16.01.2009 Dieter Thomas Heck über die Hitparade

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    Re: 16.01.2009 Dieter Thomas Heck über die Hitparade

    Michael - 24.03.2012, 20:45

    16.01.2009 Dieter Thomas Heck über die Hitparade
    Interview mit Dieter Thomas Heck über die Hitparade am 16.1.2009

    Über sein Verhältnis zu anderer moderner Technik, schöne und schlimme Erinnerungen an die Hitparade und darüber, welche neuen deutschen Bands er mag, haben wir mit Dieter Thomas Heck gesprochen.

    Vor genau 40 Jahren erklang der Ruf zum ersten Mal: "Guten Abend – hier ist Berlin – Samstag – achtzehn Uhr – fünfundvierzig Minuten – und zwölf Sekunden!" In hartem Stakkato ruft Moderator Dieter Thomas Heck am 18. Januar 1969 im Tempelhofer Studio der Berliner Unionfilm erstmals den Satz ins Mikrofon, der ihn berühmt machen und den deutschen Schlager zu neuen Höhenflügen führen würde.[B]

    Bis heute hat der Schlager seine Faszination nicht verloren, sogar für die Playstation ist jetzt eine "Sing-Star"-Schlager-Edition erschienen. "Ein Riesenspaß", schwärmt der einstige Moderator. "Denn die Nummern, die man dabei mitsingen kann, kennt jeder – nur den Text nicht. Und den sieht man nun eingeblendet, und im Hintergrund laufen die Originalaufnahmen aus der Hitparade."

    [B]Herr Heck, haben Sie schon mal von der "Hypemachine" gehört?

    Nein, was soll das sein?

    Das ist ein Internet-Portal, das alle Websites von Popfans automatisch nach Musik durchsucht und dann auflistet, welche Songs und Bands gerade angesagt sind. Man kann sie auf den iPod ziehen, lange ehe sie im Radio oder Fernsehen laufen.

    Klingt interessant, aber auch aufwendig. Ich überlasse es lieber meiner Tochter, Musik aus dem Internet zu suchen, die macht das wunderbar. Ich brauche das nicht.

    Haben Sie als dienstältester Musikfreund Deutschlands zumindest einen iPod?

    Nein. Wenn ich unterwegs Musik höre, dann nur im Auto - und wenn ich Nordic Walking mache. Dann trage ich Kopfhörer und mein kleines Bandgerät in der Tasche. Aber am Tage rumlaufen und immer, wenn ich mich einer grüßt, die Stöpsel rauszuziehen und zu fragen "Wie bitte?" - das finde ich albern.

    Finden Sie es schlimm fürs Fernsehen, dass ihm die Macht verloren ging, die Sie damals noch hatten?

    Was heißt Macht? Für unsere Sendung war eine Vorauswahl nötig, und die hat eben eine Jury getroffen. Als ich die Hitparade gemeinsam mit Regisseur Truck Branss konzipierte, wollte der ZDF-Unterhaltungschef Heinz Oepen, dass ich die Auswahl der Künstler übernehme. Aber dann hätte es doch sofort geheißen: "Ach, dieser Sänger ist ja schon wieder in der Hitparade - klar, mit dem trinkt der Heck öfter mal ein Bier." Also sagte ich: Ich moderiere, aber die Neuvorstellungen suchen ausgewählte Redakteure und Journalisten aus. Die Hits hat aber damals wie heute das Publikum gemacht.

    Nun ja. Wer einmal bei Ihnen aufgetreten ist - egal ob er gewann oder nicht -, verkaufte tags darauf Tausende Platten.

    Das stimmt natürlich. Es war eine Konstellation, bei der ein Rad ins andere griff: Der deutsche Schlager war wahnsinnig erfolgreich, die Sänger haben Geld verdient, die Musiker haben Geld verdient, und die Plattenfirmen natürlich auch.

    So verhalfen Sie dem Schlager zu neuen Höhen, die er in Zeiten der Beatmusik sonst kaum erreicht hätte. Wie sehr sind Sie von den deutschen Künstlern und Labels damals umgarnt worden?

    Kaum - jeder wusste ja, dass ich nicht über die Gäste entscheide. Es gab eher solche Aktionen, dass Interpreten frankierte Postkarten an ihre Fanclubs schickten, als noch per Postkarte abgestimmt wurde. Mancher ließ auch Abstimmungskarten auf Konzerten von den Fans ausfüllen. Dann fuhren die Sänger oder das Management - damit wir es nicht merken - in ganz Hamburg 'rum und warfen die Karten in Hunderte Briefkästen, in allen Stadtteilen, bis nach Winsen-Luhe und wer weiß wohin. Das Komische war nur: Das zuständige Hauptpostamt hat alle Post an uns gesammelt, dann kam ein Band drum, und das ganze Paket ging geschlossen an uns.

