Priscylla Lucia Honora

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    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:09

    Priscylla Lucia Honora
    Name: Priscylla Lucia Honora
    Aussprache des Namens: Lateinisch, also mit gesprochenem K für das geschriebene C : Priskylla Lukia Honora
    kleine Übersetzung des Namens (jeweils von lat.)
    Priscylla von Prior = Früherer, Erster
    Lucia= die Strahlende
    Honora von Honor = Ehre

    Allianz: Uma Soona
    Titel/ Amt: Kriegsministerin

    Rasse: Mensch
    Volk:
    Geschlecht: Weiblich
    Alter: 25 Jahre ("Stand: 2010")

    Größe: 1,77 m
    Statur: schmal, sehnig
    Hautfarbe: dunkler Teint
    Haarfarbe: rot-braun
    Augenfarbe: grün-grau
    Besondere Merkmale: größere und kleinere Narben überall auf dem Körper verteilt (nicht Narbenübersäht); im Gesicht Narben: an der linken Augenbraue, quer über die Nase, jeweils gut verheilt (im Gesicht) und nachgebräunt
    Besondere Fähigkeiten: -/-

    Bevorzugte Kleidung: bequeme Leder- und vor allem Stoffkleidung, am liebsten gar keine Schuhe, wenn es kühler ist Sandalen, ganz Selten Lederstiefel
    Bewaffnung: Dolch immer dabei, Gladius häufig dabei
    (ständige) Begleiter: -/-

    Lebensgeschichte: siehe unten



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:10


    Herkunft Priscyllas und Ort der "Lebensgeschichte": beim heutigen Granada im heutigen Spanien

    ---

    Augusta Lucia lag mit geschlossenen Augen auf ihrer Bettstadt. Der Großteil der Schmerzen lag hinter ihr. Die Hebamme tupfte ihre Stirn immer wieder mit gekühlten, feuchten Tüchern ab. Schließlich knarrte die Tür leicht und ein Luftzug streifte sie. Verängstigt öffnete sie die Augen. Clementus Salvatus, ihr Gemahl, stand neben ihr und blickte auf sie herab. Doch anstelle der befürchteten Kühle lächelte er sie sanft an. Mit einer Handbewegung bedeutete er der Hebamme, sie solle den Raum verlassen. Als diese die Tür hinter sich geschlossen hatte, kniete er sich neben seine Frau und nahm ihre Hand in die seine. Sie lächelte ihn scheu an, ihr war ihre Angst anzusehen.

    „Augusta, Liebste, wovor fürchtest du dich?“, fragte Clementus sanft.
    Sie schluckte und es fiel ihr immer schwerer ihm in die Augen zu blicken.
    „Ich... es ist eine Tochter. Du wolltest immer einen Sohn...“, ihre Hand zitterte und sie blickte zur Decke hinauf.
    Seine raue Hand streichelte über ihre Wange.
    „Augusta, es ist eine Tochter, es ist unsere Tochter und sie ist die Erstgeborene! Es ist kein Junge. Na und? Sie wird bestimmt genau so prächtig wie jeder Sohn, den wir noch haben werden.“

    Sie schloss die Augen. Sie hatte das Gefühl versagt zu haben und schämte sich. Andererseits hatte sie Angst. Angst davor, er könne dem Kind etwas antun. Angst davor, er könne sie verstoßen und sie eine andere Frau suchen, die ihm einen Sohn als ersten gebären würde.

    Sanft küsste er sie auf die Wange.
    „Justus Marinus Primus kann sie nicht heißen.“
    Sie hörte ihm sein Lächeln an. Ein wenig erleichtert öffnete sie die Augen.
    „Den ersten Namen musst du ihr geben. Die anderen Namen sollen sein: Lucia Honora“
    Er nickte langsam.

    „Die Strahlende, die Ehrenhafte... ein schöner Name. Es fehlt nur das Primus... oder Prior.“
    Er legte die Stirn in Falten und massierte sich die Schläfen mit dem Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand. Eine Geste, die Augusta liebte. Gedankenverloren hatte er die Augen geschlossen. Sie betrachtete ihn und verglich sein Gesicht mit dem des Kindes, das sie eben zur Welt gebracht hatte. Er öffnete langsam die Augen.

    „Priscylla. Das soll es sein: Priscylla Lucia Honora!“
    Sie lächelte erfreut.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:10


    Ein Hieb brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie fiel auf den Boden und rollte sich zusammen. Ihr Holzschwert hatte sie fallen gelassen. Nur ganz kurz verharrte sie so auf dem Boden, doch es war zu lange. Das Holzstück wurde ihr in den Nacken gelegt und die Stimme ihres Vaters mahnte leise:

    „Steh auf und nimm dein Gladius. So darfst du dich in keinem Kampf anstellen, wie du es gerade getan hast.“

    Er trat einen Schritt zurück und nahm den Holzgladius von dem Nacken seiner Tochter. Sie war nicht gerade sehr geschickt im Umgang mit dieser Waffe. Aber ungeschickt war sie auch nicht. Er wusste nicht, ob ein Sohn an ihrer Stelle es besser können würde. Das würde er erst in ein paar Jahren herausfinden. Justus Marinus war gerade erst drei Jahre alt. Er spielte zwar am Rande des Hofes mit einem kleinen Dolch aus Holz aber eine Waffe zu führen, traute ihm Clementus noch nicht zu. Kurz schweifte sein Blick zu seinem ersten Sohn. Dann nahm er aus dem Augenwinkel heraus wahr, dass die zwei Jahre ältere Schwester von Justus wieder auf den Beinen war.

    „Komm, Priscylla. Greif mich an!“, rief ihr Vater ihr zu.

    Sie biss die Zähne aufeinander. Seit ein paar Wochen musste sie täglich gegen ihren Vater kämpfen. Es machte ihr zwar Spaß aber es war so schwer alles zu beachten, was der Vater ihr gesagt hatte. Sie durfte ihre Deckung nicht vernachlässigen, durfte nicht zu leicht zuschlagen, durfte keine schmutzigen Tricks nutzen, so wie sie es bei den Sklaven schon öfters gesehen hatten, wenn diese sich stritten.

    Es war so schwer, sich alles zu merken und gleichzeitig daran zu denken.
    Zudem wollte sie lieber bei Mutter sein und mit ihren Geschwistern Justus, Serenus und Serena zu spielen.

