Keiner kann leben, während der andere überlebt

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    Re: Keiner kann leben, während der andere überlebt

    Anonymous - 04.11.2005, 12:57

    Keiner kann leben, während der andere überlebt
    Titel: Keiner kann leben, während der andere überlebt
    Autor: Prin :D
    Altersbeschränkung: ca. ab 14 Jahre
    Inhaltsangabe: Kurzgeschichte über Harrys letzter Kampf gegen Voldemort. Seine Gedanken, seine Gefühle.
    Wichtig: Dies ist meine Interpretation der Prophezeihung und diese Geschichte ist entstanden, bevor das 6. Buch heraus kam, was nicht bedeutet, dass ich nicht alles umdrehen könnte damit es zum 6. Buch paßt :P Ob ich hieraus eine vollständige FF mache oder es bei diesem einen Kapitel belasse, weeees ich noch net. Aber ich wollte Engelchendeuxli mal a bisserl Arbeit geben :lol: Also kleines :D Wenn ich hier falsch bin, dann schieb mal fleißig *g*
    Geeignet für Fans von: Pairings von Harry & Ginny, Lily & James

    3488 Wörter


    Man sagt, wenn man weiß, dass man gleich sterben wird, dann sieht man noch mal all die Dinge, die einen im Leben gezeichnet haben. Es gab so vieles was in seinem Leben passiert war, an das er sich in diesem Moment erinnerte. Einiges tat ihm Leid, weil er es nicht mehr rechtzeitig widerrufen konnte, anderes freute ihn sehr, weil er es rechtzeitig den Menschen hatte sagen können. Er erinnerte sich daran wie er Ron und Hermine begegnet war und wie sie Freunde wurden, und an seine Kämpfe gegen den dunklen Lord, dem er so oft entkommen war. An Menschen, die ihm eine Familie geben wollten, nachdem er seine eigene nie kennen lernen durfte. An Sirius, die Weasleys, Lupin, Tonks.

    Harry kniete hinter einem dicken Baumstamm, seine rechte Hand war an die Hüfte gepresst. Seine Seite stach und überhaupt tat ihm jeder einzelne Knochen weh. Er würde hier sterben, das hatte er jetzt begriffen. Er hatte nun herausgefunden was die Macht war, die Voldemort nicht kannte, die ihn ihm ebenbürtig machte und er hatte verstanden, was er tun musste, um ihn zu vernichten. Er lief die ganze Zeit davon, lief durch den dunklen verbotenen Wald, in der Hoffnung ihm entfliehen zu können. Er wollte nicht wieder gefoltert werden, wie damals, wollte ihn nicht ansehen und seinen grausamen Anblick ertragen müssen. Diese blutroten Augen, die ihn bis in seine Alpträume verfolgten und ihn immer daran erinnerten, was für ein Schicksal auf ihn wartete. Der Tod. Er sank am Baum gelehnt auf den Boden hinab und keuchte. Sein Umhang wurde vom Schlamm des Bodens dreckig, aber es war ihm egal. Er war müde, erschöpft und hatte keine Kraft mehr zum Laufen, vielleicht auch nicht mehr zum Leben. Ob er deswegen feige war? Weil er einfach so aufgab und sich gleich töten lassen würde, sobald der dunkle Lord ihn eingeholt hat? Es war kein Kampfgeist mehr vorhanden, kein Wille zum Weiterleben. Nicht nach all dem was er in seinem Leben schon ertragen musste, was er verloren hatte. Er schloss seine Augen, dachte an seine Eltern zurück, die er niemals kennen lernen durfte, die ihr Leben für ihn gaben - und wozu das Ganze? Damit er die paar Jahre in Qual leben durfte um jetzt auf grausame Weise umgebracht zu werden? Es waren Jahre der Qual. Er hatte keinen Spaß am Leben. Bis zu seinem elften Lebensjahr wurde er von seinen Verwandten gemobbt und wie ein lästiges Haustier behandelt, seine Jahre in Hogwarts waren geprägt von Gefahren, Überlebensversuchen und... auch hier der Tod. Er würde den Tod der besten Freunde seines Vaters nie verstehen und akzeptieren. Sirius Black und Remus Lupin waren tot, weil sie ihn beschützen wollten. Er war schuld... Seine Freunde hatten alles versucht um ihm sein Leben schöner zu machen, aber sie wussten nie was für eine Last er auf seinen Schultern trug. Die Last der Welt, denn wenn ER Voldemort nicht tötete, dann würde der dunkle Lord ihn töten und alle Muggel wären in Gefahr. Und trotz dieses Wissens, konnte er nicht mehr kämpfen. Er wusste wie er siegen könnte, doch schien keine Kraft mehr vorhanden zu sein, diese Macht auch zu benutzen. Harry James Potter, war bereit aufzugeben.

