Mut

Gefährten des Nordwindes
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    Re: Mut

    Mondus - 07.09.2007, 18:20

    Mut
    Das Spiegelbild im Weiher beim Stadttor von Sturmwind blickte Mondus lächelnd an. Die Sonne liess den Glanz der kupfernern Rüstung noch stärker glitzern und geblendet schloss der Mann für einen kurzen Augenblick die Augen – um sie dann wieder zu öffenen und ins Wasser zu blicken.

    Er fühlte sich übermütig wie ein Kind, das ganz überraschend Süssigkeiten geschenkt bekommen hatte. Nun gut. Geschenkt war das hier nicht. Der kleine Lederbeutel, in dem er sein Geld aufbewahrte war mal wieder leer, bis auf ein paar Münzen, die noch für den Greifen nach Theramore reichen mussten. Immerhin – in seinem Zimmer in Theramore lagen noch die 30 Silberlinge, die er in vier Tagen dem Alchimisten für die Miete wieder schulden würde. Und der teure Besuch bei dem Rüstungshändler in Sturmwind hatte sich gelohnt. Mondus liess die Arme kreisen. Die Rüstung war leicht, sorgfältig gearbeitet und sass ausgezeichnet. Sie schränkte seine Bewegungen kaum ein. Das Gefühl des Gewichts auf den Schultern versetzte ihn zurück in die Zeit als er noch als Soldat gedient hatte. Natürlich, so gut wie die Rüstung, die er damals in der Armee trug, war diese hier nicht. Mehr konnte er sich einfach nicht leisten, als das hier. Aber eines Tages… eines Tages würde er wieder eine richtige Rüstung tragen, einen schützenden Helm und ein gutes Schwert – etwas Bessers, als die Axt, die er zurzeit besass.

    Manch einer mochte wohl lachen, über ihn. Er konnte sich vorstellen, wie sich Oberleutnnt Rothgar über ihn lustig gemacht hätte, wäre er noch in Theramore. In Gedanken hörte er die spöttische Stimme des Wacheoffiziers, die Frage „Was will denn ein alter Fischhändler wie du mit einer Rüstung?! Matschschnapper totschlagen?“ Und ein dröhnendes, höhnisches Lachen.

    Aber so alt, wie die meisten wohl dachten, war er gar nicht. Mit 43 Jahren konnte man immer noch kämpfen. Und er hatte sich seit dem Gespräch mit Hauptmann Bellentry eine Menge Gedanken gemacht. Er wollte wieder kämpfen. Vor allem gegen seine eigenes Selbstmitleid, seine Trägheit und Mutlosigkeit. Die Rüstung würde sein Herz und seine Seele nicht schützen, das wusste er. Aber alleine die Tatsache, dass er jetzt wieder einem Gegener gegenübertreten konnte, ohne den Blick zu senken, auf fremde Hilfe zu hoffen und den die erstbeste Fluchtmöglichkeit zu nutzen, gab weit mehr Selbstvertrauen als er in den letzten Jahren hatte. Er hatte seit dem Gespräch mit Bellentry heimlich trainiert und als er am Loch Modan von Ogern hörte, die dort ihr Unwesen trieben, zögerte er kaum. Zugegeben, ohne die Hilfe des Jägers, dieser Nachtelf, den man früher immer mit einer Krabbe gesehen hatte, der gestern aber einen merkwürdigen Geier mit zwei Köpfen dabei hatte – jedenfalls ohne ihn hätte er wohl kaum eine Chance gehabt. Aber mit der Hilfe dieses Elfen, der seine ganz eigenen Gründe hatte, weshalb er den Ogern entgegentreten wollte, war es möglich gewesen. Sie hatten gemeinsam gekämpft, beide hatten heftige Schläge einstecken müssen, aber auch ebensolche ausgeteilt. Und zum Schluss fühlte sich Mondus, als hätte ihn ein Metzger durch den Fleischwolf gedreht – aber die Gruppe Oger, die sie gefunden hatten, war tot. Er war zu erschöpft gewesen, um diesen Triumph wirklich zu feiern. Aber heute fühlte er sich euphorisch, hatte sich wohl auch deshalb diese Rüstung geleistet. Und nun… nun würde er endlich mit Sida sprechen. Ja, das würde er tun. Kein Stottern und kein Zögern mehr. Und wenn sie lachte - er würde es überleben.



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