Parallel World

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    Re: Parallel World

    Jericho - 24.01.2006, 22:14

    Parallel World
    Disclaimer: Alle Charaktere sind Eigentum von Joanne K. Rowling. Ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.
    Warnungen: Schlechtes Deutsch (?) Ich hoffe es ist einigermaßen erträglich! Kritik erwünscht, aber bitte zerreißt mich nicht. ^.^
    Rating: P16

    ACHTUNG:
    Das erste Kapitel ist nur ein Vorspann, wer ihn zu langweilig findet kann ihn auch überspringen, es ist nicht unbedingt nötig, ihn zu lesen. Jericho ist KEINE Mary-Sue!


    /Zu Beginn ihres fünften Schuljahres in Hogwarts lernen Harry, Ron und Hermine ein Mädchen kennen, das sich nicht nur seltsam verhält, sondern auch irgendetwas zu verbergen scheint. Die Frage ist nur, was sie vor ihnen geheim hält. Und warum schüchtert sie Draco Malfoy so sehr ein?/



    1. Jericho

    Harry blickte suchend um sich. Jetzt hatte er in dem Getümmel auf Gleis 9¾ Hermine und Ron aus den Augen verloren. Er war so froh gewesen, die Dursleys hinter sich lassen zu können, dass er nicht aufgepasst hatte und sich nun unversehens alleine auf dem Bahnsteig ohne seine besten Freunde wieder fand. Etwas unentschlossen stieg er schließlich in den Zug und hielt Ausschau nach Ron und Hermine.
    Die meisten Abteile waren bereits besetzt und seine beiden besten Freunde hatte er noch immer nicht entdeckt. Harry seufzte und blieb einen Moment im Gang stehen. „Warum kommst du nicht herein und setzt dich?“, hörte er plötzlich eine Stimme. Erschrocken machte Harry einen Satz zur Seite. In der geöffneten Abteiltür neben ihm stand das seltsamste Mädchen, das er je gesehen hatte. Ihre Augen waren durchdringend schwarz und wirkten auf irgendeine unerklärliche Weise so unheimlich, dass sich Harrys Nackenhaare aufstellten. Doch im Gegensatz zu der leuchtend grünen Farbe ihres Haares schienen sie beinahe normal. Das Mädchen sah aus, als wüchse Gras auf ihrem Kopf. „Oh“, machte Harry überrumpelt, „Gerne.“
    Sie schenkte ihm ein Lächeln und trat zur Seite um ihn einzulassen. Außer einer schlafenden Katze war das Abteil völlig leer. Noch immer lächelte sie ihm zu, auf eine Art und Weise, dass sich Harry unwohl zu fühlen begann. Unsicher, ob er nicht doch lieber gehen sollte, ließ er sich nieder. „Du bist Harry Potter“, sagte das Mädchen, ihr Ton war dabei völlig nüchtern und sachlich. Offensichtlich war sie nicht beeindruckt von ihm.
    „Ja“, sagte Harry, dem auf die Schnelle nichts Besseres einfiel, „Und wer bist du?“ Ihre Mundwinkel verzogen sich ein weiteres Mal zu einem Lächeln, „Jericho.“ „Freut mich, dich kennen zulernen“, sagte Harry, aber eigentlich freute er sich nicht über diese Bekanntschaft. Das Mädchen hatte etwas an sich, das alle seine Sinne <Gefahr!> schreien ließ.
    „Ich dachte, du hättest zahlreiche Begleiter, wo du doch eine Berühmtheit bist. Wie kommt es, dass du ganz alleine herumstehst?“, fragte Jericho. „Ich hab meine Freunde vorhin im Getümmel verloren“, erwiderte Harry kühl. Jerichos Lächeln war jetzt eine Spur abfällig, „Ach so“, meinte sie nur. Harry wurde diese Gesellschaft von Minute zu Minute mehr zuwider. Jericho, die es noch nicht einmal für nötig gehalten hatte, ihm ihren Nachnahmen zu nennen, erinnerte Harry unangenehm an Malfoy: Ihre Züge blieben zwar weitgehend unlesbar, aber trotzdem strahlten sie eine gewisse Arroganz aus.
    „Sie suchen bestimmt schon nach dir. Ich bin sicher, sie werden bald kommen“, meinte Jericho. Diesmal lag eine gewisse Wärme in ihrer Stimme, die Harry jedoch nur zu noch mehr Argwohn veranlasste. Er betrachtete sie so unauffällig wie möglich. Ihr Gesicht war herzförmig, die Haut nicht blass und auch nicht wirklich braun. Sie war kleiner als Harry, von einer mittleren Statur, etwas stämmig gebaut, aber nicht dick. Ihre Haare waren wirklich tiefgrün, da bestand gar kein Zweifel. Es würden nur noch ein paar Blumen fehlen und man könnte sie glatt als Rasenstück durchgehen lassen, dachte Harry. Beinahe gleichzeitig schrak er auf, seit wann neigte er zu Zynismus? Er konnte nicht mehr weiter grübeln, denn im nächsten Moment glitt die Tür des Abteils auf und Harry blickte in Hermines erzürntes Gesicht. „Harry! Hier bist du. Wir haben im ganzen Zug nach dir gesucht.“
    „Tut mir Leid“, nuschelte Harry undeutlich. Jericho strahlte Hermine geradezu an. „Du bist sicher Hermine Granger, nicht wahr? Die Jahrgangsbeste, hat Harry mir erzählt“, sagte sie. Harry blickte Jericho verwundert an. Er hatte von seinen „Freunden“ gesprochen, ganz sicher nicht von „Hermine“.
    Woher kannte das Mädchen also ihren Namen? Ebenso wenig hatte Harry erwähnt, dass Hermine die besten Noten schrieb. Woher wusste Jericho das? Hatte sie vorher mit anderen Schülern gesprochen? „Warum setzt ihr euch nicht zu uns?“, fragte Jericho fröhlich. Harry verstand nichts mehr. Von einer Minute zur anderen wirkte Jericho wie die Freundlichkeit in Person. Harry wusste nicht warum, aber ihm kam Jerichos scheinbar nettes Verhalten sehr aufgesetzt vor. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Wenn sie bereits Schülerin war, dann hätte sie ihm auffallen müssen. Immerhin gab es niemanden in Hogwarts, der grünes Haar besaß, da war sich Harry sicher. Natürlich, sogar Muggel schafften es problemlos, Haare grün zu färben, warum sollte also ein Zauberer Schwierigkeiten damit haben? Nur wirkte Jerichos Haarfarbe absolut nicht künstlich, so absurd es auch war, es sah aus, als sei es völlig natürlich gewachsen. Außerdem erregte schon allein Jerichos Verhalten Aufsehen; ihr seltsames Lächeln, ihre stechenden Augen wären ihm sicher nicht verborgen geblieben. Vielleicht sollte er Jericho einfach fragen. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, es sei nicht klug ihr zunahe zu kommen. Das Mädchen war ihm ein einziges Rätsel. Jericho riss Harry erneut aus seinen Gedanken.
    „Bitte, setzt euch doch!“, forderte sie Hermine noch einmal auf. Hermine lächelte ein wenig gezwungen und rief dann nach Ron. Kurze Zeit später saßen sie zu viert im Abteil. Jericho hatte die schlafende Katze auf den Schoß genommen und sah sie der Reihe nach aufmerksam an. „Wer bist du eigentlich?“, fragte Ron plötzlich. „Jericho“, sagte Jericho. Hermine zog die Augenbrauen hoch. „Nur Jericho?“, fragte sie misstrauisch. „Nur Jericho“, erwiderte sie. „Du bist keine Erstklässlerin“, stellte Hermine nüchtern fest, „Gehst du zukünftig in Hogwarts zur Schule?“
    Jericho blickte sie einen Moment lang an; täuschte sich Harry, oder sah sie wirklich beinahe ertappt drein? „Sozusagen. Ich bin Austauschschülerin und werde in die 5. Jahrgangsstufe eintreten. “, stellte Jericho klar. Harry horchte auf. Das klang ganz danach, dass sie zukünftig mit ihr in einer Klasse sein würden. Vorausgesetzt sie kam nach Gryffindor. Und, wie Harry überrascht feststellte, wünschte er sich das überhaupt nicht. „Auf welche Schule bist du denn vorher gegangen?“, erkundigte sich Hermine. „Durmstrang“, sagte Jericho ungerührt. Sie war inzwischen wieder zu ihrem sachlichen Ton zurückgekehrt. Ron blieb das ebenso wenig verborgen wie Hermine, die erneut die Augenbrauen hochgezogen hatte. Beide warfen ihm einen fragenden Blick zu. Harry zuckte mit den Schultern und formte ein <Ich-weiß-auch-nicht> mit seinen Lippen. Jericho lächelte verhalten. „Hogwarts werde ich nur für dieses Jahr besuchen, dann kehre ich wieder auf meine alte Schule zurück“, erklärte sie, während sie sich bückte und die Katze wieder in ihr Körbchen steckte. „Es gibt da ein paar Dinge, über die ich noch nicht Bescheid weiß. Könntet ihr mir nicht…“
    Doch der Rest von Jerichos Frage ging unter, als jemand das Abteil öffnete. Oder vielmehr öffnen wollte. Jericho hob rasch ihre Hand und richtete sie auf die Tür, die einen Spalt breit aufgeschoben war. Im nächsten Moment knallte diese wie von Geisterhand zu. „…helfen, mich zurechtzufinden?“, vollendete Jericho ihren Satz und sah sie der Reihe nach gespannt an. Harry blieb die Sprache weg. Jericho hatte gezaubert, aber wie konnte er nicht sagen. Augenscheinlich brauchte sie ihren Zauberstab dafür nicht, sie hatte auch keine Formel ausgesprochen, sondern lediglich eine Geste mit ihrer Hand gemacht.
    „Nun?“, fragte Jericho etwas ungeduldig. „Oh, äh…natürlich machen wir das“, antwortete Hermine steif. Ron nickte etwas hilflos, Jerichos Zauber hatte ihn sichtlich beeindruckt. „Das ist sehr nett“, lächelte Jericho und diesmal sah es ehrlich gemeint aus, „Dann wollen wir mal sehen, wer uns einen Besuch abstatten möchte.“ Sie ließ die Hand sinken. Die Tür wurde ruckartig aufgerissen, sie stieß so heftig zurück, dass das Glas zersprang, man hörte ein unterdrücktes Fluchen und dann stand Malfoy in Begleitung seiner Handlanger Crabbe und Goyle vor ihnen. Für einen gewöhnlichen Betrachter mochte er arrogant wie eh und je wirken, aber Harry sah eine Winzigkeit Unsicherheit auf seinen Zügen liegen, die sich beträchtlich vergrößerte, als er Jericho ansah. Jericho hatte sich erhoben.
    „Du musst Draco Malfoy sein“, stellte sie fest, ebenso sachlich wie Harry es schon gewohnt war. Ihre Stimme klang beinahe schleppend, als wolle sie Malfoy imitieren; was ihr jedoch auf jeden Fall gelang, war Malfoy zu irritieren. Er starrte Jericho mit einem Ausdruck der Verwunderung an, wie Harry es noch nie bei ihm gesehen hatte. Ob das nun an der Art lag, wie sie zu ihm sprach, oder von ihrem Aussehen herrührte vermochte er nicht zu sagen, sicher war nur eines: Jericho war es problemlos gelungen, Draco Malfoy einzuschüchtern. „Was kann ich für dich tun, Draco?“, fragte Jericho interessiert, „Es muss sehr dringend sein, wenn man bedenkt, dass ihr sprichwörtlich beinahe mit der Tür ins Haus gefallen seid?“ Malfoy öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann jedoch wieder.
    Jericho lächelte ihn warmherzig an und Harry fragte sich zum wiederholten Male, wie eine einzelne Person so viele unterschiedliche Arten des Lächelns zustande brachte. Er misstraute Jericho seit sie sich ihm vorgestellt hatte und Malfoys unsichere Reaktion (die ihm normalerweise herzlich egal war) bestätigte ihn nur noch in seinem Argwohn. Jericho blickte Malfoy nach wie vor aufmerksam an. „Bitte entschuldige mein Verhalten“, sagte sie plötzlich und Malfoy blickte das Mädchen noch ein wenig verwirrter an, „Ich hätte die Tür natürlich niemals verschlossen, wenn ich gewusst hätte, dass ein Malfoy um Einlass verlangt. Auch wenn ich eine etwas höflichere Bitte darum erwartet hätte. Ich habe mir von Harry sagen lassen, dass ihr großen Wert auf den Ruf einer ehrbaren Adelsfamilie legt. Dazu gehört auch Höflichkeit nehme ich an?“
    Harry starrte Jericho verblüfft an. Sie hatte schon wieder gelogen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Weder er noch Ron oder Hermine hatten ein einziges Wort über Malfoy fallen lassen, warum behauptete sie das also? Was wollte sie damit erreichen? Und vor allem: Woher wusste sie so viel, wenn sie doch angeblich zum ersten Mal nach Hogwarts fuhr? Malfoy schien sich Ähnliches zu fragen, er sah Harry scharf aus seinen blassen Augen an, als wolle er herausfinden, ob Jericho die Wahrheit gesagt hatte. Harry schüttelte unmerklich den Kopf und Malfoys Blick verfinsterte sich, er glaubte ihm ganz offensichtlich nicht. Jericho lächelte ein weiteres Mal. „Darf ich dir eine Tasse Tee anbieten?“, erkundigte sie sich zuvorkommend. Sie streckte gelassen eine Hand aus und hielt in weniger als einer Sekunde eine dampfende Tasse in ihr, gefüllt mit Tee. Malfoys Augen weiteten sich und als Jericho ihm die Tasse unter die Nase hielt, wich er zurück in den Gang, stolperte beinahe über Crabbe und machte sich ziemlich Un-Malfoyisch aus dem Staub. Jericho sah ihm ein wenig enttäuscht hinterher und zog schließlich die Abteiltür mit der freien Hand vorsichtig zu.
    „Er scheint wohl eine Allergie gegen Tee zu haben“, meinte sie besorgt. Ron brach prustend in Gelächter aus, aber Harry und Hermine lächelten nur schwach. Jericho seufzte, sie ließ sich wieder in ihren Sitz gleiten und trank von dem Tee. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Harry. Jericho sah ihn verwundert an, „Was gemacht?“ „Du zauberst ohne Stab“, sagte Harry, er wurde langsam wütend. Sollte er sie zur Rede stellen, warum sie log? „Das sind nur ein paar kleine Tricks, die ich in Durmstrang gelernt habe“, meinte Jericho. Harry glaubte ihr nicht, er spürte förmlich, dass sie ihm etwas verschwieg. Er hatte Durmstrangs Schüler kennen gelernt und Jericho passte definitiv nicht dorthin. Und wieso sprach sie keinerlei Dialekt, wie es Krum zum Beispiel getan hatte? „Wenn ihr mich kurz entschuldigt“, sagte Jericho plötzlich, stellte die Tasse ab und erhob sich, „Ich bin gleich wieder da.“ Damit rauschte sie zur Tür hinaus.
    „Da ist was oberfaul!“, meinte Hermine. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt. „Stimmt“, sagte Harry, „Sie hat gelogen. Ich habe nichts über Malfoy erzählt. Und sie hat eure Namen gekannt, obwohl ich nur von Freunden gesprochen habe. Und dann ihr eigener Name. Sie kann unmöglich NUR Jericho heißen.“ Ron zuckte mit den Schultern. „Sie hat Malfoy ordentlich eins reingewürgt“, meinte er grinsend, als er jedoch Hermines zornige Miene sah, fügte er rasch hinzu: „Aber dass sie ohne Zauberstab hexen kann ist ziemlich unheimlich.“ „Ich bin mir sicher, dass da etwas nicht stimmt. Meint ihr, sie könnte ein Spion von Du-weißt-schon-wem sein?“, überlegte Hermine. Harry schüttelte den Kopf, „Glaub ich nicht. Voldemort würde niemanden schicken, der so auffällig ist. Allein schon wie sie aussieht! So dumm ist er nicht“ Ron verzog das Gesicht, er mochte es nicht, wenn Harry den Namen des dunklen Lords aussprach.
    „Ganz Recht, Potty“, sagte plötzlich eine schnarrende Stimme. Harry fuhr herum, schon zum zweiten Mal heute tauchte Malfoy ungebeten bei ihnen auf. „Was willst du denn?“, fauchte Harry gereizt. Malfoy setzte ein höhnisches Lächeln auf. „Das wüsste ich gern von dir. Woher nimmst du die Frechheit schlecht über meine Familie zu sprechen?“ „Ich habe ihr nichts erzählt. Jericho…“ „Ach ja?“, unterbrach ihn Malfoy zornig, „Ich kann mich aber noch genau daran erinnern, dass sie gesagt hat, du..“
    „Friss Mist, Malfoy! Harry hat es nicht nötig Gerüchte über deine Familie zu verbreiten“, brach es unwirsch aus Ron hervor. Malfoys Augen blitzten tückisch. „Pass auf was du sagst, Wiesel“, sagte er gefährlich leise. Ron starrte ihn giftig an, Hermine schüttelte warnend den Kopf. „Lass es Ron, das bringt nur Ärger!“ „Gibt es ein Problem?“, fragte Jericho plötzlich hinter ihnen. Malfoy wirbelte herum. Jericho stand vor ihm und sah ihn erwartungsvoll an.
    „Nein, nichts“, zischte er kalt und wandte sich dann ab. Deutlich überhastet wie Harry feststellte. Die weitere Fahrt verlief eher ruhig, Jericho sagte nichts, sondern sah aus dem Fenster und Hermine hatte sich in ein Lehrbuch vergraben, während Harry mit Ron eine Partie Snape-explodiert spielte. Seine Gedanken kreisten jedoch noch immer um Jericho. Er war sich nicht im Klaren darüber, was er von dem seltsamen Mädchen halten sollte. Einerseits war sie freundlich, andererseits hatte sie Harry bereits zweimal belogen. Er beschloss es fürs erste dabei zu belassen und Jericho zu misstrauen. Was hätte er auch tun können?

