Kleine Fische

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    Re: Kleine Fische

    Albis Otison - 08.09.2007, 18:59

    Kleine Fische
    Aus dem alten Forum:

    Martje

    10.07.2007 21:36: Kleine Fische


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    Es war ein ungewöhnlich warmer Tag in Trutzhaven. Nur der Wind, der durch die offenen Fenster der Schreibstube kam, brachte ein wenig Abkühlung, bevor er in den aufgehäuften Stapel Papier auf dem Schreibpult der jungen Kontorsbeamtin fuhr und diesen quer durch den Raum wirbelte. Die stieß einen geharnischten Fluch aus und fing an, die Dokumente wieder zusammenzusammeln. Nachdem sie alles wieder an seinen rechtmäßigen Platz zurückgebracht hatte, fuhr sie fort, eine lange Liste zu kopieren, die vor ihr auf dem Pult lag. Ab und zu stieß sie dabei einen gequälten Seufzer aus.
    Schließlich hatte sie die Liste beendet. Zufrieden sah sie auf ihr Werk herab. Dann nahm sie einen kleinen Zettel, wie sie für Notizen verwendet wurden und fing an, darauf zu schreiben. Ab und an sah sie auf die Unterschrift am Ende der Liste und verglich sie mit der Schrift auf ihrem Zettel. Endlich zufrieden, rollte sie die Liste zusammen, versah die Kopie mit einem Stempel und ordnete beide in die Ablagen ein, welche die gesamte innere Wand des Raumes bedeckten. Den Notizzettel steckte sie in eine der vielen Taschen ihres Rockes. "Immer schön in Übung bleiben" murmelte sie dabei. Dann nahm sie die nächste Liste aus einem großen Korb neben ihrem Schreibtisch und griff wieder zur Feder.


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    Das steht so nicht in der ADa!!!

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    Trutzhaven-NSC

    14.07.2007 17:04: RE: Kleine Fische


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    Das Papier wurde Skriptorin Ketelsen praktisch unter der Feder fortgerissen, als erneut eine von Manis Windhexen durch die Schreibstube tanzte. In der überhastet aufgerissenen Tür stand die gedrungene Gestalt von Skriptorin Harmsen, und ihre blassblauen Augen sprühten vor Mitteilungsdrang: "Skriptorin Ketelsen, Du musst heute prolongieren...", schnatterte Frauke Harmsen atemlos: "Das Hohe Kontor liess soeben die Speicher Knut, Soeren und Mareike öffnen. Das wird alles noch heute verladen. Die Mauergrafen haben sogar eine Hundertschaft Verkerkerter auf die Mole getrieben, dass die mitanpacken können."

    Skriptorin Frauke Harmsen war zwar eine angenehme Gesellschaft während der Mittagspause -sie hatte ihre Ohren überall und entsprechend viel zu erzählen- aber sie war gleichfalls für ihren ungeordneten Verstand bekannt. Meist überschlug sich ihre Stimme und nicht alles sprudelte in einer verwertbaren Reihenfolge aus ihr heraus.

    "Nochmal ganz langsam, Skriptorin Harmsen...", nickte Martje: "...und beruhige Dich erstmal. Warum sollte ich heute länger arbeiten, nur weil die da draußen etwas verladen?"
    "Na, weil...", keuchte Frauke Harmsen aufgeregt:"...das alles heute noch rübergeht und die Kapitäne die Ladelisten brauchen, Speicher Knut ist schon ausgezählt, acht Sorten Äpfel, zu drei Größen zu jeweils fünf Güteklassen.", die Skriptorin wedelte mit einem Bündel Listen: "Geht alles heute noch an die Front, sagt Hennis, da ist was ganz Großes im Gange, sagt er. Er meint das wurde angewiesen von..." Nun vollführte Frauke Harmsen ihren Lieblingstrick, sie spitzte die Lippen, drehte bedeutungsvoll die Augen und flüsterte kaum hörbar: "...hghanzh hohbhen!"

    Über zweierlei war sich Martje Ketelsen bezüglich ihrer Kollegin zu Hundert im Klaren: Skriptorin Harmsen gab bedeutend zu viel darauf, was ihr ("liieeeeber") Hennis -der Sekond Kontor für den Speicherabschnitt Aussenmole West- so den ganzen Tag von sich gab.
    ...und...
    Es war Frauke Harmsen weder gedanklich, noch sprachlich gegeben, Offensichtliches zu Eindeutigem zusammenzuführen. Was die Skriptorin Harmsen mit ihrer nächsten Äusserung auch gleich unter Beweis stellte: "Ach ja, Du sollst übrigens hoch zur Hauptskriptorin, Martje Ketelsen, geht um Irgendetwas..."
    "Ich ahne es schon, Frauke Harmsen..." unterbrach Martje den Redeschwall lachend: "...um etwas von (augenroll, lippenspitz, tonlos wispernd) ...hghahnzh hohbhen!"

