Give me your vampire heart

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    Re: Give me your vampire heart

    Mary - 17.09.2007, 22:49

    Give me your vampire heart
    Mal ein kleines Geschichten von mir... Politik ist langweilig, Schule insgesamt ist meistens langweilig *g*
    Genug der Rechtfertigungen^^ Worum es geht, werdet ihr schnell merken, wenn ihr es liest. Alles gehört mir bis auf eine geile männliche Person *seufz*, die leider nicht ;)
    Noch was: Die Story ist relativ kurz, also nicht wundern ;) und sie hat nichts mit HP zu tun ;)


    Give me your vampire heart


    Total resigniert sitze ich hier.
    Ich bin gerade erst aufgestanden, es dämmert und wird langsam dunkel.
    „Niina, kommst du mit?“, langsam und würdevoll schaue ich auf, als ich gerufen werde.
    „Ja, Moment“, seufze ich zur Verwunderung meiner Schwester – normalerweise lasse ich sie alleine jagen.
    Kurz streiche ich über mein dunkles, seidiges Haar, welches mir bis zur Hüfte reicht, dann ziehe ich meinen Mantel über.
    „Wir können“, sage ich leise und klettere direkt nach meiner Schwester aus der Balkontür und das Geländer hinunter.
    Der Hausbesitzer würde sonst unsere nächtlichen Ausflüge bemerken.
    Die Ausflüge, die für uns lebensnotwendig sind.

    „Wie kommt es, dass du mitkommst, Schwester?“ fragt Zaphina nach, während wir durch die immer leerer werdenden Straßen schreiten.
    „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich mitkommen sollte“, antworte ich ihr ruhig und wir betreten einen kleinen Pub.
    In einer Ecke ganz hinten treffen wir einige Leute, die wir kennen.
    Die wie wir sind.
    Sie sind bloß etwas älter.
    150 Jahre glaube ich nur. Ich bin erst 77 Jahre alt, Zaphina ist schon 191.
    Doch niemand, keiner von ihnen, ist so schön wie meine Schwester.
    Sie ist anmutig, hat kurze, stachlige, dunkelrote Haare und fast schwarze Augen.
    Sie ist eindeutig die schönste Frau, das schönste Wesen, das ich kenne.
    Zu meinen langen, dunklen Haaren habe ich kristallblaue Augen und sehr blasse Haut. Wie jeder von uns.
    Ich weiß, dass ich schön bin.
    Wahrscheinlich schöner als alle anderen. Aber niemals so schön wie Zaphina.

    „Schon gesättigt?“, fragt uns einer der anderen, wie schütteln nur den Kopf und bestellen uns einen „Bloody Mary“.
    Nachdem wir diesen ausgetrunken haben, verabschieden wir uns vorerst wieder und machen uns auf die Suche.
    Ein junger, karrieregeiler Mann muss dran glauben, nachdem wir ihn in eine Seitengasse gelockt haben.
    Zuerst beißt Zaphina zu, saugt ihn halb aus, wischt sich das Blut an ihrem Mund mit dem Handrücken ab.
    Dann bin ich dran. Ich trinke so lange, bis wirklich kein Blut mehr in seinem Körper ist.
    Ich schubse ihn weg, leblos sackt er zusammen.
    Er war schon bei Zaphina gestorben.
    Aber wir töten nicht wahllos. Nicht, wenn es anders geht. Denn eigentlich töten wir nur die Menschen, die sterben wollen oder die es verdient haben, getötet zu werden.
    So wie der Mann eben.
    Ja, selbst Vampire haben Regeln.

    Wir finden noch ein weiteres Opfer, bevor wir uns wieder auf den Weg in den Pub machen.
    Wieder einmal bereitet sich eine neue Band vor, ab und an spielen hier verschiedene Musiker.
    Wir setzen uns wieder in die hintere Ecke zu den anderen.
    Es gibt sogar ein verliebtes Paar unter uns, auch wenn sie das hartnäckige Gerücht hält, Vampire könnten nicht fühlen.
    Vampire zeigen es bloß nie.
    Vampire können auch sterben – bei Sonnenlicht, durch einen Pflock ins Herz oder aber an Blutmangel.
    Es ist ungewöhnlich, dass wir uns verlieben, aber nicht unmöglich.
    Manche ältere Vampire sehen solchen Paaren verächtlich gegenüber, sagen aber meistens nichts.

