-Das unerwünschte Geschenk-

Stray dog's hut
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    Re: -Das unerwünschte Geschenk-

    rasor5fox - 31.08.2007, 09:03

    -Das unerwünschte Geschenk-
    [b]18.April.2007

    -Das unerwünschte Geschenk-

    Es war einmal ein kleiner, gutmütiger Junge namens Swen, der gerne überlegte, während er lange Spaziergänge unternahm. Die Leute schauten immer komisch, wenn sie ihn sahen und er verstand nie, wieso. Er wollte ja nur spazieren gehen, so wie andere Leute auch. Er wusste schon lang, dass er auf diese Weise am besten nachdenken konnte, nämlich, wenn er sich dabei bewegte – dann liefen auch die Gedanken in eine Richtung. Der kleine Swen wusste auch, dass, wenn er versuchte sich an den Tisch im Esszimmer zu setzten und zu denken, liefen bald alle seine Gedanken im Kreis. Genauso kreisrund und unendlich, wie der runde Tisch vor ihm. Swen wusste, dass es sich so nicht lohnte nachzudenken. Wenn man immer nur im Kreis dachte, wie sollte man je daraus schlau werden, dachte er sich wieder rum und wanderte gemütlich die Straße runter. Er dachte gern. Über alles und jenes. Sein Leben, die Welt um ihn herum und die Menschen auf der Straße, denen er zufällig begegnete.
    Diese Straße war übrigens seine Lieblingsstraße. Die Leute hier kannten ihn schon und seine Eigenart gedankenverloren einen Fuß vor den anderen zu setzten. Anfangs hatten sie ihn noch gegrüßt, aber da er nie Lust hatte sich zu zwingen die Begrüßung zu erwidern, ließen sie es und lächelten nur.
    „Das wird mal ein Großer,“ sagte die Frau vom Gemüseladen zu ihrem Mann. Der stand hinter der Theke und nickte gelassen. „Klar, wenn man so viel nachdenkt, ist man irgendwann weise, weil man alles versteht.“
    Swen passierte den Gemüseladen und lächelte die Frau an. Sie lächelte zurück, aber er bemerkte es gar nicht mehr, denn seine kleinen Füße marschierten fleißig weiter und seine Gedanken hielten Schritt.
    Gerade, als Swen über das Radiohören nachdachte und überlegte, ob es nicht klasse wäre, wenn er beim örtlichen Sender auch moderieren würde, riss ihn ein Furchterregendes Gelächter aus seinen Gedanken. Es war ein alter Mann mit grünlicher Haut und einer langen, spitzen Nase, auf der eine verflixt eckige Brille saß. Er hockte gemütlich vor der Tür eines Schuhladens, (der wohl neu sein musste, denn er war Swen noch nie aufgefallen), und musterte die Füße des Jungen. Dann warf er den Kopf in den Nacken und gackerte erneut.
    Es war das erste Mal, dass Swen während eines Spaziergangs stehen blieb. Ihm gefiel nicht, wie der Mann lachte. Er hatte das Gefühl, dass er selbst der Grund war und wollte nun sofort wissen, was denn so komisch sei.
    Der Mann grinste und entblößte eine Reihe blendend weißer Zähne, die so gar nicht zu seiner merkwürdigen Hautfarbe passten.
    „Na, Junge? Gehste spazieren, ja?“, fragte der Mann spitz.
    Swen nickte verhalten und versuchte dem stechenden Blick hinter der eckigen Brille nicht auszuweichen. Der Mann verzog das Gesicht zu einer wissenden Grimasse.
    „Haste net was vergessen zu Hause?“
    Jetzt war Swen verwirrt. „Was denn?“, fragte er perplex.
    „Na guck doch mal deine schmutzigen Füß an. Schuhe, Junge, Schuhe!“ Und er brüllte wieder los vor Lachen. Swen schaute runter und sah, dass er tatsächlich keine Schuhe trug und plötzlich konnte er sich auch gar nicht mehr entsinnen, wann er das letzte Mal welche angehabt hatte.
    Da verstand er, warum so viele Leute auf der Straße seltsam geschaut hatten. Sie trugen ja alle welche. Nur er war wohl immer ohne unterwegs gewesen. Er hatte es bisher nicht einmal bemerkt. Nun schämte er sich plötzlich für seinen Fehler.
    Der Mann sah es und sein Gesicht wurde ein Stück weicher, aber nur ein Winzigkleines.
    „Aha. Du hast es net mal gewusst, was? Ich mein, dass man immer mit Schuhen auf die Straße geht?“
    Swen faltete die Hände vor seinem Schritt und senkte schüchtern den Kopf. „Nein. Das hat mir keiner gesagt, dass man Schuhe tragen muss, wenn man auf die Straße geht.“, erwiderte er leise.
    Jetzt war der Mann zufrieden, denn er hatte den Jungen da, wo er ihn haben wollte. Er stand ächzend auf und Swen bemerkte, dass der Alte gut einen Kopf größer war, als sein Vater. Nahezu riesig. Man hatte es nicht bemerkt, solang er saß.
    Der Mann griff sich an die Hüfte, aber nur kurz, dann senkte er den Blick, um sich Swen’s Füße genauer anzuschauen.
    „Hm...Schöne Füße haste, wenn se nur net so dreckig wären. Hübsche Zehen.“
    „Danke.“, sagte Swen stutzig.
    „Na dann komma rein, kannst ja ma gucke, ob was für dich dabei ist. Bin ja Schuhverkäufer. Heiße sogar so.“ Dann grinste er wieder.
    „Wie denn?“, fragte Swen. Inzwischen hatte er seine Scham vergessen.
    „Mr. Schu. Ganz einfach. Passend. Was will man mehr.“
    Swen zuckte mit den Schultern und beschloss einen Abstecher ins Schuhgeschäft zu machen. Konnte nicht schaden. Er dachte, dass er vielleicht ja was finden würde, was ihm gefällt.
    Mr. Schu ging voraus, bat Swen hinein und verzog das Gesicht, als der Junge sich nicht die Füße an der Fußmatte abputzte, sondern einfach hineinging.
    „Schau dich in Ruhe um. Du bist der erste Kunde heute, Junge. Hast alle Zeit der Welt.“
    Swen bedankte sich und begann die langen und voll gestopften Regale genau abzusuchen. Mr. Schu stellte sich grummelnd hinter die Verkaufstheke und blätterte gelangweilt in einem Schuhmodemagazin. Den Mann ärgerte es immer noch, dass der Junge sich nicht die Mühe gemacht hatte sich die Füße abzuputzen.

