Dr. Dolor

Examen 2006
Verfügbare Informationen zu "Dr. Dolor"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: albert
  • Forum: Examen 2006
  • Forenbeschreibung: Laberecke der KRS 03/3
  • aus dem Unterforum: Off-Topic
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Sonntag 29.05.2005
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Dr. Dolor
  • Letzte Antwort: vor 18 Jahren, 10 Monaten, 7 Tagen, 5 Stunden,
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Dr. Dolor"

    Re: Dr. Dolor

    albert - 09.07.2005, 10:02

    Dr. Dolor




    Viszeralchirurgie - des Übels erster Teil!


    Sein Scalpell durchtrennte das subcutane Fettgewebe mühelos und nachdem er sich durch eine Unzahl von widerspenstigen Faszien und Muskelschichten durchgekämpft hatte erreichte er endlich das Ziel seiner Begierde: angeekelt von der Gestalt dieses komplett kanzerogenen Magens griff er nur zögernd in die die von ihm erzeugte künstliche Öffnung welche im rechten oberen Quadranten schräg unter dem Rippenbogen klaffte und umschloss den Magen mit vorsichtigem, aber unnachgiebigem Griff.



    Seine Mutter hatte ihn gewarnt, seine Freunde hatten sich von ihm abgewand und die einzigen Frauen, die er gelegentlich zwischen die Finger bekam waren die, welche mit Choleozystektomien, Oesöphagusvarizen oder extrauterinen Graviditäten auf seinem Tisch landeten.

    Trotz allen Unannehmlichkeiten hatte sich Dr. Dolor entschlossen, Viszeralchirurg zu werden und es war kein Zuckerschlecken, vom ersten Tag an! Sechs Jahre Studium, danach weitere 5 Jahre Facharztaus-bildung, nicht zu vergessen die harten Jahre als er noch nicht die Privilegien eines Oberarztes geniesen konnte. Eine furchtbare Zeit, eine Zeit ohne Drogen, Sex und Gewalt. Nur als Oberarzt hatte er Zugang zu dem Morphin-schränkchen und der feuchten Liebeshöhle von Schwester Ulla...

    Eine unangenehme Blutung riss ihn aus seiner Lethargie. Aus reiner Unachtsamkeit hatte er beim herausreissen des Magens die ein- oder andere Hauptschlagader mit ans Tageslicht gezerrt und die Dehnungskapazität von Gefässen war nur begrenzt, das wusste auch er. Innerhalb von Sekunden strömte der warme und schlecht aus der Kleidung gehende Saft aus allen Rohren in die offene Bauchhöhle und Dr.Dolor war geneigt, den OP mit lautem Fluchen zu verlassen, um sich in aller Ruhe mit den materiellen Früchten seiner harten Arbeit etwas abzulenken. Was das Ganze noch fataler machte war der Gedanke, das die hilflos dahinblutende fette Sau vor ihm nur ein mieser dreckiger Kassenpatient war, der mit seinem Jahreneinkommen nicht mal die Narkose bezahlen könnte. Derartiges wiederte Dr.Dolor an, ganz davon abgesehen, dass er diese ganze Anästhesie sowieso für überflüssig hielt. Ab einem bestimmten Punkt verlor fast jeder Patient das Bewusstsein, auch ohne Anästhesie. Spätestens, wenn er mit beiden Armen durch die Fascia transversalis in der Bauchhöhle herumschraubte.


    Es half nichts, alle seine Überlegungen führten zum selben Ziel - wie er es auch drehen und wenden würde, der Patient könnte diesen Tisch nicht mehr verlassen, zu gross waren die Verletzungen, die er ihm zugefügt hatte, Verletzungen, welche allesamt mit dem Leben nicht mehr vereinbar waren und die jede für sich genommen schon eine ganze Kohorte von superben Ärzten gefordert hätte.
    Schwester Ulla starrte ihn zornig an, oder war es Gier, die er in ihren Augen glimmen sah? Wie konnte dieses Weib in einer derart desolaten Situation nur ans Ficken denken? Es gab Momente, da erschien ihm das umstehende Personal noch perfieder und abstossender, als die erbärmliche Kundschaft unter dem grünen Tuch.



    Er beschloss, dem grausamen Tun ein Ende zu bereiten und nachdem er sich draussen eine Zigarette und einen guten Kaffee gegönnt hatte, betrat er den OP mit neuen innovativen Ideen und voller Tatendrang. Mittlerweile hatte der Patient wie ein gieriger Schwamm ein Duztend Blutkonserven aufgesaugt und der Anästhesist hatte offensichtlich auch schon Feierabend gemacht - natürlich nicht, ohne der fast schon mitleidserregenden Gestalt auf dem Tisch noch prophylaktisch die medikamentöse Narkose für die kommenden 3 Stunden reinzudrücken. Dr.Dolor rieb sich die Hände, so konnte er in Ruhe arbeiten, ohne Zeugen und ohne die skeptischen Blicke seiner ohnehin überflüssigen Assistenten. Geschickt schnitt er den Patienten vom Kinn bis zum genitalen Schwellkörperansatz auf und durchtrennte beherzt diverse Dünndarmkompartimente. Diese nähte er direkt an den Kehlkopf und zog ihn an die Stelle, an der vorher noch der Magen sein verdauliches Unwerk trieb. Statt des Magens substituierte er ein Stück Rektum, welches dem Patienten zwar zeitlebens einen miesen Mundgeruch verschaffen würde, ihn aber dennoch am Leben erhielt. Und Einsamkeit ist nur anfänglich ein Problem, das wusste Dr.Dolor besser als jeder andere in diesem Haus! Vom Rektum würde sich der Speisebrei dann problemlos durch einen Teil der übrig gebliebenen Bauchschlagader direkt bis zum Nabel durcharbeiten, wo er dann in Form eines noch sehr flüssigen aber nicht minder vollwertigen Exkrementes den Körper verlassen konnte.


    Mit der Gewissheit, die Lebensqualität des eigentlich sowieso undankbaren Kassenpatienten enorm verbessert zu haben schritt Dr.Dolor durch die OP-Tür und als das warme und angenehme Wasser die Spuren von Blut, Fettgewebe und Exkrementen aus Gesicht spülte wusste er plötzlich, warum er sich entschieden hatte, Viszeralchirurg zu werden.


    [img][/img][img][/img]



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Examen 2006

    Best of Wolga - gepostet von albert am Donnerstag 07.07.2005



    Ähnliche Beiträge wie "Dr. Dolor"

    lorem ipsum dolor - Stefan (Samstag 13.10.2007)