    'Harry....' Er öffnete seine Augen, als diese Stimme in seine Gedanken eindrang und starrte entsetzt vor sich hin. "Ginny?" fragte er vorsichtig, aber es kam keine Antwort aus der Leere vor ihm zurück. Es war Einbildung gewesen. Natürlich war es Einbildung, wie denn auch nicht? Wie hätte sie auch ausgerechnet hier in dem riesigen, verbotenen Wald sein können? Sie war in Sicherheit, in Hogwarts... und das zum Glück. Ginny Weasley, Rons kleine Schwester. Er lachte leicht auf, als er daran dachte, dass er sich ausgerechnet in die einzige Schwester seines besten Freundes verliebt hatte. Er kannte Ginny seit seinem ersten Jahr in Hogwarts. Er hatte sie am Bahnsteig bei ihrer Familie gesehen, hatte ihr sogar in seinem 2. Schuljahr das Leben gerettet, aber er sah sie nie in dem Licht, in dem sie jetzt stand. Am Anfang war sie nur jemand, der ihn bewunderte und begehrte, weil er eben Harry Potter war, der Junge, der überlebt hatte. Er mochte es nicht, wenn Leute ihn nur als eben diesen sahen. Er dachte das auch über Ron und Hermine, aber er fand schon sehr bald heraus, dass dem nicht so war. Sie waren Freunde, echte Freunde, die ihm in jeder Situation beistanden, ganz gleich wie groß die Gefahr war. In ihrem sechsten Schuljahr, er konnte sich noch genau daran erinnern, hatte Ginny sich verändert. Sie fauchte ihn schon mal an und stritt auch mit ihm, wenn sie nicht einer Meinung waren. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das Harry Potter bewunderte und in seiner Gegenwart kein Wort herausbrachte. Sie war Ginevra Weasley, hervorragende Jägerin der Gryffindor Quidditchmannschaft. Sie vertrat ihre eigene Meinung und im Gegenteil zu Ron war Ginny durchaus beliebt. Sie wurde in ihrem fünften Jahr Vertrauensschülerin und viele Jungs wollten mit ihr ausgehen. Gutaussehende Gryffindors, begabte Hufflepuffs, kluge Ravenclaws und sogar die Dumpfbacken aus Slytherin hatten Interesse an ihr. Sie hatte die Wahl der Qual, wenn man es so nennen konnte. Doch Ginny wählte sich selbst... Sie blieb weiter an Hermines Seite, als ihre beste Freundin und suchte weiter Harrys Nähe, als einen sehr guten Freund. Nach Sirius Tod war Ginny, die einzige, die ihn verstand. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich mit ihr seelenverwandt.

