Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?

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    Re: Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?

    piccolo - 03.06.2008, 07:31

    Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?
    oder

    sind die ganz Alten in Investorenhänden

    oder

    ist nur noch das Ziel, mit den Alten Autos wirtschaftliche Erfolge zu erziehlen


    Oliver, der 5 HP Eigner, hat einen Beitrag dazu geschrieben

    Vernunft ist ja auch so eine Sache.

    01.06.2008, 01:37
    Durch einen netten Kumpel und Bruder im Alteisen aufmerksam gemacht, habe ich heute stundenlang verschiedene Foren durchforstet. Alles Foren, die sich damit brüsten, speziell für den Oldtimerliebhaber dazusein. Teils stehen sie für irgendwelche mehr oder weniger dubiosen "Interessenverbände", andere verstecken hinter der freundlichen Fassade schnöde kommerzielle Interessen.
    Bevor aber jetzt der Vorwurf des Sozialneides aufkommt, oder der Hinweis, dass es durchaus nicht unmoralisch ist, seine kommerziellen Interessen auf die eine oder andere Art wahrzunehmen: ich will damit niemandem an den Karren fahren. Ich bin zusehr Einzelgänger (soweit man diesen Begriff sinnvoll auf ein Mitglied einer aus sieben Milliarden Individuen zusammengesetzten Gemeinschaft anwenden kann...), als dass ich mich überhaupt derartigen Spielchen aussetzen würde. Ich bin in keinem Club und in keiner Interessengemeinschaft. Meine Interessen vertrete ich selber auf die herkömmliche Art, indem ich auf Hindernisse reagiere und diese, wenn immer möglich, mit allen mir gegeben Mitteln umschiffe.

    Heute habe ich aber den Eindruck bekommen, dass die Zeit für die Vorkriegsautos auf unseren Strassen ihrem Ende zugeht. Dafür gibt es mehrere Gründe:
    Zuerst mal ist der durchschnittliche Besitzer eines Vorkriegswagens meistens in einem dem Auto vergleichbaren Alter. Im Gegensatz zum Auto kann der Besitzer aber nicht mit einer neuen "Special"-Karrosserie versehen werden und als Jüngling neu anfangen. Zudem stellen Vorkriegsautos höhere Anforderungen an die Fitness ihrer Fahrer.
    So fristen die meisten Vorkriegswagen ein eher ruhiges Dasein fernab jeden Asphalts, von dem sie nach einer Jugend auf Schotter und Kopfsteinpflaster heute wohl nur noch träumen dürfen.
    Ein anderes Phänomen ist die Eigendynamik, die dem Wechsel von Liebhaberszene zu Investorenparadies inneliegt. Begonnen hat der ganze Blödsinn schon Anfang der Neunzigerjahre, nachdem der Ferrarihype mangels verfügbarer Stückzahlen erst auf andere Marken übergriff, um dann auch die sog. Oldtimerszene mit voller Wucht zu erwischen. Damals gingen zudem die Grenzen zum Osten auf und man konnte in jeder Oldtimerzeitschrift lesen, was da so an Schätzen aus dem Osten wieder auftauchte. Die Stimmung war hemmungslos und gut, viel Geld wirbelte herum und die Preise stiegen. Natürlich folgte daraufhin auch wieder eine Phase der Ernüchterung, schliesslich musste ja am Ende einer die Zeche bezahlen. In diesem Fall waren das wohl Leute auf der ganzen Welt, die das Sammeln exotischer Autos ganz neu als Anlageform entdeckt hatten, mangels Fachkenntnis aber aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Nun war der schöne F40 aber plötzlich nur noch einen Drittel seines Kaufpreises wert, und es wurde einigen schmerzlich bewusst, dass Flügeltürer in gewissen Kreisen nicht gerade selten sind.

    In der Zwischenzeit wurde dann aus der ehemaligen Liebhaberei einiger durchgeknallter und höchst philosophischer Motorenfreaks ein Industriezweig mit handfesten Interessen und dem ganzen zugehörigen Sozialmüll wie: Lobbyarbeit, Veteranenkennzeichen, Verbände, Interessenvertreter, oldtimerspezifische Sondertarife beim Champagnerkauf, Concours d'Elegance bei jeder halbwegs ansehnlichen Villa am See mit genügend grossem Rasen und "historische Bergrennen" auf jedem mehrbesseren Hügel. Dazu kommen Rennveranstaltungen, an denen heute mehr "Werksrennwagen" einer Marke auftauchen, als es von dieser Marke insgesamt überhaupt je Sportwagen gab. Die Liste der Perversionen beinhaltet dann auch logischerweise etliche historisch wertvolle Limousinen, die ihrer Karrosserien entledigt wurden, um heute als sog. "Special" mit zweisitziger Sportwagenkarrosserie weiterzuleben. Nicht, dass ich den Fahrern solcher Autos ihren Fahrspass verüble, aber für mich haben solche Autos soviel historischen Hintergrund wie ein Bugatti auf VW-Käfer Basis.