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    Editiert am 14.07.2007 17:06:30 von Trutzhaven-NSC

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    Martje

    14.07.2007 22:59: RE: Kleine Fische


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    Während Martje durch die langen Korridore des Kontors zur Schreibstube der Hauptskriptorin eilte, ging sie in Gedanken nochmal die letzten Tage durch. Sie hatte sich doch sicher nichts zu schulden kommen lassen? Nein, alle ihre Aufgaben hatte sie gewissenhaft erfüllt, da lag nichts im Argen. Was also konnte die Hauptskriptorin von ihr wollen? Ihre Finger in den Falten ihres Rockes knüllten den Stoff vor Aufregung zusammen. Was hatte Frauke Harmsen gesagt? Die Verkerkerten würden die Schiffe verladen? Und ausgerechnet das verschaffte ihr mehr Arbeit! Sie dachte angestrengt nach. Wenn sie sich mit den Ladelisten beeilte, konnte sie sie vielleicht persönlich zur Mole bringen, bevor die Verladung abgeschlossen war. Wie lange hatte sie Jes nicht mehr gesehen! Es wäre gut, wenigstens einen Blick auf ihn zu werfen um festzustellen, wie es ihm ging.
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Der Krieg, Ladelisten, ihre Familie, die gespitzten Lippen der Skriptorin Harmsen und ihr bedeutungsvoller Blick, alles wirbelte durch ihren Kopf und um ein Haar wäre sie an der Tür vorbeigelaufen. Sie blieb so schnell stehen, daß der Kontor, der hinter über den Flur eilte, beinahe mit zusammengestoßen wäre. "Tschuldigung!" murmelte Martje und er lief kopfschüttelnd weiter. Nervös strich sie sich noch einmal über die Haare und den Rock und klopfte. Auf ein lautes "Herein!" öffnete sie die Tür und trat ein.

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    Das steht so nicht in der ADa!!!

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    Trutzhaven-NSC

    16.07.2007 23:22: RE: Kleine Fische


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    Hauptskriptorin Friede Overschlag war eine Legende. Kaum fünf Jahre älter als Martje, hatte sie eine Karriere hinter sich, über die Gutwillige staunten und Böswillige raunten. Viele Geschichten waren über die Hauptskriptorin im Umlauf, die Ermittlung und Erfassung der orkenender Freigüter in nur einer Nacht, die Abschlussbilanz von '37, an der die erfahrensten Skriptoren mehrmals gescheitert waren, die Erweiterung der Federklassen um drei neue Größen, und und und.

    Aber die geheimnisvollste und für ihre Karriere entscheidende Geschichte hing mit dem Seemarker Speicher in der Daubengasse zusammen, den Friede Overschlag (damals noch eine einfache Kontorin) drei Jahre geleitet hatte, und zum Ende ihrer Dienstzeit dem Hauptkontor in einem derart tadellosen Zustand übergeben hatte, das Jannis van Wal sie über die Köpfe von verdienteren Skriptoren hinweg zur Hauptskriptorin befördert hatte.

    Dieser erstaunliche Karriereschritt war mit allerlei böser Nachrede verbunden gewesen. Und der Seemarker Speicher, in den nie etwas anderes hineinkam als Früchte, Fische, und Brote, und der nichts anderes ausspieh, als eben dieses, dessen Fassungsvermögen aber mit so ein bisschen an Lebensmitteln nicht ausgelastet sein konnte, gab an sich schon vielerlei Anlass zu Spekulationen. Einige meinten zu wssen, dass dort dunkle und finstere Artefakte eingelagert wären und es dort nachts umgehe. Andere raunten, es seien alle Schätze der Seemark dort eingelagert, und Fürst Schwarzblut müsse in Leinen und Wolle gehen, und aus Tonbechern trinken, da der verstorbene Guvar dort alles an Geschmeide und den gesamten Kronschatz gehortet habe.

    Eines war aber sicher, die blasse Hauptskriptorin, deren ursprünglich jettschwarzes Haar im Zusammenspiel mit Augen, die an Kohlestücke im Schnee erinnerten, ihr das Aussehen der sagenhaften Isalben gab -jenes Elfenvolk, das in den alten Tagen übers Meer gekommen war und auf das sich viele der älteren Familien zurückführten- war im Verlaufe ihres Diesntes im seemarker Speicher früh ergraut.