    Möchte jemand etwas dazu sagen? Bitte?



    Re: Parallel World

    Ferry - 25.01.2006, 00:14


    Hallo Jericho,

    also ich muss zugeben das ich mich in den ersten Sätzen ersteinmal reinlesen musste. Ich fand die Sätze (wenn auch grammatikalisch korrekt) ein wenig wirr. Ich weiß nicht ob es an mir liegt oder ob du deinen Stil änderst aber nach dem drittem Absatz gleitet die Geschichte leicht dahin und macht Spaß sie zu lesen.

    Ich bin neugierig geworden, wer Jericho ist und was sich hinter ihren tiefschwarzen,stechenden Augen verbirgt. Ich hätte da schon ein paar Spekulationen aber die behalte ich wohl vorerst für mich :lol:

    Mir ist aufgefallen das du das Verhalten der "drei Freunde" sehr gut wiedergeben kannst. Es ist sehr Stilgetreu und authentisch :top:

    Du verstehst es subtil Interesse und Spannung aufzubauen die sich über das gabze Chap aufbaut.

    Ich muss ehrlich zugeben das ich FFs eigentlich recht schnell werte. Ich lese den erste Absatz und meine meist zu wissen wie viel potential darin steckt. Deine Geschichte war eigentlich so ein Kandidat der bei mir generell durchgefallen wäre, aber ich habe doch nicht auf das rote Kreuzchen gedrückt, also hatte sie doch etwas an sich das mich davon abhielt. Ich muss sagen das ich froh bin das ich nicht auf besagtes x geklickt habe denn es hat sich gelohnt und du hast gereade eine vor Spannung geladene Leserin gewonnen :lol:

    Ganz viele liebe Grüße
    Ferry



    Re: Parallel World

    Jericho - 10.02.2006, 17:09

    Teil2
    Disclaimer: Alle Charaktere gehören J.K.Rowling. Mit dieser Geschichte verdiene ich kein Geld.
    BetaReader: Stefanie & Stefan

    Vielen Dank, Ferry, für Kritik und Lob! :)
    Auch meine BetaReader waren der Ansicht, dass mein Satzbau etwas gewöhnungsbedürftig ist und ich muss ihnen Recht geben. Ich neige dazu, die Sätze zu stark zu verschachteln oder den Satzbau seltsam zu gestalten. Im zweiten Kapitel habe ich darauf geachtet, etwas klarer zu strukturieren. Ich hoffe, es findet Gefallen und enttäuscht dich nicht!
    In diesem Sinne, viel Vergnügen! ;)

    2. Nebelgrauen

    Harry seufzte auf. Die Zugfahrt war schrecklich eintönig verlaufen.
    Dementsprechend froh war er nun darüber, dass die Türme von Hogwarts endlich in Sicht kamen.
    Als der Hogwartsexpress schließlich hielt, eilten sie zu den Kutschen.
    „Puh, das war vielleicht eine unangenehme Zugfahrt“, murmelte Ron. Harry nickte zustimmend. Dann stutzte er plötzlich.
    „Wo ist eigentlich Jericho abgeblieben? Ist sie nicht mit uns zu den Kutschen gelaufen?“, fragte er irritiert. Hermine zuckte mit den Schultern. „Sie taucht schon wieder auf.“
    Doch Hermine hatte sich getäuscht. Jericho war weder bei der Häusereinteilung noch beim Festessen zu sehen. Es schien, als hätte es das Mädchen nie gegeben.
    „Merkwürdig“, murmelte Harry. Ron kratzte sich am Kopf. „Wir sollten Professor Dumbledore davon erzählen“, entschied Hermine. Harry nickte. „Ich werde gleich nach dem Essen zu ihm gehen.“


    + + + +

    Professor Severus Snape hatte sich in seine Gemächer zurückgezogen. Seine Begeisterung über den Beginn eines neuen Schuljahrs hielt sich wahrhaft in Grenzen.
    Bis zum nächsten Tag hatte er noch einige Unterlagen vorzubereiten.
    Er blätterte einen Stapel Blätter durch, um den Grundwissenstest für die Fünftklässler herauszusuchen. Innerlich freute er sich schon auf Potters entsetztes Gesicht, wenn er die Aufgaben vor sich liegen sah.
    Ein plötzliches Klirren von Glas ließ ihn aufschrecken. Was war denn passiert? Er befand sich ganz alleine in seinem Arbeitszimmer?
    Professor Snape erhob sich rasch und eilte in sein Vorratslager. Was er dort sah ließ ihn erstarren.
    Gläser mit fertig gestellten Zaubertränken schwebten geräuschlos durch den Raum, um dann blitzartig in der Luft zu verharren und schließlich auf den Boden zu fallen, wo sie mit einem hässlichen Knall zerbarsten. Seine Vorräte an Zutaten lagen verstreut auf dem Boden, Papiere waren in Fetzen gerissen worden und bedeckten beinahe den gesamten Fussboden. Was in aller Welt ging da vor sich?
    Fassungslos verfolgte der Meister der Zaubertränke, wie eben diese in ihren Flaschen zu kochen begannen, bis sie die Gefäße sprengten und sich der Inhalt auf die Regalbretter ergoß.
    Einen Moment lang war er hilflos.
    „PEEVES!“, brüllte er dann wütend. Wer außer diesem frechen Poltergeist würde es wohl wagen, so etwas anzustellen? Doch so sehr er sich auch bemühte, der böse kleine Geist war nirgends auszumachen. Potter in seinem Unsichtbarkeitsumhang? Aber zu welchem Zweck sollte er das tun?
    Erst einmal musste er diesem Chaos Einhalt gebieten. Rasch fasste er nach seinem Zauberstab, nur um feststellen zu müssen, dass sich dieser nicht an seinem gewohnten Platz befand. Unmöglich! Er trug ihn immer bei sich, egal wohin er ging.
    „Haben Sie Angst, Professor?“
    Severus Snape zuckte entsetzt zusammen. Irgendjemand war hier in diesem Raum und bedrohte ihn. Aber er durfte jetzt keine Angst zeigen.
    „Wer ist da?“, fragte er barsch, selbst von seinem gefassten Ton überrascht.
    „Wer ich bin? Das sag ich dir nicht.
    Denn im Vergleich zu mir, bist du nur ein Wicht.
    Was willst du denn? Wen kennst du denn?
    In der Welt der Menschen gibt es immer nur ein „wenn“.
    Sag mir, wo komm ich her?
    Sag mir, fürchtest du dich sehr?“
    Professor Snape war kurz vorm Explodieren. Irgendein Schüler erlaubte sich einen perversen Scherz um ihn zu verhöhnen. Aber das würde er sich nicht gefallen lassen.
    „Es ist feige, sein Gesicht zu verstecken.“
    Die Stimme lachte so eisig, dass es Severus kalt den Rücken hinablief.
    „Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, MICH zu beurteilen, Mensch!“
    In dem Wort „Mensch“ lag Verachtung, dass konnte Severus spüren und sein Instinkt warnte ihn, diese Kreatur nicht zu verärgern. Vorsichtig schielte er zur Tür. Er bat nicht gern um Hilfe, doch in diesem Fall blieb ihm gar nichts anderes übrig. Ohne Zauberstab war er machtlos.
    So unauffällig wie möglich wich er zur Tür zurück.
    „Das lässt du schön bleiben!“, bellte die Stimme und die Tür schloss sich krachend in seinem Rücken. Severus hörte das typische Klicken eines Schlosses. Er war eingesperrt.
    „Was willst du von mir?“, fragte er zerknirscht.
    „Gar nichts.“ Die Stimme klang amüsiert.
    Severus kochte vor Zorn. Wer immer sich diesen miesen Streich ausgedacht hatte – es würde denjenigen teuer zu stehen kommen, einen Professor so zu behandeln.
    „Du willst also mein Gesicht sehen?“
    Severus horchte überrascht auf. „Ja.“
    „Dann muss ich dich enttäuschen. Ich habe kein Gesicht.“
    „Und wie kommt es dann, dass du sprichst?“
    „Magie. Magie, mein Lieber. Das müsste selbst ein dummer Mensch wie du wissen. Immerhin missbrauchst du sie jeden Tag.“
    Was sollte das nun bedeuten? Er missbrauchte die Zauberei?
    „Ich verstehe nicht.“, sagte er schließlich und hätte sich im selben Moment ohrfeigen können. Er hatte sich soeben eine Blöße gegeben.
    „Du wirst noch früh genug verstehen, sei unbesorgt.“
    Vor ihm begann sich ein seltsamer dunkler Nebelteppich auszubreiten. Was ging hier vor sich?
    Die Konturen des Zimmers waren nicht mehr zu erkennen, so dick wurde der schwarze Rauch. Ein plötzlicher Sog erfasste ihn und zog ihn zur Wand. Mit aller Kraft stemmte sich Severus dagegen, doch er hatte keine Chance. Er sah die Wand auf sich zu kommen, spürte die Wucht des Aufpralls für einen Augenblick mit aller Macht, dann trug ihn die Schwärze einer Ohnmacht davon.