    Aber wenn der Vater so viel Zeit für sie erübrigte, mochte sie die auch nicht weggeben. Denn Vater hatte immer viel zu tun.
    Also hob sie ihr Gladius vom Boden hoch, stellte sich so hin, wie ihr Vater es sie gelehrt hatte und beobachtete den Vater, der ihr gegenüberstand.

    Er kam einen Schritt auf sie zu und hob sein Kurzschwert. Sie rannte los und hielt ihr Schwert vor sich. Mit der Klinge rammte sie die Beine des Vaters, gleichzeitig jedoch sauste dessen Klinge auf ihren Rücken nieder. Priscylla zuckte zusammen und ließ sich fallen. Der Hieb hatte nicht sehr weh getan. Aber sie hatte Vater schon wieder enttäuscht, hatte sich schon wieder von ihm treffen lassen.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:10


    Leicht blinzelte sie nach links. Die Sklavin hatte noch dunklere Haut als sie es hatte. Sie war nicht schwarz aber von so einem dunklen Braun, dass es nicht mehr so schön glänzte, wie die Hautfarbe ihrer Mutter. Die lockigen, schwarzen Haare der Frau glänzten bläulich und wanden sich über die Schulter.
    „Domina Priscylla. Ihr müsst Euch mehr auf das konzentrieren, was Ihr schreiben wollt.“, tadelte die Sklavin sie mit leiser Stimme.

    Das Mädchen blickte auf die Tafel vor sich und sah, dass der Griffel sich in die Buchstaben bohrte, die sie gerade erst so fein säuberlich aufgeschrieben hatte. Sie seufzte und nahm das Beinstück, mit dem sie das Wachs wieder gerade zog.
    „Sag mir doch, was ich schreiben soll. Ich weiß es nämlich nicht.“, die helle Stimme der Achtjährigen ließen die Sklavin schmunzeln.
    „Beschreibe doch mal dein Lieblingstier!“
    Priscylla schrieb in feinen Lettern Equus als Überschrift und machte sich eifrig an eine Beschreibung des Tieres, das ihr wirklich am meisten Freude bereitete.

    Nach einer halben Stunde war sie fertig und hatte vier Wachstafeln voll geschrieben. Die Sklavin nickte anerkennend und nahm sich die Tafeln. Mit einem Griffel in der Hand, las sie die Tafeln durch und korrigierte hin und wieder Fehler. Priscylla sah dabei zu und mit jedem neuen Fehler verflog ein Stück ihrer Freude, die sie empfunden hatte. So einen langen Text hatte sie noch nie so schnell geschrieben. Als die Sklavin durch war, gab sie die Tafeln an Priscylla zurück.
    „Das ist eine sehr schöne Beschreibung.“
    Dann beugte sie sich zusammen mit ihrer Schülerin und Herrin über die Tafeln und erklärte die Fehler und wie sie zu vermeiden und auszubessern wären.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:11


    „Wie geht es Mater?“, fragte Justus. Der Vater schaute ihn ruhig an. Alle Kinder hatten ihre Köpfe dem Vater zugewandt.
    „Es geht ihr ganz gut. Es wird aber wahrscheinlich noch die ganze Nacht dauern, bis euer neuer Frater [SIZE="1"](Bruder)[/SIZE] oder eure neue Soror [SIZE="1"](Schwester)[/SIZE] da ist.“

    Schweigen machte sich breit. Priscylla zählte die am Tisch sitzenden durch. Links von ihr saß der Vater, rechts von ihr ihrer sechs Jahre alte Schwester Serena. Ihr gegenüber war der Platz leer. Es war Mutters Platz. Daneben saß Justus. Neben ihm saß der sieben jährige Serenus. Neben Serena quängelte der vier Jährige Flavus und Serena gab ihm ein Stück Brot.
    Schweigend wurde die Mahlzeit zu Ende gegessen.

    Auf ein Zeichen des Vaters hin standen alle Kinder auf.
    „Priscylla, du bleibst noch hier. Ihr anderen geht in die Betten!“
    Ohne ein Wiederwort verschwanden die vier jüngeren Geschwister Priscyllas. Diese schaute ihren Vater abwartend an. Sie wusste bereits, was er ihr sagen würde.
    „Priscylla. Du bist die Älteste meiner Kinder. Passe heute Nacht gut auf deine Geschwister auf.“
    Sie nickte und ihre rot-braunen Haare wippten auf und ab.
    „Ich verspreche es, Pater.“
    Er blickte sie an. Schließlich legte er seine Rechte Hand auf die linke, stütze sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte ab und legte sein Kinn auf den Handrücken der oberen Hand.

    „Du kennst dich gut aus auf dem Gut und den Ländereien.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Sie nickte wieder.
    „Du kannst gut schreiben und rechnen.“
    Wieder ein Nicken.
    „Du kämpfst recht gut.“
    Nicken.
    „Wenn deine Mater sich von der Geburt erholt hat, werde ich dich in die Bücher des Guts und der Ländereien einführen. Du wirst all das später mal bekommen.“

    Priscylla riss die Augen auf. Das hatte ihr Vater ihr noch nie gesagt. Doch bevor sie auch nur den Mund öffnen konnte, sprach ihr Vater weiter:
    „Wenn ich einst bei Dis [SIZE="1"](Herr über die Unterwelt)[/SIZE] weile, wirst du für alles sorgen müssen. Immer das Kind, das als erstes geboren wird, übernimmt alles, was übrig bleibt, wenn Pater und Mater sterben. Doch deine Mater möchte nicht das Gut leiten. Sie wird dich dann unterstützen.“
    „Aber Pater, wirst du denn bald den Weg ins ewige Unterreich antreten?“

    Der Vater lächelte traurig.
    „Nein, Filia. Aber ich möchte dich gut darauf vorbereitet wissen, wenn mein letzter Atem im Wind dieser Welt verweht.“
    „Was passiert dann mit Justus und Flavus, mit Serenus und Serena? Und dem neuen Kind?“
    „Wenn du es erlaubst, werden sie hier wohnen dürfen. Aber das ist nicht sinnvoll. Sie sollten ein eigenes Gut aufbauen und eigene Ländereien kaufen. Du kannst ihnen dann damit helfen. Doch das alles werden wir später besprechen. Ich gehe nun zu deiner Mater. Gute Nacht.“
    „Darf ich noch in den Büchern lesen?“
    „Natürlich darfst du. Doch nicht mehr als zehn Seiten.“
    Sie sprang erfreut auf.
    Clementus schaute ihr lächelnd nach und erhob sich langsam. Diesmal war Augusta zu früh in die Wehen gekommen. Hoffentlich ging alles gut.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:11


    Zu Ehren des neuen Sohnes von Clementus und Augusta, wurde ein großer Becher Wein auf dem Boden geleert und ein gutes Stück Fleisch zubereitet dazu gelegt. Würde diese Stelle fruchtbar sein in den nächsten Jahren, würde es ein starkes Kind werden. Dieser Brauch war Teil der Religion, die Augusta mit in die Familie gebracht hatte. Clementus hatte beim ersten Kind noch misstrauisch reagiert aber er war zu dem Schluss gekommen, dass es nicht schaden konnte, auch die unbekannten Mächte gnädig gegenüber dem neuen Kind zu stimmen.

