Bulimie

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    Re: Bulimie

    little-life - 08.12.2007, 17:57

    Bulimie
    Epidemiologie
    Von der Bulimia nervosa sind überwiegend (zu 90-95 %) Frauen betroffen. Bei jungen Frauen in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter liegt die Prävalenz bei 1-3 %. Berufsgruppen, bei denen geringes Körpergewicht für das Ausüben des Berufs verlangt oder vorteilhaft sind (z. B. Fotomodell, Tänzer, Skispringer), sind für diese Krankheit besonders anfällig.

    Merkmale und Symptome
    Bulimie-Betroffene sind meist normalgewichtig, können auch unter- oder übergewichtig sein. Sie werden von häufigen Heißhungerattacken heimgesucht und versuchen, ihr Gewicht durch Erbrechen, Hungern, Diäten, ausgiebigen Sport oder den Missbrauch von Abführ- oder Brechmitteln zu kontrollieren. Die Essanfälle treten mehr oder weniger regelmäßig auf — zwischen zwei Attacken können mehrere Wochen liegen, das Essen und anschließende Erbrechen kann auch mehrmals täglich erfolgen. Während der Essanfälle verlieren Bulimiker die Kontrolle über sich selbst und über die Nahrungsmengen, die sie verschlingen. Die Essanfälle können aber auch geplant stattfinden. Gründe für das anschließende Erbrechen sind vor allem die Angst vor einer möglichen Gewichtszunahme sowie Scham über den eigenen Kontrollverlust/das eigene Versagen. Auch müssen sich Betroffene oft allein schon wegen der Unmenge im Magen übergeben. Dieses Wechselbad zwischen Hungern und Essen mit anschließendem Erbrechen, Abführen oder Abtrainieren hat der Bulimie auch den volkstümlichen Namen Ess-Brech-Sucht gegeben.
    Diese so genannte Ess-Brech-Sucht beginnt oft in einem wenig höheren Alter als die Magersucht, etwa mit 17 oder 18 Jahren (oft schließt sie an eine voran gegangene Magersucht an, wenn von außen betrachtet ein Rückgang der Magersucht erzielt wurde und die Patientin/der Patient wieder zu Essen begonnen hat). Die Betroffenen leiden meistens unter einer gestörten Selbstwahrnehmung und/oder einer Körperschemastörung (Dysmorphophobie). Wie auch die Magersüchtigen empfinden sie sich immer als zu dick, doch sind sie häufig, im Gegensatz zu den Magersüchtigen, normalgewichtig. Die Ursachen der Bulimie ähneln denen der Magersucht. Nicht selten geht der Bulimie eine anorektische Phase voraus oder wechselt sich mit Phasen der Magersucht ab.
    Oft begleiten folgende seelische und/oder soziale Probleme die Bulimie:
    Missbrauch von Alkohol, Drogen, Medikamenten, starkes Rauchen
    autodestruktives Verhalten, Selbstverletzungen oder -verstümmelungen
    unkontrolliertes Mode- und Konsumverhalten, übertriebenes Geldausgeben, so genannte Frustkäufe, nicht selten auch Kaufsucht und Ladendiebstähle
    soziale Isolation, aber auch das Gegenteil: eine Überanpassung an Gruppe, Familie, Leistungszwang, Karrieredrang (jung, dynamisch und erfolgreich)
    Depressionen, Minderwertigkeitsgefühle, Unzufriedenheit über die eigene Geschlechtsrolle, zum Beispiel die Ablehnung der Weiblichkeit und Sexualität allgemein
    Bulimie kann akut lebensgefährlich werden. Durch ständiges Erbrechen kann es zur Entzündung der Speiseröhre kommen. Das erhöhte Magensäureangebot im Mund schädigt bei lang anhaltender Symptomatik die Zähne. Die massive Störung des Elektrolyt-Haushaltes (Kalium-, Eisen-, sowie Calciummangel) kann zu Herzrhythmusstörungen führen und somit lebensbedrohlich werden.
    Bulimieerkrankte versuchen meist, ihre Krankheit zu verbergen. Dadurch wird sie oft erst mehrere Jahre, nachdem sie begonnen hat, erkannt/eingestanden und behandelt. Eine frühzeitige Behandlung ist besonders wichtig, da die Aussichten auf vollständige Genesung mit jedem weiteren Jahr der Erkrankung sinken.

