Beschneidung der Frauen

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    Re: Beschneidung der Frauen

    wüstenblume - 03.06.2005, 23:51

    Beschneidung der Frauen
    In vielen Dörfern des Senegal gelten nur beschnittene Frauen als heiratsfähig. Nach jahrhundertealter Überlieferung steht die Beschneidung der weiblichen Genitalien für Sauberkeit, Treue und Ehre. Tausende Mädchen werden deshalb bis heute nach altem Ritus verstümmelt. Sie erleiden unvorstellbare Qualen und kämpfen mitunter ihr Leben lang mit den Folgen des Eingriffs. Ein tief greifender Wandel im Kampf gegen die Beschneidung ist nur durch Bildung möglich. Gemeinsam mit TOSTAN ermöglicht UNICEF Mädchen und Frauen im Senegal eine umfassende Grundbildung. Mit großem Erfolg: Schon über 1.000 Dörfer, die an dem Programm beteiligt waren, haben feierlich erklärt, ihr Töchter künftig nicht mehr beschneiden zu lassen.

    Grausames Ritual mit lebenslangen Folgen

    Der Aufbruch der Dörfer, die sich gegen die Beschneidung entschieden haben, erfasst immer mehr Gemeinden des Senegal. Im Dezember 2003 verabschiedeten sich weitere 118 Dörfer im Süden des Senegals mit einer großen Zeremonie von dem traditionellen Ritual. Doch noch immer ist die Beschneidung in fast 4000 Dörfern übliche Praxis und betrifft etwa 20 Prozent der senegalesischen Frauen. Der Eingriff findet in der Regel ohne Betäubung und unter unhygienischen Bedingungen statt. Es kommt oft zu Blutvergiftungen und langwierigen Infektionen – teilweise mit tödlichem Ausgang. UNICEF geht davon aus, dass auch die Hälfte aller Todesfälle während der Geburt auf die Beschneidung zurückzuführen ist.
    Bildung verändert das Leben der Mädchen

    Im Senegal kann weniger als ein Fünftel aller Frauen lesen und schreiben. Nicht einmal die Hälfte der jungen Mädchen besucht die Grundschule. In den Regionen mit den niedrigsten Einschulungsraten ist der Beschneidungsritus am weitesten verbreitet. Mit einem lebensnahen Grundbildungsprogramm gibt die von UNICEF geförderte Organisation TOSTAN Mädchen und Frauen die Chance, ihre Probleme mit eigener Kraft zu lösen. In den Kursen lernen sie lesen und schreiben. Doch auch die Menschenrechte und Fragen der Gesundheit haben einen wichtigen Platz. Viele Frauen und Männer erkennen so, dass die Beschneidung die Ursache für gesundheitliche Probleme und sogar für den Tod vieler Frauen ist. TOSTAN bedeutet in der Landessprache Wolof „Durchbruch“.

    1. Mädchen und Frauen stärken
    Die Lehrerinnen der zehnmonatigen TOSTAN-Kurse kommen in der Regel aus den Dörfern, in denen sie die Grundbildungskurse abhalten. Sie wurden von den Bewohnern gewählt, an einer TOSTAN-Schulung über Gesundheit, Kinderbetreuung, Menschenrechte und Möglichkeiten der Problemlösung teilzunehmen. Dieses Wissen geben sie an die Frauen in ihren Dörfern weiter. TOSTAN ermutigt die Kursleiterinnen, auch in andere Dörfer zu gehen. Auf diesem Weg sollen weitere 10.000 Frauen erreicht werden.

    2. Schulbildung verbessern
    In den fünf Regionen, in denen die Einschulungsrate besonders niedrig ist, unterstützt UNICEF die regulären Gemeindeschulen. Zunächst sollen 250 Dorfschulen für rund 12.000 Mädchen neu aufgebaut oder „wiederbelebt“ werden. UNICEF erarbeitet gemeinsam mit TOSTAN Unterrichtsmaterial, in dem lebensnahe Inhalte wie Gesundheit und Hygiene, Menschenrechte und berufliche Fertigkeiten vermittelt werden. UNICEF bestärkt die Familien darin, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Hierfür stellt UNICEF auch Schulstipendien zur Verfügung.

    3. Über Menschenrechte aufklären
    Mit Unterstützung von UNICEF startet TOSTAN eine Informationskampagne zum Thema „Menschenrechte“. In fünf verschiedenen Sprachen werden Poster, Broschüren, Radio- und Fernsehspots produziert, die über Gesundheit und die Gefahren der Beschneidung informieren. Dabei geht es vor allem darum, die Stellung nicht beschnittener Frauen in der Gesellschaft zu verbessern. In die Initiative werden die religiösen Führer und Entscheidungsträger des Dorfes eingebunden.



