesus selbst und von seinen Nachfolgern zu allen Zeiten könnte man ebenfalls so sehen, obwohl auch hier die Bibel mehr vom Mitleiden in Christus und von der Verherrlichung Gottes spricht. Doch bleiben wir zuerst bei Hiob; ich kann in seinem Leiden, das sicher auf eine Herausforderung Satans zurückging, der die Liebe Hiobs zu Gott in Zweifel zog, und den Gott, der auf die Liebe seiner Anbeter baute und baut, zu seinem Vorgehen ermächtigte, und in der ganzen Abfolge des Geschicks Hiobs keine Regel für die ungezählten Leiden der Allgemeinheit erkennen; damit will ich sagen: das Buch Hiob gibt meines Erachtens weder eine Antwort auf die Frage nach dem Grund oder Zweck des Leidens noch eine Antwort auf die Frage nach seiner Notwendigkeit. Es erzählt lediglich von diesem einen Leiden und hält dadurch auch die Hoffnung wach, daß jedes Leiden auch ein Ende haben kann.

    Das Geschick Hiobs als Erklärungsmodell für das Leiden der Menschen zu nehmen, führt zu keinen zufriedenstellenden Lösungen, sondern vielmehr zu weiteren Fragen und zu sehr unbefriedigenden ‘Antworten’. Sind die Menschen bloß Bauernfiguren auf einem Schachspiel zwischen Gott und Teufel und damit reduziert zu göttlichen Erziehungs- und Prüfungsobjekten? So haben wohl die Freunde Hiobs argumentiert; aber ein Gott, der seine Geschöpfe liebt, so daß er seinen eigenen Sohn für sie gibt, kann so nicht denken; dazu kommt, daß Hiob als Anbeter Gottes von Satan angeklagt wurde; warum aber das Leiden der Millionen, die mit Gott ‘nichts am Hut’ haben? Warum sollten sie leiden? Und wäre die ‘Streitfrage’ eine befriedigende Antwort auf die Frage, warum Ereignisse wie der Holocaust stattfanden? Wäre es für die Opfer verständlich zu sagen, weil Gott mit Satan ‘streitet’? Die ‘Streitfrage’ wurde doch schon von Hiob, von Jesus und von Hunderttausenden von Menschen in der Vergangenheit beantwortet; wie viele Antworten werden denn noch gebraucht? Warum dann immer noch das Leiden? Ich gebe hier keine Antort zum Thema ‘Leiden’; ich will nur sagen, daß die ‘Streitfrage’, wie sie von der WTG im Beispiel Hiobs gedeutet wird, für mich keine Antwort ist.

    Zu Jesaja 14:12-14: Hier spricht der Prophet voraussagend vom König von Babylon; doch wird von vielen Auslegern – so zum Beispiel in der Scofield-Bibel der Elberfelder revidierten Übersetzung, Fußnote zu Jesaja 14:12 – der Text auf Satan bezogen. Und es trifft ja auch zu, daß sich Satan als Empörer, Usurpator und Rebell erweist, und wir lernen aus dem Text, daß, wer immer dem Höchsten gleichen will, schließlich in der tiefsten Gruft landet. Doch hat der Text nicht eigentlich mit der Streitfrage zu tun, wie sie von Jehovas Zeugen gelehrt wird.

    Zu Offenbarung 12:10: es ist richtig, daß Satan die Nachfolger Jesu und Kinder Gottes stets anklagte; sie kamen dadurch in Prüfungen (1.Petr. 4:12-19); Satan ist ein Ankläger von Natur! Er klagt auch weiter an, obwohl er von Gott nicht mehr zugelassen wird; seine Absicht war es immer, einen Keil zwischen Gott und seine Kinder zu treiben; natürlich verklagt er nur die Nachfolger Jesu; warum sollte er andere verklagen? Und man könnte sagen, daß seine Anschuldigungen nicht unbegründet sind! Jesus sagte einmal: ‘denn der Fürst dieser Welt kommt und in mir hat er gar nichts’ (Joh. 14:30). Tatsächlich, in Jesus hatte der Widersacher nichts, aber in uns, in einem jeden von uns, hat er etwas; ‘da ist kein Gerechter, auch nicht einer ... da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer’, sagt Paulus in Römer 3: 9-12! Doch sind die Anklagen Satans wirkungslos und nicht mehr zulässig; ‘Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt’ (Röm. 8:33); der Ankläger ist durch das Opfer Jesu gerichtet (Joh. 16:11) - wenn auch noch nicht vernichtet, ja nicht einmal gebunden – und als Ankläger mundtot gemacht, denn Christen stehen nicht in ihrer eigenen Gerechtigkeit vor Gott, sondern in der ihres Herrn (2.Kor. 5:21).