    Wir hören Gitarrenlaute und blicken kühl zur Bühne.
    Es erscheint ein junger Mann, vielleicht Ende 20, am Mikro.
    Er hat dunkle Haare, die ihm bis zur Schulter reichen, trägt einen schwarzen, taillierten Mantel und eine schwarze Hüfthose.
    Er scheint sehr dünn zu sein. Ein wenig Blässe ziert sein Gesicht und seine Augen sind schwarz umrandet. Er wirkt sehr attraktiv.
    Plötzlich fängt er an, in einer tiefen Bassstimme zu singen, die mir eine Gänsehaut verliehen hätte, wenn dies möglich sein würde.
    Ich muss gestehen, dass ich vollkommen hin und weg bin von dieser Person, dessen Auftreten.

    „Schwester, verweilst du noch unter den Unsterblichen?“, fragt Zaphina mich und schaut mich überheblich an.
    Doch ich kenne sie. Ich weiß, dass sie schmunzelt.
    „Gewährt mir meine Ruhe“, erwidere ich ruhig in die Runde und als keine Widersprüche kommen, schaue ich wieder zur Bühne.
    Wie gebannt genieße ich den Auftritt und ehe ich mich versehe, verabschieden sie sich und nun ist die Bühne leer.
    „Niina? Folge mir bitte“, fordert Zaphina mich auf, zusammen schreiten wir zur Tür und bleiben vor dem Pub stehen.
    „Entweder“, fängt sie an, „du versuchst, ihn kennen zu lernen, oder aber du lässt es für immer bleiben. So wie du ihn angeschaut hast, könnte es die eine Ausnahme sein“.
    „Er ist ein Sterblicher“, entgegne ich kühl und hebe den Kopf.
    „Ich weiß. Aber das muss nicht so bleiben“. Sie nickt mir zu und ich denke, ein Funkeln in ihren Augen zu erkennen.
    Ich nicke ebenfalls und bleibe draußen in der Nacht stehen, während Zaphina wieder reingeht.

    Unruhig schreite ich vor dem Pub hin und her.
    Ich bin nervös und durcheinander, auch wenn das kein Normalsterblicher sehen kann.
    Meine Hände sind in den Manteltaschen verschwunden, die Fledermausärmel reichen fast bis zu meinen Knien.
    Ein Vampir kann allerdings keine Haltung verlieren, worüber ich schon öfter sehr glücklich gewesen bin. Ein Gefühl sagt mir, noch etwas hier draußen zu bleiben, doch ich weiß nicht warum.
    Ich höre die Tür des Pubs aufgehen. Hastig stürmt ein Mann daraus hervor und ich gehe ruhig zur Seite, sonst wäre er direkt in mich herein gelaufen.
    Ich liebe diese Reflexe.



    Re: Give me your vampire heart

    Mary - 18.09.2007, 17:18


    Total erstaunt und wie gebannt starrt er mich an. Es ist der Sänger von dieser Band.
    Irgendwas ist da zwischen uns. Ich sehe seine Halsschlagader hervorstehen, sein Herz scheint zu rasen.
    Nur schwer kann ich mein Blick davon wenden.
    „Hei“, sagt er atemlos und nimmt langsam wieder Haltung an. „Hei“, kommt es ruhig von mir, „Warum so eilig?“, frage ich herrisch, er richtet sich auf und gewinnt seine volle Haltung wieder – er ist größer als ich.
    Seine Augen scheinen in die Tiefe zu gehen, er lässt es nicht zu, seine Seele zu erblicken.
    Das wundert mich, nur sehr wenige Sterbliche können sich uns gegenüber verschließen.
    Langsam kommt er auf mich zu.
    „Ich bin Ville. Wie heißt du?“, er hält mir seine Hand hin, ohne auf meine Frage einzugehen.
    Ich reiche ihm meine Hand, spüre sein Blut in den Adern rauschen.
    Ihm tief in die Augen blickend versuche ich mich zu beherrschen.
    Zu gerne würde ich zubeißen... „Ich bin Niina“, antworte ich leise, unsere Hände lösen sich zögerlich.