    Salvatorus hatten sie ihren Sohn genannt. Er war das letzte Kind, was Augusta hatte bekommen können. Sie hatte noch Tage nach der Geburt geschwächt im Bett gelegen und immer wieder geblutet. Die Hebamme und auch der Medicus hatten waren bei ihr gewesen und hatten sie versorgt. Schließlich hatten beide gesagt, als abzusehen war, dass Augusta wieder gesund würde, dass sie sterben würde, würde sie noch ein Kind bekommen.
    Clementus hatte sich gefreut seine Frau genesen zu sehen. Nachdem sie bereits vor Jahren, direkt nach Priscylla, ein Kind tot geboren hatte und noch eines, direkt nach Serena, ein Zwillingskind, war er für jedes seiner lebenden Kinder dankbar.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:12


    Clementus trat an das Fenster zum Hof. Er hatte heute die Nachricht erhalten, dass er die anliegenden Felder an seine Ländereien im Süden dazukaufen durfte.
    Er genoss den kühlen Hauch der Sommerbrise, die ihm ins Gesicht wehte. Er wollte Priscylla den Kauf machen lassen. Schließlich war sie nun schon sechzehn.

    Er wollte nach ihr rufen lassen doch ein leichtes Klirren, was an sein Ohr drang, hielt ihn davon ab. An seinen Sklaven vorbei, eile er zum hinteren Hof. Unter dem Balkon blieb er im Schatten stehen und beobachtet den Kampf, der im Hof ausgetragen wurde. Er hatte im letzten Jahr Priscylla einen Sklaven geschenkt, der sie im Kampf weiter ausbilden sollte.
    Doch nicht mit ihm kämpfte sie, sondern gegen Justus. Der Sklave stand an dem Waffenständer und beobachtete die beiden.
    Priscylla hatte sich gerade ein Stück von Justus zurück gezogen. Sie ließ die Klinge des Gladius kreisen und beobachtete den jüngeren Bruder, der ebenfalls nicht ungeschickt im Umgang mit der Waffe war.

    Sie hob die Waffe leicht und ließ sie von oben in Richtung des Kopfes ihres Bruders schlagen, zog sie rasch wieder zurück und führte von links einen Hieb in seine Seite, die nun ungedeckt war, da er die Waffe zur Parade erhoben hatte. Schmerzhaft verzog er das Gesicht. Jetzt erst wurde Clementus sich bewusst, dass die beiden mit blanken Waffen kämpften. Priscylla hatte zwar mit der Breitseite zugeschlagen aber selbst das würde einen dicken blauen Fleck geben.
    Justus hielt sich die Seite und ihm fiel sein Schwert aus der Hand. Er ließ sich auf die Knie fallen und senkte den Kopf vor seiner Schwester. Diese verstand das Zeichen und ließ ihre Waffe sinken.

    „Heda, Sklave, bring kaltes Wasser!“, rief sie dem Waffenmeister zu. Dieser eilte sich und versorgte die getroffene Stelle in Justus Seite. Priscylla selbst wischte ihre Klinge mit einem Tuch ab und stellte sie weg. Dann erst kümmerte sie sich um ein paar kleine Wunden, die ihr ihr Bruder zugefügt hatte bei diesem Kampf.
    Sie war mit sich zufrieden. Justus war zwar jünger als sie aber er hatte den Kampf gefordert. Er hatte gefordert und verloren. Er war schwach gewesen. Diesen Kniefall hatte Priscylla bisher nur gesehen, wenn ihr Vater mit jemandem kämpfte. Doch nicht ihr Vater hatte sich auf dem Boden niedergelassen, sondern seine Gegner. So war es bei Duellen, wo der eine seine Schwäche zugab. Sie blickte sich um und gewahrte ihren Vater unter dem Balkon mit den Weinranken. Rasch klopfte sie den Sand von ihrer Tunika und schlüpfte in die Sandalen.

    „Pater, es ist mir eine Freude dich zu sehen!“, begrüßte sie ihn, als er zu ihr kam. Tatsächlich hatte sie ihn in den letzten Tagen nur zum Essen gesehen.
    „Filia, du führst eine gefährliche Klinge. Ich bin stolz auf dich. Doch nicht deswegen bin ich gekommen. Ich möchte mit dir über die Felder im Süden meiner Ländereien sprechen. Sie sind mir zum Verkauf angeboten worden und ich möchte, dass du mich begleitest. Du sollst den Kauf aushandeln.“
    Die junge Frau nickte.
    „Wann reisen wir los?“
    „Morgen in aller Früh!“



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:12


    Justus biss die Zähne zusammen. Sie hatte ihn schon wieder besiegt. Diesmal war es gar körperlich schmerzhaft. Er konnte es nicht leiden, wenn er Vater und sie so zusammen sah. Und er, er wurde vom Vater liegen gelassen und ein Sklave musste sich um ihn kümmern. Verärgert stieß er den Sklaven seiner Schwester auf Seite und erhob sich langsam. Vater war mit Priscylla ins Haus gegangen.

    Justus ging ins Badehaus des Gutes und befahl den Sklaven, ein heißes Bad zu bereiten. Das entspannte.
    Als er im Wasser war, konnte er seine Wut und Verärgerung über seine Verletzung nicht mehr im Zaum halten. Mit einer Armbewegung schleuderte er die Schalen mit Obst und die Weinkaraffe zu Boden, die neben dem Bottich auf einem Tisch gestanden hatten. Er schleuderte den Weinkelch hinterher, den er in der Hand gehalten hatte und ließ sich bis zum Kinn in das Wasser sinken. Mit gefurchter Stirn brütete er über sein Schicksal, als zweiter geboren zu sein. Er hasste Priscylla. Er hatte ihr zeigen wollen, dass er stärker war als sie. Doch nein, er hatte sich sogar gedemütigt, weil der Schmerz zu groß gewesen war. Er hasste seinen Körper dafür, er hasste sich dafür. Doch vor allem hasste er seine Schwester.
    Der Vater hatte sie immer vorgezogen. Justus hatte immer nachstehen müssen und immer erst alles nach Priscylla gelernt. Er war zwar jünger als sie aber nicht dümmer.