    Definitionen

    DSM-IV
    Kriterien des DSM-IV (American Psychiatric Association) für Bulimia Nervosa:
    Wiederkehrende Episoden von Essanfällen. Eine Episode ist charakterisiert durch:
    Essensaufnahme in einer kurzen Zeitspanne (bis zu 2 Stunden), die Nahrungsmenge ist definitiv größer, als die meisten Menschen in einer vergleichbaren Zeit unter ähnlichen Umständen essen würden.
    Ein Gefühl des Kontrollverlustes während des Essanfalles (das Essen nicht stoppen oder nicht kontrollieren zu können, was bzw. wie viel gegessen wird)
    Wiederkehrendes, unangemessenes Kompensationsverhalten, um eine Gewichtszunahme zu verhindern, wie selbst induziertes Erbrechen, Abusus (Missbrauch) von Laxanzien, Diuretika, Klistieren oder anderer Medikation, Fasten oder exzessive sportliche Übungen.
    Essanfälle und unangemessene Kompensationsmechanismen treten im Schnitt mindestens zweimal wöchentlich für drei Monate auf.
    Die Selbstwahrnehmung ist unangemessen durch Figur- und Gewichtbeeinflussung.
    Die Störung tritt nicht ausschließlich während Episoden einer Anorexia Nervosa auf (in dem Fall handelt es sich um Anorexia Nervosa: bulimischer Typ).
    Hier wird noch zwischen dem purging-type (Missbrauch von Abführmitteln, Erbrechen etc.) und dem non-purging-type (Exzessiver Sport und Fasten als Gegenmaßnahmen zu Fressattacken) unterschieden.

    ICD-10
    Kriterien des ICD-10, F 50.2 Bulimia Nervosa:
    Andauernde Beschäftigung mit Essen, unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln;
    Essattacken, bei denen in kurzer Zeit sehr große Mengen an Nahrung konsumiert werden.
    Versuch dem dickmachenden Effekt von Nahrungsmitteln durch verschiedene ausgleichende Verhaltensweisen entgegenzusteuern: selbst herbeigeführtes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, zeitweilige Hungerperioden, Einnahme von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika.
    Bei Diabetikerinnen kann es zur Vernachlässigung der Insulinbehandlung kommen.
    Krankhafte Furcht dick zu werden.





