Mißverständnisse und Fehldeutungen

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    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Freiwild - 10.11.2007, 07:27

    Mißverständnisse und Fehldeutungen
    Im Zusammenhang mit Love-Shyness und AB-tum wird oft von verpaßten Chancen geredet und wie ärgerlich diese für Betroffene sind. Mängel in Kommunikation und Erfahrung mit Frauen führen jedoch meines Erachtens auch zwangsläufig zu gegenteiligen Problemen, insbesondere Fehldeutungen von rein mitmenschlicher Freundlichkeit als geschlechtlichem Interesse an der eigenen Person. Da nun die "verpaßten Chancen", von denen zuvor die rede war, nicht als solche bestätigt werden können (außer nach einiger Zeit direkt oder indirekt von den betreffenden Frauen selbst), ist in der eigenen Rückschau auf nicht wahrgenommene Gelegenheiten nochmal ein gewisser Prozentsatz abzuziehen. Ganz abgesehen von den schädlichen psychischen Folgen der Überwindung von Scheu im Falle lediglich eingebildeter Zuneigung von Frauen, oder der Wirkung auf diese, nämlich Zurückweisung.

    Diesen Widerspruch zwischen positiven wie negativen Mißverständnissen sehe ich in einem widersprüchlichen Selbstbild von Love-Shys begündet (also einer Art doppelter Buchführung in Sachen Reflexion). Zum einen das fehlende Selbstwertgefühl und die Überzeugung, nicht liebenswert zu sein, auf der anderen Seite die (durch Wünsche und einer geheimen Selbstverliebtheit bedingte) Vorstellung, etwas "besonderes" und für eine Frau als optischer und charakterlicher Traumpartner erkennbar zu sein. Dies mag unter anderem mit der von Gilmartin beschriebenen Neigung zu romantiesierenden und idealisierenden Darstellungen des Geschlechterverhältnisses zusammenhängen (egal ob diese öffentlich zugegeben wird oder nur insgeheim gehegt wird).

    Über Anmerkungen zu den hier aufgeführten Vermutungen würde ich mich sehr freuen.



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Viktorix - 10.11.2007, 09:34


    Hallo Freiwild,

    die Medaille hat wie so oft zwei Seiten. Ich denke, dass ich in meinem Leben die eine oder andere Möglichkeit versiebt habe, weil ich gar nicht damit gerechnet habe, dass eine Frau wirkliches Interesse an mir haben könnte. Allerdings werden es nicht viele Möglichkeiten gewesen sein.

    Andererseit glaubt man, Möglichkeiten gehabt zu haben, die man leichtfertig verschenkt hat und dabei hat es sich dann doch "nur" um Höflichkeit oder Freundlichkeit gehandelt. Und nicht jedesmal, wenn sich eine Frau für einen interessiert, hat sie tiefergehende Interessen.

    Es müssig, darüber zu spekulieren, wie viele Chancen man im Leben verpasst haben könnte. Sie sind Vergangenheit. Es ist auch unseriös, so etwas zu tun. Denn, wie Du geschrieben hast, es kann sich schlicht und ergreifend um Fehldeutungen handeln.

    Ich denke, unser Problem von uns schüchternen Männern ist, dass wir viel zu sehr auf uns selbst konzentriert sind. Wir können dann nicht mehr unbedingt auf andere Menschen eingehen. Seien sie nun weiblich oder männlich, jung oder alt.
    Vielleicht wäre es hilfreich für uns, anderen zu helfen? Im ASB, Roten Kreuz oder was es sonst noch für Einrichtungen gibt. Wenn man sich hier positive Erlebnisse verbunden mit dem Gefühl "Ich werde gebraucht" holen kann, dann ist das sicherlich gut für einen jeden.



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Talon - 10.11.2007, 14:02


    Hallo Freiwild!
    Da muß ich Dir leider völlig zustimmen. Ich kann da erstmal nur von mir selbst erzählen. Auch ich habe völlig überzogene Vorstellungen davon, wie eine Partnerin zu sein hat und besonders, wie attraktiv sie sein soll.

    Zum einen habe ich auch das Problem, daß ich normalen Kontakt schnell als sexuelle Interessensbekundung auffasse. Zum anderen, daß ich viele Interessensbekundungen, die tatsächlich vorhanden sind, nicht wahrnehme oder nicht wahrnehmen will, vor allem von Frauen, die meinen zu hohen Attraktivitätsansprüchen nicht genügen.