    + + + +

    Draco Malfoy war genervt. Kaum einen Tag hier und schon hing ihm Pansy am Umhangsaum. Es war kaum auszuhalten. So sehr er die Aufmerksamkeit genoss, so sehr nervte sie ihn dann, wenn er seine Ruhe haben wollte. Und genau das war jetzt der Fall.
    „Bitte, Pansy, erzähl mir morgen davon“, schon der dritte halbherzige Versuch, sie loszuwerden. Obwohl er sie nicht leiden konnte musste er sich einer Dame (in seinem Innersten weigerte er sich strikt, sie als „Dame“ zu bezeichnen) gegenüber stets höflich verhalten. Sein Vater hatte ihm diese Lektion oft genug ins Gedächtnis gerufen. Zu seinem Glück trat Blaise zu ihnen und Pansy wechselte den Zuhörer.
    Draco erkannte seine Chance und verschwand so schnell wie möglich aus dem Blickfeld.
    Erleichtert schloss er die Tür seines Zimmers hinter sich. Als Vertrauensschüler genoss er angenehmerweise das Privileg, einen Raum ganz für sich allein zu haben.
    Draco öffnete seinen Schrank um sich einen Schlafanzug herauszusuchen, als ihn ein seltsames Kratzen inne halten ließ. Er drehte sich um. Zuerst meinte er, seine Augen würden ihm einen Streich spielen.
    Doch als er näher trat war kein Zweifel mehr möglich. Eine Feder, die von alleine schrieb? So etwas hatte er bisher nur bei Rita Kimmkorn beobachtet. Sollte ihm jemand diese Feder zugesteckt haben als Geschenk?
    Irritiert beobachtete er, wie die Schreibfeder immer und immer wieder über die Tischplatte kratzte. Einen Moment zögerte er, dann kramte er ein Pergament hervor, öffnete sein Tintenfass und legte beides auf den Tisch.
    Es dauerte keine Sekunde, bis sich die Feder selbstständig in die Tinte tauchte und auf dem Blatt zu schreiben begann. Eine Weile sah er sie nur flink über das Pergament huschen, gelegentlich Tinte nachfassen, bis sie unvermittelt stoppte und auf den Tisch sank, so als hätte sie schon immer dort gelegen.
    Vorsichtig trat der Malfoyerbe näher, um zu Lesen.
    Doch statt Buchstaben fand er nur mehrere Symbole vor, die er nicht einordnen konnte. Noch ehe er sich Gedanken machen konnte, begannen die Zeichen vor seinen Augen die Plätze zu wechseln. Sie wirbelten auf dem Blatt und lösten sich plötzlich von diesem.
    Erschrocken verfolgte er mit den Augen, wie sie um ihn kreisten und einen dunklen, dicken Nebel heraufbeschworen. Unangenehme Kälte machte sich breit, er meinte Schneeflocken zu sehen und dann fühlte er entsetzt, wie sein Körper taub wurde. Ein erstickter Schrei entrang sich seiner Kehle, als ihn der Strudel von Nebel, Schnee und Kälte umfing. Reflexartig schloss er die Augen, hörte es in seinen Ohren rauschen und dann plötzlich still werden. Doch noch bevor er die Augen wieder öffnen konnte, durchzog ein unendlicher Schmerz seinen gesamten Körper.
    Dann fühlte er nichts mehr.

    + + + +

    Harry hatte Hermines Rat befolgt. In eben diesem Moment begab er sich zu Professor Dumbledore. Es war bereits Mitternacht, doch er hatte den Schulleiter nicht früher aufsuchen können, weil er laut Professor McGonagall noch einige dringliche Angelegenheiten zu regeln hatte.
    Die Gänge waren in Dämmerlicht getaucht und Harry hoffte, er würde nicht Professor Snape über den Weg laufen. Die alte Fledermaus blieb unberechenbar und die Geschichte von einem Mädchen mit grünem Haar, das ohne Zauberstab zaubern konnte, aber plötzlich verschwunden war, klang in seinen Ohren nicht gerade glaubwürdig. Snape würde sie ihm keinesfalls abnehmen.
    Vorsichtig spähte er aus diesem Grund immer auf die Karte des Rumtreibers. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er feststellen müssen, dass es bisher kein Zeichen von Professor Snape gab.
    Gerade bog er um die nächste Ecke, als sein Blick auf eines der Gemälde fiel. Nichts bewegte sich darauf, so als wäre es ein ganz gewöhnliches Bild. Selbst im spärlichen Licht der Fackeln konnte Harry zweifelsfrei erkennen, dass es sich mit allen anderen Gemälden ebenso verhielt.
    Mit einem Mal wurde es ganz und gar dunkel.
    „Lumos!“, murmelte Harry hastig, warf einen Blick auf die Karte und erschrak.
    Sie war leer! Nichts, absolut nichts!
    Er hatte sie nicht gelöscht, so viel war sicher.
    Was war nur los?
    Harry zwang sich, weiterzugehen, er befand sich schließlich noch immer in Hogwarts. Niemand konnte einfach so in das Schloss apparieren, oder aus ihm disapparieren.
    Plötzlich stieß er gegen irgendetwas. Harry blickte nach unten und fuhr zusammen.
    Unter seinen Füßen war nichts, ein schwarzes gähnendes Loch, aus dem sich schwarzer Nebel emporwand.
    Er wollte um Hilfe schreien, doch irgendetwas schnürte ihm die Luft ab. Er fühlte, wie sein Körper hinabgezogen wurde, spürte einen eisigen Windhauch. Dann schlug er mit dem Kopf gegen harten Stein und verlor das Bewusstsein.

    ***



    Re: Parallel World

    Jericho - 11.02.2006, 21:07

    Teil3
    Es tut mir Leid, dass ich für Teil2 so lange gebraucht habe. Ich hoffe, es ist eine kleine Entschädigung, wenn ich Teil3 etwas eher online stelle.
    Viel Vergnügen beim Lesen!

    Disclaimer: Alle Figuren gehören J.K.Rowling. Mit dieser Story verdiene ich kein Geld.

    Teil3: Porta

    Als Harry wieder zu sich kam, fand er sich auf steinigem Boden liegen. Sein ganzer Körper schmerzte und er fühlte sich mehr als unwohl. Vorsichtig setzte er sich auf.
    Der Raum war kreisrund und in dämmriges Licht getaucht. Es gab weder Fenster noch Türen, noch irgendeine Art von Mobiliar. Das einzige, was er entdecken konnte, waren zwei, ein Stück entfernt von ihm liegende, dunkle Bündel.
    Was war nur passiert?
    Mühselig rappelte er sich auf und näherte sich den Bündeln. Das Licht machte es beinahe unmöglich, Genaueres sagen zu können, aber allmählich nahm der Schatten Formen an. Behutsam streckte er die Hand aus, berührte den Stoff, legte ein blasses Gesicht frei und schrie heiser auf.
    Vor ihm lag Snape!

    + + + +

    Professor Severus Snape wurde von einem plötzlichen Schrei aus seiner Ohnmacht gerissen. Erschrocken fuhr er hoch, blickte um sich und sah Potter vor sich stehen.
    „Was tun Sie hier?“, fauchte er. Sollte der Bengel hinter dem hinterhältigen Scherz stecken? Doch Potters hilflose Miene sprach eindeutig dagegen. Offensichtlich wusste Potter nicht mehr als er.
    „Ist das Ihr Werk?“, schnarrte er trotzdem. Potters Gesicht nahm einen noch verwirrteren Ausdruck an.
    „Ich hab nichts getan, Sir“, sagte er. Professor Snape seufzte innerlich. Das war typisch Potter…
    „Wie kommen Sie hierher?“, fragte er also.
    „Ich weiß nicht so genau“, meinte Potter unsicher, „Ich erinnere mich nur noch an einen schwarzen Nebel, der mich eingesogen hat.“ Professor Snape mühte sich ab, auf die Beine zu kommen. Was tun? Ein Blick sagte ihm, dass es keinen Ausgang gab. Das Einzige, was er entdecken konnte, war ein dunkler Schatten auf dem Fußboden.
    Eine weitere Person?
    Entschlossen straffte er seine Gestalt und schritt auf das Bündel zu. Ein weißblonder Haarschopf lugte unter den Stoffbahnen hervor. Es gab nur eine Person an dieser Schule, die eine solche Haarfarbe hatte.
    „Mr Malfoy?“

    + + + +
    Draco wurde wach, als ihn eine leise Stimme anrief. Benommen tauchte er aus der Schwärze der Bewusstlosigkeit auf und öffnete die Augen. Zunächst war alles verschwommen, dann erkannte er langsam seinen Zaubertränkeprofessor.
    „Professor Snape?“, fragte er langsam. Seine Zunge war ganz schwer vor Durst.
    Seine Augen irrten durch den Raum und blieben an einer zweiten Person hängen. Potter.
    Professor Snape deutete seinen Blick richtig.
    „Mr Potter ist ebenfalls hier.“
    Draco wusste nicht, was er davon halten sollte. War das hier ein abstruser Traum?
    „Warum?“, war das Erste, das ihm einfiel.
    „Ich habe keine Ahnung, genauso wenig wie Mr Potter“, war die ernüchternde Antwort.
    „Dann wird es mir eine Freude sein, Sie aufzuklären!“
    Alle drei wandten sich ruckartig um.
    „Jericho!“, entfuhr es Harry und Draco gleichzeitig. Wie war sie hereingekommen? Wo es doch weder Türen noch sonst etwas gab?
    Das Mädchen grinste teuflisch.
    „Immer langsam. Zunächst einmal werde ich mich Professor Snape vorstellen. Mein Name ist Jericho. Mehr zu wissen ist nicht nötig.“
    Professor Snape blickte säuerlich drein. Zählte eins und eins zusammen.
    „Du warst das in meinem Labor!“, sagte er zerknirscht.
    Jericho lachte. „Vielleicht.“
    Wütend fasste Harry nach seinem Zauberstab. Nichts.
    „Du kannst gerne weitersuchen, aber das ist sinnlos“, Jericho grinste und hielt triumphierend drei Zauberstäbe in die Höhe. Professor Snape machte behände einen Schritt auf das Mädchen zu, doch Jericho war schneller.
    Sie warf sich herum, trat Snape in die Kniekehle und schickte den Professor zu Boden. Stöhnend blieb er liegen. Jericho blickte ihn streng an.
    „Schluss mit diesen Mätzchen. Ich werde euch nun teleportieren, also hört gefälligst auf herumzuzappeln“, sagte sie eisig.
    Malfoy stieß ein entsetztes Quieken aus, drehte sich um und wollte blind vor Panik fortrennen – ein aussichtsloses Unterfangen, wo es doch keinen Ausgang gab. Ein lässiger Wink seitens Jericho ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren. Einen Augenblick lang sah Harry Malfoys Gesicht. Angst, unsagbare Angst, zeichnete sich in seinen Zügen ab.
    Und Harry selbst? Seine Beine schienen nicht mehr zu gehorchen; so sehr er es auch versuchte, er war nicht einmal in der Lage, einen einzigen Schritt zu machen.
    „Gebt euch keine Mühe. Jede Flucht würde fehlschlagen. Es gibt keine Möglichkeit, zu entkommen. Seht es einfach ein.“ Jerichos Stimme triefte beinahe vor Häme.
    Dann wandte sie sich ab, richtete ihren Blick auf den Fußboden. Harry entdeckte eine Art kreisrunde Versenkung, die ihm vorher nicht aufgefallen war.
    Jericho trat in die Mitte, fasste in ihren Umhang und brachte einen länglichen Gegenstand zum Vorschein. Harry sah etwas metallisch aufblitzen. Es dauerte einen Moment, ehe er den Gegenstand als eine Art Schlüssel erkannte.
    Jericho hob den Schlüssel mit beiden Händen empor.
    Im selben Augenblick fühlte Harry die Kälte eisigen Windes. Schneeflocken tanzten vor seinen Augen. Der dunkle Nebel kehrte zurück. Er umwaberte Jerichos Gestalt, nahm groteske Formen an und tauchte alles in ein gespenstisches Licht.
    Harry meinte, Stimmen zu hören, Stimmen, die seinen Namen riefen. Mit einem lauten Krachen öffnete sich über ihm die Decke des Raumes und gab den Blick auf ein sternförmiges Gebilde frei, in dessen Mitte sich ein kleines dreieckiges Loch ausmachen ließ.
    „Porta.“
    Jericho hatte das Wort laut in die Stille gesprochen. Ein leises Raunen lief durch den Raum, als die Wände das Echo zurückwarfen.
    Der Schlüssel erhob sich und stak mit der Spitze in das Loch hinein. Einen Moment lang geschah gar nichts, dann vernahm Harry ein donnerndes Widerhallen.
    Das Gebilde senkte sich herab, begann sich um die eigene Achse zu drehen. Harry fühlte sich plötzlich, als würde ihm der Magen umgedreht, seine Eingeweide schienen in Flammen zu stehen und die Luft um ihn herum knisterte bedrohlich.
    Die Konturen des Raumes verloren an Schärfe, alles vermischte sich in einem Wirbel aus Schatten und Licht.
    Er hörte Jerichos beinahe fröhliches Lachen, dann fühlte er ein entsetzliches Reißen in seinen Gliedern.
    Erschrocken blickte er an sich hinab, musste sehen, wie sich sein Fleisch auflöste, wie seine Knochen in feine Körnchen zerbarsten. Blankes Entsetzen packte ihn. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er wollte sich wehren, doch da war nichts, was ihm hätte gehorchen können. Sein Unterleib bestand nur noch aus einer blutigen Masse von Fleisch und Knochenmehl. Entsetzt musste er mit ansehen, wie sich sein Körper in Einzelteile aufspaltete.
    Er glaubte, gleich den Verstand zu verlieren. Seine Brust verwandelte sich in einen undefinierbaren Klumpen.
    Alles in ihm schrie, schrie um Hilfe, schrie laut, schrie lange, schrie gepeinigter als ein Mensch nur schreien konnte.
    Er wurde nicht erhört.
    War das Sterben?
    Er fühlte, wie sich sein verbliebener Rest ebenfalls auflöste. Bald konnte er weder sehen noch hören, spürte nur das schreckliche Ziehen und Schneiden.
    Das ist also das Ende, dachte er, verblüfft von seiner eigenen Rationalität. Er konnte den Tod fühlen. Die Kälte. Die Pein.
    Dann plötzlich fiel aller Schmerz von ihm ab.
    Es war ein seltsames Gefühl, so als würde er schwerelos dahingleiten.
    Verlor er den Verstand?
    Seine Beine berührten festen Boden.
    Seine Beine?
    Harry riss vor Überraschung die Augen auf, sah an sich herab. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn vor Überraschung einen Satz rückwärts machen.
    Nichts war passiert. Sein Körper war wieder vollständig. Probehalber bewegte er seine Glieder. Alles fühlte sich ganz normal an.
    Ein dumpfer Aufschlag riss ihn aus seinen Gedanken.
    Neben ihm kamen Professor Snape und Malfoy zum Liegen. Erst jetzt nahm Harry auch seine Umgebung wahr.
    Unter seinen bloßen Füßen spürte er Gras, roch den Duft von Blumen, hörte das Zwitschern von Vögeln.
    Sie standen mitten auf einer Wiese, eingerahmt von Bäumen.
    Harrys Gedanken schlugen beinahe Purzelbäume.
    Wo war Jericho? Die Teleportation? Offenbar hatte sie funktioniert. Wohin hatte Jericho sie gebracht? Was war mit Snape und Malfoy?
    Entschlossen lief er auf die beiden zu und erstarrte.
    Die beiden lagen im Gras, nackt, wie Gott sie geschaffen hatte.
    Peinlich berührt wandte Harry den Blick ab, nur um festzustellen, dass ihm ebenfalls kein Kleidungsstück erhalten geblieben war.
    Ohje.

