Moody Blues - Seventh Sojourn




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Moody Blues - Seventh Sojourn

Beitragvon Max » 02.11.2007, 10:27

The Moody Blues - Seventh Sojourn (1972)

Bild

1. "Lost in a Lost World" (Mike Pinder) – 4:42
2. "New Horizons" (Justin Hayward) – 5:11
3. "For My Lady" (Ray Thomas) – 3:58
4. "Isn't Life Strange" (John Lodge) – 6:09
5. "You and Me" (Hayward/Graeme Edge) – 4:21
6. "The Land of Make-Believe" (Hayward) – 4:52
7. "When You're a Free Man" (Pinder) – 6:06
8. "I'm Just a Singer (In a Rock & Roll Band)" (Lodge) – 4:18
BONUS:
9. Isn't Life Strange (Original Version) (John Lodge) - 8:10
10. You And Me (Beckthorns Backing Track) (Hayward/Edge) - 6:33
11. Lost In A Lost World (Instrumental Demo) (Pinder) - 4:41
12. Island (Previously Unreleased) (Hayward) - 4:30


Los geht es mit aufgeregten Celloklängen des Chamberlins, zu denen nach 10 Sekunden die restlichen Instrumente dazukommen: erst der monotone, klopfende Rhythmus des Schlagzeugs, dann das Chamberlin mit seinen gesamten Streichern, das Klavier, die bluesige Gitarre, die Oboe, der Bass und Mike Pinders theatralischer Gesang: „Lost in a lost world“, Mike Pinders eine von zwei Komposition auf dem Album, ist der erste Song auf dem Album „Seventh Sojourn“, der – wie der Name schon sagt – eine pessimistische, melancholische Weltbetrachtung („I woke up today – I was crying – Lost in a Lost World“) ist, in dem sich jedoch auch einige Hoffnungsfunken verstecken („With all of us so we can be an ever loving family. Oh, have you forgotten we're all children? Children from a family tree that's longer than a centipede, and started long ago when you and I were only love...). Die bombastischen Streicher, der wunderbar depressive Text, die weinende Oboe und der spektakuläre Gesang (und Chorgesang von den anderen Mitgliedern) machen dieses Lied zu einem spannenden Opener. Sehr gut! So etwas gab es vorher noch nicht von den Moodies!
Und genau diese Stimmung soll bis zum Ende des Albums erhalten bleiben; und genau diese Stimmung macht dieses Album zu einem der besondersten Alben der 5 Briten, zu deren herbstlichstem Herbstalbum.
Weiter geht es mit einer wehmütigen Ballade von Justin Hayward, „New Horizons“. Nach 2,5 Minuten kommt ein tolles Gitarrensolo von Hayward, das 1,5 Minuten später nocheinmal aufgegriffen wird. Der Text ist hier eher romantisch und hoffnungsvoll; die sehnsuchtsvollen Streicher unterstreichen das noch zusätzlich. Schön!
Fast jedes Album hat jedoch auch einen Schwachpunkt: und der ist das ziemlich schwermütige und langweilige „For My Lady“ von Ray Thomas: das Akkordeon, das die ganze Zeit die gleiche Melodie spielt, nervt irgendwann; genau wie die 4 oder 5 Akkorde, die in 4 Minuten immer wieder wiederholt werden: ein zu schmalziges und simples Liebeslied. Nur der Mittelteil mit seinem Bombast weiß zu überzeugen. Schade Ray, du warst schon einmal besser.
Mit dem Beinahe-Longtrack „Isn't Life Strange“ von John Lodge wird es allerdings wieder spannend: die ursprüngliche Version, die neulich auf der SACD-Ausgabe des Albums veröffentlicht wurde, ist über 8 Minuten lang, wurde allerdings für die LP gekürzt. Auch wenn die 2 Minuten längere Version deutlich barocker ist, ist die Albumversion trotzdem ein toller Song. Der stotternde Gesang, die bluesige Gitarrenarpeggios, die rumorenden Paukenschläge, das Chamberlin und der herrliche Refrain („You know it makes me want to cry, cry, cry - Wish I could be in your heart/To be one with your love/Wish I could be in your eyes/Looking back there you were, and here we are.“) machen dieses Lied zum (zweit)besten des Albums! Toll!
„You And Me“ ist eine treibende, rockige Kooperation von Schlagzeuger Edge und Frontman Hayward, wobei ich vermute, dass Edge für den Text und Hayward für die Musik zuständig war. Der Text ist auf jeden Fall wunderbar zeitkritisch (Kritik am Vietnamkrieg, wie mir Wikipedia beibrachte), die Musik ist ohnehin genial. Einige Menschen stört das ewige Fadeout; mich jedoch nicht. Bei jeder Wiederholung dieser simplen Akkordfolge kommt etwas neues dazu: ein neuer Rhythmus oder eine neue Gitarrennote. Schön gemacht.
„The Land of Make-Believe“ ist für mich das beste, das Moody Blues je aufgenommen haben. Der bombastische Mittelteil ist trotz seiner schmalzigen Einfachheit nur noch herrlich. Der Albumkauf lohnt sich allein wegen dieses Bombast-Meisterwerkes. Und nach der Sehnsucht kommt wieder die Depression: das schwerfällige “When You're A Free Man” von Mike Pinder erinnert sehr an “Melancholy Man”, ist nur mit deutlich mehr Streichern versehen. Immer weiter trottet das Lied daher, ohne jedoch langweilig zu werden: zahlreiche melancholische Gitarrensoli und interessante Chamberlintöne machen auch dieses Lied zu einem Meisterwerk, das nach 6 Minuten in einem leisen, experimentell-orientalisch anmutenden Teil abklingt.
Und was fehlt dem Hörer jetzt nur noch: etwas rockiges, das jedoch von der Stimmung her auch zum Album passt: wie wäre es mit Rock'N'Roll mit depressiven Text? Gute Idee, gute Ausführung der Band. Und wer machte für die Moodys die eher straighteren Lieder? John Lodge. So ist das auch hier; und es sollte das letzte Lied vor der beinahe katastrophalen Reunion mit “Octave” sein.
Ein harter, schneller Schlagzeugrhythmus wird eingeblendet, dann kommt eine straighte Basslinie, eine eher unscheinbare Gitarre und tiefer Chorgesang hinzu. Schließlich setzen die Chamberlin-Bläser und -Pianos, ein von Ray Thomas gespieltes Saxophon und später jaulende Gitarrensoli ein. Und dann ist das Album nach nicht einmal 40 Minuten vorbei; nach ein paar Konzerten und einigen Outtakes war dann endgültig mit Moody Blues Schluss, bevor “Octave” leider Gottes herauskam und mit den darauffolgenden Alben von 1980 bis heute (art)poppige Alben mit (und ab den 90er Jahren ohne) Patrick Moraz erschienen.

