Hallo,
Ich denke, das ist ein sehr umfangreiches Thema, aber ich versuche mal den Anfang zu machen. Jeder weiß bei uns ja immer etwas und dann wird viel draus
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Ich glaube, zu diesem Thema muss wieder "Jane Austen und ihre Zeit" von Deidre LeFaye herhalten. Leider habe ich es zur Zeit nicht hier, aber da steht auf jeden Fall etwas über das Benehmen in der damaligen Zeit drin.
Also, das mit dem Vorstellen hatte ich so in Erinnerung: Es war üblich, dass man Fremden von gemeinsamen "Bekannten" oder eben vom Gastgeber vorgestellt wurde, also nicht einfach zu dem Menschen hingegangen ist und gesagt hat: "Guten Abend, ich bin Mr / Mrs / Miss Sowieso." Das haben wir ja auch in P&P gesehen, als sich Mr Collins selbst Mr Darcy vorgestellt hat. Das war ein ungemein großer Faux-Pas!!! (Der gute Mr Collins!
)
Ich denke im Grunde war es so, wie eigentlich heute auch noch: Wenn sich drei Leute treffen, aber nur zwei davon kennen sich, wird der "Fremde" eben vorgestellt.
Ah, gerade noch was gefunden:
Da haben wir's doch, sogar drei Szenen!
Dann war da noch was mit den Favourites unter den Gesprächsthemen
(überleg, überleg): Ich glaube mich zu erinnern, dass eher über das Wetter und solche "unbedeutenden oberflächlichen" Sachen geredet wurde, keinesfalls aber über Politik (das galt schon gar nicht für Frauen!). Aber ich glaube widerum, dass das heute auch noch so ist. Jedenfalls sollte man mit jemandem, den man noch nicht lange kennt, nicht gleich über Politik reden.
Im Buch waren noch mehr solcher zu vermeidenden Gesprächsthemen genannt, aber alles habe ich mir nicht gemerkt.
Geknickst hat eigentlich jeder vor jedem, wenn man sich "getroffen" hat (gut, vielleicht nicht unbedingt der Bauer oder gemeine Arbeiter). Wir reden jetzt mal von den Kreisen, in denen sich Jane Austen bewegte und die sie in ihren Romanen beschrieb.
Emma Thompson sagte mal, dass das Knicksen als eine Art "kurze Unterwerfung" der Gesprächspartner zu verstehen ist. Für einen Moment stehen somit beide Partner auf einer Stufe (kann man das so sagen?). Vielleicht hat sie das ja auch nur so interpretiert, aber da ist schon etwas Wahres dran.
Manchmal schreibt Jane Austen ja in ihren Roman, dass sich jemand inmitten eines Gesprächs verbeugt (Mr Darcy macht das, glaube ich, einmal im Gespräch mit Lizzy). Das sollte dann widerum Zustimmung ausdrücken. Ehrlich gesagt, stelle ich mir das ein bißchen komisch vor anzusehen. Aber naja, damals war eben einiges anders.
So, das sollen mal meine ersten Gedanken zu diesem Thema gewesen sein. Sie waren vielleicht nicht gerade neu, aber ich bitte darüber hinwegzusehen
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Bis bald und liebe Grüße,
Lizzy