    Am Ende des letzten Schuljahres, der Sommer kurz vor der siebten Klasse standen sie Voldemort Auge in Auge gegenüber... und sie hatten überlebt. Ginny wurde von ihm verletzt und er sah noch das ganze Blut, das in seiner Hand tropfte, als er versuchte ihr zu helfen.... Das musste es gewesen sein. Da hatte er sich wohl in sie verliebt, als er bemerkte, dass er sie verlieren könnte. Man merkt erst dann, was man hatte, wenn man es verliert... oder zu verlieren droht. Er würde sie nicht wieder sehen, das wurde ihm jetzt bewusst. Er würde nicht mehr ihre roten, glatten, sanften Haare fühlen können, die in der Sonne leicht golden schimmerten. Er würde nicht mehr ihren zarten Duft wahrnehmen können, der leicht nach roten Rosen roch. Sie würde ihn nie wieder einen "Dummen, von Selbstzweifel zerfressenen Menschenretter" nennen. Bei diesem Gedanken begann er zu schmunzeln. Als er das zum ersten mal hörte, hatte er sie für verrückt gehalten. Sie war auch verrückt... aber es war gut so.... Er würde nie den Tag vergessen, an dem dieses Mädchen es schaffte, sein Herz zu ändern und ihm etwas zu geben, wofür es sich zu leben lohnte. Nachdem er glaubte den einzigen Menschen verloren zu haben, der ihn wie einen Sohn sah, wurde sie zu einem Menschen, der ihm zeigte, dass es ihm Leben mehr gab als eine vorhergesagte Prophezeiung. Er hatte im letzten Jahr mehr Spaß, Freude und Liebe erfahren dürfen als in seinem gesamten Leben und dafür würde er ihnen allen ewig dankbar sein.

