Raven VII | Herbst 97 | Burg Rabenstein | Fraternitas Corvor

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    Re: Raven VII | Herbst 97 | Burg Rabenstein | Fraternitas Corvor

    Dekan - 17.06.2005, 13:41

    Raven VII | Herbst 97 | Burg Rabenstein | Fraternitas Corvor
    Raven VII

    Code: Datum:       Herbst.1997
    Ort:         Burg Rabenstein
    Orga:        Fraternitas Corvorum
    Autor:       Goetz Kleinhaus, kleinhau@inf.fu-berlin.de
    Unterkunft:  -
    Verpflegung: -
    Spieler/NSC: -
    Typ:         Charaktergeschichte
    Bewertung:   keine

    Rabenstein ist frei, doch der Fluch bleibt
    Korak hatte gut daran getan, Wendla mit zwei Männern aus seinem Regiment ein paar Tagesmärsche weit zurückzulassen, denn Die schlimmsten Gerüchte, die man über Rabenstein gehört hatte, bewahrheiteten sich. Aus dem Wald um die Burg war sämtliches Leben verschwunden, selbst die Vegetation schien tot zu sein. Einen ganzen Tag lang war nirgendwo auch nur das entfernte Echo eines Vogelrufes zu hören, geschweige denn irgendein Anzeichen der Tiere zu finden, die man für gewöhnlich in einem Wald vermuten würde.

    In der Nähe der Burg traf die Gruppe, in der ich reiste, auf eine Gesellschaft aus Gelehrten, die ebenfalls auf dem Weg zur Burg waren. Die meisten dieser Gesellschaft waren seinerzeit auf der Burg angesehen gewesen, und mir von meinen früheren Besuchen bekannt, und auch den anderen schien es ratsam, den Rest des Wegs gemeinsam zurückzulegen.

    Der Zug marschierte also weiter, und kurz nach dem Zusammentreffen ereignete sich schier unglaubliches: Aus den Augenwinkeln glaubten wir zu erkennen, wie sich im Wald, der den Weg säumte, etwas bewegte und uns verfolgte, doch wenn jemand genau hinschaute, war nichts zu sehen als Bäume. Das ging ein Weilchen so, bis sich letztendlich tatsächlich pflanzenartige Wesen aus dem Schutz der Bäume lösten, und sich uns zuerst vorsichtig näherten.

    Keiner wusste genau, was das für Wesen waren, und ob sie gefährlich werden würden. Mal kamen sie näher heran, mal zogen sie sich wieder zurück und waren mit einem Male nichts als junge Bäume, die sich im Wind wiegten. Woanders tauchten andere aus dem Wald auf und verschwanden wieder auf die gleiche Weise.

    Dann war es vorbei mit der unsicheren Ruhe, denn jetzt brachen an verschiedenen Stellen solche Gewächse die Strassenböschung herunter und griffen uns unvermittelt an. Mit erstaunlicher Sicherheit hatten sie einen der Zauberer und den Priester der Fenya als Hauptziel auserkoren.

    Der Zauberer ging recht schnell unter den Hieben der Zweige und Äste zu Boden und musste gestützt werden. Während die in der Kampfkunst bewanderten sich bemühten, die Gruppe beisammenzuhalten, um die unbewaffneten zu schützen, leistete ein Vorrat an Lampenöl unschätzbare Dienste dabei, viele der Pflanzen auf Distanz zu halten. Mit Waffen konnte man sie zwar zurücktreiben, doch wirklich getötet wurden wenige der Wesen, denn die angeschlagenen zogen sich in den Wald zurück und wurden wieder eins mit den Bäumen und an ihrer Statt erschienen neue.

    Die Angriffe liessen erst nach, als wir die brach liegenden Felder vor der Burg erreichten und den verfluchten Wald hinter uns liessen.

    Auf dem äusseren Burghof standen überall Bäume herum und alles machte einen sehr verwilderten und zugewachsenen Eindruck. Da die Burg immer noch versiegelt war, wurde zuerst die Taverne geöffnet. Darin bot sich uns in etwa das gleiche Bild, wie ausserhalb: Durch das Mauerwerk waren Zweige und Ranken eingedrungen, weit mehr, als das natürliche Wachstum eines halben Jahres hätte hervorbringen können. Der Boden war mit einer dicken Schicht aus Blättern und anderen Pflanzenresten bedeckt, von den Pfeilern und Balken hing Spinnengewebe herab.