    Dieselbe Szene hat auch dazu geführt, dass bestimmte Autos der oberen Preisklasse heute komplett neu angefertigt werden um dann mit einer gefälschten Historie als legendärer Oldtimer an den zahlungskräftigen Mann gebracht zu werden.

    Andere, Liebhaber früher Rennwagen, neigen ja bekanntlich dazu, ehemalige Feuerwehrlastwagen zu einem rennwagenähnlichen Gebilde umzubauen. Damit erreichen sie zwar viel Fahrspass mit einem im Vergleich zum damaligen echten Rennwagen leicht beherrschbaren und zuverlässigen Gefährt, aber in Sachen Authentizität haben selbst unsere Seifenkisten aus den Siebzigern mehr zu bieten.

    Ich wurde heute durch mein Forengelese Zeuge einer originellen Selbstzerfleischung der deutschen Oldtimerszene - wenn es denn je so etwas gegeben haben sollte. Die zur Zeit heftigen Grabenkämpfe zeigen ihr kommerzielles Gesicht immer unverblümter. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass diejenigen, die bisher von Hand am Ast der Oldtimerliebhaberei gesägt haben, nun zur Kettensäge greifen. Natürlich tut das jeder im ureigensten historischen Interesse am automobilen Kulturgut.

    Wenn man aber die rosa Brille ablegt und das Ganze mal nüchtern betrachtet, ist aus dem "automobilen Kulturgut" längst eine Spielwiese für Gutbetuchte und deren Trittbrettfahrer geworden.

    Unter diesen Voraussetzungen wäre es illusorisch, an eine Zukunft für Vorkriegswagen zu denken. Das Wichtigste für eine solche wäre eine Motivation ihrer Bewohner. Dass aber gerade die Szene des Vorkriegsgeraffels unter einem deftigen Nachwuchsproblem leidet, dürfte bekannt sein und keinesfalls erstaunen, solange man selber noch irgendwo ein wenig jung ist.

    Und so wage ich zu behaupten, dass die Luft raus ist aus den ganz alten Autos. Gemessen an meinen Jugendjahren, wo ich mehr oder weniger regelmässig im Alltagsverkehr Autos aus den Dreissigern begegnet bin, müsste ich heute mindestens ein- bis zweimal pro Woche wenigstens einem Alltagsauto aus dem Fünfzigern zu begegnen. Zudem leben hier heute fast viermalsoviele Leute wie in meinen Jugendjahren.
    Aber wenn man es genau nimmt, sah man damals hier auch mehr exotische Sportwagen wie Lamborghinis, Maseratis, Corvetten etc. etc.

    Vielleicht übertreibe ich ja mal wieder, oder habe etwas ganz grundsätzlich falsch verstanden. Wie auch immer, ich werde jedenfalls meine Drehbänke usw. in Zukunft noch besser pflegen als bisher. Meine Vermutungen gehen in die Richtung, dass ein Drehbank in nicht allzuferner Zukunft wieder wichtiger fürs Fahren mit einem Vorkriegsvehikel sein wird, als eine sog. Szene.

    langatmige Grüsse
    Oliver

    "Si stava meglio quando si stava peggio."



    Re: Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?

    piccolo - 03.06.2008, 07:35

    Hier schreibt Thili Schmuck aus dem ACC-Forum
    Ich habe dazu einige Antworten aus dem Netzt gefischt
    Hallo Oliver, schön schreibst du.

    Zum Problem, welches uns Oldtimerfahrer in CH immer härter trifft und welches dich zu Recht so ärgert, will ich kurz etwas anfügen.

    Ich restauriere gerade eine BMW R25/3 in den mehr als perfekten Neuzustand, einfach deswegen, wel alle Teile, die ich in die Hand nahm, morsch waren.

    Mein Schrauberfreund Dani hat nun aber noch eine originale R 25/3 mit Steib LS 200, sowie eine Harley-Davidson Bj.1950.

    Beide laufen als Veteranen unter dem selben Täfeli.

    Und beide musste er dieses Jahr stellen.