    Sirius sagte ihm immer, wie viel er doch von seinem Vater hatte. Er war immer sehr stolz darauf gewesen, bis er in Snapes Denkarium etwas sah, was ihn zweifeln ließ. Zu sehen, wie sein Vater auf andere Leute los ging, ohne einen triftigen Grund dafür zu besitzen war regelrecht ein Schock für ihn gewesen und er bekam Zweifel ob seine Mutter seinen Vater überhaupt geliebt hatte. Er hatte Angst, dass sein Vater seine Mutter vielleicht zur Hochzeit gezwungen hatte und er nicht wirklich ein Kind der Liebe, sondern ein erzwungenes Baby war. Lupin hatte ihm vor seinem Tod erzählt wie sehr Ginny seiner Mutter ähnelte. Nicht nur vom Aussehen, nicht nur wegen den roten Haaren, dem gutmütigen Gesicht und dem bildschönen Lächeln, sondern auch wegen ihrem Charakter. Er hatte gewusst, dass er Ginny liebte, noch bevor Harry es selbst verstand.
    Er erinnerte sich an den Abend als er ihn zur Seite nahm und ihn mit seinem väterlichen Blick ansah, wie es zuvor nur Sirius und Mr. Weasley getan hatten. Nach dem Tod seines Paten hatte er sich für andere verschlossen und Remus war der einzige, der das richtige sagen konnte um seinen Willen weiter zu leben wieder zu wecken.
    "Harry, ich weiß, dass du im Denkarium nur die schlechten Seiten deines Vaters gesehen hast. Aber ich kann dir versprechen, dass er auch gute Seiten besaß. Deine Mutter hat sie in ihm geweckt. Für sie hat er sich gebessert und ob du es glaubst oder nicht, aber dein Vater hat auch nicht sofort bemerkt, dass er sich in sie verliebt hatte."
    "Wie meinst du das?" hatte er ihn damals verwirrt gefragt. Alles was er im Denkarium gesehen hatte, zeigte ihm, dass seine Mutter ihn gehasst hatte. Allein ihr giftiger Blick, den Lily James zugeworfen hatte, war erschreckend. Noch nie zuvor hatte er in den Augen eines Menschen solchen Abscheu erkannt. Lupin lachte als er Harrys ungläubigen Ausdruck sah. Offenbar hatte er mit dieser Frage bereits gerechnet.
    "Nun, ich werde offen zu dir sein. Dein Vater war wirklich nicht gerade der netteste auf der Schule. Er hatte mit Sirius immer sehr viel Unsinn im Kopf und selbst ich hab' es nicht geschafft, die beiden davon abzubringen, jedes gefährliche Abenteuer anzugehen. Für manche Dinge bin ich dann doch sehr dankbar gewesen, wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie Animagi wurden um mir meine Verwandlung zum Werwolf zu erleichtern. Ich muss zugeben, dass sie mir dadurch das Leben sehr viel schöner gemacht haben, als ich damals geglaubt hätte. Den beiden drohte mehr als nur einmal der Schulverweis und nicht zu letzt auch, wegen Lily. Sie hat deinen Vater, wann immer sie konnte, ins offene Messer laufen lassen."
    Harry verzog unsicher die rechte Augenbraue. Sollte das nicht die Geschichte werden, wie seine Eltern zusammen kamen? Das hier hörte sich im Moment eher an nach "Auch Lily Evans hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank."
    "Aber das hat deinen Vater aufmerksam gemacht. Deine Mutter war die einzige, die er nicht haben konnte. Alle Mädchenherzen lagen ihm zu Füßen, aber nicht das von Lily Evans und ob du es glaubst oder nicht Das ganze war von ihrer Seite aus Absicht gewesen."
    "Absicht?" Er konnte es nicht fassen, nicht glauben und erst recht nicht verstehen! "Aber wieso?"
    "Deine Mum und dein Dad hatten damals eine gemeinsame sehr gute Freundin, mit der ich mich ebenfalls ausgezeichnet verstanden habe. Sie lebt leider nicht mehr aber ich hab' damals von ihr erfahren, dass James Lily schon lange vorher aufgefallen war. Beim Quidditch, soweit ich mich erinnere. Dein Vater hatte wiedermal den Schnatz gefangen und sich dabei einen Rippenbruch zugezogen. Er konnte es nicht lassen für all die Mädchen eine Show als toller Hecht abzuziehen und wurde prompt vom nächsten Klatscher vom Besen gehauen. Da war es mit deiner Mutter wohl passiert, die eigentlich auf der Tribüne saß und uninteressiert ein Lehrbuch las. Sie sei vor Sorge ganz blass geworden und hätte die ganze Zeit gefragt, was denn mit ihm los sei, ob er verletzt wäre und warum ihm keiner half. Gut, James hat es mit der Verletzung auch übertrieben. Lief danach mit Absicht jammernd herum, weil er sah, wie Lily ihm besorgte Blicke zuwarf. Er war schon ein unglaubliches Schlitzohr."
    Es war das erste Mal, dass Harry seit Sirius' Tod wieder lächeln konnte. Es gab nicht vieles was er von seinen Eltern wusste, gute und schlechte Dinge, aber niemand hatte ihm konkret etwas über sie erzählt. Immer gab es nur Andeutung wie zum Beispiel, dass sie gutmütige Menschen wären oder in Snapes Fall, wie hochnäsig sein Vater gegenüber anderen Leuten wirkte. Es gab nichts worauf er stolz sein konnte oder worüber er sich besonders bei ihnen freute. Aber als Lupin ihm diese Geschichte erzählte, glaubte er zum ersten Mal, dass es vielleicht doch Liebe zwischen seinen Eltern war, wenn auch eine verdammt komplizierte.
    "Aber denk nicht, damit wär's passiert. Deine Eltern sind die stursten Menschen, die ich je getroffen hatte. Würde man mit ihren Köpfen Bowling spielen, die Kegeln würden freiwillig umfallen. James wollte weiterhin der Mädchenschwarm bleiben und Lily ihren Ruf als beste Schülerin behalten. Ob du's glaubst oder nicht, aber deine Mutter hat am Ende gewonnen. Sie machte James mit ihrer abwehrenden Haltung förmlich verrückt, bis er nicht mehr konnte und sich ab der 6. für sie änderte. Sirius hat ihn für verrückt erklärt und sogar mal zu Madam Pomfrey geschleppt mit der Bitte James auf etwaige ansteckende Charakterveränderungskrankheiten zu überprüfen." Lupin lachte herzhaft amüsiert auf und steckte Harry damit an, der genau so lachte. "Wir haben sehr viel Mist gebaut in Hogwarts und immer ging es von Sirius oder deinem Vater aus. Die beiden waren sich ähnlicher als ich dachte und nur allzu oft sind wir dem Tod haarscharf entkommen. Dein Vater hat es jedenfalls in der 7. Klasse geschafft, Lilys Herz zu erobern. Ausschlaggebend dafür war wohl seine Position als Schulsprecher, die er bekam, obwohl ihm das keiner zugetraut hätte, inklusive er selbst. Sie verbrachten sehr viel Zeit zusammen und man hat richtig gemerkt, wie sich ihre Abneigung in Zuneigung verwandelte. Ich hab' ihn mal gefragt, wann er erkannt hatte, dass er wirklich etwas von ihr wollte und weißt du was seine Antwort war?... Liebe erkennt man nicht, man spürt sie und es wird sich immer lohnen für sie zu kämpfen."