    Es wurde sofort damit begonnen, die Pflanzen, die hereingewachsen waren, zu entfernen, und die Taverne von der Masse an Blättern und Unrat zu befreien. Es war nicht für alle genug Arbeit, also nahmen wir uns die Zeit, nachzusehen, was noch von dem Lager der Elfkreuzer übrig geblieben war.

    Auf der Wiese standen noch einige Zusammengefallene Zelte und Reste der Palisaden. Mit wenig Aufwand würde sich daraus wieder eine recht annehmbare Behausung aufbauen lassen.

    Die Zauberer wollten sich nun daran machen, das Tor zur Burg wieder zu öffnen, doch vorher sollte die Burg von einem Zauber umschlossen werden, damit nichts aus dem unheiligen Wald würde eindringen können. Dazu war es scheinbar nötig, um die Burg einen Symbolischen Kreis aus Öl zu ziehen, und diesen zu entflammen.

    Mit Kennog, einem fremdländischen Waldläufer, zusammen machte ich mich auf, um vorher einmal einen Blick auf den Pfad zu werfen, der um die Burg führte. Wir bewegten uns die ganze Zeit auf sehr paranoide Weise, denn in diesem Wald konnte man ja keinem Baum den Rücken zudrehen. Wir hatten den Weg fast beendet, als wir auf dem Weg, der den Hügel zur Burg hinauf führte, einige Wanderer entdeckten.

    Sie waren sich scheinbar nicht im klaren darüber, wo sie sich befanden, denn sie gingen völlig arglos zwischen den Bäumen umher und schienen keine Eile zu haben. Wir riefen ihnen zu, sie sollten zusehen, dass sie den Hügel herauf und auf den äusseren Burghof kämen, weil sie in diesem Wald ihres Lebens nicht mehr sicher waren.

    Diese Leute waren noch nicht ganz bei uns, da erwachte der Wald wieder zu unnatürlichem Leben. Einige dieser Pflanzenwesen erschienen und wandten sich gegen uns. Ich stellte mich einem dieser Dinger entgegen, was sich alsbald als Fehler erwies. Ich hackte mit meinem Schwert nach dem Ding, das sich dadurch aber kaum beirren liess. Mit einem unerwartet starken Hieb eines seiner Äste fegte es mich von den Beinen, dass mir fast die Luft weg blieb. Noch im Liegen robbte ich rückwärts den Hügel empor, versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und hatte alle Mühe damit, von diesem vermaledeiten Biest fernzubleiben.

    Letztendlich schienen sie aber die Lust an uns zu verlieren, denn alle schafften es, bis auf einige weniger ernste Blessuren unbehelligt, bis vor die Burg.

    Die Zauberer wollten nun verständlicher Weise nicht ungeschützt im Wald herumlaufen, daher bildeten etwa ein Dutzend bewaffnete Männer, darunter auch wieder KEnnog und ich, den Geleitschutz. Auf dem Weg um die Burg vollführten die Zauberer den üblichen Hokuspokus und legten dabei die Spur aus Lampenöl. Die Männer, die vorangingen, hackten auf jegliches Gewächs, das auch nur in der Nähe des Weges stand ein und zertraten selbst das kleinste Pflänzchen, das sich die Dreistigkeit erlaubte, auf dem Pfad wurzeln geschlagen zu haben.

    Nach etwa einem drittel der Strecke griffen die Pflanzenwesen zum erstenmal an. Diese Dinger waren so zäh, wie alte Bäume, aber so gelenkig, wie junge Weiden, und nach einem weiteren Drittel der Strecke waren die Rüstungen der Männer so verbeult und zerschlissen, dass man sie kaum noch guten Gewissens als solche bezeichnen konnte.