    Er rief nach seiner Lieblingssklavin, die kam und ihm den Rücken massierte.
    Er entspannte und die eben noch ausgebrochene Wut versenkte sich wieder in seine Tiefen, in der sie seit Ewigkeiten schon loderte.
    Justus wollte nicht der Sklave Fortunas sein. Er wollte sein Schicksal in die Eigene Hand nehmen. Das hatte sein Vater ihn gelehrt!



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:12


    Clementus hatte es sich, trotz dass alle Eile geboten war, da auch andere an dem Ankauf der Felder interessiert waren, nicht nehmen lassen, sechs Sklaven zu seinem körperlichen Wohle und zu dem seiner Tochter mitzunehmen.
    Er bereute es nicht. Die Sklaven hatten die Zelte neben denen des Verkäufers aufgeschlagen. Es war ein geschäftstüchtiger Mann, der seine Geschäfte in den Norden verlegte und seine Ländereien hier im Süden nur als lästig empfand. Es war gutes Land, das er bot. Fruchtbar, von einem durchlaufenden Fluss bewässert.
    Nun genoss Clementus eine wohltuende Massage nach dem langen Ritt.

    Priscylla hatte sich in ihr Zelt zurückgezogen. Sie wollte sich ebenfalls von dem Ritt erholen und sich ein wenig erfrischen. Clementus hatte das Verkaufsgespräch für die Abendessenszeit angesetzt und der Verkäufer hatte sie zum Mahl eingeladen.
    Es war fast soweit und Clementus kleidete sich an und begab sich in das Verhandlungszelt, wo der Verkäufer schon zu Tische lag. Clementus wollte sich nicht die Blöße geben und nach seiner Tochter schicken lassen, so hoffte er auf ihr pünktliches Erscheinen.

    Und sie kam pünktlich. Die beiden Männer sprachen gerade über die politische Situation des Landes als von den Sklaven die Zeltplanen zurückgeschlagen wurden und die Frau herein trat, die Clementus Tochter war. Er hatte sie bisher doch immer noch als Kind gesehen, auch wenn man sah, dass sie zur Frau heran reifte. Doch nun, in diesem Kleid und mit dieser Frisur, sah sie keineswegs mehr aus wie ein Kind. Sie war eine Frau.
    Und die Blicke, die der Verkäufer über den Körper Priscyllas wandern ließ, machten es Clementus nur zu deutlich. Es ärgerte sich ein wenig über diese Blicke, nahm es aber als Priscyllas Vorteil bei den Verhandlungen hin.

    Nach einer offiziellen Begrüßung, legte sich die junge Frau auf die für sie vorgesehene Lectus triclinaris und streifte die Sandalen grazil von ihren Füßen. Clementus ärgerte es immer wieder, dass seine Tochter so häufig mit nackten Füßen unterwegs war, doch hier hatte es eine solche Wirkung auf den Gastgeber, dass Clementus sich vornahm, seine Tochter wegen dieser Eigenart nie mehr zu tadeln.
    Während des Essens wandte sich das Gespräch immer wieder zwischen den Themen der aktuellen Politik, den gesellschaftlichen Dingen und auch dem Handel hin und her. Erst nach dem ausgiebigem Mahl kam das Gespräch auf den Verkauf der Ländereien.


    Später, als die Sklavin Clementus verließ, die er sich mitgenommen hatte, dachte er über das Gespräch nach. Priscylla die Verhandlung führen zu lassen war das Beste gewesen, was er machen konnte. Zwar hatte er sich überflüssig gefühlt, denn der Verkäufer hatte bloß Augen und Ohren für seine Tochter gehabt, doch das Land war gekauft worden und das zu einem Preis, den Clementus mit seinem Verhandlungsgeschick alleine nicht erreicht hätte. Zwar hätte seine Tochter bei der Wortwahl ein wenig feinfühliger sein können doch diese kleinen Patzer waren dem Verkäufer wohl entgangen. Das zu Sehende beschäftigte ihn doch mehr als das zu Hörende. Clementus war zufrieden mit sich und seiner Tochter.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:13


    Es war ein sonniger Tag im Winter. Priscylla saß in der Schreibstube und prüfte die Zahlen, die die Produktivität des Gutes zeigten. Sie vertrat ihren Vater in letzter Zeit immer häufiger. Er hatte das Leben auf dem Lande wohl über gehabt, denn er hatte sich freiwillig für den Kriegsdienst gemeldet. Und so war dies schon das vierte Mal, dass Priscylla ihren Vater für mehr als nur wenige Tage und Wochen vertrat. Anfangs hatte sie gefürchtet, er würde nicht zurück kommen. Doch die drei bisherigen Male im Dienste des Krieges, im Dienste des Landes, war er immer unversehrt zu seiner Familie zurück gekehrt. Justus und Serenus waren auch ausgezogen und befanden sich ebenfalls im Krieg. Sie würden sich mit ihrem Lohn selbstständig machen. Alt genug waren sie beide inzwischen und Serenus hatte sogar schon eine Frau gefunden. Priscylla konnte sich nicht dazu hinreißen lassen einen der wenigen Männer, die sie mochte, den ewigen Bund anzubieten und hatte gar schon ein Angebot ausgeschlagen. Ihr Bett teilte sie gerne mit Marcus, doch auf immer mit ihm verbunden zu sein war für sie dann doch nicht vorstellbar.
    Sie beugte sich erneut über die Bücher und trug die Zahlen dort ein.

    Plötzlich stürmte ein Sklave in das Zimmer und blieb wie versteinert in der aufgestoßenen Tür stehen. Priscylla hob den Kopf und blitzte ihn aus den Augenwinkeln heraus an.
    „Was gibt es?“, herrschte sie ihn an.
    „Domina... Eure Brüder sind zurück.“
    Sie lehnte sich zurück.
    „Das ist also Grund genug mich derart zu stören?“
    Der Sklave schüttelte den Kopf.
    „Es ist wegen Eures Vaters. Er... er wird gleich gebracht. Er ist vor neun Tagen bereits gestorben.“
    Priscylla sprang auf. Erschreckt sah sie den Sklaven an. Das konnte nicht wahr sein. Warum hatte sie kein Bote benachrichtigt?