    Und so wie sein Vater die Liebe bei seiner Mutter spürte, war es bei ihm und Ginny. Obgleich sie all die Jahre nur eine gute Freundin war, heute sah er es ganz klar vor sich. Er liebte sie und sie würde das letzte sein, was er vor seinem Tod sehen würde. Ihre hübschen Augen, ihr freundliches Gesicht, ihr sanftes Lächeln, dass ihm in der schlimmsten Zeit die einzige Aufmunterung war. Sie würde das Letzte sein, an das er dachte, wenn es soweit war. Er hörte Schritte, hörte wie sie im Schlamm aufstampften und auf ihn zukamen. Er würde immer näher kommen und dann war es vorbei. Er umklammerte ein letztes mal mit seinen Händen den Zauberstab und kniff die Augen zu. Er hoffte inständig, dass die Prophezeiung stimmte und er jetzt keinen Fehler beging.
    "Komm heraus, Harry! Ich weiß, dass du hier bist. Es hat keinen Sinn sich zu verstecken. Niemand kann mir entfliehen. Du magst es bereits 5-mal geschafft haben, mir zu entkommen. Aber du weißt dass alles einmal ein Ende hat? Nun komm Harry. Trete deinem Schicksal entgegen."
    Voldemort. Seine zischende Stimme war wie ein Reiz, der durch seine Nerven zuckte und Schmerz verursachte. Angst kroch in ihm hoch, sein Herz schien jeden Augenblick aus seiner Brust herauszuspringen. Er wollte es nicht und er hatte mehr als nur Panik vor dem was nun kommen würde. Aber was brachte es sich hier zu verstecken. Er musste es tun. Nicht nur für die Muggel, sondern auch für Ginny, für seine Freunde, die das Recht hatten, weiterzuleben. Das Atmen fiel ihm schwer, als ob sich ein Stein auf seiner Kehle festgesetzt hätte, der keine Luft durchließ. Er stützte sich mit der Hand am Baum auf, den Zauberstab fest in seiner rechten Hand umklammert. Er trat hinter dem Baum hervor und sah dem Mann ins Gesicht, der seine Eltern getötet hatte, der Mann, der Lupin vor seinen Augen umbrachte, der Mann, der im Begriff war auch ihm das Leben zu entreißen.
    In Voldemorts bleichem Gesicht hatte sich ein eisiges Lächeln ausgebreitet. Die blutroten Schlitze verengten sich zu einem giftigen Blick und seine langen Finger fuhren mit dem Zauberstab langsam hinauf auf ihn zu. Es war der Augenblick in dem es passieren würde. Harry hatte es kommen sehen und nun gab es kein Entkommen mehr.
    "Stirbst du wie dein Vater, der sich bis zum letzten Atemzug gewehrt hat, bis ich ihm das Leben mit Gewalt aus dem Körper rausgepresst habe.... oder wählst du den einfachen Tod? Wenn du den Fluch geschehen lässt, dann könnten die Schmerzen sogar erträglich sein. Ich weiß es nicht, Harry. Ich bin nie gestorben. Aber ich habe es gesehen. Ich sah den Tod deines Vaters... Ich fühle es, wenn ich töte. Kann die Schmerzen spüren, die sie dabei empfinden. Man könnte sagen, es ist für mich eine tägliche Nahrung, die ich benötige um zu überleben und nun Harry Potter, wird es mir ein Vergnügen bereiten, deine Schmerzen zu erleben."
    "Du bist erbärmlich!" schrie er drauf los. Er zitterte und seine Knie schienen nur noch aus Pudding zu bestehen. Jeden Moment würde er umkippen, weil er nicht mal mehr die Kraft besaß auf seinen eigenen Beinen stehen zu bleiben, aber in diesem Moment war er nur verbittert und zutiefst enttäuscht. Enttäuscht vom Leben, weil man ihm kein Leben gönnte, weil man ihm verwehrte etwas Glück spüren zu dürfen. Seine Eltern waren tot, Sirius und Lupin waren tot. Was brachte es ihm noch weiterzuleben, wenn alle, die er liebte von ihm gegangen waren und alle anderen, die ihm etwas bedeuteten, leiden mussten, wenn er das jetzt nicht tat?
