Minnelieder

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Minnelieder"

    Re: Minnelieder

    Ariadne - 11.02.2006, 23:37

    Minnelieder
    Walther von der Vogelweide

    Saget mir ieman, waz ist minne?


    Saget mir ieman, waz ist minne?
    weiz ich des ein teil, sô wist ichs gerne mê.
    der sich baz denn ich versinne,
    der berihte mich durch waz si tuot sô wê.
    minne ist minne, tuot si wol:
    tuot si wê, so enheizet si niht rehte minne.
    sus enweiz ich wie si danne heizen sol.

    Obe ich rehte râten künne
    waz diu minne sî, sô sprechet denne jâ.
    minne ist zweier herzen wünne:
    teilent sie gelîche, sost diu minne dâ:
    sol abe ungeteilet sîn,
    sô enkans ein herze alleine niht enthalten.
    owê woldest dû mir helfen, frowe mîn!

    Frowe, ich trage ein teil ze swaere:
    wellest dû mir helfen, sô hilf an der zît.
    sî abe ich dir gar unmaere,
    daz sprich endelîche: so lâz ich den strît,
    unde wirde ein ledic man.
    dû solt aber einez rehte wizzen, frouwe,
    daz dich lützel ieman baz geloben kan.

    Kan mîn frowe süeze siuren?
    waenet si daz ich ir liep gebe umbe leit?
    sol ich si dar umbe tiuren,
    daz siz wider kêre an mîne unwerdekeit?
    sô kund ich unrehte spehen.
    wê waz sprich ich ôrenlôser ougen âne?
    den diu minne blendet, wie mac der gesehen?



    Re: Minnelieder

    Julsen - 11.02.2006, 23:49


    Dû bist mîn, ich bin dîn:
    des solt dû gewis sîn.
    dû bist beslozzen
    in mînem herzen:
    verlorn ist daz slüzzelîn:
    dû muost immer drinne sîn.


    anonym, 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts



    Re: Minnelieder

    Ariadne - 11.02.2006, 23:55


    Das finde ich ja süß. :love:
    Mal sehen, ob ich es richtig übersetzen kann:

    Du bist mein, ich bin dein:
    dessen sollst du gewiss sein.
    Du bist eingeschlossen
    in meinem Herzen:
    verloren ist das Schlüsselein:
    du musst immer drinne sein.

    Das hat irgendwie den Charme eines Poesie-Albums.



    Re: Minnelieder

    Julsen - 11.02.2006, 23:57


    ja das kommt hin, ich wette aber, dass du das Waltherlied nicht hinkriegst :D



    Re: Minnelieder

    Ariadne - 12.02.2006, 00:18


    Stimmt, da sind mir viele Worte ein Rätsel, genau so, wie der Dichter rätselt, was Minne ist :D
    Da überlasse ich die Übersetzung doch gerne der Studierenden. Also mach :trippel:



    Re: Minnelieder

    Julsen - 12.02.2006, 12:08


    Kann mir jemand sagen, was Minne ist?
    Weiß ich auch etwas darüber, so wüsste ich gerne mehr.
    Wer mehr davon versteht als ich,
    der belehre mich, weshalb sie so schmerzt.
    Minne ist Minne, wenn sie wohltut.
    Tut sie weh, dann nennt man sie zu Unrecht Minne.
    In diesem Falle aber weiß ich nicht, wie man sie bezeichnen soll.

    Wenn ich es richtig erraten kann,
    was Minne ist, dann ruft "Ja"!
    Minne ist zweier Herzen Freude.
    Tragen sie zu gleichen Teilen, dann ist die Minne da;
    trifft dies aber nicht zu,
    dann kann ein einzelnes Herz sie nicht aufnehmen.
    Ach, Herrin mein, möchtest du mir doch helfen!

    Herrin, allein trage ich an dieser Last zu schwer.
    Willst du mir helfen, dann hilf beizeiten.
    Bin ich dir aber völlig gleichgültig,
    dann sag es offen heraus: dann gebe ich den Kampf auf
    und bin fortan ein freier Mann.
    Eins aber sollst du wissen, Herrin,
    dass niemand schönere Lieder auf dich singen kann.