    Sie stieß den Sklaven auf Seite und eilte die Flure entlang bis zu den Zimmern ihrer Mutter. Zaghaft klopfte sie an und betrat den Hauptraum. Augusta saß starr in einem ihrer Sessel und hatte ihre Hände um die Lehnen gekrampft. Sie war alleine, doch an der Anzahl der Weinbecher sah sie, dass eben noch drei Gäste da gewesen waren.
    „Mater?“, machte Priscylla sie auf dich aufmerksam.
    Die ältere Frau drehte den Kopf und nickte leicht. Ihr Gesicht war nass von Tränen.
    Priscylla stürzte zu ihr und umarmte sie. Auch sie begann zu weinen.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:13


    Mit dem Leichnam des Vaters kam ein Freund Clementus. Er hatte mit dem Kämpfenden Seite an Seite gestanden, als dieser getroffen worden war. Er hatte im Lazarett die letzten Stunden mit dem Freund durchlebt, als seine Söhne nicht kommen konnten, da sie an einer anderen Stelle der Kampfeslinie eingesetzt gewesen waren.

    Die Trauerfeier dauerte einen ganzen Tag und war schmerzlich für alle, die gekommen waren. Clementus Salvatus war ein von allen gemochter Mann gewesen. Augusta Lucia wurde von vielen bedauert. Sie hatte noch viel vom Leben vor sich, doch ohne Clementus würde sie es nicht genießen können, das wusste sie und das sah man ihr an.

    Spät am Abend schließlich, als nur die Familie noch versammelt war um den Freund des Vaters, erhob dieser die Stimme:
    „Ich muss euch nun, da ihr getrauert habt, da ihr euch verabschiedet habt, da die Asche Clementus im Schrein der Götter steht, eine Nachricht von ihm übermitteln. Es ist sein letzter Wunsch gewesen. Es ist fast das letzte gewesen, das er mir sagte.“
    Als er wirklich alle Blicke auf sich ruhen wusste, fuhr er fort.
    „Sein letzter Wunsch war, dass das Gut und die Ländereien von nun an von Justus Marinus geleitet würden. Er wünschte sein Hab und Gut in den Händen seines erstgeborenen Sohnes zu sehen.“

    Priscylla traf es genauso hart, wie wenn jemand ihr rechts und links die kräftigsten Ohrfeigen gegeben hätte, kräftiger als die, die sie je in ihrem Leben erhalten hatte. Doch sie senkte demütig den Kopf. Gegen den letzten Willen ihres Vaters konnte sie nicht aufbegehren. Ihr Vater weilte nicht mehr unter ihnen doch sein Wort war auch jetzt noch Befehl. Selbst wenn sie das Gut weiterführen wollen würde, die Sklaven würden ihr nicht mehr gehorchen.
    Sie blickte auf, als sie sich wieder gefasst hatte. Sie sah den Freund ihres Vaters, dessen Augen Mitgefühl für sie zeigten, sie sah ihre Mutter, die gefangen in ihrer eigenen Trauer war, sie sah ihre jüngeren Geschwister, die überrascht von diesem letzten Willen ihres Vaters waren. Und sie sah Justus, der triumphierend lächelte. Als ihr Blick ihn traf, wandte er sich zu ihr um und in seine Augen kam der Ausdruck, den sie so oft schon in ihnen gesehen hatte aber nie gewusst hatte, wie sie ihn einordnen sollte. Es traf sie wie ein Blitz, denn jetzt konnte sie es auf einmal. Es war purer Hass.

    Priscylla erhob sich und warf einen letzten Blick in die Runde. Dann ging sie erst gemächlich aus dem Zimmer, eilte dann aber in ihre Räume. Dort riss sie die Fenster weit auf. Kalter Wind wehte in ihr Zimmer, doch ungeachtet dessen trat sie auf den Balkon, barfuß.
    Sie stütze sich am Geländer ab und blickte in den Himmel. Er verschleierte sich und die Sterne wurden für sie fast unkenntlich. Schließlich rann ihre erste Träne und es folgten viele weitere.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:13


    Sie erwachte mit dem unguten Gefühl, das alle Verlorenen haben mussten, mit dem sie auch schon eingeschlafen war. Ihr Kopf brummte schwer und der Schmerz warf sie zurück ins Bett als sie versuchte sich zu erheben. Sie musste lange warten, bis der Schmerz so weit nachgelassen hatte, dass sie aufstehen konnte.
    Sie achtete beim Ankleiden nicht darauf, was sie anlegte. Als sie dann an sich herunter sah, merkte sie, dass sie die lederne Reithose trug.

    Sich in ihre unbewusst gewählte Kleidung ergebend, ging sie, ohne einen Bissen gegessen zu haben, zum Stall. Sie legte ihrem Pferd selbst die Zügel an und beachtete die Sättel erst gar nicht. Sie ritt lieber mit direkter Verbindung zum Tier.
    Sie schwang sich auf den Pferderücken und duckte sich unter der Stalltür.
    Sie wusste nicht, wohin sie reiten sollte. Sie wollte nur die Freiheit der klaren Luft und dieses Ritts genießen.
    Das Pferd schlug selbstständig den Weg ein, den sie fast täglich ritt, um die Ländereien zu begutachten. Sie brauchte das Tier nicht zu lenken, es wählte den Weg selbständig. Einzig die Gangart des Schrittes wählte Priscylla selbst. Im Galopp ließ sie sich vom Gutshof wegbringen und verlangsamte dann bald. Schließlich überließ sie es auch dem Tier, sich eine Gangart zu wählen.

    Am Stand der Sonne machte sie irgendwann aus, dass es schon fast Mittag war. Doch ihr war es egal. Sie dachte an nichts und ließ sich treiben. Fühlte sich so jemand, der gerade dem Tod entgegen schritt?
    Sie ließ sich einfach fallen in den See ihrer Gefühle. Sie ließ sich fallen in die warme Winterluft des Südens. Sie ließ sich fallen.