    Bulimie ist nicht einfach nur ein bisschen zuviel essen und dann aus Reue kotzen.
    Bulimie ist nicht einfach nur eine Phase, die von alleine vergeht.
    Bulimie ist nicht einfach nur ein bisschen krank sein, zum Doktor gehen, und gesund herauskommen.
    Bulimie ist Sterben, und doch Weiterleben.
    Bulimie ist Aufgeben, und doch Weiterkämpfen.
    Bulimie ist keine Disziplinlosigkeit. Bulimie ist absoluter Kontrollverlust.
    Bulimie ist nicht ein 2. und 3. mal nachschenken. Bulimie ist ein Wochenvorrat von sämtlichen Nahrungsmitteln, Resten bis hin zu rohen Lebensmitteln, wenn nichts mehr den Wahn sättigen kann.
    Bulimie ist nicht zum Klo zu rennen, um sich schnell wieder des Essens zu entledigen. Bulimie ist zum Bad zu kriechen, zu hoffen, dort auch anzukommen, bevor der pralle und schmerzende Magen platzt.
    Bulimie ist nicht nur den Finger in den Mund stecken, und alles wieder loswerden. Bulimie ist die Hand fast bis zum Gelenk und noch weiter in den Rachen zu schieben, weil sich der Magen nahezu weigert, auch nur irgendeines seiner erworbenen Lebensmittel wieder rauszurücken.
    Bulimie ist nicht sich nach erfolgreichem Übergeben zufriedenzustellen. Bulimie ist sich anschließend wieder auf die Waage zu kämpfen, um zu überprüfen, ob nun wirklich kein Gramm mehr angezeigt ist.
    Bulimie ist nach langem Dahinvegetieren endlich wieder Gefühle zeigen, denn Bulimie ist endlich weinen können.
    Bulimie ist eine Konzentration der großen, weiten, gefährlichen und furchteinflößenden Welt auf eine Welt der simplen Mathematik, die berechenbar wird.
    Bulimie wird in eine überschaubare Welt von Kalorienzählen, Waageanzeigen, Sportminuten und Dauer der eingenommenen Lebensmittel bis hin zur Verdauung unterteilt. Bulimie ist das Wissen der Naturgesetze, wie etwa dass Schokolade keine halbe Stunde benötigt, bis der Körper die Kalorien aufgenommen hat.
    Bulimie bedeutet Streß, Zeitdruck und damit das Trainieren der Organisation.
    Bulimie bedeutet Timen, wann man alleine und ungestört ist, wieviel man in welchem Zeitraum essen kann, wann man anfangen muss, es wieder loszuwerden, wie lange sich die Dauer der Entledigung ziehen kann, wie oft sich die Prozedur wiederholt.
    Bulimie bedeutet nicht, irgendwann mit erhobenem Zeigefinger von Mitmenschen zur Besserung ermahnt zu werden. Bulimie bedeutet, irgendwann von seinen Schwestern auf dem Flur zwischen Küche und der bereits offenen Badezimmertür gefunden zu werden. Bewusstlos liegend, inmitten von Blut und Erbrochenem.
    Bulimie bedeutet, als letzten Gedanken vor der Ohnmacht nur jene Angst zu haben, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, diesen schweren Klumpen aus dem Magen zu befördern.
    Bulimie bedeutet als einzige Angst zu haben, als fettes Schwein beerdigt zu werden.
    Bulimie bedeutet, jede Hilfe abzulehnen, die einem angeboten wird. Bulimie bedeutet jede Hilfe als Zerstörung der schönen, kleinen, simplen Mathematik-Welt anzusehen.
    Bulimie bedeutet auch Angst vor dieser Mathematik-Welt - davor, dass man nicht weiß, wieviele Kalorien man nun aufgenommen hat, Angst davor, nicht zu wissen, was die Waage als nächstes anzeigt.
    Bulimie bedeutet, jede Zahl auf der Waage als Niederlage zu sehen, wenn sie größer ist, als erhofft. Jede Zahl, die größer als Null ist, ist eine Niederlage.
    Bulimie bedeutet vom Arzt gesagt zu bekommen, dass jeder weitere Rückfall, die unmittelbare Ursache eines Herzinfarkts sein könnte… und irgendwann auch sein wird.
    Bulimie bedeutet sich diese Gefahr immer vor Augen zu halten, wenn man beschließt, doch eine Kleinigkeit gegen den quälenden Hunger zu essen.
    Bulimie bedeutet zu wissen, dass jeder Bissen einen erneuten Fressanfall auslösen kann.
    Bulimie bedeutet sich langsam bewusst zu machen, dass jeder Bissen zum Mord an sich führen könnte.
    Bulimie bedeutet zu ahnen, dass während des Schreibens dieser Zeilen, eine andere Person sich zum ersten Mal den Finger in den Hals steckt, um einen Kuchen, den man zuviel verdrückt hat, wieder loszuwerden.
    Bulimie bedeutet Einsamkeit und Isolation. Bulimie bedeutet, mit niemandem darüber reden zu können, schweigen zu müssen.

    Aber Bulimie bedeutet für andere ja doch nur, einmal mehr keine Disziplin und aus Reue ein bisschen gekotzt zu haben



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    little-life - gepostet von little-life am Samstag 08.12.2007



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