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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: methu - Bootsbauer Forum: methusworld.iphpbb.com Forenbeschreibung: Kurzgeschichten und mehr aus dem Unterforum: Alltag Antworten: 3 Forum gestartet am: Samstag 05.07.2008 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Milch zum Kaffee Letzte Antwort: vor 15 Jahren, 7 Monaten, 2 Tagen, 2 Stunden, 50 Minuten
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Re: Milch zum Kaffee
methu - 05.07.2008, 20:53Milch zum Kaffee
Milch zum Kaffee
Ben hielt genießerisch sein Gesicht in die warme Frühlingssonne. Eine gewisse Leichtigkeit durchströmte ihn, ließ ihn relaxen. Er hatte seinen Kundendienstauftrag in dem kleinen Ostseebad schnell erledigen können und nutzte seine gewonnene Zeit bei einem Espresso in einem der kleinen Promenadencafes, um die Vorübergehenden zu mustern. Meist waren es Frauen, entweder Kinderwagen Schiebende oder aber in einem Alter jenseits von gut und böse.
Ben, Anfang vierzig, war heute eher eine Ausnahme.
Er war recht zufrieden mit seinem Leben. Im Beruf erfolgreich, gesund, gut aussehend, seit langem verheiratet. Aber, so gestand er sich selbst ein, manchmal fehlte ihm ein Kick, irgend etwas Aufregendes. Er wollte den Adrenalinrausch in sich spüren, aus dem stetigen zähen Alltag ausbrechen. So träumte er von all den Abenteuern, welche er bestehen wollte. Falls er endlich mal die Energie dazu aufbringen würde. Falls.
Irgendetwas hatte sich plötzlich geändert, erweckte seine Aufmerksamkeit. Eine Person schlenderte auf der Promenade, verlangsamte ihren Schritt vor dem Cafe, in welchem Ben saß. Diese Frau, mittelgroß,war gekleidet in ein weißes Sommerkleid, dessen kurzer Rock und raffinierter Ausschnitt sehr viel feste, sonnengebräunte Haut zeigte. Auf ihren langen Beine in den zierlichen Pumps schien sie zu schweben, als sie sich ihren Weg durch die Gartentische bahnte und sich an einen, ihm gegenüber, setzte.
So sehr Ben sich auch bemühte, immer wieder ging sein Blick in diese Richtung. Er ertappte sich dabei, wie er, seine erhobene Tasse vergessend, abwechselnd fasziniert auf die wohl gerundeten Brüste, deren Nippel sich deutlich unter dem dünnen Stoff abzeichneten, und dem perfekt geschminkten Gesicht, blickte. Oh, diese Frau war die Verführung pur, war die fleischgewordene Phantasie ungezählter feuchter Träume seiner Pupertätszeit.
Der Frau in Weiß schien sein Interesse zu gefallen. Breit lächelnd nickte sie in Bens Richtung, ihrer beider Blicke trafen sich. Erst als ein Kellner an den Tisch der Frau trat, erwachte Ben aus seiner süßen Starre. Verlegen wandte er seinen Blick ab, widtmete sich seinem, nun kalten, Espresso. Geschäftig winkte er die Bedienung zu sich, bestellte eine weitere Tasse. Noch ein paar Mal tief durchgeatmet und er schien wieder Herr über Körper und Geist zu sein als sein Getränk vor ihm stand.
Eine Minute später wurde er eines Besseren belehrt. Elegant kam die Frau zu seinem Tisch geschlendert.
“Könnte ich mir ihr Sahnekännchen ausborgen? Das auf meinem Tisch ist fast leer.”
Diese Stimme hätte Eisberge schmelzen können! Unfähig, sich vernünftig zu artikulieren, hatte Ben ihr das Gewünschte gereicht. Ein Schauer durchlief erneut seinen Körper und er spürte, wie sich nicht nur seine Nackenhaare aufrichteten. Dieser kleine Verräter folgte dem ewigen Locken der Natur! Vor Bens geistigem Auge erschien das Bild dieser rot geschminkten, feuchten Lippen, benetzt mit süßer Sahne.
“Danke.” Immer noch lächelnd hielt sie ihm das Kännchen hin. “Ich brauche immer ganz viel Milch.” Sein verräterischer Freund zuckte vor Entzücken und Bens Hand griff daneben. Die kühle Milch ergoss sich nun über seinen Schoß.
“Ach, du liebe Güte . Das ist mir aber peinlich! Warten Sie, ich helfe Ihnen.”
Ben glaubte ohnmächtig werden zu müssen, als diese Wahnsinnsfrau mit einer Serviette anfing seine bekleckerte Hose zu reinigen. Ihr beherztes Reiben ließ ihn aufstöhnen. Ihre Finger lagen nun ruhig in seinem Schritt. Vor Lust glitzernde Augen und dieser Mund trieben ihn in den Wahnsinn. Ben konnte nur noch nicken.
Noch spät abends, als er sich zu seiner Frau ins Bett legte, grinste er zufrieden.
“Ben.”
“Ja, mein Liebling.”
“Hattest Du einen guten Tag heute?”
“Perfekt, Liebling!”
“Ben.” Er konnte das leise Kichern seiner Frau hören.
“Deine Hose ist hin. Diese Flecken krieg ich nie mehr raus.”
“Und?”
“Könnten wir an unserem nächsten Hochzeitstag nicht Wasser statt der Milch nehmen?”
Ende
(c) Rita Springer 2005
Re: Milch zum Kaffee
Bootsbauer - 11.08.2008, 13:29
Ich habe die Story letztens schon mal gelesen und heute nochmal. Du hast eine ganz eigene Art Sätze zu formulieren. Da muß ich wirklich auf jeden Halbsatz achten, um nicht irgendein Detail zu überlesen. Das ist manchmal garnicht so einfach, aber wenn ich dann im Jesen drin bin, find ich es klasse gemacht.
Die Geschichte baust Du straigt auf, hast die eine oder andere Verwirrseitenlinie drin und dann kommt die Pointe hammerhart und gekonnt.
Klasse geschriebene Liebesgeschichte. (Das ist doch eine, naja, für mich schon.)
respect
Re: Milch zum Kaffee
methu - 12.09.2008, 11:01
Jaja, das ist wohl eine Lovestory - oder wenigstens das, was ich zum Thema Liebe von mir geben werde, Näheste.
Ich freue mich, wenn meine ollen Kamellen immer noch mal jemandem den Tag versüssen, ehrlich.
Wie Du schon sagstest, Verwirrseitenhiebe sind drin, eben wie im RL auch. Es kommt ja aber drauf an, diese zu erkennen und zu umgehen in einer Partnerschaft.
lg
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Milch zum Kaffee - gepostet von methusalix am Samstag 05.07.2008
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