    Und schreckte auf, als sie fiel. Das Pferd hatte sich aufgebäumt und stürzte. Erschreckt versuchte Priscylla noch abzuspringen. Sie landete mit der Ferse voran auf dem Boden und spürte einen Schlag gegen den Rücken. Dann begrub das Pferd sie unter sich.
    Panisch schlug sie so lange um sich, wie sie konnte. Das Pferd selbst strampelte und versuchte sich zu erheben. Doch irgend etwas hielt es davon ab. Vorsichtig und unter Atemnot, nutzte Priscylla die Zeit, in der das Pferd bei seinen Aufstehversuchen nicht ganz auf ihr lastete, unter ihm hervor zu kriechen. Mit dem Kopf und dem Oberkörper kam sie schnell frei. Doch ihr Unterleib und die Beine lagen unter dem Pferd. Sie lag nun so, dass sie das Kinn des Tieres vor sich sah. Die Beine des Pferdes trafen sie immer wieder in die Seite. Schließlich begann sie ein Kinderlied zu singen, um das Pferd zu beruhigen. Sie hatte Angst, das Tier würde ihr alle Knochen brechen. Und tatsächlich ließ es sich beruhigen.
    Vorsichtig, um das Tier nicht wieder aufzuschrecken, versuchte Priscylla sich zu drehen, doch das Tier war zu schwer. So verschränkte sie schließlich die Arme vor sich und legte den Kopf darauf. Der Versuch, die Schmerzen in den taub werdenden Beinen zu missachten, misslang.

    Als die Panik sie vollständig los gelassen hatte, merkte die junge Frau, dass sie den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatte. Auch er Durst überkam sie und überlagerte eine Zeit lang die Schmerzen, vor allem dann, als der Pferdekörper ihr keinen kühlen Schatten mehr spendete.
    Als dann die Erschöpfung über sie herein brach, ließ sie sich gehen und schlief ein.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:14


    Als sie erwachte war es schon fast dunkel. Es war still um sie herum. Ein paar Vögel zwitscherten in der Ferne aber es war dennoch still.

    Das Pferd hatte aufgehört zu schnauben. Priscylla packte erneut die Panik. Sie versuchte ihre Beine zu bewegen. Geblendet schloss sie die Augen. Den Kopf abgewandt, blinzelte sie kurz darauf. In den späten Abendstrahlen der Sonne glänzte etwas im Gras vor ihr. Sie streckte ihre Hand aus, um es zu greifen. Nach kurzer Mühe hatte sie ihr Gladius in der Hand. Sie musste es während des Fallens verloren haben.
    Mit einem Gebet an die Götter auf den Lippen küsste sie es und drehte dann ihren Oberkörper, so dass sie von unten gegen die Kehle des tote Tieres blickte. Entschlossen packte sie das Gladius mit der einen Hand fester und schlug zu. Die Klinge glitt in das Fleisch, doch der Knochen bot zu viel Widerstand. Mühsam war das Herausziehen der Klinge aus dem Hals des Pferdes. Dann holte sie erneut aus, so weit es ging.
    Es dauerte noch ein paar Hiebe, bis der Kopf des Pferdes abgetrennt war. Dann wandte sich Priscylla den Vorderläufen des Tieres zu.

    Schließlich versuchte sie sich erneut von der Last des Körpers zu befreien. Jetzt, da die langen Extremitäten im vorderen Bereich des Corpus fehlten, schien es ihr, als könne sie den Körper schon ein wenig mehr anheben.
    Sie wusste später nicht mehr, wie schlimm sie das Pferd zugerichtet hatte, aber sie war frei gekommen.
    Als sie aufstand und sich, dreckbeklebt und blutbesudelt, das Tier nochmal ansah, sah sie, dass ein Pfeil in seiner Flanke steckte. Es war ein Pfeil mit beigen Federn und einem blauen Band um den Schaft gewickelt. Justus hatte Pfeile mit blauen Bändern.

    Betroffen senkte sie die Hand, in der der Pfeil lag.
    Rasch blickte sie sich um, packte ihr Gladius und rammte dem Pferd den Pfeil wieder in die Flanke. Geduckt huschte sie zu den nächsten Büschen und versteckte sich.
    Jetzt erst merkte sie, dass ihr linker Fuß sie nicht mehr richtig trug. Er knickte beim Gehen zur Seite weg. Es war sehr schmerzlich. Vorsichtig tastete sie den Fuß ab und spürte eine Schwellung. Hastig tastete sie die Beine und den Unterleib ab, doch außer der Stelle am Fuß fand sie auf Anhieb nichts, was schlimmstens schmerzte oder enorm angeschwollen war.
    Sie suchte mit Blicken die Gegend ab und erkannte, dass sie nahe des Flusses sein musste, der im Osten vom Gut durch die Ländereien floss. Sie lauschte angestrengt und konnte auch bald zwischen dem abendlichen Zirpen der Grillen und dem Freudengesang der Vögel das Rauschen von Wasser ausmachen.

    Sich immer wieder umsehend, humpelte sie auf den Fluss zu, den sie mit dem Pferd überquert haben musste, sich dessen aber nicht bewusst gewesen war.
    Das winterlich kühle Wasser empfing sie brausend, als sie, ohne darüber nachzudenken, sich entkleidete und in das Nass sprang.
    Sie nahm immer neuen Sand vom Boden des Flusses auf und wusch sich solange damit, bis dass ihre Haut rot war und brannte. Erst dann ließ sie davon ab und war sich sicher, dass kein Blut mehr an ihr klebte. Ebenfalls mit Sand rieb sie ihre Haare durch und legte sich dann so ins Wasser, dass der Fluss den Sand von ihr weg trug.
    Vorsichtig zog sie sich ans Ufer und ließ ihren linken Fuß weiterhin im kühlenden Wasser.
    Die Nacht war zwar kühl aber doch durch die südlichen Gefilde so warm, dass Priscylla zwar kalt hatte aber bald trocken war. Sie legte die blutverkusteten Kleidungsstücke wieder an, riss von ihrer Tunika einen Streifen ab und tränkte ihn im Flusswasser. Den Streifen legte sie um den Knöchel des linken Fußes und knotete ihn fest. Wenn sie auf dem Weg einen festen Stock finden würde, so nahm sie sich vor, würde sie ihn in den Verband einbauen.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:14


    Langsam nur kam sie vorwärts. Was auf einem Pferd recht schnell geht, dauert zu Fuß eine kleine Ewigkeit. Immer wieder machte Priscylla Pausen und ruhte sich aus. Sie kam in der Nacht noch an einem Bauernhaus vorbei, bei dem sie sich in den Stall schlich und Milch von den Kühen nahm. Auch hatten die abergläubischen Bauern den Geistern der Nacht eine Gabe vor die Tür gestellt: Einen halben Brotlaib und ein Schälchen Wein.