    Ob des andauernden Holzhackens sank auch langsam die Kampfkraft, wo doch gerade das letzte Drittel das schwierigste war, da es hier keinen Pfad mehr gab. Zu allem Überdruss geschah auch noch, was nicht hätte geschehen dürfen: Mit einem Male war das Öl aufgebraucht. Ich konnte mir hysterisches Gelächter gerade noch verkneifen und beschränkte mich auf ein kurzes Auflachen. Ein paar Leute machten sich auf, um aus der Taverne neues Öl zu holen, derweil die meisten zurückblieben, um die Zauberer nicht alleine zu lassen.

    Der Wald musste unsere missliche Lage bemerkt haben, denn die Angriffe waren jetzt häufiger und konzentrierter. Als die Leute mit dem Öl kamen, hatte beinahe jeder schon die eine oder andere Verletzung davongetragen. Ein weiteres Mal erwies sich mein Langbogen als hervorragender Krückstock, ohne den ich mich kaum noch auf den Beinen hätte halten können. Ich hatte keine blutenden Wunden, aber die dauernde Prügel mit Ästen war doch alles andere als wohltuend.

    Der Wald war ja selten wirklich sicher gewesen, besonders in dieser Gegend, aber dass er so völlig gegen mich war, war bis jetzt noch nie der Fall gewesen und stellte mich an den Rand einer Sinnkriese.

    Schlussendlich konnte der Kreis geschlossen werden, ohne dass wir irgendwelche Verluste erlitten hätten. Da ich ziemlich angeschlagen war, begab ich mich ersteinmal ins Lager, das Mittlerweile schon wieder einen wohnlichen Eindruck machte, um mich dort ein Weilchen zu erholen. Die Elfkreuzer hatten den Altar ihrer Göttin wieder errichtet, ich hielt also ein Schläfchen auf geweihtem Boden.

    Mein Schlummer wurde unterbrochen von Alarmrufen, denn aus dem Wald näherten sich einiger der Pflanzenwesen dem Lager. Sie scheuten sich scheinbar davor, den geweihten Boden zu betreten, stellten aber trotzdem eine gewisse Gefahr dar, denn sie waren auf wundersame Weise in der Lage, einen grossen Wind anzufachen, der selbst mich etliche Fuss weit umherschleuderte.

    Da sich inzwischen auch ein BArbarenstamm, die Asgavar, im Lager eingenistet hatte, waren genug Leute da, um die Monster schnell zu vertreiben, doch während des Kampfes meinte ich einige Male, die Stimme einer Frau zu hören, die von den verschiedensten Verlockungen sprach, und dass man ihr nur zu folgen brauche und sämtliche Wünsche in Erfüllung gehen würden. Doch jedesmal, wenn ich genau hinhöhrte, war nur das Rascheln von Blättern im Wind zu vernehmen.

    Die Zeit, die ich in der Sonne gelegen hatte, hatten die Zauberer dazu genutzt, den Schutz um die Burg zu aktivieren und das Tor zu öffnen. In der Burg sah es so aus, als wäre sie nie verlassen worden, die Versiegelung war also scheinbar von Nutzen gewesen.

    Der Wald war vorerst auch wieder zur Ruhe gekommen, und es liessen sich keine Angreifer in der unmittelbaren Nähe der Burg sehen, und es ging nichts vor sich, bei dem meine Anwesenheit irgendeinen Sinn gehabt hätte, also schlug ich den Weg zurück zum Lager ein.

    Kaum hatte ich den äusseren Burghof verlassen, schickte sich etwas, das ich für einen Alleebaum gehalten hatte, an, über mich herzufallen. gerade noch rechtzeitig konnte ich mich ins Backhaus retten, wo der Bäcker und sein Geselle sofort die Tür verrammelten. Der Baum hatte vor der Tür Stellung bezogen und schien sich auf längeres Warten einzurichten. Ich weiss nicht genau, wie die beiden es schafften, aber der Bäcker und sein Geselle überredeten mich, aus dem Fenster zu steigen, um Hilfe zu holen.

    Der Baum bemerkte davon nichts, und ich machte mich auf, nach ein paar waffenstarrenden Schwertschwingern zu suchen, die sich des Problems annehmen sollten. Die Bäckerei musste allerdings fürs Erste auf Hilfe verzichten, denn vor mir stürzte Gorillion aus dem Wald. Völlig ausser Atem erzählte er, Pan wäre nicht weit von hier in einem Baum gefangen, weil er einer netten Dame hatte helfen wollen.