    "Du wirst in der Hölle schmoren. Da wo du hingehörst für all deine Taten!"
    "Ja, wahrscheinlich. Aber davor Harry... lass mich noch etwas Spaß haben. Crucio!"
    Die Welle des Schmerzes brach über seinen Körper, wie ein Lauffeuer. Seine freie Hand wanderte sofort zu seiner Brust, umklammerte das Shirt in der Hoffnung, die Qual dadurch lindern zu können. Seine Beine gaben nach und er sank auf den Boden auf alle Viere hinab. Es war die Hölle und trotzdem schrie er nicht. Ganz gleich wie weh es tat, den Fluch zu spüren, ganz gleich, wie schlimm es wurde. Er würde diesem Mann, der ihm schon soviel genommen hatte, nicht auch noch die Genugtuung geben, ihm seine Würde nehmen zu lassen. Er wußte nicht wie lange der Fluch wirkte, so dass er ihn schwach und kraftlos zurück ließ, als er von ihm genommen wurde.
    'Es ist nicht leicht, Harry. Aber glaub mir, danach geht es besser.' Das waren Dumbledores Worte gewesen und nun wurde es Zeit, dass er es zuließ und zu Ende brachte. Für Ginny, damit zumindest sie ein Leben haben durfte.
    "Schwach, wirklich schwach, wie dein Vater auch. Sag' Lebwohl, Harry! Avada Kedavra!"
    Er sah das grüne Licht auf ihn zurasen und er tat nichts. Er ging nicht zur Seite, er machte keine Bewegung mit seinem Zauberstab um vielleicht einen Schutzzauber auszusprechen. Er ließ den Todesfluch zu.....
    Dann hörte er einen lauten Schrei, der alles übertraf, was er je gehört hatte. Als ob jemand tausend Tode sterben würde und dabei die qualvollsten Schmerzen erlitt, die man nicht mal dem schlimmsten Feind wünschen würde. Aber der Schrei kam nicht von ihm sondern von Voldemort.
    "Harry!!!!"
    Er sah Ginny, ihre tränenerfüllten Augen und wie sie mit ihrer Hand nach ihm reichte, als ob sie ihn festhalten wollte. Vergeblich. Er sah ein grelles Licht vor seinen Augen, das ihn jedoch nicht blendete sondern in ein warmes Gefühl einhüllte. Der Fluch hatte nicht weh getan, der Tod war einfach über ihn gekommen und hatte seinen Körper mitgerissen. Sein Geist sah sich dem hellen Licht gegenüber, in dem er ein vertrautes Gefühl wahrnahm, das er anfangs nirgendwo zuordnen konnte. Dann wurden die Umrisse eines Mannes und einer Frau klarer und je öfter er blinzelte, desto mehr konnte er die beiden Menschen erkennen, die er nie kennen lernen durfte. Lily kniete sich hinab und streckte ihre Arme heraus um ihn zu empfangen. James stand mit einem erwartungsvollen Lächeln neben ihr und direkt hinter ihm konnte Harry zwei weitere Menschen erkennen, bei denen sein Herz einen kleinen Hüpfer machte Sirius und Remus. Er drehte sich ein letztes Mal um, sah zu dem dunklen Nichts hinter sich. Ginny kniete neben ihm und sie weinte bittere Tränen. Ein flaues Gefühl lag in seinem Magen, wenn er sie so trauern sah. Hermine, Ron, Dumbledore und Moody standen bei ihr und versuchten sie zu trösten, von ihm wegzuziehen, damit sie den Anblick nicht länger ertragen musste, aber sie ließ es nicht zu. Sie hatte seine Hand gepackt und zu ihrem Gesicht geführt, als ob sie ihn dadurch halten könnte. Voldemort war verschwunden... war er tot? Hatte er es also geschafft? Er sah wie Dumbledore die Augen seines toten Körpers schloss, das Gesicht voll von Leid erfüllt, weil er wiedermal Recht behalten hatte.