    Es kommt aber noch etwas hinzu, wenn man über die ‘Streitfrage’ im Sinne der WTG nachdenkt; die Lehre wurde besonders unter J.F. Rutherford, dem 2. Präsidenten der WTG, in den Vordergrund gestellt; wenn man seine Bücher liest, gewinnt man den Eindruck, daß er, ein Jurist, der sich auch gern als Richter bezeichnete, vorzugsweise in juristischen Bahnen dachte, in Bahnen von Streitfragen, Anklagen und Verteidigung usw. Als ich selbst wenige Jahre nach seinem Tod zu Jehovas Zeugen stieß, wurden wir belehrt: Das Hauptthema der Bibel ist die Rechtfertigung des Namens Jehovas; die Rettung von Menschen ist zweitrangig und nicht von gleich großer Bedeutung’. Auch ich habe das damals so vertreten; inzwischen wurden wir unterrichtet, daß gerade das, was einst das wichtigste Thema der Bibel sein sollte, plötzlich überhaupt nicht mehr von Bedeutung war. Jetzt heißt es: ‘Gottes Name braucht nicht gerechtfertigt zu werden; dazu ist er zu erhaben und zu heilig. Was wir rechtfertigen müssen, ist seine, Jehovas, Souveränität!’ Auch nach dieser Aussage ist die Rettung von Menschen zweitrangig.

    Natürlich weiß auch ich, wie zum Beispiel im Gebet Jesu nach Matthäus 6, dem Vaterunser zu ersehen, daß die Bitten bezüglich Gott vor den Bitten bezüglich der Menschen stehen, und auch ich weiß, daß es das vordringliche Anliegen Jesu war, seinen Vater zu verherrlichen! Aber diese Verherrlichung des Vaters war untrennbar mit dem Leidensweg Jesu zur Beseitigung der Sünden und damit zur Rettung von Menschen verbunden. Ist es nicht eigenartig, daß in den vielen Bibeltexten, wo von rechtfertigen oder Rechtfertigung gesprochen wird, nie von der Hauptlehre der WTG, der Rechtfertigung des Namens oder der Souveränität Jehovas so die Rede ist, wie es die WTG darstellt? Dagegen spricht ein Großteil der Texte von der Rechtfertigung der Menschen durch Gott auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi! Als Jesus geboren wurde, sprachen die Engel vom Retter, nicht vom Rechtfertiger; der Vater Johannes des Täufers sprach von seinem Sohn: ‘du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden’ (Lukas 2:11; 1:76). Auch hier nichts von Rechtfertigung! In vielen, vielen Texten wird gezeigt, daß Jesus gesandt wurde, um die Welt, die Menschen zu retten, zum Beispiel Johannes 3:17; 1.Johannes 4:9-10,14; Johannes 1:29; Hebräer 9:26-28; Matthäus 26:28; Kolosser 1:14; 1.Johannes 1:7-9; 2:2,12! Und dieses Thema, das untrennbar mit der Verherrlichung Gottes durch Christus verbunden ist, wurde uns als ‘zweitrangig’ erklärt. Wo sind die entsprechenden Texte von der ‘Rechtfertigung Gottes’ durch Menschen? Oder sollte man mit der Rechtfertigung die Verherrlichung meinen? Aber zwischen beiden Begriffen gibt es große Bedeutungsunterschiede!

    Zusammenfassend möchte ich sagen, daß man sicher im Zusammenhang mit Hiob von einer Streitfrage sprechen kann, daß man auch eine Streitfrage formulieren kann, wenn Gott seinem Sohn vertraut, Satan ihn aber in der Versuchung und in seinem Leben zu Fall bringen möchte; ebenso könnte man so formulieren, wenn man von den Prüfungen der Christen um seines Namens willen spricht; das sind alles Worte die man wählt; doch was macht man damit, welche Lehren zieht man daraus? Ich halte es für gut, bei den Worten und Aussagen der Schrift zu bleiben. Dann benötigt man auch nicht immer wieder ‘neues Licht’, um so lange gehegte ‘Hauptlehren’ korrigieren zu müssen.



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