    Wobei ich das erste Problem langsam in den Griff kriege: Durch das ständige Lesen von Pickup-Kram und den entsprechenden Foren bekomme ich langsam ein Gespür dafür, wie es sich äußert, wenn eine Frau ein sexuelles Interesse an einem Mann hat (und vor allem, wie sich das Gegenteil äußert!). Ich bemerke nun ziemlich schnell, daß eine Frau KEIN Interesse an mir hat. Beim Gegenteil bin ich mir aber noch nicht so sicher, auch weil ich noch immer, auch nach Jahren der Therapie, nicht fassen kann, daß eine Frau Interesse an mir hat. Sowas "macht man einfach nicht mit mir".

    Und mir ist mittlerweile klargeworden, daß es nicht so ist, daß absolut keine Frau Interesse an mir hat(te). Ich habe im Nachhinein erkannt, daß es in den letzten 15 Jahren mindestens 5-7 Frauen gab, die ziemlich deutlich Interesse an mir bekundeten. Auch solche, die ich sehr attraktiv gefunden hätte. Ich konnte es aber nicht spüren und/oder wahrhaben.

    Es gibt also Frauen, die mich lieben könnten, ich will es nur nicht wahrhaben.

    Liebe Grüße



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    p1nky - 10.11.2007, 14:31


    Talon hat folgendes geschrieben: Wobei ich das erste Problem langsam in den Griff kriege: Durch das ständige Lesen von Pickup-Kram und den entsprechenden Foren bekomme ich langsam ein Gespür dafür, wie es sich äußert, wenn eine Frau ein sexuelles Interesse an einem Mann hat (und vor allem, wie sich das Gegenteil äußert!).

    Hats du irgendwelche speziellen Tipps bzgl. Literatur/Foren/usw., die einen insbesondere unterstützen, dazu ein besseres Gespür zu entwickeln, denn dies ist ein Punkt, in dem ich bei mir kaum eine Weiterentwicklung sehe.

    Das ganze ist denke ich auch durch meinen Job begründet, ich arbeiite in einem Unternehmen, wo die Mitarbeiter (und dazu zählt auch eine große Zahl doch ziemlich attraktiver Frauen im mit mir "paarungsfähigen Alter") einen ziemlich freundschaftlichen und direkten Umgang miteinander haben. Also da läuft dauernd der Schmäh, auch was zwischengeschlechtliche betrifft. Beispielsweise spreche ich mit meiner Ex-OdB-Kollegin eigentlich wenn wir ein gemeinsam Mittagessen vereinbaren, nur mehr von "Dates" (und sie ebenfalls, eigentlich hat sie damit angefangen). Dabei handelt es sich aber um ein ganz normales Mittagessen, wo auch andere Kollegen dabei sind. Und der ganze Umgang zwischen Männern und Frauen läuft ähnlich mit spaßigen Andeutungen.
    Das hat mir einerseits ziemlich geholfen, einen deutlich lockereren Umgang mit Frauen zu entwickeln, sodass ich mitlerweile an einem Punkt bin, der es mir ermöglicht, mit einer Frau ein genaus so lockeres Gespräch wie mit einem Mann zu führen.
    Allerdings ist das ganze nicht sehr hilfreich, ein Gespür zu entwickeln, ob eine Frau jetzt mglw. wirklich ein ernsthaftes Interesse haben könnte, da ohnehin nur mehr alles Spaß ist...



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Offpeak - 10.11.2007, 14:35


    bezüglich deutsches PU-Forum, falls dus nicht kennst:

    http://www.deindatedoktor.com/forum/



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    m13ab - 10.11.2007, 15:23


    " daß es in den letzten 15 Jahren mindestens 5-7 Frauen gab, die ziemlich deutlich Interesse an mir bekundeten. Auch solche, die ich sehr attraktiv gefunden hätte. Ich konnte es aber nicht spüren und/oder wahrhaben.

    Es gibt also Frauen, die mich lieben könnten, ich will es nur nicht wahrhaben."