    Ich folgte Gorillion mit einer handvoll bekannter, und er führte uns zu dem Baum, in dem Pan gefangen sein sollte. Von einer Frau war nichts zu sehen, und Nichts rührte sich an dem Baum, also trat ich kräftig dagegen, worauf man Pan im Inneren des Baumes schreien hören konnte.

    Wir waren völlig ratlos, wie wir ihn befreien sollten und redeten einfach mit ihm. Er erzählte, er wäre an einem seltsamen Ort, und ihm würden alle nur denkbaren Verlockungen angeboten. Ich hielt ihm vor, er solle nicht immerzu auf die Frauen hereinfallen, und Mordan redete auf ihn ein, er solle der Versuchung nicht nachgeben und er müsse nur wirklich herauswollen, um aus dem Baum freizukommen.

    Das ging eine Weile so weiter, bis sich plötzlich der Baum auftat und Pan herausgeflogen kam. Er war sichtlich erschöpft und klammerte sich an etwas, das er in einem Lederbeutel um den Hals trug. Wieder in der Burg angekommen, hörten wir, dass auch andere in Bäumen gefangen gewesen waren, und manche von ihnen seit dem unter einer fortschreitenden "Verholzung" von Körperteilen klagten.

    Den Rest des Tages mühten sich die Gelehrten ab, aus der Bibliothek der Burg irgend etwas wissenswertes zu erfahren. Zum Abend hin, als das Tageslicht sich zurückzog und die Welt den Schatten überliess, sammelte sich das Volk in der Taverne.

    Ich hatte keine Lust auf viel Gesellschaft und ging früh ins Lager und zu Bett. Die Nacht wurde erbärmlich kalt, doch die Sonne am nächsten Morgen brachte ein wenig Wärme. Nach und nach erwachten das Lager und die Burg.

    Ich machte mich mit Pan, Korak und Mordan zu einem Erkundungsgang durch den Wald auf. Wir besuchten das Grab der Fenya, einer lokalen heiligen, Das überaus verwittert aussah, und Pan spürte, dass diesem Ort zwar immer noch das gute innewohne, seine Kraft aber kurz vor dem Versiegen stand.

    In einem ruhigen Moment nahm mich Pan kurz zur Seite und überreichte mir ein Geschenk von seinem Meister: Ein gelber, kristallener Stein, den ich am Hals tragen sollte. Er sagte, ich würde schon irgendwann herausfinden, wozu er gut war.

    Auf unserem weiteren Weg entdeckten wir noch eine Art Windrose, aus Ästen zusammengelegt und mit verschiedenartigen Anordnung von Steinen bezeichnet. Ein Arm dieser Windrose wies genau in Richtung des Grabes, aber in grösserem Umkreis liess sich nichts finden, in dessen Richtung die anderen Arme hätten deuten können.

    Auf dem Rückweg zur Burg entdeckten wir noch einige Schilder, die an Bäumen angebracht und mit eigenartigen Zeichen beschriftet waren. Wir konnten uns auf diese Schilder keinen Reim machen und kehrten also ins Lager zurück.

    Dort angekommen, erzählten uns die anderen, dass sämtliche Asgavar in Windeseile ihre Sachen gepackt und sich von dannen gemacht hatten. Darüber zerbrach ich mir nicht den Kopf, sondern vielmehr darüber, dass wir auf unserem Ausflug wider Erwarten völlig unbehelligt geblieben waren.

    Plötzlich sprang Korak auf, lief aus dem Lager und einer Person entgegen, die über die Felder auf das Lager zukam. Die Person war Wendla, aber was hatte sie hier jetzt und ohne die beiden Männer, die zu ihrem Schutz abgestellt waren, zu suchen?

    Nun ja, mir lag es fern, mich in diese Angelegenheiten einzumischen, also soll jemand anderes darüber erzählen.