    ***

    Nach zweieinhalb Stunden kam Swen mit enttäuschtem Gesichtsausdruck wieder und stellte sich an die hohe Theke. Mr. Schu blickte ihn prüfend über die Gläser seiner Brille hinweg an und seufzte.
    „Na? Endlich was gefunden?“
    Swen seufzte ebenfalls. „Nein. Leider nichts dabei, was mir gefallen würde. Tut mir leid.“
    Der Mann nickte nachdenklich. „So?“ In seinem eckigen Kopf schien zu arbeiten. „Alles klar,“ sagte er plötzlich. „Dann komm mit, vielleicht hab ich ja doch was für dich.“
    Er deutete Swen zu folgen und sie gingen in das hintere Ende des recht finsteren Ladens, wo sich eine schön gearbeitete Holztür befand. Der Mann suchte mit ruhigen Händen in seinen Hosentaschen nach dem passenden Schlüssel. Dann öffnete er die Tür, welche quietschend und knarrend in einen dunklen Raum hinein glitt. Mr. Schu schaltete das Licht ein und Swens Blick fiel auf ein weiteres Regal voller Schuhe. Doch auch hier schien nichts dabei zu sein, als er drüber schaute.
    Mr. Schu wurde ernst. „Ich glaube, ich hab genau das Richtige für dich. Diese Schuhe hab ich nämlich selbst gemacht. Den Rest, den verkaufe ich nur. Aber diese, die hab ich selbst entworfen und fabriziert. Es gibt sie nur einmal auf der Welt, damit du’s weißt. Die sind was Besonderes. Warte hier.“
    Swen wartete. Mr. Schu ging zum Regal und schob einige Schuhpaare auseinander. Viele davon waren schon alt, sahen zerschlissen aus und als ob sie schon hunderte von Jahren nicht mehr getragen wurden. Doch Mr. Schu’s grünlichen und langen Finger griffen noch tiefer und jetzt bemerkte Swen eine Nische in der Wand, wo etwas merkwürdig glänzte.
    Genau danach griff der Mann mit der spitzen Nase und zog es mit einem Ruck heraus. Es waren Schuhe, sah Swen auf den ersten Blick. Aber es waren auch Schmuckstücke.
    Mr. Schu betrachtete die Schuhe liebevoll und das erste Mal sah Swen, wie das Gesicht des alten Mannes richtig sanftmütig wurde.
    „Besondere Schuhe, sag ich dir. Keine, die je abnutzen, denn die Sohle ist aus Diamantenstaub gepresst und der Rest, aus Gold gefertigt. Siehst du die Rubine? Das war eine Heidenarbeit sie so zu platzieren...“
    Er schaute Swen an und grinste wieder sein altes Grinsen. „Du kannst sie haben, Junge. Sogar geschenkt. Niemand kauft sie, obwohl sie so wertvoll sind.“
    „Wieso nicht?“, fragte Swen. Sein Blick hing an den Schuhen. Die mochte er. Die waren toll. Und sie würden niemals abnutzen, dachte er still vor sich hin.
    Mr. Schu betrachtete den Jungen und legte den Kopf schräg. Sein Blick war allwissend, doch er sagte trotzdem: „Ich weiß es nicht. Vielleicht erkennen die Leute das Besondere an diesen Schuhen nicht.“
    „Aber ich!“ rief Swen aufgeregt. „Ich sehe es.“
    Da grinste der Mann bittersüß, aber zufrieden. „Das ist gut. Dann schenke ich sie dir. Ein so fleißiger Läufer wie du einer zu sein scheinst, ja, das wäre der Richtige für so ein Paar Schuhe. Alle werden dich beneiden, Junge. Du hast nämlich jetzt die schönsten Schuhe der Welt.“

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    -Türengedichte- - gepostet von rasor5fox am Mittwoch 16.05.2007



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