    Bei beiden wurde ihm der Stempel verweigert, weil der originale! Lack etwas abgeschliffen war.
    Wohl gemerkt, das sind keine Bastelkisten, sondern gut gepflegte Motorräder, bei denen der Lack ein bisschen von der Geschichte der Töffs erzählt.
    Er hatte keine Chance und hat dann die BMW am Ende (langweilig) neu lackieren lassen.
    Der neue Lack ist steril und tot, kein Vergleich zum originalen Lack mit den Aufklebern auf dem Tank, die der Erstbesitzer 1960 auf dem Grossen St. Bernhard, Julier und Stilfser Joch aufgeklebt hat.
    Die vormals handgezogenen Linien sind nun durch abkleben aufgebracht, das ist perfekt - und langweilig.

    Dem Töff wurde ein grosser Teil der Geschichte geraubt, und das ohne Not.
    Die Harley hat etwas besser getroffen, da konnte er mit viel Mühe, List und Tücke die Neulackierung vermeiden :-))

    Wir haben gerade noch einen Heinkel A102 Tourist aus der Scheune gezogen, der 1957 zugelassen und nur drei Jahre bewegt wurde, bevor er bis heute abgestellt wurde.
    Ich werde versuchen, diesen wunderschön patinierten Grossroller so über die MFK zu hieven, aber ich habe wenig Hoffnung.

    Ich drücke dir die Daumen, dass du einen verständisvollen Experten erwischt und das Coupé Docteur so fahren darfst, wie es geworden ist im Lauf der Jahre, dass du um die Fahrsicherheit besorgt bist, liest man ja aus allen deinen Berichten.

    Liebe Grüsse aus der Ostschweiz

    Thilo



    Re: Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?

    piccolo - 03.06.2008, 07:37

    Garfield aus dem VDCM-Forum
    Ich kenne die Vorkriegsszene und auch die Problematiken von Vorkriegsautos zu wenig, um hier wirklich einen qualifizierten Beitrag beisteuern zu können... aber es täte mir leid, irgendwann einmal keine Vorkriegsautos mehr auf den Treffen, die ich besuche, vorzufinden.

    Gruß

    Peter

    Quelle: http://www.vdcm.de/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=1751



    Re: Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?

    piccolo - 03.06.2008, 07:38

    Gerd aus dem VDCM Forum
    Verfasst am: So Jun 01, 2008 7:54 pm Titel:

    --------------------------------------------------------------------------------

    Das Posting stammt aus meinem Lieblingsthread im Citroen Forum:

    Klick!

    Ich sehs nicht ganz so schwarz wie Oliver, die Vorkriegsszene war immer klein, niemals Trend, aber immer präsent, ich denke das wird so bleiben. Seit ich die Szene kenne (seit den 70ern) war die immer überaltert, offenbar ist es so, dass man erst spät Spaß an den wunderbaren Wagen bekommt. Der "Nachwuchs" ist beim Einsteigen i.d.R. über 50.

    Gerd

    Quelle: Quelle: http://www.vdcm.de/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=1751



    Re: Sterben die Liebhaber der wirklich alen Eisenhaufen aus?

    piccolo - 03.06.2008, 07:39

    Detlef Kupfer aus dem VDCM-Forum
    Die sogenannte Szene ist naturgemäß relativ klein. Viele Fabrikate von damals existieren heute
    nicht mehr, es gibt keine Classic-Center die öffentlichkeitswirksames History-Marketing betreiben
    und deshalb fehlt dieser Szene etwas die Öffentlichkeit.

    Aber es gibt sie. Denke nur mal an unseren gemeinsamen Freund Histomat. Oder gucke mal hier:


    > Michi's Oldtimer...


    Wer das sieht, wird nicht mehr behaupten es gäbe keine Szene oder zu wenig junge Einsteiger.
    Während Hunderte Tag für Tag an Flachbildschirmen apokalyptische Phrasen vom Untergang
    der Oldtimer-Szene dreschen, lassen diese Jungs die Räder rollen, Woche für Woche, schrauben,
    tauschen Ersatzteile untereinander aus und genießen.

    Ich denke auch, aus Oliver's etwas resignativem Post spricht momentan der Frust und die Wut
    darüber, ein paar Rattenfängern aus Castrop-Rauxel auf den Leim gegangen zu sein.

    Ach ja, stell doch mal bei Gelegenheit Fotos von Deinem Praga oder auch mal von Deiner weil
    patiniert, deshalb so schönen Rallye-Heckflosse ein...


    Detlef

    Quelle: http://www.vdcm.de/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=1751



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