    Der Hunger war so groß, dass sie das Brot nahm. Bei den Bauern um Nahrungsmittel zu bitten, traute sie sich nicht. Sie wusste nicht, was ihr Bruder alles veranlasst hatte. Sie wollte nach Hause, um zu sehen, was dort vor sich ging, was ihr Bruder plante. Ein Stich raste durch ihr Herz. Sie hätte nie gedacht, dass Justus sie hassen würde. Sie hatte genau so viel Zeit mit ihm verbracht, wie mit ihren anderen Geschwistern, wohl noch mehr.
    Und dass Vater sie so verraten würde in der Stunde seines Todes traf sie noch tiefer.
    Doch kein Klagen würde ihr helfen, das Rad der Fortuna drehte sich weiter.
    Was würde sie machen, wenn sie nicht mehr auf dem Gut bleiben konnte?
    Das würde sie erst dann entscheiden, wenn es so weit war, entschied sie.
    Mit wenigen Schlucken Milch im Bauch und dem Brot in der Hand, den Wein hatte sie den Geistern nicht wegnehmen wollen, schlich sie wieder von dem Hof fort.

    Ihren knurrenden Magen mit kleinen Stücken Brot besänftigend, führte ihr Weg sie weiter durch die Nacht. Als der Morgen graute, machte sie es sich gut geschützt in einem Waldstück im Unterholz zurecht. Sie wollte keinem Menschen begegnen. Zudem war sie müde.
    Erst als der Vormittag schon weit vorangeschritten war, fiel sie in einen unruhigen Schlaf.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:14


    Abends machte sie sich wieder auf den Weg zum Gutshof. Es würde nur noch ein paar Stunden bis dorthin dauern. Jetzt war sie froh, dass sie das Pferd nicht zur Eile getrieben hatte. Obwohl: Dann wäre es vielleicht auch genau da passiert. Priscylla wusste ja nicht, wo ihr Bruder oder sein Beauftragter sonst noch gelauert hätten.
    Mühsam schleppte sie sich vorwärts. Sie hatte vor ihrem Abmarsch noch zwei Stöcke in den Verband eingebunden, die ihren Fuß stützen sollten, doch bequem war das nicht und sie hatte das Gefühl, sie wäre noch langsamer als ohne die Stöcke. An jedem Bewässerungsgraben machte sie Halt, um ihren Fuß in das kalte Wasser zu halten. Die Schwellung hatte seit letzter Nacht noch zugenommen.

    Einige Stunden verstrichen, bis sie das Licht des Gutshofes vor sich sah. Sie wurde noch langsamer und näherte sich ihm vorsichtig. An der Rückwand des Hofes angekommen, spürte sie, wie ihr Herz im Galopp raste. Sie hatte Angst, sie wäre zu laut, könne gehört werden durch ihr lautes Herz, ihr schweres Atmen. Mit einem Stoßgebet auf den Lippen, dass sie unbemerkt geblieben sei und auch bliebe, näherte sie sich einem der Fenster. Ein Blick in den hinteren Hof zeigte ihr, dass dort niemand war.
    Leise zog sie sich an dem Metallgitter vor dem Fenster, das mehr ein Loch in der Wand war, in dem Metallstäbe das Eindringen von Außen verhindern sollten, hoch. Als Kind hatte sie diesen Weg mehrmals genutzt, um über die Felder streifen zu können, ohne dass ihr Vater ihr einen Sklaven oder eine Sklavin zu Bewachung mitgab. Mit dem verletzten Fuß ging es zwar nur schlecht und sie spürte jeden blauen Fleck, jede Prellung, die sie sich zugezogen hatte noch stärker als bei ihrem nächtlichen Marsch, aber sie schaffte es, dank der Kraft ihrer Arme. Von dem Fenster bis hinauf auf die Mauer war es dann leichter. Hier hatte sie ohnehin immer nur die Arme nutzen können. Auf der anderen Seite ließ sie sich langsam herab und das Stück, das sie nicht bis auf den Boden herab reichte, ließ sie sich fallen. Ihr linker Fuß trug sie natürlich nicht und knickte weg. Der Schmerz raubte ihr die Luft. Gekrümmt wälzte sie sich auf dem Boden und umklammerte ihren Fuß mit beiden Händen.
    Als der Schmerz verebbte, stand sie langsam auf, stützte sich mit einer Hand an der Mauer ab.

    Sie kam sich so fremd vor in diesem Hof, in dem sie Jahre ihrer Kindheit verbracht hatte. Vorsichtig belastete sie kurz ihren linken Fuß und entschloss sich, ihn in den nächsten Stunden gar nicht mehr zu belasten, was sie aber schnell wieder verwarf aus Angst, zu laut zu sein.
    Sie umrundete den Hof, mit dem Rücken an der Wand.
    Im Schutze der Dunkelheit arbeitete sie sich bis in den Rosengarten ihrer Mutter vor. Von dort führten Fenster in alle wichtigen, bewohnten Räume des Hauses. Sie duckte sich unter den Fenstern weg und hoffte, niemand möge auf der anderen Seite aus den Fenstern sehen.

    Das Fenster vom Hauptraum ihrer Mutter stand offen und von Innen fiel Licht auf die winterlichen Rosenstengel. Von drinnen hörte sie die Stimme ihrer Mutter, wie sie sang. Es war ein trauriges Lied an die Götter, den Toten gnädig zu sein. Priscylla kroch auf allen Vieren bis unter das Fenster und ließ sich dort nieder. Die Stimme ihrer Mutter beruhigte sie, auch wenn sie bereits eine erwachsene Frau von dreiundzwanzig Jahren Alters war.
    Eine zweite Stimme fiel in den Gesang ein. Das war Serena.
    Die beiden Stimmen verflochten sich in dem langen Lied und den ständig wiederholten Bitten an die Götter. Priscylla schloss die Augen.

    Sie schreckte auf, als der Gesang verstummte und sich Justus Stimme erhob. Seine eiligen Schritte waren zu hören.
    „Mater. Ich bringe traurige Kunde. Einer der Sklaven hat Priscylla gefunden. Ihr Pferd ist unglücklich gestürzt und hat sie unter sich begraben. Er hat sie heute Nachmittag gefunden. Beide Körper waren so kalt wie die Nacht.“
    Der Aufschrei, der folgte, war von ihrer Mutter ausgestoßen worden.
    Priscylla biss sich auf die Lippen. Sie wollte dazwischen gehen und ihrer Mutter versichern, ihr gehe es gut. Doch sie hielt Justus für zu allem fähig. Vor allem, da er hier im Kreise seiner Sklaven war. Also schwieg sie.
    Serena hatte zu weinen angefangen und verfluchte diese Zeit, in der der Familie so viel Unglück zustieß.
    Als die Stimme Augusta zu einem Bittgebet ansetzte, wusste Priscylla, dass ihre Mutter an dem kleinen Altar kniete, an dem sie zu beten pflegte und der geziert war von den Darstellungen aller für sie wichtigen Götter und Geister.
    So wartete Priscylla. In ihr machte sich ein Gefühl der Gleichgültigkeit breit, wie sie es noch nicht kannte. Wäre Justus in den Rosengarten gekommen, hätte sie sich ihm im Kampf gestellt und selbst ihr Tod wäre ihr egal gewesen.