    Kann meine Herrin Süßes sauer machen?
    Nimmt sie an, ich könnte Freude schenken, wenn sie mir Leid gibt?
    Soll ich dafür verherrlichen,
    dass sie mich verächtlich behandelt?
    Ließe ichs mir bieten, dann müsste ich nicht richtig sehen können.
    Oh, was rede ich da, ich Tauber und Blinder?
    Doch wen Minne blendet, wie soll der sehen können?



    Re: Minnelieder

    Ariadne - 12.02.2006, 12:23


    Dass ist aber nicht wortwörtlich übernommen, oder?
    Ich hätte z.B. "mîne unwerdekeit" - nur vom Wortklang aus (ich hab ja keine Ahnung :D) - als "meine Unwürdigkeit" übersetzt :nixweiss:



    Re: Minnelieder

    Julsen - 12.02.2006, 12:29


    ich würds eigentlich so lassen, weil unwerdekeit eine bedeutungsspanne von niedrigkeit über unbedeutendheit bis zu verachtung hat

    aber ich würds eher als Nomen in den Satz einbauen und nicht als Verb



    Re: Minnelieder

    Ariadne - 12.02.2006, 12:33


    Mach doch mal einen Vokabelthread auf. Was heißt z.B. "baz"? Das ist z.B. ein Wort, an dem ich nicht mal erahnen kann, was es in etwa bedeutet.



    Re: Minnelieder

    Julsen - 12.02.2006, 12:38


    baz= besser, mehr

    es gibt auch online-wörterbuch, mit denen komm ich aber nicht zurecht

    schau mal hier www.mediaevum.de



    Re: Minnelieder

    Ariadne - 14.02.2006, 11:10

    Mein Valentinsgruß von Jule :wub:
    Walther von der Vogelweide

    Under der linden
    an der heide,
    dâ unser zweier bette was,
    dâ mugt ir vinden
    schône beide
    gebrochen bluomen unde gras.
    vor dem walde in einem tal
    tandaradei,
    schône sanc diu nahtegal.

    Ich kam gegangen
    zuo der ouwe:
    dô was mîn friedel komen ê.
    dâ wart ich enpfangen,
    hêre frowe,
    daz ich bin saelic iemer mê.
    kust er mich? wol tusentstunt,
    tandaradei,
    seht wie rôt ist mir der munt.‹

    Dô het er gemachet
    alsô rîche
    von bluomen eine bettestat.
    des wirt noch gelachet
    inneclîche,
    kumt iemen an das selbe pfat.
    bî den rôsen er wol mac
    tandaradei,
    merken wâ mirz houbet lac.

    Daz er bî mir laege,
    wessez iemen
    nu enwelle got! sô schamt ich mich.
    wes er mit mir pflaege,
    niemer niemen
    bevinde daz, wan er unt ich,
    und ein kleinez vogellîn:
    tandaradei,
    daz mac wol getriuwe sîn.





    Neuhochdeutsch:

    1 Unter der Linde / auf der Heide, / wo unser beider Lager
    war, / da könnt ihr entdecken / gleichmäßig gebrochen
    / Blumen und Gras, / vor dem Wald in einem Tal / tandara-
    dei - / schön sang die Nachtigall.

    2 Ich kam gegangen / zu der Wiese, / da war mein Liebster
    schon vor mir dort. / Da wurde ich so begrüßt / - heilige
    Jungfrau -, / daß ich für immer glücklich sein werde. / Ob
    er mich küßte? Wohl tausendmal! / tandaradei - / seht,
    wie rot mein Mund ist.

    3 Er hatte schon vorbereitet / so wunderschön / aus Blumen
    eine Lagerstatt. / Darüber freut sich noch / von Her-
    zen / wer dort vorüberkommt. / Bei den Rosen kann er /
    tandaradei - / sehen, wo mein Kopf lag.

    4 Daß er mit mir schlief, / wüßte es jemand, / das verhüte
    Gott! so schämte ich mich. / Was er mit mir tat, / soll
    niemals jemand / wissen außer ihm und mir / und dem
    kleinen Vöglein / tandaradei - / das wird sicher
    verschwiegen sein.



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