    Einen Steinwurf vor dem Lager begrüsste Korak sie, daher bekam keiner von beiden mit, wie wieder ein solches baumartiges Wesen aus dem Wald kam und sich ihnen näherte. Ich rief Korak eine Warnung zu und rappelte mich selber auf. Mein ganzer Kram lag um mich herum verstreut, daher griff ich mir nur mein Schwert.

    Wendla lief auf das sichere Lager zu, und Korak hieb mit einer Keule auf den Baum ein. Als ich ihn erreichte, machte sich der Baum schon daran, sich zurückzuziehen, und ich musste regelrecht hinter ihm herhechten, um ihm selber noch einen Schwertstreich zu verpassen.

    Bis zum Abend war das alles, was der Tag an Aufregung zu bieten gehabt hatte. In der Taverne trieb Grimas die Leute zu wahren Jubelstürmen auf seine Lieder, und es war ein wahres Fest im Gange. Vom Gegröle der betrunkenen taten mir die Ohren weh, so dass ich das Treiben verliess und zum Lager ging.

    Das einzige, was dort vor sich ging, war, dass Pan mit dem Alchimisten der Elfkreuzer irgendwelche Untersuchungen an einem Trank anstellte.

    Das war mir bei weitem zu langweilig, um dem Aufmerksamkeit zu widmen, und ich beschloss, noch einmal zur Burg zu gehen. In der Burg war allerdings kein einziger Mensch ausser der Torwache. So wollte ich denn zu Bett gehen und machte mich wieder zum Lager auf.

    Das nächste, an das ich mich klar erinnere, ist, dass ich völlig ermattet und unterkühlt das Lager betrat. Ich war so müde, dass ich mich einfach auf den Boden warf und zu schlafen versuchte.

    Der Schlaf liess allerdings eine Weile auf sich warten, denn Pan machte sich Sorgen ob meines offensichtlichen Zustandes und wollte von mir wissen, was geschehen sei. Ich glaubte, mich dunkel daran erinnern zu können, dass ich vor der Taverne von einem Schattenwesen angefallen worden war. Dadurch waren jedenfalls meine Müdigkeit und die Kälte, die ich fühlte, zu erklären.

    Ein anderer Umstand war dadurch allerdings nicht zu erklären: Von dem Moment, da ich das letzte Mal das Lager verlassen hatte, bis zu meiner Rückkehr waren mehrere Stunden verstrichen. Wenn ich solange vor der Taverne gelegen hätte. hätte mich jemand finden müssen, wo war ich also die ganze Zeit über gewesen?

    Pan wollte unbedingt herausbekommen, was mit mir geschehen war, aber ich wollte erst einmal schlafen. Im Halbschlaf bekam ich mit, wie ein alter Mann der Feuerwache sehr lebendig und sehr Lautstark geradezu abenteuerliche Geschichten über zwei Brüder erzählte, die miteinander im Streit lagen. Doch selbst der laute Alte konnte mich nicht mehr von meinem Schlaf abhalten.

    Geschlafen habe ich dann auch bis weit in den nächsten Tag hinein, doch selbst nach dieser ausgiebigen Ruhe war ich immer noch müde, richtiggehend ausgelaugt. Die Neuigkeiten, die ich hörte, brachten mich dann doch dazu, mich von meinem Nachtlager zu erheben.

    man hatte herausbekommen, dass Shymroch einen Bruder hatte, der mit ihm seit Zeitaltern im Kampf lag. Dieser Bruder hiess Naratoch und war zwar nicht minder böse, als Shymroch, würde aber im Kampf gegen ihn trotzdem nützlich sein. Man wollte also die beiden aufeinander loslassen. Diesen Kampf würde nur einer überstehen und der würde dann so geschwächt sein, dass irgendwer schon mit ihm fertig würde. Erwartungsgemäss würde Shymroch der verbleibende Bruder sein, denn er übertraf seinen Bruder bei weitem an Stärke.

    Als Waffe gegen ihn sollte sein wahrer Name dienen, den man interessanter Weise den merkwürdigen Schildern im Wald entnommen hatte. Bis jetzt war Shymrochs persönliche Waffe die Versuchung und Verführung gewesen, also mussten die, die sich ihm direkt entgegenstellen wollten, reinen Herzens sein.