    Doch schließlich kam die Kampfeslust wieder hoch und sie dachte klar nach. Wenn sie sich jetzt zeigen würde, wäre es vorbei mit ihr. Hier auf dem Terrain hatte sie keine Chance gegen Justus. Doch er würde sie suchen und verfolgen lassen. Er hatte ihren Tod verkündet und wusste bestimmt auch, dass sie nicht bei dem Pferd gelegen hatte und somit nicht in der Unterwelt weilte.
    Sie konnte nicht bleiben, wollte sich aber verabschieden und das Wichtigste mitnehmen. Also musste sie warten, bis die Nachtruhe die Gebäude und ihre Bewohner erfasst hatte. Die Hunde würden keinen Alarm schlagen, sie kannten Priscylla ja. Und dass Justus die Hunde von Vorgestern auf heute ausgetauscht hatte, daran glaubte sie nicht.

    Sie wartete und wartete. Die Stunden verrannen so zäh wie frischer Honig. Die Müdigkeit ließ sie immer wieder einnicken, doch immer schreckte sie kurz darauf wieder hoch. Einige Male ging Licht hinter den anderen Fenstern zum Garten an aber keines der Fenster wurde geöffnet.

    Es war weit nach Mitternacht als ihre Mutter ihre Fenster zuzog und das Licht löschte. Priscylla wartete noch eine gute Weile und schlich sich dann zur Hoftür, die nie verschlossen war. Vorsichtig öffnete sie diese und stand im Flur. So leise, wie ihr verletzter Fuß es zuließ, humpelte sie zur Treppe und erklomm sie.
    Die erste Tür rechts führte zu ihren Gemächern.
    Dort entkleidete sie sich rasch. Sie zog eine Stoffhose und eine Stofftunika an, packte eine weitere Hose und eine Tunika ein, nahm ihre Sandalen und den Wollumhang sowie einen Geldbeutel mit Inhalt. Bis auf die Sandalen verschnürte sie alles zu einem Paket. Die Blutigen Sachen legte sie oben auf und nahm das Bündel.
    Nun schlich sie die Treppe wieder hinunter. Unten legte sie ihre Sachen am Fuße der Treppe ab und öffnete die Tür zu dem Räumen ihrer Mutter.

    Sie huschte hinein und näherte sich vorsichtig ihrer schlafenden Mutter. Neben ihr kniete sie nieder und betrachtete das Gesicht, das sie bisher an fast jeden Tag ihres Lebens gesehen hatte. Es würde nun das letzte Mal sein.
    Priscylla griff sich in die Haare und zog ihr ledernes Haarband heraus. Sie legte es in die leicht geöffnete Hand ihrer Mutter. Dann erhob sie sich und beugte sich über die Schlafende, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Stumm dankte sie ihrer Mutter für alles, was diese ihr gegeben und sie gelehrt hatte.



    Re: Priscylla Lucia Honora

    LadyPriscylla - 06.11.2011, 17:15


    Sie verließ das Haus mit ihrem kleinen Bündel. Im Stall suchte sie sich ein gutes Reitpferd aus. Das beste hatte ihr Bruder getötet und sie hatte es verstümmelt. Sie wusste sich nicht zu erklären, warum Pferde, die zu lange auf einer Seite lagen, starben. Es war ihr immer ein Rätsel gewesen und blieb es auch jetzt.
    Sie sattelte das Pferd, was sie ausgesucht hatte, eine braun-beige gescheckte Stute, mit einem Stoffsattel, an dem sie ihr Bündel und ihre Sandalen befestigte. Die blutigen Kleidungsstücke zerriss sie und band sie der Stute um die Hufe, damit sie nicht so weit zu hören war. Am Zügel führte sie das Tier aus dem Stall, verriegelte ihn wieder von außen.

    In der Stube neben dem Tor brannte Licht und Priscylla hörte das Geräusch von rollenden Würfeln. Hätte sie hier noch das Sagen, würde sie diese Wachen sofort entlassen. Doch sie hatte hier nichts mehr zu sagen und war das letzte mal hier.
    Sie öffnete einen Torflügel und führte das Pferd hinaus. Vorsichtig zog sie das Tor wieder zu. Ihr war es egal, dass es nicht mehr verriegelt war. Er war nicht mehr ihr Gut. Sollte doch ihr Bruder zusehen, wie er seine Habe schützte.
    Direkt vor dem Tor noch schwang sie sich auf den Pferderücken, was an sich schlecht war. Sie hätte das Pferd ein Stück weiter weg führen sollen, doch ihr Fuß trug sie kaum noch. Im Schritt ließ Priscylla das Pferd vorwärts gehen. Nach einem letzten Blick zurück auf das Gut und einem gemurmelten Abschied an die vier jüngeren Geschwister, die nicht Justus hießen, und an ihre Mutter, ließ sie das Pferd traben. Sie wollte bis zum Mittag die Ländereien ihrer Familie verlassen haben.
    Doch wohin sollte sie nun gehen?

    Sie, eine Frau, die ein Gut verwalten konnte, ein wenig Kämpfen konnte und ein wenig Erfahrung mit Pferden und Hunden hatte?
    Lange ließ sie ihre Gedanken schweifen. Die Städte der Umgebung schlossen sich allein durch ihre Nähe zum Gut und zu Justus aus. Etwas weiter entferntes musste es sein.
    Dann fielen ihr die Geschichten ein, die ihre Mutter und ihr Vater ihr erzählt hatten über die kämpferischen Frauen im Gebirge im Nord-Osten. Amazonen wurden sie genannt.
    Priscylla war sich sicher, dass sie dort nicht als Amazone aufgenommen werden würde aber zumindest einen Unterschlupf wollte sie dort finden, bis ihr etwas besseres einfiel.


    So lenkte sie ihr Pferd gen Norden.



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