    Talon, selbst wenn diese Frauen ein Grundinteresse gezeigt haben, heißt das noch lange nicht !!, daß sie dich auch lieben (würden). Vielleicht sind sie auch schon nicht mehr zu sehen, wenn MAB sein Outing noch nicht zuende gesprochen hat oder sein wahres Alter genannt hat. Letzteres kenn ich gut. Bis zu dem Punkt, wo Frau auch nach näheren Informationen oder mehrstündigem Zusammensein mit AB auch zusammen bleiben will, ist es ein weiter Weg...



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Riemann - 10.11.2007, 16:11


    also ich kenne von mir mehr das umgekehrte problem: nämlich, dass ich mir einrede, dass eigentlich eindeutige interessensbekundungen nicht als solche gemeint sein können, weil ich ja so wenig begehrenswert bin (mangelndes selbstvertrauen).

    bzgl. pick-up steht auf meiner homepage ein artikel mit noch ein paar links mehr: http://www.love-shy.de.vu/pickup.html .



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Ganta - 10.11.2007, 19:35


    So, ist mal wieder ein langer Text geworden. Deswegen habe ich wichtige Stichwörter dick markiert. Springt einfach zu den Punkten, die euch interessieren, ihr braucht nicht alles lesen (müssen schon gar nicht).

    Das Thema mit der Wahrnehmung finde ich eine der wichtigsten Aspekte überhaupt. Groß drüberschreiben würde ich das sinngemäße Zitat:

    "Es ist nicht wichtig was passiert, sondern wie du damit umgehst!"

    (Ich glaube es war Seneca. In der oder anderer Form läuft es einem auch in vielen Büchern über den Weg.)

    Wie interpretiere ich die Dinge? Klassisches Beispiel: Du sitzt im Zug und wirst von mehreren kreischenden, aufgebrachten Kindern drangsaliert. Im ersten Augenblick bist du wütend, genervt. Zudem noch sauer über die Unfähigkeit des danebensitzenden Vaters, dem ganzen Einhalt zu gebieten. Anscheinend kennt er sich mit Erziehung nicht aus, oder ist gar asozial. Also sprichst du ihn vielleicht sogar pampig darauf an. Seine Antwort: "Tut mir leid, ihre Mutter ist heute gestorben. Ich werde sie gleich zur Ruhe bringen."

    Totaler Wechsel der Perspektive! Aus Unwissenheit bzw. Voreingenommenheit stellte es sich für einen selbst völlig anders dar, als aus der neuen Sichtweise betrachtet. Solche Ansätze kann man für sich selber im Alltag versuchen, und für mich war es ein ganz wichtiges Werkzeug. Stichwort: Reframing (NLP)

    Was mir aus eigener Erfahrung meistens im Nachhinein aufgefallen ist: Beeinflussungen wie Depression etwa führen zu einer Verzerrung der eigenen Perspektive. Eine Art Tunnelblick, ich nenne es "Knick in der Optik". Äußert sich meist darin, daß man positive, alternative Möglichkeiten gar nicht mehr wahrnimmt. Wenn ich meine eigenen alten Aufzeichnungen ansehe waren die beschriebenen Ansichten darin teilweise so extrem verzerrt, daß ich mich erschrecke und fast gar nicht mehr traue reinzuschauen. Teilweise hilfreich fand ich da die psychologische Technik der "Problemdiskussion", in dem man sich kurz gesagt immer wieder fragt: Ist es wirklich so? Wie schlimm ist es wirklich? etc.

    Das erschreckende ist, dass selbst das eigene Wissen darum einen nicht davor schützt. Wer selber schon mal mit starken Stimmungsschwankungen zu tun hatte weiß, wie mächtig der Einfluß von Hormonen und Co ist. Ich lese auch viel zB. über Hirnforschung, und es ist oft unglaublich wie etwa Botenstoffe, Tumore oder Verletzungen Wahrnehmung und Charakter ändern können. Da fragt man sich durchaus schon, ob so etwas wie freier Wille und Selbstbestimmung keine Illusion ist.