    Ich bin wiederum wie gebannt von ihm, fasziniert versuche ich sein komplexes Wesen zu entschlüsseln.
    „Du bist attraktiv“, murmelt er mir zu.
    „Und du bist sehr direkt“, gebe ich zurück und ziehe eine Augenbraue hoch.
    In mir regt sich das unbändige Gefühl, ihn küssen zu wollen.
    „Das bin ich immer, wenn ich in Eile bin“, schmunzelt er.
    Er ist also wirklich in Eile – warum ist er dann erst stehen geblieben?
    „Dann solltest du nicht noch länger hier stehen und dich auf den Weg machen. Gute Nacht“, ich nicke ihm zu und schreite an ihm vorbei zurück in den Pub.

    Es ist schon fast halb fünf morgens, als Zaphina und ich auf dem Weg nach Hause sind.
    „Ich habe ihn heraus stürmen sehen“, fängt sie an, ihr Blick bleibt weiterhin aufmerksam der leeren Straße zugerichtet.
    „Ville heißt er“, antworte ich zögernd. „Wirst du ihn wiedersehen?“ Wieder zögere ich, bleibe stehen und schaue in den sternklaren Himmel. „Nein“, ist meine schlichte Antwort.
    Zaphina bleibt stehen und sieht mich kühl an. „Du bist anders als wir. Du bist etwas Besonderes unter uns. Lass dir Zeit“. Als Zaphina schon weitergeht, stutze ich.
    Mit schnellen Schritten hole ich auf. „Was meinst du damit?“, frage ich nach und schüttele aristokratisch mein Haar zurück.

    Wieder bleiben wir stehen, meine Schwester mustert mich. „Weil du die einzige von uns bist, die so viel fühlt. Und dazu kannst du deine Gefühle sehr gut kontrollieren. Nur verliere die Kontrolle nicht, das würde schwerwiegende Konsequenzen für deine Unendlichkeit mit sich bringen“.
    In Gedanken gehen wir weiter. Als die Sonne aufgeht, liege ich schon in meinem Sarg.

    Es dauert einige Nächte, bis wir wieder in den Pub gehen.
    Ich habe die letzten Nächte so viel Blut getrunken, dass ich heute nichts mehr benötige.
    Es ist schon spät, als wir auf dem Weg sind, wir haben noch auf zwei andere gewartet.
    Ein paar Meter vor dem Pub steht eine Person an der Wand gelehnt.
    Den Kopf gesenkt, Haare verdecken das Gesicht, Schatten den ganzen Körper.
    Eine Hand greift urplötzlich nach meinem Arm; schneller, als die Person es realisieren kann, habe ich sein Handgelenk in der Hand, bereit, es mit einer winzigen Bewegung zu brechen.
    Doch ich erstarre, als ich in seine Augen Blicke.
    Ville!



    Re: Give me your vampire heart

    Mary - 18.09.2007, 20:49


    Sanft löst er meine Hand von seinem Handgelenk, umfasst wie in Zeitlupe mein Gesicht mit seinen Händen. Wo ist meine Schwester? Wahrscheinlich hat sie schon vorher gemerkt, wer er ist, und lässt mich absichtlich hier mit ihm alleine.
    Im nächsten Moment spüre ich unglaublich warme und weiche Lippen auf meinen. Ich weiß, dass ich eiskalt bin, ich brauche keine Wärme.
    Aber so habe ich fast Angst, süchtig danach zu werden.
    Außer Atem löst er sich und blickt in mein ausdrucksloses Gesicht. „Tut mir Leid. Ich musste was testen“. Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich ihn kühl an. „Und was?“
    Verlegen lächelt er nun. „Ob du mir eine runterhaust, wenn ich dich küsse und dir... meine Gefühle zeige“, inzwischen grinst er schon frech.
    Mit aufblitzenden Augen sehe ich ihn an, lege eine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn an mich.
    Seine Lippen auf meinen sind einfach das Beste, was ich je gefühlt habe. Als seine Zunge in meinen Mund gleitet und meine anstupst, fühle ich mich vollständig. So, als ob mein Leben lang etwas gefehlt hat.