    Re: Beschneidung der Frauen

    wüstenblume - 03.06.2005, 23:51


    Gespräch mit Ourèye Sall, ehemalige Beschneiderin
    Ourèye Sall war bis vor wenigen Jahren Beschneiderin des Dorfes Nguerigne Bambara im Senegal. 18 Jahre übte sie die Tradition aus:

    „Ich habe mit einer Rasierklinge gearbeitet, die ich vorher mit Parfüm oder Eau de Cologne sterilisiert habe. Wir hatten keinen Alkohol. Man kann nicht sagen, dass die Frauen gezwungen wurden. Sie wollten es, sie kannten nichts anderes. Wenn man es nicht anders kennt und alle es tun, macht man es auch. Ich kenne ein Mädchen, das sehr lange unbeschnitten blieb. Schließlich entschied sie selbst, dass sie beschnitten werden wollte, weil sie die Diskriminierungen nicht länger ertragen konnte. Ich habe aufgehört, nachdem ich einen Kurs besucht habe. Dort habe ich viel über Menschenrechte gelernt. Ich erfuhr, dass es eine Menschenrechtsverletzung ist, wenn man Menschen Dinge zufügt, die gesundheitlich schädigen. Ich habe viel über Gesundheitsfürsorge gelernt. Ohne dies hätte ich niemals aufgehört. Die Tradition war schlecht. Aber wir wussten es nicht.“

    Ourèye Sall leitet heute selbst eine Frauengruppe. Das Kind ihrer Tochter ist eines der ersten Mädchen, die nicht mehr beschnitten wurden.



    Re: Beschneidung der Frauen

    wüstenblume - 03.06.2005, 23:52


    Die Herkunft des Rituals
    Die Beschneidung der Frau ist in erster Linie eine drastische Form von sozialer und psychischer Kontrolle, die ihre Begründung in den traditionellen Glaubenslehren der Stämme findet. Es ist ein "Brauch" dessen Existenz durch soziale Gegebenheiten und den gesellschaftlichen Regeln des Zusammenlebens gerechtfertigt wird. Zu diesen sozialen Gegebenheiten gehört auch die Überzeugung, daß durch die Beschneidung der Frau der Sexualtrieb gedämmt ist, und somit die Gefahr der Untreue ausgeschlossen und die Jungfräulichkeit vor der Ehe gesichert ist. Es ist die Kontrolle des Mannes über die Frau - die ihm gehört - und die er sich durch die Zerstörung des Lustorgans gefügig machen will.

    Eine weitere soziale Gegebenheit ist der gesellschaftliche Stellenwert der Frau. Erst durch die Beschneidung wird eine Frau in die Gesellschaft aufgenommen und heiratsfähig. Ohne eine Heirat ist eine Frau wertlos und hat daher keine soziale Gewichtung. Aus diesem Grund werden die Mädchen schon im jungen Alter "versprochen". Diese Versprechen wiederum erzwingen die Beschneidung, denn nur eine beschnittene Frau ist "begehrenswert". Frauen die ihre Schamlippen noch haben gelten als Prostituierte, und Zitat: "[...] wer seine Tochter verheiraten will muß sie verstümmeln."
    Die tradierte Vorstellung über den sozialen Status und die Rolle der Frau bestimmt also die Notwendigkeit der Beschneidung.

    Allerdings nicht nur - den dieser Ritus ist nicht nur aus gesellschaftspolitischen Gesichtspunkten begründbar. Hier geht es auch um Schönheitsideale, um Reinlichkeit, Sittlichkeit und Religion.
    Der beschnittene weibliche Körper entspricht den ästhetischen Vorstellungen einer Frau - unbeschnittene Frauen gelten als häßlich. Diese Auffassung von Schönheit idealisiert demzufolge die sexuelle Unterdrückung der Mädchen und Frauen.

    Doch auch die Reinlichkeit spielt eine große Rolle. Nur durch saubere, reine und attraktive Geschlechtsorgane ist es möglich eine "richtige Frau" zu sein. Daher wird in Afrika vielerorts die Beschneidung "sauberkratzen" genannt, und das arabische Wort für Beschneidung ist Tahaara, was soviel heißt wie "Reinheit".