    + + + +

    Möchte jemand etwas dazu sagen?
    Würde mich sehr über Meinungen, Verbesserungsvorschläge, Kritik und natürlich auch Lob (falls die Geschichte denn überhaupt ein Lob verdient) freuen!
    Liebe Grüße,
    Jericho



    Re: Parallel World

    Ferry - 18.02.2006, 21:27


    Huhu Jericho,

    puhhh... also ich kann nur sagen... Wow!!!!

    Also ich fand dein erstes Kapitel ja schon gut aber ich muss sagen dass das Zweite und auch das Dritte meine Erwartungen weit übertroffen haben.

    Im ersten Kapitel war es ja noch so dass es etwas schwerfällig anfing aber später spannend und interessant wurde. Im zweiten Teil deiner Geschichte ist es aber direkt "Spannung vom ersten Wort an"-

    Es ließ sich locker lesen und dein Satzbau ist viel klaren aber dennoch nicht "einfach" aufgebaut. Du hast das perfekte Maß zwischen Interesse aufbauenden Sätzen und strukturierter Klarheit gefunden!!
    Auf jedenfall ein Punkt der ein Lob verdient! Denn grade wenn man unter der "Verschachtelungskrankheit" leidet passiert es sehr leicht das man übersieht das es schlecht verständlich ist.
    Aber in deinen neuen Kapiteln keine Spur davon :respekt:

    Zum Inhalt muss ich sagen dass ich wieder einmal vor Spannung geladen zurückgeblieben bin als ich mit deinen Texten "durch" war.
    Mir hat sehr gut gefallen wie du die verschiedenen Perspektiven aufgeteilt hast... im Grunde grausam für den Leser aber absolut genial für die Spannung :lol:
    Was ich interessant fand war wie du "das Wesen" (ich möchte nicht Jericho schreiben da ja noch eine Wendung möglich sein kann) zu Snape sprechen lässt und wie du die die Teleportation beschreibst...interessante Einfälle die schon ein wenig auf den Rest deiner Geschichte schließen lassen. Zwar nicht unbedingt Inhaltlich aber man konnte daran schon ein wenig "ablesen" in welche Richtung dein Stil läuft.

    Von mir an dieser Stelle schon mal ein *beide Daumen hoch*

    PS: ich hoffe das Nächte Chap kommt schon ganz bald online :lol: so lang muss ich wohl Fingernägel kauen :lol:



    Re: Parallel World

    Jericho - 19.02.2006, 18:55


    Vielen lieben Dank Ferry!
    Ach...so ein dickes Lob hab ich gar nicht verdient. Das macht mich ganz verlegen :oops:
    Dein Kommentar hat mir viel Mut gemacht, weiter zu schreiben...Ich hoffe, ich werde deiner Erwartung gerecht, auch wenn ich dieses Kapitel persönlich nicht so gut finde. Es ist mir recht schwer gefallen, allen drei Protagonisten gerecht zu werden. Teilweise springe ich darum zwischen den dreien hin und her...Ich hoffe, es ist trotzdem einigermaßen okay.

    Disclaimer: Alle Charaktere sind Eigentum von J.K. Rowling. Mit dieser Story verdiene ich kein Geld.
    BetaReader: Stefanie&Stefan Vielen Dank für eure Unterstützung!

    Teil4: Manavi

    Harry konnte noch immer nicht recht glauben, was geschehen war. Jericho hatte sie irgendwo in die Wildnis teleportiert. Um sie herum erstreckte sich ein Wald, der ihn an die Bilder aus Märchenbüchern erinnerte: Alte knorrige Stämme wanden sich aus dichtem Gebüsch empor. Farne bedeckten den Boden, wilde Blumen wuchsen aus dem Gras. Ihre Blätter glänzten im Abendlicht und erzitterten, wenn sie dann und wann von dem leichten Wind gestreift wurden. Die Natur wirkte friedlich. Friedlich und leer. Menschenleer.
    Anfangs hatten sie verzweifelt gehofft, das Gegenstück zu dem Portal zu finden, um sich zurück nach Hogwarts zu teleportieren. Doch nach mehreren Stunden erfolgloser Suche hatten sie aufgegeben. Entweder war das Tor geschickt verborgen oder es existierte schlichtweg nicht. Doch selbst wenn ihre Suche erfolgreich gewesen wäre, so ließ sich das Portal ohne passenden Schlüssel vermutlich nicht benutzen.
    Eine aussichtslose Lage.
    Harry blickte um sich. Draco saß zusammengekauert in der Wiese, die Arme um seine Beine geschlungen. Er war beinahe grün im Gesicht und sah in etwa so niedergeschlagen und hilflos aus, wie sich Harry fühlte. Snape stand ein Stück abseits. Er hatte aus Blättern eine Art Lendenschurz gebastelt, über den Harry wohl von Herzen gelacht hätte, wenn ihm nicht so miserabel zu mute gewesen wäre.
    Er wollte gar nicht wissen, wie er selbst in seinem behelfsmäßigen Blätterrock aussah.
    „Wir müssen zusehen, dass wir einen Unterschlupf finden“, meinte Professor Snape hinter ihnen. Harry konnte sich nicht erinnern, jemals in dessen Stimme so etwas wie Resignation gehört zu haben. Doch jetzt war genau das der Fall.
    Unschlüssig blickten sie umher.
    Es spielte keine Rolle, wohin sie gingen, nirgends war ein Weg oder auch nur ein Trampelpfad auszumachen.
    Snape wandte sich in Richtung untergehende Sonne. Harry kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Er hatte bei der unfreiwilligen Reise auch seine Brille eingebüßt. Zum ersten Mal war ihm seine Sehschwäche wirklich lästig, aber es half nichts, vorerst würde er ohne Brille auskommen müssen.
    Schweigend setzten sie sich in Bewegung. Harry trabte hinter Malfoy her. Barfüssig liefen sie in den Wald hinein. Steine und Wurzeln blieben unter dem Dickicht fast gänzlich verborgen, erst wenn es fast zu spät war, wurde Harry auf sie aufmerksam. Ein ums andere Mal kam er ins Stolpern. Bald waren seine Füße taub von Kälte und Schmerz. Er verlor das Zeitgefühl, wusste nicht, ob es Stunden oder Minuten waren, die vorübergingen.
    Durch die Bäume drang nur noch wenig Licht und der Himmel über ihnen schimmerte bereits lila, ein Zeichen, dass es bald Nacht sein würde. Allmählich ließ ihn die Brise frösteln. Harrys Kopf fühlte sich wie leer gefegt an. Hatte er zuerst noch über Jericho und den Sinn ihrer Entführung nachgegrübelt, so spürte er jetzt nur noch ein dumpfes Pochen in sich. Nichts zählte. Völlig mechanisch lief er hinter Malfoy her, ohne seine Umgebung wirklich wahrzunehmen.
    Erst als dieser plötzlich aufschrie kehrten Harrys Lebensgeister zurück. Er folgte dem entsetzten Blick des Slytherins. Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, er würde kopfüber in Eiswasser getaucht. Ungläubig rieb er sich die Augen, kniff sie zusammen und blickte noch einmal zum Himmel.
    Oben am Firmament konnte er deutlich die Umrisse eines großen Planeten ausmachen, der wie ein gespenstischer Mond herableuchtete.
    Er war so nah, dass Harry Meere und Kontinente ausmachen konnte.
    Einen Moment fühlte er sich völlig von der Erkenntnis betäubt, ehe er wirklich begriff.
    Was dort am Himmel stand, geisterhaft und unwirklich, war die Erde.
    Sie hatten nicht nur Hogwarts verlassen, sondern ihren Heimatplaneten gleich mit.
    Ein Schluchzen ließ ihn den Blick vom Himmel losreißen. Malfoy weinte.
    Snape starrte ungläubig ebenfalls nach oben. Seine Lippen bewegten sich lautlos, als wolle er etwas sagen.
    Harry glaubte einen Moment lang zu sterben. Seine Kehle fühlte sich an, als wäre sie zugeschnürt. Er bekam keine Luft mehr und musste husten.
    Snape blickte sie hilflos an. In seinen Augen sah Harry Angst, Verblüffung, Unglauben. Er wusste nicht, was er denken sollte. Alles erschien so unwirklich. Ein Traum, ein schlimmer Alptraum. Doch das erhoffte Erwachen blieb aus.
    „Wir müssen weiter“, Dracos Stimme war brüchig. Harry hätte ihn am liebsten gepackt und gefragt, wohin sie denn gehen sollten. Sie waren im Nirgendwo, wahrscheinlich nicht einmal mehr auf der Erde, ohne Kleidung, ohne Zauberstab, mit nichts als dem blanken Leben.
    Aber ein Streit war sinnlos und würde nur noch mehr ermüden.
    Es war Snape, der widersprach.
    „Das hat keinen Sinn. Vor Sonnenuntergang finden wir sowieso nicht hinaus. Wir bleiben hier.“
    Unter einer Baumgruppe ließen sie sich nieder. Draco stöhnte und verzog das Gesicht. Harry fühlte sich nicht besser.
    Alles wirkte so irreal auf ihn.
    Das Abendessen mit seinen Freunden schien schon unendlich lange her zu sein. Er hatte Hunger und Durst. Hogwarts war unerreichbar fern.
    Harry konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen traten. Er hatte sich noch nie so unendlich verlassen gefühlt.
    Der Wind war kalt, ließ sie zittern und ungewollt näher zusammenrücken.
    Ironie, blanke Ironie. Er saß hier, mitten in der Pampa, mit einem Ex- und einem Juniortodesser.
    Ein leises Raunen ging durch die Bäume. Harry konnte Dracos Atem an seinem Arm fühlen.
    „Da ist irgendetwas“, wisperte der Blonde. Snape blickte angestrengt in den Wald. Die Sonne war verschwunden und schwarze Schatten senkten sich auf alles nieder. Die Bäume verschmolzen zu einer dunklen Masse, undurchdringlich und unheimlich, wie eine Armee. Wütend schüttelte der Meister der Zaubertränke den Kopf. Solche Hirngespinste waren nun wirklich nicht das Richtige.
    Ein lautes Krachen ließ sie zusammenfahren.
    Harry war als erster auf den Beinen und suchte die Umgebung ab. Täuschte er sich, oder huschte da etwas zwischen den Bäumen?
    „Was genau tut ihr da?“, fragte eine Stimme in ihrem Rücken.
    Harry glaubte, sein Herz würde für einen Schlag aussetzen, so sehr erschrak er. Snape schnellte hoch, Draco wich zurück. Vor ihnen entbrannte ein Streichholz. Eine Kerze wurde angezündet und in eine Lampe gesteckt.
    Im Schein der Funzel stand eine Frau. Sie war kleiner als Harry, mit kurz geschorenen Haaren, flinken Augen und einer Narbe, die sich quer über eine Wange zog.
    Ihr Blick wanderte von ihm über Draco und ruhte schließlich auf Snapes behelfsmäßigem Lendenschurz. Harry meinte kurzzeitig Belustigung in ihren Augen zu lesen.
    „Ich, wir…also“, fing er unschlüssig an. Snape wollte dazwischenfahren, doch die Frau hob die Hand.
    „Ihr müsst mir nichts erzählen“, meinte sie leise, „Ihr seid Menschen aus dem Verfluchten Land, nicht wahr?“
    Harry tauschte einen verständnislosen Blick mit Draco. Snape zuckte mit den Schultern.
    „Wo sind wir eigentlich?“, fragte Draco zaghaft. Es war das erste Mal seit Langem, dass er überhaupt etwas sagte.
    „Ihr befindet Euch im Schwarzen Wald“, meinte die Frau. Sie hatte die Augenbrauen gehoben. „Wer seid ihr denn überhaupt? Und warum lauft ihr in diesem Aufzug durch den Wald? Habt ihr nichts zum Anziehen?“
    Snape machte ein säuerliches Gesicht. In diesem Moment platzte Draco dazwischen, begann von Jericho und der Teleportation zu erzählen, von ihrer erfolglosen Suche nach dem Portal und der Wanderung durch den Wald.
    Die Frau hörte schweigend zu. Auf ihrer Stirn bildeten sich Falten.
    „So ist das also“, meinte sie, als Draco seinen Redefluss gestoppt hatte.„Was das Portal und Jericho betrifft, kann ich euch nicht helfen, aber ein paar Kleider werde ich wohl auftreiben. Kommt mit.“
    Snape sah noch ein bisschen unwirscher drein, gab sich aber dann einen Ruck. So stapften sie der Frau hinterher. Harrys Körper war inzwischen ganz klamm vor Kälte und auch Angst. Er wusste nicht, ob es klug war, der Frau blindlings zu vertrauen. Vielleicht hatte Jericho sie geschickt? Warum sonst war sie nachts im Wald unterwegs, wo es doch nicht einmal einen Weg hier gab?
    Andererseits litten sie unter Kälte, Hunger und Durst. Früher oder später würden sie also sowieso auf die Hilfe anderer angewiesen sein.
    Die Frau führte sie schweigend durch den Wald, über feuchte Moospolster, in die sie bis zu den Knöcheln einsanken, an schaurig verkrüppelten Bäumen vorbei, hin zu einem Erdhügel. Als sie näher kamen entpuppte sich das, was Harry für eine Unebenheit im Gelände gehalten hatte, als kleines Häuschen.
    „Mein Heim“, meinte die Frau, öffnete die Tür und ließ sie eintreten.
    Harry staunte nicht schlecht. Das „Haus“ war in Wirklichkeit mehr oder weniger eine Erdhöhle, vollgestopft mit Dingen, die er noch nie gesehen hatte.
    Buntes Glas ersetzte ein kleines Fenster, überall stapelten sich Kisten, gefüllt mit allerhand Kram, der wohl nicht mehr zu gebrauchen war.
    „Setzt euch ruhig.“ Die Frau deutete auf ein paar Stühle, die nicht so aussahen, als würde man sich darauf setzen können, und wuselte dann zu einer weiteren Tür hinaus.
    Draco schnaufte leise und ließ sich auf einen der Stühle plumpsen. Das Holz knirschte bedenklich, hielt jedoch stand. Snape schenkte dem jungen Malfoy einen eisigen Blick. Er hielt die Frau für eine Falle und Malfoys nur allzu freiwilligen Bericht für einen Fehler. Harry konnte es ihm nicht verdenken. Jericho war alles zu zutrauen.
    Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als die Frau wieder auftauchte, ein Bündel Kleider unter dem Arm.
    „Nehmt nur, was ihr braucht. Ich habe genug davon. Das meiste lässt sich sowieso nicht mehr verkaufen.“
    Draco betrachtete den Haufen skeptisch. „Ist das Fell?“, fragte er. Harry rollte mit den Augen. Malfoy war so verwöhnt, dass er wohl lieber erfrieren würde, als etwas anzuziehen, was ein anderer vor ihm getragen hatte.
    „Habt ihr Hunger? Ich hab noch ein paar Reste da; wenn ihr wollt, kann ich sie aufwärmen.“ Die Frau wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern verschwand gleich wieder in dem anderen Raum.
    Harry inspizierte den Haufen und entschied sich dann für eine abgetragene Hose aus rissigem Leder und jeder Menge Flicken, streifte ein graues Hemd über, fand in einer Hosentasche zwei löchrige Wollsocken und schlüpfte zum Schluss in ein Paar Fellstiefel, das unangenehm nach Mist stank. Draco und Snape sahen nicht wesentlich besser aus, aber immerhin kehrte die Wärme in ihre Körper zurück.
    „Ah, ihr seid schon fertig. Dann kommt mit in die Küche.“
    Die drei wechselten einen Blick. Snape schenkte Harry ein süffisantes Grinsen.
    Beinahe musste Harry schmunzeln. Die Dinge schienen sich zu bessern, immerhin hatte Snape seinen Spott wiedergefunden.