    Wurden die Stimmen dann trotzdem gewertet?

    In der Regel schon. Das hat sich ja schnell egalisiert, weil jeder irgendwann seine Fans so gut mobilisierte, wie er konnte.

    Herr Heck, wie würden Sie heute eine ZDF-Hitparade zusammenstellen?

    Es wird ja Gott sei Dank wieder viel deutsch gesungen, auch von jungen Künstlern. Wenn ich hier auf meinen Schreibtisch gucke, liegen da wunderbare Platten: Juli! Silbermond! Klar klingt das anders als früher. Aber die Zeiten ändern sich nun mal. Was hab ich neulich gehört? Ach ja: Söhne Mannheims! "Wenn ein Lied meine Lippen verlässt" - super! Oder "Was ich an dir mag" von Lukas Hilbert, habe ich neulich entdeckt. "Schnappi, das kleine Krokodil" ist auch wieder da. Und Max Mutzke ist zurück, auch auf Deutsch. Ein Titel wie sein "Schwarz auf Weiß" wäre für uns ein lupenreiner Schlager für die Hitparade gewesen.

    Die alten Schlager-Helden von damals würden Sie heute nicht mehr einladen?[B]

    Oh doch, viele der alten Geschichten kommen ja auch wieder auf den Markt. Vor ein paar Jahren war plötzlich sowas wie "Er gehört zu mir" von Marianne Rosenberg wieder angesagt. Wer hätte das vorher gedacht? Ich halte es immer noch für einen Fehler, dass das ZDF die Sendung damals aufgegeben hat. Wir hatten immerhin Einschaltzahlen bis zu 27 Millionen.

    [B]Aber das war in den 70ern. Der letzte Modernisierungsversuch, der geglückt ist, war die Integration der Neuen Deutschen Welle Anfang der 80er: Die jungen Künstler sangen deutsch, grenzten sich aber so schrill wie möglich vom Schlager ab. Stimmt es, dass Sie selbst es lieber verhindert hätten, diese Bands in der Hitparade auftreten zu lassen?

    Nein, im Gegenteil! Das war eine schöne Zeit. Wir machten eine deutsche Hitparade - und nun kam eine deutsche Welle. Da war ich doch glücklich! Natürlich gab es Vorbehalte - auf beiden Seiten. Vor dem Auftritt von Trio traf ich zufällig deren Produzenten, der sagte: "Die haben richtig Schiss vor dir: ,Der immer mit Anzug und Krawatte!'" Also habe ich mir die Namen der Jungs besorgt, und als sie ins Studio kamen, rief ich: "Hallo Kalle, hallo Stephan, hallo Peter. Ich finde es toll, was ihr macht. Zum Glück seid ihr nun da, da, da!" Da war das Eis gebrochen.

    Zum Dank veralberten Trio Sie, indem sie in der Live-Show Ihren Namen in den Text einbauten. Auch Fräulein Menke zog sich live einen Hochzeitsschleier über - obwohl Ihr Regisseur das vorher verboten hatte.

    Ja, sowas passierte immer wieder mal. Ich bin bei solchen Sachen humorvoll, mich stört das nicht so. Ich fand ja gut, wie diese Welle eine ganz neue deutsche Mentalität gezeigt hat. Denken Sie an UKW: "Ich bin ja so verschossen - in deine Sommersprossen"! Oder Hubert Kah: "Rosemarie, ich steck dir rote Rosen an, wir spielen dann Frau und Mann." Ich fand das wahnsinnig komisch.

    Aber waren das noch Schlager im Heck'schen Sinne?

    Schlager kann vieles sein. Schlager gibt es in jedem Land, da heißt es nur anders. Wir Deutschen trauen uns ja nicht, unsere erfolgreichsten Titel zum Grand Prix Eurovision de la Chanson zu schicken. Nur weil es "Chanson" hieß, dachten die deutschen Autoren, sie müssten sowas schreiben wie "Der Wind / der Wind pfeift und saust / Es ist draußen so kalt / Und ich halt es nicht aus". Und was brachten die Engländer? (singt: ) "Congratulation! And Celebration!" Die schrieben fröhliche Schlager! Nur wir besingen lieber das Elend der Welt und nennen es Kunst. Und der Zuschauer denkt sich dann: "Was soll das denn? Ich freu' mich auf'nen schönen Abend, und dann sowas!"



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