    Doch es passiert urplötzlich:
    Ich schmecke den unwiderstehlich leckeren Geschmack frischen Blutes in meinem Mund.
    Er muss sich an meinen spitzen Eckzähnen etwas geschnitten haben, vielleicht hat er es nicht einmal selbst bemerkt!
    Ich spanne meinen ganzen Körper an, versuche, mich unter Kontrolle zu halten und schubse ihn mit voller Kraft von mir weg.
    Er stolpert einige Meter rückwärts und sieht mich erschrocken an.
    Er hat es wirklich nicht gemerkt! Aber ich habe es dafür umso mehr gespürt und geschmeckt... Und dies zeigt mir, dass das hier nicht sein kann.
    Ich kann mich kaum beherrschen.
    Langsam kommt er auf mich zu. „Was habe ich falsch gemacht?“, fragt er mich leise und legt mir eine Hand auf die Schulter.

    Ich entziehe mich seiner Berührung und gehe einen Schritt rückwärts.
    Inzwischen stehen wir vor den Fenstern des Pubs.
    „Nichts. Du verstehst es nicht. Ich bin anders, gut? Anders als jeder Mensch“, zische ich ihm zu und straffe meine Schultern wieder.
    „Ich bin kein Mensch“, zische ich noch leiser, ich bin mir nicht sicher, ob er es gehört hat, aber ich bin mir sicher, dass er mir daraufhin nicht mehr in den Pub folgen wird.
    Kontrolle über die Gefühle nicht verlieren... mir scheint, als wäre mir genau dies gerade passiert.
    Mit aufbauschendem Mantel drehe ich mich auf dem Absatz um und marschiere zur Tür des Pubs.
    Es ist leichtsinnig von mir, nicht damit zu rechnen, dass Ville mein fehlendes Spiegelbild in der Fensterscheibe bemerkt...



    Re: Give me your vampire heart

    Mary - 18.09.2007, 21:42


    „Was sagt der Sterbliche?“, fragt eine von den anderen beiden nach, alle sehen mich aufmerksam an.
    Ich kann das nicht leiden, doch da ich die Jüngste bin, stehe ich einfach unter ihnen.
    „Nichts Interessantes“, gebe ich kühl von mir und bestelle mir meinen „Bloody Mary“.
    Zaphinas Augen blitzen auf, als ich mir über die Lippe lecke.
    Ich deute ein Nicken an und damit gibt sie sich vorerst zufrieden.
    Obwohl wir alle für gewöhnlich sehr ruhig sind, fällt den anderen ziemlich schnell auf, dass ich für den heutigen Abend komplett schweige.
    „Das hat man davon, wenn man seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat“, zischen sie mir zu, „Ein Sterblicher heißt so, weil er irgendwann von uns getötet werden kann und wird“.
    Bei mir prallen die Argumente kalt ab. Ich weiß, dass sie Recht haben, aber warum sollte ich mich einer sinnlosen Diskussion stellen?
    Nicht nur, dass ich eine Gefahr für Ville sein würde – auch die anderen Vampire wären eine vielleicht sogar noch größere Gefahr für ihn.

    „Du hast es ihm erzählt oder?“, fragt mich Zaphina, als wir wiederum auf dem Rückweg sind.
    „Er könnte es sich erahnen“, antworte ich daraufhin abweisend und streiche mir über die Lippen.
    „Ihr habt euch geküsst“, das war keine Frage.
    Ich brauche nichts dazu zu sagen, Zaphina weiß es.
    „Wieso hast du ihn weggeschickt?“, wir biegen in die Seitengasse ein, von der aus wir auf den Balkon gelangen können.
    „Er hat sich verletzt“, zische ich kühl und nun stehen wir unter dem Balkon.
    „Du hattest Angst, ihn zu beißen“, stellt sie wiederum nüchtern fest und ich nicke arrogant.
    „Ich will ihm nicht sein Leben nehmen und ihm ungefragt das Tageslicht stehlen“.
    „Es ist deine Entscheidung. Wenn du ihn liebst, kannst du dich zurückhalten, aber wer weiß, ob das auch andere von uns können. Wenn er dich liebt, wird er die Sonne aufgeben. Bekomm deine Gefühle wieder unter Kontrolle und gebe nicht auf“, sie nickt mir zu, macht einen leichten Sprung und landet elegant und mit aufbauschendem Mantel auf unserem Balkon.
    Ich tue es ihr gleich und bald darauf liege ich schon in meinem Sarg.