    + + + +

    Die „Reste“ erwiesen sich als mehrere Teller Gemüseeintopf, der zwar ein wenig seltsam roch, aber trotzdem ganz annehmbar schmeckte.
    Gedankenverloren drehte Draco den Löffel in seiner Hand. Er fühlte sich müde, erschöpft und ausgelaugt. Dennoch war er viel zu unruhig, als dass er schlafen hätte können.
    „Was tun Sie eigentlich hier?“, hörte er Professor Snape fragen.
    Die Frau, die sich ihnen inzwischen als Manavi vorgestellt hatte, legte sorgenvoll die Stirn in Falten.
    „Früher war dieser Wald mein Jagdgebiet. Fleisch und Felle habe ich in der Stadt verkauft. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Der Wald ist ausgestorben und tot. Nichts lebt mehr, nur ab und zu hört man Vögel singen.“
    Draco war mit einem Mal hellwach.
    Snape horchte ebenfalls auf. „Was soll das heißen?“, fragte er.
    Die Frau seufzte. „Das Land ist fast vollkommen ausgebeutet. Es gibt nur wenig, was von allein hier gedeiht. Alles andere wird erst durch Magie zum Leben erweckt.“

    + + + +



    Re: Parallel World

    Mortis Finis - 21.02.2006, 00:10


    Hey Jericho!!!

    Wow, das ist echt eine geniale Geschichte! Du baust eine wirklich hohe Spannung auf, die einem einfach mit in den Bann reißt.

    Zu Anfang wusste ich noch nicht ganz, was das für eine Geschichte werden wird und ganz ehrlich, ich weiß es jetzt auch noch nicht ganz. :D Diese Jericho ist mir ein Rätsel, ich weiß noch nicht ganz, was sie für eine Rolle in deiner Geschichte spielt.
    Aber es bilden sich bereits so die ein oder anderen Vorahnungen, bezüglich des neuen Offenthaltsortes des Trios. Bin mal gespannt, ob ich richtig denke. :D

    Ansonsten zum Satzbau! Finde ihn an sich nicht wirklich schwer zu lesen. Finde ihn sogar relativ flüssig. :oops: :)

    Joah, mehr kann ich im moment nicht sagen, außer, dass du schnell das nächste Chap reinstellen musst! *ja* :D

    MfG Fini



    Re: Parallel World

    Ferry - 21.02.2006, 14:22


    Hi Jericho,

    von mir mal wieder ein :bravo: :top:
    ich fand dieses Chap jetzt nicht sooo Spannend wie die letzten Beiden allerdings nicht minder interessant :) Vor allem fand ich es erfrischend das du den ein oder anderen ironischen Satz einwirfst damit vereleihst du deinem Chap durchaus manchmal ein Augenzwinkern. :D

    Ich bin auf jedenfall gespannt wie es weiter geht und ob man Manavi wirklich vertrauen kann und in wie weit die Magie diese Welt getötet hat... Denn wenn Harry, Snape und Draco aus dem "verfluchten Land" sind lässt sich das ja irgendwie daraus schließen... :roll:

    Oh man man merkt schon ich spekuliere wild vor mich hin :lol:

    Schlussentlich bleibt für mich nur zu sagen: Super Chap und ich hoffe dass das Nächste genauso schnell erscheint wie das letzte (übrigens Danke nochmal das du mir meine Fingernägel gelassen hast :lol:)

    GvlG Ferry



    Re: Parallel World

    Jericho - 01.03.2006, 20:55

    Teil 5 Weiße Blumen
    Ganz herzlichen Dank an Mortis Finis und Ferry!
    Es hat lange gedauert, bis ich an dieser Stelle mal weiterkam..Ich hoffe, es ist einigermaßen erträglich und ich kann euren Erwartungen Genüge tun!
    Auf jeden Fall wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen!
    Feedback aller Art ist natürlich gern gesehen ;)
    Liebe Grüße,
    Jericho

    BetaReader: Stefanie & Stefan Vielen Dank ihr Zwei! *knuddel*
    Disclaimer: Alle Charaktere sind Eigentum von Joanne K. Rowling. Ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfic.



    Teil5: Weiße Blumen


    „Wie ist das zu verstehen?“, fragte Professor Snape.
    Manavi seufzte leise. „Die meisten Bewohner hier sind einfache Menschen: Bauern, Kaufleute oder Handwerker. Wir ringen dem Land so viel Ertrag wie möglich ab. Aber neben uns gibt es noch ein anderes Volk.“
    Sie stand auf, ging zu einem der Schränke, öffnete eine Schublade und kramte darin herum.
    Nach einer Weile schien Manavi fündig geworden zu sein und kehrte an den Tisch zurück.
    In den Händen trug sie ein verknittertes, gelbliches Pergament, das sie vor ihnen aufrollte.
    Harry musterte das Blatt. Die Zeichnung war stellenweise verwischt, manchmal entdeckte er sogar Löcher, doch letztendlich erkannte er, dass es sich um eine Karte handelte.
    Manavi deutete auf einen Punkt, der weit im Norden mit roter Farbe markiert war.
    „Dort oben liegt das Schloss einer Jumen. So nennen wir diejenigen, die Magie wirken können.“
    Professor Snape begutachtete die Karte eingehend. „Wer sind die Jumen?“, fragte er dann.
    Manavi zuckte mit den Schultern. „Teufel.“
    Sie holte tief Luft und streichelte mit den Fingern einer Hand über die Narbe in ihrem Gesicht.
    „Menschen sind sie jedenfalls nicht. Alles, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass sie die Einzigen hier sind, die Magie beherrschen.“
    „Dann erhalten sie den Planeten am Leben?“, warf Draco ein.
    Manavi lachte bitter. „Wenn du es so nennen willst, dann ja.“
    „Könnte Jericho eine Jumen sein?“, überlegte Harry laut. Professor Snape schenkte ihm einen verächtlichen Blick. „Ihr Scharfsinn ist bemerkenswert, Mr Potter.“
    Manavi legte die Stirne in Falten. „Ich weiß es leider nicht. Aber ich kenne jemanden, der euch vielleicht weiterhelfen kann. Muris wandert im ganzen Land herum und hat schon viel gehört und gesehen. Wenn sie nicht weiß, wer Jericho ist, dann niemand.“
    Professor Snape nickte. „Gut. Wo finden wir Muris?“
    „Sicher sturzbetrunken in einer der Spelunken unten in der Stadt. Ihr könnt über Nacht hierbleiben und euch ausruhen. Morgen bringe ich euch dann in die Stadt hinunter.“

    + + + +

    Harry seufzte leise. Er fühlte sich wie erschlagen und war nur zu dankbar über Manavis Angebot. Inzwischen hegte er kaum mehr Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit. Müde schlurfte er in das Gästezimmer, das eher einer Rumpelkammer ähnelte.
    „Ich habe leider nur zwei Matratzen, die müsst ihr euch teilen“, Manavi erschien, mehrere Decken und ein paar fleckige Kissen unter dem Arm.
    Snape kräuselte die Oberlippe. Und Harry schwante Ungutes. Seine Ahnung bewahrheitete sich auch prompt.
    Malfoy machte es sich auf der einen Matratze gemütlich, Snape auf der anderen.
    Wunderbar. Harry biss die Zähne zusammen, schnappte sich eine der Decken und quetschte sich neben Malfoy. Das Kissen roch nach Pferdemist und die Decke kratzte unangenehm auf der Haut. Und so ganz nebenbei machte sich Draco auch immer breiter.
    „Malfoy?“
    „Hm?“
    „Rutsch gefälligst zur Seite!“
    „Halt die Klappe Potter.“
    Harry schnaubte wütend, sagte jedoch nichts.
    Er war viel zu müde, um noch länger herumzustreiten. Also schloss er die Augen, wickelte sich in die Decke und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen.
    Trotzdem fand er keine Ruhe. Seine Gedanken wanderten zu Jericho. Wie so oft fragte er sich, worin der Sinn lag, sie zu entführen und dann irgendwo in der Pampa auszusetzen. Was bezweckte sie damit?
    „He, Potter, schläfst du?“
    Harry brauchte eine Weile, ehe er merkte, dass Draco auf ihn einredete.
    „Hm?“, machte er unwillig.
    „Was glaubst du, will Jericho von uns?“
    Einen Augenblick lang war Harry verblüfft. Dann drehte er sich langsam zu Malfoy um.
    „Keine Ahnung“, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Die Kammer lag fast in völliger Dunkelheit, nur von einer winzigen Funzel ging ein wenig Licht aus.
    Draco wandte den Kopf zu ihm, so dass Harry sein Gesicht sehen konnte. „Ich hab Angst“, flüsterte er dann.
    Doch bevor Harry irgendetwas erwidern konnte, kehrte ihm Draco wieder den Rücken zu.
    „Ich auch“, erwiderte Harry leise. Dann rollte er sich ebenfalls in die Decke ein. Wenig später war er eingeschlafen.

    + + + +

    Am nächsten Morgen erwachte Harry davon, dass sein ganzer Körper schmerzte. Die Nacht auf der Matratze war nicht wirklich erholsam gewesen. Er warf einen raschen Blick neben sich.
    Malfoy schlief noch, Snape offenbar auch.
    Harry gähnte und streckte sich. Irgendwie musste er damit Malfoy geweckt haben, denn im nächsten Moment blinzelte der ihn schlaftrunken an.
    „Guten Morgen“, meinte Harry. Er wusste selbst nicht so genau, warum er das eigentlich sagte. Aber es war vermutlich besser, wenn er versuchte, mit Malfoy auszukommen.
    Draco seufzte. „Wenn man dich schon so früh am Tag sieht, dann ist es bestimmt kein guter Morgen, Potter.“
    Typisch Malfoy. Harry zog es vor, nichts darauf zu erwidern, sondern schlüpfte rasch in seine Kleidung.

    *************************************************************

    Sie stand in dem Saal, der viel zu groß für sie alleine zu sein schien. Sonnenlicht drang durch die bunten Glasfenster herein und zeichnete verschlungene Muster auf den Boden, tauchte alles in einen warmen Glanz. Trotzdem fröstelte sie erbärmlich.
    Ihre Augen glitten über die steinernen Wände, die mit schweren goldenen Vorhängen geschmückt waren. In den Boden hatte man in mühseliger Arbeit kunstvolle Mosaike eingelassen. Hohe Säulen wanden sich links und rechts von ihr bis zur Decke hinauf. Statuen aus Marmor ruhten auf den Sockeln und blickten drohend auf sie hinab. Zumindest schien es ihr so zu sein.
    Sie schritt weiter, bis hin zu der schweren Tür.
    Ihre Finger berührten das kalte, glatte Holz, ertasteten die massiven Eisenbeschläge.
    Sie fasste nach dem Schlüssel in ihrer Tasche, zog ihn heraus und steckte ihn in das Schloss. Langsam und vorsichtig drehte sie ihn, bis ein leises Knacken ertönte. Die Klinke fühlte sich merkwürdig schwer in ihrer Hand an. Entschlossen drückte sie die Tür auf und trat in den Raum.
    Vorsichtig stieg sie die wenigen Stufen hinab, bis ihre
    nackten Füße das eisige Wasser berührten. Unwillkürlich erschauderte sie. So oft schon war sie durch das dunkle Tor geschritten, so oft schon war sie hierher gekommen.
    Und doch erfasste sie bei jedem Mal dasselbe Unbehagen.
    Die Kälte des eisigen Wasser lähmte ihre Beine. Sie zwang sich weiterzugehen.
    Es war dunkel und kalt. Schneeflocken fielen herab, doch der Fluss fror niemals ein, ganz egal, wie kalt es hier auch war.
    Nur schemenhaft nahm sie ihre Umgebung wahr.
    Die Wände des Raumes bestanden aus schwarzen Steinen. Manche waren golden gesprenkelt, andere von goldenen Fäden durchdrungen.
    Fackeln brannten und spiegelten sich gespenstisch auf dem dunklen Wasser wider.
    Sie blieb wie auf ein geheimes Zeichen stehen. Weiter durfte sie nicht gehen, das wusste sie. Vor ihr wurde das Wasser tiefer, so tief, dass es keinen Grund gab. Sie hatte nie versucht, zu schwimmen. Magie wachte über diesen Ort. Niemandem war es gestattet, das Heiligtum zu betreten. Niemandem. Nur ihr allein.
    Sie wartete geduldig.
    Das Wasser kräuselte sich und dann zeichnete sich langsam ein Schatten vor ihr ab.
    Das Boot. Eine kleine Gondel, gerade groß genug für eine einzelne Person. Sie stieg ohne zu zögern hinein.
    Geräuschlos glitten sie durch das Wasser. Es war ganz und gar still an diesem Ort.

