Abschied nehmen

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    Re: Abschied nehmen

    Hermine - 24.12.2007, 16:25

    Abschied nehmen
    Ein letzter Blick aus das klare Wasser des Meeres, welches mir immer wieder Hoffnung gegeben hat, doch heute nicht, zumindest nicht genug. Heute ist der Tag, an dem ich meinem Leben ein Ende setzen will.
    Sinn hat es sowieso schon lange keinen mehr.

    Nach einem Lächeln zu dem Meer, weil es mich so oft wieder aufgebaut hat, wende ich mich zum Gehen.

    Während des Weges zu meinem geplanten Ort des Sterbens, schaue ich häufig an den Himmel. Die Sterne leuchten für jeden, damit man den Lebenswillen nicht verliert, aber für mich sind alle Sterne erloschen, wenn auch nur in meinem Herzen.

    Der Weg kommt mir viel länger vor, als sonst, doch endlich bin ich da, die Holzhütte im Wald, mein Ziel. Hier treffen sich immer die Leute, die mich in diese Situation und auf diese Gedanken gebracht haben; Leute, die ich einmal meine Freunde genannt habe. Wie naiv ich doch war!

    Ein verächtliches Lächeln ziert mein Gesicht.

    In einer Stunde, höchstens, werden diese ach so wunderbaren Menschen, denen ich alles verdanke, wiederkommen, doch ihre Hütte wird dann nicht mehr zu retten sein – meine Rache.

    Diese ganzen Kisten, die überall herumstehen, werden auch zu Asche werden, ebenso der Inhalt, der mein Leben zerstört hat: Spritzen, Drogen, illegal, versteht sich, geklaute Gegenstände und Geld.

    In wenigen Minuten wird das alles in Flammen stehen – in meinen Flammen. Ich nehme eine Streichholzschachtel, die ich mir vorhin eingesteckt habe, aus der Hosentasche. Danach zücke ich ein Streichholz und entzünde es behutsam.

    Fasziniert begutachte ich die kleine rotorangenfarbene Flamme. Feuer ist ein gefährliches Spielzeug, aber auf der anderen Seite brauch man es zum Leben. Feuer, so nützlich und grausam zugleich. Es bringt Licht in die Dunkelheit, hat aber auch so viele Menschenleben auf dem Gewissen.

    Das Glühen erlischt, deshalb zünde ich erneut ein Streichholz an und lasse dieses ohne Zögern fallen. Wie in Zeitlupe nähert es sich dem Boden und als es passiert, vergrößert es sich schlagartig.

    Binnen weniger Sekunden bin ich eingeschlossen. Ich nehme Abschied von der Welt der Lebenden. Stille Tränen laufen meine Wangen hinunter und ich spüre die Flammen an meinem Körper, wie sie nach mir greifen. Diese unerträgliche Hitze. Die Kraft schwindet aus mir, ich falle zu Boden und ein letzter Schrei entweicht meiner Kehle. Ein helles Licht kommt auf mich zu und ich weiß, es ist vorbei.

    Das Feuer hat mich endgültig verschluckt, mitsamt meiner salzigen Tränen.



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