    Doch ich kann lange nicht schlafen, meine Gedanken kreisen um Zaphinas Worte.
    Ob sie Recht hat, dass Ville die Sonne für mich aufgeben würde?
    Selbst wenn er dies tun sollte, ich möchte es nicht.
    Denn sobald er ein Vampir ist, kann es passieren, dass seine Gefühle sich auf das reduzieren, was die anderen Vampire auch fühlen.
    Dann habe ich ihn umsonst in diese Welt geholt, er wird dann nichts mehr fühlen.
    Ein weiterer verdammter und meine unerwiderte Liebe.
    Nein, dies will ich nicht.
    Niemand kann sicher sein, dass seine Gefühle beständig sind, das Risiko ist zu hoch.



    Re: Give me your vampire heart

    Mary - 20.09.2007, 20:26


    Die nächsten Nächte bleibe ich in unserer Wohnung.
    Ich werde in nächster Zeit nicht mehr in die Nähe des Pubs gehen.
    Wenn ich ihn wiedersehe, würde ich mich nicht beherrschen können.
    Erst nach der sechsten Nacht kommt Zaphina morgens, kurz vor Dämmerung, in mein Zimmer.
    Sie zückt einige Ampullen, die anscheinend mit Blut gefüllt sind.
    „Hier. Es ist nicht mehr warm, aber ich lasse dich nicht verhungern. Du bist meine Schwester, trink!“, und sie hält mir die erste Ampulle an den Mund.
    Es stimmt, ich bin noch dünner als sonst, mein Gesicht ist eingefallen und meine Haare sind stumpf.
    Meine knochigen Finger können die Ampullen kaum halten.
    Fast wäre ich verhungert, noch eine Nacht länger...
    Und es war nicht einmal schwer für mich. Es war viel schwerer für mich, die Abwesenheit Villes auszuhalten.

    Erst nachdem ich alle Ampullen leer getrunken habe, lässt Zaphina von mir ab.
    „Die nächste Nacht kommst du mit!“, befiehlt sie mir herrisch, ich kann nichts dagegen sagen, doch ich fühle, wie ich langsam wieder stärker werde.
    Ich nicke nur schwach, elegant hilft sie mir in den Sarg und schließt liebevoll den Deckel.
    Mir ist klar, dass ich nur eine handbreite vom endgültigen Tod entfernt gewesen bin, aber es kümmert mich nicht.
    Ich weiß, was die Älteren dazu sagen würden.
    „Verhungert fast wegen einem Sterblichen, unglaublich“, ich kann ihre verächtlich klingenden Stimmen in meinem Kopf widerhallen hören.
    Ich bemerke etwas Heißes und Nasses an meiner Schläfe und streiche darüber.
    Als ich realisiere, dass es eine Träne ist, kneife ich die Augen zusammen, um Ruhe zu bewahren.
    Ich habe noch nie auch nur eine einzige Träne verdrückt und jetzt schafft es ein Sterblicher...

    Als ich aufwache, fühle ich mich schon wieder kräftiger, doch ein Blick von meiner Schwester sagt mir, dass ich noch nicht wieder kräftig genug bin.
    Wenn ich Blutmangel habe, erkennt man es an meinem äußeren Erscheinungsbild.
    Nicht nur, dass mein Gesicht eingefallen ist, meine Finger nur noch aus Knochen bestehen und meine Kleider rutschen, nein, meine ganze Ausstrahlung ist nicht mehr vorhanden, ich wirke hässlich.
    Zaphina gibt mir eine letzte Ampulle, bevor wir uns auf die Jagt machen.
    Vier Opfer müssen dieses Mal dran glauben, von denen ich alleine fast drei gebrauche.
    Ich fühle, wie meine Haltung den letzten Schliff bekommt und ich wieder aristokratisch meinen Kopf heben kann.
    Ehrfürchtig sieht meine Schwester zu mir, legt mir die Hand auf die Schulter und nickt.
    Das wäre geschafft.