    Sie legte den Kopf auf ihre Knie und blickte auf die dunklen Fluten. Das Boot verlangsamte allmählich seine Fahrt und hielt schließlich an.
    Rasch erhob sie sich und ließ sich geschmeidig ins Wasser gleiten. Hier war es beinahe hüfthoch und noch immer eisigkalt.
    Zitternd schlang sie die Arme um ihren Körper und watete weiter, bis sie zu einer Treppe gelangte, deren untere Hälfte im Wasser versank.
    Vorsichtig stieg sie die glitschigen Stufen hinauf.
    Fackeln erleuchteten hier den Weg. Drei Gänge taten sich vor ihr auf. Aber nur einer führte auch zum Ziel. Ohne zu überlegen wählte sie den Mittleren.
    Überall hatte man Statuen aufgestellt, manche waren kostbar verziert, andere aus einfachem Stein geschlagen. Sie eilte an ihnen vorbei.
    Gold und Silber, Edelsteine, Schmuck oder sonstige Zierden waren völlig bedeutungslos für jemanden wie sie.
    Ein bitteres Lächeln huschte über ihre Lippen.
    Kein Reichtum der Welt konnte ihr zurückgeben, was wirklich wichtig war.
    Sie war bald am Ziel. Ihre Schritte wurden langsamer und ruhiger. Nichts drängte. Zeit spielte keine Rolle. Nicht hier.
    Die Kammer vor ihr war klein und schmucklos.
    Schalen mit Feuer erhellten den Raum. Doch die Wärme, die hier herrschte, berührte sie nicht.
    Sie kniete nieder, auf den harten Stein.
    „Ich bin zurück, meine Liebste“, flüsterte sie leise.
    Es war still. Sie erwartete keine Antwort. Nie mehr.
    Sie hob den Kopf und ließ ihre Augen über den dunklen Sarkophag wandern. Er war einfach, ohne jede Verzierung.
    „Die weißen Blumen blühen wieder, weißt du? Die, die du so gerne magst. Ich dachte, sie wären verwelkt, aber jetzt treiben sie neue Blüten“, wie heiser ihre Stimme klang.
    Ihre Finger streichelten zärtlich über den schroffen Stein. So sanft, als könne sie ihn verletzen.
    Es blieb still um sie. Wie oft sie schon an dieser Stelle gestanden hatte, vermochte sie nicht zu sagen.
    Seit unzähligen Jahren kam sie nun hierher. Lange, einsame Jahre.
    Doch es gab keine Erlösung für sie. Das hatte es noch nie.
    Sie fasste in ihre Tasche und förderte mehrere Blütenknospen zu Tage.
    „Ich habe dir ein paar mitgebracht, siehst du?“
    Sie legte die Blumen auf den kalten Stein.
    Ihre Finger glitten über die gemeißelten Buchstaben hinweg. Anfangs hatte sie es nicht glauben können, hatte nicht begreifen können, dass dieser Name dort stand.
    Es war so unfassbar für sie gewesen.
    Langsam und liebevoll zeichnete sie jeden einzelnen der Lettern mit der Fingerspitze nach.

    J…E…R…I…C…H…O

    ***********************************************************



    Re: Parallel World

    Mortis Finis - 08.03.2006, 22:08


    Hey Jericho!

    Naja, zu deinem Schriftbild brauch ich ja wohl nichts sagen. Ich mag es einfach.

    Ich muss sagen, du hast mich in diesem Kapitel kurz geschockt! Ich hatte nämlich kurzzeitig den Verdacht, dass das ganze jetzt eine Harry Malfoy Liebesgeschichte wird und dann hätte es Kritik gehagelt. :D

    Aber scheint ja alles gut. Ich muss sagen, du machst mich immer neugieriger. Jericho ist also eigentlich tot? Naja, ich werde mal in einer müßigen Stunde drüber nachdenken. :)

    Auf jeden Fall sehr spannend und die Cliffhanger sind gut gesetzt, sehr gut! :D



    Re: Parallel World

    Ferry - 12.03.2006, 07:02


    Huhu Jericho

    *sorry das ich erst so spät reve :oops: *

    Du lässt mich mal wieder mit wilden Spekulationen zurück :lol: Es ist wirklich erstaunlich wie du es immer wieder schaffst mich so mitzureißen und mich stundenlang über die ungeklärten neuaufgeworfenen Fragen nachdenken zu lassen...so etwas ist selten und macht deine Ff auch so gut!

    Ich muss zugeben das ich dieses Mal wirklich völlig im Dunkeln tappe und absolut keine Ahnung habe wie ich den Schriftzug JERICHO zu deuten habe. Klar es liegt auf der Hand das Jericho tot ist. Aber ist Jericho (also die Jericho die Harry, Snape und Draco in die parallel Welt teleportiert hat) jetzt nun wirklich Jericho oder vielleicht hat diese Person auch nur den Namen aus Verlustschmerz angenommen... ich könnte noch 100 Theorien aufzeigen die ich mir überlegt habe um das Chap in meine Vorstellung einzufügen :lol: aber wie schon gesagt ich spekuliere wirklich wild rum...

    Noch einmal ein riesen Lob denn deine FF schafft es wirklich das man darüber spekuliert theoretisiert und diskutiert.. Ich glaube das keine größere Auszeichnung für einen Text gibt als wenn sich gerade dieses Verhalten bei den Lesern einstellt denn damit schafft er den Beweis das er Anspruch hat und das der Autor nicht einfach nur so "irgendetwas erzählt" sonder sich dabei einen Hintergrund geschaffen hat und dem Leser, bröckchenweise dahintersteigen lässt.
    Bemerkenswert!



    Re: Parallel World

    Jericho - 26.03.2006, 22:27

    Teil 6
    Hallo! :)
    Vielen lieben Dank für eure Antworten! Es tut wirklich gut, wenn man so viel positives Feedback erhält. Ich hoffe, auch dieses Kapitel findet euren Gefallen. Außerdem bitte ich um Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat, bis die Fortsetzung fertig war...

    Liebe Grüße,
    Jericho
    **** +++ **** +++ ****
    Teil6: Muris

    „Meine Füße tun so weh“, klagte Draco, doch er bekam keine Antwort. Sie waren seit dem Morgen unterwegs, auf dem Weg in die nächste Stadt, in der sie nach Muris suchen wollten. Als Manavi ihnen den Ort auf der Karte gezeigt hatte, war er nur von einem zwei- oder vielleicht dreistündigen Fußmarsch ausgegangen. Zu dem Zeitpunkt hatte Draco leider noch nicht ahnen können, dass sich Manavis Hütte auf einem Plateau oberhalb der Stadt befand. Nun stiegen sie seit Ewigkeiten, wie es ihm schien, über Felsen, stolperten durch Wälder, oder gingen an Wiesen und Feldern entlang. Ringsum blühten herrliche Blumen, so wundervoll weiß und rein, wie er sie noch nie gesehen hatte.
    Die Sonne schien warm auf sie herab und brachte Draco ordentlich zum Schwitzen. Eine derartige Wanderung hatte er noch nie gemacht. Seine Füße schmerzten bei jedem Schritt und der steinige Boden machte die Sache auch nicht besser.
    Manavis Gang blieb jedoch ebenso leichtfüßig wie zu Beginn ihrer Wanderung. Draco seufzte leise. Er dachte an sein Bett. An die weichen Kissen, in denen man sich so gut ausruhen konnte. An die kühlen Zimmer, in denen es selbst im heißesten Sommer nie unangenehm warm war. An den Garten, in dem die alten Eichenbäume Schatten spendeten. An die Blumen in den feinen kleinen Beeten. Draco hatte unsagbares Heimweh. Es schmerzte und zog in seiner Brust, als wolle sich sein Herz von ihm lösen und heimwärts fliegen, rasend schnell, nach Hause, nach Hause.
    Warum sehnte er sich so sehr nach Malfoy Manor? Warum sehnte er sich nicht nach seinen Eltern? Bedeuteten ihm sein Vater und seine Mutter nichts? Draco schämte sich beinahe für diese Gedanken. Er vermisste seine Eltern, aber nicht so schmerzlich, wie er sein Zuhause vermisste. Unwillig schüttelte er den Kopf und zwang sich nach vorne zu blicken und auf Potters Kopf zu starren.

    + + + +

    Harry stöhnte innerlich auf. Der Weg wollte und wollte kein Ende nehmen. Es war um die Mittagszeit und die Sonne brannte inzwischen vom Himmel herunter. Die Luft schien zu flimmern. Neben ihnen reihte sich Feld an Feld, bis weit in die Ferne. Harry kniff die Augen zusammen um schärfer sehen zu können, aber es half nicht viel. Ärgerlich über seine Sehschwäche stieß er einen Stein vor sich her und verwünschte sich im nächsten Moment dafür. Er hatte das Loch in seinem Schuh vergessen und sich ordentlich an der Zehe wehgetan.
    Vor ihm marschierte Manavi, ein Bündel Felle auf dem Rücken. Sie hatte ihnen angeboten, sie bis zur Stadt zu führen. Ab da, so waren ihre Worte gewesen, müssten sie alleine zurechtkommen. Sie lebe von der Jagd und verkaufe ab und zu die Tierhäute an Gerber oder tausche Pökelfleisch gegen Brot. Inzwischen seien die Preise aber so gefallen, dass es sich kaum noch lohne, den beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen. Muris wolle sie noch für sie aufspüren und dann zurück zu ihrer Hütte gehen.
    Harry hatte das Gefühl, dass sie schon sehr weit gelaufen seien, aber nach Manavis Schätzung würden sie wohl noch bis zum Nachmittag unterwegs sein.
    Bienen und Hummeln summten, hie und da zwitscherte ein Vogel, insgesamt jedoch lastete die Hitze wie ein bleierner Mantel über allem. Die Luft war drückend und Harry befürchtete, dass es bald ein Gewitter geben könnte. Snape lief neben Manavi, ihm schien das Wetter nichts auszumachen. Im Stillen musste Harry Snape sogar ein wenig Bewunderung zollen. Er hatte ihn unterschätzt was Zähigkeit und Ausdauer anbelangte. In den heruntergekommenen Kleidern wirkte Snape so gar nicht mehr wie der gefürchtete Zaubertrankprofessor, sondern eher wie ein Landstreicher oder Bettler.
    Nun, Bettler waren sie ja auch, wenn man es genau nahm. Außer den geschenkten Kleidern besaßen sie lediglich noch das nackte Leben. Ohne Geld würde es mehr als schwierig sein, den Weg fortzusetzen. Wie sich Malfoy als Sohn eines so reichen Mannes wie Lucius wohl fühlte? Draco war absolut verwöhnt, er bekam alles, wovon andere nur träumen konnten. Seltsamerweise hatte er sich bis auf einige Flüche oder Klagen recht still verhalten. Harry nahm an, dass es ihm sehr zu schaffen machte, plötzlich ganz allein und schutzlos dazustehen.
    „Wir machen eine Pause“, sagte Manavi plötzlich. Harry hielt abrupt an und brachte Malfoy zum Stolpern.
    „Wieso?“, fragte Snape kalt.
    Manavi wies mit der Hand auf eine Erhebung am Wegrand, die Harry sicher übersehen hätte. Es war ein ganz und gar kahles Fleckchen Erde. Kein Grashalm wuchs dort, keine Blume, nichts. Die Erde war beinahe schwarz. Jetzt fiel ihm auch der Geruch nach Verbranntem auf.
    „Was ist das?“, fragte Snape barsch.
    Manavi nestelte an dem Bündel aus Fellen, zog ein kleines Säckchen hervor und schüttete den Inhalt in ihre Hand.
    „Wir müssen ein Opfer bringen“, erklärte sie und bückte sich. Sie streute ein paar längliche Stäbchen auf die verbrannte Stelle. Draco kam näher.
    „Das sind ja Knochen“, stieß er angewidert aus. Manavi nickte.
    „Wartet“, sagte sie leise.
    Mit einem Mal brannte die Stelle lichterloh. Harry trat hastig einen Schritt zurück und Draco auf den Fuß.
    Die Flammen züngelten empor und verschlangen die Knöchelchen rasend schnell. Zurück blieben nur ein Häufchen Asche und ein ekelhaft süßer Geruch.
    „Gehen wir“, murmelte Manavi. Sie schulterte ihr Bündel und ging dann so rasch weiter, dass sie ihr kaum folgen konnten.
    „Wozu war das gut?“, fragte Harry ein wenig atemlos.
    Er erhielt keine Antwort. Snape runzelte die Stirn, Draco rümpfte missbilligend die Nase.
    Sie kamen nun schneller voran, der Weg wurde ebener. Jetzt entdeckten sie auch Bauern, die auf den Feldern arbeiteten. Einige grüßten, andere wandten sich ab. Harry fühlte sich unwohl, obgleich er keinen rechten Grund wusste.
    Bald wurde aus dem Weg eine ganz ansehnliche Straße, zwar nicht gepflastert oder gar geteert, aber so breit, dass Fuhrwerke darauf laufen konnten.
    Sie folgten der Strasse und dann, ganz plötzlich, wurde der Blick frei auf die Stadt.