    Keiner kann leben, während der andere überlebt. So lautete die Prophezeiung und sie sollte Recht behalten. Er hatte es geschafft, hatte mit seiner Macht, dem bedingungslosen Guten, dem Tod nicht getrotzt. Voldemort kann nicht leben, solange Harry lebt, und der dunkle Lord konnte erst dann sterben, wenn auch er starb. Durch die Verbindung zu ihm, war er nie richtig tot und erst wenn Harry vom Leben los ließ, konnte auch Voldemort sterben. Er lächelte zufrieden. Zumindest Ginny und seine Freunde würden in einer sorgenfreien Welt leben dürfen.
    "Ginny... wir sehen uns wieder. Auf der anderen Seite.... Ich warte auf dich."
    Dann drehte er sich wieder zum Licht um und ging zu den Menschen rüber, die auf ihn gewartet hatten. Lily schloss ihren Sohn in die Arme und führte ihn mit sich und den anderen zurück ins Licht.



    Re: Keiner kann leben, während der andere überlebt

    Ferry - 10.11.2005, 23:14


    Hey mein Princhen-Törtchen :bussi:

    Das war die erste FF bzw Kg die ich von dir gelesen habe und ich muss sagen das ich zu tiefst beeindruckt bin.

    Ich habe selten eine FF gelesen die sich auf so vielen Gefühlschichten bewegt und durch Rückblenden , Bewusstseinsströmen und Vorrausdeutungen arbeitet. Ich habe grade deine Gecshichte einfach nur so aus Interesse gelesen und ich muss sagen das sie mich eingefangen hat. Sie fügt sich perfekt in die Möglichkeiten ein und lässt Platz für Deutungen.

    Es ist äußerst selten das sich eine KG so sehr mit den Gefühlen der Hauptpersonen beschäftigt ohne kitschig zu werden ; aber du hast einfach die Gefühlswelt eines "zum Tode Verurteilten" dagestellt. Du baust Spannung und Melankolie auf und lässt den Leser in die Geschichte eintauchen. Du berücksichtigst viele Faktoren und lässt sie auch einfließen Vergangenheit, Zukunft, eigene Elemente, die vom Buch vorgegebene Möglichkeiten mit einem Spritzer Kreativität, Eine geplante Handlung und eine stimmige Endung.

    Ich bin wirklich beeindruckt, ja.
    und ich werde unverzüglich allen Lesestoff von dir verschlingen



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