    "Skriptorin Ketelsen", Hauptskriptorin Overschlag winkte Martje mit einem Papier, auf dem die Skriptorin das Siegel des Hauptkontors ausmachen konnte: " ich habe hier eine namentliche Anforderung, in der Du dem Hohen Kontor direkt unterstellt wirst und für ein Quartal ...mit sofortigem Beginn... zu dienen hast."

    Friede Overschlag starrte die namentliche Anforderung, ein Papier der Klasse Peh-Strich-Eins, wie Martje an der Farbe erkannte, ungläubig an, als erwarte sie, es würde gleich zu sprechen beginnen. Aber das Papier blieb stumm. "Weiss der Albis, was das bedeuten soll, Skriptorin Ketelsen. Die letzte namentliche Anforderung betraf Sekond Skriptorin van Rooder, und wir beide wissen ja, was aus ihr wurde."

    Martje nickte stumm: Rotunda van Rooder stand vermutlich in diesem Moment am anderen Ende der Welt zwischen den Ruinen von Port Verane auf einem verkohlten Pier und hatte das ehrenvolle Amt der Leitung eines Kontors inne, das es nicht gab.

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    Editiert am 17.07.2007 07:18:39 von Trutzhaven-NSC

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    Martje

    23.07.2007 23:23: RE: Kleine Fische


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    Martje kam sich vor, wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Verzweifelt überlegte sie, was sie jetzt sagen sollte. Dem Hauptkontor direkt unterstellt? Was zum Molluskus sollte das bedeuten? Sie musterte das strenge Gesicht der Hauptskriptorin, als könnte sie dort einen Hinweis auf die Hintergründe dieser seltsamen Entwicklung entdecken. Aber Skriptorin Overschlag sah tatsächlich ratlos aus - was an sich schon ein Grund zur Sorge war.
    Ganz von alleine wanderten die Gedanken der jungen Skriptorin zu diesem denkwürdigen Gespräch vor fast fünf Jahren zurück. Sie hatte die Skriptorenausbildung gerade beendet und war bei Jannis van Wal vorstellig geworden, um nach einer Festanstellung zu fragen. Sie hatte damals schon viel über die Gewitztheit und den Geschäftssinn des Hauptkontors gehört, darüber, wie er Menschen Informationen entlocken konnte und sie dazu brachte, ihre eigene Großmutter zu verkaufen - und so war sie fast ein wenig enttäuscht gewesen. Der Mann, der ihr da gegenüber saß, war nicht nur viel jünger als sie geglaubt hatte, er paßte auch so garnicht in das Bild eines gerissenen Pfeffersackes, das sie sich in Gedanken ausgemalt hatte. Und er war durchaus freundlich zu ihr gewesen. Nach einigen allgemeinen Fragen zu ihrer Ausbildung war das Gespräch schnell auf ihre Abneigung gegen die strikte Art der formalen Schreiberei im Gegensatz zur neueren und noch etwas verpönten Schnellschrift gekommen. Seine Fragen waren aufrichtig interessiert gewesen, so, als ob ihre Meinung tasächlich wichtig wäre. Nach dem Schreiben waren sie auf ihr Interesse an mythischen Meerbewohnern gekommen und eh sie sichs versah hatte sie im alles erzählt, was es über sie zu wissen gab: Ihre Kindheit, Familie, die Geschichte ihrer Ausbildung und ihr Wunsch, ihren Bruder wieder frei zu sehen.
    Und erst viel später, als sie wieder auf der Straße stand mit dem Arbeitsvertrag in den schwitzenden Händen, war ihr klar geworden, daß die Gerüchte keineswegs übertrieben waren.
    Seither hatte sie den Hauptkontor nur selten gesehen, die meisten Aufträge bekam sie von der Hauptskriptorin oder per Botenjunge.
    Also woher kam auf einmal diese Entscheidung, und was würde sie bewirken? Hatte es etwas mit den Gerüchten über das neue Kontor zu tun? Auf einem Kontinent der so weit weg war, daß man den Weg schon vergessen hatte, wenn man wieder zu Hause war? War die neue Anstellung Strafe oder Belohnung? Warum hatte man all die dienstälteren Skriptoren dabei übergangen?
    All diese Fragen lagen ihr auf der Zunge, aber was dann aus ihr herausplatzte war: "Bedeutet das ich bekomme mehr Lohn?"

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