    „Wieder zu Kräften gekommen, Niina?“, werde ich süffisant lächelnd begrüßt, als Zaphina und ich in den Pub schreiten.
    Ich weiß nicht, warum ich mich wieder von Zaphina hab überreden lassen, mitzukommen.
    Außer ein „Du wirst es nicht bereuen“, habe ich nichts mehr gehört.
    Wir lassen uns nieder und mein Blick gleitet durch den halbvollen Pub und bleibt an der Bühne hängen. Instrumente?!
    „Wer spielt heute?“, frage ich kühl und herrisch, doch ich brauche nicht auf eine Antwort zu warten – in diesem Moment betreten Ville und seine Band die Bühne.
    „Anscheinend dein Sterblicher“, höre ich es hinter mir zischen, doch mein Blick gilt meiner Schwester.
    Zwar guckt sie kühl wie immer, doch ich denke, ein zufriedenes Glitzern in ihren Augen zu erkennen.



    Re: Give me your vampire heart

    Mary - 28.09.2007, 19:49


    Ich seufze entnervt, komme aber nicht umhin, doch zur Bühne zu schauen.
    Meine Augen zusammenkneifend spüre ich Villes Stimme gerade zu, er berührt mich und ich bekomme das Gefühl, dass er nur für mich singt.
    Nach, wie mir scheint, einer Ewigkeit kündigt Ville das letzte Lied an.
    „Es heißt „Vampire Heart““, sagt er noch schnell und ich schaue auf, mir scheint, als ob er mir geradewegs in die Augen blickt.
    Weiß er, was ich bin? Ist das eine Anspielung?
    Bevor ich zu Ende überlegen kann, setzt er zur Bridge und zum Refrain an:

    “Let me bleed you this song of my heart deformed
    And lead you along this path in the dark
    Where I belong until I feel your warmth

    Hold me like you held onto life
    when all fears came alive and
    entombed me
    Love me and give up the sun,
    scorching the blood in my
    vampire heart”

    ...love me and give up the sun? Gebannt schaue ich zu ihm.
    Er singt den Text aus der Sicht eines Vampirs, er versucht darin, jemand Sterbliches zu einem Leben mit ihm zu überzeugen.
    Würde er sein Leben aufgeben?
    “...my vampire... heart”, singt er wieder – das letzte Wort haucht er, es hört sich genau wie das fauchende Hauchen von uns an, welches wir von uns geben, kurz bevor wir zubeißen.
    Ich spüre einen kalten Schauer meinen Rücken hinunter rieseln, seine Stimme ist einmalig.
    Er wäre ein perfekter Vampir.

    “Das kann er wenigstens schon mal”, höre ich es höhnisch sagen, doch ich bin viel zu fasziniert von Ville, als darauf einzugehen...

    “War das genug?”, fragt Zaphina mich mit hochgezogenen Augenbrauen, doch ich weiß nichts zu erwidern.
    Es dauert nicht lang, da sind die anderen unter uns wieder in ihren Gesprächen vertieft.
    Kurze Zeit später sehe ich Ville quer durch den Pub schreiten.
    Er hebt einmal seinen Kopf, sieht sich kurz um, und als er meinen Blick erfasst, senkt er den Kopf wieder und geht hinaus.
    Elegant und unauffällig erhebe ich mich und folge ihm.
    Doch als ich draußen vor dem Pub stehe, sehe ich ihn nicht. Ich verenge meine Augen zu Schlitzen, gehe drei Schritte und kann ihn im Schatten neben dem Pub erkennen.
    „Hei Niina“, höre ich seine tiefe Stimme, ich stehe direkt vor ihm, während er an der Wand, an der gleichen Stelle wie vor ein paar Tagen, gelehnt steht.



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