    Ein für mich wichtiges Modell ist, daß alle Sinneseindrücke und Erfahrungen durch verschiedene mentale Filter laufen. Alles wird moralisch und emotional bewertet. Wenn ich ein Pärchen sehe, weckt das Haßgefühle, oder freue ich mich für sie? Ein Punkt ist die selektive Wahrnehmung: man sieht das, worauf man sich konzentriert. ZB. ist mir in letzter Zeit bewusst geworden, daß mir hochschaftige Frauenstiefel gefallen. Plötzlich sehe ich sie überall. Zufall? Es ist auch schon vorgekommen, daß ich gezwungenermassen wochenlang in der Bahn Schwarzfahren musste. Plötzlich wird aus der entspannten Fahrt ein Katz und Maus Spiel, in dem man wirklich alle Leute abcheckt, ob sie Kontrolleure in Zivil sind. Die eigene Wahrnehmung hat sich nur noch auf diesen fast paranoiden Punkt fixiert. Dieser krasse Perspektivwechsel war auch nur deshalb wirksam, weil es um entsprechende reale Konsequenzen ging (Bußgeld, das ich mir wirklich nicht leisten konnte), und keine abstrakte Gedankenspielerei. Wer dies mal am eigenen Leib nachvollziehen will (ein interessantes Experiment!) muß das ganze auch mit dem entsprechenden "Einsatz" machen, und über längere Zeit.

    Ein für mich wichtiger Punkt ist zudem die sog. "selbsterfüllende Prophezeihung". D.h. man handelt (unterbewusst) entsprechend einer eigenen Annahme. Entsprechend sieht das Ergebnis aus, die Annahme erfüllt sich. Diese Annahmen können von einem selber kommen, aber auch von außerhalb. Hält dich etwa jemand für unfähig, wird es dir sagen und dich entsprechend behandeln. Das bewirkt, daß man tatsächlich unfähig wird. Ich glaube mittlerweile wirklich an die Kraft, die hinter diesem Prinzip steckt.

    In vielleicht etwas sehr abstrakter Weise habe ich einige dieser Ideen in meinem Artikel "Selbsterschaffene Negative Erfahrungen" versucht zusammenzufassen.

    Ein anderes Konzept aus der PU-Welt, welches mir die Augen geöffnet hat, ist der oder das sog. "limiting belief". Bisher habe ich noch keine vernünftige Übersetzung dafür gefunden. Eine eigene falsche Annahme darüber, was einem selbst möglich ist, wo die eigenen Grenzen verlaufen. Meistens sind das außen auferlegte Einschränkungen durch Moral, Religion und gesellschaftliche Konventionen darüber, was man darf und nicht. Was funktioniert, was sich gehört, wo man politisch korrekt zu sein hat. Diesen "falschen Glauben" gilt es zu erkennen und zu entkräften. Es ist schwierig diese Idee jetzt hier von einem pauschalen "alles ist möglich!" Schlachtruf zu differenzieren. Ich würde es mehr als ein "vieles ist möglich, wenn du dir selbst keine Steine in den Weg legst bzw. von anderen legen lässt" beschreiben. Oder ein: "Ich lasse mir nicht mehr hineinreden und traue mich das zu machen, was ich ursprünglich vorhatte!"

    Um speziell noch einmal auf den Punkt "Signale von Frauen" zurückzukommen: man kann sie höchstens als einen Bonus oder Malus sehen, eine Tendenz, wie sie reagieren könnte. Sagen wir einen maximalen Aufschlag oder Abzug von 20%. Meiner Meinung nach sollte das nicht ausschlaggebend sein. Es ist eine fast gefährliche Sache sich im Gedankenlesen zu versuchen, vorhersagen zu treffen, wie jemand auf einen reagieren könnte. In über 2 Jahren und mehr als 6000 erfolgreich geführten Interviews (also mehr als 12.000 angesprochenen Menschen) ist es meine Erfahrung, das bei aller Optimierung und Menschenkenntnis sich die eigenen Einschätzungen zu max. 70% bewahrheiten. Der Überraschungsfaktor, sowohl positiv als auch negativ, ist damit erstaunlich groß. Für ungeübte wahrscheinlich noch größer. Wirkliche Extreme lagen aber im einstelligen unteren Promillebereich. Eine wirkliche Bewertung kann erst eine Sekunde nach dem Ansprechen stattfinden (auf Wunsch kann ich nocht det. Artikel von mir dazu verlinken).