    Grundsätzlich kann man sagen, daß solche Rechtfertigungen - Schönheit, Reinlichkeit, Sittlichkeit, Religion - voraussetzen, daß Frauen und Mädchen dem Mann ausnahmslos untergeordnet sind. Die Rolle der Frau versteht sich somit als Sexualobjekt für den Mann, und ihre Aufgabe erfüllt sie durch die Heirat und das Gebären der Kinder.

    Einen religiösen Hintergrund gibt es jedoch nicht, denn weder die Bibel noch der Koran verlangen die Beschneidung der Frau. In Saudi-Arabien, der Wiege des Islams, ist die Beschneidung der Frau völlig unbekannt...

    Historisch gesehen ist es schwer nachzuvollziehen, seit wann dieses Ritual existiert. Vermutlich liegen seine Ursprünge schon Tausende Jahre zurück. Es wurden Gemälde gefunden, die die Operation in Ägypten zeigen und sie stammen aus der VI. Dynastie (2340-2180 v. Chr.). Sie sind die ältesten Hinweise.

    Wann in den anderen betroffenen Teilen dieser Welt die Beschneidung der Frau ihren Einsatz gefunden hat ist unterschiedlich und nicht immer genau zu definieren, allerdings wurden Statistiken erstellt die aufzeigen, wieviele Frauen in den einzelnen Regionen beschnitten sind.



    Re: Beschneidung der Frauen

    wüstenblume - 03.06.2005, 23:52


    Die verschiedenen Formen der Beschneidung
    Die verschiedenen Formen der Beschneidung
    Sunna: die Entfernung der Vorhaut der Klitoris, vergleichbar mit der männlichen Beschneidung
    Klitoridektomie: die Entfernung der Klitoris
    Exzision: zusätlich zur Klitoris werden die kleinen Schamlippen teilweise oder vollständig entfernt
    Infibulation: ist die schwerste Form der Genitalverstümmelung. Dabei werden die inneren und äußeren Schamlippen entfernt und der Rest zugenäht, es bleibt nur ein kleines Loch für Urin und Menstruation.

    Was passiert genau?

    Die Klitoris der Mädchen wird mit Rasierklingen, Messern oder Glasscherben von Friseuren, Hebammen oder traditionellen Beschneidern teilweise oder ganz amputiert. Es gibt verschiedene Arten der Beschneidung, manchmal wird die Vorhaut der Klitoris abgetrennt, oder aber die gesamte Klitoris wird entfernt. Oft werden die äußeren kleinen Schamlippen weggeschnitten und die Reste der Vorhaut werden vernäht, sodass die Klitoris davon bedeckt und die Vaginalöffnung gerade so groß ist, dass die Mädchen menstruieren und urinieren können. Der ganze Akt wird ohne Betäubungsmittel vollzogen.

    Die Folgen

    Natürlich sind bei solchen Beschneidungen Unmengen von schmerzhaften Folgen zu erwarten. Ungefähr 30% der Mädchen sterben nach der Beschneidung, oft an unstillbaren Blutungen oder Infektionen (häufig wird auch HIV und Hepatitis übertragen), auch die Harnröhre wird sehr oft verletzt. Psychische Schäden bleiben das ganze Leben über, die Frauen haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei der Menstruation, sie leiden an Orgasmusunfähigkeit und Unfruchtbarkeit, die Müttersterblichkeit ist sehr hoch.

    Auch in der Hochzeitsnacht verbluten viele Frauen wenn die Ehemänner ihre Frau mit einem Messer „öffnen“, um das erste Mal mit ihr zu schlafen.
    Vor jeder Geburt werden die Genitalien der Frau geöffnet und danach wieder zugenäht. Durchschnittlich bekommt eine Frau in Afrika 5-7 Kinder. Am Ende bleibt anstelle der Genitalien nur noch ein narbiges undehnbares Gewebe oder Fisteln und Zysten.



    Re: Beschneidung der Frauen

    wüstenblume - 03.06.2005, 23:53


    Ich habe in Afrika schon viele junge Mädchen gesehen die beschnitten waren.Die ganzen Genitalien waren eine einzige Verwucherung.
    Und es geschieht jeden Tag wieder. Nicht nur in Senegal. Auch hier in Europa, in Deutschland werden
    afrikanische Mädchen verstümmelt., denn viele afrikanische Familien halten an der Tradition fest.
    Es gibt Organisationen z.B FGM ( Female Genital Mutilation) die dagegen ankämpfen,auch Unicef,
    ( I)TACT,Terres des Femmes, Brot für die Welt u.s.w.


    --------------------
    Der größte Schutz ist ein liebevolles Herz.
    Stärke und Gerechtigkeit sind die Produkte eines unerschütterlichen
    Herzens.

    von Rosi



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