Insgesamt ist “Seventh Sojourn” das wohl melancholischste aller Moody-Blues-Alben; aber auch eines der besten.
Auch befindet sich die Band besonders hier im Bereich des Progs, auch wenn Klassischer Prog eher anders zu definieren ist. Gerade Seite 2 ist recht komplex; und "anspruchsvoll" ist das ganze Album: philosophisch und "nachdenklich".
Punkteabzug gibt es aber wegen “For My Lady”, dem Ausfall dieses Albums.
Seit etwa 2005 kann man das Album auch teuer als DVD Audio kaufen;
seit Anfang 2007 gibt es “Seventh Sojourn” auch als SACD; ich selber besitze diese noch nicht, sondern nur die 80er Jahre CD, kann jedoch die SACD alleine wegen einer knappen halben Stunde Bonustracks (in die ich jeweils hereingehört habe) empfehlen: die 8minütige Originalversion von “Isn't Life Strange” mit barockem Mittelteil, Instrumentalversionen von “You&Me” und “Lost in A Lost World” und der Outtake “Island”, der auf das nächste Album gekommen wäre. Der Klang soll angeblich klarer geworden sein, während die 80er Jahre Ausgabe eher "vermatscht" klingt.
Zu Weihnachten 2007 liegt die SACD auf jeden Fall auf dem Gabentisch, da mir dieses Album wirklich sehr gefällt und ich es gerne mit all seinen Outtakes in bestem Klang hätte.

Meine Bewertung: 90/100 Punkten = 90% = 4,5/5 Punkten = 13,5/15 Punkten.


Eine Frage werden sich manche nun stellen:
Wie klingt das alle denn jetzt genau?

Ich habe eine kleine Präsentation vorbereitet, die man sich anhören soll! Bitte erst lesen! :D

Zuerst höre man sich die lange Version von "Isn't Life Strange" an und betrachte dabei das unten angezeigte Bild mit dem Cover. Nach den 8 Minuten öffnet man den Link zu "The Land of Make Believe", schließe die Augen und denke an einen kalten Frühlingstag - ob mit oder ohne Nebel ist egal. Als Anregung habe ich ein Bild von mir aus der Eifel hinten angehängt...

Aber, ein Tipp! Bitte beachten: nicht die Slideshows in Youtube anschauen, die machen Stimmung und Musik kaputt!
Viel Spaß - und, auf dass ihr auch den Geschmack kommt!
;)

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Beitragvon Foreigner » 04.11.2007, 10:40

Von den Moody Blues habe ich nur die LP (!) auf der Patrick Moraz mitspielt...und trotz zig-fachen Versuches wollte die nicht an mich gehen!

Ob ich' s mal mit dieser CD versuche???
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Beitragvon Max » 04.11.2007, 10:50

Auf der Patrick Moraz mitspielt?
Davon gibt es 5 Stück:

-Long Distance Voyager
-Present
-The Other Side of Life
-Sur la Mer
-Keys of the kingdom

Welche denn davon? Ich empfehle die "Present", sie ist ein sehr gutes Album!
"Seventh Sojourn", mit Mike Pinder, ist auch sehr gut, weil leicht proggig. Aber nur auf SACD, wegen der tollen Bonustracks!!! 8)
Das Originalalbum ist auch sehr gut, aber das SACD-Remaster ist besser!
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Beitragvon Foreigner » 04.11.2007, 13:59

Ich habe die Long Distant Voyager mit dem wirklich tolles Cover!!! FOC zudem! Das war zusammen mit Moraz auch der Grund weshlab ich mir die gekauft habe für 1,-- DM oder so... :lol:
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Re: Moody Blues - Seventh Sojourn

Beitragvon Foreigner » 07.03.2008, 17:16

So, habe mich nochmal mit MB beschäftigt, aber es will nicht so zünden! Nun muss ich wohl für immer BJH hören! :mrgreen:
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Re: Moody Blues - Seventh Sojourn

Beitragvon Max » 06.04.2008, 11:08

Es zündet nicht? :shock: :shock: :shock:
Schade. :(
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Re: Moody Blues - Seventh Sojourn

Beitragvon Foreigner » 06.04.2008, 20:37

Max hat geschrieben:Es zündet nicht? :shock: :shock: :shock:
Schade. :(


Jupp, finde ich auch! Ist ja schon spannend alle paar JAhre mal einen ungehobenen Schatz zu bergen. MB werden wohl nicht dazu gehören...aber er weiß was in 5 Jahren ist! :P
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Re: Moody Blues - Seventh Sojourn

Beitragvon Max » 06.04.2008, 20:39

Ich hoffe, dass er sich nicht irrt. :D
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