    Deswegen bin ich ganz klar der Meinung das es wenig Sinn macht, sich "seine Leute vorher auszugucken". Würde man rein zufällig rangehen wären die eigenen Ergebnisse wahrscheinlich sogar gleich gut oder gar besser. Ähnlich wie Aktienfonds von Profis zusammengestellt einem zufälligen Fond oft unterliegen. Das Thema ist so komplex, das man fast nur raten kann. Im Gegenteil beschränkt man sich künstlich, indem man gute Möglichkeiten im voraus ausschliesst. Aus dem gleichen Grund würde ich bei online Kontaktbörsen mich nicht zu sehr bei den Kriterien beschränken, sondern auch einige reine Zufallsauswahlen mit rein nehmen (zum Thema Zufall ist auch das entsprechende Buch von Stefan Klein zu empfehlen).

    Wenn man sich also fragt "war das ein Zeichen, soll ich sie ansprechen?" lautet meine Antwort: "Mach es auf jeden Fall! Damit erübrigt sich die Frage, ob und wie das ganze zu deuten ist." Zugegeben eine aggressive Herangehensweise. Aber der Vorteil liegt klar auf der Hand: man übernimmt die Kontrolle über die Situation und macht sich unabhängig von ihren Absichten und äußeren Umständen. Zuerst zählt was ich will, und dafür schäme ich mich nicht. Wenn sie es auch will prima, ansonsten war nichts dabei. Das hat auch einen ganz einfachen Grund: Zeit! Wir können es uns nicht erlauben angeblich perfekte Situationen abzuwarten. Das ist ein "auf die lange Bank schieben"-Argument. Ein Spiel, das sich ewig treiben lässt. Mit Passivität zu einem Ergebnis zu kommen dauert 100x länger als aktiv zu sein. Ich will nicht übertreiben oder angeben, aber bei meiner zweiten Beziehung lagen zwischen Entschluß "Ich will wieder Sex und evtl. eine Beziehung" und Ergebnis rekordverdächtige 2-4 Wochen (je nachdem wie man es zählt). Zugegeben war auch viel Glück dabei, aber auch eine Verbesserung zu vorher um den Faktor 24x-50x (da brauchte ich vom Entschluß bis Ergebnis mind. 2 Jahre).



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Talon - 10.11.2007, 21:02


    Hallo,

    m13ab: Na da hast Du sicherlich Recht, hier siehst Du wieder mein extremes Denken. Ich meine, daß diese Frauen mir auf jeden Fall positiv entgegenstanden und ich sie ohne weiteres zu einem Date hätte bringen können.

    Ganta: Sehr interessante Ausführungen. Bei der ersten Hälfte stimme ich völlig zu, selbsterfüllende Prophezeiungen, Kognitives Modell, limiting beliefs etc.
    Nur eine Sache stört mich, ich frage mich langsam welche Richtung ich da glauben soll: Du plädierst für ein bedingungsloses Ansprechen ohne vorhergehende Signale. Das geht zweifellos und die Pickupper machen das ja auch bis zum Abwinken. Nur kann man da eben nicht einschätzen, wie die Reaktion verlaufen wird.
    Auf der anderen Seite gibt es Leute, die sagen, daß der erste Kontakt zwischen Mann und Frau IMMER nonverbal ist: Wenn ich sie angucke und sie wegguckt und den Blickkontakt nicht wieder herstellt, warum soll ich sie dann noch ansprechen? Denn in dem Fall hat sie mich bereits über ihre Augen abgewiesen. Wenn ich sie jedoch angucke, sie den Blickkontakt hält, ich sie anlächle, und sie dann zurücklächelt, dann kann ich davon ausgehen, daß sie mich zumindest nicht sofort abweisen wird. Das meine ich mit Zeichen.
    Ich habe eine so panische Angst vor Abweisung, daß mir diese Dinge die Augen geöffnet haben (buchstäblich lol). Ich versuche seitdem öfters, Frauen anzugucken, und fast alle gucken sofort weg und machen keine Angstalten, mich wieder anzugucken. Da ist mir klar, daß ich es gar nicht erst zu versuchen brauche.

    p1nky: Hm mir fällt jetzt gar nicht genau ein, wo das so genau steht. Also im Venusian Arts Handbook von Mystery ist ein Abschnitt darüber, dann natürlich David DeAngelos Sexual Communication, und was mir in der Hinsicht viel gezeigt hat, war die VH1-Show The Pickup Artist, in der auch Mystery vorkommt. Da sieht man solche Dinge sehr schön, und man sieht auch, wie Frauen auf Männer reagieren, die sie ziemlich deutlich abblitzen lassen. Und die zweite DVD von Badboys Carpe Diem Serie ist ziemlich gut gemacht, da ist ein ganzer Flirt mit Kamera gefilmt worden, man hört aber die Worte nicht, so daß man sich nur auf die Körpersprache konzentrieren kann. Das ist alles, was mir so spontan einfällt, da gibt es aber sicherlich haufenweise mehr.