    Daran, dass etliche Leute mit äusserst verklärtem Gesichtsausdruck und friedvollen Worten auf der Zunge umherliefen, war unschwer zu erkennen, dass ihnen schon ein solches verpasst worden war.

    Mit der festen Überzeugung, dass sich mit dem fall Shymrochs auch mein eigener Fluch hinwegheben würde, begleitete ich den Trupp, der sich zu dem Baum aufmachte, der damals schon die Verbindung Shymrochs in diese Welt gewesen war, um dort die Entscheidung herbeizuführen. Die "Verklärten" versammelten sich um den toten Baum und alle übrigen bildeten nach aussen gewandt einen Kreis um sie, denn Shymroch würde sicherlich seinen Wald zu Felde schicken, um seinen Fall aufzuhalten.

    Kaum, dass die Zauberer und heiligen Männer mit ihrem Hokuspokus begonnen hatten, fing auch der Wald an, wieder diese Wesen hervorzubringen. Wir waren mit vielen Fackeln, Öl und Brandpfeilen ausgerüstet, so dass die Angriffsversuche der Bäume kaum wirklichen Erfolg hatten. Von dem, was am Baum Shymrochs getrieben wurde, bekam ich kaum etwas mit, denn mein Blick war die ganze Zeit über nach aussen gerichtet, und ich war bemüht, die Angreifenden von Wendla, die von einem Baum niedergeschlagen worden war, fernzuhalten.

    Wesentlich schneller als erwartet, und mit wesentlich weniger Widerstand als befürchtet, ging die Sache zu ende.

    Während wir uns mit Bäumen schlugen, hatten die Dämonen sich gegenseitig die Schädel eingeschlagen, und dem Gewinner wurde von den "Reinherzigen" der Gar ausgemacht. Ein Weilchen stand ich da, unsicher, ob sich nicht doch noch irgendein gewaltiges Monster auf mich stürzen wollte, aber es schien wirklich vorbei zu sein. Shymroch war geschlagen. Mit seinem Erwachen in Rabenstein hatte mein Fluch begonnen, und mit seinem Ende endete auch mein Fluch.

    Dachte ich, und die Umstände schienen mir auch Recht zu geben. Die Sonne schien, und wieder im Lager, schnallte ich meine Waffen ab und legte mich einfach ins Gras und liess mich von der Sonne wärmen. Gestört wurde meine Ruhe von grossen Geschrei und lautem Getrommel.

    Die Asgavar waren zurück, und ich traute meinen Augen nicht: Sie hatten einen Baumhirten mitgebracht, einen leibhaftigen Ent. Ihrem Gesang und Geschrei zufolge, sollte er das Leben in den toten Wald zurückbringen. Schnell war eine grosse Prozession versammelt (Wesentlich mehr Leute, als noch vor wenigen Stunden, als es darum ging, den Dämon zu vertreiben), die hinter dem Baumhirten her zu dem Baum zog, der Shymrochs gewesen war, und die ganze zeit sangen und riefen die Asgavar in ihrer Sprache.

    Bei dem Baum angekommen, setzte der Hirte mit auschweifendem Gerede und grossen Gesten direkt am Baum einen kleinen grünenden Setzling in die Erde und gab allen zu verstehen, dass man ihn jetzt alleine lassen sollte.

    Viele verliessen darauf die Prozession, doch einige zogen weiter zum Grab der Fenya, um den Ort erneut zu weihen. Etwas abseits setzte ich mich an einen Baum und sah zu, wie der Ort gesäubert und eine Art Andacht abgehalten wurde. Kaum, dass diese Andacht vorbei war, spuckte einer der Bäume, die einen Kreis um das Grab bildeten, einen blutüberströmten Menschen aus.

    Es war Norenosu, der seinerzeit Hofmagier auf Rabenstein gewesen war. Man sagte mir, er hätte die Burg auch nach der Versiegelung nicht verlassen wollen. Scheinbar hatte er sich letztendlich doch zu diesem Ort geflüchtet. Einige Heilkundige, darunter Wendla, versorgten ihn notdürftig, dann hoben ein paar Männer ihn auf und trugen ihn zur Burg.