    + + + +

    Professor Snape traute seinen Augen nicht. Die Stadt war ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte. Sie erinnerte eher an ein großes Dorf, bestehend aus Höfen und Scheunen. Alles schien noch recht mittelalterlich. Niemand hier kannte Autos, alles wurde mit Hilfe von Pferdekutschen oder Ochsenfuhrwerken befördert. Die Stadt lag ein Stück unterhalb des Hügels, auf dem sie sich nun befanden. Rauchsäulen stiegen auf und färbten den Himmel. Sie hielten nun direkt auf die Stadttore zu.
    Der Weg war gut und sie kamen schnell voran. Links und rechts erstreckten sich Wiesen. Kühe standen auf den Weiden, ein Schafhirte trieb seine Herde vor sich her.
    „Wir werden ins Viertel der heimlichen Händler gehen. Ich bin sicher, dass wir Muris dort finden. Ich rate euch aber, bleibt lieber still. Zu niemandem ein Wort! Viele hier sind arm und würden euch das Messer an die Kehle setzen, egal wie zerlumpt ihr ausseht.“
    Snape sah sich um. Sie hatten nun die Stadt betreten, wenn man diesen Ort denn Stadt nennen wollte. Überall waren Schmutz und Unrat verstreut, Kinder und Tiere liefen durcheinander, es war schrecklich laut und stank erbärmlich.
    Manavi führte sie vorbei an den schönen Häusern der etwas betuchteren Leute und zeigte ihnen die Gassen, in die sich sonst kaum jemand verirrte, der etwas Gutes im Sinn hatte.
    Schließlich hielten sie vor einem sehr heruntergekommenen Gasthaus.
    Innen schlug ihnen der Geruch von Alkohol entgegen und benebelte Severus für einen Moment. Am Tresen kauerten Männer, an den Tischen spielten sie Karten, die leichten Mädchen saßen bei ihnen und betranken sich. Manavi schritt zielstrebig auf den Wirt zu, einen feisten Mann mit Schweinsäuglein, der Severus irgendwie ein wenig an Fudge erinnerte. Bald wurde ihm auch klar, weshalb: Er war von derselben schleimigen, heuchlerischen Art.
    „So so, Muris suchst du?“, fragte der Wirt und strich seinen Bart glatt.
    Er grinste und entblößte ein paar schwarze Zähne, „Sie ist oben in der Kammer und wartet auf einen Freier.“
    Jemand rülpste.
    Severus wandte sich von Ekel erfüllt ab. Die Menschen hier widerten ihn mehr als an. Manavi seufzte. Sie stiegen die Stufen zu den Schlafzimmern der Gäste hinauf. Severus vermutete allerdings, dass sie Betten auch für ganz andere Zwecke als nur zum Schlafen genutzt wurden. Manavi klopfte an einer der schäbigen Holztüren an.
    „Herein“, krächzte eine Stimme.
    Manavi drückte die Tür auf. Der Gestank in dem Zimmer war widerlich.
    Inmitten zerrissener Decken und dreckiger Tücher lag ein Mädchen, ebenso schmutzig und verwahrlost, wie der gesamte Raum. Leere Flaschen stapelten sich überall, zerbrochenes Glas knirschte unter Severus´ Füßen. Muris mochte wohl eigentlich eine recht ansehnliche Frau sein, im Moment jedoch sah sie grauenhaft aus. Verklebte Strähnen blonden Haares hingen ihr in die Stirn, dunkle Schatten lagen unter ihren geröteten Augen. Sie angelte nach einer Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Schnaps, wie Severus registrierte.
    „Was kann ich für euch tun, hm?“, lallte sie. „Mit wem soll ich’s machen?“
    Severus sträubten sich die Haare. Diese widerliche Person schien ebenso eine Hure zu sein, wie die Mädchen unten.
    Manavi schüttelte den Kopf. „Wir möchten nur etwas wissen“, sagte sie ruhig.
    Muris erhob sich schwankend.
    „Ich mach´s für Geld. Alles“, erklärte sie mühsam. Severus verdrehte innerlich die Augen.
    „Kennst du jemanden, der sich Jericho nennt?“, fragte Manavi. Die Hure wankte auf sie zu. Ihre blassgrünen Augen verengten sich argwöhnisch.
    „Wozu willste das wissen?“
    „Es ist wichtig.“
    Muris kicherte und rollte mit den Augen. „Kenn ich nich.“
    Dann sank sie in sich zusammen und begann zu weinen.
    Severus verwünschte sich in diesem Moment für seine ewige Pechsträhne. Wie schlimm mochte es wohl noch werden?



    Re: Parallel World

    Ferry - 30.03.2006, 13:20


    Huhu Jericho,

    wiedereinmal ein Chap voller Atmosphere :top:
    ich fand es allerdings ein wenig kurz :lol: ich hätte so gern weiter gelesen *zwinker* du fängst mich immer wieder mit deinen Kapiteln.
    Was ich nicht so recht verstehe ist warum Muris sagt sie kenne Jericho nicht und dann weinend zusammenbricht *rumspekulier*
    mhm... ich bin mal gespannt wie es weiter geht...
    *lechts sabber* :lol:

    VlG
    Ferry



    Re: Parallel World

    Jericho - 22.04.2006, 12:22


    Hallo und schön, dass du weiterliest!
    Nach meiner Woche Urlaub in Dresden hab ich endlich ein neues Kapitel fertig! Es ist leider nicht so lang geworden, wie ich wollte, aber ich hoffe, trotzdem halbwegs zufrieden stellend. Vielen Dank für dein liebes Review, Ferry!
    Alles Liebe und bis bald,
    Jericho

    Teil 7: Dicke Bohnen und Speck

    Draco wandte seinen Blick angewidert ab. Er verachtete Muggel zutiefst und fand sich durch Muris´ jämmerlichen Anblick nur noch in seiner Abneigung bestätigt. Sie saß inzwischen in einem arg beschädigten Lehnstuhl und starrte trübsinnig vor sich hin.
    Zweifellos war sie noch immer sturzbetrunken, denn kein vernünftiges Wort kam über ihre Lippen. Sobald man sie ansprach, begann sie entweder haltlos zu kichern oder brach in Tränen aus.
    „Das bringt alles nichts“, schimpfte Manavi, „Wenn das so weitergeht, wissen wir heute nicht mehr als gestern. Vielleicht hilft es, wenn sie etwas zum Essen bekommt.“
    Bei diesen Worten rührte sich auch Dracos Magen. Seit dem Aufbruch hatte er nichts zu sich genommen außer einer Scheibe Brot und ein paar Schlucken Wasser. Manavi schmunzelte. „So wie es aussieht würde euch eine Mahlzeit auch nicht schaden. Ich gehe zum Wirt und hole ein paar Teller dicke Bohnen und Speck.“
    Manavi war schon zur Türe hinaus, ehe sie noch etwas sagen konnten. Draco seufzte. In dem Zimmer war die Luft abgestanden und es stank erbarmungswürdig. Mühevoll gelang es ihm, sich einen Weg über die Müllhaufen bis zum Fenster zu bahnen. Der Riegel klemmte, aber nach einigem Hin und Her konnte Draco das Fenster doch noch öffnen. Eine frische Brise strich durch das Zimmer und vertrieb den muffigen Geruch allmählich.
    Severus hatte einen umgestürzten Schemel aufgestellt und saß nun darauf. Harry lehnte an der Wand und starrte scheinbar ins Leere.
    „Ich glaub nicht, dass wir hier weiterkommen“, sagte er plötzlich. Professor Snape runzelte die Stirn. „Ich fürchte, da muss ich Ihnen Recht geben, Mr Potter“, meinte er dann mit einem Seitenblick auf Muris.
    „Sie hat doch bereits gesagt, dass sie Jericho nicht kennt. Ist es nicht verschwendete Zeit, länger hier zu bleiben?“, fragte Draco. Severus zuckte mit den Schultern. „Entweder sie ist zu betrunken um unsere Frage zu verstehen, oder sie weiss wirklich nichts. Aber was sollten wir sonst tun?“
    Die Worte des Professors waren nicht besonders ermutigend. Draco fühlte, wie Niedergeschlagenheit von ihm Besitz ergriff. Sie waren endlos gewandert, nur um festzustellen, dass Muris eine trunksüchtige Hure war. Hilfe von ihr zu erwarten war vermutlich zwecklos. Ein Blick in die Mienen von Harry und Severus sagte Draco, dass sie seine Meinung teilten.
    Draco war fast dankbar, als Manavi zurückkam und seine düsteren Gedanken fürs Erste verscheuchte. Sie balancierte mehrere dampfende Teller vor sich auf dem Tablett und strahlte sie geradezu an.
    „Es gibt nichts, was besser schmeckt, glaubt mir!“, seufzte sie glücklich, drückte jedem einen Teller in die Hand und wandte sich dann Muris zu, um sie zum Essen zu überreden.
    Besteck gab es keines, nur einen schmutzigen Löffel für jeden. Draco fand das beinahe noch schlimmer, als alles andere, was er bereits erduldet hatte. Er musste sich zwingen, überhaupt davon zu probieren, aber wider Erwarten entwickelte er so großen Appetit, dass er seine Mahlzeit rasch vertilgt hatte. Hunger ist nicht wählerisch, dachte er. Sogar für den sonst allzeit beherrschten Severus schien das zu gelten, der in kürzester Zeit seinen Teller geleert hatte. Auch Harry schmeckte es offenbar. Nur Muris wollte keinen Bissen essen. Sie wehrte sich standhaft, bis es Manavi endlich gelang, ein paar Löffel Bohnen in ihren Mund zu bringen. Danach weigerte sich die Hure jedoch, auch nur einen einzigen weiteren Happen zu essen und verschränkte demonstrativ die Hände vor ihrer Brust.
    Es war ein armseliges Bild. Draco konnte und wollte nicht verstehen, wie man sich nur so gehen ließ. Trotzdem regte sich Mitgefühl für Muris in seinem Herzen. Es tat ihm Leid, dass er so überheblich auf sie heruntergesehen hatte. Warum nur?, fragte er sich. Warum empfand er Mitleid für einen Muggel? Lag es daran, dass er sich so erbärmlich vorkam, weil er selbst auf die Hilfe eines Muggels vertrauen musste?
    Stöhnend richtete sich Manavi auf und hielt sich das Kreuz. Wenigstens ein bisschen hatte Muris gegessen, über den Rest machte sie sich nun selbst her.
    „Wir müssen abwarten, bis sie halbwegs nüchtern ist“, meinte sie zwischen zwei Löffeln.
    Manavis Fürsorge erwies sich als sinnlos, denn im nächsten Moment begann die Hure zu würgen und Harry schaffte es gerade noch, ihr den Nachttopf in die Hände zu drücken, ehe sie sich geräuschvoll erbrach.
    Draco wurde es bei dem Anblick selbst auch zur Genüge schlecht, doch er schaffte es, dem Brechreiz nicht nachzugeben. Wer wusste schon, wann sie wieder eine warme Mahlzeit bekamen?
    Nach einer kleinen Ewigkeit brachte Muris nur noch eine Art Schleim und grünliche Flüssigkeit hervor. Erschöpft ließ sie sich in den Stuhl sinken.
    Der Geruch war ekelhaft und Manavi kippte den Inhalt des Nachttopfs kurzerhand durch das Fenster auf die Straße.
    Sie blickten gespannt auf Muris und nach einer Weile klärte sich ihre Miene ein wenig auf. Offenbar hatte die Wirkung des Alkohols nachgelassen.
    „Was wollt ihr?“, fragte die Hure. Der Schleier, den der Alkohol über ihre Sinne gelegt hatte war verschwunden.
    „Kennst du ein Mädchen, das Jericho heißt?“, fragte Severus barsch.
    Muris hob den Kopf und blickte ihn nachdenklich an.
    „Nein, dieses Mädchen kenne ich nicht“, es klang beinahe bedauernd.
    Severus Miene verdüsterte sich und Draco meinte, Verzweiflung in seinen Zügen gelesen zu haben.
    „Aber man erzählt sich von einer Jericho, die auf dem Jumenfriedhof begraben liegt“, sagte Muris plötzlich. „Wollt ihr etwas darüber hören?“
    Harry und Draco nickten beinahe synchron ohne auf Severus´ missbilligende Miene zu achten. Sie mussten nach jedem Strohhalm greifen, ganz egal, wie abenteuerlich das sein mochte.
    Muris legte die Stirn in Falten.
    „Jericho hat angeblich zur Zeit der großen Kriege gelebt. In einer Schlacht wurde sie von ihren Feinden gefangen genommen, mit Folter gequält und dann getötet. Zum Gedenken an Jericho und die anderen Gefallenen sollen die Jumen Gärten angelegt und Grabmale errichtet haben.“
    „Aber wenn diese Jericho tot ist, dann kann sie kaum diejenige sein, die uns hierher gebracht hat“, meinte Harry bedauernd.
    Muris blickte ihn überrascht an. „Wie meinst du das? Stammt ihr etwa nicht von hier?“
    Severus sandte Harry einen wütenden Blick. Sie hatten abgemacht, ihre Herkunft zu verschweigen, doch nun würden sie wohl kaum umhinkommen, eine Erklärung abzuliefern.
    Doch zu ihrem Glück schien Muris es gar nicht so genau wissen zu wollen.
    „Na jedenfalls sagt man, dass die Jumen oft die Gräber besuchen und mit den Toten sprechen. Sie beherrschen Magie, vielleicht versuchen sie also ihre Vorfahren zu erwecken. Wer weiss schon, was sie aushecken.“
    Draco grübelte. Das war nicht ausgeschlossen, aber Jericho war kein Geist, sondern aus Fleisch und Blut gewesen. Sollten die Jumen mächtig genug sein, um selbst den Körper einer Toten wiederherzustellen? Oder hatte sich eine andere Jumen nach Jericho benannt, um Rache zu üben?
    „Gegen wen haben die Jumen gekämpft?“, fragte Severus in diesem Moment.
    Muris zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht überliefert. Manche sagen, sie hätten untereinander Streit gehabt, aber darüber gibt es keine Gewissheit.“
    Draco senkte resignierend den Kopf. Wie sie es drehten und wendeten – sie kamen einfach nicht voran.
    „Was wollt ihr jetzt machen?“, fragte Manavi, die bisher geschwiegen hatte.
    Harry zuckte hilflos mit den Schultern. Severus kräuselte die Lippen. „Wir werden zu dem Friedhof gehen“, meinte er schließlich, „Wenn wir Jericho schon nicht finden können, dann wenigstens eine andere Jumen.“
    Muris lachte schallend. „Das willst du tun?“, fragte sie und ihre Augen blitzten auf.
    „Wieso sollte das nicht gehen?“, warf Draco rasch ein.
    „Glaubst du wirklich, die Jumen kümmern sich um die Sorgen von ein paar Menschen?“, ihre Lippen wurden zu einem dünnen Strich. „Warum glaubst du, weiß man nicht viel über sie? Sie sind nicht daran interessiert, es mit uns auf Gleich und Gleich zu halten. Niemand kann die Gärten erreichen, denn sie liegen hoch in den Bergen und kein Pfad führt bis an die Pforten ihres Reiches. Wie willst du also dorthin gelangen?“
    Severus´ Augen verengten sich. „Wenn niemand diese Gärten je gesehen hat, wieso weißt du dann davon?“, fauchte er Muris an.
    Manavi legte ihm eine Hand auf den Arm. „Jeder kennt die Geschichte von den Jumengärten. Es heißt, einst sei einer der Jumen zu den Menschen gegangen und habe unter ihnen als einfacher Bauer gelebt. Das Wissen um die Jumen, ihr Leben, die Gärten – das alles stammt von ihm. Aber es sind nur Bruchstücke und sicher ist im Laufe der Zeit auch Vieles erfunden oder verändert worden.“
    „Es gibt also keinen Beweis dafür, dass diese Geschichte der Wahrheit entspricht?“, hakte Severus mürrisch nach.
    Manavi schüttelte den Kopf.
    In Dracos Kopf türmten sich Fragezeichen. Wenn diese Erzählung so bekannt war, wieso hatte Manavi dann angeblich noch nie etwas von Jericho gehört? Hatte sie es vergessen? Oder absichtlich verschwiegen?