    Liebe Grüße



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Ganta - 10.11.2007, 22:44


    @Talon

    Inner game!

    Du denkst in Extremen von "totaler, sofortiger Vernichtung". In der Kategorie sofortiger, 100% Zu- oder Absage. Das ist Angstdenken! Entweder willst du Sicherheit, oder negative Bestätigung.

    In der Form funktionieren aber Menschen nicht. Die sind selber geleitet von Ängsten, Irritationen, Selbstschutz, Notlügen, Verlegenheitslügen, Gruppendenken, Gruppenzwang, Fremdeln, Vorurteile etc. pp.

    Angenommen du sprichst jemanden überraschend von hinten an. Derjenige wird irritiert sein, sich so erschrecken, dass ein "Nein" quasi auf Autopilot heruaskommt. Wie ist das zu bewerten? Sicher nicht als Ablehnung deiner Person. Derjenige kann sich aber in seinem "Nein", da er sich nicht die blösse geben will seine Meinung zu ändern. Das ganze ist am Anfang ein fragiles Gebilde.

    Schau mal in meinen Artikel Kommunikationsmodell mit Hindernissen rein. Für einen noch tieferen Einstieg mein PU post Mindset eines Verkäufers.

    Edit: "Mindset" habe ich aufs Wiki kopiert und verlinkt, da das progressive Forum teilweise Probleme macht.



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Little Lover's So Polite - 10.11.2007, 23:29


    Ganta hat folgendes geschrieben:
    Schau mal in meinen Artikel Kommunikationsmodell mit Hindernissen rein. Für einen noch tieferen Einstieg mein PU post Mindset eines Verkäufers (Link folgt noch).

    Sehr gute Texte!
    Vor allem, weil der Ansatz hier an jenem Punkt ist, der mir selbst inzwischen eindeutig am Wichtigsten erscheint. Ich beobachte hier im Forum und früher auch bei mir selbst eine starke Fokussierung auf relativ detaillierte "Praxistipps" bezogen auf den Gesprächsverlauf: wie soll ich wirken, was soll ich besser nicht sagen, was dafür schon ... etc. Mein Problem - und ich vermute hier gehts den meisten so - beginnt aber schon vorher: weil ich nicht in der Lage bin, glaubwürdig das zu verkörpern, das ich anhand solcher Detailtipps zwar in Worten verstehe, in der Situation aber nicht fühle.

    Darum finde ich aus meiner Erfahrung: der wichtigste Hebelpunkt ist jener, sich als ersten Schritt ins richtige Denkschema zu versetzen. Ich denke, wenn diese größte Hürde erst genommen ist - man ein entsprechendes Mindset beliebig abrufen kann - erscheint der Rest nicht mehr so schwierig, und viele der anfangs noch vorhandenen Hürden im Gespräch erledigen sich dann schon alleine aus der richtigen Einstellung heraus von selbst. Ich erwarte mir, dass man sich jene Aktionen und Reaktionen wie man sie in Pickup-Guides lesen kann, dann nicht mehr mühsam abringen muss, sondern die sich als ganz natürliche Reflexe ergeben, weils in der Situation (mit dem richtigen Denkschema), ganz einfach der einzig logische Reflex ist.
    So stell ichs mir halt ungefähr vor :D

    Und zu dem Punkt find ich deine beiden Texte wirklich super. Danke dafür.



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Freiwild - 11.11.2007, 14:52


    hat folgendes geschrieben: Ich beobachte hier im Forum und früher auch bei mir selbst eine starke Fokussierung auf relativ detaillierte "Praxistipps" bezogen auf den Gesprächsverlauf.