    Mit dem Verlöschen des Tageslichtes wurde ich unruhig. Ob mein Fluch wirklich gebrochen war? Oder würden nachts wieder dämonische Wesen über mich herfallen? Ich sass mit den anderen in der Taverne zusammen und wir redeten über die letzten Tage. Mitten im Gespräch wurde mir plötzlich kalt und mir fiel die letzte Nacht ein.

    Ich bat die anderen, Pan und mich für eine weile zu entschuldigen, und ging mit ihm ins Lager zurück, wo zu dieser Zeit wenig Betrieb herrschte. Mein Fluch war beendet, und ich wollte mit allem abschliessen, was damit in Verbindung stand Ich bat Pan also, seine hypnotischen Fähigkeiten einzusetzen, um mich an den gestrigen Abend zurückzuversetzen, damit ich so erfahren könnte, was mir wirklich widerfahren war.

    Ich legte mich unter einen Baum, und Pan entzündete einige Kerzen um mich herum. Ich blickte in Gedanken versunken nach oben und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie er sich Weihwasser und einen Pflock zurechtlegte. Das liess mich schmunzeln, hatte er doch tatsächlich Angst vor mir.

    Trotzdem beugte er sich über mich, legte mir eine Hand auf die Brust und fühlte nach dem Kristall. Er sprach langsam in seiner eigenartigen Muttersprache auf mich ein, bis die Welt um mich verschwamm...

    es ist Nacht, ich komme aus der Burg... hinter mir eine Stimme... eine Frau... "Norwick"... sie kennt meinen Namen... ich bleibe stehen, warte auf sie... sehe sie an... erkenne sie nicht... "bitte folgt mir"... was will sie... "ich muss Euch sprechen, ich bitte Euch"... eine eindringliche, flehende Stimme... wir gehen an der Taverne vorbei... vor mir erhebt sich ein Schatten... fällt mich an... wirft mich zu Boden... sie zeigt keine Angst... vertreibt den Schatten... hilft mir auf... beruhigt mich... sie ist kräftig... eiskalte Hände... wir gehen weiter... ich will zum Lager... meine Freunde warnen... Schatten... "Eure Freunde brauchen Euch nicht. Ich brauche Euch"... wer ist sie... Angst... "wovor habt Ihr Angst? Vor den Schatten kann ich Euch beschützen"... "Vor mir? Ihr habt Angst vor mir? Ich bin eine Frau, was könnte ich Euch antun?"... wir gehen weiter... vorbei am Lager... vorbei an Feldern... ein Feldweg... eine Wiese... "es ist nicht mehr weit"... der Waldrand... "hier ist der richtige Ort"... sie setzt sich unter einen Baum... ich setze mich neben sie... in der Ferne die Lichter vom Lager... Mondlicht... versuche, ihr Gesicht zu erkennen... sehr blass, fast bleich... dunkle Lippen... bodenlose Augen... sie spricht... redet von den Menschen, als gehöre sie nicht dazu... nicht mehr... sie fragt nach meinem Leben... mein Fluch... meine Angst... Fluch... sie lacht bitter... "Ihr haltet Euch für verflucht? Ihr seid gesegnet! Ihr lebt, unter Menschen, unter Freunden, werdet irgendwann sterben"... Was ist sie... "wisst Ihr es nicht"... sie fängt an, zu erzählen... langsam... wie aus einem anderen Leben... jemand... hat sie gehalten... alles genommen... die Sterne ihre Geschwister... ich lege mich hin und sehe die Sterne an... einsam... von den Menschen entfernt... unendlich weit... ihre Hand auf meinem Bein... eiskalt... Trauer... Einsamkeit... Schuld... Bedauern... Sehnsucht... Wärme... ich friere... was ist sie... "Ihr wisst es"... sie hört auf zu erzählen... streicht mir das Haar aus dem Gesicht... von den Schultern... zieht meinen Mantel beiseite... streicht mir übers Gesicht... über den Hals... eiskalt... streicht wieder durchs Haar... beugt sich über mich... ihr Gesicht... blass... leichenblass... die Lippen... die Augen... was ist sie... "Ihr wisst es"... sie legt sich neben mich... fühle ihr Gesicht an meinem... ihr Haar... zart... sanft... eiskalt... ihr Gesicht an meinem Hals... was ist sie... ich weiss es... bedeutungslos... sie seufzt... Bedauern... die Augen... traurig... die Lippen... Schmerz... Dunkelheit... Wärme... ich stolpere ins Lager... breche zusammen... öffne die Augen...