    + + + +

    „Wie kommt man zum Murim-Gebirge?“, fragte Severus. Manavi kratzte sich am Kopf. „Ich kann euch meine Karte geben, ich brauche sie nicht unbedingt. Sie ist leider nicht besonders genau, aber es dürfte wohl reichen.“
    Sie zog das schmutzige Pergament heraus und übergab es dem Professor. In diesem Moment fiel Harry etwas ein.
    „Was ist denn mit dem Schloss der Jumen?“, fragte er aufgeregt, „Wir könnten doch dorthin gehen, das ist sicher leichter, als den Friedhof zu suchen.“
    Severus blickte einen Moment verdutzt, dann nickte er zustimmend.
    Manavi schüttelte bedauernd den Kopf. „Das mag schon sein, aber das Murim-Gebirge mit den Gärten liegt viel näher als das Schloss.“ Sie deutete auf einen Punkt am unteren Kartenrand. „Das hier ist Ami, die nächste große Stadt. Und hier befinden wir uns.“ Manavis Finger ruhte einen daumenbreit oberhalb von Ami. „Das Murim-Gebirge liegt auf dem Wüstenkontinent, ihr müsst also mit einem Schiff das Meer überqueren.“ Sie zog eine unsichtbare Linie über das Wasser. „Bis zum Murim-Gebirge ist es dann nicht mehr weit. Eine gute Woche wärt ihr wohl insgesamt unterwegs.“
    Dann zeigte ihr Finger auf das Jumenschloss.
    „Wenn ihr zum Schloss wollt, müsst ihr zunächst ebenfalls mit dem Schiff zum Wüstenkontinent fahren, dann die gesamte Wüste bis zur Meerenge von Crendal durchwandern, mit einer Fähre übersetzen, dem Fluss Kath folgen und schließlich immer gen Norden laufen, bis ihr die schwarzen Berge erreicht. Dort liegt das Jumenschloss. Ihr würdet mehr als zwei Monate wandern, ehe ihr es erreicht.“
    Harry seufzte. Manavi hatte Recht. Das Schloss war zu weit entfernt. Andererseits wussten sie jedoch auch nicht, wo genau sich die Gärten befanden.
    Wohin sollten sie nur gehen?

    + + + +

    Der Morgen war grau und feucht. In der Nacht hatte es geregnet. Dunst stieg aus den Feldern auf und Stille herrschte überall, als sie die Stadt verließen und sich gen Süden wandten.
    Sie hatten bis in den Abend beratschlagt, welchen Weg sie einschlagen würden und sich schließlich darauf geeinigt, zum Murim-Gebirge aufzubrechen. Jeder von ihnen trug ein Bündel mit dem Nötigsten an Nahrung und Wasser und eine Decke. Sogar ein bisschen Geld besaßen sie, das Manavi von dem Erlös für den Verkauf der Felle abgezweigt hatte.
    Harry war trotzdem nicht wohl zumute. Sie konnten sich nicht länger auf Manavis Unterstützung verlassen, sondern mussten sich nun zumindest bis nach Ami alleine durchschlagen. Dort sollten sie mit einem Handelszug bis zum Meer reisen und dann mit dem Schiff auf den Wüstenkontinent übersetzen. Das waren Manavis Ratschläge gewesen, ehe sie sich von ihnen verabschiedet hatte.
    Die letzten Scheunen lagen bereits weit zurück. Vor ihnen schlängelte sich der Weg durch ein Tal. Links und rechts ragten Berge auf, Vögel sangen vereinzelt und es duftete nach Wildblumen und Gras. Die meiste Zeit liefen sie schweigend neben einander her. Nur selten wechselten sie ein paar Worte.
    Harry hatte festgestellt, dass Draco im Grunde gar nicht so grässlich war, wie er immer gedacht hatte. Vielleicht lag es einfach nur an der Situation, in der sie sich befanden?
    Harry wusste es nicht. Er blickte zum Himmel auf. Sogar jetzt sah man geisterhaft die Erde wie einen Mond am Firmament stehen. Während ihrer Wanderschaft war Harry immer mehr bewusst geworden, wie sehr dieser Planet der Erde glich. Auch hier lebten Menschen, die Tier- und Pflanzenwelt war ähnlich beschaffen, sogar die Landschaft erinnerte ihn teilweise an seine Heimat.
    Hatten sie die Erde vielleicht doch nicht verlassen? Warum aber dann dieser fast mittelalterliche Lebensstandard? Waren sie in der Zeit zurückgereist?
    Harry schüttelte den Kopf. Diese Überlegungen brachten seinen Kopf fast zum Platzen. Je mehr er nachdachte, desto verwirrender wurde alles.
    Nachdenklich sah er zur Seite. Draco nahm seinen Blick wahr und grinste so überheblich wie immer. Harry musste schmunzeln. Egal was auch passierte – wenigstens Malfoys Arroganz blieb dieselbe.

    + + + +



    Re: Parallel World

    Bunny Sauseherz - 31.07.2006, 15:49


    Hi Jericho,
    ich finde deine Geschichte klasse.
    Sie hat mir viel spaß gemacht und ich freue mich auch
    schon auf die nächsten Kapitel.
    Das einzige was mir nicht so gut gefallen hat, ist das es eigendlich
    nicht mehr ganz so viel mit Harry Potter zu tun hat.
    Sie können nicht zaubern und ich finde es wird zu
    wenig darauf eingegangen wie schwer es doch ist
    ohne zaubern auszukommen und wie sehr sie davon
    abhänig sind. Sie nehmen es für Zauberer doch sehr locker auf.

    liebe Grüße
    Bunny Sauseherz



    Re: Parallel World

    Jericho - 22.08.2006, 10:56


    Hallo! :)
    Ja, endlich hab ich das neue Kapitel fertig. Diesmal nicht ganz so lang, aber immerhin.. Erst einmal sorry, dass ich so lange brauche *sich schämt*
    Danke für dein Review, Bunny! Ja es stimmt, so viel hat es nicht mehr mit Harry Potter zu tun..Aber vielleicht ändert sich das noch ;)
    Warum sie es so locker aufnehmen: Okay, ich hätte das vielleicht ein wenig mehr betonen müssen, aber bislang blieben wirklich bedrohliche Situationen aus. Also..naja, ich versuchs besser zu machen...
    Liebe Grüße, Jericho

    Teil 8: Die Reisenden

    Bis zum Abend waren sie ununterbrochen gelaufen. Harrys Füße schmerzten und weder Snape noch Malfoy schien es anders zu ergehen. Schließlich schlugen sie ihr Lager im Schutz einiger Felsbrocken auf und entfachten ein kleines Feuer. Dann saßen sie schweigend nebeneinander. Die Ungewissheit über ihr Schicksal nagte an jedem. Ohne ihre Zauberkraft waren sie völlig schutzlos. Bislang hatten sie viel Glück gehabt, aber wer konnte wissen, ob das auch so blieb?
    „Wir müssen abwechselnd wach bleiben und aufpassen. Nicht, dass es irgendwelche unangenehmen Überraschungen gibt“, meinte Draco mit einem schiefem Grinsen. Harry übernahm die erste Wache freiwillig. Die Grübelei machte ihm zu schaffen und er glaubte sowieso nicht daran, Schlaf zu finden. Er sah nachdenklich in die Flammen. Warum nur, warum waren sie hier? Starr blickte er in das lodernde Feuer, hörte das Holz knacken und sah vereinzelte Funken fliegen. Dann wurde es dunkel.
    Als Harry aufwachte, begriff er zunächst nicht, was geschehen war. Erst nach und nach erkannte er, dass er wohl für einige Zeit eingeschlafen war. Wütend stocherte er mit einem Ast in dem fast heruntergebrannten Feuer. Es war leichtsinnig von ihm. Er spielte mit ihrer aller Leben.
    Am Horizont war bereits ein heller Streifen zu sehen. Vermutlich würde es nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang dauern. Harry überlegte, ob er Snape oder Draco wecken sollte, entschied sich letztendlich jedoch dagegen. Die Nacht war fast vorbei, ein Wachwechsel so oder so überflüssig.
    Als ihm bewusst wurde, dass irgendetwas nicht stimmte, war es beinahe zu spät.
    Es war so still.
    Viel zu still… Eine seltsame Beklemmung befiel ihn. Er konnte fast spüren, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
    Kein Vogel sang.
    Kein Wind rauschte.
    Die Luft schien wie Blei.
    Alles wirkte beinahe tot.
    Und dann hörte Harry es zum ersten Mal:
    Es war wie ein Gesang, oder doch eigentlich kein Gesang, es war eine Stimme, die keine Stimme sein durfte, denn sie klang so, als könne sie niemals wirklich sein. Harrys Arme wurden von einer Gänsehaut überzogen. Es waren tausende von Stimmen, oder doch nur eine einzige und sie schien alles zu umhüllen, warm, wie ein Kleid und gleichzeitig erfrischend, wie der Tau, der am Morgen die Blumen erweckt. Ein unangenehmes Prickeln machte sich auf seiner Haut breit.
    Harry schalt sich einen Esel. Bis jetzt war gar nichts passiert, doch gerade das machte ihm so sehr zu schaffen. Wurde er allmählich paranoid?
    Dann hörte es plötzlich auf und Harry fühlte sich, als habe man einen Schleier von ihm genommen. Vögel zwitscherten und eine kühle Brise ließ ihn zittern. Ein riesiger Schatten senkte sich über ihn, ein leises, aber stetes Brummen brachte die Luft zum Vibrieren.
    Über ihm schwebte der Rumpf eines Schiffes. Das Holz glänzte feucht vom Nebel und die Segel flatterten leicht im Wind. Man konnte hören, dass an Deck gearbeitet wurde. Hin und wieder drangen Gesprächsfetzen an Harrys Ohr. Aber…Ein Segelschiff? Mitten in der Luft anstatt auf dem Wasser? Es gab nur eine Erklärung dafür: Um ein Schiff dieser Größe und Bauart zum Fliegen zu bringen bedurfte es Magie. Und das würde bedeuten, …
    Harry stürzte zum Lager. Er riss Snape und Draco unsanft aus dem Schlaf. Noch völlig benommen und überrumpelt blickten beide nach oben, doch es gab keinen Zweifel: Über ihnen zog majestätisch wie auf einem unsichtbaren Ozean ein Segelschiff dahin.
    „HE! Ihr da unten! Wollt ihr mitfahren?“, schallte es ihnen entgegen. Die drei tauschten einen unsicheren Blick.
    „Wohin geht es denn?“, rief Draco schließlich.
    „Das kommt darauf an, wo ihr hin wollt“, kam die Antwort zurück.
    „Was tun wir?“, fragte Harry. Snape runzelte die Stirn. „Das gefällt mir nicht“, murmelte er. „Andererseits könnte es die Chance sein, unserem Ziel näher zu kommen.“
    „Wir sollten es wagen“, meinte Draco, „Schon allein wegen den Blasen an meinen Füßen.“ Er grinste etwas unbeholfen.
    „Wir fahren mit!“, entschied Snape schließlich laut, doch niemand antwortete. Stattdessen verstärkte sich das Brummen erheblich, die Segel wurden eingeholt und das Schiff sank langsam gen Boden.
    Eine Leiter wurde an der Reling befestigt und hinunter gelassen.
    „Kommt herauf!“, neben der Leiter tauchte der Kopf eines Mannes auf. Harry nickte schweigend und sie machten sich daran, die Leiter zu erklimmen. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus, weil das Holz rutschig war und nur wenig Halt bot. Man reichte ihnen eine Hand und zog sie über die Reling auf das Deck des Schiffes.
    „Danke“, murmelte Draco. Er taumelte ein wenig, und musste sich an dem hölzernen Geländer festhalten.
    „Na, min Jungchen, bisschen wacklig auf de Beine, wa?“, das wettergegerbte Gesicht eines Matrosen tauchte vor ihnen auf. Sein breites Grinsen enthüllte ein paar Zahnlücken, aber die lebhaften Augen blitzten vergnügt.
    „Na denn, kommt ma mit, ihr Reisenden, die alte Selly heißt euch willkommen“, er klopfte mit der Hand auf die Reling. „N´gutes Schiff ist das, hat schon viel mitgemacht. Aber ihr Landratten werdet das nich so zu schätzen wissen, wa?“ Er grinste und präsentierte ihnen erneut sein abgenutztes Gebiss. „Werd euch jetz erst ma die Käptn vorstelln. Na kommt schon, nich so schüchtern.“
    Er winkte ihnen, ihm zu folgen. Harry sah sich im Vorbeigehen neugierig um. An Deck wimmelte es nur so von geschäftigen Matrosen. Überall wurde gearbeitet: Ein gutes Dutzend war damit beschäftigt, das Deck zu reinigen, aber das Wasser war schon so schmutzig, dass der Erfolg eher gering ausfallen würde. Einige reparierten kaputte Segel oder knüpften Taue. Wieder andere verstauten Ladung und zurrten sie fest.
    „So, hier rein, in die gute Stube“, der Matrose öffnete die Tür zu einer kleinen Kajüte, „Die Käptn wird sich gleich um euch kümmern.“
    Die drei blickten sich um. Der Raum war spartanisch eingerichtet, außer einem Tisch, einer klapprigen Pritsche und eines Schaukelstuhls war er leer. Auf der Schreibtischplatte stapelten sich Karten und Geräte, die wohl der Navigation dienten.
    „Und, wohin soll die Reise denn gehen?“, fragte eine kühle Stimme. Harry versuchte die Person, die das gesagt hatte ausfindig zu machen, doch er konnte niemanden entdecken.
    „Keine Chance“, sagte die Stimme und es kam Harry so vor, als amüsiere sie sich. Ein Windzug rauschte durch die Kabine.
    „Ich dachte wirklich, ihr würdet mich erkennen.“



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