    Da ich viele von den Typischen Love-Shy/AB-Problemen aus eigener Erfahrung kenne vermute ich, daß viele hier bereits von sich aus seit jeher regelrecht eigene Konzepte erstelt haben, was den Gesprächsverlauf beim Reden mit Frauen betriff. Sowohl allgemein als auch bezüglich konkreter Fälle. Und genau so kommt das dann auch rüber. Deshalb braucht die richtige Denkweise ("Mindset") ebenso ihre Zeit, bis sie sich auch in den Handlungen als authentisch manifestiert. Der zentrale Punkt ist hierbei die Körpersprache*, gefolgt von der Form des Gesagten. Inhalt ist gerade mal drittrangig. Nur leider wird dies heutzutage (nicht zuletzt aufgrund der inflationären Verweiblichung des Denkens) völlig verwechselt und läßt sich auf die Formel "Getue = interessant" bringen.

    Falls ich bestimmte Frauen durch meine (wenn auch in bestimmter hinsicht optimierte) Art von mir überzeugen kann, bin ich damit vollauf zufrieden. Dann habe ich trotzdem noch genug an mir zu Arbeiten. Mich an Verarschungsspielchen und Theater zu beteiligen verbietet mir mein Charakter. Mit Frauen, die sich unter Vorspielung falscher Tatsachen "rumkriegen" lassen, will ich noch nicht mal einen ONS, so weit geht meine Verachtung.

    Ich selbst bin derzeit in dem Stadium, daß ich bei Ansprech-Übungen zumindest geringfügig positive Signale zum Anlaß nehme aktiv zu werden. Manchmal erlebe ich genügend davon, in anderen Fällen merke ich, daß ich noch nicht mal wahrgenommen werde. Bei letzterem laß ich´s einfach bleiben und übe Kommunikation vermehrt in Alltagsssituationen. Es kommt auch vor, daß Frauen mich ansprechen und ich kann selbst bei diesen "Vorschuß-Lorbeeren" kein weitergehendes Interesse auslösen - passiert.




    *Daher kein Ton auf der "Badboys Carpe Diem" DVD



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    shizoid - 17.12.2007, 18:04


    Meine absolut subjektive Bilanz bezüglich Frauen die an mir Interesse gezeigt haben ist, eine bei der ich mir absolut sicher war, dass sie mir am liebsten sofort die Zunge in den Hals gesteckt und mich mit zu ihr genommen hätte. Sowie zwei die relativ offensichtliche Anspielungen gemacht haben. Bei allen anderen, die nicht sonderlich direkt waren, kann ich überhaupt nicht einschätzen ob es sexuelles Interesse war oder ob es nur "harmlose", ganz normale, platonische Nettigkeiten waren. Besonders wenn es um Körperkontakt geht kann ich das ums Verrecken nicht beurteilen. Meine Gedankengänge kommen mir dann immer wie ein Stroboskop vor. In der einen Sekunde denke ich "Die will was von mir, fuck was mach ich jetzt", in der nächsten "die macht das nur weil sie genau weiß, dass mit dir nichts läuft und wenn du trotzdem was machst, stehst du wie ein Volltrottel da".
    Wenn sich mir die Gelegenheit bietet, beobachte ich andere bei der Kontaktaufnahme und versuche mich in einer Vorhersage wie es ausgehen wird. Aber selbst da scheitere ich kläglich.



    Re: Mißverständnisse und Fehldeutungen

    Ganta - 17.12.2007, 21:18


    @Shizoid

    Diese Art "Gedanken zu lesen" oder zu prognostizieren halte ich mehr für hinderlich. Aus meiner eigenen Praxis kam ich nie über 70% einer richtigen Vorhersage hinaus, und das auch nur auf die erste Reaktion bezogen.

    Im Zweifel mach immer das, was Du willst und richte dich nicht immer nach den anderen. Wenn keiner weiß wo's langgeht muß einer die Führung übernehmen, und das ist man am besten selbst. Um sich dann nicht selbst fertigzumachen oder runterzuziehen braucht man eine dickere Haut als bisher. Ein Korb wirft einen nicht ein halbes Jahr zurück, wenn man nicht will.

    Diese aggressivere Einstellung von mir leitet sich dann auch wirklich aus dem Pick Up ab. Weil es ist auch eine Art Selbstschutz, die Dinge nur dann an sich heranzulassen, wenn es einem wichtig ist. Selbst wenn Du kellnerst o.ä. und alles persönlich nimmst, bzw. rüdes Verhalten anderer durch dein Auftreten nicht gleich verhinderst, wärst Du ruck-zuck mit deinen Nerven fertig.

    In meinen anderen Texten kannst Du mehr dazu finden, sich Link in meiner Signatur.



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