    Ich öffnete wieder die Augen und sah die Sterne über mir. Eine geraume Weile starrte ich einfach nur die Sterne an, dann wurde mir bewusst, dass da irgendetwas zwischen mir und den Sternen war, ich die Sterne eigentlich garnicht hätte sehen können.

    Nach und nach, je mehr mein Bewusstsein wieder zu mir fand, nahm ich erst einen Baum wahr, dann ein Gesicht. Pan war über mich gebeugt, hatte eine Hand auf meine Brust gelegt und sah mich mit ernstem Gesicht an.

    Ich wusste jetzt, was in der Nacht geschehen war, und er wusste es auch, denn er hatte in mir gelesen, und das, was er gefunden hatte, auch mir zu lesen gegeben. Ich hörte, wie er einen seiner Zauber über mich sprach (später erfuhr ich, dass er versuchte, herauszufinden, ob ich unter einem unnatürlichen Einfluss stünde), und er warf prüfende Blicke auf meinen Hals und meine Zähne.

    Offensichtlich war es nicht ihre Absicht gewesen, ihren Fluch an mich weiterzureichen, und bleibende Schäden hatte sie auch nicht verursacht. Sie... Ich war einem Vampyr zum Opfer gefallen. Niemals hätte ich gedacht, dass mir das ein zweites Mal passieren würde. Diese Dame hatte zwar gänzlich anderes Jagdverhalten an den Tag... die Nacht gelegt, als der Vampyr seiner Zeit in Heridia,

    aber trotzdem hätte ich erkennen müssen, mit wem ich es zu tun gehabt hatte. In dem Moment, als ich mir diesen Vorwurf machte, wurde mir bewusst, dass ich weiss und gewusst hatte, was sie war und dass dieses Wissen erschreckend bedeutungslos für mich gewesen war.

    nicht wie ein Monster auf der Jagd war sie gewesen. Vielmehr war sie mir vorgekommen, wie jemand auf der Suche, jemand, der Dinge erbitten muss, die er nicht haben möchte...

    Ich schüttelte die Gedanken von mir ab. Ich stand auf und nahm Pan sein heiligstes Versprechen ab, niemandem gegenüber diesen Vorfall zu erwähnen oder auch nur anzudeuten. Ich wollte auf keinen Fall, dass irgend jemand, schon gar nicht meine Freunde vom Orden des Elffachen KReuzes davon erfuhren, dass ich einem Vampyr erlegen gewesen war.

    Ich hatte gesehen, was sie mit Leuten anstellten, die sie für einen Wiedergänger hielten und wollte nicht Gefahr laufen, eines Tages mit einem hölzernen Pflock in der Brust darnieder zu liegen. Der Abend war spät geworden, sehr spät. Und dunkel und kalt war es, sehr kalt. Darum legte ich mich zu einem unruhigen Schlaf auf mein Lager...


    --------------------------------------------------------------------------------

    Anmerkung des Übersetzers:

    Vom Restlichen Teil dieses Kapitels bis einschliesslich zum Ende des zehnten Kapitels existieren weder Manuskripte, noch Aufzeichnungen des Verfassers. Sollte jemand irgendwo auf Quellen oder Material stossen, welches zuverlässig Aufschluss darüber geben kann, was Norwick in dem entsprechenden Zeitraum, der wohl gut und gerne sechs Monde betragen muss, widerfahren sein mag, bitte ich dringend darum, mir eine Abschrift zukommen zu lassen, denn nur äusserst ungerne lasse ich meine Übersetzungsarbeit derart lückenhaft.

    Einzig einige vage Quellen beschreiben, wie Norwick mit Arveth Lorienthoron und Lasse Urrkroefts zusammengetroffen sein muss, die fortan seine engsten Gefährten sein sollten. Die beiden gehörten den Schäfern, einer Waldläufergilde, an, der sich den Quellen zufolge auch Norwick anschloss.



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