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Shalev, Zeruya - Mann und Frau




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Shalev, Zeruya - Mann und Frau

Beitragvon wolves » 13.09.2007, 09:14

Über die Autorin (von Wikipedia abgeschrieben):
*13. April 1959 im Kibbuz Kinneret (am See Genezareth in Galiläa, Israel) ist eine israelische Schriftstellerin.
Zeruya Shalev ist die Tochter einer Malerin und Kunstdozentin und eines renommierten Literaturkritikers und Bibelgelehrten, sowie eine Cousine des Schriftstellers Meir Shalev. Nach ihrer Militärzeit studierte sie Bibelwissenschaften und arbeitet heute als Schriftstellerin und Verlagslektorin. Sie lebt mit ihrem dritten Mann und zwei Kindern aus verschiedenen Ehen in Jerusalem, wo sie am 29. Januar 2004 bei einem Bombenanschlag erheblich verletzt wurde.
In Deutschland bekannt wurde Zeruya Shalev mit dem ersten Band ihrer Romantrilogie über die moderne Liebe Liebesleben. Hier beschreibt sie die inneren Spannungen einer jungen Frau, die sich in einen älteren Mann, einen Bekannten ihres Vaters, verliebt und in Abhängigkeit zu ihm verfällt.
In Mann und Frau wird das Scheitern einer Ehe beschrieben. Die Protagonistin wird nach vielen Jahren gemeinsamen Zusammenlebens überraschend von ihrem Mann verlassen, begreift diese Neuerung als Chance und bleibt mit ihrem Kind vorerst allein zurück.
Der letzte Band ihrer Trilogie, Späte Familie, thematisiert das Scheitern einer Ehe und den Prozess dramatischer Krisen, die letzten Endes die Möglichkeit einer „späten Familie“ eröffnen.
Zeruya Shalev wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Mein Eindruck:
Zeruya Shalev gehört zu meinen absoluten Lieblingsschriftstellerinnen. Dieses Buch hat mich, wie Späte Familie sehr in seinen Bann geschlagen.
Die Ehe von Udi und Na’ama steht vor dem Aus. Man hat sich auseinander gelebt, doch noch wollen es beide nicht vor sich zugestehen. Udi reagiert mit unterschiedlichen körperlichen Symptomen auf diese unerträgliche Lebenssituation in der beide stehen. Na’ama, wenig selbstbewusst, reagiert ihrerseits mit Verdrängung. Ihre gemeinsame Tochter Noga ist wie ein Spielball zwischen den beiden.
Erst als eine „Heilerin“ vor allem Udi die Augen öffnet, beginnt ganz langsam der Umdenkungsprozess. Udi zieht aus und Na’ama muss erst mal mit der veränderten Lebenssituation fertig werden.
Nur jemand, der selbst in einer ähnlichen Situation war, kann eine Situation so beschreiben, wie es Shalev schafft. Es ist unglaublich wie genau sie die Trennung der beiden darstellt. In ihrer typischen Art zu schreiben, befindet man sich schier im Kopf von Na’ama und durchlebt quälend langsam deren Umdenkungsprozesse unmittelbar mit, das erkennen und akzeptieren der Tatsachen und das langsame Aufbauen von Selbstbewusstsein. Auch ihrer Tochter gegenüber findet sie endlich eine gesunde Einstellung. Und nur so kann auch Udi wieder eine Rolle in deren Leben spielen.

Für mich ein wirklich großartiges Buch! Und ohne zu zögern kann ich :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: vergeben.

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Liebe Grüße
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von Anzeige » 13.09.2007, 09:14

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Beitragvon Coco » 13.09.2007, 10:17

Danke für Deine Rezi :D

Ich habe dieses Buch vor ca. 6 Jahren angefangen zu lesen, nach ca. 80 Seiten habe ich aufgehört - aber es war evtl. wieder "ein Buch zur falschen Zeit" - damals hatte ich gerade sehr frisch eine Trennung hinter mir und wollte alles andere als von dieser Thematik lesen.

Aber ich werde es wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen. :D
Liebe Grüsse
Coco

-----------

:studie:

Charlotte Bronte - Villette
Gerhard Henschel - Abenteuerroman
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Beitragvon wolves » 13.09.2007, 10:36

So frisch nach einer Trennung war es wirklich das falsche Buch zur falschen Zeit. Das wäre es für mich auch gewesen.
Mit dem nötigen Abstand und dem Wissen, das eine Trennung aus "Phasen" besteht ist die Lektüre dann unglaublich. Natürlich gibt es Unterschiede, wir Menschen sind ja nicht alle gleich, aber das "Gerüst", die Phasen stimmen in diesem Buch. Allein schon deshalb war ich völlig fasziniert. Mal ganz abgesehen von der "Erzählgewalt" einer Shalev die einem richtig in die Geschichte reinzieht.
Liebe Grüße
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Beitragvon Nerolaan » 29.11.2008, 15:29

Wie viel Streit verträgt eine Ehe?

Na`ama und Udi sind seit knapp 25 Jahren verheiratet und haben eine kleine Tochter.
Doch schon lange ist die Ehe nicht mehr das, was sie sein sollte. Die beiden streiten nur noch und schieben die Schuld dem jeweils anderen zu. Sie fangen an, sich aus dem Weg zu gehen.
Bis es einen Morgen passiert: Udi wacht auf und kann seine Beine nicht mehr bewegen.
Na´ama und er fahren in ein Krankenhaus und sie versucht, sich ernstlich um Udi zu kümmern, der Beziehung wieder auf die Sprünge zu helfen.
Doch mit Udi´s plötzlicher Lähmung scheint noch mehr eingeschlafen zu sein...

Völlig fasziniert las ich erst kürzlich Shalev´s Liebesleben und war einfach nur beeindruckt.
Und im Grunde genommen ist dieser Roman sehr ähnlich: es geht in beiden Romanen um das Scheitern einer Beziehung. Hier diesmal das Scheitern einer Ehe.

Doch Mann und Frau konnte mich bei weitem nicht so begeistern wie der erste Teil der Trilogie.
Was ich bei Liebesleben faszinierend fand, konnte mich hier absolut nicht überzeugen.

Eine Handlung ist eigentlich nicht vorhanden. Es wird höchstens der Schauplatz hin und wieder mal abgeändert, um ein wenig Abwechslung hineinzubringen.
Es erfüllt lediglich den Zweck, dass Protagonistin Na´ama hin und wieder sich wo anders ihre Gedanken machen kann.
Und davon macht sie sich eine Menge.
In Liebesleben zeigt Shalev mit einer unglaublichen Genauigkeit ihr Talent die Gedanken eines Menschen bis ins hinterste Stübchen zu beschreiben.Ungläubig sitzt man vor dem Buch und verfolgt die Gedanken einer Fremdgeherin.
Doch in Mann und Frau wirkt das nicht mehr so faszinierend, denn was hier fehlt ist die Ausgewogenheit. Hier zieht sich ein Gedanke nach dem anderen durch das Buch und es passiert einfach nichts. Es fehlen die Atempausen, die Liebesleben einem gewährte.
Fast schlimmer ist es, dass Na´ama sich trotz ihrer reiflichen Überlegungen immer auf der Stelle tritt, sie macht keine Fortschritte.


Mann und Frau ist dennoch ein durchaus lesenswertes Buch, dass allerdings im Vergleich zu seinem Vorgänger schlecht abschneidet.
Es wird mir bei weitem nicht so im Gedächtnis bleiben wie Liebesleben.

:stern: :stern: :stern:
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